Meine Fotoserie "Die gequälten Kinder von Venedig" kann ich Ihnen derzeit leider nicht präsentieren, was unter anderem daran liegt, dass die geschätzte Bloggerplattform heute stark ruckelt und mich das Hochladen mehrerer Bilder unter diesen Bedingungen nervlich restlos überfordern würde. Der andere Grund ist, dass ich diese Fotos - bis auf eines, wegen der Persönlichkeitsrechte des Abgebildeten bin ich aber noch unentschlossen, es zu zeigen - gar nicht gemacht habe. Diesmal nämlich wollte ich die Stadt einfach "so" auf mich wirken lassen, ließ die Kamera also meist in der Hosentasche und kann in diesem Zusammenhang von einem interessanten Effekt berichten:
Es ist ja ganz normal, dass man so pseudofranzösische Phrasen im Kopf hat, Sie kennen das, man murmelt dann so Zeug vor sich hin, "Si tu m'en figues", nicht wahr, und im Urlaub transformiert sich das halt auch mal, siehe oben, bleibt aber von der Grundstruktur erkennbar. Kleine Ergänzungen ("Si tu m'en pringes / Avec les dinges"), sicher, die mag es geben, aber im Prinzip bleibt man doch monatelang bei einer bestimmten Gestalt, bis schließlich auch Töchter, die nicht mal Französisch lernen, die Aussprache perfekt beherrschen.
Wenn man jedoch einige Stunden in der schönen Lagunenstadt herumgelaufen ist und sich auf die eigene Dehydration konzentriert hat - man muss das wirklich kommen lassen - entsteht irgendwann etwas unerwartet Neues. Erre mestruazioni, fellazione Bunga! - war ich es, der da sprach? Oder sprach "es" durch mich hindurch? Phänomen Emergenz! Sofort hielt ich dieses in meinem Notizbuch für die spätere Verwendung im Blog fest ("oder evtl.: Erre Mestruazioni vs. Fellazione Bunga-Popp / rein italienisches Finale im Damentennis?"), hätte dies aber nicht tun müssen, da ich seither auch diese pseudoitalienische Phrase permanent im Kopf habe, Sie kennen das ja.
Ungewollt gewähre ich Ihnen hiermit natürlich Einblick in mein Seelenleben, denn es wird Ihnen nicht entgangen sein, dass ich gerade schrieb: für die spätere Verwendung im Blog - und wenn blogger.de heute nicht so ruckeln würde, würde ich das nicht drin lassen. Schließlich setze ich normalerweise einiges daran, eine gewisse Nonchalance auszustrahlen, ich behaupte dann Dinge wie: Ich blogge für mich, ich blogge nur so, ich würde das da oben normalerweise rausredigieren und ganz bestimmt nicht zugeben, dass ich heute in Versuchung war, eine Lesung von Harald Martenstein zu besuchen. Dessen Kolumne im Zeit-Magazin lese ich fast immer, er liefert im Gegensatz zu Philipp Rösler und seiner Partei auch relativ zuverlässig, bloß nutzt sich das auch ab irgendwann, so richtig begeistert hat er mich schon länger nicht mehr, oft gibt er sich mit seinen kleinen und wohlkalkulierten Provokationen zufrieden, manchmal allerdings merkt man, dass ihm etwas wichtig ist, und dann kann er gut sein.
Jetzt kommt's: Bringe ich vorhin ein paar CDs ("Die drei ???") zur Bibliothek zurück, sehe ich das Plakat mit dem Martenstein und denke nicht etwa: Interessant! Wie der wohl in echt ausieht? Oder: Was der wohl für eine Stimme hat? Oder: Wollen doch mal sehen, wie so ein Martenstein-Roman klingt, ist ja doch um einiges länger als so eine Kolumne. Nein, ich denke: Oh, da sollte ich vielleicht hingehen, dann habe ich mal wieder etwas zu Bloggen. Ich bin dann absichtlich nicht hingegangen - schließlich blogge ich nur so und für mich, und wenn es Sie so sehr interessiert, wie das bei Harald Martenstein ist, warum gehen Sie dann nicht einfach selber hin, hm?
Was Philipp Rösler angeht, habe ich übrigens eine Idee. Man muss einfach das hier weiterdenken, Sie sind sicher auch schon darauf gekommen, alle finden doch jetzt die Grünen so toll, also: Plakat mit Rösler vor grünem Hintergrund, keine Nennung seiner Partei, dann einfach: "Wer Rot-Grün will, wählt Philipp Rösler!", oder warten Sie: Philipp Rösler - Si tu m'en pringes!
Es ist ja ganz normal, dass man so pseudofranzösische Phrasen im Kopf hat, Sie kennen das, man murmelt dann so Zeug vor sich hin, "Si tu m'en figues", nicht wahr, und im Urlaub transformiert sich das halt auch mal, siehe oben, bleibt aber von der Grundstruktur erkennbar. Kleine Ergänzungen ("Si tu m'en pringes / Avec les dinges"), sicher, die mag es geben, aber im Prinzip bleibt man doch monatelang bei einer bestimmten Gestalt, bis schließlich auch Töchter, die nicht mal Französisch lernen, die Aussprache perfekt beherrschen.
Wenn man jedoch einige Stunden in der schönen Lagunenstadt herumgelaufen ist und sich auf die eigene Dehydration konzentriert hat - man muss das wirklich kommen lassen - entsteht irgendwann etwas unerwartet Neues. Erre mestruazioni, fellazione Bunga! - war ich es, der da sprach? Oder sprach "es" durch mich hindurch? Phänomen Emergenz! Sofort hielt ich dieses in meinem Notizbuch für die spätere Verwendung im Blog fest ("oder evtl.: Erre Mestruazioni vs. Fellazione Bunga-Popp / rein italienisches Finale im Damentennis?"), hätte dies aber nicht tun müssen, da ich seither auch diese pseudoitalienische Phrase permanent im Kopf habe, Sie kennen das ja.
Ungewollt gewähre ich Ihnen hiermit natürlich Einblick in mein Seelenleben, denn es wird Ihnen nicht entgangen sein, dass ich gerade schrieb: für die spätere Verwendung im Blog - und wenn blogger.de heute nicht so ruckeln würde, würde ich das nicht drin lassen. Schließlich setze ich normalerweise einiges daran, eine gewisse Nonchalance auszustrahlen, ich behaupte dann Dinge wie: Ich blogge für mich, ich blogge nur so, ich würde das da oben normalerweise rausredigieren und ganz bestimmt nicht zugeben, dass ich heute in Versuchung war, eine Lesung von Harald Martenstein zu besuchen. Dessen Kolumne im Zeit-Magazin lese ich fast immer, er liefert im Gegensatz zu Philipp Rösler und seiner Partei auch relativ zuverlässig, bloß nutzt sich das auch ab irgendwann, so richtig begeistert hat er mich schon länger nicht mehr, oft gibt er sich mit seinen kleinen und wohlkalkulierten Provokationen zufrieden, manchmal allerdings merkt man, dass ihm etwas wichtig ist, und dann kann er gut sein.
Jetzt kommt's: Bringe ich vorhin ein paar CDs ("Die drei ???") zur Bibliothek zurück, sehe ich das Plakat mit dem Martenstein und denke nicht etwa: Interessant! Wie der wohl in echt ausieht? Oder: Was der wohl für eine Stimme hat? Oder: Wollen doch mal sehen, wie so ein Martenstein-Roman klingt, ist ja doch um einiges länger als so eine Kolumne. Nein, ich denke: Oh, da sollte ich vielleicht hingehen, dann habe ich mal wieder etwas zu Bloggen. Ich bin dann absichtlich nicht hingegangen - schließlich blogge ich nur so und für mich, und wenn es Sie so sehr interessiert, wie das bei Harald Martenstein ist, warum gehen Sie dann nicht einfach selber hin, hm?
Was Philipp Rösler angeht, habe ich übrigens eine Idee. Man muss einfach das hier weiterdenken, Sie sind sicher auch schon darauf gekommen, alle finden doch jetzt die Grünen so toll, also: Plakat mit Rösler vor grünem Hintergrund, keine Nennung seiner Partei, dann einfach: "Wer Rot-Grün will, wählt Philipp Rösler!", oder warten Sie: Philipp Rösler - Si tu m'en pringes!
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Ich hätte also gewarnt sein können. Dennoch verlief ich mich in den winkeligen Gässchen.
Bald schon fand ich mich in einer finsteren Gegend. Die staatsfeindlichen Parolen an den Wänden ließen keinen Zweifel daran, was die Bewohner von Recht und Gesetz hielten.
Git out of Harlem, white man, schienen die Gesichter der Einheimischen zu zischen, und ich versuchte schnell und unauffällig meinen Weg nach draußen zu finden.
Doch fühlte ich mich beständig beobachtet.
Und ich meine: beobachtet.
Das Schicksal der Enten sollte mir Mahnung und Warnung sein.
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Er bekommt wieder dieses Glaskugelgefühl, er läuft herum wie in einer Glaskugel und spricht zu den Menschen wie aus einer solchen, manchmal denkt er: Wie dünn die Tarnung doch ist, dass die das nicht merken - wie in einem alten Jack-Arnold-Film, wenn zwischen den unbedarften Bürgern die getarnten Körperfresser herumlaufen und dann setzt sich jemand eine Spezialbrille auf und sieht die wahre Gestalt jener bleichen Wesen, doch es ist längst zu spät.
Das war mit Edding an die Wand geschrieben, und man muss wohl in einer Zeit sozialisiert worden sein, in der das ewige "Krieg dem Krieg" einem irgendwann zu den Ohren rauskam, ihr seid doch auch für Frieden, oder, sagte die Frau mit dem Plakt, ihr seid doch auch gegen Atomkrieg, unterschreibt mal, und wir schrieben alle brav unsere Namen darunter, ich sah dann irgendwo das DKP-Logo und fand es unangenehm und aufdringlich, uns als Dreizehn-, Vierzehnjährige so in moralische Geiselhaft zu nehmen, aber, das gebe ich vorsorglich zu Protokoll, ich bin trotzdem für Frieden und gegen Krieg, nicht dass ich da missverstanden werde - bloß finde ich Mööb dem Mööb noch eine Spur großartiger und würde es jederzeit unterschreiben.
Zwei Tage noch die Tarnung oben lassen, man weiß: Das strengt an, das kostet den Gestaltwandler Energie, dann darf er endlich dorthin, wo er sich in seiner natürlichen Gestalt zeigen kann, wo ihm gleich wieder das Bild verschwimmt, wenn er ankommt, schaut her, da sitzt er, eigentlich sieht er ja ganz normal aus - aber seht nur mal durch die Spezialbrille.
Das war mit Edding an die Wand geschrieben, und man muss wohl in einer Zeit sozialisiert worden sein, in der das ewige "Krieg dem Krieg" einem irgendwann zu den Ohren rauskam, ihr seid doch auch für Frieden, oder, sagte die Frau mit dem Plakt, ihr seid doch auch gegen Atomkrieg, unterschreibt mal, und wir schrieben alle brav unsere Namen darunter, ich sah dann irgendwo das DKP-Logo und fand es unangenehm und aufdringlich, uns als Dreizehn-, Vierzehnjährige so in moralische Geiselhaft zu nehmen, aber, das gebe ich vorsorglich zu Protokoll, ich bin trotzdem für Frieden und gegen Krieg, nicht dass ich da missverstanden werde - bloß finde ich Mööb dem Mööb noch eine Spur großartiger und würde es jederzeit unterschreiben.
Zwei Tage noch die Tarnung oben lassen, man weiß: Das strengt an, das kostet den Gestaltwandler Energie, dann darf er endlich dorthin, wo er sich in seiner natürlichen Gestalt zeigen kann, wo ihm gleich wieder das Bild verschwimmt, wenn er ankommt, schaut her, da sitzt er, eigentlich sieht er ja ganz normal aus - aber seht nur mal durch die Spezialbrille.
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Still
Going
Wrong
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Die älteren unter Ihnen werden sich erinnern, es gab eine Zeit, in der die Schokoladentafeln nicht in eine stabile Folie aus Kunststoff eingeschweißt, sondern in Papier (außen) und eine dünne Alufolie (innen) verpackt waren. Man begegnet solchem meines Wissens heute nur noch im Premiumbereich, und vermutlich haben es die Käufer solch hochwertiger Ware nicht mehr nötig, die Folie glattzustreichen und aufzubewahren.
Höchstens der Concierge, dem eine anständige Bezahlung sicherlich wesentlich lieber gewesen wäre als eine aufgemotzte Berufsbezeichnung, hätte dafür Verwendung gefunden, denn er musste die Automatenmünzen verwalten, die man zum Stückpreis von 15 Cent in Zehnerröllchen bei ihm erwerben konnte, der sitzt da ja rum, der kann das doch machen, und so sah ich ihn immer wieder hinter riesigen Haufen Kaffecoins sitzen, die Silberlinge zu unzähligen Zehnerhäufchen aufschichten und diese dann mühsam in kleine Stückchen Alufolie einrollen.
"Ich hätte gerne 100 Coins", sagte ich dann, und er sah mich erschrocken an: "Hun-dert?", er betonte es jedes Mal so, und jedes Mal fragte er: "Für die ganze Abteilung oder wie?", und dass ich schon mehrfach erklärt hatte, nein, die seien nur für mich, das schien er sich nicht merken zu können. In Listen musste das dann alles eingetragen werden, ausgefüllt und unterschrieben, nicht dass da jemand eineh Schwarzhandel aufzieht und die Dinger für, sagen wir, 10 Cent unter der Hand weitergibt. Und hätte jemand meine oberste Schublade geöffnet, wer weiß, unter welchen Verdacht ich geraten wäre!
Dabei war ich nur ein ehrlicher Konsument, der alle paar Wochen den Concierge aufsuchte, ein wenig plauderte - und sich auf Dauer zu fragen begann, ob man ihm, der tagein, tagaus an seinem Platz sitzen und freundlich gucken musste, nicht wenigstens ab und zu eine Rolle Alufolie zur Verfügung stellen mochte, so abgenutzt sahen die Folienstücke aus, so sparsam verwendete er die mühsam zurechtgezupften und ganz offensichtlich mit den Fingernägeln glattgestrichenen Fetzen.
Wir haben ein stabiles Wachstum, und wir müssen alle wirtschaftlich denken, hier muss sich jeder immer wieder fragen: Was kann ich ganz persönlich zum Erfolg des Unternehmens beitragen, und wenn es für sich betrachtet wie eine Kleinigkeit erscheint - Herr B., z.B., wie wäre es, wenn Sie künftig die Silberfolie aus den Schokoladentafeln von zu Hause mitbringen, Sie sitzen da ja nur, Sie können doch nebenbei diese Folie glattstreichen und mit nur einer einzigen Folie, ich habe das mal ausgemessen, locker sechs bis acht Röllchen Kaffeecoins einwickeln, auch das ist ein Beitrag und zeigt, wie sich jeder mit dem Unternehmen identifiziert, und da Herr B. nicht wagt, die andächtige Stimmung bei der Weihnachtsfeier schon während der Ansprache des Vorstands zu stören, wird das ein trauriger Heiligabend im Hause B., Mama, wieso haben wir denn kein Lametta dieses Jahr, fragt die traurige Kinderstimme, und mit bösem Seitenblick spricht Frau B.: Weil dein Vater die Alufolie jetzt immer mit zur Arbeit nimmt, du armes Kind, Herr B. atmet hörbar aus, sieht zur Zimmerdecke und verspricht, dass bald alles anders werde. Dann steigt er in den Schwarzhandel ein, lose Münzen werden gegen die Parole "Können Sie mir bitte diesen Fünf-Euro-Schein kleinmachen" über den Tresen geschoben, die Wirtschaftsprüfer werden aufmerksam, plötzlich ist Herr B. nicht mehr da, man sagt, er habe sich mit dubiosen Lametta-Termingeschäften versucht und sei zuletzt wieder ins Münzrecycling eingestiegen.
Höchstens der Concierge, dem eine anständige Bezahlung sicherlich wesentlich lieber gewesen wäre als eine aufgemotzte Berufsbezeichnung, hätte dafür Verwendung gefunden, denn er musste die Automatenmünzen verwalten, die man zum Stückpreis von 15 Cent in Zehnerröllchen bei ihm erwerben konnte, der sitzt da ja rum, der kann das doch machen, und so sah ich ihn immer wieder hinter riesigen Haufen Kaffecoins sitzen, die Silberlinge zu unzähligen Zehnerhäufchen aufschichten und diese dann mühsam in kleine Stückchen Alufolie einrollen.
"Ich hätte gerne 100 Coins", sagte ich dann, und er sah mich erschrocken an: "Hun-dert?", er betonte es jedes Mal so, und jedes Mal fragte er: "Für die ganze Abteilung oder wie?", und dass ich schon mehrfach erklärt hatte, nein, die seien nur für mich, das schien er sich nicht merken zu können. In Listen musste das dann alles eingetragen werden, ausgefüllt und unterschrieben, nicht dass da jemand eineh Schwarzhandel aufzieht und die Dinger für, sagen wir, 10 Cent unter der Hand weitergibt. Und hätte jemand meine oberste Schublade geöffnet, wer weiß, unter welchen Verdacht ich geraten wäre!
Dabei war ich nur ein ehrlicher Konsument, der alle paar Wochen den Concierge aufsuchte, ein wenig plauderte - und sich auf Dauer zu fragen begann, ob man ihm, der tagein, tagaus an seinem Platz sitzen und freundlich gucken musste, nicht wenigstens ab und zu eine Rolle Alufolie zur Verfügung stellen mochte, so abgenutzt sahen die Folienstücke aus, so sparsam verwendete er die mühsam zurechtgezupften und ganz offensichtlich mit den Fingernägeln glattgestrichenen Fetzen.
Wir haben ein stabiles Wachstum, und wir müssen alle wirtschaftlich denken, hier muss sich jeder immer wieder fragen: Was kann ich ganz persönlich zum Erfolg des Unternehmens beitragen, und wenn es für sich betrachtet wie eine Kleinigkeit erscheint - Herr B., z.B., wie wäre es, wenn Sie künftig die Silberfolie aus den Schokoladentafeln von zu Hause mitbringen, Sie sitzen da ja nur, Sie können doch nebenbei diese Folie glattstreichen und mit nur einer einzigen Folie, ich habe das mal ausgemessen, locker sechs bis acht Röllchen Kaffeecoins einwickeln, auch das ist ein Beitrag und zeigt, wie sich jeder mit dem Unternehmen identifiziert, und da Herr B. nicht wagt, die andächtige Stimmung bei der Weihnachtsfeier schon während der Ansprache des Vorstands zu stören, wird das ein trauriger Heiligabend im Hause B., Mama, wieso haben wir denn kein Lametta dieses Jahr, fragt die traurige Kinderstimme, und mit bösem Seitenblick spricht Frau B.: Weil dein Vater die Alufolie jetzt immer mit zur Arbeit nimmt, du armes Kind, Herr B. atmet hörbar aus, sieht zur Zimmerdecke und verspricht, dass bald alles anders werde. Dann steigt er in den Schwarzhandel ein, lose Münzen werden gegen die Parole "Können Sie mir bitte diesen Fünf-Euro-Schein kleinmachen" über den Tresen geschoben, die Wirtschaftsprüfer werden aufmerksam, plötzlich ist Herr B. nicht mehr da, man sagt, er habe sich mit dubiosen Lametta-Termingeschäften versucht und sei zuletzt wieder ins Münzrecycling eingestiegen.
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Früher waren die technischen Defekte manchmal nur vorgetäuscht und die Höllenmaschine bloß ein münzbetriebener Softeismeiler, der einfach nicht mehr aufhören wollte, softes Eis zu spenden. An die verzweifelten Verrenkungen der Menschen mit ihrer Eiswaffel in der Hand, an die dicke Frau, die mit einem großen Plastiksack später noch einmal wiederkam, habe ich immer mal wieder denken müssen, so sehr regte die Sendung mit dem schlimmen Moderatorenpaar meine kindliche Fantasie an, und da die Zeiten so traurig sind, möchte ich mir heute keine weiteren Gedanken über die kulturelle Bedeutung der japanischen Variante von "Ich klebe mal ein Fünfmarkstück mit Superkleber auf dem Bürgersteig fest" machen, sondern meine alten und fachmännisch gelagerten Exposés aus dem Keller holen, in den ich zum Lachen und zum Abklingen gehe.
1) Sofortmaßnahmen am Unfallort: Die attraktive Kursleiterin in ihrem knappen Schwesternkostüm erklärt nach der stabilen Seitenlage auch die Mundzumundbeatmung und bittet einen Freiwilligen zu sich nach vorne, um den Vorgang einmal praktisch zu demonstrieren. Ein junger, schüchterner Mann lässt sich eher widerwillig darauf ein und wird von der Kursleiterin, die auch gerne solche hochhackigen, ach, das tut jetzt nichts zur Sache, sowas von abgeknutscht, dass der Bartel den Most holt. Nachdem etwa fünf Minuten vorüber sind, lässt die Schwester schwer atmend von dem Jüngling ab, ordnet ihre wirren Haare und fordert die restlichen Kursteilnehmer auf, die Mundzumundbeatmung nun paarweise zu üben, woraufhin sich einige Paare auch gleich eifrig ans Werk machen, weil nämlich das sind in echt nur Schauspieler, und dann Kamera auf die echten Kursteilnehmer.
2) Immer dasselbe: Jemanden ausfindig machen, der regelmäßig eine bestimmte Strecke mit dem Bus fährt und dabei mindestens einmal umsteigen muss. Dann ca. 30 Zwillingspaare hälftig aufteilen und sie mit präzisen Anweisungen über Kleidung, Sitzplatz, Gesprächsthemen usw. versehen. Die eine Hälfte sitzt im ersten Bus, in den die Zielperson geplantermaßen einsteigt; manche der Passagiere reden miteinander, andere lesen Zeitung usw. Die Zielperson steigt an ihrer üblichen Umsteigestation aus und in einen anderen Bus wieder ein. In diesem befinden sich die jeweiligen Zwillingspartner in exakt derselben Anordnung wie ihre Brüder und Schwestern im ersten Bus und verhalten sich genau wie diese. Wichtig ist hier eine große Detailtreue, d.h. exakte Dialogwiederholungen, dasselbe Lied aus dem Kopfhörer, dieselben Handytelefonate.
3) Prominentenspecial: Im Plenarsaal des Bundestages große Leuchtsymbole so anbringen, dass sie zwar von den Abgeordnetenrängen, nicht jedoch von den Plätzen der Kanzlerin, des Bundestagspräsidenten usw. aus gut sichtbar sind: Ein Symbol steht für "Applaus", eines für "Lachen". Diese Symbole während einer Regierungserklärung zum Thema "Ausstieg mit Augenmaß" vollkommen willkürlich aufleuchten lassen.
1) Sofortmaßnahmen am Unfallort: Die attraktive Kursleiterin in ihrem knappen Schwesternkostüm erklärt nach der stabilen Seitenlage auch die Mundzumundbeatmung und bittet einen Freiwilligen zu sich nach vorne, um den Vorgang einmal praktisch zu demonstrieren. Ein junger, schüchterner Mann lässt sich eher widerwillig darauf ein und wird von der Kursleiterin, die auch gerne solche hochhackigen, ach, das tut jetzt nichts zur Sache, sowas von abgeknutscht, dass der Bartel den Most holt. Nachdem etwa fünf Minuten vorüber sind, lässt die Schwester schwer atmend von dem Jüngling ab, ordnet ihre wirren Haare und fordert die restlichen Kursteilnehmer auf, die Mundzumundbeatmung nun paarweise zu üben, woraufhin sich einige Paare auch gleich eifrig ans Werk machen, weil nämlich das sind in echt nur Schauspieler, und dann Kamera auf die echten Kursteilnehmer.
2) Immer dasselbe: Jemanden ausfindig machen, der regelmäßig eine bestimmte Strecke mit dem Bus fährt und dabei mindestens einmal umsteigen muss. Dann ca. 30 Zwillingspaare hälftig aufteilen und sie mit präzisen Anweisungen über Kleidung, Sitzplatz, Gesprächsthemen usw. versehen. Die eine Hälfte sitzt im ersten Bus, in den die Zielperson geplantermaßen einsteigt; manche der Passagiere reden miteinander, andere lesen Zeitung usw. Die Zielperson steigt an ihrer üblichen Umsteigestation aus und in einen anderen Bus wieder ein. In diesem befinden sich die jeweiligen Zwillingspartner in exakt derselben Anordnung wie ihre Brüder und Schwestern im ersten Bus und verhalten sich genau wie diese. Wichtig ist hier eine große Detailtreue, d.h. exakte Dialogwiederholungen, dasselbe Lied aus dem Kopfhörer, dieselben Handytelefonate.
3) Prominentenspecial: Im Plenarsaal des Bundestages große Leuchtsymbole so anbringen, dass sie zwar von den Abgeordnetenrängen, nicht jedoch von den Plätzen der Kanzlerin, des Bundestagspräsidenten usw. aus gut sichtbar sind: Ein Symbol steht für "Applaus", eines für "Lachen". Diese Symbole während einer Regierungserklärung zum Thema "Ausstieg mit Augenmaß" vollkommen willkürlich aufleuchten lassen.
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Keine Ahnung, was Sie so in Ihrer Freizeit tun - ich jedenfalls rede gerne mal vor mich hin, am liebsten im Dialekt. Problem: Ich kann gar keinen Dialekt. Lösung: Trotzdem.
a) I sog I hob das am Oidn dabrozn dabfozn.
b) Ei du - isch sachsda mannagadesdena!
c) Sipp dschi gehanib dsche prrröü nis je bange, prrringje havenslöüf!
d) Kupp sipp dje nopp, ne schnüss fallsje bemm.
Ordnen Sie diese jahrelang erprobten Pseudo-Dialektfetzen von Nord nach Süd - oder ganz wie Sie wollen!
a) I sog I hob das am Oidn dabrozn dabfozn.
b) Ei du - isch sachsda mannagadesdena!
c) Sipp dschi gehanib dsche prrröü nis je bange, prrringje havenslöüf!
d) Kupp sipp dje nopp, ne schnüss fallsje bemm.
Ordnen Sie diese jahrelang erprobten Pseudo-Dialektfetzen von Nord nach Süd - oder ganz wie Sie wollen!
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When I was born you knowDas ging ganz schön wild zur Sache damals, und fast jeder hat ja in seiner Verwandtschaft eine, die den Ulli Lord pasönlisch jejenüberjenstanden hat und die sisch nisch mehr jewaschn hat an die Stelle wo der sein Autogramm hinjeschriem jehabt hat. Aber zurück zum Thema.
I couldn't speak and go
My mother worked each day
And she learned me to say
(The Lords)
Ich war überrascht - und aber auch erfreut1, als ich jüngst den Suchbegriff Homogeiler Brückenpfeiler in diverse Suchmaschinen eingab und dabei keinen einzigen Treffer erzielte:
Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage - Homogeiler Brückenpfeiler - übereinstimmenden Dokumente gefunden.Ich vergewisserte mich, dass alle Wörter richtig geschrieben waren. Dann probierte ich andere Suchbegriffe (z.B. "Helmut Kohl" und "Dünndarm") - tatsächlich, diesmal gab es einige Treffer, und auch mit allgemeineren ("Irgend so ein Zeug") und weniger ("Spreddelrationemsiliuumscnarerareorationescumxilareumlicurdere") Suchbegriffen wurde ich fündig, wobei mir dies nicht unmittelbar weiterhalf, denn schließlich war ich auf der Suche nach dem Ursprung dieses wunderschönen Paarreims bzw. Reimpaars, das ich zwischen 1980 und 1986 geschätzte fünftausendmal gehört habe, manchmal geflüstert, meistens gegröhlt, und das mir in jener Zeit ebensooft in schriftlicher Form begegnete, mit Kreide an der Tafel, mit Edding an der Tür, auf jedem Kolleg-Block natürlich sowie immer direkt unter "Dummer Titten Verein" vorne in diesen DTV-Lexika (ja, ich finde das auch geschmacklos, dieses überflüssige Leerzeichen), und als ich nun kürzlich mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, schlich sich eine Melodie in mein inneres Gehör:
Vorschläge:
* Vergewissern Sie sich, dass alle Wörter richtig geschrieben sind.
* Probieren Sie andere Suchbegriffe.
* Probieren Sie allgemeinere Suchbegriffe.
* Probieren Sie weniger Suchbegriffe.
When I was born you knowSister and uncle have fun - das würde heute wohl nicht mehr durchgehen, dachte ich noch, schon wurde ich vom Refrain überrollt:
I couldn't speak and go
My mother worked each day
And she learned me to say
Mother and father and son
Sister and uncle have fun
And she learned me to say
Life is so hard each day
HOMOGEILER BRÜCKENPFEILER!- und, achten Sie mal darauf, das passt von der Metrik her fast perfekt:
HOMOGEILER BRÜCKENPFEILER!
Poor boy you must knowMan muss nur mit den Hebungen und Senkungen ein wenig spielen ("know-ow-ow" etc.), hören Sie sich das Liedchen doch einfach noch mal an.
Poor boy the life is hard to go
--
1 Vgl. Vogts, Hans-Hubert (2001)
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Rechnen Sie bitte kurz mit: Ich benötigte 300.- GBP in bar und zahlte dafür in der Wechselstube am Bahnhof 385.- EUR. Einige Wochen darauf brachte ich 195.- GBP zurück und bekam 204.- EUR. Man könnte also sagen, dass ich für 105.- GBP effektiv 181.- EUR bezahlt habe, was, verglichen mit dem aktuellen Wechselkurs, gute 50.- EUR zuviel sind.
Man darf so nicht rechnen, entschuldigen Sie, das hat mit der Psyche und den Zwanghaftigkeiten zu tun gehabt, man sollte lieber daran denken, dass das britische Bargeld, hätte ich es statt dessen in die Schublade gelegt, jahrelang ungenutzt vor sich hin inflationiert und ich es im entscheidenden Moment dann doch wieder nicht gefunden hätte ("War da nicht noch, da muss doch irgendwo, na ja, der Flieger wartet ..."). Andererseits wird mir jetzt, da ich - Augen zu und durch! - gleich alles zurückgebracht habe, ohne mich vorher genauer damit zu befassen, klar, dass ich Geld verbrannt habe. Ich hätte doch wenigstens nachfragen können, zu welchem Kurs meine Bank mir dieses Geld gewechselt hätte! Oder nur einen Teil des Geldes zurückbringen und einen Rest hierbehalten, für alle Fälle.
Selbst kleinste Beträge werden in England ja wie selbstverständlich mit der Kreditkarte gezahlt, eine Flasche Wasser und zwei Äpfel bei Tesco, die Tageskarte für den Bus - lediglich das Chicken Curry und ein paar andere Kleinigkeiten zahlte ich beim letzten Mal bar, und so ungern ich normalerweise beim Einkaufen eine Datenspur hinterlasse, in diesem Fall akzeptiere ich es, da die Zahlart für den Zweck am bequemsten einzusetzen und mit einem nur sehr geringen Auslandsaufschlag bei anständigem Wechselkurs auch eine günstige ist. Man kann also auf der Insel so gut wie alles mit der Kreditkarte bezahlen und benötigt kaum Bares; lediglich für das Gefühl, auch in einer unvorhergesehenen Situation nicht gleich komplett aufgeschmissen zu sein, habe ich doch ganz gerne ein wenig Landeswährung in der Tasche. Und nun werde ich beim nächsten Mal wieder die horrenden Wechselgebühren berappen müssen. Bloß weil ich nicht mitdenke!
Sie kratzen sich nun am Kopf und sagen: Na schön, na gut, niemand verschenkt gerne 50.- EUR, aber, und ich stimme Ihnen vollkommen zu, das ist nun mal passiert und es gibt Schlimmeres. Ich würde ja auch gar nicht darüber reden, wenn ich zur Zeit nicht mehrmals wöchentlich in den Keller ginge, um dort aus der großen Kiste mit den gebrauchten Papp- und Luftpolsterumschlägen ein geeignetes Exemplar herauszusuchen, dann in der Krimskramsschublade nach zwei Rund- oder Flachkopfklammern zu wühlen, hernach ein Blatt Papier mit Absender- und Empfängeradresse sowie dem Wort "BÜCHERSENDUNG" zu beschriften, dieses mit Alleskleber auf dem Umschlag zu befestigen, zur sicheren Fixierung rundherum noch Tesafilm zu kleben, den großen Umschlag mit den Briefmarken zu suchen, alle Marken auf den Tisch zu schütten, eine Kombination im Wert der benötigten Frankatur zusammenzustellen, diese mit etwas Wasser zu befeuchten und sorgfältig auf dem Umschlag festzutupfen, die Trockenzeit abzuwarten, per E-Mail eine Versandmitteilung für den Käufer zu erstellen, mich schließlich anzuziehen und einen Spaziergang zum Briefkasten zu machen - und das alles, um ein gebrauchtes Buch gegen 50 Cent oder auch mal 2 Euro einzutauschen.
Ich sollte lieber nicht überlegen, wie viele Bücher und Umschläge und Flachköpfe durch meine Hände gehen werden, wie viele Flaschen Klebstoff und Rollen Tesafilm (was kosten die eigentlich) ich verbrauchen werde, bis ich die 50.- EUR wieder hereingeholt habe, die ich durch Wechselkursverluste ... angehäuft habe? Quatsch. Verluste kann man doch nicht anhäufen, und außerdem war es doch ein einziger Vorgang, da wird nicht gehäuft. Aber "verloren" klingt im Zusammenhang mit "Verluste" auch bescheuert, "durch Wechselkursverluste verloren" - nein. Hm. 50.- EUR, die ich, bleiben wir bei "durch Wechselkursverluste", da bin ich jetzt stur - die ich, die ich ... eingefahren habe. Nein! 50.- EUR wieder hereingeholt, die ich, wodurch auch immer, eingefahren habe, das ergibt keinen Sinn. Jetzt habe ich mich in eine Ecke manövriert. Das hat mit der Psyche und den Zwanghaftigkeiten zu tun gehabt. Die 50.- EUR habe ich verloren, durch Wechselkursverluste, und ich will sie wieder hereinbekommen - weiß jemand, wie ich das in einem vernünftigen Satz unterbringe? Bis dahin schreibe ich einfach weiter, also, ich will ja eigentlich gar nicht darüber nachdenken und versuche das vollkommen unabhängig voneinander zu betrachten, die Sache mit den Büchern hatte ich ja sowieso schon angefangen, und ob ich nun die 50.- EUR verdaddelt habe oder nicht, nicht wahr
Wenn ich kurz einhaken darf, Herr nnier - wäre es nicht angemessen, wenn Sie mal kurz innehalten und sich folgende Frage stellen: Sind es diese doch recht kleinen Beträge denn wert - ich glaube, man kann das durchaus so nennen, auch wenn wir alle wissen, dass es viele Menschen auf der Welt gibt, die
Ja klar! Klar wäre das angemessen! Ich rödele da rum mit so einem Kleinscheiß, drucke noch heimlich bei der Arbeit diese Zettel für den Briefumschlag, das steht in keinem Verhältnis, das
Und Sie verbringen Ihr Leben, wenn ich das mal so zugespitzt
Mit so einem absoluten Kleinkram, furchtbar! Und dann spende ich das mal eben, oder gebe ein viel zu großzügiges Trinkgeld, oder schmeiße es diesen Wechselbetrügern in den Rachen. Total absurd! Ich gerate am Ende noch in Hektik vor lauter Dödelkram, neulich zum Beispiel: Kaufe ich ein gebrauchtes Fahrrad, spät abends, hab den Termin noch reingedrückt, schmeiße das Rad ins Auto, freue mich noch über das gesparte Geld, passe dann einmal nicht richtig auf beim Einparken - und paff! Die kleine Delle bei mir ist mir schnuppe, aber der angekratze Kotflügel von dem anderen muss irgendwie aus Gold gewesen sein - ist jedenfalls ein fetter Haftpflichtschaden, klar, bin ich wieder hochgestuft worden, kann ich jetzt jedes Jahr denken: Und wieder geht ein schönes, neues Fahrrad dahin, als zusätzliche Versicherungsprämie
Und Sie wollen das gerne
Und ich kleckere da auf diesem Taschengeldniveau herum wie vor 30 Jahren, grauenhaft, statt mich mal auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren, ich meine: Mit der Karriere wird das eh nichts mehr, nicht wahr, das ist gelaufen, ich hatte halt keine Zeit dafür, musste dauernd Pfandflaschen wegbringen und mich abends zum Verkauf einer Lampe für 5.- EUR mit irgendwelchen Leuten verabreden, oder zum Einkaufen quer durch die Stadt dahin fahren, wo's "billiger" ist, herrje!, wenn ich darüber auch nur anfange nachzudenken!, und die großen Entscheidungen dagegen, die Kredite, die einen das ganze Leben lang belasten, die großen Aufträge an irgendwelche Handwerker, hören Sie bloß auf, da hätte man mal drüber nachdenken sollen und nicht einfach irgendwas
Sie hadern mit diesen Entscheidungen, die Sie früher
Ja! Den ganzen Tag geht das so: Hader! Hader! Und ich weiß, jetzt sagen Sie gleich: Daran kann man nichts mehr ändern, aber vielleicht kann ich es bei zukünftigen Entscheidungen anders machen, andere Prioritäten setzen, denn es ist ja nicht alles gleich wichtig, und das hat mit der Psyche und den Zwanghaftigkeiten zu tun gehabt, und können wir für heute so verbleiben, etc. - hier, bitte, Ihre 90.- EUR, ich muss jetzt auch los, bei REWE haben sie gerade Persil im Angebot für 3,99 EUR, da kaufe ich gleich fünf Packungen, damit sich das lohnt, die kosten sonst 5,99!
Man darf so nicht rechnen, entschuldigen Sie, das hat mit der Psyche und den Zwanghaftigkeiten zu tun gehabt, man sollte lieber daran denken, dass das britische Bargeld, hätte ich es statt dessen in die Schublade gelegt, jahrelang ungenutzt vor sich hin inflationiert und ich es im entscheidenden Moment dann doch wieder nicht gefunden hätte ("War da nicht noch, da muss doch irgendwo, na ja, der Flieger wartet ..."). Andererseits wird mir jetzt, da ich - Augen zu und durch! - gleich alles zurückgebracht habe, ohne mich vorher genauer damit zu befassen, klar, dass ich Geld verbrannt habe. Ich hätte doch wenigstens nachfragen können, zu welchem Kurs meine Bank mir dieses Geld gewechselt hätte! Oder nur einen Teil des Geldes zurückbringen und einen Rest hierbehalten, für alle Fälle.
Selbst kleinste Beträge werden in England ja wie selbstverständlich mit der Kreditkarte gezahlt, eine Flasche Wasser und zwei Äpfel bei Tesco, die Tageskarte für den Bus - lediglich das Chicken Curry und ein paar andere Kleinigkeiten zahlte ich beim letzten Mal bar, und so ungern ich normalerweise beim Einkaufen eine Datenspur hinterlasse, in diesem Fall akzeptiere ich es, da die Zahlart für den Zweck am bequemsten einzusetzen und mit einem nur sehr geringen Auslandsaufschlag bei anständigem Wechselkurs auch eine günstige ist. Man kann also auf der Insel so gut wie alles mit der Kreditkarte bezahlen und benötigt kaum Bares; lediglich für das Gefühl, auch in einer unvorhergesehenen Situation nicht gleich komplett aufgeschmissen zu sein, habe ich doch ganz gerne ein wenig Landeswährung in der Tasche. Und nun werde ich beim nächsten Mal wieder die horrenden Wechselgebühren berappen müssen. Bloß weil ich nicht mitdenke!
Sie kratzen sich nun am Kopf und sagen: Na schön, na gut, niemand verschenkt gerne 50.- EUR, aber, und ich stimme Ihnen vollkommen zu, das ist nun mal passiert und es gibt Schlimmeres. Ich würde ja auch gar nicht darüber reden, wenn ich zur Zeit nicht mehrmals wöchentlich in den Keller ginge, um dort aus der großen Kiste mit den gebrauchten Papp- und Luftpolsterumschlägen ein geeignetes Exemplar herauszusuchen, dann in der Krimskramsschublade nach zwei Rund- oder Flachkopfklammern zu wühlen, hernach ein Blatt Papier mit Absender- und Empfängeradresse sowie dem Wort "BÜCHERSENDUNG" zu beschriften, dieses mit Alleskleber auf dem Umschlag zu befestigen, zur sicheren Fixierung rundherum noch Tesafilm zu kleben, den großen Umschlag mit den Briefmarken zu suchen, alle Marken auf den Tisch zu schütten, eine Kombination im Wert der benötigten Frankatur zusammenzustellen, diese mit etwas Wasser zu befeuchten und sorgfältig auf dem Umschlag festzutupfen, die Trockenzeit abzuwarten, per E-Mail eine Versandmitteilung für den Käufer zu erstellen, mich schließlich anzuziehen und einen Spaziergang zum Briefkasten zu machen - und das alles, um ein gebrauchtes Buch gegen 50 Cent oder auch mal 2 Euro einzutauschen.
Ich sollte lieber nicht überlegen, wie viele Bücher und Umschläge und Flachköpfe durch meine Hände gehen werden, wie viele Flaschen Klebstoff und Rollen Tesafilm (was kosten die eigentlich) ich verbrauchen werde, bis ich die 50.- EUR wieder hereingeholt habe, die ich durch Wechselkursverluste ... angehäuft habe? Quatsch. Verluste kann man doch nicht anhäufen, und außerdem war es doch ein einziger Vorgang, da wird nicht gehäuft. Aber "verloren" klingt im Zusammenhang mit "Verluste" auch bescheuert, "durch Wechselkursverluste verloren" - nein. Hm. 50.- EUR, die ich, bleiben wir bei "durch Wechselkursverluste", da bin ich jetzt stur - die ich, die ich ... eingefahren habe. Nein! 50.- EUR wieder hereingeholt, die ich, wodurch auch immer, eingefahren habe, das ergibt keinen Sinn. Jetzt habe ich mich in eine Ecke manövriert. Das hat mit der Psyche und den Zwanghaftigkeiten zu tun gehabt. Die 50.- EUR habe ich verloren, durch Wechselkursverluste, und ich will sie wieder hereinbekommen - weiß jemand, wie ich das in einem vernünftigen Satz unterbringe? Bis dahin schreibe ich einfach weiter, also, ich will ja eigentlich gar nicht darüber nachdenken und versuche das vollkommen unabhängig voneinander zu betrachten, die Sache mit den Büchern hatte ich ja sowieso schon angefangen, und ob ich nun die 50.- EUR verdaddelt habe oder nicht, nicht wahr
Wenn ich kurz einhaken darf, Herr nnier - wäre es nicht angemessen, wenn Sie mal kurz innehalten und sich folgende Frage stellen: Sind es diese doch recht kleinen Beträge denn wert - ich glaube, man kann das durchaus so nennen, auch wenn wir alle wissen, dass es viele Menschen auf der Welt gibt, die
Ja klar! Klar wäre das angemessen! Ich rödele da rum mit so einem Kleinscheiß, drucke noch heimlich bei der Arbeit diese Zettel für den Briefumschlag, das steht in keinem Verhältnis, das
Und Sie verbringen Ihr Leben, wenn ich das mal so zugespitzt
Mit so einem absoluten Kleinkram, furchtbar! Und dann spende ich das mal eben, oder gebe ein viel zu großzügiges Trinkgeld, oder schmeiße es diesen Wechselbetrügern in den Rachen. Total absurd! Ich gerate am Ende noch in Hektik vor lauter Dödelkram, neulich zum Beispiel: Kaufe ich ein gebrauchtes Fahrrad, spät abends, hab den Termin noch reingedrückt, schmeiße das Rad ins Auto, freue mich noch über das gesparte Geld, passe dann einmal nicht richtig auf beim Einparken - und paff! Die kleine Delle bei mir ist mir schnuppe, aber der angekratze Kotflügel von dem anderen muss irgendwie aus Gold gewesen sein - ist jedenfalls ein fetter Haftpflichtschaden, klar, bin ich wieder hochgestuft worden, kann ich jetzt jedes Jahr denken: Und wieder geht ein schönes, neues Fahrrad dahin, als zusätzliche Versicherungsprämie
Und Sie wollen das gerne
Und ich kleckere da auf diesem Taschengeldniveau herum wie vor 30 Jahren, grauenhaft, statt mich mal auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren, ich meine: Mit der Karriere wird das eh nichts mehr, nicht wahr, das ist gelaufen, ich hatte halt keine Zeit dafür, musste dauernd Pfandflaschen wegbringen und mich abends zum Verkauf einer Lampe für 5.- EUR mit irgendwelchen Leuten verabreden, oder zum Einkaufen quer durch die Stadt dahin fahren, wo's "billiger" ist, herrje!, wenn ich darüber auch nur anfange nachzudenken!, und die großen Entscheidungen dagegen, die Kredite, die einen das ganze Leben lang belasten, die großen Aufträge an irgendwelche Handwerker, hören Sie bloß auf, da hätte man mal drüber nachdenken sollen und nicht einfach irgendwas
Sie hadern mit diesen Entscheidungen, die Sie früher
Ja! Den ganzen Tag geht das so: Hader! Hader! Und ich weiß, jetzt sagen Sie gleich: Daran kann man nichts mehr ändern, aber vielleicht kann ich es bei zukünftigen Entscheidungen anders machen, andere Prioritäten setzen, denn es ist ja nicht alles gleich wichtig, und das hat mit der Psyche und den Zwanghaftigkeiten zu tun gehabt, und können wir für heute so verbleiben, etc. - hier, bitte, Ihre 90.- EUR, ich muss jetzt auch los, bei REWE haben sie gerade Persil im Angebot für 3,99 EUR, da kaufe ich gleich fünf Packungen, damit sich das lohnt, die kosten sonst 5,99!
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Seit ich vor kurzem und mal wieder einen Augenblick zu spät erfahren habe, dass es am 18. und 20. Dezember so zwei so Konzerte so geben soll, so, denke ich: Gut, es muss ja nicht immer sein, du hast ihn ja doch das eine oder andere Mal gesehen, und das ist mehr, als du jemals hoffen durftest. Übertreib es nicht, Der Fischer und seine Frau, you know, it all ends up in ze Pisspott.
Außerdem: Die Tickets waren ja innerhalb von 4 Minuten ausverkauft. Außerdem: Nureng bri UK-Lieferadressen waren zugelassen. Außerdem: Wie soll das denn gehen, hast du die Preise bei ebay gesehen.
Und außerdem: Hast du etwa Urlaub? Und außerdem: Hast du denn schon Weihnachtsgeschenke? Und außerdem: Sind dir nähere Angehörige mit ungünstig gelegenen Geburtstagen eigentlich vollkommen egal?
Und außerdem: Es ist eine Sache, als junger Mensch mal auf Verdacht nach Kopenhagen zu fahren, und außerdem: Da war wenigstens Sommer, und außerdem: Es ist eine ganz andere Sache, als altes Wrack in den englischen Winter zu fliegen, und außerdem: Hast du dir das Wetter mal angeguckt, und außerdem: Willst du dich vielleicht wieder von den Schwarzhändlern demütigen lassen, und außerdem: Das sind so wenige Tickets, das klappt nie, und außerdem ist das einfach dermaßen albern, dass du überhaupt darüber nachdenkst!
Aber ich denke doch gar nicht drüber nach, nicht wahr, das wäre ja doch ziemlich unwahrscheinlich, nicht wahr, und wenn das dann nicht klappt, nicht wahr, dann stehe ich da blöd rum, nicht wahr, es ist nur, weil, ich habe gerade mal nachgeschaut, so, spaßeshalber, so, und da gäbe es gerade noch einen günstigen Flug, so, ne, so, und weißt du was, in dem Hotel ist tatsächlich noch
[Lautes Scheppern, unverständliches Geschrei, Schläge gegen den eigenen Kopf]
Außerdem: Die Tickets waren ja innerhalb von 4 Minuten ausverkauft. Außerdem: Nur
Und außerdem: Hast du etwa Urlaub? Und außerdem: Hast du denn schon Weihnachtsgeschenke? Und außerdem: Sind dir nähere Angehörige mit ungünstig gelegenen Geburtstagen eigentlich vollkommen egal?
Und außerdem: Es ist eine Sache, als junger Mensch mal auf Verdacht nach Kopenhagen zu fahren, und außerdem: Da war wenigstens Sommer, und außerdem: Es ist eine ganz andere Sache, als altes Wrack in den englischen Winter zu fliegen, und außerdem: Hast du dir das Wetter mal angeguckt, und außerdem: Willst du dich vielleicht wieder von den Schwarzhändlern demütigen lassen, und außerdem: Das sind so wenige Tickets, das klappt nie, und außerdem ist das einfach dermaßen albern, dass du überhaupt darüber nachdenkst!
Aber ich denke doch gar nicht drüber nach, nicht wahr, das wäre ja doch ziemlich unwahrscheinlich, nicht wahr, und wenn das dann nicht klappt, nicht wahr, dann stehe ich da blöd rum, nicht wahr, es ist nur, weil, ich habe gerade mal nachgeschaut, so, spaßeshalber, so, und da gäbe es gerade noch einen günstigen Flug, so, ne, so, und weißt du was, in dem Hotel ist tatsächlich noch
[Lautes Scheppern, unverständliches Geschrei, Schläge gegen den eigenen Kopf]
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