Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Adresslage
nnier | 27. Januar 2011 | Topic In echt
Wie ich der Faulheit halber mal eben im Internet nachlese, bezeichnete der Name Faulenstraße im Mittelalter eine "schmutzige, ungepflasterte Straße", und inzwischen ist es natürlich eine schmutzige, gepflasterte Straße, die erstaunlicherweise noch so heißen darf und nicht etwa in Ganz-Entspannt-Shoppen-Straße oder Cherryflow umbenannt wurde. Kein Wunder, dass Saturn damals dichtgemacht hat:

- Ich kaufe mir gleich ganz viel neue Unterhaltungselektronik!
- Wo denn?
- Bei Saturn!
- Igitt! Das ist doch in der Faulenstraße! Geht dir das psychoakustisch nicht voll gegen den Strich?
- Würg! "Faulenstraße" heißt die? Ist ja widerlich! Was soll ich jetzt bloß mit meinem Geld machen. Idee! Ich spende es dem Museum für neue Kunst Weserburg, das ist gleich um die Ecke.

In der Straßenbahn musste man täglich solchen Dialogen lauschen, und wenn aus dem Lautsprecher die gleichbleibend freundliche, global genormte weibliche Automatenstimme die Haltestelle "Faulenstraße" ankündigte, spürte man deutlich die Scham derjenigen, die dort aussteigen mussten. Mit ihren hochgeschlagenen Mantelkrägen sahen sie verlegen zu Boden wie jemand, der zu Intimchen wollte, diesem Erotikladen, der mir schon dadurch auffiel, dass er seine Angebote in derselben braunen Siebdruckschrift auf denselben gelben Pappen anpries wie die Mensa an der Universität ihr Stammessen 1. Die Mensa ist ja dann auch abgebrannt, ich sage "auch", weil in der Zeit wirklich blöde Sachen passiert sind, dauernd, da will man mal ein bisschen zündeln und später muss man hingehen und sagen: Papa, mir ist da was Blödes passiert. Und wo befand sich der Laden für Ehehygiene mit diesem knuffigen Kosenamen, Sie ahnen es bereits: In der Faulenstraße. Das kann doch alles kein Zufall mehr sein. Nachtigall!, hätte ich da gerne in den Laden reingerufen, ich weiß genau, wo ihr eure Schilder herhabt! Ich wollte die dann aber nicht in Verlegenheit bringen, das muss jeder selber entscheiden, ob er dazu stehen will, dass er Verbindungen zu jemandem hat, der an der Universität arbeitet.

Fährst du Jahre später mal wieder mit der Straßenbahn entlang, dort, wo die leeren Schaufensterfronten gähnen, dann sagt die globale Frauenstimme: "Nächster Halt: Radio Bremen."

[Jetzt irgendwie noch den Bogen zu google StretView

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jean stubenzweig, Donnerstag, 27. Januar 2011, 18:59
Fault die Weserburg denn auch schon dahin? Ich bin ja nicht mehr auf dem laufenden, seit der alte Direktor auch auf der faulen Haut liegt.

Überhaupt scheint in Bremen einiges im Faulen zu liegen. Na ja, Sie nicht.

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nnier, Donnerstag, 27. Januar 2011, 23:36
Oh, doch, ich liege so faul, dass ich die brillanten Wendungen in diesem Artikel glatt weggelassen und ihn statt dessen auf fauligen Sand gebaut habe.

HAVING BEEN BUILT ON SAND
WITH ANOTER BASE (BASIS) IN FACT

AUF SAND GEBAUT
TATSÄCHLICH (AUS) AUF ANDEREM GRUND

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jean stubenzweig, Freitag, 28. Januar 2011, 06:01
Bei aller (Ihrer) Brillanz: Meine Frage nach der fauligen Weserburg haben Sie aber nicht beantwortet. Dieser linken Seite ist jedenfalls nichts zu entnehmen: «Keine Presse-Veröffentlichungen gefunden.» Wissen möchte ich, nach Ihrer Andeutung, ob die nun tatsächlich den Sand essen müssen, auf den sie gebaut haben?

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nnier, Freitag, 28. Januar 2011, 10:19
Ich weiß darüber zu wenig, hatte nur im Hinterkopf, dass in den letzten Jahren immer mal Meldungen über Verkäufe zu lesen waren. Das war aber eine Anspielung, die ich so bewusst gar nicht machen wollte. So, und nun setze ich mich wieder in meinen bequemen Faltsessel an die Weser, denn ich bin wirklich faul - mehr als nach Komplimenten zu fischen ist momentan nicht drin.

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jean stubenzweig, Freitag, 28. Januar 2011, 17:44
Ach, na ja, mittlerweile kennt auch die öffentlich-rechtliche Gesellschaft kein Tabu mehr. Es gibt genügend (Kultur-)Politiker, die der Meinung sind, alles (bis auf die Banken) habe sich selbst zu finanzieren. Bei der Weserburg kommt allerdings erschwerend hinzu, daß sie ohnehin von Anfang an als Museum der Privatsammlungen konzipiert war. Da scheint es noch leichter zu fallen, Schamschwellen zu überwinden.

Ein schöner Liegeplatz da an der Weser vor der alten Hütte.

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nnier, Dienstag, 15. Februar 2011, 12:25
(Zur Ergänzung)

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venice_wolf, Freitag, 28. Januar 2011, 16:52
Zu Saturn kann ich nur sagen: neulich fand ich in der magmatischen Innenwelt meiner Lagerräume so ein kleines Gerät, so gross wie eine Garagenfernsteuerung, Mausgrau, das mittels Infrarot ca 600 TV-Marken in Sekundenschnellee lahmlegt... knips....1...2...3 und finster ist die Kiste, ob Sony, Sharp, Voxson, Chianmei , Dingsda usw.
Gekauft habe ich damals das Ding um meine Nerven vor der Fussball WM vor einigen Jahren schützen.
Danach wieder bei der letzten Wahlkampagne.
Jetzt ist es wieder Zeit 2,90 Euro zu investieren um die Batterie zu wechseln und schon geht's wieder munter los.
Ausstellungen, Schaufenster, Lokale, Fussballmatch, Mediahandelsketten erwünscht (befreiend wenn eine TV Wand in Sekundenschnelle, eine Marke nach der anderen, den Geist aufgibt.).
Noch eindruckvoller ist es, wenn man vor 100 blabbernden TVs die Augen schliesst, sich konzentriert, tief Atmet, nach einem leichten Zittern und einer Zauberformel die Augen öffnet und dann hört wie die ersten Angestellten entzetzt fluchen weil sie mittels 100 Fernsteurungen alles wieder einschalten müssen.
Ich weiss das mancher werter Leser jetzt sowas begehrt.

Ich kann's Euch ja leihen...

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nnier, Freitag, 28. Januar 2011, 17:05
Das fällt doch bestimmt unter das Kriegswaffenkontrollgesetz!?

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vert, Samstag, 29. Januar 2011, 03:39
ist aber frei verkäuflich.
batterien auch.
(auch zum selber basteln)

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g., Samstag, 29. Januar 2011, 05:37
Intimchen?
Jessas, werden deutsche Innenstädte jetzt auch schon von Unterhosenläden überschwemmt? Aus Italien kennt man das ja, dass in den Fußgängerzonen und Einkaufsstraßen ein Dessousladen den anderen toppt, per Uomo, per Donne, immer schön abwechselnd. Aber an der Weser? Wenn ich mir vorstelle, dass Ihr früherer Bürgermeister, wie hieß nochmals dieser freundliche Riese, der einem beim Händeschütteln die Hand zerquetscht? mal eben zu Intimchen radelt, um sich eine neue Unterbux kauft. Also ich weiß ja nicht.

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nnier, Samstag, 29. Januar 2011, 13:14
Herr vert, das wird zu auffällig, am Ende merkt noch jemand, dass wir ein geheimes Schleichwerbenetzwerk in der Blogszene betreiben!

g., das war mehr so der klassische Fachhandel für Ehehygiene mit zugeklebten Schaufenstern und hochfrequentiertem Hintereingang. Der radelnde Riese, dessen Umarmungen keiner entgehen konnte, gehört übrigens nach wie vor zum Stadtbild.

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vert, Samstag, 29. Januar 2011, 18:10
die verlinkten kollegInnen brauche jeden cent, der big brother award ist teuer.

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venice_wolf, Samstag, 29. Januar 2011, 19:58
Naja, neben der Werbung ist auch ein philosophischer Hintergrund, denn vor allem hier in Italien brauchen wir so ein Zeug einfach um das telekratische System zu knacken. Es ist Ueberlebenssache nicht nur Jux und Gaude...
Also zum Original
http://www.tvbgone.com/cfe_tvbg_main.php

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