Manchmal wünsche ich mir die Telefonbank auf dem Flur zurück. Ein schnurgebundenes Telefon, das da steht und zu dem man hingeht.

Man müsste eine Theorie der Verklumpung aufstellen, rein rechnerisch sollten sechs schnurlose Apparate für den Hausanschluss ja genügen. Aber egal, wo ich gerade bin: Wenn das Telefon vielstimmig drauflospiept, renne ich verzweifelt von Zimmer zu Zimmer, quer durch die Etagen, reiße Türen auf und hebe Bettdecken hoch, man kann diese elektronischen Klänge ja sehr schlecht orten, manchmal bin ich schon ganz nahe - und dann springt der Anrufbeantworter an.
Eine Normalverteilung will sich da einfach nicht einstellen, und auch wenn ich regelmäßig alle Handapparate auf die entsprechenden Ladeschalen verteile, muss ich nur mal kurz aus dem Haus gehen, schon ist keines mehr zu finden.
Es ist mir deshalb wichtig, diese Telefone alle am Leben zu erhalten, denn noch weniger dürfen es auf keinen Fall werden. Es handelt sich um zwei Dreierensembles: Eine Billigvariante und ein Modell des bekannten Herstellers, der früher mal schöne orange Wählscheibenapparate für die Deutsche Bundespost produziert hat.
Neulich musste ich drei Akkus nachbestellen. Es war zu wiederholten Gesprächsabbrüchen gekommen. Zwei konnte ich ersetzen, das dritte Gerät aber blieb verschwunden, es musste spannungslos irgendwo liegen und konnte deshalb auch nicht über die akustische Suchfunktion geortet werden.
Wie froh war ich deshalb, als gestern jemand das schwarze Handteil doch noch in einer Schublade fand! Nun musste ich nur noch den Akku austauschen. Dann aber erkannte ich, warum es jemand beiseitegelegt hatte: Einer der beiden Stiftkontakte an der Unterseite war abgebrochen, so dass das Gerät beim Einsetzen in die Ladeschale gar keinen Kontakt bekam.
Es ist ja so: Der normale Billighersteller versieht seine Schnurlostelefone mit zwei Kontaktflächen, die auf entsprechenden Gegenstücken aufliegen, wenn man das Gerät zum Laden in die Station stellt. Nur Tante Siemens muss ankommen und sich etwas Umständliches ausdenken: Machen wir Stiftkontakte, die in geringem Abstand von einem Plastikrand umfasst sind. In die Ladeschale jedoch bauen wir gefederte Kontakflächen, die sich wiederum in einer kleinen Öffnung befinden, so dass der Stift genau in diese Führung gesteckt wird, wo er sich den begehrten Saft ziehen kann. Toll!
Vielleicht telefonieren manche Menschen temperamentvoller als ich, jedenfalls legen sie so auf: Schon oft musste ich die blöden Stiftkontakte wieder senkrecht ausrichten, denn sobald sie auch nur leicht verbogen sind, treffen sie nicht mehr ihren Gegenkontakt, ganz im Gegenteil neigten sie zu noch viel stärkerem Verbiegen, wenn man meint, das Telefon mit Gewalt dennoch so weit in die Schale quetschen zu müssen, bis das kleine Bestätigungsgeräusch ("Bleep") erklingt. Meine Appelle ("Ihr müsst das Gerät exakt senkrecht aufsetzen, herrgottnochmal, das kann doch nicht so schwer sein!") blieben selbstverständlich ohne Wirkung. Und nun war ich mit einem gänzlich abgebrochenen Stiftkontakt konfrontiert!
Sie werden lachen, aber ich habe tatsächlich probiert, den Apparat auseinanderzubauen. Natürlich war er komplett verschweißt, so dass er nicht zerstörungsfrei zu öffnen gewesen wäre. Dann aber sah ich mir die Stelle mit dem fehlenden Stift noch einmal genauer an: Schimmerte es da drinnen nicht metallisch? Ich suchte also einen Nagel mit passendem Durchmesser, kniff mit der Zange den Kopf ab und schob ihn ins Gerät. Schnell noch auf Länge gebracht, schon konnte ich den originalen Nachkriegs-Ersatzstiftkontakt testen und das Telefon erwartungsfroh auf die Ladeschale setzen: Bleep!
Nun dachte ich an den rauhen Alltag dieser armen Geräte. Es war völlig klar: Der Nagel würde von unsensiblen Zeitgenossen beim gedankenlosen Auflegen irgendwann nach innen gedrückt werden, außerdem mangelte es an seitlicher Führung, so dass er bald wieder den winzigen Federkontakt verfehlt hätte.
Zwei eingetrocknete Tuben Sekundenkleber später fand ich doch noch ein Fläschchen Super Glue Gel, das ich äußerst vorsichtig um den Nagel herum applizierte, um ihn an seiner Position zu halten und ihm zugleich mehr seitliche Stabilität zu verleihen. Eine Stunde ließ ich das Zeug trocknen, prüfte noch einmal den Sitz des Nagels, setzte das Gerät vorsichtig in die Ladeschale und freute mich über das "Bleep". Das hatte geklappt! Zufrieden ging ich schlafen.

Heute früh klingelte das Telefon, still freute ich mich an seinem Klingeln. Dann rief jemand: Hey! Was ist das denn!? Ich kann das Telefon gar nicht abnehmen!

Man müsste eine Theorie der Verklumpung aufstellen, rein rechnerisch sollten sechs schnurlose Apparate für den Hausanschluss ja genügen. Aber egal, wo ich gerade bin: Wenn das Telefon vielstimmig drauflospiept, renne ich verzweifelt von Zimmer zu Zimmer, quer durch die Etagen, reiße Türen auf und hebe Bettdecken hoch, man kann diese elektronischen Klänge ja sehr schlecht orten, manchmal bin ich schon ganz nahe - und dann springt der Anrufbeantworter an.
Eine Normalverteilung will sich da einfach nicht einstellen, und auch wenn ich regelmäßig alle Handapparate auf die entsprechenden Ladeschalen verteile, muss ich nur mal kurz aus dem Haus gehen, schon ist keines mehr zu finden.
Es ist mir deshalb wichtig, diese Telefone alle am Leben zu erhalten, denn noch weniger dürfen es auf keinen Fall werden. Es handelt sich um zwei Dreierensembles: Eine Billigvariante und ein Modell des bekannten Herstellers, der früher mal schöne orange Wählscheibenapparate für die Deutsche Bundespost produziert hat.
Neulich musste ich drei Akkus nachbestellen. Es war zu wiederholten Gesprächsabbrüchen gekommen. Zwei konnte ich ersetzen, das dritte Gerät aber blieb verschwunden, es musste spannungslos irgendwo liegen und konnte deshalb auch nicht über die akustische Suchfunktion geortet werden.
Wie froh war ich deshalb, als gestern jemand das schwarze Handteil doch noch in einer Schublade fand! Nun musste ich nur noch den Akku austauschen. Dann aber erkannte ich, warum es jemand beiseitegelegt hatte: Einer der beiden Stiftkontakte an der Unterseite war abgebrochen, so dass das Gerät beim Einsetzen in die Ladeschale gar keinen Kontakt bekam.
Es ist ja so: Der normale Billighersteller versieht seine Schnurlostelefone mit zwei Kontaktflächen, die auf entsprechenden Gegenstücken aufliegen, wenn man das Gerät zum Laden in die Station stellt. Nur Tante Siemens muss ankommen und sich etwas Umständliches ausdenken: Machen wir Stiftkontakte, die in geringem Abstand von einem Plastikrand umfasst sind. In die Ladeschale jedoch bauen wir gefederte Kontakflächen, die sich wiederum in einer kleinen Öffnung befinden, so dass der Stift genau in diese Führung gesteckt wird, wo er sich den begehrten Saft ziehen kann. Toll!
Vielleicht telefonieren manche Menschen temperamentvoller als ich, jedenfalls legen sie so auf: Schon oft musste ich die blöden Stiftkontakte wieder senkrecht ausrichten, denn sobald sie auch nur leicht verbogen sind, treffen sie nicht mehr ihren Gegenkontakt, ganz im Gegenteil neigten sie zu noch viel stärkerem Verbiegen, wenn man meint, das Telefon mit Gewalt dennoch so weit in die Schale quetschen zu müssen, bis das kleine Bestätigungsgeräusch ("Bleep") erklingt. Meine Appelle ("Ihr müsst das Gerät exakt senkrecht aufsetzen, herrgottnochmal, das kann doch nicht so schwer sein!") blieben selbstverständlich ohne Wirkung. Und nun war ich mit einem gänzlich abgebrochenen Stiftkontakt konfrontiert!
Sie werden lachen, aber ich habe tatsächlich probiert, den Apparat auseinanderzubauen. Natürlich war er komplett verschweißt, so dass er nicht zerstörungsfrei zu öffnen gewesen wäre. Dann aber sah ich mir die Stelle mit dem fehlenden Stift noch einmal genauer an: Schimmerte es da drinnen nicht metallisch? Ich suchte also einen Nagel mit passendem Durchmesser, kniff mit der Zange den Kopf ab und schob ihn ins Gerät. Schnell noch auf Länge gebracht, schon konnte ich den originalen Nachkriegs-Ersatzstiftkontakt testen und das Telefon erwartungsfroh auf die Ladeschale setzen: Bleep!
Nun dachte ich an den rauhen Alltag dieser armen Geräte. Es war völlig klar: Der Nagel würde von unsensiblen Zeitgenossen beim gedankenlosen Auflegen irgendwann nach innen gedrückt werden, außerdem mangelte es an seitlicher Führung, so dass er bald wieder den winzigen Federkontakt verfehlt hätte.
Zwei eingetrocknete Tuben Sekundenkleber später fand ich doch noch ein Fläschchen Super Glue Gel, das ich äußerst vorsichtig um den Nagel herum applizierte, um ihn an seiner Position zu halten und ihm zugleich mehr seitliche Stabilität zu verleihen. Eine Stunde ließ ich das Zeug trocknen, prüfte noch einmal den Sitz des Nagels, setzte das Gerät vorsichtig in die Ladeschale und freute mich über das "Bleep". Das hatte geklappt! Zufrieden ging ich schlafen.

Heute früh klingelte das Telefon, still freute ich mich an seinem Klingeln. Dann rief jemand: Hey! Was ist das denn!? Ich kann das Telefon gar nicht abnehmen!
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Irgendwie erinnert mich das schon wieder an die Beatles.
Jedenfalls gibt es Leute, die bei einem Spaziergang 48 Steinpilze finden. Zu denen gehöre ich nicht. Einmal suche ich und finde gar nichts, und wenn dann am nächsten Tag hier ein Pilz steht und da noch einer, denke ich: Pff, die paar!, jetzt können sie mich mal, das lohnt sich ja doch nicht.
Aber dann steht schon wieder so ein Butterpilz mitten auf dem Weg, da hinten gleich noch einer - und da oben eine ganze Ansammlung!, also habe ich den Rucksack geholt und ein Messer und bin noch mal los.
"Butterpilze lasse ich meist stehen, die haben nicht so einen besonderen Geschmack, die nehme ich nur mit, wenn's unbedingt Masse sein soll", hatte ich gerade noch aus der Steinpilzfraktion gehört, und ich kann mir das schon vorstellen, so ein Steinpilz gehört einfach zum Feinsten, das man essen kann, und getrocknet adelt er jede Soße und jedes Fleischgericht. Eine Ladung Pfifferlinge: Herrlich! Eine Krause Glucke: Ganz was Besonderes, etwas eigen, aber ein Genuss!
Dagegen fällt der gemeine Butterpilz tatsächlich ab, er schmeckt vor allem als Jüngling, dann hat er auch etwas mehr Aroma als etwa der Champignon, doch ich nahm natürlich alles mit, auch die großen mit der breiten Krempe, die nicht mehr so knackig glänzten, schließlich wollte ich meine Pfanne vollkriegen.

Das war dann eine ziemliche Fummelei, draußen wurde es schon dunkel, im Kerzenlicht prüfte, reinigte und schnitt ich meine Beute, die Stiele mussten weg und die schwammigen Röhren, da blieb netto gar nicht so viel übrig, also schmiss ich eine Gemüsezwiebel in die stirnlampenbeleuchtete Pfanne auf dem Holzfeuer und ließ alles zusammen schmurgeln.

Ein paar Steinpilze hätten sicher nicht geschadet, und nicht mal Pfifferlinge waren dabei. So blieb es beim reinen Butterpilz, kein übler Kerl, sehr basic, sehr down-to-earth, nur etwas Gesellschaft kann er durchaus gebrauchen.

Im Gegensatz zu mir.



Jedenfalls gibt es Leute, die bei einem Spaziergang 48 Steinpilze finden. Zu denen gehöre ich nicht. Einmal suche ich und finde gar nichts, und wenn dann am nächsten Tag hier ein Pilz steht und da noch einer, denke ich: Pff, die paar!, jetzt können sie mich mal, das lohnt sich ja doch nicht.


Aber dann steht schon wieder so ein Butterpilz mitten auf dem Weg, da hinten gleich noch einer - und da oben eine ganze Ansammlung!, also habe ich den Rucksack geholt und ein Messer und bin noch mal los.


"Butterpilze lasse ich meist stehen, die haben nicht so einen besonderen Geschmack, die nehme ich nur mit, wenn's unbedingt Masse sein soll", hatte ich gerade noch aus der Steinpilzfraktion gehört, und ich kann mir das schon vorstellen, so ein Steinpilz gehört einfach zum Feinsten, das man essen kann, und getrocknet adelt er jede Soße und jedes Fleischgericht. Eine Ladung Pfifferlinge: Herrlich! Eine Krause Glucke: Ganz was Besonderes, etwas eigen, aber ein Genuss!


Dagegen fällt der gemeine Butterpilz tatsächlich ab, er schmeckt vor allem als Jüngling, dann hat er auch etwas mehr Aroma als etwa der Champignon, doch ich nahm natürlich alles mit, auch die großen mit der breiten Krempe, die nicht mehr so knackig glänzten, schließlich wollte ich meine Pfanne vollkriegen.

Das war dann eine ziemliche Fummelei, draußen wurde es schon dunkel, im Kerzenlicht prüfte, reinigte und schnitt ich meine Beute, die Stiele mussten weg und die schwammigen Röhren, da blieb netto gar nicht so viel übrig, also schmiss ich eine Gemüsezwiebel in die stirnlampenbeleuchtete Pfanne auf dem Holzfeuer und ließ alles zusammen schmurgeln.

Ein paar Steinpilze hätten sicher nicht geschadet, und nicht mal Pfifferlinge waren dabei. So blieb es beim reinen Butterpilz, kein übler Kerl, sehr basic, sehr down-to-earth, nur etwas Gesellschaft kann er durchaus gebrauchen.

Im Gegensatz zu mir.
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Ich bin am letzten Tag da oben früh und friedlich aufgewacht, musste gar nicht weinen, zündete noch mal ein Feuer an, räumte auf und packte zusammen und spülte ab und fegte durch. Dann schloss ich ab, sah mich um und stieg hinab. Das dauerte ein paar Stunden und ging schön langsam. Es kamen ein paar Autos vorbei, einmal wurde ich per Handzeichen gefragt, ob ich mitfahren wolle, danke, nein!, rief ich, ich laufe!, aber danke!, und manchmal setzte ich den Rucksack ab und trank einen Schluck.

Am Ende wird es flacher, dann zieht es sich länger hin, als man denkt, aber es fühlt sich völlig richtig an, und ich hatte ja Zeit.

Diesmal war der Lärm ein echter Schock, der Verkehr da unten, die vielen Leute, da brauchte ich fast zwei Tage.

Ich erspare Ihnen das ganze Pathos. Aber schön war's schon.

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Zwischendurch die Unruhe: Hast du dies, hast du das.
Plötzlich die Ruhe: Es ist alles da, und es wird wunderbar.
Morgen muss ich früh raus. Vielleicht komme ich wieder. Auf wiedersehen.
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Beigefügt übersende ich Ihnen zwei simulierte Lohnabrechnungen für Herrn nnier. Wenn die Überstunden auf zwei Monate aufgeteilt werden, erhält der AN 5,75 EUR mehr Netto.
Man bekommt dafür locker ein halbes Pfund Butter, ein paar Eier, etwas Mehl, Salz, Milch. Das ist nicht wenig, und Pfannkuchen können glücklich machen.

Dann wieder erinnert man sich an den Freund, der schon im ersten Job kurz nach dem Studium sagte: Also Geld ist nun wirklich kein Problem. Solche gibt's, und andere sind wenigstens berühmt geworden.

Mein Weg war ein anderer. Mir standen sämtliche Möglichkeiten offen, ich hätte alles studieren können, du wirst mal ein guter Doktor, sagte man mir beim Abitur, also machte ich erst mal in Ruhe Essen auf Rädern und dann diese Liefertouren mit dem Kleintransporter. Irgendwann schrieb ich mich, da der Freund gerade hinging, auch für irgendein Studienfach ein, zog um, begann ein anderes und dann ein drittes.
Am meisten Spaß machte der Uni-Job, da stattete man die Büros mit Möbeln aus oder schleppte Umzugskisten. Mit meinem Studienfach konnte ich nur selten etwas anfangen, auch wenn es am Anfang interessanter war als die Sachen davor. Aber es war alles viel zu schnell gegangen, denn eigentlich hatte ich mir immer vorgestellt, dass man nach der Schule endlich wieder in diesen paradiesischen Urzustand zurückfindet und den ganzen Tag spielen und lesen kann. Studieren tat ich wohl vor allem, um einen irgendwie akzeptierten Status zu haben, nennen wir's Student, und ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte.
Ich habe mich an der Universität selten wohlgefühlt, ging ab und zu hin, die Jahre vergingen, hier mal eine Prüfung, da mal ein Schein, und plötzlich war ich gar nicht mehr so jung und merkte, dass ich besser mal etwas zu Ende bringen sollte. Also verließ ich die Uni mit makellosem Abschluss und immer noch ohne jede Idee.

Ich hatte nicht die geringste Vorstellung davon, wie Arbeiten ist. Oder was das mit mir zu tun hat. Ich machte kein Praktikum in "meinem Bereich", das ganze Studium hindurch, wahrscheinlich war das die Angst vor der Erkenntnis, dass das sowieso nichts für mich wäre, sondern schleppte in den Semesterferien Möbel mit einem tätowierten LKW-Fahrer und verschloss die Augen.
Es gibt etwas an der Universitätswelt, das mich fundamental abstößt. Dieses ganze Institutswesen, die Inzucht, der Bluff, ich muss heute noch kotzen, wenn ich daran zurückdenke. Nie hatte ich das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, etwas Interessantes zu lernen, ich latschte da nur notgedrungen hin und ertrug es, weil mir nichts Besseres einfiel. Und dabei hatte ich alle Möglichkeiten.
Es ist ein Jammer, wenn ich es von heute aus betrachte, es gibt so interessante Dinge, die man lernen kann, z.B. lese ich sehr gerne so etwas, verdammt! Warum hat mir das keiner gesagt!
Ich hatte keine Idee, und irgendwie landete ich irgendwo ganz anders. Dann kamen die endlosen tristen Jahre, Gehirnvermietung, Gehirnverödung, muss ja, dann hielt ich es nicht mehr aus und kündigte, dann legte mir das Arbeitsamt die Würgefinger um den Hals, also bewarb ich mich irgendwo und die wollten mich und ich wollte nicht und fuhr auf den Berg, dann kam ich wieder runter und sagte: Na gut, dann fing ich an und nahm seither noch zwei Kurven, aber man muss ja von irgendwas leben.

Ich fahre jetzt diese Zierfischcontainer herum, das ist nicht uninteressant, ich kann auch nach der Arbeit nach Hause gehen und an was anderes denken, das war mir immer wichtig, und ich gehe morgens ohne Kloß im Hals hin, das ist auch wichtig. Und es bleibt genügend Freizeit, denn ich werde nicht in die Gefahr kommen, mir meine Überstunden auszahlen zu lassen.
Man bekommt dafür locker ein halbes Pfund Butter, ein paar Eier, etwas Mehl, Salz, Milch. Das ist nicht wenig, und Pfannkuchen können glücklich machen.

Dann wieder erinnert man sich an den Freund, der schon im ersten Job kurz nach dem Studium sagte: Also Geld ist nun wirklich kein Problem. Solche gibt's, und andere sind wenigstens berühmt geworden.

Mein Weg war ein anderer. Mir standen sämtliche Möglichkeiten offen, ich hätte alles studieren können, du wirst mal ein guter Doktor, sagte man mir beim Abitur, also machte ich erst mal in Ruhe Essen auf Rädern und dann diese Liefertouren mit dem Kleintransporter. Irgendwann schrieb ich mich, da der Freund gerade hinging, auch für irgendein Studienfach ein, zog um, begann ein anderes und dann ein drittes.
Am meisten Spaß machte der Uni-Job, da stattete man die Büros mit Möbeln aus oder schleppte Umzugskisten. Mit meinem Studienfach konnte ich nur selten etwas anfangen, auch wenn es am Anfang interessanter war als die Sachen davor. Aber es war alles viel zu schnell gegangen, denn eigentlich hatte ich mir immer vorgestellt, dass man nach der Schule endlich wieder in diesen paradiesischen Urzustand zurückfindet und den ganzen Tag spielen und lesen kann. Studieren tat ich wohl vor allem, um einen irgendwie akzeptierten Status zu haben, nennen wir's Student, und ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte.
Ich habe mich an der Universität selten wohlgefühlt, ging ab und zu hin, die Jahre vergingen, hier mal eine Prüfung, da mal ein Schein, und plötzlich war ich gar nicht mehr so jung und merkte, dass ich besser mal etwas zu Ende bringen sollte. Also verließ ich die Uni mit makellosem Abschluss und immer noch ohne jede Idee.

Ich hatte nicht die geringste Vorstellung davon, wie Arbeiten ist. Oder was das mit mir zu tun hat. Ich machte kein Praktikum in "meinem Bereich", das ganze Studium hindurch, wahrscheinlich war das die Angst vor der Erkenntnis, dass das sowieso nichts für mich wäre, sondern schleppte in den Semesterferien Möbel mit einem tätowierten LKW-Fahrer und verschloss die Augen.
Es gibt etwas an der Universitätswelt, das mich fundamental abstößt. Dieses ganze Institutswesen, die Inzucht, der Bluff, ich muss heute noch kotzen, wenn ich daran zurückdenke. Nie hatte ich das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, etwas Interessantes zu lernen, ich latschte da nur notgedrungen hin und ertrug es, weil mir nichts Besseres einfiel. Und dabei hatte ich alle Möglichkeiten.
Es ist ein Jammer, wenn ich es von heute aus betrachte, es gibt so interessante Dinge, die man lernen kann, z.B. lese ich sehr gerne so etwas, verdammt! Warum hat mir das keiner gesagt!
Ich hatte keine Idee, und irgendwie landete ich irgendwo ganz anders. Dann kamen die endlosen tristen Jahre, Gehirnvermietung, Gehirnverödung, muss ja, dann hielt ich es nicht mehr aus und kündigte, dann legte mir das Arbeitsamt die Würgefinger um den Hals, also bewarb ich mich irgendwo und die wollten mich und ich wollte nicht und fuhr auf den Berg, dann kam ich wieder runter und sagte: Na gut, dann fing ich an und nahm seither noch zwei Kurven, aber man muss ja von irgendwas leben.

Ich fahre jetzt diese Zierfischcontainer herum, das ist nicht uninteressant, ich kann auch nach der Arbeit nach Hause gehen und an was anderes denken, das war mir immer wichtig, und ich gehe morgens ohne Kloß im Hals hin, das ist auch wichtig. Und es bleibt genügend Freizeit, denn ich werde nicht in die Gefahr kommen, mir meine Überstunden auszahlen zu lassen.
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La la la la!

Bisher bin ich immer mit dem Auto hingefahren. Und wollte nie viel mitnehmen: Sachen für schönes Wetter. Sachen für schlechtes Wetter. Sonnenmilch. Was zum Lesen. Was zum Schreiben. Handtücher. Bettzeug. Waschzeug. Wanderschuhe. Leichte Schuhe. Langärmlige T-Shirts. Kurzärmlige T-Shirts. Schlafzeug. Regenzeug. Dicker Pulli. Lange Hose. Kurze Hose. Ganz bescheiden, alles!

Ich fahre mit dem Zug. Ich werde einen Rucksack dabeihaben, damit werde ich nach oben wandern, unten noch ein Brot kaufen und ein paar Kaminwurzn. Dann: Eine Woche Brunnenwasser.

Tra-la-la-la!
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Ach, Mist. Das mit dem Dialekt kann ich sowieso nicht. Denken Sie ihn sich selber dazu:
Splunk. Splunk. Ha. Du glaubst nicht, was mir letzte Woche passiert ist. Splunk. Ich habe doch so eine große Regentonne. Bei mir im Hof. Und die steht ein bisschen zu nahe an der Einfahrt von der Garage. Splunk. Splunk. Und meine Frau sagt schon seit Jahren: Die Tonne muss ein Stückchen mehr auf die Seite. Und ich denke immer, sie hat recht, das muss ich wirklich mal machen, und dann habe ich zu viel anderes zu tun, du weißt ja, wie das ist. Splunk. Und dann habe ich neulich, hach, du wirst es nicht glauben, dann habe ich neulich, ich Blödmann, habe ich geglaubt, dass ich die einfach ein Stück verschieben kann. Gerade so ein paar Zentimeter. Splunk. Splunk. Splunk.
Ich stelle mich so daneben und drücke so dagegen, und dann, das glaubst du nicht, dann bricht ein ganzes Stück raus und ich bekomme das ganze Wasser ab, das sind 200 Liter, und ich stehe da und bin nass, von oben bis unten, und ich denke: Das darf doch jetzt nicht wahr sein! Das gibt es doch nicht! Und jetzt ist meine schöne Regentonne kaputt, und ich denke: So was Dummes, jetzt ist die Tonne so richtig hinüber, die 200-Liter-Tonne, und ich stehe da und bin pudelnass, das glaubst du nicht, und ich denke: Ha, du Dummkopf, das hast du jetzt davon, jetzt ist deine Regentonne kaputt. Splunk. Und ich sage zu mir: Wenn jetzt die Frau nach Hause kommt. Und ich wollte die Tonne doch gerade nur ein Stückchen zur Seite rücken, gerade so ein paar Zentimeter, verstehst du, weil die da immer so gestört hat, und da schiebe ich kurz und da reißt mir das Ding kaputt, bricht so ein ganzes Stück raus, stehe ich da und bin nass bis obenhin! Von oben bis unten! Das hast du noch nicht gesehen, sowas!
Splunk. Splunk. Splunk. Ich hätte das ja wissen können, ich hätte das Wasser vorher ablassen müssen, das wusste ich eigentlich auch, aber ich dachte halt, bloß so ein paar Zentimeter, gerade nur so ein kleines Stückchen, und jetzt ist sie kaputt, da fehlt ein ganzes Stück, das ist richtig rausgebrochen, richtig so am Stück. Splunk. Splunk.
Jetzt muss ich mir eine neue besorgen, jetzt muss ich eine neue kaufen, bloß weil ich gedacht habe, dass ich die ein Stückchen schieben kann, und dann ist sie mir gerade so zerbrochen. Die war von der Witterung nach den ganzen Jahren schon zersetzt, verstehst du, schon ganz fest geworden und überhaupt nicht mehr flexibel, Kunststoff halt, der wird mit den Jahren ganz fest und dann bricht er. Splunk. Mir ist da ein ganzes Stück rausgebrochen, du hättest mich sehen sollen, ha! Und ich finde es so schade um die Tonne, die war zwar alt und nicht mehr schön, die hatte ich damals noch vom Opa bekommen, der hatte zwei, eine große und eine kleine, und der braucht nur eine und hat mir die andere gegeben. Schön war sie nicht. Aber eine gute Tonne. Splunk. Da kann man nichts machen, da muss ich eine neue kaufen, aber dass ich so blöd bin! Und die einfach ein Stück zur Seite schieben will! Du hättest mich sehen sollen! Splunk. Splunk.
Neben uns wohnt ja der S. Der S., den kennst du doch, das ist doch der, der damals aus X hergezogen ist. Hat sich von der Frau getrennt und hat seine neue Frau hier geheiratet und hat uns das Haus von der Oma abgekauft, daneben ist ja unseres, wir haben ja damals gebaut. Meine Frau wollte das denen ja unbedingt verkaufen. Splunk. Hör mir auf mit dem S. Der S. ist ein ganz großes Arschloch. Splunk. Splunk.
Wenn ich nur dran denke: Wir haben dem 1500 Liter Heizöl geschenkt. Wir haben dem die ganzen Teppiche geschenkt. Wir haben dem die ganzen Vorhänge geschenkt. Und jetzt! Hör mir auf mit dem S.
Splunk. Splunk. Splunk. Wenn ich den schon sehe. Einmal kommt meine Frau zu mir und sagt: Der S., der parkt immer auf der Straße vor unserem Haus. Warum parkt der nicht vor seinem Haus? Und da gehe ich am nächsten Morgen hin zu ihm und sage: Hör zu, was ist das mit deinem Auto da, warum parkst du nicht vor deinem Haus, das ist doch nicht normal, da stimmt doch was nicht, sowas gibt's doch gar nicht, warum parkst du bei uns gegenüber, warum stellst du dein Auto da hin, und wenn meine Frau beim Rausfahren irgendwann dagegenkommt, dann sind noch WIR schuld, und das kann doch nicht wahr sein! Und weißt du, was er da sagt!? Da sagt er zu mir: Ich darf da parken. Ich darf da parken! Sagt! Der! Zu! Mir!
Splunk. Splunk. Splunk. Ich habe mit dem G. jahrelang im Turnverein den Vorturner gemacht. Dann haben wir gesagt: Wir machen nicht mehr den Vorturner, das wird uns zuviel, sucht euch einen anderen Vorturner. Und weißt du, wer es dann gemacht hat: Der S.! Splunk. Splunk.
Splunk. Ja, der soll's gut gemacht haben, haben sie alle gesagt, als Vorturner. Aber der G. und ich, wir haben nach dem Turnen immer noch gerne in der Halle mit dem Ball herumgeschossen. Wir hatten ja die Schlüssel als Vorturner. Und dann hatte der S. den Schlüssel, der war ja dann der Vorturner. Und wenn die Turnstunde vorbei war, weißt du, was der dann gesagt hat? Dann hat der S. gesagt: So, nach dem Duschen mache ich zu, ich habe die Verantwortung, ich habe die Schlüssel, ich muss hier abschließen. Sagt! Der! Zu! Uns! Splunk. Da sind der G. und ich am nächsten Tag zum Vorstand. Und ich sag denen: So und so. Wenn der S. meint. Wenn der als Fremder meint. Wenn der als Fremder hier ankommt! Kommt! Der! Als! Fremder! An! Und! Will! Uns! Sagen! Wann! Wir! Schluss! Machen! Sollen! Gibt's denn sowas! Und wir sagen denen: Passt auf. Entweder der. Oder wir. So weit kommt's noch.
Splunk. Splunk. Splunk. So ist das mit dem S. Splunk. Und der darf da rechtlich auch parken auf der Straße vor unserem Haus. Aber warum parkt der da und nicht bei sich. Der soll vor seinem Haus parken. Und meine Frau sagt auch: Der soll da nicht mehr parken, warum parkt der da und nicht bei sich, geh hin und sag dem das. Der saubere Herr S.! So ist das mit dem! Splunk.
--
Mir ist dann wieder eingefallen, warum ich wohne, wo ich wohne, auch wenn da nicht so eine schöne Wassertretstelle ist.
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Vor dem Urlaub konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich die Fahrräder oder die Liegestühle mitnehmen sollte. Ich nahm die Fahrräder, dann war es unterwegs so heiß, dass ich bald zu greinen begann: Was habe ich mir nur gedacht, es sind doch sowieso nur ein paar Tage, und wie kann ich nur auf die Idee kommen, ein Fahrrad dringender zu benötigen als einen Liegestuhl! Ich will doch nur in Ruhe da liegen! Ich will doch nichts mehr, als auf diesem Liegestuhl zu liegen!

"Dich braucht man nur auf 1000 Meter zu bringen, dann geht's dir besser, dann bist du glücklich, hier oben, gell!", teilte man mir mit, und tatsächlich fühlte ich mich gleich ganz anders. Ich nahm am zweiten Tag sogar die Fahrräder herunter und fuhr ein Stündchen um den kleinen Bergsee, am dritten war's ein kleiner Spaziergang und am vierten oder fünften noch mal das Fahrrad. Nö! Ich will nicht weiterfahren! Hier gefällt's mir! Hier bin ich zufrieden! Hier könnte ich noch eine Woche bleiben! Oder zwei! Mir fehlt hier nichts. Höchstens der Liegestuhl.

Diesmal war's ein anderes Land, dort hatte ich bisher nicht immer nur Glück, aber das stimmt schon, wenn ich die drückende Schwüle da unten erst mal hinter mir gelassen habe und aufatmen kann, wenn ich entfernten Nadelwaldduft atmen und leises Bachplätschern hören kann, überkommt mich ein fundamentaler innerer Friede. Ich muss dann keine weiten Wanderungen machen und keine hohen Berge besteigen. Nur atmen. Essen. Schlafen. Lauschen.

Mich hat vor zwei Jahren, auch irgendwo oben, etwas gebissen, das habe ich erst viel später festgestellt und mir womöglich den Gilb eingefangen, so fühlt sich das jedenfalls an, denn diese Tests sagen alle nichts aus, die können falsch positiv oder falsch negativ sein. Und man kann eine Salzkur machen oder Homöopathie oder monatelang hochdosierte Antibiotika schlucken, das ist je nachdem und vielleicht auch nicht, und man kann privat einen speziellen Test machen, der ist viel genauer und sagt auch nichts aus, denn das kann alles falsch negativ oder falsch positiv sein.

Vielleicht ist das aber auch alles Quatsch, vielleicht gibt es im Leben diesen Knick, man bekommt einen mit und erholt sich diesmal nicht, es wird diesmal einfach nicht wie vorher, und man muss sich umstellen und daran gewöhnen. Kräfte einteilen. Atmen. Essen. Schlafen. Lauschen.

Ich kannte mal eine alte Frau, die lebte in einem winzigen Häuschen. Morgens stand sie auf, schürte den alten Herd, saß da, kochte, aß, schlaf. Früher wäre ungefähr hier eine Pointe gekommen oder eine überraschende Wendung.

"Im Grunde ist es egal, ob ein Mensch über einen gelungenen Text glücklich ist oder über ein Wurstweckle" (Inge Jens)
Hmm, lecker.

"Dich braucht man nur auf 1000 Meter zu bringen, dann geht's dir besser, dann bist du glücklich, hier oben, gell!", teilte man mir mit, und tatsächlich fühlte ich mich gleich ganz anders. Ich nahm am zweiten Tag sogar die Fahrräder herunter und fuhr ein Stündchen um den kleinen Bergsee, am dritten war's ein kleiner Spaziergang und am vierten oder fünften noch mal das Fahrrad. Nö! Ich will nicht weiterfahren! Hier gefällt's mir! Hier bin ich zufrieden! Hier könnte ich noch eine Woche bleiben! Oder zwei! Mir fehlt hier nichts. Höchstens der Liegestuhl.

Diesmal war's ein anderes Land, dort hatte ich bisher nicht immer nur Glück, aber das stimmt schon, wenn ich die drückende Schwüle da unten erst mal hinter mir gelassen habe und aufatmen kann, wenn ich entfernten Nadelwaldduft atmen und leises Bachplätschern hören kann, überkommt mich ein fundamentaler innerer Friede. Ich muss dann keine weiten Wanderungen machen und keine hohen Berge besteigen. Nur atmen. Essen. Schlafen. Lauschen.

Mich hat vor zwei Jahren, auch irgendwo oben, etwas gebissen, das habe ich erst viel später festgestellt und mir womöglich den Gilb eingefangen, so fühlt sich das jedenfalls an, denn diese Tests sagen alle nichts aus, die können falsch positiv oder falsch negativ sein. Und man kann eine Salzkur machen oder Homöopathie oder monatelang hochdosierte Antibiotika schlucken, das ist je nachdem und vielleicht auch nicht, und man kann privat einen speziellen Test machen, der ist viel genauer und sagt auch nichts aus, denn das kann alles falsch negativ oder falsch positiv sein.

Vielleicht ist das aber auch alles Quatsch, vielleicht gibt es im Leben diesen Knick, man bekommt einen mit und erholt sich diesmal nicht, es wird diesmal einfach nicht wie vorher, und man muss sich umstellen und daran gewöhnen. Kräfte einteilen. Atmen. Essen. Schlafen. Lauschen.

Ich kannte mal eine alte Frau, die lebte in einem winzigen Häuschen. Morgens stand sie auf, schürte den alten Herd, saß da, kochte, aß, schlaf. Früher wäre ungefähr hier eine Pointe gekommen oder eine überraschende Wendung.

"Im Grunde ist es egal, ob ein Mensch über einen gelungenen Text glücklich ist oder über ein Wurstweckle" (Inge Jens)
Hmm, lecker.
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Das Ende:

Der Anfang:

Dazwischen:


Zwei Stunden:

Der Anfang:

Dazwischen:


Zwei Stunden:
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Über gutes Werkzeug kann ich mich bedingungslos freuen. Meinen ersten Akkuschrauber, er nannte sich "Faust", kaufte ich mit Anfang 20, nachdem ich im Fernsehen eine Reportage über einen Zimmermann gesehen hatte, der Latten auf einen Dachstuhl schraubte. Bis dahin hatte ich nur normale Schraubenzieher gekannt und jede Schraube mühsam mit der Hand eingedreht. Und nun saß da dieser Zimmerer und versenkte in atemberaubenden Tempo lange, dicke Schrauben, während er lächelnd über seinen Beruf Auskunft gab.
Ich weiß noch, wie ich an einem der ersten Tage im neuen Haus, wir waren gerade eingezogen und ich sollte bald in die Schule kommen, frühmorgens in den Werkkeller lief und ein herumliegendes Brett in die Vorderzange der Hobelbank einspannte. Ich sägte ein paar Stücke ab. Daraus hämmerte ich ein kleines, windschiefes Regal mit zwei Seitenteilen und zwei Böden zusammen, zog krummgeschlagene Nägel nötigenfalls noch einmal halb heraus, dazu nahm ich die Beißzange, bog sie mit der Kombizange wieder gerade und versuchte, sie diesmal senkrecht einzuschlagen.
Wir waren keine Handwerkerfamilie. Die Hobelbank stammte aus einer Werkstatt, in der sie nicht mehr benötigt wurde. Mein Großvater, der als Schreiner angefangen hatte, war lange zuvor in den Möbelhandel eingestiegen. Die Schreiner waren deshalb immer weniger in der Werkstatt beschäftigt, sondern lieferten verkaufte Möbel aus und montierten diese bei den Kunden. So kamen wir zu der Hobelbank und einer Grundausstattung mit Werkzeug.
Als Kind hält man alles für normal: In einem Haushalt gibt es eine Schreibmaschine und im Keller eine Werkbank, und ich musste erst lernen, dass das nicht immer stimmt. Trotzdem war ich verblüfft, als mich ein befreundetes Studentenpaar eines Tages um Hilfe bei ein paar einfachen handwerklichen Tätigkeiten bat: Kannst du deine Bohrmaschine mitbringen? Klar, die hat nicht jeder, und den Akkuschrauber bringe ich gleich mit, einen Hammer habt ihr aber? Nein? Und eine Zange? Auch nicht? Schraubenzieher? Zollstock? Nicht? Einfach ... gar nichts!? Das konnte ich mir nicht vorstellen.
Mit dem neu gekauften Akkuschrauber ging ich erst mal heimlich auf den Dachboden. Dort standen ein paar herrenlose Schrottmöbel herum, an denen ich ihn ausprobierte: Wie dosiert man die Kraft, wie fest muss man beim Schrauben aufdrücken, wie wechselt man Bohrer und Bits? Vorsichtig tastete ich mich heran, begeistert über Kraft und Geschwindigkeit, und ich wüsste zu gerne, wie viele tausend Schrauben ich seither mit diesem Wunderwerkzeug ein- und ausgedreht habe, statt mühsam mit einem Schraubenzieher herumzuwürgen.
Ich habe zu wenig Platz. Der Keller steht voll mit Fahrrädern, Zeug, Sachen und Gerümpel. An einer Wand aber stehen ein paar alte Küchenunterschränke. Darin, darunter, daneben, davor und darauf türmen sich Elektrowerkzeuge, Schraubensammlungen, Sägen und Sandpapier. Es ist ein Wunder, dass ich manchmal tatsächlich eine Unterlegscheibe finde, wenn ich eine brauche. Aber das Verhältnis von der Zeit, die ich benötige, um alles zusammenzusuchen, zu der Zeit, in der ich wirklich arbeiten kann, ist absurd.

"Faust" liegt immer noch da unten, getrennt von Ladegerät und Akku, die garantiert auch noch irgendwo liegen, bloß weiß ich nicht, wo, deshalb musste ich schon kurz darauf einen Nachfolgeschrauber kaufen, ein billiges Baumarktmodell, das weit mehr als ein Jahrzehnt treue Dienste geleistet hat. Erst jetzt macht der Akku schlapp, und seit ich kürzlich ein aktuelles Spitzenmodell mit Li-Ion-Akku in der Hand hielt, bin ich verdorben: Welch eine Kraft! So was will ich auch haben.
Und übrigens eine Hobelbank. Und einen Werkkeller. Aufgeräumt. Dann macht euch auf was gefasst.
Ich weiß noch, wie ich an einem der ersten Tage im neuen Haus, wir waren gerade eingezogen und ich sollte bald in die Schule kommen, frühmorgens in den Werkkeller lief und ein herumliegendes Brett in die Vorderzange der Hobelbank einspannte. Ich sägte ein paar Stücke ab. Daraus hämmerte ich ein kleines, windschiefes Regal mit zwei Seitenteilen und zwei Böden zusammen, zog krummgeschlagene Nägel nötigenfalls noch einmal halb heraus, dazu nahm ich die Beißzange, bog sie mit der Kombizange wieder gerade und versuchte, sie diesmal senkrecht einzuschlagen.
Wir waren keine Handwerkerfamilie. Die Hobelbank stammte aus einer Werkstatt, in der sie nicht mehr benötigt wurde. Mein Großvater, der als Schreiner angefangen hatte, war lange zuvor in den Möbelhandel eingestiegen. Die Schreiner waren deshalb immer weniger in der Werkstatt beschäftigt, sondern lieferten verkaufte Möbel aus und montierten diese bei den Kunden. So kamen wir zu der Hobelbank und einer Grundausstattung mit Werkzeug.
Als Kind hält man alles für normal: In einem Haushalt gibt es eine Schreibmaschine und im Keller eine Werkbank, und ich musste erst lernen, dass das nicht immer stimmt. Trotzdem war ich verblüfft, als mich ein befreundetes Studentenpaar eines Tages um Hilfe bei ein paar einfachen handwerklichen Tätigkeiten bat: Kannst du deine Bohrmaschine mitbringen? Klar, die hat nicht jeder, und den Akkuschrauber bringe ich gleich mit, einen Hammer habt ihr aber? Nein? Und eine Zange? Auch nicht? Schraubenzieher? Zollstock? Nicht? Einfach ... gar nichts!? Das konnte ich mir nicht vorstellen.
Mit dem neu gekauften Akkuschrauber ging ich erst mal heimlich auf den Dachboden. Dort standen ein paar herrenlose Schrottmöbel herum, an denen ich ihn ausprobierte: Wie dosiert man die Kraft, wie fest muss man beim Schrauben aufdrücken, wie wechselt man Bohrer und Bits? Vorsichtig tastete ich mich heran, begeistert über Kraft und Geschwindigkeit, und ich wüsste zu gerne, wie viele tausend Schrauben ich seither mit diesem Wunderwerkzeug ein- und ausgedreht habe, statt mühsam mit einem Schraubenzieher herumzuwürgen.
Ich habe zu wenig Platz. Der Keller steht voll mit Fahrrädern, Zeug, Sachen und Gerümpel. An einer Wand aber stehen ein paar alte Küchenunterschränke. Darin, darunter, daneben, davor und darauf türmen sich Elektrowerkzeuge, Schraubensammlungen, Sägen und Sandpapier. Es ist ein Wunder, dass ich manchmal tatsächlich eine Unterlegscheibe finde, wenn ich eine brauche. Aber das Verhältnis von der Zeit, die ich benötige, um alles zusammenzusuchen, zu der Zeit, in der ich wirklich arbeiten kann, ist absurd.

"Faust" liegt immer noch da unten, getrennt von Ladegerät und Akku, die garantiert auch noch irgendwo liegen, bloß weiß ich nicht, wo, deshalb musste ich schon kurz darauf einen Nachfolgeschrauber kaufen, ein billiges Baumarktmodell, das weit mehr als ein Jahrzehnt treue Dienste geleistet hat. Erst jetzt macht der Akku schlapp, und seit ich kürzlich ein aktuelles Spitzenmodell mit Li-Ion-Akku in der Hand hielt, bin ich verdorben: Welch eine Kraft! So was will ich auch haben.
Und übrigens eine Hobelbank. Und einen Werkkeller. Aufgeräumt. Dann macht euch auf was gefasst.
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