Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Sonntag, 14. Oktober 2012
Off the straight and narrow
nnier | 14. Oktober 2012 | Topic Musiq
Is it better to love one another
Than to go for a walk in the dark?




Es ist schon etwas seltsam, dass man so wenig von den Musikern der ehemaligen Livebands hört. Keine gekränkten Eitelkeiten werden öffentlich, kein Skandalbuch wird geschrieben. Fast scheint es, als gebe es da irgendwelche Schweigeklauseln.

Ein Schlagzeuger, ein Keyboarder und zwei Gitarristen begleiteten das große Live-Comeback 1989/90. Ach, richtig - und Linda! Übriggeblieben ist nur der Mann am Tasteninstrument, er soll inzwischen die Rolle eines Musical Directors in der aktuellen Liveband einnehmen, von den anderen hört und sieht man nichts mehr.

Jemand analysierte kürzlich in einem Fanforum das Live-Album zur 1989/90er Tour. Zum Eröffungsstück schrieb er etwas verwundert:

Figure of Eight- A strange choice for an opener, for sure. Paul’s voice has a beautiful rawness about it.

Auf Nachfrage verdeutlicht er:

Well it is! Of his entire catalog, he embarks on his first solo tour, and he picks "Figure of Eight" to kick it off? Seems like a strange choice to me!

Das kann man als junger Mensch so sehen, und von heute aus mag es wirklich seltsam erscheinen: Der Mann kann aus fast unendlicher Fülle schöpfen - und beginnt seine Comeback-Welttournee mit diesem Lied!? Genauer gesagt: Er beginnt mit diesem unbekannten Stück von seinem aktuellen Album, spielt dann einen Wings-Hit, es folgt ein weiterer aktueller Titel, den wieder keiner kennt, erst dann ein Beatles-Stück - und danach gleich noch mehr Wings und Solo!?

Ihr seid das alles gewohnt, Kinder, ihr seid so aufgewachsen: McCartney, klar, das ist der ehemalige Beatle, bzw. eigentlich ist er heute noch einer, und der ist immer irgendwo auf Tour oder eröffnet die Olympischen Spiele! Chr-hrr-hrr, guck mal, was der in den 80ern für 'ne Matte hatte, fast so 'ne Frisur wie seine Frau! Und diese coolen 80-er-Sounds, mein Vater hat auch so 'ne CD, die Keyboards hatten damals alle diesen Sound, musst mal drauf achten! Ey, krass, guck mal: Der hat mit diesem Lied damals seine Konzerte eröffnet! Hö. Kanntest du das? Nö. Ich auch nicht.

Wie auch immer man dazu steht, mit dieser Tour hat er sich dem Beatles-Erbe zugewandt und begonnen, es sich anzueignen. Vielleicht hat er sich in sein Schicksal gefügt. Vielleicht wollte er seinen Beitrag zur Musikgeschichte herausstellen. Und natürlich ist er von heute aus diese legendäre, mindestens respektierte, meist aber verehrte Figur. Das war aber nicht immer so.

Paul McCartney komme ihm vor wie jemand, der ein paar Jahre im Weltraum gewesen sei, schrieb mal jemand irgendwo, und nach dieser Erfahrung einfach wieder seinem normalen Beruf nachgehe. So war das in den 70ern und 80ern: Hier mal ein Hit und da ein Flop, die Kritiken lau, trotzdem jährlich eine Platte. Und da hätte es auch böse nach hinten losgehen können, nach einer Reihe von der Kritik zerpflückter Alben nun plötzlich mit Beatles-Stücken auf Tour zu gehen: Seht, nun muss er selber zugestehen, dass sein Solowerk nichts wert ist, nun fleddert er das Beatles-Erbe, jetzt kommt Las Vegas!

Die 80er waren hart, da gab's am Anfang einmal Applaus für das Album Tug of War, dann Haue für Pipes of Peace und schwere Dresche für Give My Regards to Broad Street. Mit Press to Play setzte er sich gleich zwischen alle Stühle, die Hits blieben aus, trotzdem: Weiter!, ein Album mit alten Rock-Standards in der UdSSR veröffentlichen und mit Elvis Costello ein paar Songs komponieren, die kommen aufs neue Album und damit geht's auf Tour.

Auf dieser Tour wurden sechs Stücke von diesem Album gespielt, zwei davon hätten normale Menschen vielleicht schon mal im Radio gehört haben können, große Hits waren sie - natürlich - trotzdem nicht. Bei meinem ersten Konzert kannte ich das aktuelle Album selber noch nicht.

Er hat einfach weitergemacht, das rechne ich ihm hoch an, er hat es immer wieder versucht, und damals war er gerade noch ein "aktueller" Künstler, dessen Songs zwar keine Numer Eins mehr hergaben, aber eine Nummer 20, und nach oben schien noch manches möglich. Deshalb, junger Mann, begannen die Konzerte 1989 nicht mit Hello Goodbye.

Dann ging es los. Ja, mit ausgerechnet diesem Stück, vielleicht liegt es mir deshalb besonders am Herzen, aber es ist auch ein schönes Stück Poprock, ich mag den unpolierten Gesang und Bass, und die Keyboards, die sind vielleicht ein wenig dick aufgetragen, aber so war das, damals in den 80ern.

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