Als Kind habe ich mal in eine Weihnachtskugel gebissen. Meine Eltern waren die Treppe schon weiter hochgegangen, ich aber war vor dem großen, dunklen Baum stehengeblieben und konnte mich nicht beherrschen: Die sahen so verlockend aus, dunkelrot und matt.
Da unten im Erdgeschoss wohnten die Vermieter. Sie hatten zwei Söhne, einen in meinem Alter, einen etwas älteren. Manchmal spielten wir zusammen im Hof. Einmal war ich zum Mittagessen dort. Man saß in einem großen Speisezimmer. Die Gabeln waren ungewohnt schmal, die Zinken geradezu furchterregend lang. Sie führten die Gabeln umgekehrt zum Mund, das wirkte auf mich fremd und vornehm. Zu Hause wurde ich später gefragt, warum ich so komisch äße.
Im Kellergeschoss lebte der Hausmeister mit Frau und zwei Kindern. Sie kamen aus Jugoslawien, die Kinder waren nett und ein wenig älter als wir und spielten nur ganz selten mit. An das gebrochene Deutsch der Eltern erinnere ich mich, wie die Kinder sprachen, weiß ich nicht mehr. Aber Jahre später, als ich längst nicht mehr dort wohnte, kam ich auf dem Weg von der Grundschule nach Hause an einem Gymnasium vorbei. Dort sah ich den großen Jungen noch mal: "Herr Schneider, haben Sie die Geschichtsklausur schon korrigiert?"
Es gab im Garten eine sogenannte Köhlerhütte, um die herum wir mit unseren Fahrrädern immer schneller im Kreis fuhren. Kommt zur Kinderstunde!, hatten wir auf einem Werbezettel im Hausflur gelesen und traten in die Pedale: "Kommt zur Kinderstunde! Kommt zur Kinderstunde!", riefen wir immer lauter und rasten noch schneller im Kreis, "Kommt zur Kinderstunde!", legten wir uns in die Kurve, "Kommt zur Scheißerstunde!", rief ich noch und schrammte mit dem Pedal über den Boden, dann musste ich heulen und nach oben rennen.
Da oben wohnten wir in einer Wohnung mit langem Flur, nebenan eine Familie mit fast gleichaltrigen Kindern. Obwohl Berufe, Autos und politische Einstellungen sich deutlich unterschieden, lebten wir Kinder viele Jahre fröhlich nebeneinander und stritten höchstens mal über CDU und SPD. Mit großer Selbstverständlichkeit aßen wir mal hier, mal da zu Mittag, übernachteten beieinander und mussten nicht mal gegenseitig klingeln: Statt dessen fuhren wir mit den Fingernägeln über die in den Wohnungstüren eingelassenen Scheiben. Bei uns war das Glas streng senkrecht gerippt, das ergab ein scharfes, hohes Schrappen wie bei manchem Metallreißverschluss. Nebenan war es ein unregelmäßiges Linsensuppenrelief, da rubbelte man einen tiefen Blubberton.
Einmal stand ich auf der Fensterbank, das Fenster offen, schmiss ich irgendwelche Dinge in den Hof, die mir die anderen Kinder aus dem Zimmer anreichten. Einmal wusste ich nicht mehr, wie man bremst und fuhr mit dem Fahrrad quer über die große Straße. Ich verstand gar nicht, warum der Busfahrer ausstieg und wissen wollte, wo ich wohne.
Es ging noch weiter nach oben, da wohnte eine Frau mit einem behinderten erwachsenen Sohn, vor dem ich unbestimmte Angst hatte. Es gab dazu sicher keinen Grund; aber beim Martinsingen klingelten wir da nicht.
Oben wohnte auch eine weißhaarige Frau, die uns Kinder gerne zu sich einlud. Wir bekamen dann Tee und Plätzchen und hörten Peter und der Wolf von Schallplatte. Einmal spielten wir im Garten Fangen und sie kam dazu. Sie lief hinter meiner Schwester her, die unter einer Turn- oder Kletterstange hindurchrannte. Plötzlich lag die alte Dame auf dem Boden, begann mit hoher Stimme zu wimmern, hielt sich die Stirn und rief: "Holt mal ein Messer! Holt mal schnell ein Messer!"
Ich wagte nicht zu widersprechen, malte mir aber die schrecklichsten Dinge aus und rannte die endlose Treppe hoch. Zur Kühlung wollte sie das, drückte die kalte Klinge auf ihre Stirn und es war ja auch nur so ein stumpfes Buttermesser.
Die verlockende Kugel krachte und splitterte, und im Krankenhaus sagten sie mir, dass ich Glück gehabt hätte, sie müssten mir keinen Schlauch in den Hals schieben, aber ich sollte viel Sauerkraut essen die nächsten Tage.
Da unten im Erdgeschoss wohnten die Vermieter. Sie hatten zwei Söhne, einen in meinem Alter, einen etwas älteren. Manchmal spielten wir zusammen im Hof. Einmal war ich zum Mittagessen dort. Man saß in einem großen Speisezimmer. Die Gabeln waren ungewohnt schmal, die Zinken geradezu furchterregend lang. Sie führten die Gabeln umgekehrt zum Mund, das wirkte auf mich fremd und vornehm. Zu Hause wurde ich später gefragt, warum ich so komisch äße.
Im Kellergeschoss lebte der Hausmeister mit Frau und zwei Kindern. Sie kamen aus Jugoslawien, die Kinder waren nett und ein wenig älter als wir und spielten nur ganz selten mit. An das gebrochene Deutsch der Eltern erinnere ich mich, wie die Kinder sprachen, weiß ich nicht mehr. Aber Jahre später, als ich längst nicht mehr dort wohnte, kam ich auf dem Weg von der Grundschule nach Hause an einem Gymnasium vorbei. Dort sah ich den großen Jungen noch mal: "Herr Schneider, haben Sie die Geschichtsklausur schon korrigiert?"
Es gab im Garten eine sogenannte Köhlerhütte, um die herum wir mit unseren Fahrrädern immer schneller im Kreis fuhren. Kommt zur Kinderstunde!, hatten wir auf einem Werbezettel im Hausflur gelesen und traten in die Pedale: "Kommt zur Kinderstunde! Kommt zur Kinderstunde!", riefen wir immer lauter und rasten noch schneller im Kreis, "Kommt zur Kinderstunde!", legten wir uns in die Kurve, "Kommt zur Scheißerstunde!", rief ich noch und schrammte mit dem Pedal über den Boden, dann musste ich heulen und nach oben rennen.
Da oben wohnten wir in einer Wohnung mit langem Flur, nebenan eine Familie mit fast gleichaltrigen Kindern. Obwohl Berufe, Autos und politische Einstellungen sich deutlich unterschieden, lebten wir Kinder viele Jahre fröhlich nebeneinander und stritten höchstens mal über CDU und SPD. Mit großer Selbstverständlichkeit aßen wir mal hier, mal da zu Mittag, übernachteten beieinander und mussten nicht mal gegenseitig klingeln: Statt dessen fuhren wir mit den Fingernägeln über die in den Wohnungstüren eingelassenen Scheiben. Bei uns war das Glas streng senkrecht gerippt, das ergab ein scharfes, hohes Schrappen wie bei manchem Metallreißverschluss. Nebenan war es ein unregelmäßiges Linsensuppenrelief, da rubbelte man einen tiefen Blubberton.
Einmal stand ich auf der Fensterbank, das Fenster offen, schmiss ich irgendwelche Dinge in den Hof, die mir die anderen Kinder aus dem Zimmer anreichten. Einmal wusste ich nicht mehr, wie man bremst und fuhr mit dem Fahrrad quer über die große Straße. Ich verstand gar nicht, warum der Busfahrer ausstieg und wissen wollte, wo ich wohne.
Es ging noch weiter nach oben, da wohnte eine Frau mit einem behinderten erwachsenen Sohn, vor dem ich unbestimmte Angst hatte. Es gab dazu sicher keinen Grund; aber beim Martinsingen klingelten wir da nicht.
Oben wohnte auch eine weißhaarige Frau, die uns Kinder gerne zu sich einlud. Wir bekamen dann Tee und Plätzchen und hörten Peter und der Wolf von Schallplatte. Einmal spielten wir im Garten Fangen und sie kam dazu. Sie lief hinter meiner Schwester her, die unter einer Turn- oder Kletterstange hindurchrannte. Plötzlich lag die alte Dame auf dem Boden, begann mit hoher Stimme zu wimmern, hielt sich die Stirn und rief: "Holt mal ein Messer! Holt mal schnell ein Messer!"
Ich wagte nicht zu widersprechen, malte mir aber die schrecklichsten Dinge aus und rannte die endlose Treppe hoch. Zur Kühlung wollte sie das, drückte die kalte Klinge auf ihre Stirn und es war ja auch nur so ein stumpfes Buttermesser.
Die verlockende Kugel krachte und splitterte, und im Krankenhaus sagten sie mir, dass ich Glück gehabt hätte, sie müssten mir keinen Schlauch in den Hals schieben, aber ich sollte viel Sauerkraut essen die nächsten Tage.
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Über den Mann, der ausgerechnet heute eine neue Tür gekauft hatte, musste ich erst noch lachen. Dann setzten sich die Einkaufswagen vor dem Baumarkt in Bewegung und ich ergriff die Flucht. Das Spiel der Gelben Säcke vor dem dritten Stock war irgendwie sogar hübsch, doch als da oben die Balkonumrandung abriss und auf das wellige Hofdach knallte, machte ich mich lieber mal auf den Heimweg: Schließlich hatten sich Risse gebildet, und wenn der Wind da erst druntergreift, fliegt das ganze Dach weg. Dann wird am Ende noch mein Fahrrad nass!
Den Weg nach Hause habe ich lange nicht so bewusst erlebt. Angeblich soll es bei Helgoland schön ruhig sein, aber ich hatte meine Seekarten nicht dabei und strampelte also gemächlich dem Heimathafen entgegen. Musste allerdings kreuzen, also die große Straße ein paar Mal, das kam relativ spontan.
Seitdem Grog und Wolldecke, schließlich warten auch morgen Herausforderungen: Ich muss zum Minigolf! Hoffentlich halten die Deiche.
Den Weg nach Hause habe ich lange nicht so bewusst erlebt. Angeblich soll es bei Helgoland schön ruhig sein, aber ich hatte meine Seekarten nicht dabei und strampelte also gemächlich dem Heimathafen entgegen. Musste allerdings kreuzen, also die große Straße ein paar Mal, das kam relativ spontan.
Seitdem Grog und Wolldecke, schließlich warten auch morgen Herausforderungen: Ich muss zum Minigolf! Hoffentlich halten die Deiche.
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Dann aber wieder: Wozu, wenn es pur schon perfekt schmeckt? Ich kam ja nicht mal richtig zum Würzen: Zwei kleine Hokkaidos, zwei Liter Rinderbrühe (aus den guten Brühwürfeln vom Bio), faustgroß Ingwer. Kochen, Pürierstab, knappes Päckchen Frischkäse: Weiter kommst du gar nicht, löffelst bloß --> Gesichtsrötung --> milder Schweiß --> Kontraktionen.
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Ich war ein Stückchen zu weit vorgefahren und stand halb auf dem querenden Radweg, als er von links noch angefetzt kam. Einen halben Meter vor mir hätte er entlangschlenkern können, ungefährdet: Kein Querverkehr, Bahn frei, bloß nicht mehr schnurgerade in der Mitte seines Radwegs, sondern in leichtem Bogen am Auto vorbei hätte er fahren müssen. Die Hand zu einer entschuldigenden Geste erhoben schaute ich freundlich und mit bedauerndem Lächeln hinaus, als er mit seinem Rad neben mir anhielt. Fragend sah ich ihn an, er jedoch blieb stehen und ich überlegte: Ah, jetzt will er dich also doch erst durchlassen. Gut, dachte ich, dann soll es so sein, hob dankend die Hand und rollte vorsichtig an, als er mit seinem Fahrrad plötzlich auch ein Stück weiter in Richtung meines Autos fuhr. Ich bremste erneut. Sah hinaus. Er stand da, hinter uns staute es sich. Zweifelnd sah ich zu ihm. Er bewegte sich nicht, gab kein Zeichen, stand nur da. Gut, dachte ich, dann muss ich jetzt ganz langsam irgendwie da durch, es passt ja noch. Ich rollte an. Er rollte noch weiter vor. Ich hielt und ließ die Scheibe runter.
Wir sind uns schon darüber einig, dass Sie hier auf dem Radweg stehen, setzte er mit arrogantem Ausdruck an und ich fiel ein: Absolut einig! Die Frage ist nur, wie viele Stunden das hier noch dauern soll! Nun stieg er vom Rad und wiederholte langsam meinen zweiten Satzteil, glotzte mich blödsinnig an, da riss ich die Fahrertür auf, und jetzt mach dich vom Acker, du Arschloch!, oder wichs dir erst noch einen, wenn du dich inzwischen genug aufgegeilt hast!, dann fingen wir an uns zu hauen und ich genoss jeden Schlag, bzw. fast wäre es so weit gekommen, wenn ich mich nicht doch beherrscht hätte, denn das bringt ja nichts und ich fahre ja selber ganz viel Fahrrad.
Wir sind uns schon darüber einig, dass Sie hier auf dem Radweg stehen, setzte er mit arrogantem Ausdruck an und ich fiel ein: Absolut einig! Die Frage ist nur, wie viele Stunden das hier noch dauern soll! Nun stieg er vom Rad und wiederholte langsam meinen zweiten Satzteil, glotzte mich blödsinnig an, da riss ich die Fahrertür auf, und jetzt mach dich vom Acker, du Arschloch!, oder wichs dir erst noch einen, wenn du dich inzwischen genug aufgegeilt hast!, dann fingen wir an uns zu hauen und ich genoss jeden Schlag, bzw. fast wäre es so weit gekommen, wenn ich mich nicht doch beherrscht hätte, denn das bringt ja nichts und ich fahre ja selber ganz viel Fahrrad.
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Im Barock hätte sie Kirchen gestaltet, und sagen wir so: Ich fühle mich geliebt.
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Am Freitag muss ich irgendwann von der Arbeit gekommen sein. Zwischendurch lag ich auf dem Sofa. Einmal wollte ich die Gardinenstangen wieder anbringen: Da gibt es Halteplatten, die man an der Wand festdübelt, man steckt die eigentlichen Halterungen drauf und schraubt sie mit kleinen Inbusschrauben fest, quer laufen die Gardinenstangen. Nach dem Tapezieren und Streichen können die jetzt wieder angebracht werden, aber ich finde nur die Stangen, nicht die Halterungen. So etwas macht mir schlimme und hilflose Gefühle. Da will ich das endlich machen, da habe ich schon das Werkzeug und die Leiter, da ringe ich mich durch, Löcher zu bohren, obwohl die Wand sandig ist, aber mit den richtigen Dübeln habe ich Hoffnung, und außerdem ist das nicht mehr so ein schwerer Schlaufenschal, sondern ein ganz leichter mit Metallösen, die zart über die Stangen gleiten: Wieder nichts. Dann habe ich die Papiere aus der Schublade sortiert. Der Stapel mit den Sachen, um die ich mich "später noch mal in Ruhe" kümmern muss, war der größte. Ich habe dauernd gelesen, dass der neue Schimanski gar nicht schlecht ist, und überlegt, den am Sonntag vielleicht anzugucken. Habe ich aber nicht gemacht. Ich habe insgesamt fünf Maschinen Wäsche gewaschen, denn eigentlich will ich mal alles gewaschen haben und ganz schnell die Maschinen abklemmen, rausbringen, den Boden saubermachen und mit dieser gummiartigen grauen Garagenbodenfarbe behandeln. Davor muss ich allerdings die Wände mit etwas Zementputz begradigen, denn gerade da, wo sie auf den Boden stoßen, sind sie ganz schön ausgefranst. Das soll einen 10-cm-Sockelrand geben mit dieser Bodenfarbe, dann ist alles glatt und abwaschbar. Ich habe die Betten abgezogen und das Zeug auch gleich gewaschen. Es kommt ein Teil in den Trockner, ein Teil auf die Leine. Und alles schön zusammenlegen. Auf dem Sofa liege ich gerne, auch wenn der Lederbezug inzwischen weit eingerissen ist. Ich spiele ein paar Runden Hearts und schlummere ein. Dann gibt es die groben Bratwürste. Im frisch bezogenen Bett schlafe ich viel lieber und frage mich, was die physikalische Grundlage ist: Der Duft? Es fühlt sich anders an, ist das Zeug sonst plattgelegen oder vollgeschwitzt oder was ist das? Mit Aspirin schläft man sowieso gut. Dann haben wir das Sofa umgestellt, auch wenn es über Eck geht und eigentlich gar nicht anders stehen kann: Trotzdem sieht es jetzt irgendwie besser aus. Den Staub drunter erst mal grob zusammenfegen, sonst ist der Staubbeutel gleich voll. Ich hole den Sauger aus dem schmalen Schrank: Hinter dem Staubsauger steht eine Dose mit den Befestigungsteilen für die Gardinenstange. Wir haben die bunt umhülllten Nussdinger gekauft, füllen sie in den Kaugummiautomaten und kurbeln sie einzeln heraus. Einmal um den See. Linguine mit Hackfleischsoße. Doppelkopf. Aspirin. Badewanne. Schokoküsse. Morgen ist Montag.
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Damit hätte ich mich früher Wochen gepeinigt: In diesem "Internet" billigen Plastikscheiß bestellt, keine Zahldaten bekommen, werden sich schon melden, Thema beiseite. Wochen darauf Schockbrief vom Inkasso bekommen, Posteingang durchsucht, Zahlungsaufforderungen im Spam-Ordner gefunden. Schnell an Versender überwiesen, Plastikschrott erhalten, Fall innerlich abgehakt. Heute weiteren Schockbrief bekommen, weil Inkasso trotzdem Geld will:
SCHWEINE / SÄUE / ABSCHAUM / GESCHMEISS / ERST MAL ZUM VERBRAUCHERSCHUTZ / DIE WERDEN MICH KENNENLERNEN / SCHMAROTZER / PARASITEN / DAS SOLLEN DIE ERST MAL BEWEISEN / NUR ÜBER MEINE LEICHE
Aber irgendwie funktioniert das nicht. Ich sehe den dämlichen Schund, den ich bestellen "musste", nur weil er billig war. Ich erinnere mich, wie eine Stimme in mir raunte: Tu es nicht. Ich erinnere mich, wie ich mich noch wunderte, keine Zahldaten zu erhalten. Ich erinnere mich, wie ich aus Faulheit nicht mehr drüber nachdenken wollte (statt mich zu melden und nach dem Bestellstatus zu fragen).

Die Forderung ist grotesk proportioniert. Einmal tief durchatmen. Schon überwiesen. Vielleicht lerne ich was draus.
SCHWEINE / SÄUE / ABSCHAUM / GESCHMEISS / ERST MAL ZUM VERBRAUCHERSCHUTZ / DIE WERDEN MICH KENNENLERNEN / SCHMAROTZER / PARASITEN / DAS SOLLEN DIE ERST MAL BEWEISEN / NUR ÜBER MEINE LEICHE
Aber irgendwie funktioniert das nicht. Ich sehe den dämlichen Schund, den ich bestellen "musste", nur weil er billig war. Ich erinnere mich, wie eine Stimme in mir raunte: Tu es nicht. Ich erinnere mich, wie ich mich noch wunderte, keine Zahldaten zu erhalten. Ich erinnere mich, wie ich aus Faulheit nicht mehr drüber nachdenken wollte (statt mich zu melden und nach dem Bestellstatus zu fragen).

Die Forderung ist grotesk proportioniert. Einmal tief durchatmen. Schon überwiesen. Vielleicht lerne ich was draus.
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Love ist stronger than Allergie - väterliche jedenfalls - und nachdem man mich überzeugt hatte, dass die Tiere nicht ins Haus müssen, auch nicht im Winter, widmete ich das Parterre des verwaisten Spielturms gerne zu einem Kleintierstall um. Die beiden rannten voller Freude über alle Regalbreter, auf und nieder ging das wie in meinen kühnsten Phantasien nicht, also war schnell klar, dass die obere Etage hinzukommen und der Turm damit in Gänze genutzt werden musste: Jetzt können sie richtig Höhenmeter zurücklegen, bei schönem Wetter allerdings liegt man auch gerne einfach auf den obersten Brettern und lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Dass ich selber im Sommer den Garten nun eher meiden muss, bedaure ich zwar manchmal, freue mich aber an dem Gehoppel und kann schon vom Frühstückstisch den beiden Murkels dabei zuschauen, wie sie aus dunkelfeuchter Nachthöhle ans Licht streben und nach oben wetzen.

Draußen, bist du sicher, das wird doch eiskalt, zweifelte ich, aber tatsächlich haben sie schon einen Winter überstanden. Allerdings musste ich vor den ersten Frösten etwas gegen den scharfen Nordwind tun: Da war noch so arschteure Folie von der Dachbodendämmung übrig, die tackerte ich eines trüben Herbsttags gegen alle kaninchenvergitterten Flächen.

Jedoch ist das mit dem Tackern gut und schön, reißt aber schon bei schwachem bis mäßigem Wind wieder ab, weshalb umgehend eine hektisch-verregnete Aktion mit Akkuschrauber folgen musste: Irgendwelche Bretter von außen dagegen, um die Ränder zu halten, und für den Giebel da oben diesen hässlichen, aber stabilen Verpackungsfolienrest. Gib her, ich schraub das da irgendwie gegen, das soll nicht schön aussehen, sondern halten.

Für die Materialübergabe musste ich dann selber ein paar Höhenmeter bewältigen, denn die fand ganz normal in den Alpen statt, während untermalt von intensivem Kuhglockengebimmel das erste Stockbrot geröstet wurde. Die benötigten Maße und Bohrungen hatte ich ja zwei Tage vorher per E-Mail durchgegeben: Klar, dass ich die großformatigen Platten aus venezianischer Qualitätsproduktion (mille grazie) zu Hause erst mal beiseite stellte, um das Tempo herauszunehmen.

Kombinieren wir also den Shabby Chic des Karnickeltowers mit modernistischem Plexiglas, bevor es Winter wird, erklimmen wir die Leiter, setzen wir die Schrauben, fügen wir die Dinge zusammen und freuen uns, dass es passt wie geplant: Gelaserte Zehntelmillimeter vs. pieces of zersägter Lattenrost.

Und diese olle Folie da oben im Giebel, die bleibt erst mal, da muss ich mir in Ruhe was ausdenken.

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Zu den letzten Irrationalitäten unserer durchökonomisierten Schnäppchenwelt gehört das Trinkgeldgeben auf Reisen: Man kommt schließlich i.d.R. nicht wieder, könnte also problemlos in der Fremde geizen und lieber zu Hause öfter mal aufrunden. Aber man will natürlich gerade im Urlaub nicht knickerig erscheinen, ist sowieso gerade beim Geldausgeben, und wenn man Glück hat, schmeckt der Kaffee geradezu unglaublich gut, so dass man den geringen Preis einfach nicht akzeptieren mag, verglichen mit der Plörre, die man zu Hause viel teurer bezahlt.

Un cafe doble con leche por favor, das ist ein Göttergetränk und kostet selbst am teuren Touristenstrand akzeptable 3,50. Geht man in die Bar, bleibt man unter 2.- EUR, genauso wie für den cortado, der einem nachmittags noch mal richtig auf die Sprünge hilft. Bloß eines irritiert da in Catalunya.

Beim ersten Mal, unterwegs an der Straße, erschrak ich noch geradezu über den niedrigen Betrag, den der Barmann für drei Getränke einforderte. Ich rundete verbal auf den übernächsten Euro und sprach die Zahl so deutlich, wie es mein Spanisch zulässt. Man reagierte nicht und gab mir auf den Cent genau heraus. Hat der das nicht verstanden, fragte ich mich, ließ also einige Münzen auf den Tresen fallen und verabschiedete mich. Man reagierte nicht, das Geld blieb liegen, der Barmann wandte sich anderen Gästen zu.

Was war das denn, sprach ich im Auto, ist das vielleicht der Besitzer, nimmt der kein Trinkgeld für sich selber an oder was.
Am Urlaubsort aber wiederholte sich die Erfahrung exakt. Nun kam ich ins Grübeln, die Leute waren immer freundlich, ich war es auch, bloß mein Trinkgeld wurde komplett ignoriert.
Die in manchen Ländern übliche 10-Prozent-Regel wird von den Spaniern als eher übertrieben hoch empfunden, las ich lieber mal im Reiseführer nach, man lässt sich exakt herausgeben und lässt je nach Zufriedenheit einen Betrag auf dem Teller zurück. Also das war es, ich machte einen technischen Fehler!

Freudig orderte ich den nächsten Kaffee, ließ mir beim Bezahlen exakt herausgeben und legte hernach einen Euro aufs Tellerchen. Der Teller blieb stehen, es kam keine Reaktion. Tagelang ging das so weiter und verunsicherte mich mehr und mehr.
Ist das hier doch zu wenig, fragte ich mich, und eigentlich würdest du für so einen tollen Kaffee ja auch mehr bezahlen, also erhöhte ich schließlich und gab am letzten Tag zwei Euro dazu, wohlgemerkt immer in Relation zu einem oder zwei preisgünstigen Getränken, nicht zu einem teuren Abendessen.

Aber ich sollte es nicht erfahren.

Un cafe doble con leche por favor, das ist ein Göttergetränk und kostet selbst am teuren Touristenstrand akzeptable 3,50. Geht man in die Bar, bleibt man unter 2.- EUR, genauso wie für den cortado, der einem nachmittags noch mal richtig auf die Sprünge hilft. Bloß eines irritiert da in Catalunya.

Beim ersten Mal, unterwegs an der Straße, erschrak ich noch geradezu über den niedrigen Betrag, den der Barmann für drei Getränke einforderte. Ich rundete verbal auf den übernächsten Euro und sprach die Zahl so deutlich, wie es mein Spanisch zulässt. Man reagierte nicht und gab mir auf den Cent genau heraus. Hat der das nicht verstanden, fragte ich mich, ließ also einige Münzen auf den Tresen fallen und verabschiedete mich. Man reagierte nicht, das Geld blieb liegen, der Barmann wandte sich anderen Gästen zu.

Was war das denn, sprach ich im Auto, ist das vielleicht der Besitzer, nimmt der kein Trinkgeld für sich selber an oder was.
Am Urlaubsort aber wiederholte sich die Erfahrung exakt. Nun kam ich ins Grübeln, die Leute waren immer freundlich, ich war es auch, bloß mein Trinkgeld wurde komplett ignoriert.
Die in manchen Ländern übliche 10-Prozent-Regel wird von den Spaniern als eher übertrieben hoch empfunden, las ich lieber mal im Reiseführer nach, man lässt sich exakt herausgeben und lässt je nach Zufriedenheit einen Betrag auf dem Teller zurück. Also das war es, ich machte einen technischen Fehler!

Freudig orderte ich den nächsten Kaffee, ließ mir beim Bezahlen exakt herausgeben und legte hernach einen Euro aufs Tellerchen. Der Teller blieb stehen, es kam keine Reaktion. Tagelang ging das so weiter und verunsicherte mich mehr und mehr.
Ist das hier doch zu wenig, fragte ich mich, und eigentlich würdest du für so einen tollen Kaffee ja auch mehr bezahlen, also erhöhte ich schließlich und gab am letzten Tag zwei Euro dazu, wohlgemerkt immer in Relation zu einem oder zwei preisgünstigen Getränken, nicht zu einem teuren Abendessen.

Aber ich sollte es nicht erfahren.
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"Das finden wir nicht so gut, dass Sie sich hier hins-tellen." - "Wie, äh, was, bin ja extra im Auto sitzengeblieben, kann ja jederzeit wegfahren, wenn Sie Ihren Platz brauchen." - "Darum geht es nicht." - "Und worum geht's? Ums Prinzip?" - "Die Platten setzen sich. Das bezahlt uns kein Mensch. Das Schild hängt da nicht umsonst, nicht."

Da muss sie natürlich angerannt kommen, wartet wahrscheinlich den ganzen Tag drauf, dass sich jemand fünf Minuten da hins-tellt auf ihre Gehwegplatten. Nach einer Woche Arbeit jedenfalls ist die ganze Ents-pannung schon wieder futsch, deshalb ab in den Urlaub, also wenn sich in den nächsten Tagen bei Ihnen die S-teinplatten absenken, lassen Sie sich gesagt sein: Ich war es nicht.

Dieser S-tress! Koffer packen, Ausweise suchen, Unterkunft buchen, vor allem aber: Marmelade kochen, denn das wäre dann doch zu schade um die schönen Zwetschgen. Gläser auskochen, Gelierzucker kaufen, Zwetschgen entkernen, aufkochen, abschmecken, ab ins Glas.

Schön grob und s-tückig diesmal, bloß bei der Menge habe ich mich verschätzt: Gerade mal vier Gläschen sind es geworden. Jetzt schnell den Wecker s-tellen, es geht ja schon bald los. Adiós.
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