Aber es ist einfach so, ich muss mir die kurzen Momente erschleichen, mal eben etwas länger beim Händewaschen bleiben (Laptop macht's möglich), mal eben auf das Mittagessen (Mandelhörnchen) verzichten, mal eben in den Keller zur Wäsche gehen, das sind so die raren Gelegenheiten, bei denen man für ein paar Minuten heimlich ins Internet gehen kann und sich dann, jetzt aber schnell!, mal eben was ausdenken will.
Ich habe schon vor Jahren ein perfektes Wäschelogistiksystem erdacht. Es erfordert sechs (6) Wäschetonnen, in die man das anfallende Waschgut nach bestimmten Kriterien genau differenziert einsortieren kann. Mein System besteht nun darin, diese Tonnen zur Seite zu stellen und sie nicht zu verwenden. Statt dessen bedecke man den Fußboden des Waschkellers komplett mit Schmutzwäsche und sorge dafür, dass stets ausreichend Nachschub angeliefert wird. Somit entfällt erstens die Notwendigkeit, Knieschoner zu tragen, wenn man zweitens täglich ein- bis zweimal das vorhandene Material sichtet und es anhand der Parameter
- Farbe
- Waschtemperatur
- Verschmutzungsgrad
- Knittereigenschaften
- Morgen ist aber Sport und ich brauche unbedingt meine Turnhose
möglichst trommelfüllend der Waschmaschine übereignet, souverän das richtige Waschprogramm mit dem geeigneten Pulver kombiniert und in seiner ausgefeilten Fuzzy-Logic-Formel auch noch bedenkt, dass die Handtücher gerne mal die farblich passende Niedrigtemperaturwäsche auffüllen dürfen, jedoch in gewissen Intervallen auch mal bei hoher Temperatur gewaschen werden und also gelegentlich extra gesammelt werden müssen.
Während andere Väter den Keller nur zum Bierholen oder Heimwerken aufsuchen, bin ich eigentlich kaum je ohne Wäschewanne anzutreffen, denn es gibt echte Massen zu bewältigen und dabei auch noch Themen wie den Trockner, die Wäscheleine, das Zusammenlegen mit und ohne Bügeln etc. zu berücksichtigen, aber Sie als Hausfrauen wissen das ja alles. Und Sie wissen natürlich auch, dass man gelegentlich, z.B. am Abendbrottisch, milde lächelnd darauf hinweist, dass eventuelle Reißverschlüsse an Pullovern und Sweatjacken bitte geschlossen werden sollen. Finden sich trotzdem täglich solche Kleidungsstücke in geöffnetem Zustand, dann schmunzeln Sie gewiss in sich hinein und holen liebevoll das von anderen Versäumte nach, denn nicht zum Glücklichwerden, zum Glücklichmachen sind Sie da, und kaum sind zwei Stunden vergangen, schon hören Sie die Maschine schleudern, treten also den Weg nach unten an, nehmen dabei einen Korb Schmutzwäsche mit, leeren zunächst den Trockner und nehmen daraufhin die zur besonders schonenden Trocknung hängende Wäsche so punktgenau von der Leine, dass mit dem letzten Kleidungsstück, welches Sie sanft dem Plastikkorb übereignen, das Klick des Sicherheitsverschlusses am Bullauge erklingt und Sie der Waschmaschine souverän die saubere Wäsche entnehmen. Während die Gedanken abschweifen und ein munter Liedchen gepfiffen wird, sortiert sich die Wäsche praktisch wie von selbst in jenen Teil, der für den Trockner geeignet ist (ganz unbewusst haben Sie dessen Flusensieb schon gereinigt und wieder eingesetzt), und jene Stücke, die mit Wäscheklammern oder aber auf Bügeln an die Leine gehängt werden.
Sie erreichen diesen tranceartigen Zustand, Sie haben gerade Ihr Flow-Erlebnis, hierhin die trockene Wäsche von der Leine, dorthin die feuchte direkt aus der Maschine, zack!, ein kleiner Schwung, man sollte dies unbedingt vor dem Aufhängen berücksichtigen, das routinierte Schütteln, es glättet die Wäsche ungemein, doch halt! Was ist das für ein Klumpen?
Neugierig betrachten Sie das rote Pullöverchen, es hat sich verknüllt, ah, hier guckt der Ärmel aus dem Halsausschnitt, ziehen wir ihn hinaus, oh, nun ist er auf links, einen Moment, drehen wir ihn wieder um, nanu, wo ist denn jetzt der andere, jetzt aber mal ganz in Ruhe, ah, hier hinein und da hinaus, nun müsste es, ach, jetzt hast du es doch wieder anders - ja, gibt's denn das?
Ich habe ihn mit nach oben genommen. Ich habe ihn gründlich untersucht. Ich habe fast zehn Minuten lang (man hat ja seinen Ehrgeiz) versucht, das Knäuel zu entwirren. Ich habe es nicht geschafft.
Zum Schluss ertastete ich den Reißverschluss, öffnete ihn und löste den Gordischen Knoten. Aber ich fühlte mich dabei wie ein Betrüger.
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(und ich kenne wenig positivere und lustigere menschenkinder als sie...)
Zur Zeit bin ich alleine in Klagenfurt bei einem Bier und einem superschnellen WIFI netz (vom Nachbar, hoffentlich merkt er es nicht, er spielt gerade Klavier).
Kurze Verschnaufspause denn Bad u Kueche schon ok und bis morgen sollte ALLES OK schoen weiss sein.
Nachtschicht schon vorbereitet (immer ich, nach dem Bier.)
Damit hat man gleich zwei Vorteile: das Hobby einigt sich mit dem Sport, denn warum soll sich bei einem triathlon kaputt machen wenn man mit der selben Anstrengung danach gleich eine Tiptop frisch gestrichene Wohnung hat ?
Weiter, bevor der Pinsel hart wird - Flutlicht brennt schon
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