Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Donnerstag, 13. September 2012
Topçu Heart
nnier | 13. September 2012 | Topic Musiq
Caged Animals - Teflon Heart by LuckyNumberMusic

Wenn im Radio die größten Hits von heute laufen, werden bei mir Stresshormone freigesetzt. Das klingt für mich wie aufdringliches Handyklingeln oder der Platz neben dem Autoscooter: Lauter Soundeffekte, völlig dichtgepackt, ohne jeden Spannungsbogen, klanggewordene Energy-Drinks. Ich muss dann immer wegschalten, und neulich las ich irgendwo einen Satz, der einiges erklärte: Du hast nur 7 Sekunden Zeit, in denen du die Aufmerksamkeit des Hörers erreichen kannst, dann schaltet er weiter, so ungefähr sprach ein Facharbeiter aus der Pop-Produktion, deshalb müsse man es pausenlos an allen Ecken und Enden krachen lassen. Die letzten Werke von Madonna z.B. klangen für mich nur noch anabol stimuliert, an jeder Ecke ein schrilles "Girl" oder ein lasziv gerauntes "Bitch!" - und noch ein Jingle obendrauf, so dass ich mich fühlte wie im Europapark Rust.

Ich fuhr mal wieder ein Stückchen, da klangen drei sympathische Stimmen aus dem Radio, die sprachen so eloquent, dass es eine Freude war. Ich war mitten in der Sendung eingestiegen und hatte nur ein paar Minuten Wegstrecke, doch die nachdenklichen und wohlformulierten Äußerungen dieser drei erregten sofort mein Wohlgefallen. Mir fiel dann bald ein, wer das wohl sein musste, denn ich hatte einen Auszug aus dem Buch gelesen in der Wochenzeitung, für die alle drei schreiben, und so hoffte ich darauf, dass ich noch während der Fahrt erfahren würde, wie man den Namen Khuê Pham eigentlich ausspricht. Doch dem war nicht so, und als mein Fahrziel bereits in Sichtweite lag, wurde ein von Özlem Topçu ausgewähltes Musikstück angekündigt, so dass ich wusste, ich würde das heute nicht mehr lernen.

Soll er sich doch einsperren mit seinen verstaubten Progressive-Platten, höre ich Sie lästern, soll er doch diesen sperrigen Mist hören, bei dem sich ein einzelnes Lied über eine ganze Plattenseite hinzieht, soll er sich doch freuen, wenn er meint, dass da am Ende irgendwelche Motive vom Anfang wiederaufgenommen werden oder dass die ganze Zeit eine Spannung aufgebaut wird, die sich am Ende entlädt - oder sein romantisches Sommerpicknickzeug mit akustischen Gitarren und harmonischem Gesang. Aber weit gefehlt, Damen und Herren, ich bin gar nicht so, ich bin offen für Neues, wirklich wahr, und es geht auch nicht um die Art der Instrumentierung oder Bescheidwissermusik für Abiturienten, ich kann auch ohne Einschübe im 7/8-Takt und verquaste Lyrics, und es muss nicht mal von den Beatles sein: Ich mag sehr gerne einfache Liedchen, die sich für manch anderen vielleicht anhören wie der Platz neben dem Kinderkarussell, solche wie das mir bislang unbekannte Teflon Heart, das Frau Topçu in dieser Sendung ausgesucht hatte und mir seither nicht mehr aus dem Kopf gehen will.

Ja, da sind auch Soundeffekte drin und die Loudness ist bis zum Anschlag aufgerissen, man sieht es ja an der Visualisierung da oben, aber eines ist ganz anders als bei Katy Perry mit ihrem Pop-Sperrfeuer: Das Lied kommt trotzdem völlig entspannt rüber, und das erinnert mich wieder an die drei jungen Frauen, denen ich bei Gelegenheit bestimmt auch noch mal in Ruhe lauschen werde. Bei mir ist es nämlich umgekehrt, das noch als Hinweis an die Ökonomen der Pop-Aufmerksamkeit, ich bin nach maximal 7 Sekunden weg, wenn ich die volle Breitseite bekommen soll.

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Montag, 10. September 2012
Natürlich.
nnier | 10. September 2012 | Topic Ja nee
Und als die BW-Bank später angeboten habe, den Kredit abzulösen, habe man die Offerte dankbar angenommen. "Natürlich haben wir uns darüber gefreut und genauso natürlich haben wir auch nicht gesagt: "Aber das geht doch nicht, schrauben Sie die Zinsen lieber mal ein wenig höher!'"
(Bettina Wulff)
Das bringt die Sache noch mal auf den Rabattpunkt: Kleingeistige Mitnehmer im zu großen Amt. Das machen sie doch alle, die da oben, nicht wahr, Heu einfahren, und Thomas Gottschalk hat auch seit 20 Jahren keine Lust mehr, zieht es aber durch und verhökert seine öffentlich-rechtliche Reputation am Ende doch noch bei RTL, und die Söldner beim Fußball, und Sie würden das doch auch machen, wenn morgen jemand käme und sagte: Bei uns verdienen Sie das Dreifache!

Ich weiß, es klingt absurd in Ihren Ohren - doch genau das würde ich erwarten: Aber das geht doch nicht, schrauben Sie die Zinsen lieber mal ein wenig höher, denn ich will aus meinem öffentlichen Amt keinen privaten Vorteil ziehen.

(Und so schlimm es sein muss, wenn in Privatleben und Vergangenheit geschnüffelt wird: Man hört es bei jeder erwirkten Unterlassungserklärung in der Großburgwedeler Haushaltskasse klingeln. Einen sicherlich besonders satten Schlag für die abgedruckten Auszüge aus dem Buch gibt's - natürlich - ausgerechnet von BILD.)

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Sonntag, 9. September 2012
Mein geistiger Abstieg
nnier | 09. September 2012 | Topic In echt
Vor dem Urlaub konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich die Fahrräder oder die Liegestühle mitnehmen sollte. Ich nahm die Fahrräder, dann war es unterwegs so heiß, dass ich bald zu greinen begann: Was habe ich mir nur gedacht, es sind doch sowieso nur ein paar Tage, und wie kann ich nur auf die Idee kommen, ein Fahrrad dringender zu benötigen als einen Liegestuhl! Ich will doch nur in Ruhe da liegen! Ich will doch nichts mehr, als auf diesem Liegestuhl zu liegen!



"Dich braucht man nur auf 1000 Meter zu bringen, dann geht's dir besser, dann bist du glücklich, hier oben, gell!", teilte man mir mit, und tatsächlich fühlte ich mich gleich ganz anders. Ich nahm am zweiten Tag sogar die Fahrräder herunter und fuhr ein Stündchen um den kleinen Bergsee, am dritten war's ein kleiner Spaziergang und am vierten oder fünften noch mal das Fahrrad. Nö! Ich will nicht weiterfahren! Hier gefällt's mir! Hier bin ich zufrieden! Hier könnte ich noch eine Woche bleiben! Oder zwei! Mir fehlt hier nichts. Höchstens der Liegestuhl.



Diesmal war's ein anderes Land, dort hatte ich bisher nicht immer nur Glück, aber das stimmt schon, wenn ich die drückende Schwüle da unten erst mal hinter mir gelassen habe und aufatmen kann, wenn ich entfernten Nadelwaldduft atmen und leises Bachplätschern hören kann, überkommt mich ein fundamentaler innerer Friede. Ich muss dann keine weiten Wanderungen machen und keine hohen Berge besteigen. Nur atmen. Essen. Schlafen. Lauschen.



Mich hat vor zwei Jahren, auch irgendwo oben, etwas gebissen, das habe ich erst viel später festgestellt und mir womöglich den Gilb eingefangen, so fühlt sich das jedenfalls an, denn diese Tests sagen alle nichts aus, die können falsch positiv oder falsch negativ sein. Und man kann eine Salzkur machen oder Homöopathie oder monatelang hochdosierte Antibiotika schlucken, das ist je nachdem und vielleicht auch nicht, und man kann privat einen speziellen Test machen, der ist viel genauer und sagt auch nichts aus, denn das kann alles falsch negativ oder falsch positiv sein.



Vielleicht ist das aber auch alles Quatsch, vielleicht gibt es im Leben diesen Knick, man bekommt einen mit und erholt sich diesmal nicht, es wird diesmal einfach nicht wie vorher, und man muss sich umstellen und daran gewöhnen. Kräfte einteilen. Atmen. Essen. Schlafen. Lauschen.



Ich kannte mal eine alte Frau, die lebte in einem winzigen Häuschen. Morgens stand sie auf, schürte den alten Herd, saß da, kochte, aß, schlaf. Früher wäre ungefähr hier eine Pointe gekommen oder eine überraschende Wendung.



"Im Grunde ist es egal, ob ein Mensch über einen gelungenen Text glücklich ist oder über ein Wurstweckle" (Inge Jens)

Hmm, lecker.

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Dienstag, 4. September 2012
Powersätze für Psychologen
nnier | 04. September 2012 | Topic Klar jewesn
• "Tritt ein, bring Geld herein!"

• "Und Sie sind ganz sicher, dass Sie das Bügeleisen abgeschaltet haben?"

• "Oha. Das wäre mir aber echt peinlich."

• "Machmer fumzehn Euro bar auf Kralle."

• "Ich träume manchmal auch den größten Scheiß."

• "Vielleicht bilden Sie sich mich ja nur ein!"

• "Sorry, ich bin heute irgendwie depri, aber erzählen Sie ruhig."

(Inspired by)

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Montag, 3. September 2012
Stop, Motion!
nnier | 03. September 2012 | Topic In echt
Das Ende:



Der Anfang:



Dazwischen:





Zwei Stunden:

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