Es gibt den Punkt, an dem die Begeisterung kippt. Irgendwann fühlt man sich getrieben. Und wenn es so generalstabsmäßig aufgezogen wird, mit weltweiter Werbekampagne, wie seit den Anthology-Alben üblich, und nun mit dem überfrachteten Datum "09-09-09", als beginne eine neue Zeitrechnung, und dazu auch noch einem komischen Computerspiel mit Plastikgitarren, dann fällt es mir schon schwer, wirklich mal hineinzuklicken, allerdings, das ahnt man selbst beim kurzen Clip aus quäkenden Laptoplautsprechern, es klingt wirklich gut, und irgendwann werde ich schwach werden und mir die CDs besorgen, so oder so.
Es gab mal eine Zeit, da war der Beatles-Katalog geschlossen und vollendet. Dass Let It Be und Get Back auf dem Blauen Album anders klangen als auf dem Album Let It Be, dass es irgendwo auch noch Komm, gib mir deine Hand und Sie liebt dich zu entdecken gab, solche Dinge waren ja gerade noch mit der Sehnsucht nach Übersicht und Geschlossenheit zu vereinbaren, und so kleine Schmankerln wie Live at the Hollywood Bowl oder Live at the BBC, die den offiziellen Katalog erweiterten, erschienen mit Jahrzehnten Abstand und ließen einem genug Zeit zur Assimilation. Zudem waren das doch eher Liebhaberstücke in verrauschtem Mono, die also gewissermaßen neben dem offiziellen Kosmos existierten.
Dann wurde es mehr, es kamen die Anthology-CDs. Let It Be ... Naked. Eine neue Yellow Submarine. Ich kaufte eine Box mit den CD-Versionen der US-amerikanischen Erstveröffentlichungen, die nicht nur andere Titel und Reihenfolgen beinhalteten, sondern auch deutlich anders abgemischt waren als die britischen Originale. Sehr interessant, wirklich - viel mehr Hall, z.B., und jede CD enthielt die Stereo- und die Monomixe des betreffenden Albums.
Ich beschäftige mich sehr gerne mit den Beatles, ich interessiere mich so sehr für die Lieder und ihre Geschichte, dass ich immer wieder Bücher lese und mich freue, wenn ich auf irgendwelche frühen Versionen und fehlgegangenen Aufnahmen stoße. Aber diese höre ich sozusagen als Archäologe. Im Alltag sehne ich mich danach, das Hirn ausschalten und einfach die Musik genießen zu können.
Ich habe nun vom Baum der Erkenntnis genascht und kann nicht mehr zurück. Noch steht zum Glück der Musikgenuss im Vordergrund. Und ich hoffe, das bleibt auch immer so.
Wenn so ein Lied im Radio kommt, will ich es einfach hören. Und werde mir hoffentlich niemals überlegen: "Ah, das ist der ursprüngliche britische Stereo-Mix von 1965, der als Bonus mit auf der Mono-CD von 2009 ist und sich sowohl von der 1987er Stereo-CD-Version als auch von ursprünglichen US-Stereoversion unterscheidet."
Der Musikgott bewahre mich davor.
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(c) nicht bei mir. Eine Kindheitserinnerung.
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Man wäre versucht, dem Künstler grundlegende anatomische Kenntnisse zu unterstellen, man würde ihm eventuell auch zutrauen, obendrein sogar Grundlagen der Werbepsychologie (Einführung, 90 min) besucht zu haben, bei einem Dozenten, der das Wort Sex wie die zahl Sechs ausspricht, also (dies für die Süddeutschen) mit stimmhaften S, "Machen wir uns nichts vor, meine Damunherrn, so funktioniert der Mensch nun mal, Sex sells heißt die Parole und wenn gar nix mehr geht, das geht immer - so isses doch!" Und als dann der Anruf kam von Moni mit der Jean's Boutique, "Du kannst doch Computer", ja, da hat er ihr halt den Gefallen getan und ich finde, man kann insgesamt sagen, das Ergebnis ist durchaus gelungen.
Hö hö. Das ist eigentlich ein Bild von meinem Käsebrot. Hab das natürlich nachgebessert. Hö hö. Hatte zu wenig Oberweite. Hö hö. Merkt keiner.
Hö hö. Das ist voll subtil da, die "Grünen" glaub ich, jedenfalls kam da die eine Alte und meinte, du kannst doch Computer, mach doch mal was mit Bio. Hö hö. Hab' ich das Bild noch mal genommen, etwas gedreht, eingefärbt - zack, und der erotische Subtext, hö hö, so hat der das damals immer genannt in dem Seminar, na, du siehst es ja. Den Spruch da mit der Krise, den habe ich nur mal so dazugeschrieben, als Platzhalter eigentlich, aber die haben den drinnegelassen, die fanden das besser als ihre eigenen Sachen.
Ach, das hier - das ging schnell. Ist ja urheberrechtsfrei, jedenfalls das Bild hab ich so im Internet gefunden, dann hab' ich da so "CDU" und "SPD" draufgeschrieben und das kurz umgetextet, ich find', das kommt auch ganz knackig so.
Entschuldige, hier muss ich kurz einhaken. Ich persönlich bin irritiert. Einmal sind Max und Moritz für mich durchaus Sympathieträger, die werden ja oft zu Werbezwecken verwendet, der arme Wilhelm Busch kann sich ja auch nicht mehr wehren. Also da kommen die beiden Parteien, die da angegriffen werden sollen, eigentlich ganz gut weg. Und dann, hör mal, das Versmaß,
Ach - was - muss - man - oft - von - bö - sen- also, das passt ja vorne und hinten nicht, du kannst ja mal mitklatschen, das ginge höchstens so:
Ko - a - li - ti - o - nä - ren - hör'n - und - le - sen
Ach - was - muss - man - oft - von - bö - sen- so quasiberlinerisch, aber ich weiß nicht, ob man das überhaupt ...
Ko - a - li - zjo - nä - ren - le - sen
Ey was willst du denn jetzt, die fanden das toll, die wollten das so, die haben's direkt genommen. Willst du hier jetzt mit Galileo von Fallersleben anfangen oder wie der heißt - Macker, ich mach Werbemittel, ich bin nicht Reich-Radetzky auf arte oder was, und der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler, sach ich immer, und jetzt pass mal auf, ich hab' da jetzt auch so ein Programm, damit kann man sogar Filme bearbeiten, hö hö, da hab' ich voll krass erst mal so mit Hitler und Saddam, und, wie heißt er, Stalingrad, und so einer Alten, warte, ich zeig's dir mal, hier, hö hö.
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Stop the worldHeute war autofreier Sonntag, und deshalb bin ich in die Stadt gefahren, um mir das mal anzusehen. (Ist dieser Einstieg nicht schon mal der Brüller?) Private Sicherheitskräfte standen an den Absperrungen und erklärten ungläubig staunenden Autofahrern, dass sie hier heute leider nicht durchfahren dürften; und so spazierte ich durch die gespenstisch leere, verlassene Innenstadt und bemerkte, dass hier tatsächlich kein einziges Auto fuhr, es war wirklich schön leise, es stank nicht, es war ruhig, es war sehr ruhig, es war praktisch wie tot, mit anderen Worten: es war exakt so, wie es sonntags immer ist.
(Captain Sensible)
Ich weiß ja nicht, wie Sie den gestalten würden, so einen autofreien Sonntag, vermutlich würden Sie so etwas sagen wie: "Damit man etwas davon bemerkt, wie schön es ist, wenn es autofrei ist, kombinieren wir den autofreien mit einem verkaufsoffenen Sonntag, denn schließlich ist es so: Jeder hat jeden Tag die Wahl, aufs Auto zu verzichten, doch spürt er von den positiven Auswirkungen seiner individuellen Tat nur sehr wenig; nötigt man jedoch die Menschen in einem symbolischen Akt zum gleichzeitigen Verzicht, dann ist es denkbar, dass dieser oder jener dadurch erst erkennt, wie angenehm eine Stadt ohne Autoverkehr sein kann - und bing!, verkauft er sein Auto. Ist immerhin möglich." Oder so ähnlich.
Man könnte aber auch sagen: "Was soll das jetzt wieder mit dem Autofreien, das nervt doch nur, muss das wirklich sein - gut, machen wir's halt da, wo's keiner merkt. Also am Sonntag in der Innenstadt, die zwar nur halb so groß ist wie der Friedhof von Chicago, aber doppelt so tot - kleiner Scherz meinerseits."
Du, Winfried, das fällt dann aber vielleicht doch auf, wenn alles so ist wie sonst, und ich hab' da grad so 'ne Idee. Vielleicht wär das was. Auf dem Betriebshof stehen doch die ganzen Fahrradständer rum, genau, diese teuren, die nie benutzt werden. Lass doch die Jungs am Samstag mit dem LKW die Dinger in die Innenstadt fahren, was meinst du?, die sitzen da doch eh nur rum. Vier Leute, der große LKW, lass die das mal machen da am Samstag, da sieht das auch jeder, da kaufen die Leute ja alle ein, da erregt das dann auch richtig Aufmerksamkeit, wenn die da mit dem Laster immer durch die Menge pflügen, und die sagen dann jedem: Ist fürs Klima, und dann freuen sich die Leute.
Ja, sicher, da stellt sonst auch keiner sein Fahrrad ab am Sonntag - was soll man da auch am Sonntag, gehst du etwa am Sonntag in die Innenstadt? Aber sie könnten ihr Fahrrad da abstellen, darum geht's doch. Jedenfalls bis abends um neun, da schick ich dann die Jungs wieder los, die Dinger einsammeln. Komm, lass uns nicht lang reden, so machen wir das, was meinste.
Hach, was hört man den da für einen Lärm. Das klingt ja wie ein Straßenfest mit Autoscootermusik. Lass uns doch mal schauen. Ah, ja, da sind schon die Stände mit den Luftballons und hier das obligatorische Skateboarddingens und da das obligatorische Fahrradbummens. Da geht's um den autofreien Sonntag, deswegen läuft da das Mädchen in dem transparenten Plastikball herum. Diese Musik ist aber wirklich "cool", sie ist bestimmt sogar "hip", so wie die jungen Leute - und auch wir waren ja mal jung - es nun mal mögen, und sie ist so laut, damit jeder merkt: Heute ist autofrei! Da hört man die Musik noch zwei Straßen weiter! Und kein Verkehr übertönt sie! Und wie die Grillen zirpen!
Jetzt geh ich direkt los und entdecke meine Stadt neu. Hier zum Beispiel: Das ist doch wirklich beeindruckend heutzutage, wie sich alles beschleunigt! Heute noch ein Rohbau, und in drei Tagen wird ein Drogeriemarkt darin eröffnet! Du - im Ernst, wenn die alle durcharbeiten, kann das noch klappen, ich hab neulich mit meinem Schwager die Dachpappe vom Doppelcarport an einem einzigen Wochenende komplett ausgetauscht. Blöd wäre hier nur, wenn noch dauernd ein LKW mit Fahrradständern oder so was vorbeifahren würde.
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Immer, wenn ich als Kind hinkam, lag eine extra für mich gekaufte Gelbwoschd auf dem Tisch. Ich liebte diese Wurst. Sie sieht sehr gewöhnlich aus, sie ist grau, sie steckt in einer gelben Kunsthülle und schmeckt besonders gut auf frischem, würzigen Graubrot.
Es gibt in Norddeutschland nichts Vergleichbares. Keine Mortadella, keine Lyoner, keine vordergründig ähnliche Brühwurst, die auch nur annähernd diesen Geschmack hätte.
Noch als Erwachsener bekam ich manchmal Päckchen von meiner Oma, in denen sich nicht nur ein paar selbstgestrickter Socken und ein selbstgebackener Kuchen, sondern oft auch eine Gelbwurst befand, zusätzlich in Alufolie gehüllt, aus derselben Metzgerei wie damals. Und es mag sein, dass das irgendwann aufgehört hätte, man muss ja als Erwachsener alleine klarkommen, der Ernst des Lebens hätte eventuell auch einen Gelbwurstverzicht beinhaltet - wer weiß, wie alles gekommen wäre, hätte ich nicht selbst rechtzeitig Nachwuchs gezeugt. Denn was liegt näher, als den Urenkeln, die da oben im Norden vor sich hin darben - schließlich hatte ich meinem fassungslosen Cousin einmal von meinem harten Leben in der gelbwurstfreien Zone berichtet - gelegentlich eine Gelbwurst zukommen zu lassen? Und wer freut sich dann wohl immer am meisten?
Hmm!
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