Sie wissen nur, dass diese Fotografien hohe Preise erzielen, sehr hohe sogar.Sollte man mal lesen.
Link zu diesem Beitrag (5 Kommentare) | Kommentieren [?]
kid37,
Dienstag, 27. Januar 2009, 00:15
Ich finde es nicht leicht, dazu eine einfache moralisch akzeptable Antwort zu finden. Das Thema ist komplex, jedenfalls wenn man nicht vorschnell der Interpretationslinie des NZZ-Autors folgt. Ich kenne die üblichen "Landser"-Fotos; ein Onkel von mir hat viel an der Westfront fotografiert, ich nehme an, die Bilder existieren noch. Ich selbst besitze ein kleines Konvolut an Fotos aus den beiden Weltkriegen (offenbar eine gutbürgerliche Familiengeschichte, die bis in die 60er Jahre reichte), das ich einmal auf dem Sperrmüll fand (ich konnte nicht alles mitnehmen, da lagen tütenweise Bilder). Auch auf Flohmärkten, im Gewühl der Wohnungsauflöser sieht man solche Bilder häufig, manchmal achtlos auf den Boden auf einen Haufen geworfen. Immerhin, Fotos mit den erwähnten Zwangsarbeitern sind mir auf diese Weise nicht untergekommen, die "üblichen" anderen (also die erwähnten "nackten Landser im Fluß") schon. Ja, man muß davon ausgehen, daß es tausende solcher Bilder gibt. Daß ihre Besitzer jetzt sterben und ihre Erbmasse nicht immer Angehörige findet, die damit umzugehen wissen. Daß vieles auf dem Müll, bei Entrümplern und bei Online-Auktionshäusern landet. Mir ist die Interpretation der NZZ, die da gleich einen quasi kriminellen, mindestens aber moralisch verwerflichen "Markt" wittert, zu voreilig. Was wäre die Alternative?
Gäbe es wirklich Historiker, die sich für die Tonnen an "Soldat vor Panzer"-Bilder, die als persönliche Andenken gedacht waren, interessieren? Die darin nach eventuell bedeutsamen Hinweisen suchen? Ich vermute, es gibt diese nicht einmal für all die schlimmen Bilder, die - wie beschrieben - Zwangsarbeiter und andere Greuel zeigen.
Ich hatte mal vor, mein gefundenes, alles in allem ja harmloses (?) Konvolut zu einer Bloggeschichte aufzuarbeiten, eine Jahrzehnte währende Familiengeschichte mit Ausflügen, Familienfeiern und Weltereignissen. Ich bin da leider nie zu gekommen. Ich habe das Zeug immerhin vor dem Müll gerettet.
(Andererseits: Diese Militaria-Szene wäre vielleicht wirklich mal einen Blick wert.)
Gäbe es wirklich Historiker, die sich für die Tonnen an "Soldat vor Panzer"-Bilder, die als persönliche Andenken gedacht waren, interessieren? Die darin nach eventuell bedeutsamen Hinweisen suchen? Ich vermute, es gibt diese nicht einmal für all die schlimmen Bilder, die - wie beschrieben - Zwangsarbeiter und andere Greuel zeigen.
Ich hatte mal vor, mein gefundenes, alles in allem ja harmloses (?) Konvolut zu einer Bloggeschichte aufzuarbeiten, eine Jahrzehnte währende Familiengeschichte mit Ausflügen, Familienfeiern und Weltereignissen. Ich bin da leider nie zu gekommen. Ich habe das Zeug immerhin vor dem Müll gerettet.
(Andererseits: Diese Militaria-Szene wäre vielleicht wirklich mal einen Blick wert.)
Link zu diesem Kommentar | Kommentieren [?]
nnier,
Dienstag, 27. Januar 2009, 10:16
Es ist kein einfaches Thema, ganz klar. Ich bin selbst jemand, der alte Fotos retten muss, der es nicht verstehen kann, wenn private Super-8-Filme irgendwo vertickt werden, denn, das muss man sich immer klar machen, Fotos und Filme waren damals sehr teuer und schon aus diesem Grund haben sich die Leute meistens etwas dabei gedacht, gerade dies und gerade so abzulichten. Und solche Ideen wie von Ihnen skizziert (eine fiktive Familiengeschichte mit gefundenen, zusammengehörenden Fotos) finde ich ganz wunderbar.
Wegwerfen sollte man die Fotos also nicht - was mir aufstößt, sind in der Tat die hässlichen Begleitumstände, die in dem Artikel geschildert werden. Wenn also der fröhliche Online-Marktplatz, auf dem sonst PC-Spiele und Sporttaschen gehandelt werden, in seiner bunten Optik und mit allem "3-2-1-meins"-Geblinke unterschiedslos genutzt wird, um marktschreierisch, "hier ganz besonders erniedrigend!", Fotos von entwürdigenden Szenen angepriesen werden. Es gibt da natürlich eine Wechselwirkung mit anderen Formen der Abstumpfung - und vermutlich hat es die paar Spinner auch schon immer gegeben, die privat irgendwelche originalen KZ-Requisiten gesammelt haben. Mich graust es allerdings vor den cleveren (Geschäfts-)Leutchen, die in obszöner Sprache die gezeigten Abscheulichkeiten anpreisen, besondere Merkmale mit Pfeilen hervorheben usw. - wie in dem Artikel geschildert; und da kommt mir dann schon das Wort vom Verschachern in den Sinn.
Wegwerfen sollte man die Fotos also nicht - was mir aufstößt, sind in der Tat die hässlichen Begleitumstände, die in dem Artikel geschildert werden. Wenn also der fröhliche Online-Marktplatz, auf dem sonst PC-Spiele und Sporttaschen gehandelt werden, in seiner bunten Optik und mit allem "3-2-1-meins"-Geblinke unterschiedslos genutzt wird, um marktschreierisch, "hier ganz besonders erniedrigend!", Fotos von entwürdigenden Szenen angepriesen werden. Es gibt da natürlich eine Wechselwirkung mit anderen Formen der Abstumpfung - und vermutlich hat es die paar Spinner auch schon immer gegeben, die privat irgendwelche originalen KZ-Requisiten gesammelt haben. Mich graust es allerdings vor den cleveren (Geschäfts-)Leutchen, die in obszöner Sprache die gezeigten Abscheulichkeiten anpreisen, besondere Merkmale mit Pfeilen hervorheben usw. - wie in dem Artikel geschildert; und da kommt mir dann schon das Wort vom Verschachern in den Sinn.
kid37,
Dienstag, 27. Januar 2009, 12:49
Ja, da haben Sie recht. In den Details wird es schnell sehr unangenehm.
vert,
Freitag, 30. Januar 2009, 05:03
ich empfinde den nzz-artikel auch als etwas alarmistisch. trotzdem enthält er ein paar richtige, wenn auch beunruhigend konsequente gedankengänge.
mein erster gedanke war: wer kauft das nur?
dass etwas im blingbling-style verramscht wird, hat man schon mal erlebt, auch wenn es dann geschmacklos und unwürdig rüberkommt. schließlich hört bei geld bekanntermaßen so einiges auf.
nur wer fühlt sich dann genau dadurch angesprochen und animiert, dann besonders viel dafür auszugeben?
und da sind wir dann tatsächlich wieder in der nzz.
(vielleicht. besser wär, wenn nicht)
mein erster gedanke war: wer kauft das nur?
dass etwas im blingbling-style verramscht wird, hat man schon mal erlebt, auch wenn es dann geschmacklos und unwürdig rüberkommt. schließlich hört bei geld bekanntermaßen so einiges auf.
nur wer fühlt sich dann genau dadurch angesprochen und animiert, dann besonders viel dafür auszugeben?
und da sind wir dann tatsächlich wieder in der nzz.
(vielleicht. besser wär, wenn nicht)
Link zu diesem Kommentar | Kommentieren [?]
nnier,
Freitag, 30. Januar 2009, 09:36
Für mich ist das auch nicht sensationell oder Grund für den großen Alarm, bzw. nicht mehr als viele andere alltäglich gewordene Dinge. Es reiht sich ein in die spaßige Entwürdigung im Dschungel-TV, das Ausschlachten menschlicher Dramen in der großen Zeitung, das Vorführen derangierter Menschen im nachmittäglichen Fernsehprogramm und so weiter. Wenn man mal kleineren Kindern zuguckt, wie sie solche Schadenfreudesendungen wir "Pannenshow" im TV ansehen, kann man sehen, wie sie trotz der daruntergelegten "lustigen" Comic-Geräusche bei den Szenen, in denen sich jemand offensichtlich sehr weh tut, nicht lachen, sondern Mitleid empfinden. (Sagt jemand, der gerne Tom & Jerry geguckt hat). Ich habe den Eindruck, dass einem dieses Mitempfinden (um "Mitleid" zu vermeiden) heute geradezu systematisch abtrainiert wird. Alles wird vertickt. Ein weiter Bogen, und man kann's nicht allein an dem in der NZZ behandelten Thema aufhängen. Das man ja in der Tat auch aus anderem Blickwinkel sehen kann. Dennoch, mir graust es.
Um hier kommentieren zu können, musst du bei blogger.de registriert sein. Das geht ganz schnell: Einfach auf Kommentieren klicken, dort "Noch nicht registriert?" anwählen und den gewünschten Benutzernamen und ein Passwort eingeben. Du kannst dann künftig in allen Blogs bei blogger.de kommentieren!