Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Karma Chameleon
nnier | 03. August 2009 | Topic In echt
Entfernen wir uns zur Abwechslung mal von den ewigen phänomenologischen Schwebereien und kratzen stattdessen an der Oberfläche eines Themas, das auch den Durchschnittsverbraucher interessiert. So begibt es sich, dass man in Bremen eine sogenannte Umweltzone eingerichtet hat. Bis ich das überhaupt mitbekomme, denn ich spare ja Geld und verzichte auf den Bezug einer Tageszeitung, trudeln zunächst zwei kostenpflichtige Verwarnungen kurz nacheinander ins Haus, man berappt also 128.- EUR inkl. Gebühren und kassiert dafür Gegenzug zwei Punkte in fuckin' Flensburg, bis man kapiert, dass ein simples, grünes Kleberchen, für 5.- EUR in ebensovielen Minuten aus der Werkstatt geholt, eben dieses verhindert hätte. Weil nämlich: Das Auto ist das gleiche, die Abgase sind die gleichen, und sowieso dürfte man sogar mit einem roten Bapperl in die Innenstadt fahren, bloß halt nicht ohne das Ding, und da muss man schon ordentlich mit dem Verwarnungshammer draufhauen und Punkte verteilen wie sonst nur fürs Überfahren roter Lichtzeichenanlagen. Nächstes Mal dran denken, Digga!

Nun ergibt sich da gerade was, das ist zu langweilig zum hier Ausbreiten (ich flechte gelegentlich dialektale Anflüge hier ein, denken Sie sich bitte nichts dabei), hat mit Diesel zum tun "und aber auch" (Berti Vogts, 2001) mit diesen Plaketten. Stellen wir uns also vor, man könnte ein grünes, aber das tut nichts zur Sache, Dieselfahrzeug bekommen, in dem sich derzeit ein rotes Bapperl befindet. Und der Nachrichtensprecher so: Rußfilter jetzt mit 330.- gefördert. Forscht man dann einen Abend lang im Internet nach, sagt dieses: Mit einem Rußfilter für viel Geld könnte das Fahrzeug ein gelbes Dingens bekommen - dürfte aber, laut Internet, in seinem jetzigen Zustand gar keines haben. Will man so etwas wissen?

Weiter: 2009 darf man in Bremen mit Rot, Gelb und Grün in die "Umweltzone". 2010 nur noch mit Gelb und Grün. Und 2011, richtig geraten, nur noch mit Grün.



Die Sache ist nun die. Nur, um ein Jahr länger in diese Umweltzone hineinfahren zu dürfen, lohnt sich das mit dem Rußfilter eh nicht. Finanziell. Aber wir sind ja durchaus ein Freund der Umwelt und nicht nur auf unseren eigenen, kurzfristigen, finanziellen Vorteil bedacht. Nun wird es aber interessant, denn, wenn man mal ein wenig nachforscht, und am Anfang meint man ja, gut, OK, da gibt's jetzt was, das macht die Abgase sauber, dann allerdings erfährt man, dass die Rußfilter oft gar nicht tun, wofür sie da sind, denn es wurden eingestandenermaßen zigtausende verbaut, die nicht funktionieren, und die anderen funktionieren nur bei langen Strecken und haben einen eher lächerlichen Wirkungsgrad, außerdem wird der Verbrauch erhöht, zwischendurch wird regelmäßig auf höchst zweifelhafte Weise der gefilterte Ruß verbrannt (zu polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen sowie "unter Umständen" zu Dioxinen und Furanen), die Serviceintervalle der Autos verkürzen sich, weil das so eine komplizierte Technik ist, und dann noch was: Wer nicht durch die Umweltzone darf, der fährt halt umständlich außenrum - und bläst umso mehr Abgase in die Luft.

Und da kann man schon auf die Idee kommen, dass es hier nicht nur um die Umwelt geht, sondern dass die Autobranche weiter gepäppelt wird, denn die Leute rüsten kostspielig auf oder leisten sich wiederum früher ein neues Auto.

So weit jedenfalls die unausgegorenen Gedanken Ihres
Hans J. Volk

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jean stubenzweig, Montag, 3. August 2009, 15:47
Und was ist mit den Arbeitsplätzen, Herrn Volk?

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venice_wolf, Montag, 3. August 2009, 16:15
Bei und im Italienland ist das nicht so kompliziert. Man zahlt 12,91 Euro (damit es nicht heisst, das es sogar 13,00 Euro kostet) und fährt ein jahrlang mit jeder stinkenden Karre durch die Stadt. Das Pickerl ist himmelblau, ab und zu müssen die in der Werkstatt das Auto an so einen Automaten anschliessen, danach wird mit unterdrückten Lachkrämpfen ein Testergebnis gedruckt wo alles in Ordnung ist und weiter, die Spaghetti sind schon am Tisch!!!
Ganz fleissige die einen Scanner ihr eigen nennen machen es aus Zeitgründen selber.
Und das Auto fährt immer noch.
Wobei noch zum streiten wäre ob ein alter R4 mit 850 cc (der ein paar Mal in der Woche sympatisch herumtrödelt)wirklich 10Mal soviel die Umwelt verschmutzt wie ein Porsche Cayenne der mit 250PS auf der Autobahn herumflitzt.

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nnier, Montag, 3. August 2009, 17:27
Das Lachen muss ich auch unterdrücken, wenn ich mir die Szene vorstelle. Und ganz ehrlich, die neuen Autos müssen ja auch mit erheblichem Aufwand und entsprechender Umweltbelastung hergestellt werden; und dann frage ich mich, wie es mit der Herstellung und späteren Entsorgung der Rußfilter eigentlich aussieht. Insgesamt: Natürlich sollten neue Autos so spritsparend und emissionsarm wie möglich sein. Aber funktionierende ältere Kisten, sofern sie nicht gerade extreme Dreckschleudern sind, zwanghaft in die Schrottpresse zu stopfen (oder sie eben auf kaltem Wege mit irgendwelchen Aufklebern stillzulegen), nutzt am meisten der Autoindustrie. Das hier habe ich zum Thema auf die Schnelle gefunden; keine Ahnung, wie parteiisch "arval" da möglicherweise ist, aber:
Wissenschaftler haben errechnet, wie viele Ressourcen insgesamt ein Fahrzeug bei der Herstellung verbraucht und wie viele, wenn es bereits auf der Straße unterwegs ist: Für die Produktion eines Kleinwagens sind es 18 Tonnen, für die eines Mittelklasse-Wagens 22 Tonnen und für die eines Oberklasse-Wagen sogar 43 Tonnen. Bei der Nutzung verbraucht ein Kleinwagen dagegen 13 Tonnen Ressourcen, ein Mittelklasse-Wagen ebenfalls 13 Tonnen und ein Oberklasse-Wagen mehr als 19 Tonnen.

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vert, Dienstag, 4. August 2009, 13:47
klingen doch sehr ausgegoren, die gedanken.
ich habe irgendwann beschlossen, nicht mehr darüber nachzudenken. weil zu bekloppt. ich muss immer fürchten, dass es dann auch auf mich abfärbt.
(oh, entschuldigung;-)

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