Im Zirkus sah ich mal einen muskulösen Herrn in altmodischer Turnkleidung, der sich lange, dicke Nadeln durch diverse Körperteile schob. Von dramatischer Musik begleitet, zeigte er die mehr als stricknadelgroßen Dinger dem Publikum und steckte sich dann eins nach dem anderen durch Bizeps oder Wade, bis er komplett gespickt war.
Später war ich bei meiner Kinderärztin und erzählte von der grausigen Nummer. "Der hat sich da Röhrchen einoperieren lassen", sagte sie mir, und dass sie den Auftritt ebenfalls gesehen habe. Nicht originell, nicht lustig, gar nichts sei das gewesen, sprach sie, und auch wenn ich das genau so sehe, muss ich regelmäßig daran denken.
Das hat mit dem Flug der Pollen zu tun. Ich bin sowieso immer spät dran: Rauchen, Bloggen,Se Studieren, die meisten hatten schon wieder damit aufgehört, als ich erst angefangen habe, und dementsprechend zuverlässig haben all die Haselnuss-, Erlen- und Birkenpollenallergiker im Sommer längst wieder aufgeatmet, wenn mich die erste volle Dröhnung erwischt.
Vorboten wie äußerliches Jucken lassen sich beiseitelächeln, brennende Augen sind ein Klacks, für die Triefnase gibt es Taschentücher: Wirklich ekelhaft ist es, wenn einem die Luft abgeschnürt wird, wenn die Bronchien ein nächtliches Pfeifkonzert anstimmen, Nase und Ohren zuschwellen, der Hals austrocknet und man beim Essen fast erstickt. Explosionsartiges Niesen lässt einen Sterne sehen, der ganze Kopf fühlt sich an wie mit PU-Schaum ausgefüllt, und ein Druckausgleich zwischen all den Höhlen und Röhren ist längst nicht mehr möglich. You make me dizzy, Ms. Lizzy.
Ich kann mich an Jahre erinnern, in denen ich mir nichts sehnlicher wünschte, als in einem kühlen, abgedunkelten Zimmer zu liegen und ein feuchtes Leinentuch über mein Gesicht zu decken. Those were the best days of my life. Warum fährst du nicht mit den anderen zum See?
Es sind zum Glück nur ein paar Tage. Aber jedes Jahr im Sommer denke ich an den Zirkusmann: Das mit diesen Röhrchen, das wär's.
Später war ich bei meiner Kinderärztin und erzählte von der grausigen Nummer. "Der hat sich da Röhrchen einoperieren lassen", sagte sie mir, und dass sie den Auftritt ebenfalls gesehen habe. Nicht originell, nicht lustig, gar nichts sei das gewesen, sprach sie, und auch wenn ich das genau so sehe, muss ich regelmäßig daran denken.
Das hat mit dem Flug der Pollen zu tun. Ich bin sowieso immer spät dran: Rauchen, Bloggen,
Vorboten wie äußerliches Jucken lassen sich beiseitelächeln, brennende Augen sind ein Klacks, für die Triefnase gibt es Taschentücher: Wirklich ekelhaft ist es, wenn einem die Luft abgeschnürt wird, wenn die Bronchien ein nächtliches Pfeifkonzert anstimmen, Nase und Ohren zuschwellen, der Hals austrocknet und man beim Essen fast erstickt. Explosionsartiges Niesen lässt einen Sterne sehen, der ganze Kopf fühlt sich an wie mit PU-Schaum ausgefüllt, und ein Druckausgleich zwischen all den Höhlen und Röhren ist längst nicht mehr möglich. You make me dizzy, Ms. Lizzy.
Ich kann mich an Jahre erinnern, in denen ich mir nichts sehnlicher wünschte, als in einem kühlen, abgedunkelten Zimmer zu liegen und ein feuchtes Leinentuch über mein Gesicht zu decken. Those were the best days of my life. Warum fährst du nicht mit den anderen zum See?
Es sind zum Glück nur ein paar Tage. Aber jedes Jahr im Sommer denke ich an den Zirkusmann: Das mit diesen Röhrchen, das wär's.
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Hopp! Hopp! Hopp!
Preiserhöhung stopp!
(Vor dem Neuen Rathaus, ca. 1982)
Wir waren Demonstrationsprofis, da machte uns keiner was vor. Für oder gegen die Schließung von irgendwas und die Ausbeutung von irgendwem, das gehörte zum progressiven Schulalltag.
Man kann es als lebendigen Sozialkundeunterricht betrachten oder als Einführung in ein wichtiges demokratisches Grundrecht. Auf der anderen Seite habe ich meine Schwierigkeiten, wenn Kinder und Heranwachsende sich zu politischen Fragen so eindeutig und im Klassenverband positionieren sollen. "Gegen den Krieg" sind natürlich alle, und niemand soll arme Menschen ausbeuten. Dennoch würde ich behaupten, dass die Darstellung bestimmter Fragen und Verhältnisse oft recht einseitig und durchaus ideologisch gefärbt war. Und wenn in der Klasse offen darüber abgestimmt wird, ob man an der "Demo" gegen dieses und jenes teilnehmen solle, spielen Freundschaften, Lehrerpersönlichkeiten, Abhängigkeitsgefühle, Gruppenzwang und die generös angebotene Alternative zum Abenteuer da draußen, man müsse ja nicht mitkommen, man dürfe auch in der Schule bleiben und irgendwo am Unterricht teilnehmen, eben auch eine Rolle. Somit bekunde ich meinen Respekt vor denjenigen, die sich getraut haben, abweichende Meinungen zu äußern. Das kann im linksgrünen Mainstream der frühen 80er genauso schwer sein wie an einer katholischen Schule der 50er.
Ich war im Essensausschuss. Sie setzten uns in der Mensa Tag für Tag einen Fraß vor, ich könnte Ihnen die Firma nennen. Wenn es einmal im Monat Pizza-Baguettes gab, zerfetzte man sich mit diesen zwar den Gaumen, dennoch war es ein Feiertag. Später gab es freitags wahlweise einen Teller Müsli. Wir waren glücklich: Ein paar Cornflakes mit Milch statt der ewig gnubbeligen Scheibe Rindfleisch mit Flummikartoffeln und Plumpsgemüse.
Das war eine komische Veranstaltung. In der Mensa, die ich sonst nur überfüllt und mit gigantischem Lärmpegel kannte, saßen an einem Tisch mein Klassenkamerad* und ich als Schülervertreter zusammen mit der strengen Dame, die die Mensa leitete, diversen anderen Schülern und Lehrern sowie einem dynamischen Herrn mittleren Alters, der ein neu entwickeltes Gericht anpries: Chop Suey, das zugleich in kleinen Schälchen aus der Mensaküche serviert wurde und in der Tat besser schmeckte als vieles andere: Endlich mal gut gewürzt, waren sogar die Gemüsestückchen knackig und das Fleisch ohne Knorpel und Fettrand. Ich hob also den Finger, als es zur Abstimmung kam, der Herr war begeistert und gab mir mit einem Augenzwinkern zu verstehen, dass ich da ein wirklich fantastisches Gericht für meine Mitschüler hatte probeessen dürfen. Wie meine Freunde und ich das Mensaessen im Alltag nannten**, ließ ich im Essensausschuss unerwähnt, der Mann war schließlich nett - und die Mensachefin streng.
Das Essen sollte für alle erschwinglich sein und wurde zur Hälfte von der Stadt bezuschusst. Es war bis zur 10. Klasse verpflichtend. Und auch wenn Gemecker übers Essen für die Massen zur langweiligen Kultur gehört, habe ich seither in genügend Kantinen gegessen, um behaupten zu können, dass es deutlich besser geht, auch wenn es billig sein muss.
Ob es denn etwas aus dem Essensausschuss zu berichten gebe, wurden wir in der Klassenstunde gefragt, ich erzählte kurz von dem tollen Chop Suey, und dann erfuhren wir, dass der kommunale Zuschuss um 10 Pfennig gekürzt werden sollte, ergo: Demonstration!
Routiniert liefen wir zum Rathaus und feilten an unseren Parolen. Es sei ja eigentlich keine Preiserhöhung, argumentierten einige, aber vom Versmaß her hatte ich selber ein Problem mit meinem Vorschlag ("Hopp! Hopp! Hopp! / Reduzierung der Zuschüsse um 10 Pfennig stopp!"), und so musste die Wahrheit wieder einmal als erste dran glauben.
In der Oberstufe mussten wir, Gott sei Dank!, nicht mehr in die Mensa gehen. Darüber freute ich mich ein Jahr lang und kaute auf meinen Käsebroten. Dann bekam ich Hunger und ging freiwillig hin. Einige Sachen waren gar nicht so schlecht. Noch etwas später belieferte ich alte Menschen mit Alubehältern. Sie können sich denken, wer der Hersteller war. Manchmal machte ich mir selber eine Portion heiß.
Als das erste Mal Chop Suey auf dem Plan stand, freute ich mich aufs Essen. Was ich auf mein Tablett geschaufelt bekam, war lauwarm, farblos und kaum gewürzt. Das Gemüse war weich, und statt Fleischstücken wabbelten mir weiße Fettklumpen entgegen.
--
*So hätten die das nie genannt, aber das ist jetzt zu kompliziert.
**"Was gibt es heute zu essen?" - "Mal in den Plan schauen. Ah! Ausgekotztes Würg!" - "Mmmh! Und morgen?" - "Moment ... oh, toll! Ausgekotztes Würg!" - "Lecker. Ich bin schon gespannt auf die nächste Woche!"
Preiserhöhung stopp!
(Vor dem Neuen Rathaus, ca. 1982)
Wir waren Demonstrationsprofis, da machte uns keiner was vor. Für oder gegen die Schließung von irgendwas und die Ausbeutung von irgendwem, das gehörte zum progressiven Schulalltag.
Man kann es als lebendigen Sozialkundeunterricht betrachten oder als Einführung in ein wichtiges demokratisches Grundrecht. Auf der anderen Seite habe ich meine Schwierigkeiten, wenn Kinder und Heranwachsende sich zu politischen Fragen so eindeutig und im Klassenverband positionieren sollen. "Gegen den Krieg" sind natürlich alle, und niemand soll arme Menschen ausbeuten. Dennoch würde ich behaupten, dass die Darstellung bestimmter Fragen und Verhältnisse oft recht einseitig und durchaus ideologisch gefärbt war. Und wenn in der Klasse offen darüber abgestimmt wird, ob man an der "Demo" gegen dieses und jenes teilnehmen solle, spielen Freundschaften, Lehrerpersönlichkeiten, Abhängigkeitsgefühle, Gruppenzwang und die generös angebotene Alternative zum Abenteuer da draußen, man müsse ja nicht mitkommen, man dürfe auch in der Schule bleiben und irgendwo am Unterricht teilnehmen, eben auch eine Rolle. Somit bekunde ich meinen Respekt vor denjenigen, die sich getraut haben, abweichende Meinungen zu äußern. Das kann im linksgrünen Mainstream der frühen 80er genauso schwer sein wie an einer katholischen Schule der 50er.
Ich war im Essensausschuss. Sie setzten uns in der Mensa Tag für Tag einen Fraß vor, ich könnte Ihnen die Firma nennen. Wenn es einmal im Monat Pizza-Baguettes gab, zerfetzte man sich mit diesen zwar den Gaumen, dennoch war es ein Feiertag. Später gab es freitags wahlweise einen Teller Müsli. Wir waren glücklich: Ein paar Cornflakes mit Milch statt der ewig gnubbeligen Scheibe Rindfleisch mit Flummikartoffeln und Plumpsgemüse.
Das war eine komische Veranstaltung. In der Mensa, die ich sonst nur überfüllt und mit gigantischem Lärmpegel kannte, saßen an einem Tisch mein Klassenkamerad* und ich als Schülervertreter zusammen mit der strengen Dame, die die Mensa leitete, diversen anderen Schülern und Lehrern sowie einem dynamischen Herrn mittleren Alters, der ein neu entwickeltes Gericht anpries: Chop Suey, das zugleich in kleinen Schälchen aus der Mensaküche serviert wurde und in der Tat besser schmeckte als vieles andere: Endlich mal gut gewürzt, waren sogar die Gemüsestückchen knackig und das Fleisch ohne Knorpel und Fettrand. Ich hob also den Finger, als es zur Abstimmung kam, der Herr war begeistert und gab mir mit einem Augenzwinkern zu verstehen, dass ich da ein wirklich fantastisches Gericht für meine Mitschüler hatte probeessen dürfen. Wie meine Freunde und ich das Mensaessen im Alltag nannten**, ließ ich im Essensausschuss unerwähnt, der Mann war schließlich nett - und die Mensachefin streng.
Das Essen sollte für alle erschwinglich sein und wurde zur Hälfte von der Stadt bezuschusst. Es war bis zur 10. Klasse verpflichtend. Und auch wenn Gemecker übers Essen für die Massen zur langweiligen Kultur gehört, habe ich seither in genügend Kantinen gegessen, um behaupten zu können, dass es deutlich besser geht, auch wenn es billig sein muss.
Ob es denn etwas aus dem Essensausschuss zu berichten gebe, wurden wir in der Klassenstunde gefragt, ich erzählte kurz von dem tollen Chop Suey, und dann erfuhren wir, dass der kommunale Zuschuss um 10 Pfennig gekürzt werden sollte, ergo: Demonstration!
Routiniert liefen wir zum Rathaus und feilten an unseren Parolen. Es sei ja eigentlich keine Preiserhöhung, argumentierten einige, aber vom Versmaß her hatte ich selber ein Problem mit meinem Vorschlag ("Hopp! Hopp! Hopp! / Reduzierung der Zuschüsse um 10 Pfennig stopp!"), und so musste die Wahrheit wieder einmal als erste dran glauben.
In der Oberstufe mussten wir, Gott sei Dank!, nicht mehr in die Mensa gehen. Darüber freute ich mich ein Jahr lang und kaute auf meinen Käsebroten. Dann bekam ich Hunger und ging freiwillig hin. Einige Sachen waren gar nicht so schlecht. Noch etwas später belieferte ich alte Menschen mit Alubehältern. Sie können sich denken, wer der Hersteller war. Manchmal machte ich mir selber eine Portion heiß.
Als das erste Mal Chop Suey auf dem Plan stand, freute ich mich aufs Essen. Was ich auf mein Tablett geschaufelt bekam, war lauwarm, farblos und kaum gewürzt. Das Gemüse war weich, und statt Fleischstücken wabbelten mir weiße Fettklumpen entgegen.
--
*So hätten die das nie genannt, aber das ist jetzt zu kompliziert.
**"Was gibt es heute zu essen?" - "Mal in den Plan schauen. Ah! Ausgekotztes Würg!" - "Mmmh! Und morgen?" - "Moment ... oh, toll! Ausgekotztes Würg!" - "Lecker. Ich bin schon gespannt auf die nächste Woche!"
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Wäre ich fitter oder
Wär' ich bei Twitter
dann würde ich jetzt irgendwas in der Richtung "FC Bayern vor der Pleite: Oliver Samwer übernimmt" bringen. Blitzkrieg, most aggressive guy on ze internet on ze planet, German detail oriented, daraus ließe sich bestimmt was basteln.
Nachts träumt mir, dass Herr kid sein Hermetisches Café bunt einfärbt und die Schriftart vergrößert. Das Design ist nicht uninteressant: Man klickt auf den Text, der die Bilder leichtfüßig umdribbelt, und
Ich habe am Freitag mit 20 Leuten Fußball gespielt (Kinder gegen Erwachsene!), ich bin am Samstag mit dem Kanu gefahren und in einen See gesprungen, ich habe mich den Sonntag lang von Turniersonne und -wind gerben lassen, seit Montag fliegen meine Lieblingspollen in extremo. Ich bin mit anderen Worten am Arsch, aber glücklich.
Sie da in K.: Bitte nicht erschrecken! Aber dass Sie mein ganzes Blog von hinten nach vorne durchlesen, das freut mich durch die Allergie durch. Jetzt irgendwie durch die Woche kommen, das nächste Wochenende wird genauso schön.
Wär' ich bei Twitter
dann würde ich jetzt irgendwas in der Richtung "FC Bayern vor der Pleite: Oliver Samwer übernimmt" bringen. Blitzkrieg, most aggressive guy on ze internet on ze planet, German detail oriented, daraus ließe sich bestimmt was basteln.
Nachts träumt mir, dass Herr kid sein Hermetisches Café bunt einfärbt und die Schriftart vergrößert. Das Design ist nicht uninteressant: Man klickt auf den Text, der die Bilder leichtfüßig umdribbelt, und
onclick()
vergrößert sich das Schriftbild und schiebt das Bild ganz smooth nach rechts. Womöglich hat es damit zu tun, dass ich mich gezwungenermaßen in die Horde der soziopathischen Smartphonies eingereiht habe. Man hat mir so einen Androiden aufgenötigt, und wo ich bislang im Bus saß und ausdruckslos vor mich hinstarrte, sitze ich nun im Bus und starre ausdruckslos auf das winzige Display, ruiniere meine entzündeten Augen mit dem Lesen von Blogtexten in XtraSmall und versuche mich in der Verfeinerung von Gesten wie etwa dem sogenannten Gynäkologenmove, mit welchem man Texte ganz smooth auf lesbares Format vergrößern kann, wenn man kann.Ich habe am Freitag mit 20 Leuten Fußball gespielt (Kinder gegen Erwachsene!), ich bin am Samstag mit dem Kanu gefahren und in einen See gesprungen, ich habe mich den Sonntag lang von Turniersonne und -wind gerben lassen, seit Montag fliegen meine Lieblingspollen in extremo. Ich bin mit anderen Worten am Arsch, aber glücklich.
Sie da in K.: Bitte nicht erschrecken! Aber dass Sie mein ganzes Blog von hinten nach vorne durchlesen, das freut mich durch die Allergie durch. Jetzt irgendwie durch die Woche kommen, das nächste Wochenende wird genauso schön.
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Ich wollte ihn nicht leicht, ich wollte ihn nicht luftig und nicht lieblich: Er sollte wirken. Weg mit dem Joghurt, weg mit dem Magerquark! Ich wollte etwas, das inneren Frieden schafft. Schwer sollte er im Magen liegen, schon beim Eintauchen des Löffels sollte man spüren, dass das hier ernstgemeint ist.
Ich schuf eine Grundlage aus Sahnequark und Frischkäse, der ich nur so viel Sahne extra zugab, dass die Konsistenz schwer und dick blieb. Dazu ein wenig Zucker und eine winzige Prise Salz.
Das mit den Erdbeeren ist gut und schön, wir brauchen aber einen Kontrapunkt. Im Garten steht das grüne Zeug, ein Zweiglein sollte reichen. Nicht zu fein hacken, die Erdbeeren nicht zu klein stückeln. Wir sind hier nicht bei den Fruchtzwergen!
Vorsichtig alles unterheben. Sehr gut: Kein bisschen fließt vom Löffel, das ist ein Klumpen, der aus sich heraus stabil ist und jedem Zweifler den friedensstiftenden Sinn der Schwerkraft begreiflich macht.
Dann war ich enttäuscht. Das ergab kein Ganzes, das war Quarkmasse und Salz und Erdbeere und Minze, das war gerade so OK, mit einer Extraschicht Zucker obendrauf.
Dann schlief ich.
Dann arbeitete ich.
Dann ging ich spazieren.
Abends nahm ich die Schüssel aus dem Kühlschrank. Ich rührte vorsichtig durch: Die Masse war noch fester geworden. Hoffnungsvoll leckte ich den Löffel ab.
Einsatzkräfte fanden ihn nackt und debil grinsend in einer Schüssel sitzend. "Jetzt wirkt er! Jetzt wirkt er!", rief der offensichtlich verwirrte
Ich schuf eine Grundlage aus Sahnequark und Frischkäse, der ich nur so viel Sahne extra zugab, dass die Konsistenz schwer und dick blieb. Dazu ein wenig Zucker und eine winzige Prise Salz.
Das mit den Erdbeeren ist gut und schön, wir brauchen aber einen Kontrapunkt. Im Garten steht das grüne Zeug, ein Zweiglein sollte reichen. Nicht zu fein hacken, die Erdbeeren nicht zu klein stückeln. Wir sind hier nicht bei den Fruchtzwergen!
Vorsichtig alles unterheben. Sehr gut: Kein bisschen fließt vom Löffel, das ist ein Klumpen, der aus sich heraus stabil ist und jedem Zweifler den friedensstiftenden Sinn der Schwerkraft begreiflich macht.
Dann war ich enttäuscht. Das ergab kein Ganzes, das war Quarkmasse und Salz und Erdbeere und Minze, das war gerade so OK, mit einer Extraschicht Zucker obendrauf.
Dann schlief ich.
Dann arbeitete ich.
Dann ging ich spazieren.
Abends nahm ich die Schüssel aus dem Kühlschrank. Ich rührte vorsichtig durch: Die Masse war noch fester geworden. Hoffnungsvoll leckte ich den Löffel ab.
Einsatzkräfte fanden ihn nackt und debil grinsend in einer Schüssel sitzend. "Jetzt wirkt er! Jetzt wirkt er!", rief der offensichtlich verwirrte
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Cinderella Monk hat folgende Information auf dem Profil von Bart Brosig bestätigt:Es gibt genau eine Sache an den "sozialen Netzwerken", die mich interessiert: Wie funktioniert der Algorithmus, mit dem die Verbindungswege zwischen zwei Personen gefunden werden? Die alte Geschichte, dass man von jedem beliebigen Erdenbürger zu jedem anderen über maximal sechs oder sieben Stationen eine Verknüpfung finden kann, ist eine faszinierende. Und wenn ich mir die Vielzahl der Verästelungen vorstelle! Nehmen wir bloß mal an: Jeder kennt 100 andere Personen, dann ist man nach vier Gliedern der Kette schon bei 100 000 000 (hundert Millionen) Möglichkeiten, nach fünf Gliedern bei 10 000 000 000 (zehn Milliarden). Wie man daraus nun die kürzesten Verbindungen zwischen zwei Elementen ermittelt, ist mir zumindest auf Anhieb rätselhaft.
* Produktmarketing 10
* Begeisterungsfähigkeit 7
Cinderella Monk hat folgende Information auf dem Profil von Hille Folk bestätigt:
* Product Manager 12
* Produktmanager 12
* Product Owner 11
Maja Bürster hat folgende Information auf dem Profil von Korbinian Pulzer bestätigt:
* Business Intelligence 6
* Microstrategy 6
Cinderella Monk hat folgende Information auf dem Profil von Mirko Kober bestätigt:
* Always with a Smile 6
Oleg Adam Schimanek hat folgende Information auf dem Profil von Cinderella Monk bestätigt:
* Kreativität 6
* Teamgeist 9
* gute Ideen 3
* lösungsorientiertes Arbeiten 5
* Product Management 9
* Produktmanagement 10
Cinderella Monk hat folgende Information auf dem Profil von Katja Louis bestätigt:
* Freude an Projektarbeit 3
* Product Owner 3
Marko Fatzke hat folgende Information auf dem Profil von Malic Lehmann bestätigt:
* Business Development 1
* E-Commerce 1
* Projektmanagement 1
* Produktmanagement 1
Cinderella Monk hat folgende Information auf dem Profil von Marko Fatzke bestätigt:
* zehnjährige Erfahrung & Führungserfahrung in E-Commerce 6
* Kooperationsmanagement 1
* Online Marketing 3
* Webshop Management 4
* Portalmanagement 1
Ich lebte mal in einer Welt, in der es ganz normal war, in einem solchen "Netzwerk" angemeldet zu sein. Jahrelang ignorierte ich das, aber irgendwann stand ein beruflicher Wechsel an, und da ich nicht wusste, wohin des Weges, sprang ich über meinen Schatten, lud mein Bild hoch und füllte ein paar Felder aus. So schwer kann das doch nicht sein, redete ich mir ein, das machen doch alle, du musst dich dran gewöhnen, das ist heute nun mal so, und bestimmt kommt dadurch etwas völlig Unerwartetes zustande!
Irgendwo wird nämlich jemand mit den Fingern schnipsen und sagen: Genau den Mann will ich haben mit seiner einzigartigen Kombination von Talenten und Erfahrungen, dem schicke ich ein lukratives Angebot! Und dann, endlich: Kreativität, Loft, Spaß an der Arbeit. Was sind dagegen schon ein paar Verdinglichungen von sozialen Beziehungen! (In den Ratgebern hieß es: Das ist Ihr Kapital, bauen Sie es auf, solange es gut läuft, pflegen Sie es, damit Sie es nutzen können, wenn Sie mal wieder auf Jobsuche sind, aber machen Sie es nicht so auffällig.)
Mir ist das nie vertraut geworden. Ich habe mein Profil stehenlassen, die meisten Kontakte sind aus der damaligen Firma, und wenn ich ab und zu hineinschaue, lese ich, wer welchen neuen Kontakt hat (das sind in der Regel die paar ehemaligen Kollegen, die bislang noch nicht gegenseitig "verlinkt" waren) und werde informiert, dass jemand irgendwelche "Unternehmensneuigkeiten" abonniert hat. Das mache ich nachts, wenn ich das restliche Internet schon dreimal abgegrast habe und mir beim besten Willen nicht mehr einfällt, welche Seite ich noch anschauen könnte.
Und dann logge mich nach kurzer Zeit wieder aus. Was ich bis dahin zu sehen bekomme, berührt mich fast immer unangenehm. Wie man sich anpreisen muss, ohne sich offensichtlich anzupreisen, wie man sich anbiedern muss, ohne sich offensichtlich anzubiedern. Wie man sich unverbindlich in Erinnerung ruft, bloß so, einfach nur so.
Auf, auf! Bestätigt euch alle gegenseitig "Produktmanagement", "Product Management" und guten Sex. Ich werde solange Schleusenwärter oder gehe ein paar Möhren säen. Irgendwann kommt die Schufa oder das Arbeitsamt, Beziehungen auswerten. Ich werde dann keinen Kredit bekommen und keinen Job. Schließlich wurde mein "Always with a Smile" von niemandem bestätigt.
Dispo in Abhängigkeit vom Wohlstand der Facebookfreunde? Teurere Krankenversicherung bei Foto mit Kippe oder Bungeeseil? Das ist noch gar nichts. Unsere Beziehungen werden zur Ware, objektiviert und gewichtet, bestätigst du mich, dann bestätige ich dich, das ganze Leben ein Liquid Feedback, da gerät man ins Schwimmen, da will man sich an irgendwas festhalten, gefällt mir, findet das interessant, ist eine Referenz für, bestätigt folgende Information auf dem Profil von. Werden Sie gefunden! Sie haben viel mehr Freunde, als Sie denken! Aktualisieren Sie Ihr Profil und machen Sie die richtigen Unternehmen, potenzielle Geschäftspartner und Headhunter auf sich aufmerksam!
Dann beiße ich von meiner Möhre ab.
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Manchmal gingen wir zum Kanal oder ans Wehr, Stichlinge fangen. Wir hatten aus alten Tennisschlägern vom Sperrmüll und ein paar Orangennetzen Kescher gebastelt.
Natürlich war A. geschickter als ich, das war bei diesen praktischen Dingen oft so. Aber auch ich erwischte ab und zu einen Fisch, und nach einer Stunde balancierten wir vorsichtig unsere Plastikbecher nach Hause und setzten die Fische in ein Becken.
Im flachen, klaren Wasser standen die Fische oft still, und einmal sah ich einen Stichling, dem ein Wurm aus der Flanke ragte. Der Parasit war im Verhältnis zum Fisch erschreckend groß, und der Anblick quälte mich umgehend. Aber ich konnte auch nicht wegsehen. Immer wieder musste ich hinschauen in der Hoffnung, dass ich mich getäuscht hätte. Aber da ringelte sich immer noch und immer wieder dieser Fremdkörper wie ein dunkler Tentakel.
Mich überkam ein tiefes Grauen. Der Fisch schien vom Parasit schon so weit vereinnahmt, dass man durch den Versuch, den Wurm herauszuziehen, wohl beide töten würde, so dachte ich zumindest, und dass ich das sowieso nicht könnte. Aber den Fisch so stumm und hilflos herumschwimmen zu sehen, während er von seinem Eindringling von innen aufgefressen wurde, ertrug ich auch nicht.
Zuerst wollte ich den Fisch fangen und ans Wehr bringen, wo die Strömung so stark war, dass sie den Wurm doch wohl herausziehen musste. Der Fisch würde still an einer Stelle stehen, ich würde dableiben und zuschauen, wie der obszöne Gast gezwungen würde, seinen Wirt zu verlassen, dann würde er weit weggespült werden und der Fisch seinem neuen, freien Leben entgegenschwimmen. Aber ich erwischte ihn nicht. Und im Hinterkopf wusste ich auch, dass meine Idee physikalisch nicht ganz plausibel war.
Wir gingen nach Hause. Ich bekam das Bild nicht aus dem Kopf. Im Keller stand die Werkbank. Nach dem Abendessen legte ich die Kombizange zurecht. Vielleicht würde ich das Vieh doch herausziehen können - oder wenigstens so viel wie möglich abkneifen. Es wurde dunkel, da lief ich alleine zurück an den Kanal. Aber der Fisch war nicht mehr da.
Natürlich war A. geschickter als ich, das war bei diesen praktischen Dingen oft so. Aber auch ich erwischte ab und zu einen Fisch, und nach einer Stunde balancierten wir vorsichtig unsere Plastikbecher nach Hause und setzten die Fische in ein Becken.
Im flachen, klaren Wasser standen die Fische oft still, und einmal sah ich einen Stichling, dem ein Wurm aus der Flanke ragte. Der Parasit war im Verhältnis zum Fisch erschreckend groß, und der Anblick quälte mich umgehend. Aber ich konnte auch nicht wegsehen. Immer wieder musste ich hinschauen in der Hoffnung, dass ich mich getäuscht hätte. Aber da ringelte sich immer noch und immer wieder dieser Fremdkörper wie ein dunkler Tentakel.
Mich überkam ein tiefes Grauen. Der Fisch schien vom Parasit schon so weit vereinnahmt, dass man durch den Versuch, den Wurm herauszuziehen, wohl beide töten würde, so dachte ich zumindest, und dass ich das sowieso nicht könnte. Aber den Fisch so stumm und hilflos herumschwimmen zu sehen, während er von seinem Eindringling von innen aufgefressen wurde, ertrug ich auch nicht.
Zuerst wollte ich den Fisch fangen und ans Wehr bringen, wo die Strömung so stark war, dass sie den Wurm doch wohl herausziehen musste. Der Fisch würde still an einer Stelle stehen, ich würde dableiben und zuschauen, wie der obszöne Gast gezwungen würde, seinen Wirt zu verlassen, dann würde er weit weggespült werden und der Fisch seinem neuen, freien Leben entgegenschwimmen. Aber ich erwischte ihn nicht. Und im Hinterkopf wusste ich auch, dass meine Idee physikalisch nicht ganz plausibel war.
Wir gingen nach Hause. Ich bekam das Bild nicht aus dem Kopf. Im Keller stand die Werkbank. Nach dem Abendessen legte ich die Kombizange zurecht. Vielleicht würde ich das Vieh doch herausziehen können - oder wenigstens so viel wie möglich abkneifen. Es wurde dunkel, da lief ich alleine zurück an den Kanal. Aber der Fisch war nicht mehr da.
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Was das da oben ist, werde ich Ihnen gleich verraten, zuerst aber muss ich etwas loswerden: Kürzlich stand ich vor der geöffneten Kühlschranktür und war mit einem echten Problem konfrontiert. Ich wusste einfach nicht, was aus der Handvoll Pellkartoffeln und dem bissfest gekochten Rest Spargel werden sollte!
Unentschlossen schälte ich die Kartöffelchen, brachte ein ordentliches Stück Butter zum Schmelzen und schmiss einige Prisen Salz hinterher. Den Spargel wollte ich kalt dazuessen.
Plötzlich kam eine kühne Idee über mich:
Ich briet den Spargel mit!
Eine ähnlich mutige Entscheidung traf ich vor mittlerweile 15 Jahren. Ich betrat einen Schlecker-Markt in der Absicht, dort Spülmaschinenreiniger in Pulverform zu erwerben. Das war schon damals keine Kleinigkeit mehr, denn die Hersteller hatten längst damit begonnen, das Pulver durch die sogenannten Tabs zu ersetzen, die man zwar viel schlechter (bzw. gar nicht) dosieren kann, dafür aber einzeln in Folie eingeschweißt und wesentlich teurer sind.
Inzwischen wird, wie Sie sicherlich wissen, auch Waschmittel in Tab-Form angeboten, irgendeinen Fortschritt muss es ja geben. Oh, bitte - das glaube ich schon, dass das für manche gar nicht so leicht ist, eine so komplexe Entscheidungsmatrix zu durchblicken, schließlich muss man die Pulvermenge abhängig von Wasserhärte, Verschmutzungsgrad und Waschtemperatur dosieren und dazu mehrdimensionale Gleichungen lösen. Und dann soll man sich noch dran erinnern, dass ein halber großer Becher etwas anderes ist als ein haber kleiner Becher, nämlich da ist unterschiedlich viel drin! Zuviel Denki-Denki, und deshalb gibt es Tabs.
Es standen damals die billigen Kartons der Schlecker-Eigenmarke "AS" im Regal, wie ich erfreut feststellte, doch auf dem Weg zur Kasse begegnete ich dem hier abgebildeten, stabilen Hybrid-Kunststoffbehälter: Ein Markenprodukt verkuppelte sich mit dem düsteren Billigheimer, so etwas hatte ich davor noch nicht und habe ich danach nie wieder gesehen! Der Mehrpreis war zu verschmerzen, vor allem aber sah ich auf Anhieb: Dieser Behälter hat die richtige Form und Größe, er ist stabil und dicht, lässt sich mit Hilfe eines Trichters problemlos wiederbefüllen und verfügt über eine klug positionierte Schüttöffnung, mit der das Befüllen des Spülmaschinendosierfachs zum Kinderspiel wird. Nie wieder verstreutes Pulver! Und obwohl die Spülmaschine mindestens zweimal am Tag läuft, muss ich nur alle paar Monate los und ein billiges Nachfüllpack kaufen. Nehmt das, Somat-Tabs mit der Sofort-Aktiv-Formel zum Preis eines gebrauchten Kleinwagens!
Aus Nostalgie, Dankbarkeit, Treue und einer perversen Schaulust betrat ich heute noch einmal die aufwendig umgestaltete Filiale in meiner Nähe. Ich wollte zum Abschied wirklich etwas kaufen. Aber es gab nichts.
Na gut: Fast nichts.
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Wenn ich meinen Freund A. besuchte, musste ich über einen Firmenhof laufen, denn sein Vater war Hausmeister und die Familie wohnte auf dem Betriebsgelände. Die Wohnung befand sich im ersten Stock und war in das große Fabrikgebäude integriert. Vom Hof aus sah man unterhalb der Wohnzimmerfenster ein großes Garagentor, das A. einmal auf den Kopf bekommen hatte. Unter dem Küchenfenster war eine Laderampe.
Ich bog unterhalb des Wohnzimmers am Haus entlang um die Ecke und gleich darauf in einen Gang, der zur Eingangstür führte. Oben, auf der rechten Seite, war A.s Fenster. Unten, auf der linken Seite, die weißgestrichene, hölzerne Tür zu einer Werkstatt. Oft, wenn ich am Wochenende zu ihm ging, schlief er noch. Ich musste dann lange klingeln und rufen, denn meistens war außer ihm keiner da. Irgendwann bewegte sich der Vorhang, das Fenster öffnete sich, ich hörte ein minutenlanges Hochziehen, dann ein ebenso ausgiebiges Nach-Vorne-Räuspern und schließlich ein Spit! und ein Flatsch! gegen die Holztür neben mir. "Ich habe beim Aufwachen immer einen Grünen im Hals!", hatte A. mir einmal erklärt, und im Lauf der Jahre hatte seine allmorgendliche Schlundreinigung ein beeindruckendes Relief entstehen lassen, an dem ich nun fast täglich vorbeikam. (Ich wollte gerne meinen Teil beisteuern, merkte aber bald, dass ich dafür doch zu selten da war und den Rest wollen Sie gar nicht so genau wissen.)
Das Garagentor war nicht das einzige, was er abbekommen hatte. Ein anderes Mal hatte ihn ein Pferd gegen den Kopf getreten. Beides war geschehen, bevor ich ihn kennengelernt hatte und wurde von den Erwachsenen immer mal in einen Zusammenhang damit gebracht, warum A. beim Lernen etwas langsamer war. Ich erinnerte mich regelmäßig daran, wenn er stundenlang an seinen Hausaufgaben saß, während ich längst fertig war und ungeduldig auf ihn wartete. Manchmal allerdings hatte er auch Stubenarrest, ein Wort, das ich bis dahin gar nicht gekannt hatte.
Überhaupt war manches anders als bei mir zu Hause, das merkte ich z.B., als A. sich mit einem Jungen aus unserer Straße schlug, vor dem ich eine Heidenangst hatte. Aus dem Fabrikfenster schauten die Arbeiter amüsiert zu. Das blöde Arschloch war stärker und brutaler. Irgendwann ging A. zu Boden und fing laut an zu heulen. "Der A. flennt!", rief es aus dem Fenster, dann hörte man es von drinnen lachen.
Wenn er flennte, bekam er ein ganz ein dreckiges Gesicht, das beeindruckte mich immer wieder. Besonders dreckig wurde es an dem Tag, als wir auf eine kleine Birke geklettert waren. Kaum oben, stürzte A. herunter und fiel mit dem Knie in eine Glasscherbe. Er blutete schlimm und hielt mir entsetzt das kleine Stück Fleisch entgegen, das die Scherbe herausgeschnitten hatte. Das Blut strömte, zu zweit stützten wir ihn und wollten ihn nach Hause bringen. "Nein, da kriege ich nur Ärger!", heulte er und bestand darauf, statt dessen zu mir zu gehen. Später, nachdem er verarztet worden war, brachte ich ihn nach Hause. Der Verband war beeindruckend. Natürlich würde seine Mutter ganz erschrocken fragen, was passiert sei, dachte ich, und ihn dann erst mal richtig trösten. Aber A. hatte recht gehabt: "Was hast du da wieder angestellt!", war die ruppige Begrüßung, dann gab's Stubenarrest.
Stubenarrest gab es auch nach Klassenarbeiten und Diktaten. Ich begleitete ihn oft, wenn er eine schlechte Note zu verkünden hatte. Ihm war das lieber so, denn dann fing er sich zwar eine ein, durfte aber trotzdem mit mir raus, wenn ich freundlich fragte. "Der ist dümmer als du!", rief seine Mutter uns hinterher, und ich merkte, wie sie um Worte rang, "der ist noch dümmer als du!"
Wenn es Zeugnisse gab, gab es Stubenarrest, das war klar, und wir gingen zusammen, ziemlich langsam, dann zeigte er sein Zeugnis vor und fing sich eine, flennte aber nicht. Ich sah zu Boden und musste mit anhören, wie seine Mutter schimpfte, er solle sich eine Scheibe von seiner Schwester abschneiden. Dann wollte sie mein Zeugnis sehen, schon fing er sich wieder eine und sie schimpfte, dass er sich auch von mir eine Scheibe abschneiden solle und von meiner Schwester gleich dazu. Man wusste nie, wie lange das dauern würde, manchmal ging es schnell und manchmal steigerte sie sich richtig hinein.
Plötzlich sah ich in seinem dreckigen Gesicht ein Lächeln. Er sah seine Mutter an und sagte: Und wo soll ich die alle aufbewahren, die ganzen Scheiben!
Da fing er sich gleich noch eine. Aber die war es eindeutig wert.
Ich bog unterhalb des Wohnzimmers am Haus entlang um die Ecke und gleich darauf in einen Gang, der zur Eingangstür führte. Oben, auf der rechten Seite, war A.s Fenster. Unten, auf der linken Seite, die weißgestrichene, hölzerne Tür zu einer Werkstatt. Oft, wenn ich am Wochenende zu ihm ging, schlief er noch. Ich musste dann lange klingeln und rufen, denn meistens war außer ihm keiner da. Irgendwann bewegte sich der Vorhang, das Fenster öffnete sich, ich hörte ein minutenlanges Hochziehen, dann ein ebenso ausgiebiges Nach-Vorne-Räuspern und schließlich ein Spit! und ein Flatsch! gegen die Holztür neben mir. "Ich habe beim Aufwachen immer einen Grünen im Hals!", hatte A. mir einmal erklärt, und im Lauf der Jahre hatte seine allmorgendliche Schlundreinigung ein beeindruckendes Relief entstehen lassen, an dem ich nun fast täglich vorbeikam. (Ich wollte gerne meinen Teil beisteuern, merkte aber bald, dass ich dafür doch zu selten da war und den Rest wollen Sie gar nicht so genau wissen.)
Das Garagentor war nicht das einzige, was er abbekommen hatte. Ein anderes Mal hatte ihn ein Pferd gegen den Kopf getreten. Beides war geschehen, bevor ich ihn kennengelernt hatte und wurde von den Erwachsenen immer mal in einen Zusammenhang damit gebracht, warum A. beim Lernen etwas langsamer war. Ich erinnerte mich regelmäßig daran, wenn er stundenlang an seinen Hausaufgaben saß, während ich längst fertig war und ungeduldig auf ihn wartete. Manchmal allerdings hatte er auch Stubenarrest, ein Wort, das ich bis dahin gar nicht gekannt hatte.
Überhaupt war manches anders als bei mir zu Hause, das merkte ich z.B., als A. sich mit einem Jungen aus unserer Straße schlug, vor dem ich eine Heidenangst hatte. Aus dem Fabrikfenster schauten die Arbeiter amüsiert zu. Das blöde Arschloch war stärker und brutaler. Irgendwann ging A. zu Boden und fing laut an zu heulen. "Der A. flennt!", rief es aus dem Fenster, dann hörte man es von drinnen lachen.
Wenn er flennte, bekam er ein ganz ein dreckiges Gesicht, das beeindruckte mich immer wieder. Besonders dreckig wurde es an dem Tag, als wir auf eine kleine Birke geklettert waren. Kaum oben, stürzte A. herunter und fiel mit dem Knie in eine Glasscherbe. Er blutete schlimm und hielt mir entsetzt das kleine Stück Fleisch entgegen, das die Scherbe herausgeschnitten hatte. Das Blut strömte, zu zweit stützten wir ihn und wollten ihn nach Hause bringen. "Nein, da kriege ich nur Ärger!", heulte er und bestand darauf, statt dessen zu mir zu gehen. Später, nachdem er verarztet worden war, brachte ich ihn nach Hause. Der Verband war beeindruckend. Natürlich würde seine Mutter ganz erschrocken fragen, was passiert sei, dachte ich, und ihn dann erst mal richtig trösten. Aber A. hatte recht gehabt: "Was hast du da wieder angestellt!", war die ruppige Begrüßung, dann gab's Stubenarrest.
Stubenarrest gab es auch nach Klassenarbeiten und Diktaten. Ich begleitete ihn oft, wenn er eine schlechte Note zu verkünden hatte. Ihm war das lieber so, denn dann fing er sich zwar eine ein, durfte aber trotzdem mit mir raus, wenn ich freundlich fragte. "Der ist dümmer als du!", rief seine Mutter uns hinterher, und ich merkte, wie sie um Worte rang, "der ist noch dümmer als du!"
Wenn es Zeugnisse gab, gab es Stubenarrest, das war klar, und wir gingen zusammen, ziemlich langsam, dann zeigte er sein Zeugnis vor und fing sich eine, flennte aber nicht. Ich sah zu Boden und musste mit anhören, wie seine Mutter schimpfte, er solle sich eine Scheibe von seiner Schwester abschneiden. Dann wollte sie mein Zeugnis sehen, schon fing er sich wieder eine und sie schimpfte, dass er sich auch von mir eine Scheibe abschneiden solle und von meiner Schwester gleich dazu. Man wusste nie, wie lange das dauern würde, manchmal ging es schnell und manchmal steigerte sie sich richtig hinein.
Plötzlich sah ich in seinem dreckigen Gesicht ein Lächeln. Er sah seine Mutter an und sagte: Und wo soll ich die alle aufbewahren, die ganzen Scheiben!
Da fing er sich gleich noch eine. Aber die war es eindeutig wert.
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Gesellschaften brauchen offenbar Seismografen für Verkrustungen.Es ist ganz interessant, das Gespräch mit di Lorenzo und Schirrmacher in der aktuellen "Zeit". Einmal geht es darum, dass es von Größe zeugt, mal etwas nicht zu machen, auch wenn es Aufmerksamkeit (bzw. Auflage) bringt, wie z.B. ein bestimmtes Gedicht von Günter Grass abzudrucken. Von der Titelseite schaut einen unterdessen Thilo Sarrazin an. Den hat wahrscheinlich das Leserbarometer dahingespült.
(Giovanni di Lorenzo)*
Odo Marquard hat das mal "Inkompetenzkompensationskompetenz" genannt.
(Frank Schirrmacher)*
"Sie haben neulich an einer Online-Umfrage zur Qualität der X-Zeitung teilgenommen." - "Nein." - "Spreche ich denn nicht mit Herrn nnier?" - "Doch." - "Ja, aber dann haben Sie neulich an unserer Umfrage im Internet teilgenommen." - "Ne-hein!" - "Aber Sie interessieren sich für die X-Zeitung!?" - "Ich will nicht drüber sprechen."
Die Post ist da. "Sehr geehrter Herr [Vorname], Ihre Entscheidung für die Xtra Card der Telekom ist eine gute Wahl!", steht in dem Brief. Darin liegt eine SIM-Karte ("Ihre Xtra Card"), die ich jetzt "einfach aktivieren" soll. Ich habe eine solche Entscheidung aber gar nicht getroffen, das würde ich jetzt gerne jemandem erzählen, doch eine Telefonnummer steht nicht in dem Anschreiben.
Ich wüsste zu gerne, ihr Schweinepriester von der Telekom, wie ihr dazu kommt, mir unaufgefordert eine SIM-Karte zuzuschicken. Wirklich! Ist das ein Massenmailing, läuft das über eine Datenbank, gehöre ich zur Zielgruppe der Naiven und Treudoofen, mit denen man's mal versuchen kann? Lohnt sich so eine Omabescheißerei, gibt es vielleicht genügend Leute, die den Überblick über ihre Handyverträge nicht haben und dann einfach mal eine neue SIM-Karte "aktivieren"? SPINNT IHR EIGENTLICH, HABT IHR KEINERLEI HEMMUNGEN MEHR, SEID IHR JETZT AUF DEM NIVEAU VON HEIZDECKENVERKÄUFERN AUF DER KAFFEEFAHRT ANGEKOMMEN?
Oh, Shit! Mein Verkrustungsseismograph schlägt aus.
Gut möglich, dass ich bestraft werde, denn ich habe gesündigt. Sie wissen das ja schon, dass Groupon ein ganz übler Laden ist, und ich hätte es mir sicher denken können, hatte aber bis vor kurzem meinen Blick mehr auf das absurde Geschäftsmodell gerichtet - und aus einer perversen Faszination heraus immer öfter hingeschaut und dann auch manchmal etwas bestellt.
Selbst schuld!, mögen Sie nun denken, das kann ja gar nicht anders sein, Wer billig kauft, kauft zweimal etc., danke, bitte, ich will hier auch kein Mitleid, ich will bloß, dass Sie noch rechtzeitig Ihre Aktien verkaufen, denn das kann einfach nicht mehr lange gutgehen. Ich habe ja neulich schon berichtet, dass hinter den Kulissen etwas nicht stimmt, wenn der Putzmann anruft und sagt: Tut mir leid, ich komme nicht, wir zahlen dabei noch drauf. Überlegen Sie mal: Das quält den Kunden und den Putzmann, während der Schweineladen die Verträge sicherlich so gestaltet hat, dass er sich am Putzmann schadlos halten kann, auch wenn der Kunde das Geld zurückbekommt. Trotzdem: Das ist Heuschrecke pur, das hinterlässt Schneisen der Verwüstung, das zeugt von hohem Verkaufsdruck und schlechter Beratung der Geschäftspartner, die offenbar gnadenlos ausgenommen werden, egal was morgen ist.
Wenn ich allerdings Versandprodukte gesehen habe, dachte ich bislang: So ein Putzmann, der schätzt das womöglich falsch ein, oder eine Friseurin, die plötzlich 300 ungeduldige Schnäppchenkunden da stehen hat, aber bitteschön: Versandartikel, das klappt schon.
Bei den Fotobüchern stimmte das auch - mehr oder weniger. Dann bestellte ich zwei Dingse. Das ist fast vier Monate her.
Ich bekomme keine Lieferung, ich bekomme vom Anbieter keinerlei Reaktion, ich bekomme von Groupon irgendwann folgende Antwort:
Selbstverständlich haben Sie auch die Möglichkeit vom Kauf des Gutscheins zurückzutreten. Da dieser jedoch bereits eingelöst wurde, benötigen wir von Ihnen hierzu eine Stornierungsbestätigung Ihrer Bestellung von unserem Kooperationspartner in Kopiewas total prima ist, da dieser sich wie gesagt totstellt, und werde auf erneute Nachfrage folgendermaßen abgekanzelt:
Aufgrund der großen Nachfrage kann der Vorgang bei 2Waction bedauerlicherweise längere Zeit in Anspruch nehmen. Leider haben wir keinen Einfluss darauf, wie viel Zeit dieser Vorgang in Anspruch nehmen kann.Ich will Sie nicht mit den kleinen Ärgernissen meines Alltags langweilen. Ich erzähle das, damit Sie wissen, worauf man sich einlässt: Einen Laden, der unseriöse oder schlicht überforderte Klitschen als "Kooperationspartner" anwirbt, von den Kunden vorab das Geld kassiert und sich dann darauf zurückzieht, "keinen Einfluss" darauf zu haben, ob und wann die Leistung erbracht wird. Und zwar systematisch. Das sollte man sich klarmachen.
Hallo!? Wo sind Sie? Ach - Sie wollen schnell noch Ihre Aktien verkaufen! Oh, keine Ursache. Danken Sie nicht mir. Danken Sie meiner Inkompetenzkompensationskompetenz.
--
*"Die Zeit" No. 22 vom 24.5.2012, Dossier Am Medienpranger, S. 15-17.
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Zuletzt habe ich gar nicht mehr darauf geachtet, ob das noch so ist, aber es gab eine Zeit, in der die Einkaufswagen Zug um Zug mit Werbeschildern aus Hartplastik versehen wurden. Oder, fangen wir anders an: Ich habe als Kind mal ein Brausestäbchen im Wert von 5 Pfennig entwendet, das war in einem Ladengeschäft, das über Mittag geschlossen hatte, und ich konnte aus privaten Gründen durch das Treppenhaus hinein und sah mich um und es war niemand da und alles war voller toller Sachen und ich war noch ganz klein und ich hatte ein starkes Unrechtsgefühl aber dann auch wieder nicht weil die mir ja manchmal auch eine Kleinigkeit geschenkt hatten und die würden mir so ein Brausestäbchen jetzt bestimmt auch schenken aber leider ist gerade keiner da also was solls he he. Lassen Sie sich gewarnt sein: Der Preis ist viel zu hoch. Noch heute peinigt mich die Vorstellung, ich wäre damals beobachtet worden, von außen durchs Schaufenster oder von jemandem, der mir im Treppenhaus leise gefolgt war. DA SCHAU HER, WEN HABEN WIR DENN DA, DEINE ELTERN WERDEN STOLZ AUF DICH SEIN, GERADE VON DIR HÄTTEN WIR DAS NICHT GEDACHT und dann wache ich schweißgebadet auf. Das andere Mal war so ein Plättchen, das man einer Playmobilfigur unter die Füße klemmte, damit sie besser stehen konnte. Eine Kindergartenfreundin hatte die Figur zum Geburtstag geschenkt bekommen, die gönnte ich ihr auch von Herzen, aber diese Platte, die fand ich so attraktiv, die fand ich so toll, die MUSSTE ich einfach haben, die nahm ich mit, auch dafür habe ich jahrelang gebüßt, denn obgleich ich annehmen konnte, dass sie diese Platte nicht sonderlich interessieren, dass sie ihr Fehlen womöglich nicht mal bemerken würde, war mir natürlich klar, dass ich mein antisoziales und schlimm vertrauenbrechendes Handeln damit nur schönredete. Bald kam sie zu Besuch und ich fühlte den Irrsinn aufsteigen wie bei Poe, wenn die Polizisten nichts gefunden haben und schon wieder gehen wollen, aber der Drang einfach übermächtig wird und man sie mit in den Keller schleift und stolz die massiven Wände zeigt und noch demonstrativ dagegenklopft, bis die Katze in der Wand heult, und dann sagt man: Lass uns doch mit Playmobil spielen, schau, hier, siehst du, ich spiele ja am liebsten mit dieser Stehplatte, und die ganze Zeit beobachtet man die Spielkameradin, ob sich da Spuren der Irritation zeigen, aber auch wenn da keine zu sehen sind, ganz im Gegenteil zu den Schweißperlen auf der eigenen Stirn, findet man doch nie wieder seinen Frieden, bleibt da immer ein nagender Zweifel, und das ist es, was die Opfer den Tätern immer voraushaben werden. Was wollte ich noch gleich erzählen.
Das mit dem Einkaufswagen! Aber zuerst vielleicht noch die Dosen. Sie müssen sich vorstellen, was so eine Cola- oder Fantadose bedeuten kann. Sie ist viel zu teuer. Es gibt einen Automaten in der Schule, da kostet die Dose 80 Pfennig. Die Dosen kommen eisgekühlt heraus. Wenn man sie sich nach einer durchgeschwitzten Fußballmittagspause im Hochsommer auf dem Weg zum Klassenraum an die Stirn hält, zischt es. Dann muss man sie wieder hergeben, denn der Besitzer will sie trinken. Er reißt den Verschluss ab, das Geräusch ist für die Götter, dann hört man dieses Gluck! Gluck! Gluck! Gluck! Gluck!, und wenn man fragt: Darf ich einen Schluck, sagen sie: Ich lass dir was drin, und dann bekommt man einen winzigen, abgestandenen, lauwarmen Rest. Ich spiele mit meinem Freund Fußball. Eine Frau kommt langsam an. Sie ist schon älter. Sie trägt in jeder Hand einen Stoffbeutel mit Äpfeln. Sie fragt: Könnt ihr mir die nach Hause tragen, ich schaffe das nicht. Wir zögern. Es ist ziemlich weit. Sie sagt: Ihr kriegt auch jeder eine Mark. Dann machen wir's. Hinterher schäme ich mich. Die Cola will nicht schmecken. Wir verabreden uns abends an der Schule zum Fußballspielen. Wir sind nur zu zweit. Der Ball fliegt ins Gebüsch. Beim Suchen finde ich ZWEI PALETTEN COLA-/FANTA-/SPRITE-/LIFT-BÜCHSEN. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Ich hole meinen Freund. Wir diskutieren hektisch. Dann spielen wir zur Tarnung weiter Fußball. Hoffentlich wird es bald dunkel. Absichtlich schießen wir den Ball ins Gebüsch. Bestimmt werden wir beobachtet. Heimlich stellen wir die Paletten an den Rand, nahe an den Weg. Wir holen unsere Fahrräder. Ob Verbrecher ihr Lager in den Büschen haben? Jeder klemmt eine Palette auf seinen Gepäckträger, dann rasen wir weg, jeder für sich, zu Hause bringe ich die Dosen in den Keller und hole sie nachts hoch, schiebe sie ganz weit nach hinten, ganz unten im Jugendzimmerschrank, und manchmal, lange nach dem Zähneputzen, wenn ich es nicht aushalte, trinke ich so eine Dose, damit sie endlich weg ist, viel zu warm, aber in den Kühlschrank kann ich sie nicht stellen. Ich sage es lieber noch mal: Lassen Sie es. Das ist es nicht wert.
Die Einkaufswagen. Dazu muss ich Sie kurz in die nächtliche Parallelwelt der überladenen Kleintransporter einführen. Stellen Sie sich eine subunternehmerische Mischkalkulation aus den Bereichen Zeitungen, Zeitschriften, Medikamente, Fotoarbeiten vor, bei der Sie von Ihren Auftraggebern vollkommen abhängig sind, so dass Sie mit den geleasten Fahrzeugen die Schwankungen der Benzinpreise selber ausgleichen müssen, selber am meisten arbeiten, ein paar junge Halodris beschäftigen, die dauernd Unfälle bauen und denen Sie nicht allzuviel Geld zahlen können. Am Ende gehen Sie natürlich trotzdem in Konkurs, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Manche von Ihren Mitarbeitern tauschen vielleicht ein paar Extra-Zeitungen beim Dorfbäcker gegen eine Tüte Brötchen. Manche behalten die eine oder andere Remittende ("Wird doch sowieso vernichtet") zurück. Einer aber erzählt ganz stolz: Ich lasse mir meine Fotos umsonst entwickeln. Und ich muss zugeben, dass mir sein ausgeklügeltes System Bewunderung abrang: Er holte sich leere, unbenutzte Fototaschen in einem bestimmten Supermarkt, befüllte sie mit seinen Filmpatronen, schrieb Phantasienamen und -adressen drauf und mischte sie unter die anderen, eingesammelten Tüten. Einige Tage darauf, wenn die entwickelten Fotoarbeiten ausgeliefert wurden, durchsuchte er diejenigen, die an diesen speziellen Supermarkt gingen: "Wie hieß ich noch gleich - ah, ja!", zog die Fototasche heraus und sah sich zufrieden seine Vergrößerungen an. Das perfekte Verbrechen!, dachte ich bewundernd.
Die Einkaufswagen. "Ich habe mir da nicht irgendeinen Laden ausgesucht", sprach er, "wenn der nämlich zu klein ist und kriegt nur zwei Tüten am Tag, dann fällt die Differenz sofort auf. Aber zu viele dürfen's auch nicht sein, sonst muss ich ewig mein Tütchen da raussuchen! Der X ist genau richtig, ob der 52 oder 53 Tüten kriegt, merkt keine Sau. Aber weißt du, was bei dem auch total gut ist?", fuhr er fort, "Die haben jetzt diese Kunststoffschilder an ihren Einkaufswagen. Von beiden Seiten. Und dazwischen ist so eine Lücke, einen guten halben Zentimeter dick. Rate mal, was da wie angegossen reinpasst: CDs! Das klappt perfekt. Ich weiß schon gar nicht mehr, welche ich noch mitnehmen soll."
Für mich war das nichts und ist das nichts. Ich höre immer noch das Brausestäbchen knacksen. Lachen muss ich trotzdem.
Das mit dem Einkaufswagen! Aber zuerst vielleicht noch die Dosen. Sie müssen sich vorstellen, was so eine Cola- oder Fantadose bedeuten kann. Sie ist viel zu teuer. Es gibt einen Automaten in der Schule, da kostet die Dose 80 Pfennig. Die Dosen kommen eisgekühlt heraus. Wenn man sie sich nach einer durchgeschwitzten Fußballmittagspause im Hochsommer auf dem Weg zum Klassenraum an die Stirn hält, zischt es. Dann muss man sie wieder hergeben, denn der Besitzer will sie trinken. Er reißt den Verschluss ab, das Geräusch ist für die Götter, dann hört man dieses Gluck! Gluck! Gluck! Gluck! Gluck!, und wenn man fragt: Darf ich einen Schluck, sagen sie: Ich lass dir was drin, und dann bekommt man einen winzigen, abgestandenen, lauwarmen Rest. Ich spiele mit meinem Freund Fußball. Eine Frau kommt langsam an. Sie ist schon älter. Sie trägt in jeder Hand einen Stoffbeutel mit Äpfeln. Sie fragt: Könnt ihr mir die nach Hause tragen, ich schaffe das nicht. Wir zögern. Es ist ziemlich weit. Sie sagt: Ihr kriegt auch jeder eine Mark. Dann machen wir's. Hinterher schäme ich mich. Die Cola will nicht schmecken. Wir verabreden uns abends an der Schule zum Fußballspielen. Wir sind nur zu zweit. Der Ball fliegt ins Gebüsch. Beim Suchen finde ich ZWEI PALETTEN COLA-/FANTA-/SPRITE-/LIFT-BÜCHSEN. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Ich hole meinen Freund. Wir diskutieren hektisch. Dann spielen wir zur Tarnung weiter Fußball. Hoffentlich wird es bald dunkel. Absichtlich schießen wir den Ball ins Gebüsch. Bestimmt werden wir beobachtet. Heimlich stellen wir die Paletten an den Rand, nahe an den Weg. Wir holen unsere Fahrräder. Ob Verbrecher ihr Lager in den Büschen haben? Jeder klemmt eine Palette auf seinen Gepäckträger, dann rasen wir weg, jeder für sich, zu Hause bringe ich die Dosen in den Keller und hole sie nachts hoch, schiebe sie ganz weit nach hinten, ganz unten im Jugendzimmerschrank, und manchmal, lange nach dem Zähneputzen, wenn ich es nicht aushalte, trinke ich so eine Dose, damit sie endlich weg ist, viel zu warm, aber in den Kühlschrank kann ich sie nicht stellen. Ich sage es lieber noch mal: Lassen Sie es. Das ist es nicht wert.
Die Einkaufswagen. Dazu muss ich Sie kurz in die nächtliche Parallelwelt der überladenen Kleintransporter einführen. Stellen Sie sich eine subunternehmerische Mischkalkulation aus den Bereichen Zeitungen, Zeitschriften, Medikamente, Fotoarbeiten vor, bei der Sie von Ihren Auftraggebern vollkommen abhängig sind, so dass Sie mit den geleasten Fahrzeugen die Schwankungen der Benzinpreise selber ausgleichen müssen, selber am meisten arbeiten, ein paar junge Halodris beschäftigen, die dauernd Unfälle bauen und denen Sie nicht allzuviel Geld zahlen können. Am Ende gehen Sie natürlich trotzdem in Konkurs, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Manche von Ihren Mitarbeitern tauschen vielleicht ein paar Extra-Zeitungen beim Dorfbäcker gegen eine Tüte Brötchen. Manche behalten die eine oder andere Remittende ("Wird doch sowieso vernichtet") zurück. Einer aber erzählt ganz stolz: Ich lasse mir meine Fotos umsonst entwickeln. Und ich muss zugeben, dass mir sein ausgeklügeltes System Bewunderung abrang: Er holte sich leere, unbenutzte Fototaschen in einem bestimmten Supermarkt, befüllte sie mit seinen Filmpatronen, schrieb Phantasienamen und -adressen drauf und mischte sie unter die anderen, eingesammelten Tüten. Einige Tage darauf, wenn die entwickelten Fotoarbeiten ausgeliefert wurden, durchsuchte er diejenigen, die an diesen speziellen Supermarkt gingen: "Wie hieß ich noch gleich - ah, ja!", zog die Fototasche heraus und sah sich zufrieden seine Vergrößerungen an. Das perfekte Verbrechen!, dachte ich bewundernd.
Die Einkaufswagen. "Ich habe mir da nicht irgendeinen Laden ausgesucht", sprach er, "wenn der nämlich zu klein ist und kriegt nur zwei Tüten am Tag, dann fällt die Differenz sofort auf. Aber zu viele dürfen's auch nicht sein, sonst muss ich ewig mein Tütchen da raussuchen! Der X ist genau richtig, ob der 52 oder 53 Tüten kriegt, merkt keine Sau. Aber weißt du, was bei dem auch total gut ist?", fuhr er fort, "Die haben jetzt diese Kunststoffschilder an ihren Einkaufswagen. Von beiden Seiten. Und dazwischen ist so eine Lücke, einen guten halben Zentimeter dick. Rate mal, was da wie angegossen reinpasst: CDs! Das klappt perfekt. Ich weiß schon gar nicht mehr, welche ich noch mitnehmen soll."
Für mich war das nichts und ist das nichts. Ich höre immer noch das Brausestäbchen knacksen. Lachen muss ich trotzdem.
Ein millionenschwerer Software-Manager zahlte womöglich für Spielzeug bewusst zu wenig: Eine US-Handelskette beschuldigt ihn, mit gefälschten Barcodes die Preise von Lego-Baukästen manipuliert zu haben. In seinem Haus fanden Ermittler Tausende davon. [Q]
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