Kennt irgend jemand noch Dan-Air? Nicht? Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass diese Fluglinie so hieß, einen Moment mal bitte - ja, da haben wir's, hier, sehen Sie:
Mit den überwältigenden Ereignissen im Herbst 1989, die sich nun bald zum zwanzigsten Mal jähren, hatte sich die Welt auch für mich fundamental geändert. So vieles, das noch Monate vorher undenkbar gewesen war, schien plötzlich zum Greifen nahe! Und ich bekenne freimütig, auch ich hätte wohl zu jenen gehört, die von "Phantastereien", "Wunschdenken" und so weiter gesprochen hätten, hätte im Sommer 1989 jemand über die Möglichkeit auch nur spekuliert, dass Paul McCartney jemals wieder auf Tournee gehen könnte. Und doch war plötzlich wahr geworden, was niemand zu hoffen gewagt hatte, alles schien freudig zu vibrieren, und wenn ich durch das Land fuhr, um die Konzerte zu besuchen, dann grüßten die Autofahrer mit der Lichthupe und ich grüßte freudig zurück.
Doch ewig konnte es nicht so weitergehen, und als ich nach dem letzten Konzert aus München zurückgekehrt war, kam ich im Alltag nicht mehr zurecht. Dass meine Zivildienstkollegen über mich flüsterten, bekam ich kaum mit - man unterstellte mir, ich müsse "jemanden kennengelernt" haben, das sei der Grund für meine häufigen Kurzurlaube - was für eine lächerliche Idee! - und immer öfter saß ich grübelnd im Aufenthaltsraum, bewegte tonlos die Lippen, es arbeitete in mir, bis ich eines Tages entschlossen aufstand und mit den Worten "Ich muss im Januar noch ne Woche Urlaub haben" ins Zimmer meines Vorgesetzten stapfte, der mich erschrocken ansah und den Urlaubsantrag sofort unterschrieb.
Mit dem Zug fuhr ich nach Hannover zum Flughafen, bestieg die Dan-Air-Maschine, ich war aufgeregt, denn ich war noch nie geflogen, wenn ich keinen Keuchhusten hatte, ein Steward löste eine Klappe, die mit lautem Knall gegen die Hinterköpfe zweier Passagiere schlug, er lächelte professionell, die Maschine hob ab, ich sah die Wolken von oben, neben mir die Tragfläche, daran die Düse, aus welcher, wie ich bemerkte, beständig Flüssigkeit entwich, sie trat vorne aus einer Rille aus und lief gut sichtbar auf der Düse entlang, ich winkte dem Steward, zeigte ihm, was ich sah, er lächelte professionell und hob die Schultern, ich aß ein dreieckiges Käsesandwich und trank Tomatensaft und kam irgendwann in Heathrow an.
Dan-Air (Dan Air Services Limited) is a defunct airline in the United Kingdom. It started in 1953 and was absorbed into British Airways in 1992.Einmal hatte ich Keuchhusten, und der Arzt verschrieb mir Sturzflüge. Ich fuhr mit meiner Mutter zu einem kleinen Sportflughafen bei Hannover, wir gaben dem Piloten das Rezept, 3000 Meter stand drauf, wir stiegen ein und schnallten uns an, schon hob die Propellermaschine ab, das da unten ist Hannover, das die Leine, aber wir sind hier ja nicht zum Vergnügen, also bitte festhalten - und runter ging's, ich sollte Schleim abhusten auf das Handtuch, das auf meinen Knien lag, und das war das einzige Mal, dass ich geflogen bin, und wir waren ganz normal in der Barmer Ersatzkasse.
Mit den überwältigenden Ereignissen im Herbst 1989, die sich nun bald zum zwanzigsten Mal jähren, hatte sich die Welt auch für mich fundamental geändert. So vieles, das noch Monate vorher undenkbar gewesen war, schien plötzlich zum Greifen nahe! Und ich bekenne freimütig, auch ich hätte wohl zu jenen gehört, die von "Phantastereien", "Wunschdenken" und so weiter gesprochen hätten, hätte im Sommer 1989 jemand über die Möglichkeit auch nur spekuliert, dass Paul McCartney jemals wieder auf Tournee gehen könnte. Und doch war plötzlich wahr geworden, was niemand zu hoffen gewagt hatte, alles schien freudig zu vibrieren, und wenn ich durch das Land fuhr, um die Konzerte zu besuchen, dann grüßten die Autofahrer mit der Lichthupe und ich grüßte freudig zurück.
Doch ewig konnte es nicht so weitergehen, und als ich nach dem letzten Konzert aus München zurückgekehrt war, kam ich im Alltag nicht mehr zurecht. Dass meine Zivildienstkollegen über mich flüsterten, bekam ich kaum mit - man unterstellte mir, ich müsse "jemanden kennengelernt" haben, das sei der Grund für meine häufigen Kurzurlaube - was für eine lächerliche Idee! - und immer öfter saß ich grübelnd im Aufenthaltsraum, bewegte tonlos die Lippen, es arbeitete in mir, bis ich eines Tages entschlossen aufstand und mit den Worten "Ich muss im Januar noch ne Woche Urlaub haben" ins Zimmer meines Vorgesetzten stapfte, der mich erschrocken ansah und den Urlaubsantrag sofort unterschrieb.
Mit dem Zug fuhr ich nach Hannover zum Flughafen, bestieg die Dan-Air-Maschine, ich war aufgeregt, denn ich war noch nie geflogen, wenn ich keinen Keuchhusten hatte, ein Steward löste eine Klappe, die mit lautem Knall gegen die Hinterköpfe zweier Passagiere schlug, er lächelte professionell, die Maschine hob ab, ich sah die Wolken von oben, neben mir die Tragfläche, daran die Düse, aus welcher, wie ich bemerkte, beständig Flüssigkeit entwich, sie trat vorne aus einer Rille aus und lief gut sichtbar auf der Düse entlang, ich winkte dem Steward, zeigte ihm, was ich sah, er lächelte professionell und hob die Schultern, ich aß ein dreieckiges Käsesandwich und trank Tomatensaft und kam irgendwann in Heathrow an.
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venice_wolf,
Donnerstag, 17. September 2009, 11:30
ja da kommen sie wieder, die Road Movies, diesmal aus heitern Himmel... das mit dem Keuchhusten wusste ich nicht und dass man dabei als Nebenwirkung bestimmt weisse Haare bekommt und verkrampfte Fingerkuppen wenn sie sich in die Armlehne klammern.
Es klingt fast so, als ob man, um einen Kübel Wasser zu holen, mit dem Bungee Jumping 100meter von einer Brücke in die Tiefe springen muss, wie Bruno damals...
http://www.bungy.at/de/index_bungee.php
Es klingt fast so, als ob man, um einen Kübel Wasser zu holen, mit dem Bungee Jumping 100meter von einer Brücke in die Tiefe springen muss, wie Bruno damals...
http://www.bungy.at/de/index_bungee.php
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nnier,
Donnerstag, 17. September 2009, 21:17
Is all that we see or seemManchmal muss ich die Augen reiben und überlegen, ob das wirklich passiert ist oder ob es ein Fiebertraum im Keuchhustensturzflug war. Aber die Erinnerung ist doch eher, sagen wir: zu gut 51%, von der Art, die man aus dem Wachleben zurückbehält. Und, immerhin, auch die Suchmaschine kennt so etwas:
But a dream within a dream?
Ich selbst wurde in meiner Kindheit mit einem sog. "Keuchhustenflug" therapiert. Der Pilot eines Kleinflugzeuges stürzte aus ca. 4000 Meter im Sturzflug auf knapp 2000 Meter hinunter. Dort wurde heftig den Steuerknüppel gegengezogen. Die daraus resultierende Kraft beförderte, neben Mageninhalt, sämtlicher Schleim aus den Bronchien.
nnier,
Donnerstag, 17. September 2009, 21:47
Natürlich waren das die 70er; heute schicken sie einen vermutlich gerade noch in diesen einen Fahrstuhl, der immer so abrupt bremst, dass die Wirbelsäule ächzt.
venice_wolf,
Freitag, 18. September 2009, 13:43
ja, das hat mich überzeugt. Auch mittels einem Stock den man im wilden Eifer über den Rücken zieht und dabei Gebete ausspricht kann da geholfen werden, das vertreibt ausserdem die bösen Geister.
Im Notfall auf einen Scheiterhaufen und mit Benzin geträufelt und im rythmischen Tanz Schamanenlieder singend die Nacht erhellen.
Was die Wissenschaft nicht alles herausgefunden hat.
Im Notfall auf einen Scheiterhaufen und mit Benzin geträufelt und im rythmischen Tanz Schamanenlieder singend die Nacht erhellen.
Was die Wissenschaft nicht alles herausgefunden hat.
monnemer,
Donnerstag, 17. September 2009, 12:59
Wenn´s Kerosin ausläuft:
http://www.youtube.com/watch?v=3wXHKQ71skI
http://www.youtube.com/watch?v=3wXHKQ71skI
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frau braggelmann,
Freitag, 18. September 2009, 16:51
sturzflüge bei keuchhusten...ja, wie geil ist ´n das?
schau später wieder rein....ich geh zum arzt !!!! hüstel, hüstel...
schau später wieder rein....ich geh zum arzt !!!! hüstel, hüstel...
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