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Das da ließ mich mal wieder über meine Begeisterung für Trickfilme nachdenken. Und eins sage ich Ihnen gleich: Erwarten Sie hier keine Abhandlung, ich bin viel zu im Eimer. Nehmen sie es als halbdeliriertes und unredigiertes Gerede, gegengelesen wird nicht, das geht so direkt über den Äther. Mit Trickfilmen meine ich nicht nur Zeichentrick. Der Trick ist die Stop-Motion-Technik, die Erzeugung von filmischer Bewegung aus vielen Einzelbildern, ob nun gezeichnet oder mit Knetfiguren oder Puppen wie im Sandmännchen-Vorspann. (Ja, das ist das Sandmännchen - was denn sonst!?). Und nicht umsonst war ich als Kind über die Maßen begeistert, als ich meine erstes Daumenkino in den Händen hielt. Es bewegten sich darin einige dieser seltsamen und namenlosen Figuren, die in den 70ern und frühen 80ern auf den flachen Storck-Lutschern und anderen Süßigkeiten desselben Herstellers abgebildet waren und die ich seit längerem vermisse. Aber wonach soll man suchen? Das bringt alles nix. In irgendeiner Großpackung muss es dabeigelegen haben, und ich war hin und weg. Man konnte mit den Fingern die Einzelblätter schnarren lassen, schnell, langsam, und die Figuren bewegten sich! Ich war tief beeindruckt, und nach dem fünfzigsten Durchlauf durchzuckte mich eine Idee: Rückwärts! Und so kam es, dass ich nicht nur aus mehreren zusammengetackerten Zetteln zwei leider verschollene filmische Frühwerke erschuf (Enterprise fliegt und Enterprise schießt, ca. 1978, verschollen), sondern auch heute noch kaum einen Notizklotz zwischen die Finger nehmen kann, ohne damit irgendwelche Faxen zu machen. Mag es auch nur ein schlichter Bleistiftpunkt sein, der sich zu einem Strich dehnt und ein paar unbeholfene Bögen schlägt, bevor er wieder zum Punkt schrumpft - die schiere Bewegungsillusion ist es, die mir Freude bereitet, und auch einen KÖEEEG-BEÖÖK kann ich auch heute noch nicht lange auf dem Schreibtisch liegen haben, ohne zuerst die rechte untere und später auch die rechte obere Ecke eines jeden Einzelblatts mit unscheinbaren grafischen Elementen zu versehen, die für sich betrachtet wohl eher nach einer zufälligen Verschmutzung bzw. einer Funktionsprobe des Schreibgeräts aussehen, Sie wissen schon, dieser Strich, den man erst mal macht, bevor man seinen Aufhebungsvertrag schwungvoll unterschreibt. Wenn ich dann eifrig wirke, wenn ich dann die Kollgen wispern höre: Seht, der nnier, der ist fleißig, wie der immer in seinen Aufzeichnungen blättert - dann sehe ich mir in Wahrheit Daumenkinofilme an. Was bei Stop Motion, um diesen Anglizismus hier mal richtig überzustrapazieren, auch toll ist: Fotos machen, schnell hintereinander, und die dann als Daumenkino zusammenfügen. Das habe ich mal irgendwo gesehen, vielleicht im Fernsehen, und seither plane ich, das auch mal auszuprobieren. Was einem natürlich auch sofort einfällt sind die FWU-Filme, in denen in modernster Tricktechnik dargestellte Elektronen um Protonen kreisten oder Magnete sich anzogen bzw. abstießen. Und auch wenn ich das enge Thema jetzt schon verlasse, in meinem Zustand sollte ich eigentlich auch gar nicht, siehe Margot Käßmann, muss ich noch anfügen, dass das größte Vergnügen darin bestand, am Ende ganz laut "Rückwärts! Rückwärts!" zu rufen, denn das hatte ein Lehrer wirklich mal gemacht, den Dreiminüter rückwärts laufen lassen, und ich war fast so begeistert wie von dem Film aus dem Partykeller, den mein Onkel mir mal rückwärts gezeigt hatte und in dem man einer jungen Frau dabei zusehen konnte, wie sie mit dem Löffel Unmengen von Obstsalat aus ihrem Mund holte und diesen in ihre Glasschale rührte. Eigentlich hat mich danach kaum etwas je wieder so begeistert, wenn man mal von der Frau absieht, die sich ganz langsam anzieht. Als wir damals in Deutsch den Woyzeck mit Kinski angesehen hatten, rief ich fröhlich: "Rückwärts!", aber die anderen wollten nicht.
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