Link zu diesem Beitrag (11 Kommentare) | Kommentieren [?]
Seit langem frage ich mich, warum ausgerechnet Tankstellen von Schmierereien so auffällig verschont bleiben. Dabei bietet sich das Logo einer bekannten Spritmarke gleich doppelt zum Übersprühen an, und vor Aufregung könnte ich mich wieder nicht entscheiden, und heraus käme ONAL.
Ich begleitete eine kleine Musikerin zum Instrumentalunterricht. Die Lehrkraft legte ein neues Notenblatt vor. "Kennst du Bizet?", wurde die Flötistin gefragt und verneinte dieses, woraufhin die nächste Frage lautete: "Aber was ein Bizet ist, das weißt du? Nicht?", ich wurde auch langsam neugierig und erfuhr: "Man kann es in der Bäckerei kaufen oder auch selbermachen, das ist aus Eischnee und Zucker!"
Die wollten plötzlich schick sein und schraubten so Plexiglasschilder in ihre Glasstahlmarmorbauten. Ich knibbelte mühsam ein "e" von der Rückseite und weidete mich innerlich am legasthenisch im Empfangsbereich prangenden "Fachbereich Psychologi". (Das war aber nichts, um Frauen herumzukriegen.)
Seit wann eigentlich trägt Karl-Heinz Rummenigge eine Brille?
"Hol dir Kraft", "Atme dich frei", "Fühl dich jung", "Träum schön", "Freu dich": Es gibt so tolle Teesorten, und was wird mir wieder eingeschenkt - "Wichs dir einen", na danke.
Link zu diesem Beitrag (2 Kommentare) | Kommentieren [?]
Link zu diesem Beitrag (11 Kommentare) | Kommentieren [?]
Wenn wir früher die Verwandtschaft besuchten, freute ich mich besonders darauf, an den Schubladenschrank im Wohnzimmer meines Onkels zu gehen, seine umfangreiche Asterix-Sammlung herauszuholen und sie immer wieder zu lesen. Sehr genau erinnere ich mich auch an sein enttäuschtes Gesicht, als Der Sohn des Asterix erschienen war, und seine, des Kenners, mahnenden Worte: "Das ist das erste Heft, bei dem mir schon das Titelbild nicht gefällt!"
So weit ich weiß (ich bin in der frankobelgischen Comicwelt nicht bibelfest), hatte es zuvor mit Der große Graben schon ein Abenteuer gegeben, das ungewohnt schwach war und in dem plötzlich ein (viel zu naturalistisch gezeichneter) großer, breitschultriger Held und eine hübsche Blonde wie Fremdkörper durchs Comicbild liefen. Aber dass es noch wesentlich weiter bergab gehen kann, musste man sich seither alle paar Jahre beweisen lassen: Die strunzdummen und langweiligen Odyssee und Maestria habe ich mir noch mit eigenen Augen angesehen, erbärmliches Zeug ohne Geist, in denen ohne jeden dramaturgischen Sinn die Piraten und anderes liebgewonnenes Personal auftauchen müssen und sich verhalten wie schlechte Schauspieler, es ist ein Graus - als es dann aber vor einigen Jahren hieß, jetzt kämen Außerirdische und Supermänner ins gallische Dorf, da beschloss ich: Nicht mit mir. Ich möchte es nicht mal sehen. Und was da jetzt gerade als Jubiläumsheft erschienen ist, klingt tatsächlich nach einem noch tieferen Tiefpunkt.*
Es gibt zwei bestimmte Seiten in einem Asterix-Album, - ich weiß gerade gar nicht, welches es ist - , die mein Leben bereichert haben. Sie sind so perfekt aufgebaut und gezeichnet, dass ich mich verneigen möchte. Natürlich ist es auch hier, wie generell beim Lesen und Gucken, nicht schlecht, wenn man ein paar Hintergründe kennt - zum Beispiel, weil man schon ein paar andere Asterix-Hefte gelesen hat und also weiß, wie sehr sich die Dorfbewohner freuen, wenn es "frische" Römer zum Verprügeln gibt, wie sie begeistert losstürmen, wie sie sich gegenseitig, vor allem aber den stets vornewegrennenden Obelix missgünstig anherrschen: "Lass den anderen auch ein paar Römer übrig!"
Eine gute Comicseite funktioniert auch für sich allein, und so beginnt die erste Seite damit, dass Obelix mit seinem Hinkelstein durchs Dorf läuft. Die anderen Dorfbewohner kichern, wann immer sie ihn sehen, Obelix wundert sich, immer dieses "Hi hi hi", schließlich beginnt er sich zu ärgern - und auf dem letzten Bild schreit er seinerseits einen arglosen Spaziergänger wutenbrannt an: "HI HI HI!", es ist ein fantastisches Bild, wie der unschuldige Kerl zu Tode erschrickt, und man wundert sich noch mit Obelix, was denn eigentlich los ist, da beginnt die zweite Seite der Sequenz.
Jemand kommt ins Dorf gerannt und verkündet, dass neue Römer ins Lager gekommen seien. Sofort will Obelix losrennen, er ruft wie üblich: "Lasst sie mir! Lasst sie mir!", wird aber von Asterix noch festgehalten, der ihm erklärt: "Ja, wir lassen sie dir, du kannst sie alle für dich alleine haben, denn du hast heute Geburtstag!" - und Obelix versteht plötzlich die Geheimnistuerei der anderen, er ist zutiefst gerührt, kann sein Glück nicht fassen, dann rennt er los und darf alle Römer wirklich ganz alleine verhauen, während - grandios gezeichnet - die Männer des Dorfes beisammenstehen wie ein Feuerwehrchor und lauthals ein Geburtstagsständchen singen: "Wir gratulieren! Wir gratulieeeren!"
Obelix kehrt, nachdem er die Garnison plattgemacht hat, zu seinen Freunden zurück und bedankt sich vor Rührung schniefend, die ganze Seite ist großartig durchkomponiert und wäre schon bis dahin wunderschön - ins Nirwana aber befördert mich das letzte Bild, das I-Tüpfelchen, das hauchdünne Pfefferminzblättchen, ohne das das Menü nicht komplett wäre.** Man sieht auf diesem Bild, inzwischen liegt das Schlachtfeld im Dunkeln und die Gallier sind längst fort, einige übel zugerichtete Römer mit blauen Augen usw. herumliegen.
Einer von ihnen singt mit komplett derangiertem Gesichtsausdruck: "Wir gratulieren! Wir gratulieeeren!"
--
*(Gruß an Herrn Völler)
** (Oh, Scheiße! Mr. Creosote!)
Link zu diesem Beitrag (5 Kommentare) | Kommentieren [?]
Ich habe alle paar Jahre auf Dichtigkeit geprüft
Die Zeit strömte außen vorbei
Sie drang tatsächlich nicht ein
Es hat ganz schön lange gehalten
Immerhin
Link zu diesem Beitrag (0 Kommentare) | Kommentieren [?]
Andererseits verhält es sich in meinem Fall so, dass ich z.B. die allermeisten meiner Mitschülerinnen und Mitschüler aus der Grundschule, die Lehrerinnen und Lehrer sowieso, mit Vor- und Nachnamen aufzählen kann, und ich bin doch oft überrascht, wenn ich erfahren muss, dass das nicht jedem so geht. Ich lese ein Buch oder einen Comic nach dreißig Jahren wieder und erinnere mich an bestimmte Stellen sehr genau, und das wäre ja auch alles schön und gut, gäbe es nicht auch so viel Peinliches, das eben nicht im gnädigen Dunkel der Amnesie versinkt wie offenbar bei vielen anderen, die, das sei mal deutlich gesagt, auch genug Grund hätten, sich mal gepflegt in Grund und Boden zu schämen. So eine gelegentliche Amnesie ist manchmal ganz praktisch, wenn man plötzlich seine Persönlichkeit wandelt, dann braucht man sich nicht um sein dummes Geschwätz von gestern zu kümmern, ich meine: nichts gegen neue Erkenntnisse und gewandelte Sichtweisen, nicht wahr, Kopf rund Gedanken Richtung, komisch kommt's mir nur manchmal vor, wenn gar zu abrupt und vor allem übergangslos der Schnee von gestern nicht nur weg ist, sondern wenn er, ganz ehrlich, auch nie dagewesen ist.
Na, das führt jetzt aber doch ein wenig fort von dem Gleis, auf dem ich mich hier bewegen wollte, Sie sehen schon, ich vermeide durch Geschwätzigkeit das eigentliche Thema. Ähem. Das ist jetzt aber wirklich gar nicht so einfach. Also. Es gibt eine hochnotpeinliche Erinnerung, die mich immer wieder heimsucht, und ich werde sie nicht los. Ich hab's schon oft versucht, mit Ignorieren und Verdrängen und Älterwerden und allem, allein: es hilft einfach nichts. Und da dachte ich mir, schlimmer kann's ja auch nicht werden, erzähle ich es einfach Ihnen, vielleicht ist das dann so ein befreiendes, kathartisches Erlebnis, bei Star Trek V hat das immerhin auch einigen geholfen: "Teile mit mir, wie es war! Der Schmerz muss heraus! Er hat deine Seele zu lange vergiftet!", und ich bin immer noch der Ansicht, dass der vielgescholtene fünfte Film einige der schönsten Szenen überhaupt beinhaltet, alleine schon der Landurlaub im Yosemite-Nationalpark mit dem Trio Spock (Ratio, Überich), Pille (Emotion, Es) und Kirk (Ego i.S.v. Ich), es sind schöne Momente zwischen den dreien, ganz egal, dass man nicht ernsthaft einen Film mit "Gott" als Energiewesen auf irgendeinem Planeten hinter einer Barriere aus Zigarettenqualm machen kann. Kirk im Aufzug: "Ich könnte eine Dusche gebrauchen!", Spock: "Ja."
Der Berg, den Captain Kirk im Yosemite Park erklimmt, heißt natürlich El Capitan, und das erinnert mich dann wieder daran, was ich hier eigentlich niederschreiben will. Die Szene, die mich so regelmäßig heimsucht, wird nämlich wesentlich durch einen Käptn gestaltet. Bzw. einen Mann, der in seiner ganzen Ausstrahlung etwas sehr streng Kapitänsmäßiges an sich hatte. Er hatte schlohweißes Haar, war groß und hanseatisch, schien unter Bluthochdruck zu leiden, jedenfalls war seine Gesichtsfarbe tiefrot, und bekleidete die Position des Rektors an einer Schule, an welcher ich einst ein Praktikum absolvierte. Ich war Student und mithin etwas älter als die Schülerschaft, und manchmal rauchte ich irgendwo auf dem Gelände eine Zigarette.
Eines Tages sprach mich der Kapitänsrektor darauf an, erwähnte das "Gesundheitsprofil" seiner Schule und die gesundheitlichen Folgen des Rauchens, und nach zehn Minuten Vortrag hatte ich verstanden, dass ich gerade darum gebeten wurde, auf dem Schulgelände nicht zu rauchen. Daran hielt ich mich auch.
Bis ich eines Morgens, es war mein Geburtstag, vom Fahrrad stieg, mir eine Zigarette ansteckte, den Schulhof überquerte und plötzlich vor einem Paar Kapitänsbeine stand. Reflexartig verbarg ich die Kippe mit der linken Hand hinter meinem Rücken, als eine Hand sich mir entgegenstreckte und der Rektor mir wortreich gratulierte. Hinter mir qualmte es, Schüler gingen an uns vorbei, ich wusste nicht ein noch aus, ich stammelte und faselte und bedankte mich für die Glückwünsche, die Zeit dehnte sich endlos, der Käptn drehte ab und ich schlich wie ein begossener Pudel ins Gebäude.
Tja, das war's schon. Was haben Sie denn erwartet? Herrje, ist mir das peinlich!
Link zu diesem Beitrag (9 Kommentare) | Kommentieren [?]
* Ausgereift und gut abgehangen, blättern Sie zurück!