In Drehstuhl versinken, Kopf aufstützen, furchtbar müde sein. Verdauen. Aufstehen, Tasse mitnehmen, kalten Kaffee weggießen, frischen Kaffee aufsetzen. Geräusch von Kaffeemaschine hören, aufraffen, Tasse mitnehmen, Tasse befüllen. An Platz zurückkehren, hinsetzen, entsetzlich müde sein. An Tasse schlürfen. Rest kaltwerden lassen. Kopf aufstützen. Lesen, dass besser alles direkt bei Facebook machen. Sich fragen, ob Rest von Internet nicht besser zumachen. Why have a separate site, and try to drag people away from Facebook? Why not go where they are? Erkalteten Kaffee wegschütten. Neuen Kaffee eingießen. Merken, dass Sitzhaltung schlecht. Zu müde sein, sich drum zu kümmern. Sich fragen, ob Blogpause. Augen reiben. Sich fragen, ob Blogs noch interessieren. Sich fragen, ob noch was zu sagen.
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Nicht frühstücken. Käsebrote richten, in Schublade greifen, Schlüsselbund nicht finden. Rucksack durchwühlen, Küchenarbeitsplatte absuchen, in Schlafzimmer rennen. Bett aufschütteln, Zeitungsstapel umschichten, unter Bett lugen. Anfangen zu schwitzen. Ablageflächen in Bad untersuchen, zurück in Schlafzimmer laufen, Schubladen durchsuchen. Mitbewohner um Hilfe bitten. Jackentaschen umstülpen, unter Schränke gucken. Kinderzimmer absuchen. In Keller rennen. Auf Waschmaschine, Trockner, Regalen nachsehen. Wieder hochlaufen. Mitbewohner nachdrücklich um Hilfe bitten. Rucksack ausschütten, Jackentaschen noch mal überprüfen. Mitbewohner verrückt machen. Bad erneut durchwühlen. Mitbewohner in bereits durchsuchte Zimmer jagen. Wieder in Keller laufen. Von dort fröhliches "Was-ist-denn-dahas-hier?" vernehmen, nach oben stürmen, Schlüssel ganz normal in Schublade vorfinden. Zu Arbeit hetzen. Kaffee trinken, dramatischen Hunger bemerken, in Rucksack keine Käsebrote vorfinden. Auf Weg zu Bäcker Daumennagel an Türkante stoßen, eingerissene Stelle mit anderem Daumen weiter aufknibbeln. Belegtes Brötchen kaufen, Spinattasche kaufen, hinsetzen, essen, durchatmen. Diffusen Schmerz empfinden, Daumennagel untersuchen. Sich vor Gefühl an eingerissener Stelle grausen. In Werkstatt laufen, Seitenschneider heraussuchen, clip! Clip!
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Es ist ja mehr als nur ein wenig redundant, sich noch groß mit verunglückten Claims in der Werbung zu befassen. Die Geschichte vom Come in and find out kann inzwischen jeder mitsprechen, und Schlecker ist eben Schlecker - bloß als ich neulich gerade ein Brechmittel kaufen wollte, da hatten die eins vür umsonst in ihrem Schauvenster:
"FOR YOU. VOR ORT." - das erinnert mich an eine Begebenheit aus meiner, Entschuldigung! Ich muss noch mal kurz kotzen, Moment bitte - HUALP!, also aus meiner Schulzeit, damals, da bekam man ja gelegentlich diese nach billigem Essig riechenden, hastig vor der Unterrichtsstunde herausgekurbelten lila Matritzenabzüge vor die Nase gelegt, später dann schlechte Fotokopien, vielleicht kennen Sie das noch: Zu wenig Kontrast oder irgendwelche Streifen mittendurch, nicht wahr, und da konnte schon mal der kleine Steg beim kleinen "e" verlorengehen, so dass es wie ein kleines "c" aussah, nicht wahr, abcr dic großartigc Rcdundanz - das Wort wird hicr im Sinnc von Informationsübcrschuss gcbraucht - unscrcr Sprachc trägt ja im Rcgclfall dazu bci, dass dic fchlcndc Information aus dcr übcrschüssigcn rckonstruicrt oder dic fchlcrhaftc cntsprcchend korrigiert wcrden kann, nicht wahr, und ich weiß ja nicht, ob Sie das verstehen können, aber als mal wieder so ein kleiner Bogen fehlte, da las jemand den Text for, und es war fon der VORSEHUNG die Rede, muss wohl in Religion gewesen sein, andererseits: Wir hatten ja gar kein Religion, und ich schreibe absichtlich: kein Religion, nicht etwa keine, das wäre missferständlich - und außerdem ist das analog zu "Kein Geschichte", "Kein Chemie", denn das klänge nun doch etwas seltsam: "Wir haben keine Geschichte", und der las da den Text for und kam an diese Stelle, na ja, und den Rest, also: Warum ich dann so lachen musste, den können Sie sich ja aus der überschüssigen Invormation herleiten, ist eh schon redundant genug hier.
Aber eines noch:
Sollten Sie keine Filiale in Ihrer Nähe haben und trotzdem nicht auf Ihr Gratis-Brechmittel verzichten wollen, besuchen Sie einfach den Online-Shop! Bei mir jedenfalls hat es prima gewirkt, als ich die Seite wieder schließen wollte und mit einem total cleveren Stück JavaScript daran gehindert werden sollte:
Kann man Tastaturen eigentlich mit in die Waschmaschine geben?
"FOR YOU. VOR ORT." - das erinnert mich an eine Begebenheit aus meiner, Entschuldigung! Ich muss noch mal kurz kotzen, Moment bitte - HUALP!, also aus meiner Schulzeit, damals, da bekam man ja gelegentlich diese nach billigem Essig riechenden, hastig vor der Unterrichtsstunde herausgekurbelten lila Matritzenabzüge vor die Nase gelegt, später dann schlechte Fotokopien, vielleicht kennen Sie das noch: Zu wenig Kontrast oder irgendwelche Streifen mittendurch, nicht wahr, und da konnte schon mal der kleine Steg beim kleinen "e" verlorengehen, so dass es wie ein kleines "c" aussah, nicht wahr, abcr dic großartigc Rcdundanz - das Wort wird hicr im Sinnc von Informationsübcrschuss gcbraucht - unscrcr Sprachc trägt ja im Rcgclfall dazu bci, dass dic fchlcndc Information aus dcr übcrschüssigcn rckonstruicrt oder dic fchlcrhaftc cntsprcchend korrigiert wcrden kann, nicht wahr, und ich weiß ja nicht, ob Sie das verstehen können, aber als mal wieder so ein kleiner Bogen fehlte, da las jemand den Text for, und es war fon der VORSEHUNG die Rede, muss wohl in Religion gewesen sein, andererseits: Wir hatten ja gar kein Religion, und ich schreibe absichtlich: kein Religion, nicht etwa keine, das wäre missferständlich - und außerdem ist das analog zu "Kein Geschichte", "Kein Chemie", denn das klänge nun doch etwas seltsam: "Wir haben keine Geschichte", und der las da den Text for und kam an diese Stelle, na ja, und den Rest, also: Warum ich dann so lachen musste, den können Sie sich ja aus der überschüssigen Invormation herleiten, ist eh schon redundant genug hier.
Aber eines noch:
Sollten Sie keine Filiale in Ihrer Nähe haben und trotzdem nicht auf Ihr Gratis-Brechmittel verzichten wollen, besuchen Sie einfach den Online-Shop! Bei mir jedenfalls hat es prima gewirkt, als ich die Seite wieder schließen wollte und mit einem total cleveren Stück JavaScript daran gehindert werden sollte:
Kann man Tastaturen eigentlich mit in die Waschmaschine geben?
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Ich weiß nicht, wie viele Tage und Nächte ich als Kind davon geträumt habe, auf einer Wolke aus Kuchenteig herumzulaufen und mir Stücke davon abzureißen.
Zu den angenehmen Überraschungen im Spätkapitalismus gehört es ja, dass bisher noch keine ganz schlimme Verhunzung und Verramschung der Petzi-Figuren stattgefunden hat. Natürlich wurden die ursprünglich schön kritzeligen Figuren vor einigen Jahren verstromlinienförmigt, um damit eine Serie langweiliger Zeichentrickfünfminüter und begleitender Pixi-Bücher* zu produzieren, die gewisse Motive aus den ursprünglichen, langen Geschichten nur locker aufnahmen und aus der psychedelischen, manchmal grenzwahnsinnigen Petzi-Welt einen bonbonbunten Sandkasten machten, in dem alles wohlgeordnet und brav zu Mama nach Hause kommt, wenn es abend wird, damit die harmlosen Geschichtchen hübsch in sich abgeschlossen sind und bloß keine Entwicklung stattfindet - andernfalls könnte die an die Streberin Conni gewöhnte Pixileserschaft ja einen Kulturschock bekommen. Verflachung also auch hier, als könne man Kinder nicht mehr ernst nehmen, aber es ist dennoch nie so schlimm geworden wie in anderen Fällen.
Einige Petzi-Bücher*** lagen bei meiner Oma im Keller und waren wohl schon von ihren Kindern gelesen worden. Bei jedem Besuch verzog ich mich irgendwann nach unten und las diese seltsamen, tief beeindruckenden Geschichten. Und von allem Fantastischen, das darin geschieht, hat sich insbesondere eine Sequenz tief in mein Gedächtnis gegraben: Aus irgendeinem Grunde ist man über den Wolken unterwegs, steigt aus, läuft auf den Wolken herum und isst davon - denn sie bestehen aus Kuchenteig.
Daran musste ich neulich wieder denken, als ich mir ein Fahrrad ansah. Ich wollte es mir ja nur mal ansehen, denn der Name Kettler ist durchaus geeignet, mich in die Flucht zu schlagen - nein, versicherte der Anbieter, mit den gefürchteten Kettler Alurädern habe seines nun wirklich nichts gemein, das sei ein hochwertiges Fahrrad, eines fürs Leben. Er verkaufe es schweren Herzens, da er aus gesundheitlichen Gründen auf ein Modell mit tiefem Einstieg umsteigen müsse.
Bei der verabredeten Besichtigung schob der Verkäufer das Rad aus der Garage und sah traurig aus. "Ich wollt's erst gar nicht hergeben", sprach er, dem man seine gesundheitlichen Probleme leider sehr deutlich anmerkte, erzählte dann von seinem Arbeitsunfall vor vielen Jahren und wie er danach viel habe fahrradfahren müssen, er habe sich da wirklich etwas Schönes geleistet und auch noch hier und da umbauen lassen, nur könne er heute nicht mehr auf ein Herrenrad steigen, das sei das Problem. Ich sah schon, dass das ein hochwertiges Fahrrad war, kein ganz neues Modell natürlich, aber eines fürs Leben, und ich durfte aufsteigen und probefahren, drehte nach hundert Metern wieder um und zahlte ohne zu handeln den geforderten Preis, denn ich hatte auf einer Wolke aus Kuchenteig gesessen.
"Aber für das klassische Herrenfahrrad bin ich [...] verloren", hieß es neulich im Kommentar eines Rennfahrers, den ich mir auf meiner jüngsten Erwerbung tatsächlich auch nur schwer vorstellen kann, denn es ist ein Fahrrad für klassische Herren, "Senioren" könnte man sie auch nennen, oder übertreibe ich jetzt? Womöglich ist es vor allem dieser Sattel, diese vollgefederte und ein wenig monströs aussehende Masturbationshilfe, auf die sich jeder erst mal draufsetzen will, dann ein entrücktes Lächeln bekommt und nicht mehr absteigen will.
Ein wertiges Fahrrad ist es, man merkt es an vielen Einzelheiten, der Fahrradständer federt satt und ohne "Bäng", die Pedale sind auch ganz spezielle, Gepäckträger und Schutzbleche in Rahmenfarbe lackiert - nicht, dass mir so etwas wichtig wäre, aber es ist eine Fülle von Details, die insgesamt Spaß macht und vor allem beim Fahren regelrechte Hochgefühle aufkommen lässt, so beschwingt gleitet man dahin, nicht im Rennfahrertempo, aber stetig und mit einem, hm, soliden Gefühl, das ich so noch nicht kannte.
Mit dem Sattel allerdings bin ich mir nicht mehr so sicher. Denn bei allem teigigen Wohlgefühl: So richtig gemütlig ist das auf die Dauer gar nicht.
--
*Nicht zu verwechseln mit den früheren Pixi-Petzis**, die aus kurzen Ausschnitten aus den langen Geschichten bestanden, welche zu einer abgeschlossenen Kurzgeschichte umgebaut wurden; verwendet wurden hier aber die originalen Bilder und meist nur wenig geänderte Texte - so wie es das auch mit bestimmten Asterix-Geschichten gab.
**Was kann ich denn dafür!?
***Ich empfehle diese Seiten für einen sehr guten Überblick über die verschiedenen Petzi-Ausgaben und schließe mich dieser dringenden Warnung zu 100% an, denn man kann auch die schönsten Geschichten kaputtpädagogisieren.
Zu den angenehmen Überraschungen im Spätkapitalismus gehört es ja, dass bisher noch keine ganz schlimme Verhunzung und Verramschung der Petzi-Figuren stattgefunden hat. Natürlich wurden die ursprünglich schön kritzeligen Figuren vor einigen Jahren verstromlinienförmigt, um damit eine Serie langweiliger Zeichentrickfünfminüter und begleitender Pixi-Bücher* zu produzieren, die gewisse Motive aus den ursprünglichen, langen Geschichten nur locker aufnahmen und aus der psychedelischen, manchmal grenzwahnsinnigen Petzi-Welt einen bonbonbunten Sandkasten machten, in dem alles wohlgeordnet und brav zu Mama nach Hause kommt, wenn es abend wird, damit die harmlosen Geschichtchen hübsch in sich abgeschlossen sind und bloß keine Entwicklung stattfindet - andernfalls könnte die an die Streberin Conni gewöhnte Pixileserschaft ja einen Kulturschock bekommen. Verflachung also auch hier, als könne man Kinder nicht mehr ernst nehmen, aber es ist dennoch nie so schlimm geworden wie in anderen Fällen.
Einige Petzi-Bücher*** lagen bei meiner Oma im Keller und waren wohl schon von ihren Kindern gelesen worden. Bei jedem Besuch verzog ich mich irgendwann nach unten und las diese seltsamen, tief beeindruckenden Geschichten. Und von allem Fantastischen, das darin geschieht, hat sich insbesondere eine Sequenz tief in mein Gedächtnis gegraben: Aus irgendeinem Grunde ist man über den Wolken unterwegs, steigt aus, läuft auf den Wolken herum und isst davon - denn sie bestehen aus Kuchenteig.
Daran musste ich neulich wieder denken, als ich mir ein Fahrrad ansah. Ich wollte es mir ja nur mal ansehen, denn der Name Kettler ist durchaus geeignet, mich in die Flucht zu schlagen - nein, versicherte der Anbieter, mit den gefürchteten Kettler Alurädern habe seines nun wirklich nichts gemein, das sei ein hochwertiges Fahrrad, eines fürs Leben. Er verkaufe es schweren Herzens, da er aus gesundheitlichen Gründen auf ein Modell mit tiefem Einstieg umsteigen müsse.
Bei der verabredeten Besichtigung schob der Verkäufer das Rad aus der Garage und sah traurig aus. "Ich wollt's erst gar nicht hergeben", sprach er, dem man seine gesundheitlichen Probleme leider sehr deutlich anmerkte, erzählte dann von seinem Arbeitsunfall vor vielen Jahren und wie er danach viel habe fahrradfahren müssen, er habe sich da wirklich etwas Schönes geleistet und auch noch hier und da umbauen lassen, nur könne er heute nicht mehr auf ein Herrenrad steigen, das sei das Problem. Ich sah schon, dass das ein hochwertiges Fahrrad war, kein ganz neues Modell natürlich, aber eines fürs Leben, und ich durfte aufsteigen und probefahren, drehte nach hundert Metern wieder um und zahlte ohne zu handeln den geforderten Preis, denn ich hatte auf einer Wolke aus Kuchenteig gesessen.
"Aber für das klassische Herrenfahrrad bin ich [...] verloren", hieß es neulich im Kommentar eines Rennfahrers, den ich mir auf meiner jüngsten Erwerbung tatsächlich auch nur schwer vorstellen kann, denn es ist ein Fahrrad für klassische Herren, "Senioren" könnte man sie auch nennen, oder übertreibe ich jetzt? Womöglich ist es vor allem dieser Sattel, diese vollgefederte und ein wenig monströs aussehende Masturbationshilfe, auf die sich jeder erst mal draufsetzen will, dann ein entrücktes Lächeln bekommt und nicht mehr absteigen will.
Ein wertiges Fahrrad ist es, man merkt es an vielen Einzelheiten, der Fahrradständer federt satt und ohne "Bäng", die Pedale sind auch ganz spezielle, Gepäckträger und Schutzbleche in Rahmenfarbe lackiert - nicht, dass mir so etwas wichtig wäre, aber es ist eine Fülle von Details, die insgesamt Spaß macht und vor allem beim Fahren regelrechte Hochgefühle aufkommen lässt, so beschwingt gleitet man dahin, nicht im Rennfahrertempo, aber stetig und mit einem, hm, soliden Gefühl, das ich so noch nicht kannte.
Mit dem Sattel allerdings bin ich mir nicht mehr so sicher. Denn bei allem teigigen Wohlgefühl: So richtig gemütlig ist das auf die Dauer gar nicht.
--
*Nicht zu verwechseln mit den früheren Pixi-Petzis**, die aus kurzen Ausschnitten aus den langen Geschichten bestanden, welche zu einer abgeschlossenen Kurzgeschichte umgebaut wurden; verwendet wurden hier aber die originalen Bilder und meist nur wenig geänderte Texte - so wie es das auch mit bestimmten Asterix-Geschichten gab.
**Was kann ich denn dafür!?
***Ich empfehle diese Seiten für einen sehr guten Überblick über die verschiedenen Petzi-Ausgaben und schließe mich dieser dringenden Warnung zu 100% an, denn man kann auch die schönsten Geschichten kaputtpädagogisieren.
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Es ist ewig her, ich weiß nicht mal mehr, wo es war, dass ich einen Ring kaufte. Für mich selbst. Er ist schlicht silbern, hat ein interessantes, eingelassenes Muster, ist nicht ganz schmal (das sieht bei Männern mickrig aus) und nicht ganz breit (das wirkt so protzig wie die übergroße Gürtelschnalle an der Hose eines hier schon mal erwähnten Fieslings, auf der I am the BOSS stand, wobei das großgeschriebene Wort dem Logo einer bekannten Kleidungsmarke nachempfunden war).
Es war und blieb auch der einzige Ring, den ich mir im Leben gekauft habe, und der Grund war, dass er auf Anhieb passte, an meinen Finger passte, zu mir passte, mir gefiel, sich gut anfühlte, so dass ich ihn kaum je ablegte, einige Jahre lang.
Natürlich nahm ich ihn manchmal dann doch ab, und trotz der unmittelbaren Wertschätzung, die ich ihm entgegenbrachte, tat ich dies oft auf eine recht achtlose Weise, so dass ich ihn gelegentlich suchen musste. Das konnte auch mal ein paar Stunden oder Tage dauern, aber richtig nervös brauchte ich nie zu werden, denn ich fand ihn immer irgendwann wieder, im Bad unter Bergen von Handtüchern z.B. oder im Keller auf der Werkbank.
Als ich ihn, es mag zehn Jahre her sein, eines Herbsttages zu vermissen begann und dann erst in Ruhe, später unruhig werdend, nach Tagen nervös und nach Wochen verzweifelt suchte, war ich dennoch im Inneren hoffnungsfroh: Der Ring war bisher immer wieder aufgetaucht, und es gibt so viele Stellen im Haus, nun musste ich halt auf die Zeit hoffen und auf fleißige Helfer, weshalb ich alle Hausbewohner und auch Besucher eindringlich bat, doch bitte die Augen offenzuhalten und nach jenem Ring zu sehen, den ich so vermisste. Manchmal, so erzählte ich, sieht man selber einfach nicht richtig hin, und der müsse doch irgendwo sein, und ich fühlte mich so nackt, und man würde mir eine große Freude machen.
Nichts geschah jedoch, und ich gewöhnte mir ein lautes Wehklagen an. Am Telefon, auf Besuch in anderen Städten, der lieben Verwandtschaft unterm Weihnachtsbaum - ich erzählte jedem, der sich nicht schnell genug in Sicherheit brachte, von meinem schweren Schicksal und beschrieb ausführlich den Ring, silbern, nicht zu dünn und nicht zu breit, mit einem einfachen, geprägten Muster, so Bögen so, so schwarz so. Man hörte sich das an, man versprach mir, klar!, sehr aufmerksam zu sein, doch mit den Monaten schwand meine Hoffnung und ich gewöhnte mich ganz langsam an ein Leben ohne ihn. Gelegentlich, eher selten, ohne viel Hoffnung, schaute ich nach eventuellem Ersatz, beim Schmuckstand oder im Schaufenster, aber das war alles nicht meine Welt. Weder die gebürsteten Edelstahlringe am Sonderstand bei Karstadt noch die teuren, zisseligen beim Juwelier gefielen mir.
Die Jahre vergingen, Kinder kamen auf die Welt, ich wurde Onkel, das Ende der Geschichte wurde verkündet und ging wieder vorbei, was ist das Leben, und wie froh ich bin, dass sich, was für ein irrwitziges Glück!, meine Erdenszeit ausgerechnet mit der von Paul McCartney überschneidet, alles vergeht so schnell, nur dort nicht, wo ich ganz selten mal übernachtete, alle paar Jahre, und noch seltener jemand anders, z.B. ein kleines Mädchen, das durch die Ecken krabbelte und irgendwann zu seiner Mama sprach: "Schau mal! Eine Playmobil-Krone", ein Glück, dass ich Onkel geworden war!, und wie gut, dass alle Zahnräder ineinandergriffen, die angesprochene Mama also nicht nur "hmm, ja, ja" murmelte, sondern aufschaute, genau hinsah, begriff, sich schließlich erinnerte, dass, da war doch was!, vor Jahren jemand so übertrieben rumgeheult hatte - und nur einige Wochen später konnte die Übergabe stattfinden, und er passte, ich war glücklich und ich wollte ihn nie wieder abnehmen, und wenn, dann nur ganz bewusst und sorgsam verwahrt.
Es geht wieder los. Dreimal in den letzten paar Wochen - achtlos abgenommen, irgendwo hingelegt, panisch gesucht, glücklich wiedergefunden, aber für alle Fälle: So sieht er aus, und falls Sie ihn mal irgendwo liegen sehen, man kann ihn bestimmt sehr gut als Playmobilkrone verwenden, aber bitte, bitte, senden Sie ihn an mich zurück.
Es war und blieb auch der einzige Ring, den ich mir im Leben gekauft habe, und der Grund war, dass er auf Anhieb passte, an meinen Finger passte, zu mir passte, mir gefiel, sich gut anfühlte, so dass ich ihn kaum je ablegte, einige Jahre lang.
Natürlich nahm ich ihn manchmal dann doch ab, und trotz der unmittelbaren Wertschätzung, die ich ihm entgegenbrachte, tat ich dies oft auf eine recht achtlose Weise, so dass ich ihn gelegentlich suchen musste. Das konnte auch mal ein paar Stunden oder Tage dauern, aber richtig nervös brauchte ich nie zu werden, denn ich fand ihn immer irgendwann wieder, im Bad unter Bergen von Handtüchern z.B. oder im Keller auf der Werkbank.
Als ich ihn, es mag zehn Jahre her sein, eines Herbsttages zu vermissen begann und dann erst in Ruhe, später unruhig werdend, nach Tagen nervös und nach Wochen verzweifelt suchte, war ich dennoch im Inneren hoffnungsfroh: Der Ring war bisher immer wieder aufgetaucht, und es gibt so viele Stellen im Haus, nun musste ich halt auf die Zeit hoffen und auf fleißige Helfer, weshalb ich alle Hausbewohner und auch Besucher eindringlich bat, doch bitte die Augen offenzuhalten und nach jenem Ring zu sehen, den ich so vermisste. Manchmal, so erzählte ich, sieht man selber einfach nicht richtig hin, und der müsse doch irgendwo sein, und ich fühlte mich so nackt, und man würde mir eine große Freude machen.
Nichts geschah jedoch, und ich gewöhnte mir ein lautes Wehklagen an. Am Telefon, auf Besuch in anderen Städten, der lieben Verwandtschaft unterm Weihnachtsbaum - ich erzählte jedem, der sich nicht schnell genug in Sicherheit brachte, von meinem schweren Schicksal und beschrieb ausführlich den Ring, silbern, nicht zu dünn und nicht zu breit, mit einem einfachen, geprägten Muster, so Bögen so, so schwarz so. Man hörte sich das an, man versprach mir, klar!, sehr aufmerksam zu sein, doch mit den Monaten schwand meine Hoffnung und ich gewöhnte mich ganz langsam an ein Leben ohne ihn. Gelegentlich, eher selten, ohne viel Hoffnung, schaute ich nach eventuellem Ersatz, beim Schmuckstand oder im Schaufenster, aber das war alles nicht meine Welt. Weder die gebürsteten Edelstahlringe am Sonderstand bei Karstadt noch die teuren, zisseligen beim Juwelier gefielen mir.
Die Jahre vergingen, Kinder kamen auf die Welt, ich wurde Onkel, das Ende der Geschichte wurde verkündet und ging wieder vorbei, was ist das Leben, und wie froh ich bin, dass sich, was für ein irrwitziges Glück!, meine Erdenszeit ausgerechnet mit der von Paul McCartney überschneidet, alles vergeht so schnell, nur dort nicht, wo ich ganz selten mal übernachtete, alle paar Jahre, und noch seltener jemand anders, z.B. ein kleines Mädchen, das durch die Ecken krabbelte und irgendwann zu seiner Mama sprach: "Schau mal! Eine Playmobil-Krone", ein Glück, dass ich Onkel geworden war!, und wie gut, dass alle Zahnräder ineinandergriffen, die angesprochene Mama also nicht nur "hmm, ja, ja" murmelte, sondern aufschaute, genau hinsah, begriff, sich schließlich erinnerte, dass, da war doch was!, vor Jahren jemand so übertrieben rumgeheult hatte - und nur einige Wochen später konnte die Übergabe stattfinden, und er passte, ich war glücklich und ich wollte ihn nie wieder abnehmen, und wenn, dann nur ganz bewusst und sorgsam verwahrt.
Es geht wieder los. Dreimal in den letzten paar Wochen - achtlos abgenommen, irgendwo hingelegt, panisch gesucht, glücklich wiedergefunden, aber für alle Fälle: So sieht er aus, und falls Sie ihn mal irgendwo liegen sehen, man kann ihn bestimmt sehr gut als Playmobilkrone verwenden, aber bitte, bitte, senden Sie ihn an mich zurück.
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Ich werd dich jetzt verlassenMan kennt das aus tausend Filmen, diese Verfolgungsjagd, wenn jemand atemlos einem flüchtenden Bösewicht hinterherrennt oder -fährt, diese Hetze und der verzweifelte Blick nach links und rechts, wenn der Verfolgte plötzlich nicht mehr zu sehen ist und der Weg sich gabelt. Wenn sich plötzlich eine Schranke senkt, unter welcher der eine noch schnell hindurchrennen kann, während der Verfolger stehen bleiben muss und ein kilometerlanger Güterzug seinen Weg kreuzt.
und dann kannst du mich
von hinten sehn
(Trio, "Los Paul")
Neulich hatte ich es eilig, nach Hause zu kommen, und auch wenn mein Stadtteil sich in Bahnhofsnähe befindet, so ist es doch erstaunlich, wie schlecht er ÖPNV-mäßig an diesen (und überhaupt) angebunden ist. Früher soll es sogar eine Straßenbahn gegeben haben, ich aber verzichte fast immer darauf, die überfüllten und unübersichtlichen, gleichzeitigen* Bus- und Straßenbahnhaltestellen vor dem Bahnhofsgebäude anzusteuern, dort auf den Bus zu warten, eine umständliche Strecke um den Bahnhof herum und dann auch nur ganz ungefähr in meine Gegend zu fahren, um nach dem Aussteigen immer noch ein gutes Stück weit laufen zu müssen - auch wenn der insgesamte** Fußweg zwischen Bahnhof und Haustür sich tatsächlich noch länger hinzieht, als man ihn sich schöngesoffen hat. Manchmal kann man so etwas ja durchaus gebrauchen, neulich hingegen war eine gewisse Eile geboten, so dass ich, zunächst aus dem Hintereingang des Bahnhofs geschlüpft und stramm drauflosmarschiert, den gegen Ende meines Weges direkt an mir vorbeifahrenden Bus an der vorletzten Haltestelle doch lieber ersprintete, um wenigstens die paar Meter bis zur nächsten Station noch mitzufahren.
Natürlich stand die Ampel an der Kreuzung direkt vor dieser Haltestelle auf "Rot", und in meiner Ungeduld kam es mir schon bald so vor, als stehe sie ungewöhlich lange auf "Rot". Ich zwang mich, ruhig zu bleiben, weiß ich doch allzu gut, dass die Zeit mal dahineilt, mal still steht - nach einer Weile allerdings war ich relativ sicher, dass ich mein Zu-Fuß-Alter-Ego gerade ganz gemütlich am Bus vorbeischlendern sah, Sie kennen diesen Effekt ja heutzutage aus ganz vielen Filmen, wenn verschiedende Realitäten durchgespielt werden, nehmen wir mal Lola rennt als bekanntes Beispiel, oder der unzuverlässige Erzähler, oder der, der eigentlich schon tot ist, das war früher ja alles anders. Ich winkte mir zu, sah die ungeduldigen Gesichter der anderen Fahrgäste, sah den aufkeimenden Zweifel im Blick des Busfahrers, spähte um die Ecke, dorthin, wo ich längst ausgestiegen sein wollte, es waren zehn oder zwanzig Meter, und nach schier endloser Warterei bemerkte ich, wie der Fahrer vorsichtig einen halben Meter zurück- und dann wieder nach vorne fuhr.
Ein naheliegender Gedanke, wie mir schien, denn diese Induktionsschleifen im Asphalt sind nicht immer ganz zuverlässig - sicher haben auch Sie schon einmal vor einer Parkhausschranke an der Einfahrt gestanden und mussten einen Einkaufswagen heranholen, damit das blöde Ding endlich öffnet. Die Ampel stand auf "Rot", blieb auf "Rot" stehen und in mir kam ein Gefühl existentieller Verzweiflung auf.
Der Fahrer wiederholte sein Manöver zwei-, dreimal mit äußerster Vorsicht, und ich begann mich zu fragen, ob es sich hier womöglich um einen Fall von Instant Busfahrerkarma handelte, denn das weiß man ja, dass die sich mit ihren kleinen Funksendern die Ampeln viel öfter freischalten, als es ihnen zukommt. Oft nämlich sehe ich die Busse weit von der Ampel entfernt mit geöffneter Tür an der Haltestelle herumstehen, trotzdem schaltet die Ampel schon für sie frei - und man wartet und wartet. Die wartenden Menschen verstehen das immer nicht und jammern herum, bis ich ihnen sage: Da muss erst der Bus an uns vorbeifahren, erst dann wird für uns "Grün" - die sehen mich dann ungläubig an und sagen: Das kann nicht sein, der ist doch erst ganz da hinten, ich aber sage: Warten Sie's ab, und nach ein paar Minuten sagen sie: Gibt's doch nicht!, und meine Ungeduld wurde immer schlimmer, ich durchbrach die Mauer des Schweigens und sprach: Entschuldigen Sie, bitte, aber ich habe es extrem eilig, würden Sie mir bitte ausnahmsweise die Tür öffnen, ich muss wirklich dringend weiter, doch das durfte er nicht, wie er mir mitteilte - na ja, und nachdem er ein paar Mal die Zentrale angefunkt hatte und man dort irgendwas geregelt hatte, vielleicht ein Fax an die Ampelbehörde gesendet oder so, sprang die Ampel auf "Grün" und ich konnte meinen Weg nach Hause fortsetzen.
Hätte ich es in diesem Moment nicht nur eilig gehabt, sondern jemanden verfolgt, dann wäre der über alle Berge gewesen. Auch diese Studentin an diesem einen Wintertag, die hätte niemanden verfolgen dürfen, die hätte keine Chance gehabt. Und zwar haben die Studenten ja alle ihr Semesterticket, da reicht es ja, wenn alle halbe Stunde mal ein Bus Richtung Universität fährt, die Studenten haben ja Zeit und brauchen auch nicht so viel Platz, es reicht also ein normaler Bus, egal, wie viele Studenten das sind, gerade auch im Winter, und da ich diese Strecke ebenfalls nehmen musste, stand ich also im extremen Gedränge, und ich meine: extremen Gedränge, weit vorne, nahe der Fahrerin.
Als besagte Studentin aussteigen wollte, sie stand direkt neben mir, weit vorne, nahe der Fahrerin, und darum bat, doch bitte die Fahrertür zu öffnen, verkündete diese: "Ausstieg ist hinten!"
Unter den entsetzten Blicken der Mitfahrer musste die arme Frau nun beginnen, sich durch die Massen zu drängeln, was ihr auch nach mehreren Minuten höchstens zwei Meter Raumgewinn gebracht hatte, und während der eine Teil der Masse unruhig wurde und murrte, dass sich da jemand so durchdrängelte, murrte der andere Teil der Masse, weil der Bus nicht weiterfuhr, und als die junge Frau schließlich den hinteren Austieg erreicht hatte, welcher die ganze Zeit offengestanden, was bei den eisigen Temperaturen für noch mehr Unfrieden unter den Fahrgästen gesorgt hatte, als sie sich also weit genug durchgekämpft hatte, um endlich aussteigen zu können, schloss die Fahrerin die Tür und fuhr weiter.
Heute früh fuhr ich mit dem Fahrrad zur Arbeit, und ich bin nicht so einer, das müssen Sie mir glauben, aber vor mir fuhr jemand mit so einer Hüfthose, und, ich kann ja beim Fahrradfahren schlecht die ganze Zeit auf den Boden gucken, da sah ich etwas, das ich nicht sehen wollte. Zwar zog die Person gelegentlich die kurze Jacke herunter, aber es dauerte nicht lange, da waren entscheidende Zentimeter wieder nicht bedeckt. Nun ist es ja nicht so, dass ich nicht [laberrhabarber Altherrenwitz und so weiter], aber ich war doch ein wenig verstört, da sich das, was sich nun mal im Zentrum befindet, auf ungebührliche Weise horizontal im Takt des Pedaltritts hin- und herbewegte. Ich sah auf den Boden, ich sah mir die Autos an, ich zog ganz normal die dritte Wurzel aus den Zahlen auf den Nummernschildern, und es hörte nicht auf. Ich war mir nicht einmal sicher, ob es ein Mann oder eine Frau war, der oder die da vor mir fuhr, ich war nicht nahe genug, um das eindeutig beurteilen, und nicht weit genug entfernt, um es ignorieren zu können, es ging hin und her mit jedem Tritt, in enervierendem Gleichmaß, und ich wurde langsam wütend. Die Radfahrerampel sprang auf "Rot", egal!, ich hetzte hinterher, das wollte ich nun doch wissen, ich trat in die Pedale, vor mir ging es Links-Rechts-Links-Rechts, diese Obszönität wollte ich mir nicht bieten lassen, eine Frechheit, was man sich alles mitansehen muss!, ich kreuzte die nächste Straße, bald hätte ich es geschafft, da kam eine Straßenbahn. Die schamlose Person kam noch daran vorbei, dann kreuzte die Bahn meinen Weg und blieb an der Haltestelle stehen. Es gab kein Drumherum, ich musste warten, die Bahn stand da und fuhr nach Ewigkeiten wieder an, unendlich langsam - und vor mir: nichts!, niemand!, der Weg gabelte sich und ich hatte dieses total verzweifelte Gefühl, dagegen ist das, was Sie jetzt gerade empfinden, wirklich nichts.
--
*"Gleichzeitigen", so kann man nicht schreiben! Aber wenn die dauernd mit ihrer "teilweisen Kernschmelze" ankommen, brauchen sie sich nicht zu wundern, ich kann noch ganz anders.
** Sag ich doch.
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Da war mal dieser Urlaub in Südfrankreich. Ich war mit einem guten Freund unterwegs, die Sonne ging langsam unter, am Straßenrand wurden einem für ganz wenige Francs die kurz vor der Überreife stehenden Melonen hinterhergeworfen, die wir dann auf dem Campingplatz halbierten und gierig auslöffelten. In diesem Urlaub schmeckte alles toll, das Baguette mit den reifen Tomaten, die Blätterteigdinger, auch der billige rote Landwein, und auf dem Rückweg, die rote Sonne stand wieder ganz tief da, hielt ich noch ein letztes Mal an einem dieser Stände am Straßenrand, wollte noch ein Fläschchen Wein kaufen oder zwei, als Mitbringsel oder für mich selbst.
Ich bin kein Weintrinker, auch wenn's mir im Blut liegen müsste - der Schoppen zum Mittagessen, die mit etwas bitzelndem Mineralwasser versetzte Weinschorle, das habe ich schon als Kind gerne mal probiert, im süddeutschen Urlaub bei der Verwandtschaft, und sicher stammt daher meine Toleranz gegenüber allem Sauren, bei dem die Weinkenner immer ganz indigniert sagen: Das heißt trocken!, viele Menschen sprachen diesen fränkischen Wald- und Wiesenweinen ja jede Trinkbarkeit ab, mir aber schmeckte es. In der Schorle und im Urlaub.
Ein Winzer aus jener Gegend sprach im letzten Jahr zu mir: Wir holen auf, wir haben jetzt richtig gute Weine - vor 20, 30 Jahren das Zeug, das hättst du niemandem zu trinken geben dürfen!, ich aber sagte, dass mir der schon damals geschmeckt habe und wurde erstaunt angesehen.
Trotzdem bin ich nie ein Weintrinker geworden - es steht allerdings immer welcher da: Erstens, weil ich dann doch manchmal welchen trinke, mit Besuch z.B., und zweitens, weil ich grundsätzlich immer damit koche. In die Hackfleischsoße zu Spaghetti oder Lasagne kommt ein ebenso gut bemessener Schuss Wein wie in die Erbsen-, Hühner- und Kartoffelsuppe, das schweinische oder geflügelige Geschnetzelte oder in den beliebig befüllten Römertopf.
Was genau ich da hineinkippe, ist relativ egal, solange zwei Kriterien erfüllt sind: Der Wein muss weiß sein, und er muss gut säuerlich sein. Notfalls tut es auch mal übriggebliebener Sekt, im Regelfall aber eine preislich knapp oberhalb des Rebenschoppen-Tetrapacks liegende Flasche Irgendwas, das bloß nicht lieblich oder fruchtig sein darf und gerne Riesling oder Silvaner auf dem Etikett stehen haben darf, so weit kann ich's mir merken.
In diesem Urlaub damals probierte ich erst den einen Wein und dann den anderen, beide schmeckten hervorragend süßlich, fast likörartig, und diese Abendrotstimmung, und diese freundliche Frau, und wenigstens den einen musste ich dann auch noch probieren und dann unbedingt noch diesen hier, einen ganz feinen Tropfen.
Ich kaufte am Ende eine ganze Kiste, und auch wenn mir eine Freundin kurz darauf erzählte, soviel bezahle ihr Vater auch mal für eine einzelne Flasche, waren die knapp hundert Mark für meine Verhältnisse richtig viel Geld, so dass ich mit großer Vorfreude bei einem Abendessen eben jener Bekannten mal eine zufällig ausgewählte Flasche aus der Kiste kredenzte.
Das Zeug war süß, likörhaft und passte kein bisschen zum Essen. Ich hätte schwören können, dass jedes einzelne Probeschlückchen geradezu himmlisch gut geschmeckt hatte, öffnete leicht verunsichert eine andere Sorte und dann eine dritte. Es war zum Heulen. Nichts schmeckte.
"Vielleicht war das im Urlaub einfach anders, mit dem Wetter da und der Freiheit und den Melonen", überlegte ich mit meinem Mitreisenden, den ich einige Tage darauf auch noch mal probieren ließ, und er zuckte die Schultern. Die restlichen Flaschen habe ich irgendwann noch geöffnet und dann allesamt weggeschüttet. Nicht mal zum Kochen waren sie geeignet.
Vor einigen Monaten aber brachte man mir aus Frankreich eine Flasche mit, deren Aufschrift ich mühsam mit "Rosinensaft" übersetzte, mein Französisch ist ganz eingeschrumpelt, vielleicht heißt es auch Traubensaft, überlegte ich später - und plötzlich wusste ich wieder, wie glücklich ich damals bei diesem Sonnenuntergang war. Es befand sich in dieser komischen Flasche mit dem "Slurp"-Etikett nämlich ein solches Extrakt aus Süße und Sonne, dass ich innerlich ganz ergriffen wurde. Und das kann ich Ihnen sagen: Wenn ich die jemals irgendwo finde, dann kaufe ich eine ganze Kiste!
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Liebe ... Genossinnen .... und ... Genossen! (Langanhaltender Applaus)
So ging das damals, der Marktplatz war voll, manchmal war es der 1. Mai und manchmal der Auftritt eines mittelmäßig prominenten Politikers im Wahlkampf. Ein Gewerkschafter redete im Zeitlupentempo, forderte gerechtere Löhne oder mehr Urlaub, die Sonne schien, es gab Musik, und der Marktplatz war voll. Landesminister X trat auf und der Marktplatz war voll. Ganz selten, wenn ein Bundespromi kam, wusste man das Wochen vorher - und der Marktplatz war gerammelt voll.
Gut, das war eine andere Stadt, dennoch war ich überrascht, dass ich gestern nur zufällig dem SPD-Vorsitzenden über den Weg geradelt bin, der da gerade vor einer sehr überschaubaren Zuschauermenge eine Wahlkampfabschlusskundgebung abhielt. Man musste überhaupt nicht drängeln, man verstand sogar jedes Wort, und auch wenn ich von Genossinnen und Genossen nichts gehört habe, waren die Themen durchaus bekannt: Es muss ein Mindestlohn her, das ist nicht nur wichtig für die Arbeitnehmer, sondern auch für diejenigen Arbeitgeber, meine Damen und Herren, die anständige Löhne bezahlen, die sogar Tariflöhne bezahlen, und der SPD-Vorsitzende hörte sich so richtig wütend an, wie er da gegen die privaten Krankenversicherungen wetterte, die sich die jungen und gesunden Versicherten herauspicken, während die gesetzlichen Kassen, so wie der Herr Rösler das wollte, jetzt Zusatzbeiträge nehmen und pleite gehen, meine Damen und Herren, und er regte sich offenbar mächtig auf über einen solchen Egoismus. Das war fast wie früher, aber der Applaus, der war wirklich dünn, selbst bei den vollkommen unstrittigen Applausstellen, und noch etwas war ganz anders als früher: Ich hatte das Gefühl, dass ihm diese Wut kaum jemand geglaubt hat.
Noch einer hat nicht vorher bescheid gesagt, dass er in Bremen ist, gestern, das hat mich dann richtig geärgert.
So ging das damals, der Marktplatz war voll, manchmal war es der 1. Mai und manchmal der Auftritt eines mittelmäßig prominenten Politikers im Wahlkampf. Ein Gewerkschafter redete im Zeitlupentempo, forderte gerechtere Löhne oder mehr Urlaub, die Sonne schien, es gab Musik, und der Marktplatz war voll. Landesminister X trat auf und der Marktplatz war voll. Ganz selten, wenn ein Bundespromi kam, wusste man das Wochen vorher - und der Marktplatz war gerammelt voll.
Gut, das war eine andere Stadt, dennoch war ich überrascht, dass ich gestern nur zufällig dem SPD-Vorsitzenden über den Weg geradelt bin, der da gerade vor einer sehr überschaubaren Zuschauermenge eine Wahlkampfabschlusskundgebung abhielt. Man musste überhaupt nicht drängeln, man verstand sogar jedes Wort, und auch wenn ich von Genossinnen und Genossen nichts gehört habe, waren die Themen durchaus bekannt: Es muss ein Mindestlohn her, das ist nicht nur wichtig für die Arbeitnehmer, sondern auch für diejenigen Arbeitgeber, meine Damen und Herren, die anständige Löhne bezahlen, die sogar Tariflöhne bezahlen, und der SPD-Vorsitzende hörte sich so richtig wütend an, wie er da gegen die privaten Krankenversicherungen wetterte, die sich die jungen und gesunden Versicherten herauspicken, während die gesetzlichen Kassen, so wie der Herr Rösler das wollte, jetzt Zusatzbeiträge nehmen und pleite gehen, meine Damen und Herren, und er regte sich offenbar mächtig auf über einen solchen Egoismus. Das war fast wie früher, aber der Applaus, der war wirklich dünn, selbst bei den vollkommen unstrittigen Applausstellen, und noch etwas war ganz anders als früher: Ich hatte das Gefühl, dass ihm diese Wut kaum jemand geglaubt hat.
Noch einer hat nicht vorher bescheid gesagt, dass er in Bremen ist, gestern, das hat mich dann richtig geärgert.
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Nu(r)mme(h)r(ei)nschild(kröten)hal(loLeuteWieGehts)ter of Death!
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Ich habe mir sagen lassen, dass es Leute gibt, die, wenn sie einen Heckklappenfahrradträger haben wollen, in ein Heckklappenfahrradträgergeschäft fahren, sich dort die verschiedenen Modelle ansehen, dann einen aussuchen - und bums, fahren sie mit ihren Fahrrädern auf dem Heck durch die Lande.
Nicht so im Hause nnier! Hier fährt man lieber ans Meer - angeblich, weil "das Wetter so schön" ist, der wahre Grund aber ist die Annonce, die einen Heckklappenfahrradträger für vier Räder anpreist, dort, wo die Weser in die Nordsee mündet, der wird dann auch ratzfatz gekauft und mit nach Hause genommen, in den Keller gestellt, einige Tage darauf gründlich in Augenschein genommen und gereinigt, es werden passende Edelstahlschrauben besorgt, Gummimatten und Fahrradschläuche zurechtgeschnitten, um die Auflagepunkte an der Heckklappe zu schonen und auch die unteren Befestigungslaschen nicht direkt auf die metallene Kante der Heckklappe setzen zu müssen, kurzum: Es wird fröhlich gewerkelt und der schwere, schwedische Träger aus lackiertem Stahlrohr mit seinen vier verstellbaren Schienen und den vier robusten Haltearmen über die Heckklappe gewuppt, bis schließlich die Schraubverbindungen per Ring- und Maulschlüssel angezogen werden, die Klappe testweise geöffnet und geschlossen und endlich das erste Fahrrad auf eine der Schienen gehoben wird. Potzblitz! Das steht aber weit oben! Daran muss man aber denken, wenn es mal wieder in eine Tiefgarage geht!, überlegt man, und die Ausladung nach hinten ist auch nicht zu verachten, vier Fahrräder sind nun mal vier Fahrräder, und der Träger wiegt ganz schön viel - plus vier Fahrräder, hm, es soll ja ein sehr guter Träger sein, das schreiben sie alle, aber mir ist nicht ganz wohl dabei, und eigentlich fahren wir ja nie mit allen vier Fahrrädern los, zwei reichen eigentlich, und es gibt doch auch diese leichteren Heckklappenfahrradträger aus Aluminium, dann sollten wir den hier wohl doch lieber wieder verkaufen und einen anderen besorgen und besuchen also das große Internetauktionshaus und ersteigern mal schnell eines dieser Alu-Modelle und fahren in die niedersächsische Landeshauptstadt, kurz vor Mitternacht, und lassen uns das gute Stück nur kurz zeigen, jaja, danke, muss wieder los, und stellen das italienische Alu in den Keller zu dem schwedischen Stahl, das skandinavische Trumm verkaufen wir dann besser mal, machen also Fotos und bieten es feil, und das mediterrane Aluding ist wirklich sehr schön leicht, aber ist es auch stabil, und wie befestigt man es eigentlich, bei dem anderen Modell war das vollkommen eindeutig, aber hier?, und eines muss man ja sagen: Da sind ja nicht mal diese Haltearme dran, und außerdem: Die Spannriemen an den Aluschienen sind dermaßen verwittert, die müssen auf jeden Fall ausgetauscht werden, schauen wir mal, was unsere Auktion für das Schwedending so erbringt, vielleicht können wir uns dann ja zwei neue Haltearme leisten und neue Spannriemen, die bestelle ich dann im Versandhandel, das kostet ungefähr soviel wie, ach, wer wird denn immer nur ans Materielle denken!, die Sache muss doch auch Spaß machen!, und ich besorg' dann noch so eine Blindnietzange, um die unteren Befestigungen zu fixieren, dann ist mir wohler, aber zuerst baue ich den Träger lieber noch mal ganz ab und schneide neue Gummiunterlagen zurecht, und vielleicht entroste ich auch noch die unteren Befestigungslaschen und sprühe einmal schwarz drüber, das ist keine große Sache, und in zwei Wochen will übrigens der Mann kommen, der den anderen Fahrradträger ersteigert hat, dann haben wir auch Platz für die ganzen Blindnieten - wusstest du übrigens, dass der Niet eine der ältesten Techniken zur Herstellung formschlüssiger Verbindungen ist, Flugzeuge und Schiffe werden ja immer noch genietet, und ich habe nie genau gewusst, wie das mit den Blindnieten eigentlich funktioniert, das ist ein toller Mechanismus!, und ich habe gerade gesehen, da bietet einer in der Nähe von Hamburg sehr günstig eine richtig gute Blindnietzange mit fünfhundert Blindniet - hallo? Hallo? Ich dachte, du hättest auch mal wieder Lust, am Wochenende nach Hamburg - hallo?
Nicht so im Hause nnier! Hier fährt man lieber ans Meer - angeblich, weil "das Wetter so schön" ist, der wahre Grund aber ist die Annonce, die einen Heckklappenfahrradträger für vier Räder anpreist, dort, wo die Weser in die Nordsee mündet, der wird dann auch ratzfatz gekauft und mit nach Hause genommen, in den Keller gestellt, einige Tage darauf gründlich in Augenschein genommen und gereinigt, es werden passende Edelstahlschrauben besorgt, Gummimatten und Fahrradschläuche zurechtgeschnitten, um die Auflagepunkte an der Heckklappe zu schonen und auch die unteren Befestigungslaschen nicht direkt auf die metallene Kante der Heckklappe setzen zu müssen, kurzum: Es wird fröhlich gewerkelt und der schwere, schwedische Träger aus lackiertem Stahlrohr mit seinen vier verstellbaren Schienen und den vier robusten Haltearmen über die Heckklappe gewuppt, bis schließlich die Schraubverbindungen per Ring- und Maulschlüssel angezogen werden, die Klappe testweise geöffnet und geschlossen und endlich das erste Fahrrad auf eine der Schienen gehoben wird. Potzblitz! Das steht aber weit oben! Daran muss man aber denken, wenn es mal wieder in eine Tiefgarage geht!, überlegt man, und die Ausladung nach hinten ist auch nicht zu verachten, vier Fahrräder sind nun mal vier Fahrräder, und der Träger wiegt ganz schön viel - plus vier Fahrräder, hm, es soll ja ein sehr guter Träger sein, das schreiben sie alle, aber mir ist nicht ganz wohl dabei, und eigentlich fahren wir ja nie mit allen vier Fahrrädern los, zwei reichen eigentlich, und es gibt doch auch diese leichteren Heckklappenfahrradträger aus Aluminium, dann sollten wir den hier wohl doch lieber wieder verkaufen und einen anderen besorgen und besuchen also das große Internetauktionshaus und ersteigern mal schnell eines dieser Alu-Modelle und fahren in die niedersächsische Landeshauptstadt, kurz vor Mitternacht, und lassen uns das gute Stück nur kurz zeigen, jaja, danke, muss wieder los, und stellen das italienische Alu in den Keller zu dem schwedischen Stahl, das skandinavische Trumm verkaufen wir dann besser mal, machen also Fotos und bieten es feil, und das mediterrane Aluding ist wirklich sehr schön leicht, aber ist es auch stabil, und wie befestigt man es eigentlich, bei dem anderen Modell war das vollkommen eindeutig, aber hier?, und eines muss man ja sagen: Da sind ja nicht mal diese Haltearme dran, und außerdem: Die Spannriemen an den Aluschienen sind dermaßen verwittert, die müssen auf jeden Fall ausgetauscht werden, schauen wir mal, was unsere Auktion für das Schwedending so erbringt, vielleicht können wir uns dann ja zwei neue Haltearme leisten und neue Spannriemen, die bestelle ich dann im Versandhandel, das kostet ungefähr soviel wie, ach, wer wird denn immer nur ans Materielle denken!, die Sache muss doch auch Spaß machen!, und ich besorg' dann noch so eine Blindnietzange, um die unteren Befestigungen zu fixieren, dann ist mir wohler, aber zuerst baue ich den Träger lieber noch mal ganz ab und schneide neue Gummiunterlagen zurecht, und vielleicht entroste ich auch noch die unteren Befestigungslaschen und sprühe einmal schwarz drüber, das ist keine große Sache, und in zwei Wochen will übrigens der Mann kommen, der den anderen Fahrradträger ersteigert hat, dann haben wir auch Platz für die ganzen Blindnieten - wusstest du übrigens, dass der Niet eine der ältesten Techniken zur Herstellung formschlüssiger Verbindungen ist, Flugzeuge und Schiffe werden ja immer noch genietet, und ich habe nie genau gewusst, wie das mit den Blindnieten eigentlich funktioniert, das ist ein toller Mechanismus!, und ich habe gerade gesehen, da bietet einer in der Nähe von Hamburg sehr günstig eine richtig gute Blindnietzange mit fünfhundert Blindniet - hallo? Hallo? Ich dachte, du hättest auch mal wieder Lust, am Wochenende nach Hamburg - hallo?
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