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Gerne gebe ich zu, dass die Zeit nach meiner schließlich doch noch überwundenen Unpässlichkeit in meinem Kopf zu einem kompakten Klumpen korrodiert ist, der sich trotz aufrichtigen Bemühens nur schwer zerbröseln lässt. Ein Kamelritt blitzt da hervor und diese eine Familie, der wir immer wieder, und zwar an den abgelegensten Orten, begegneten, die zwei Nepper vor dem großen Hotel, in dem wir eigentlich nächtigen wollten und die uns mit "moins cher, moins cher" ein viel billigeres und ganz nahegelegenes, schönes Domizil antrugen - wir fuhren dann eine halbe Stunde immer weiter in die Pampa und waren zu müde, angesichts der engen, schmutzigen Betten in irgendeinem Privathaus noch zu diskutieren oder gar wieder umzudrehen, sondern nahmen unser Schicksal demütig an und sahen ja auch erst am nächsten Morgen, als es hell wurde, worin wir da geschlafen hatten. Wussten Sie übrigens, dass erst mit der Erfindung der Glasscheibe und dem Einbau von Fenstern in die Häuser die ganze, ewige Putzerei losging? Vorher hat man den Dreck einfach nicht so gesehen.
Irgendwann nahm ich offensichtlich wieder feste Nahrung zu mir, erinnere mich jedenfalls an schmackhaft Geschmortes aus der Tagine (Lamm und Kartoffeln waren wohl dabei), den immer schön aromatisch-süßen Pfefferminztee aus ganzen Blättern sowie massig Trockenobst, vor allem Datteln. Was mich, bitte verzeihen Sie, aber dieser Klumpen will nicht so wie ich, an einen Satz aus einem Hörspiel erinnert, das ich vor 25 bis 30 Jahren hörte. Er ging ungefähr so: "... wie der alte [Name], der auch dem gedörrten Obst noch Saft auszulutschen vermag." und hat mich so beeindruckt, dass ich hier mal in die Runde fragen möchte: Hat jemand eine Idee, woher das stammen könnte?
Ich muss dann offensichtlich wieder so weit dienstfähig gewesen sein, dass ich meine Amtsgeschäfte als Dolmetscher und geschäftlicher Vertreter familiärer Angelegenheiten wiederaufnehmen konnte. Zumindest standen wir eines Tages bei brütender Hitze im Staub eines gigantischen Parkplatzes vor dem Anleger der Fähre, die uns zurück nach Europa bringen sollte. Man wurde doch recht aufdringlich belagert, offenbar war es ein äußerst lohnendes Geschäft, zurückreisende Touristen um die verbleibenden Dirhams anzugehen, "Betteln" konnte man das jedenfalls nicht mehr nennen, und somit war der Weg zu der kleinen, hölzernen Bude, in der die Reisepässe gestempelt und die Billets für die Überfahrt ausgestellt wurden, ein anstrengender, und sich dann zwischen die drängelnden Massen zu stürzen, denn es ging natürlich vollkommen ungeregelt zu, war auch kein Vergnügen.
Mir ging das wider die Natur, und als es plötzlich hieß, dass der Schalter gleich schließe und man morgen wiederkommen solle, sank meine Laune in die Gegend von – 273,15 °C. Hier, zwischen diesen Wahnsinnigen, bei Bruthitze den Rest des Tages und dann eine Nacht zu viert im engen VW-Bus zu verbringen, das musste doch zu vermeiden sein, und an diesem Tag warf ich meine moralischen Standards über Bord und erwarb mir meinen zweiten Vornamen. Während die Fähre anlegte, legte ich große Dirham-Scheine in jeden der vier Reisepässe, ließ diese gut sichtbar herausschauen, drängelte mich zwischen den schreienden Arabern zum Schalter und wedelte mit den Pässen vor der Nase des Beamten, der zwar nicht aufsah, die Pässe aber entgegen- und die Scheine souverän herausnahm, sie mit einer Hand in die Hemdtasche steckte und mit der anderen in irrer Geschwindigkeit vier Stempel in die Pässe knallte, diese wieder herausstreckte, als ich sie ihm schon aus der Hand riss, mit meinem Vater zum Auto rannte, während die letzten Autos auf die Fähre gewinkt wurden, die Tür des VW-Busses aufriss und hektisch auf Mutter und Schwester einschrie, dass wir sofort losmüssten, mein Vater schon losfuhr, die auf dem Gaskocher frisch zubereitete Kanne Kaffee umfiel und wir die praktisch schon ablegende Fähre doch noch erreichten.
Dort empfing uns ein freundlicher, älterer Zollbeamter mit Schäferhund. Er hätte diese Familie vielleicht schneller passieren lassen, hätte es nicht im ganzen Auto so auffällig und übertrieben nach Kaffee gerochen. Kaffee, dessen Aroma natürlich das Erschnuppern geschmuggelter Güter erschweren sollte. Sehr gründlich nahmen also Tier und Mensch unser Gefährt unter die Lupe, fanden aber tatsächlich nichts - es geht doch nichts über die richtigen Verstecke - und ein paar Stunden darauf waren wir wieder in Europa.
Wo dann auch noch irgendwas passierte, was war das doch gleich.
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Gerne gebe ich zu, dass die Zeit nach meiner schließlich doch noch überwundenen Unpässlichkeit in meinem Kopf zu einem kompakten Klumpen korrodiert ist, der sich trotz aufrichtigen Bemühens nur schwer zerbröseln lässt. Ein Kamelritt blitzt da hervor und diese eine Familie, der wir immer wieder, und zwar an den abgelegensten Orten, begegneten, die zwei Nepper vor dem großen Hotel, in dem wir eigentlich nächtigen wollten und die uns mit "moins cher, moins cher" ein viel billigeres und ganz nahegelegenes, schönes Domizil antrugen - wir fuhren dann eine halbe Stunde immer weiter in die Pampa und waren zu müde, angesichts der engen, schmutzigen Betten in irgendeinem Privathaus noch zu diskutieren oder gar wieder umzudrehen, sondern nahmen unser Schicksal demütig an und sahen ja auch erst am nächsten Morgen, als es hell wurde, worin wir da geschlafen hatten. Wussten Sie übrigens, dass erst mit der Erfindung der Glasscheibe und dem Einbau von Fenstern in die Häuser die ganze, ewige Putzerei losging? Vorher hat man den Dreck einfach nicht so gesehen.
Irgendwann nahm ich offensichtlich wieder feste Nahrung zu mir, erinnere mich jedenfalls an schmackhaft Geschmortes aus der Tagine (Lamm und Kartoffeln waren wohl dabei), den immer schön aromatisch-süßen Pfefferminztee aus ganzen Blättern sowie massig Trockenobst, vor allem Datteln. Was mich, bitte verzeihen Sie, aber dieser Klumpen will nicht so wie ich, an einen Satz aus einem Hörspiel erinnert, das ich vor 25 bis 30 Jahren hörte. Er ging ungefähr so: "... wie der alte [Name], der auch dem gedörrten Obst noch Saft auszulutschen vermag." und hat mich so beeindruckt, dass ich hier mal in die Runde fragen möchte: Hat jemand eine Idee, woher das stammen könnte?
Ich muss dann offensichtlich wieder so weit dienstfähig gewesen sein, dass ich meine Amtsgeschäfte als Dolmetscher und geschäftlicher Vertreter familiärer Angelegenheiten wiederaufnehmen konnte. Zumindest standen wir eines Tages bei brütender Hitze im Staub eines gigantischen Parkplatzes vor dem Anleger der Fähre, die uns zurück nach Europa bringen sollte. Man wurde doch recht aufdringlich belagert, offenbar war es ein äußerst lohnendes Geschäft, zurückreisende Touristen um die verbleibenden Dirhams anzugehen, "Betteln" konnte man das jedenfalls nicht mehr nennen, und somit war der Weg zu der kleinen, hölzernen Bude, in der die Reisepässe gestempelt und die Billets für die Überfahrt ausgestellt wurden, ein anstrengender, und sich dann zwischen die drängelnden Massen zu stürzen, denn es ging natürlich vollkommen ungeregelt zu, war auch kein Vergnügen.
Mir ging das wider die Natur, und als es plötzlich hieß, dass der Schalter gleich schließe und man morgen wiederkommen solle, sank meine Laune in die Gegend von – 273,15 °C. Hier, zwischen diesen Wahnsinnigen, bei Bruthitze den Rest des Tages und dann eine Nacht zu viert im engen VW-Bus zu verbringen, das musste doch zu vermeiden sein, und an diesem Tag warf ich meine moralischen Standards über Bord und erwarb mir meinen zweiten Vornamen. Während die Fähre anlegte, legte ich große Dirham-Scheine in jeden der vier Reisepässe, ließ diese gut sichtbar herausschauen, drängelte mich zwischen den schreienden Arabern zum Schalter und wedelte mit den Pässen vor der Nase des Beamten, der zwar nicht aufsah, die Pässe aber entgegen- und die Scheine souverän herausnahm, sie mit einer Hand in die Hemdtasche steckte und mit der anderen in irrer Geschwindigkeit vier Stempel in die Pässe knallte, diese wieder herausstreckte, als ich sie ihm schon aus der Hand riss, mit meinem Vater zum Auto rannte, während die letzten Autos auf die Fähre gewinkt wurden, die Tür des VW-Busses aufriss und hektisch auf Mutter und Schwester einschrie, dass wir sofort losmüssten, mein Vater schon losfuhr, die auf dem Gaskocher frisch zubereitete Kanne Kaffee umfiel und wir die praktisch schon ablegende Fähre doch noch erreichten.
Dort empfing uns ein freundlicher, älterer Zollbeamter mit Schäferhund. Er hätte diese Familie vielleicht schneller passieren lassen, hätte es nicht im ganzen Auto so auffällig und übertrieben nach Kaffee gerochen. Kaffee, dessen Aroma natürlich das Erschnuppern geschmuggelter Güter erschweren sollte. Sehr gründlich nahmen also Tier und Mensch unser Gefährt unter die Lupe, fanden aber tatsächlich nichts - es geht doch nichts über die richtigen Verstecke - und ein paar Stunden darauf waren wir wieder in Europa.
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