Es gibt Veränderungen, die so schleichend geschehen, dass man sie kaum bemerkt. Letztes Jahr fielen mir zum ersten Mal im Kühlregal zwei Sorten Milch (Bärenmarke und Weihenstephan) auf, die von sich behaupteten, "länger frisch" zu sein. Dafür waren sie auch deutlich teurer als Gut und Günstig, hatten eine klare "Premium"-Anmutung und ich dachte, in Ordnung, die glücklichen Kühe da oben in der guten Luft, irgendwie geben die halt besonders gute Milch, werden mit speziellen Kräutern von Hand gefüttert, und mit viel Liebe und in Handarbeit stellen die rotwangigen jungen Mädchen in der Molkerei da etwas ganz Besonderes her, indem sie die beste Milch auf geheimnisvolle Weise abschöpfen und dabei altdeutsches Liedgut trällern. Bitte, für mich ist das zu teuer, dachte ich, außerdem geht die frische Milch täglich und literweise nur so durch unseren Kühlschrank durch, da brauche ich keine, die drei Wochen hält, aber, wer weiß, so ein besserverdienender Single-Haushalt, es gibt ja Leute, die in ihren Kaffee gerne frische und nicht etwa Kondensmilch tröpfeln, und bis die so einen Liter verbraucht haben, und jeder wie er mag außerdem.
Die Milchlogistik hatte ich eigentlich gut im Griff all die Jahre, dennoch musste man immer ein wenig darauf achten, dass nicht plötzlich fünf Liter da sind, die aus Haltbarkeitsgründen in zwei Tagen verbraucht werden müssen. Im Laden immer schön die am längsten haltbare Frischmilch von ganz hinten nehmen, wer kennt das nicht, und irgendwann im letzten Jahr wurde das auf einmal viel entspannter, die frische Milch war plötzlich immer mindestens noch eine Woche lang haltbar, manchmal auch zwei. Ich gestehe, dass ich mich latent gewundert habe, aber da es ja kein unangenehmer Reiz war, ging ich innerlich darüber hinweg und hatte höchstens ein paar halbgare Gedankenfetzen wie z.B. "vielleicht sind die Milchfabriken jetzt irgendwie besserund mal sehen, ob an der Kasse wieder die aparte Blo".
Erst nachdem ich über diesen Zeitungsartikel gestolpert bin, wurde mir bewusst, dass es zwischen der Frisch- und der H-Milch inzwischen eine weitere Produktvariante gibt: Die sogenannte "ESL-Milch", die wesentlich höher erhitzt wird als Frischmilch. Aber auch da (den Artikel überflog ich vor einigen Wochen) habe ich noch nicht verstanden, dass es in vielen Geschäften gar keine Frischmilch mehr gibt - und dass ich die ganze Zeit solche "ESL-Milch" kaufe! Die steht jetzt genau da, wo vorher die frische stand, sieht genauso aus und hat für den Handel natürlich den großen Vorteil, dass sie nicht so schnell verdirbt und die Läden viel besser disponieren können. Geschmacklich merkt man's kaum, finde ich, und gerade das ist das Perfide: Schleichend und unbemerkt (nach dem kleinen Aufdruck "länger frisch" muss man suchen - und wenn man ihn sieht, denkt man an nichts Böses) wird ein Produkt durch ein anderes ersetzt, die klassische pasteurisierte Frischmilch durch hocherhitzte, und man bekommt es einfach nicht mit.
Die Milchlogistik hatte ich eigentlich gut im Griff all die Jahre, dennoch musste man immer ein wenig darauf achten, dass nicht plötzlich fünf Liter da sind, die aus Haltbarkeitsgründen in zwei Tagen verbraucht werden müssen. Im Laden immer schön die am längsten haltbare Frischmilch von ganz hinten nehmen, wer kennt das nicht, und irgendwann im letzten Jahr wurde das auf einmal viel entspannter, die frische Milch war plötzlich immer mindestens noch eine Woche lang haltbar, manchmal auch zwei. Ich gestehe, dass ich mich latent gewundert habe, aber da es ja kein unangenehmer Reiz war, ging ich innerlich darüber hinweg und hatte höchstens ein paar halbgare Gedankenfetzen wie z.B. "vielleicht sind die Milchfabriken jetzt irgendwie besser
Erst nachdem ich über diesen Zeitungsartikel gestolpert bin, wurde mir bewusst, dass es zwischen der Frisch- und der H-Milch inzwischen eine weitere Produktvariante gibt: Die sogenannte "ESL-Milch", die wesentlich höher erhitzt wird als Frischmilch. Aber auch da (den Artikel überflog ich vor einigen Wochen) habe ich noch nicht verstanden, dass es in vielen Geschäften gar keine Frischmilch mehr gibt - und dass ich die ganze Zeit solche "ESL-Milch" kaufe! Die steht jetzt genau da, wo vorher die frische stand, sieht genauso aus und hat für den Handel natürlich den großen Vorteil, dass sie nicht so schnell verdirbt und die Läden viel besser disponieren können. Geschmacklich merkt man's kaum, finde ich, und gerade das ist das Perfide: Schleichend und unbemerkt (nach dem kleinen Aufdruck "länger frisch" muss man suchen - und wenn man ihn sieht, denkt man an nichts Böses) wird ein Produkt durch ein anderes ersetzt, die klassische pasteurisierte Frischmilch durch hocherhitzte, und man bekommt es einfach nicht mit.
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vert,
Montag, 2. Februar 2009, 22:54
naja. ist das ein problem? das, was wir als frischmilch kaufen, hat doch mit "milch aus der kuh" auch nicht mehr viel zu tun und ist seit vielen jahrzehnten ein industrielles produkt von einiger verarbeitungstiefe.
da müssten sie schon rohmilch/vorzugsmilch kaufen - und ehrlich, das will man nicht. weder hygienisch noch geschmacklich.
ich hingegen war seinerzeit eher bass erstaunt, dass es tatsächlich in unseren zeiten noch echte innovationen auf dem lebensmittelmarkt gibt, die sich auf verhältnismäßig basale produkte beziehen...
auch im biobereich (des konventionellen leh) wird esl mittlerweile geschätzt, da das produkt sowieso schon hochpreisiger ist und somit anfälliger fürs dahinscheiden im regal.
aber sie haben recht - eine deutliche kennzeichnung wäre wünschenswert.
da müssten sie schon rohmilch/vorzugsmilch kaufen - und ehrlich, das will man nicht. weder hygienisch noch geschmacklich.
ich hingegen war seinerzeit eher bass erstaunt, dass es tatsächlich in unseren zeiten noch echte innovationen auf dem lebensmittelmarkt gibt, die sich auf verhältnismäßig basale produkte beziehen...
auch im biobereich (des konventionellen leh) wird esl mittlerweile geschätzt, da das produkt sowieso schon hochpreisiger ist und somit anfälliger fürs dahinscheiden im regal.
aber sie haben recht - eine deutliche kennzeichnung wäre wünschenswert.
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nnier,
Montag, 2. Februar 2009, 23:09
In dem faz-Artikel heißt es gegen Ende:
Es geht hier nicht um die Frage, ob ein Lebensmittel gut schmeckt oder gesund ist. [...] Es geht darum, dass man als Verbraucher gerne mal verständlich, ohne Schnickschnack und Wortdrechseleien wissen will,was in einer Verpackung drinsteckt.So sehe ich das auch. Und darüber hinaus habe ich auch gerne die Wahl. Ich würde z.B. jederzeit die Frischmilch kaufen, u.a. auch deshalb, weil die sauer wird, wenn sie schlecht wird. ESL-Milch, wie auch H-Milch, vergammelt, wenn sie geöffnet ist, still und heimlich, wird nur langsam muffig (dabei aber gesundheitsschädlich). Na, und über Vitaminverluste etc. kann man auch noch was nachlesen. Aber vor allem geht es mir um den erstaunlichen Vorgang, dass ein so archetypisches, für viele grundlegendes Lebensmittel wesentlich verändert wird, ohne dass man es erfährt.
salamikakao,
Montag, 2. Februar 2009, 23:58
Früher duftete die ganze Küche nach Kaffee. Wenn man heute welchen aufbrüht, riecht man kaum noch etwas. Jahrelang glaubte ich deshalb, ein Großteil meines Geruchssinns sei seit der Kindheit verlorengegangen. Bis ich in diesem Artikel erfuhr, dass kürzere Röstzeiten der Grund dafür sind.
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vert,
Dienstag, 3. Februar 2009, 00:54
interessant, danke.
da ich seit über zehn jahren nur mit biokaffee fahre, habe ich davon gar nichts mitbekommen. aber andere leute meinten so etwas mal. interessantinteressant...
viel schlimmer finde ich die einkaufsbeduftung - dagegen kann man sich nicht wehren, weil man es nicht mal merkt.
einkaufsradio ist dagegen ein netter unterhaltungsfaktor...
da ich seit über zehn jahren nur mit biokaffee fahre, habe ich davon gar nichts mitbekommen. aber andere leute meinten so etwas mal. interessantinteressant...
viel schlimmer finde ich die einkaufsbeduftung - dagegen kann man sich nicht wehren, weil man es nicht mal merkt.
einkaufsradio ist dagegen ein netter unterhaltungsfaktor...
nnier,
Dienstag, 3. Februar 2009, 22:59
Ah, der Kaffee mal wieder ... seit ich eher ungeplant wieder in den Besitz einer anständigen Kaffeemaschine gekommen bin, die das Wasser erst richtig kocht, taste ich mich auch an den guten Filterkaffee wieder heran. (Eine Kaffeemühle fehlt mir noch, denn die frisch gemahlenen Bohnen bringen's natürlich wesentlich mehr.) Aber zur Röstdauer, es gibt ja so kleine Spezialröstereien, nur ist das dann leider auch 'ne Ecke teurer.
Einkaufsbeduftung: Eine der ganz schlimmen Zumutungen. Überall riecht's nach Orange, Zimt und Vanille. An die armen Mitarbeiter dort mag ich gar nicht denken. Aber manche Menschen hängen sich wiederum freiwillig Duftbäumchen ins Auto oder versprühen das Zeug in ihrer Wohnung. Da rauche ich lieber.
Einkaufsbeduftung: Eine der ganz schlimmen Zumutungen. Überall riecht's nach Orange, Zimt und Vanille. An die armen Mitarbeiter dort mag ich gar nicht denken. Aber manche Menschen hängen sich wiederum freiwillig Duftbäumchen ins Auto oder versprühen das Zeug in ihrer Wohnung. Da rauche ich lieber.
vert,
Donnerstag, 5. Februar 2009, 22:24
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