Zum Glück kann ich auf jahrelange Roadie-Erfahrung zurückgreifen.
Solche CDs hört man ja doch nie an, das ist wie bei Wein- oder Whiskyproben: An dem Abend super, also kauft man begeistert eine Flasche dies und eine Kiste das. Später, zu Hause, ist es doch nur irgendein Getränk.
Oder fangen wir anders an: Wahrscheinlich gibt es mehr Musik als Wein, jedenfalls als Whisky, und ich bleibe ja doch bei denselben 10, 20 Alben, die ich höre, seit ich mit zwölf Jahren in meiner Entwicklung steckengeblieben bin. Die werden ja gar nicht erst weggeräumt, die rotieren im Abspielgerät, bis der Laserstrahl die Metallschicht irgendwann weggedampft hat.
Bloß dass es manchmal einfach nicht reicht, ein paar Euro in einen Hut zu schmeißen, ich meine: Auch wenn keiner herumgeizt, kommen bei so einem Wohnzimmerkonzert keine Reichtümer zusammen, da habe ich damals für eine Nacht als Roadie vermutlich mehr bekommen. Also lässt einen die momentane Freude über den gelungenen Abend generös die Scheinchen zücken, wenn die Begleitung sagt: Wollen wir nicht noch CDs kaufen.
Meinst du wirklich, hörst du die denn jemals an, will man erst noch sagen, vergisst es aber aber gleich wieder, denn man muss auch an die Freude und den Motivationsschub für die Künstler denken, die das mehr als verdient haben.
Inzwischen ist man ja daran gewöhnt, junge Angelsachsen vorm Haus zu treffen, diesmal ist es ein überaus höflicher Herr der ruhigeren Töne, der sich, I'm Ben from Australia, per Handschlag vorstellt, Hi, I'm nnier from next door, sagt man noch schnell und dann beginnt der erste Teil des Konzerts. Ich finde ja, in der Studio-Aufnahme klingt das zu clean, live war es sehr schön.
Wenn die Leute bitte mal der Leistung eines Künstlers in einem halben Meter Abstand mit dem entsprechenden Respekt begegnen: Man schmeißt natürlich mal eine Bierflasche auf dem Holzfußboden um, aber mitten in einem Lied einfach rauszugehen oder an einer leisen Stelle plötzlich rumzupalavern finde ich nicht so toll, da mache ich irgendwann nicht nur den Roadie, sondern den Kinski.
Diesmal konnte ich keine Live-Fotos machen, deshalb illustriere ich mit den Blätterteigteilchen, die ich mitbrachte und von denen alle das Rezept wollten. Aber ich behielt es für mich, ich kann ja schlecht den Musikern die Schau stehlen an so einem Abend! Außerdem musste ich mich auf meine Arbeit als Roadie konzentrieren.
Mir war das zu ruhig, sagte die eine noch in der Pause vor der Tür, dann bekam sie aber! Und zwar.
In so einem Wohnzimmer muss sich der Schlagzeuger mit den Blättern des Ficus Benjamini arrangieren und die Musiker checken nicht nur den Sound, sondern vor allem, wie sie sich mit einem Drittel des regulären Equipments positionieren können, ohne sich allzusehr ins Gehege zu kommen.
Das klappt erstaunlich gut, selbst das Brett mit den Effektpedalen findet noch irgendwie Platz, bloß beim ohnehin reduzierten Schlagzeug reicht es nur für die Snare oder die große Handtrommel.
Dann fetzen sie schön drauflos, Bass-Gitarre-Schlagzeug ist einfach eine tolle Besetzung, und zum Glück verfüge ich über jahrelange Roadie-Erfahrung.
Noch während nach den Stücken begeistert applaudiert wird nämlich reicht mir der Drummer die eine Trommel herüber, welche ich lässig vor mir abstelle, und bekommt von mir die andere im Tausch. Wir entwickeln bald Routine, verständigen uns mit sparsamen Gesten, eigentlich bin ich selber ja auch Musiker, jedenfalls im Herzen, und im Schlussapplaus kann ich mich nur mühsam zurückhalten, selber kurz aufzustehen und mich zu verbeugen.
Es wäre aber auch zu früh gewesen, denn natürlich werden Zugaben verlangt, und ganz zum Schluss kommt der ruhige Ben dazu und geht in einem grandiosen Jam komplett aus sich heraus. Das war super, und das wird auf den CDs nie rüberkommen.
--
http://www.myspace.com/ben.riddle
http://www.willeandthebandits.com/
--
(OK. Sie sind jetzt neugierig. Gut gefallen hat mir z.B. das folgende Stück - die kleine Holzbox, auf der da herumgeklöppelt wird, und der verfremdete Wah-Wah-Teil gegen Ende. Aber live war es noch viel besser, ehrlich!)
Solche CDs hört man ja doch nie an, das ist wie bei Wein- oder Whiskyproben: An dem Abend super, also kauft man begeistert eine Flasche dies und eine Kiste das. Später, zu Hause, ist es doch nur irgendein Getränk.
Oder fangen wir anders an: Wahrscheinlich gibt es mehr Musik als Wein, jedenfalls als Whisky, und ich bleibe ja doch bei denselben 10, 20 Alben, die ich höre, seit ich mit zwölf Jahren in meiner Entwicklung steckengeblieben bin. Die werden ja gar nicht erst weggeräumt, die rotieren im Abspielgerät, bis der Laserstrahl die Metallschicht irgendwann weggedampft hat.
Bloß dass es manchmal einfach nicht reicht, ein paar Euro in einen Hut zu schmeißen, ich meine: Auch wenn keiner herumgeizt, kommen bei so einem Wohnzimmerkonzert keine Reichtümer zusammen, da habe ich damals für eine Nacht als Roadie vermutlich mehr bekommen. Also lässt einen die momentane Freude über den gelungenen Abend generös die Scheinchen zücken, wenn die Begleitung sagt: Wollen wir nicht noch CDs kaufen.
Meinst du wirklich, hörst du die denn jemals an, will man erst noch sagen, vergisst es aber aber gleich wieder, denn man muss auch an die Freude und den Motivationsschub für die Künstler denken, die das mehr als verdient haben.
Inzwischen ist man ja daran gewöhnt, junge Angelsachsen vorm Haus zu treffen, diesmal ist es ein überaus höflicher Herr der ruhigeren Töne, der sich, I'm Ben from Australia, per Handschlag vorstellt, Hi, I'm nnier from next door, sagt man noch schnell und dann beginnt der erste Teil des Konzerts. Ich finde ja, in der Studio-Aufnahme klingt das zu clean, live war es sehr schön.
Wenn die Leute bitte mal der Leistung eines Künstlers in einem halben Meter Abstand mit dem entsprechenden Respekt begegnen: Man schmeißt natürlich mal eine Bierflasche auf dem Holzfußboden um, aber mitten in einem Lied einfach rauszugehen oder an einer leisen Stelle plötzlich rumzupalavern finde ich nicht so toll, da mache ich irgendwann nicht nur den Roadie, sondern den Kinski.
Diesmal konnte ich keine Live-Fotos machen, deshalb illustriere ich mit den Blätterteigteilchen, die ich mitbrachte und von denen alle das Rezept wollten. Aber ich behielt es für mich, ich kann ja schlecht den Musikern die Schau stehlen an so einem Abend! Außerdem musste ich mich auf meine Arbeit als Roadie konzentrieren.
Mir war das zu ruhig, sagte die eine noch in der Pause vor der Tür, dann bekam sie aber! Und zwar.
In so einem Wohnzimmer muss sich der Schlagzeuger mit den Blättern des Ficus Benjamini arrangieren und die Musiker checken nicht nur den Sound, sondern vor allem, wie sie sich mit einem Drittel des regulären Equipments positionieren können, ohne sich allzusehr ins Gehege zu kommen.
Das klappt erstaunlich gut, selbst das Brett mit den Effektpedalen findet noch irgendwie Platz, bloß beim ohnehin reduzierten Schlagzeug reicht es nur für die Snare oder die große Handtrommel.
Dann fetzen sie schön drauflos, Bass-Gitarre-Schlagzeug ist einfach eine tolle Besetzung, und zum Glück verfüge ich über jahrelange Roadie-Erfahrung.
Noch während nach den Stücken begeistert applaudiert wird nämlich reicht mir der Drummer die eine Trommel herüber, welche ich lässig vor mir abstelle, und bekommt von mir die andere im Tausch. Wir entwickeln bald Routine, verständigen uns mit sparsamen Gesten, eigentlich bin ich selber ja auch Musiker, jedenfalls im Herzen, und im Schlussapplaus kann ich mich nur mühsam zurückhalten, selber kurz aufzustehen und mich zu verbeugen.
Es wäre aber auch zu früh gewesen, denn natürlich werden Zugaben verlangt, und ganz zum Schluss kommt der ruhige Ben dazu und geht in einem grandiosen Jam komplett aus sich heraus. Das war super, und das wird auf den CDs nie rüberkommen.
--
http://www.myspace.com/ben.riddle
http://www.willeandthebandits.com/
--
(OK. Sie sind jetzt neugierig. Gut gefallen hat mir z.B. das folgende Stück - die kleine Holzbox, auf der da herumgeklöppelt wird, und der verfremdete Wah-Wah-Teil gegen Ende. Aber live war es noch viel besser, ehrlich!)
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dosron,
Samstag, 27. Oktober 2012, 01:01
Haha!
"... und im Schlussapplaus kann ich mich nur mühsam zurückhalten, selber kurz aufzustehen und mich zu verbeugen."
"... und im Schlussapplaus kann ich mich nur mühsam zurückhalten, selber kurz aufzustehen und mich zu verbeugen."
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nnier,
Samstag, 27. Oktober 2012, 11:33
Gestern habe ich mir die gleich noch mal angesehen. Der gute Eindruck hat sich bestätigt. Und was soll ich sagen: Ich habe eine weitere CD gekauft.
(Beim Plaudern mit den freundlichen Herren erfuhr man nebenbei, dass sie demnächst bei Deep Purple im Vorprogramm auftreten. Allerdings nicht bei den deutschen Konzerten. Wer sie also in nächster Zeit noch sehen will: Ein paar wenige Auftritte im norddeutschen Raum folgen noch.)
(Beim Plaudern mit den freundlichen Herren erfuhr man nebenbei, dass sie demnächst bei Deep Purple im Vorprogramm auftreten. Allerdings nicht bei den deutschen Konzerten. Wer sie also in nächster Zeit noch sehen will: Ein paar wenige Auftritte im norddeutschen Raum folgen noch.)
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