Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Freitag, 31. August 2012
Cutting Edge mit Fearless Feedback
nnier | 31. August 2012 | Topic Klar jewesn
Was dagegen außerordentlich gern gesehen wird, ist das Sitzen auf einer Stuhllehne – wirkt "freundlich und lässig."
Steht hier (Obacht: Link zu B*LD), und man wäre nicht überrascht, wenn die hippe Gehirnwäschefirma ihren smarten Sales-Sklaven im Camp der Empathie auch noch Pfahlsitzen ins Verhaltensrepertoire pressen würde. Feel, felt and fucked! Was für eine ekelhafte Konditionierungsfabrik, Übersetzungsfehler hin oder her.

(Beweisfoto)

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Mittwoch, 29. August 2012
Tooltip
nnier | 29. August 2012 | Topic In echt
Über gutes Werkzeug kann ich mich bedingungslos freuen. Meinen ersten Akkuschrauber, er nannte sich "Faust", kaufte ich mit Anfang 20, nachdem ich im Fernsehen eine Reportage über einen Zimmermann gesehen hatte, der Latten auf einen Dachstuhl schraubte. Bis dahin hatte ich nur normale Schraubenzieher gekannt und jede Schraube mühsam mit der Hand eingedreht. Und nun saß da dieser Zimmerer und versenkte in atemberaubenden Tempo lange, dicke Schrauben, während er lächelnd über seinen Beruf Auskunft gab.

Ich weiß noch, wie ich an einem der ersten Tage im neuen Haus, wir waren gerade eingezogen und ich sollte bald in die Schule kommen, frühmorgens in den Werkkeller lief und ein herumliegendes Brett in die Vorderzange der Hobelbank einspannte. Ich sägte ein paar Stücke ab. Daraus hämmerte ich ein kleines, windschiefes Regal mit zwei Seitenteilen und zwei Böden zusammen, zog krummgeschlagene Nägel nötigenfalls noch einmal halb heraus, dazu nahm ich die Beißzange, bog sie mit der Kombizange wieder gerade und versuchte, sie diesmal senkrecht einzuschlagen.

Wir waren keine Handwerkerfamilie. Die Hobelbank stammte aus einer Werkstatt, in der sie nicht mehr benötigt wurde. Mein Großvater, der als Schreiner angefangen hatte, war lange zuvor in den Möbelhandel eingestiegen. Die Schreiner waren deshalb immer weniger in der Werkstatt beschäftigt, sondern lieferten verkaufte Möbel aus und montierten diese bei den Kunden. So kamen wir zu der Hobelbank und einer Grundausstattung mit Werkzeug.

Als Kind hält man alles für normal: In einem Haushalt gibt es eine Schreibmaschine und im Keller eine Werkbank, und ich musste erst lernen, dass das nicht immer stimmt. Trotzdem war ich verblüfft, als mich ein befreundetes Studentenpaar eines Tages um Hilfe bei ein paar einfachen handwerklichen Tätigkeiten bat: Kannst du deine Bohrmaschine mitbringen? Klar, die hat nicht jeder, und den Akkuschrauber bringe ich gleich mit, einen Hammer habt ihr aber? Nein? Und eine Zange? Auch nicht? Schraubenzieher? Zollstock? Nicht? Einfach ... gar nichts!? Das konnte ich mir nicht vorstellen.

Mit dem neu gekauften Akkuschrauber ging ich erst mal heimlich auf den Dachboden. Dort standen ein paar herrenlose Schrottmöbel herum, an denen ich ihn ausprobierte: Wie dosiert man die Kraft, wie fest muss man beim Schrauben aufdrücken, wie wechselt man Bohrer und Bits? Vorsichtig tastete ich mich heran, begeistert über Kraft und Geschwindigkeit, und ich wüsste zu gerne, wie viele tausend Schrauben ich seither mit diesem Wunderwerkzeug ein- und ausgedreht habe, statt mühsam mit einem Schraubenzieher herumzuwürgen.

Ich habe zu wenig Platz. Der Keller steht voll mit Fahrrädern, Zeug, Sachen und Gerümpel. An einer Wand aber stehen ein paar alte Küchenunterschränke. Darin, darunter, daneben, davor und darauf türmen sich Elektrowerkzeuge, Schraubensammlungen, Sägen und Sandpapier. Es ist ein Wunder, dass ich manchmal tatsächlich eine Unterlegscheibe finde, wenn ich eine brauche. Aber das Verhältnis von der Zeit, die ich benötige, um alles zusammenzusuchen, zu der Zeit, in der ich wirklich arbeiten kann, ist absurd.



"Faust" liegt immer noch da unten, getrennt von Ladegerät und Akku, die garantiert auch noch irgendwo liegen, bloß weiß ich nicht, wo, deshalb musste ich schon kurz darauf einen Nachfolgeschrauber kaufen, ein billiges Baumarktmodell, das weit mehr als ein Jahrzehnt treue Dienste geleistet hat. Erst jetzt macht der Akku schlapp, und seit ich kürzlich ein aktuelles Spitzenmodell mit Li-Ion-Akku in der Hand hielt, bin ich verdorben: Welch eine Kraft! So was will ich auch haben.

Und übrigens eine Hobelbank. Und einen Werkkeller. Aufgeräumt. Dann macht euch auf was gefasst.

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Sonntag, 12. August 2012
Sofort reich in Rente
nnier | 12. August 2012 | Topic Brainphuq
Dieses wird mir regelmäßig per E-Mail von wohlmeinenden Anbietern vorgeschlagen; und ich frage mich gelegentlich, warum ich noch nicht darauf eingegangen bin.

Neulich z.B. hatte ich irgendwas am Ohr, hörte mit dem einen Ohr nicht ganz so gut wie mit dem anderen, also ließ ich das mal lieber checken und lag schon kurz darauf teilentkleidet auf einer dieser fahrbaren Liegen unter einem frischen, weißen Laken. Der freundliche Arzt erläuterte anhand einer Zeichnung, die er schnell aufs Blatt strichelte, die zirkuläre Schnittführung rund um beide Ohrmuscheln, die man dann im ganzen abnehmen und durch haltbare Kunststoffexemplare ersetzen würde.

Wohl hatte ich unterschrieben und der verbindliche Herr war als Kieferchirurg meiner Tochter bislang auch nicht negativ aufgefallen, doch war mir der Gedanke an gefühllose Gummimuscheln in Graubeige dermaßen unbehaglich, dass ich mich räusperte und gegen großen inneren Widerstand zu sprechen begann:

"Ich mache so etwas normalerweise nicht, das müssen Sie mir glauben. Die Schwester vorne beim Unterschreiben hielt es wohl auch nicht für nötig, auf dieses hinzuweisen. Doch war mir bislang nicht bekannt, dass bei dieser Art des Eingriffs das Außenohr komplett geopfert werden muss. Ich würde deshalb gerne auf die Operation verzichten, wenn das möglich ist."

Leicht erstaunt, aber nachsichtig lächelte der Mediziner, "Wir zwingen hier keinen!", und unterschrieben hatte ich ja, das wusste er und das wusste ich, das Geld hatte er demnach sicher und schlurfte vorwurfslos in den Gang, durch den ich gleich darauf hinwegrannte, teilbekleidet, in entgegengesetzter Richtung.

Solche Träume haben vielleicht damit zu tun, dass man im täglichen Rattenrennen immer versucht, mit der Nase über Wasser zu bleiben: Man verliert auf dem Markt einen frisch gezogenen Geldschein und kauft zum Ausgleich 18 Flaschen Flüssigwaschmittel "Black" für die nächsten Jahre im Sonderangebot. Ich meine, die wollen dir die Ohren abschneiden - und du denkst über Geld nach! Bzw.: Sogar im Traum ist dir sehr bewusst, dass du nur deshalb noch von der Liege hüpfen kannst, weil du sowieso bezahlst.

Ich gönne mir gelegentlich eine individuelle Gesundheitsleistung und habe für die nächsten Jahre einen monatlichen Posten auf dem Kontoauszug, der damit zu tun hat, dass eine kieferorthopädische Behandlung im Familienkreis mit besonders guten Materialien und Methoden erfolgen soll. Grundsätzlich sehe ich ein, dass nicht alle von allem alles haben können, ich habe kein Problem mit einer Praxisgebühr, auch wenn die existierende Regelung lächerlich ist und nur Aufwand erzeugt.

Aber jetzt werden die ganzen alten Gruselvisionen wahr, jetzt handeln sie mit Organen und sind clever und führen Angebot und Nachfrage zusammen, sie kommen billig an ihre Rohstoffe und fliegen mit einer Niere im Koffer zum solventen Kunden, warum sollte es auch anders sein, Naturgesetz, die einen nennen es Yin und Yang, die anderen Angebot und Nachfrage, und das mit den Träumen ist ja nur nachts.

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Montag, 6. August 2012
Who plays it cool
nnier | 06. August 2012 | Topic Klar jewesn


Naa-naa-naa-nananana!

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Donnerstag, 2. August 2012
Trockenstarre - the best!
nnier | 02. August 2012 | Topic In echt
Weichspüler sollen dem Effekt entgegenwirken, dass sich die Wäsche nach dem Waschen in der Maschine und anschließendem Trocknen in unbewegter Luft hart anfühlt. [Wikipedia]
Als ich neulich nass aus dem See stieg und mich mit einem quadratischen, weißen Stück Stoff von etwa 20 cm Kantenlänge abzureiben begann, kamen wieder diese belustigten Kommentare: Hihihi, was ist das denn bzw. Ist das so ein Hi-tec-Material und dergleichen. Nö, antwortete ich, während ich den Lappen auswrang, das ist ein Frotteewaschlappen, altes Interrailerwissen, spart enorm Platz und Gewicht - und ist bei diesen Temparaturen absolut ausreichend, das bisschen Restfeuchte auf der Haut kommt grad recht.



Dann wickelten sie sich in ihre aprilfrischen Bademäntel und tennisplatzgroßen Saunatücher, schmunzelten über den Sonderling und hatten für die Nacht was zum Nachdenken. So ein Hi-tec-Handtuch habe ich übrigens auch mal geschenkt bekommen, es fühlt sich ungefähr an wie ein Fleecepulli oder ein Poliertuch fürs KFZ, kann angeblich das X-fache seines Eigengewichts an Wasser aufnehmen etc. etc., das habe ich ausprobiert und stimmt wohl auch. Bloß bin ich kein Auto.



Das Gute an diesem Wetter ist ja wohl, dass man die Klamotten an der Luft trocknen lassen kann. Ich bin da sicherlich geprägt, frühkindlich, unser Handtuch stand immer hinter der Tür, aber für mich gibt es kaum etwas Schlimmeres als weiche Wäsche. Dieses unnatürlich flauschige Gefühl auf der Haut ist mir ein Graus, ich hänge deshalb in den Heizungskeller, was ich kann, T-Shirts und Jeans trocknen an der Leine, aber die Unmengen an Socken, Bettwäsche, Handtüchern etc. müssen durch den Trockner gejagt werden, tagein, tagaus, und der Preis ist die verlorene Härte.



Das ist es, was ich am Sommer liebe: Du hängst das Zeug auf den Wäscheständer, die Sonne ballert, der Wind weht, nach ein paar Stunden nimmst du die Wäsche wieder ab und merkst schon beim Einfüllen in den Korb diesen wunderbaren Widerstand an den Knickfalten. Der Stoff steht, der will seine Form halten, der ist nicht schlaff und labberig wie zerlaufender Analogkäse, der ist stabil und schroff wie Sandpapier und die Wange meines Großvaters beim Gutenachtsagen.



An meinem Handtuch will ich Streichhölzer entzünden können. Ich will seinen Widerstand spüren, beim Zusammenlegen und beim Auseinanderfalten, und wenn ich es mühsam hinter meinen Rücken befördert habe, so wie es meine vierjährige Freundin mir damals beigebracht hat, und seitlich hin- und herzerre, dann will ich etwas davon haben, das soll auf den Schultern reiben und die Lenden schrubben, wozu lebt man denn.

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