Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Donnerstag, 20. Mai 2010
Latent schwul
nnier | 20. Mai 2010 | Topic 'umor & more
Es ist keine gerade mal doch schon wieder gut 20 Jahre her, dass mir ein guter Freund Die ulkigsten Kommix von Fil schenkte, ein Heft, das mich unmittelbar zum Fan des großen Fil machte, und die Bewohner der großen Inselstadt nickten wissend und sprachen: In der Stadtzeitung mit dem schlechten Papier, da gibt's jede Woche Didi & Stulle. Ich bin ja schon einmal daran gescheitert, meine tiefe Bewunderung für diesen Comic in Worte zu fassen und fühle mich auch heute nicht in der Lage, die Kiste mit den Superlativen zu öffnen, um den Meister gebührend zu preisen. Vielleicht bekommen Sie eine Ahnung, wenn ich Ihnen aus dem Kopf ein Beispiel für den fantastischen Humor des Herrn Fil schildere. Hm, also, äh, ich kann ja eigentlich gar kein Berlinerisch. Da sind die beiden Charaktere aus dem märkischen Viertel, Dieter Kolenda ("Didi") und Andreas Stullkowski ("Stulle"), die nicht nur ganz wunderbar verschriftlichten Berliner Dialekt subproletarischer Prägung sprechen, sondern eine höchst innige Beziehung pflegen, die nicht unwesentlich darin besteht, dass der riesengroße Didi dem winzigkleinen Stulle regelmäßig ("Dusch!") mit der Faust auf den Kopf schlägt. Das ist doch schon mal der Brüller! Na gut, ich versuch's weiter. Immer wieder bezichtigt Didi den kleinen Stulle der Homosexualität ("Weil de schwul bist!" - "Ja nich!" - "Doch! Scha-wul biste!" - "Hör uff, Didi, dit is jetz keen Schpaß mehr!" - "Hö hö!"), immer wieder brüstet Didi sich angeblicher eigener sexueller Höchstleistungen ("Na watt soll sein, ick war wieder meine Alte stechen jewesn!" - "Watt, Didi, du hast ne Alte?") und ist doch derjenige, der selber, ach, das muss ich mal in Ruhe mit Bildern, und in einem wunderschönen Strip aus dem ersten Band Einen drin, überhaupt: die Titel!, ein anderer Band heißt z.B. Sie nannten ihn Didi & Stulle, das ist einfach phänomenal lustig, und in diese Geschichte spielt die Thematik auch wunderschön hinein, verstehen Sie. Und dann müssen Sie noch wissen, dass Fil es wirklich so weit getrieben hat, den ersten Band später noch einmal neu herauszugeben, nur diesmal in einer Sparversion: Halber Preis, dafür schlechter gezeichnet und mit schwächeren Witzen. Etwas so absurd Komisches habe ich kaum je wieder gesehen: Ein Comic-Album, das nur dann einen Sinn ergibt, wenn man das Original kennt, und in dem statt der ausgefeilten Originalgeschichten mit ihrem manchmal überaus subtilen Humor nichts als absichtlich schlecht gezeichnetes Schwarzweißgekritzel mit weggelassenen oder schlimm verhunzten Pointen zu finden ist. Und statt der wirklich hinreißend angedeuteten Homoerotik in einer ganz besonders zartfühlenden Geschichte heißt es hier: "Didi und Stulle sind latent schwul."

Aber das erzähle ich bestimmt mal alles viel ausführlicher, denn heute ist ein Tag der Vorfreude, und es ist keine gerade mal doch schon wieder gut 20 Jahre her, dass mir meine Schwester begeistert davon erzählte, wie lustig Fil auf der Bühne sei und dass ich unbedingt nach Berlin kommen müsse, um das zu sehen. Um es kurz zu machen: Ich habe es nie geschafft. Aber zum Glück brauchte ich keine gerade mal nur gut 20 Jahre zu warten, bis Fil sich auf den Weg nach Bremen machte, wo er morgen endlich eintreffen wird, um mit seiner Handpuppe Sharkey ganz großartigen Humor zum besten zu geben, da bin ich mir sicher, denn ich habe das hier gesehen und möchte niederknien.



(Fils Website)

(Und irgendwann erzähle ich das alles noch mal in Ruhe, z.B. die Geschichte, wie Didi mal tot ist und dann sieht man ihn in der Hölle und die ist ein exaktes Abbild der Perleberger Straße, und wie Stulle ihn unter Einsatz seines Lebens befreit und Didi als Angestellter eines Spar-Marktes, ich sag's Ihnen, das ist dermaßen komisch!)

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