Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Dienstag, 30. Juni 2009
Rezessiv naiv im Seven Dollar House
nnier | 30. Juni 2009 | Topic In echt
Ich gehörte dann doch nicht zu den ersten Besuchern des neuesten Star Trek-Films, aber immerhin zu den letzten. In jenem Kino, das sich mal One Dollar House untertitelte, als der Dollar noch was wert war; man kann dort Filme sehen, die ein paar Wochen oder Monate vorher durch die Projektoren der "richtigen" Kinos gezogen wurden. Man nutzt die schmale Verwertungslücke zwischen Kino- und DVD-oder-wie-das-derzeit-aktuelle-Medium-halt-heißt-Vermarktung, um noch ein paar Sparfüchse oder Nachzügler wie mich (beides trifft ja zu) anzulocken. Wobei das mit dem Sparfuchs so 'ne Sache ist, denn ich nehme trotz der Verbotsschilder zwar manchmal ein Getränk oder etwas zum Knabbern von zu Hause mit hinein, aber für die 5.- EUR Eintritt, die dort inzwischen genommen werden, nach heutigem Wechselkurs also 7,25 USD, kommt man an bestimmten Wochentagen auch in die A-Kinos. In denen sitzt man dann nicht unbedingt nach hinten abschüssig und muss beim Betreten des Saals auch nicht lachen, weil man vorher gerade noch gesagt hat, bei einem solchen Film sei es einem halt wichtig, ihn auf der großen Leinwand zu sehen - "großen", chrr-hrr-hrr!, denkt man dann und überlegt, ob die Plasmafernseher in den ganzen dubiosen, angeblichen Sportwettbüros, die als Nachmieter all der aufgegebenen, alteingesessenen Geschäfte heftig mit den zahlreichen Nagelstudios konkurrieren, nicht mindestens ebensogroß sind. Aber dort würde man ja nun auch nicht gerne sitzen, zwischen den breitbeinigen Typen mit ihren Badelatschen. Dann schon lieber in diesem Kino, dessen Saal 3 möglicherweise ja auch der kleinste ist, man stellt sich ungefähr so jedenfalls die privaten Vorführräume alternder Hollywoodstars vor, in denen sich jene längst vergessenen und totgeglaubten, von der Menschheit enttäuschten und deshalb weltabgewandten ehemaligen Berühmtheiten allabendlich ihre alten Stummfilme vorführen lassen von Mortimer, dem treuen Butler und verschwiegenen Faktotum. Dass man insgesamt etwa zu zehnt in der Freitagabendvorführung sitzt, sorgt einerseits dafür, dass klaustrophobische Gefühle zuverlässig draußenbleiben und man keinerlei Berechnungen über die verbleibenden Sauerstoffvorräte anstellen muss, beweist aber zum anderen, dass auch in fast leeren Kinos mit freier Platzwahl kurz nach Beginn des Hauptfilms immer ein Sitzriese zu spät kommt und dann zielstrebig den einzigen Platz, den er nicht nehmen dürfte, belegt. Solche Leute haben es allerdings auch schwer, sie müssen z.B. längere Betten kaufen und stoßen sich in älteren Häusern an jedem Türrahmen den Kopf; irgendwo müssen sie ja hin mit ihren Aggressionen - und bevor sie dann Amok laufen, bitte, es ist ja genug Platz, setzt man sich eben um, genau vor die Leute, die so penetrant reden, dann kann man denen auch gleich bescheid sagen, aber die setzen sich dann plötzlich auch woandershin und sehen übrigens ganz schön klein aus.

Einmal war ich fast alleine in einem Kino mit gut und gerne 400 Plätzen. Ganz vorne saß eine Frau, ich hinten in der Mitte. Es lief ein Film, für den ich mit einer jungen Frau verabredet war, die ich [bla bla bla gerade erst kennengelernt bla bla bla] und die dann urplötzlich nicht konnte und der es dann total schlecht ging und die mich aber leider nicht erreichen konnte. Dachte ich zwanzig Jahre lang, ehe mir gerade eben klar wurde, dass das eine ganz billige Notlüge gewesen sein muss, denn sie hatte wohl etwas voreilig zugesagt, wir kannten uns ja nur [bla bla bla Mitfahrzentrale bla bla bla], und da stehe ich ewig vor dem Kino und gehe irgendwann zur Telefonzelle und die Mutter geht dran und sagt, ach, ja, also, äh, der geht's ganz schlecht und die hat dich nicht erreicht. Gott, war ich naiv!

Was mir beim neuen Star Trek wirklich aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass die Macher von Genetik einfach keine Ahnung haben. Was ist da schon der vielbelächelte Anschlussfehler im ersten Film, wenn sich Spocks Frisur mal eben verändert? Was der Schnitzer im zweiten, in dem ausgerechnet Chekov das Schiff Botany Bay erkennt, obwohl er noch gar nicht an Bord der Enterprise war, als man Ricardo Montalbán damals aussetzte?

Es gibt Menschen mit freien und solche mit angewachsenen Ohrläppchen. Dieses Merkmal wird, wie ja jeder weiß, dominant-rezessiv vererbt, "Angewachsen" ist rezessiv. Können zwei Menschen mit angewachsenen Ohrläppchen demnach ein Kind mit freien Ohrläppchen zeugen? Denken Sie darüber nach und schauen Sie sich die Sache bei der nächsten Familienfeier mal genau an, das kann interessant werden. Dies nur nebenbei; und eines ist klar: Einen Spock mit angewachsenen Ohrläppchen glaube ich euch nie, alternative Zeitlinie hin oder her.

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Montag, 29. Juni 2009
Der King of Ost ist tot
nnier | 29. Juni 2009 | Topic Sprak
Sie wissen doch. Polizeiruf 110. Sächsisch. Dieser Blonde.



Wenn man mit heißer Nadel Nachrufe stricken muss und selbst noch ganz erschüttert ist, klar, das geht nicht immer gut. Ist aber menschlich verständlich. Bei der ganz großen "Zeitung" haben sie sogar zu dreizehnt daran geschrieben und sind trotzdem nicht unfallfrei durchgekommen.



Das muss dem Mann bei der faz wirklich nahe gegangen sein.

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Samstag, 27. Juni 2009
Wofür man so
nnier | 27. Juni 2009 | Topic In echt
Man kann 4,30 EUR beim konventionellen Bäcker für ein Kilo Dinkelbrot bezahlen. Ganz schön happig. Oder nehmen wir das Bio-Rinderhack von Plus, Kilo knapp 10.- EUR. Im Bioladen dann: 18.- EUR. Wenn man sich mal was Feines gönnen will, kann man in Greetsiel frische Seezunge kaufen, hmm, lecker, kein billiges Vergnügen, aber für 30.- oder 35.- EUR / Kilo ein wahrer Gaumenschmaus.

Diese Schokoladen von Hachez, hier aus Bremen: Echt gut! Kosten mit fast 20.- EUR / kg natürlich auch mehr als doppelt soviel wie die bekannten, einfachen Markenschokoladen. Na, und dann Lindt, so ähnlich eigentlich.

Der Spargel ist ja auch so ein edles Gemüse, hmm, man muss ja nicht den billigsten nehmen, und der kostet dann auch mal seine 8.- oder 9.- EUR pro Kilo, wenn die beste Zeit vorbei ist, so wie die Erdbeeren halt in ihren Schälchen.

Man kann ein Kilo Kaffee für 6.- EUR bekommen, oder man nimmt besseren, oder sogar besseren und fair gehandelten, dann ist man auch mal bei 15.- EUR für ein Kilo. Der ganz besonders gute Espresso kostet knapp 18.- für 1000g.

Steht man an der Käsetheke, dann ist neben dem Angebotsgouda für 5.- EUR auch so ein alter Edelkäse, der zwischen 30.- und 40.- EUR pro Kilo kostet. Davon gönnt man sich an besonderen Tagen auch mal ein Stückchen.

Tja-ja, das sind dann aber auch Preise, Junge, Junge, da erwartet man dann auch das Besondere, wenn man wirklich mal soviel ausgibt. Ich meine, man gönnt sich eben auch mal was, sagen wir: einen alten, gut gereiften Käse oder luftgetrockneten Schinken, darin steckt ja auch viel Arbeit und Können und es werden nur die besten Ausgangsprodukte verwendet.

Wobei - irgendwo ist dann auch Sense! Wenn man so in die Region von 40.-, 50.-, 60.- EUR / Kilo kommt, das ist dann irgendwo auch nicht mehr zu rechtfertigen; bei feinen Pralinen vielleicht, und natürlich bei einem Produkt, das aus Fischabfällen, Insekten und Algen zusammengepresst wird, klar.



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Freitag, 26. Juni 2009
Tags: Genie Jackson Michael Michael Jackson Monster tot
nnier | 26. Juni 2009 | Topic Musiq
Es ist ja schon so, dass ich Billie Jean für ein gutes Stück Musik halte, und dann gab's vom selben 83er Album noch den Mitgröhler Beat it - ansonsten hat mich am musikalischen Schaffen des Michael J. wenig beeindruckt oder gar interessiert. Eher schon gestört, da er in einer schlechten Zeit am Eindruck des Stillstands und der verzweifelten Ideenlosigkeit eines von mir geschätzten Musikers nicht ganz unbeteiligt war. Während ich dem am Reißbrett entworfenen Say Say Say immerhin noch handwerkliche Qualität bescheinige, das Video war mir übrigens wie immer herzlich egal, fielen für beide Seiten noch am Reißbrett entworfene schreckliche Schnulzen ab, die dann auf den jeweiligen Alben untergebracht wurden. Bah.

Einmal, in Frankreich, auf einer weithin misslungenen Urlaubsreise, musste ich sein damals aktuelles Album Bad im Auto rauf- und runterhören, 3:1 gegen mich, und dass es noch schlimmer ging (das aktuelle Album der Communards befand sich auf der anderen Cassettenseite), tröstete mich nur schwach. Ich hielt dann erbarmungslos mit obskuren B-Seiten einzelner, wenig bekannter Mitglieder von Yes und Genesis dagegen.

Was dann noch kam, ging weithin an mir vorbei. Klar, man empörte sich darüber, dass der King of Pop irgendwie den Beatles-Songkatalog gekauft hatte und dass Paul McCartney nun Tantiemen berappen musste, wenn er seine eigenen Lieder spielte. Aber das war, so dachte ich, eben auch das Ergebnis eigener Blödheit oder eigenen Geizes, jedenfalls von seiten des Herrn McCartney selbstverschuldet, der ja seinerseits auch nie zimperlich war, wenn es um Geschäfte mit musikalischen Besitzständen ging. Mir wurscht. Eher freute es mich, dass Jackson offensichtlich nicht auf Teufel-komm-raus die Beatlesstücke zu Geld machen wollte. Zumindest hatte ich eine Zeit lang befürchtet, dass mir meine Lieblinglieder durch Missbrauch in Werbespots verleidet werden könnten. Und das geschah nicht.

Natürlich bin ich kein Freund von Kindesmissbrauchern; aber was mich nachdenklich stimmte, damals, als aus dem Helden plötzlich Monster und Witzfigur wurde, war, wie jemand öffentlich gedemütigt und zum Freak gestempelt wurde, der mit Identitäten herumgespielt hatte. Auf eine Weise, die für viele offenbar zutiefst verstörend war. Neger ist Neger, Mann ist Mann, und wenn sich da jemand plötzlich äußerlich immer weniger vereindeutigen lässt, kommen anscheinend ganz rustikale Gefühle und Abneigungen zum Vorschein, die sich dann in tumben Michael-Jackson-Witzchen usw. äußern. Und so kam die anrüchige Kindergeschichte eben auch genau recht, um den Alien zum Monster zu stempeln. (Noch heute früh hieß es beim Spiegel pietätvoll "Michael Jackson tot: Monster und Genie", Datum: 26.06.2009, 10:15 Uhr. Kategorie: Unterhaltung Quelle: Spiegel.de. Tags: Genie Jackson Michael Michael Jackson Monster tot. zur vollständigen News ..., inzwischen ist man bei Das monströse Genie).

Das alles hat seine zwei Seiten, denn auch ich habe meine Zweifel, ob plastische Chirurgie und extreme Weltflucht ins eigene Neverland der Weg zur Erleuchtung sind. Aber die Wucht, mit der hier gegen unscharfe Geschlechter- und "Rassen"-Bilder gewütet wurde, während andere, fragwürdige Konstruktionen wie z.B. dickhosige Gangstas oder die ganzen Fick-mich-Sängerinnen niemals so plump diffamiert wurden, beunruhigte mich wesentlich mehr, als ich über die ewigen und naheliegenden Verhöhnungen lachen konnte.

Beruflicherdings erfuhr ich vor einigen Monaten von den anberaumten Auftritten in London, wettete selbstverständlich auf eine Absage, "größte Rückabwicklung aller Zeiten" usw., denn, so meinte ich, selbst unter Anwendung aller Tricks (Playback usw.) sei Michael J. unter keinen Umständen den körperlichen Anforderungen an ein Konzert, geschweige denn 50 Konzerte, gewachsen. Und wer hätte sich einen alten Michael Jackson eigentlich vorstellen können?

Trotzdem erschrak ich heute früh. Schade, dass es so enden musste.

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Donnerstag, 25. Juni 2009
Und wieder
nnier | 25. Juni 2009 | Topic In echt
Sie werden mir sowieso nicht glauben, was mir vorhin in der Innenstadt widerfuhr. Es passt zu gut zum aktuellen Thema.

Vier äußerst attraktive junge Damen kamen mir entgegen. Sie trugen ein großes, buntes Pappschild. Ich war gerade noch dabei, dessen Aufschrift zu entziffern ("Gratis-Umarmung", meinte ich zu erkennen, tss!) und fragte mich, was da wohl tatsächlich stehe, denn da spielt einem die Phantasie ja gerne mal einen, äh, Freudschen Verleser, doch schon wurde ich aufs Entzückendste angelächelt, ein Paar Arme breitete sich aus, und man fragte mich: "Wollen Sie mitmachen?" - "Äh." - "Es ist für einen guten Zweck, fürs Rote Kreuz!" - "Äh. Ich soll dabei wohl fotografiert werden, hm?" - "Ja, aber das wird nicht veröffentlicht." - "Bedaure, nein!", sprach mein Mund und meine Beine liefen weiter.

"Hoffentlich geraten diese lieben, guten Menschen nicht an unwürdiges, rohes Volk - Rowdys oder Rüpel, die mit ihrer edlen Gesinnung Schindluder treiben", ging es mir durch den Kopf, bevor mir die unbestreitbaren humanitären Verdienste des Roten Kreuzes bewusst wurden und mir also der Gedanke kam, dass man nicht immer nur nehmen darf, sondern auch mal geben muss, und es ist ja für einen guten Zweck.

Ich bin dann noch den ganzen Nachmittag durch die Stadt ge

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