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Im vergangenen Jahr habe ich endlich wieder zum Lesen richtiger Bücher gefunden.
Früher kaum vorstellbar, dass ich das mal sage, denn ich habe immer für mein Leben gerne gelesen. Das ging schon vor der Schule los, ich war fasziniert von der Schreibmaschine meiner Eltern und brachte mir das Lesen und Schreiben selber bei. Seither habe ich gelesen, wann es nur ging: Wenn ich auf Kindergeburtstagen eingeladen war, verzog ich mich mit einem spannenden Buch in die Ecke. Wenn wir in den Urlaub fuhren, las ich, was in der Unterkunft zu finden war - Konsalik, Bastei-Romane, völlig egal. Ich wünschte mir jahrelang "Die drei ???" zum Geburtstag, häufte 500 Jerry-Cotton-Heftromane an, nahm auch die Auswahlbände von Reader's Digest, wenn es nichts anderes gab, und traf durch die schiere Menge zwischendurch auf richtig gute Literatur.
Eine der frühesten und zugleich beeindruckendsten literarischen Erfahrungen war "Der Bahnwärter Sandomir" von Günter Bruno Fuchs: Da merkte schon mein Grundschüler-Ich, dass hier jemand eine ganz eigentümliche, eigene Welt aufspannt, und dass die interessanten Abenteuer nicht nur im Weltraum oder bei der Verbrecherjagd stattfinden, sondern auch in einer ganz anderen Sicht auf diese Welt bestehen können.
Nicht mal der Deutschunterricht konnte mir die Freude am Lesen verderben, auch wenn ich mich an kaum ein Lektürestück erinnere, das ich damals gerne gelesen hätte: Aber das mag am Setting liegen, schließlich bin ich auch erst nach dem Schulabschluss ins Deutsche Museum gegangen und habe mir das Modell mit der Großmolkerei und Milchabfüllung angesehen, sehr interessant! - ein Jahr vorher hätte ich laut gekotzt, wenn sie uns da hingeschleppt hätten. Also sorry an Frank Wedekind und Co.
(Jedoch waren nicht mal 30 Jahre vergangen, als die Scharte ausgewetzt werden konnte, weil meine Tochter im Englischunterricht etwas zu der Kurzgeschichte "How Muster-Master Stoneman Earned His Breakfast" von Price Warung ausarbeiten musste. Ich wollte das Entstehungsdatum -1892!- kaum glauben, weil sie so modern geschrieben ist. Dieser Punkt geht klar an die Schule.)
Im todlangweiligen Studium (ja, ich bin selber schuld) traf ich immerhin auf Dostojewskij und freute mich kunst- und kulturpsychologisch über die genaue Figurenzeichnung in "Der Idiot", fühlte mich von den ersten Houellebecqs und Maxon Crumb bereichert, las parallel weiter massenhaft leichtes Zeug wie die Montalbano-Krimis von Andrea Camilleri, und so hätte das immer weitergehen können - wenn ich nicht irgendwann aufgehört hätte.
Natürlich nicht komplett: Aber plötzlich blieb ein so faszinierendes Werk wie "Unendlicher Spaß" nach 300 Seiten für Jahre neben meinem Bett liegen. Plötzlich blieb ich im ersten Band der Tagebücher von Samuel Pepys stecken, das seither in seinem Schuber vor sich hinstaubt. Hätte es nicht immer wieder etwas Tolles, Neues von Wolf Haas gegeben, wer weiß, vielleicht hätte ich das Lesen ganz verlernt. Statt dessen Serien, jahrein, jahraus - tolle Sachen gibt's da, kennen Sie netflix?
Ich räumte meine Regale aus, bestückte öffentliche Bücherschränke, stellte Bananenkisten an die Straße: Nur, weil ich das mal gelesen habe, muss ich es nicht ein Leben lang aufbewahren! Raus damit, es fühlte sich gut und richtig an, aber, aua!, kaum war sie weg, meine Poe-Gesamtausgabe, hätte ich so gerne mal wieder "Der Untergang des Hauses Usher" gelesen!
Irgendwas hat sich im letzten Jahr wieder gedreht. Ich habe einen riesigen Stapel, davon nehme ich nun tatsächlich wieder etwas in die Hand, setze mich nach Jahren sogar nachmittags mit Buch in einen Sessel und - lese. Welcome back.
Gestern abend fuhr ich raus, beendete das Jahr mit Standheizung und einem Stück "Coming of Karlo", und ich weiß schon genau, was ich heute nachmittag mache.
Früher kaum vorstellbar, dass ich das mal sage, denn ich habe immer für mein Leben gerne gelesen. Das ging schon vor der Schule los, ich war fasziniert von der Schreibmaschine meiner Eltern und brachte mir das Lesen und Schreiben selber bei. Seither habe ich gelesen, wann es nur ging: Wenn ich auf Kindergeburtstagen eingeladen war, verzog ich mich mit einem spannenden Buch in die Ecke. Wenn wir in den Urlaub fuhren, las ich, was in der Unterkunft zu finden war - Konsalik, Bastei-Romane, völlig egal. Ich wünschte mir jahrelang "Die drei ???" zum Geburtstag, häufte 500 Jerry-Cotton-Heftromane an, nahm auch die Auswahlbände von Reader's Digest, wenn es nichts anderes gab, und traf durch die schiere Menge zwischendurch auf richtig gute Literatur.
Eine der frühesten und zugleich beeindruckendsten literarischen Erfahrungen war "Der Bahnwärter Sandomir" von Günter Bruno Fuchs: Da merkte schon mein Grundschüler-Ich, dass hier jemand eine ganz eigentümliche, eigene Welt aufspannt, und dass die interessanten Abenteuer nicht nur im Weltraum oder bei der Verbrecherjagd stattfinden, sondern auch in einer ganz anderen Sicht auf diese Welt bestehen können.
Nicht mal der Deutschunterricht konnte mir die Freude am Lesen verderben, auch wenn ich mich an kaum ein Lektürestück erinnere, das ich damals gerne gelesen hätte: Aber das mag am Setting liegen, schließlich bin ich auch erst nach dem Schulabschluss ins Deutsche Museum gegangen und habe mir das Modell mit der Großmolkerei und Milchabfüllung angesehen, sehr interessant! - ein Jahr vorher hätte ich laut gekotzt, wenn sie uns da hingeschleppt hätten. Also sorry an Frank Wedekind und Co.
(Jedoch waren nicht mal 30 Jahre vergangen, als die Scharte ausgewetzt werden konnte, weil meine Tochter im Englischunterricht etwas zu der Kurzgeschichte "How Muster-Master Stoneman Earned His Breakfast" von Price Warung ausarbeiten musste. Ich wollte das Entstehungsdatum -1892!- kaum glauben, weil sie so modern geschrieben ist. Dieser Punkt geht klar an die Schule.)
Im todlangweiligen Studium (ja, ich bin selber schuld) traf ich immerhin auf Dostojewskij und freute mich kunst- und kulturpsychologisch über die genaue Figurenzeichnung in "Der Idiot", fühlte mich von den ersten Houellebecqs und Maxon Crumb bereichert, las parallel weiter massenhaft leichtes Zeug wie die Montalbano-Krimis von Andrea Camilleri, und so hätte das immer weitergehen können - wenn ich nicht irgendwann aufgehört hätte.
Natürlich nicht komplett: Aber plötzlich blieb ein so faszinierendes Werk wie "Unendlicher Spaß" nach 300 Seiten für Jahre neben meinem Bett liegen. Plötzlich blieb ich im ersten Band der Tagebücher von Samuel Pepys stecken, das seither in seinem Schuber vor sich hinstaubt. Hätte es nicht immer wieder etwas Tolles, Neues von Wolf Haas gegeben, wer weiß, vielleicht hätte ich das Lesen ganz verlernt. Statt dessen Serien, jahrein, jahraus - tolle Sachen gibt's da, kennen Sie netflix?
Ich räumte meine Regale aus, bestückte öffentliche Bücherschränke, stellte Bananenkisten an die Straße: Nur, weil ich das mal gelesen habe, muss ich es nicht ein Leben lang aufbewahren! Raus damit, es fühlte sich gut und richtig an, aber, aua!, kaum war sie weg, meine Poe-Gesamtausgabe, hätte ich so gerne mal wieder "Der Untergang des Hauses Usher" gelesen!
Irgendwas hat sich im letzten Jahr wieder gedreht. Ich habe einen riesigen Stapel, davon nehme ich nun tatsächlich wieder etwas in die Hand, setze mich nach Jahren sogar nachmittags mit Buch in einen Sessel und - lese. Welcome back.
Gestern abend fuhr ich raus, beendete das Jahr mit Standheizung und einem Stück "Coming of Karlo", und ich weiß schon genau, was ich heute nachmittag mache.
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Es ist einige Jahre her, da erhielt ich eines Abends einen dringlichen Anruf. Er sitze gerade mit Kollegen beim Kaltgetränk, sprach der Anrufer, und man könne sich in einer wichtigen Frage nicht einigen: Wie ich denn darüber dächte? Habe die Progressive-Phase von Genesis bereits 1975 mit dem Weggang Peter Gabriels geendet, oder erst zwei Alben später, als sich Steve Hackett von der Band trennte?
Manchmal verstehe ich die Leute nicht. Ganz eindeutig kamen mit A Trick Of The Tail (1976) und Wind And Wuthering (1977) noch zwei kristallklare Exemplare aus dem Genre Progressive, da spielt der Sängerwechsel keine Rolle, und schon mit Peter Gabriel hatte man sich auf The Lamb Lies Down On Broadway hin zu einer Abfolge von kürzeren, konventioneller strukturierten Songs mit Refrain entwickelt, die teilweise auch außerhalb des Albumkontextes funktionieren - und dennoch sind genügend Prog-Elemente zu finden, wie längere Instrumentalpassagen, verstiegene Texte, komplexe Rhythmen und überraschende Taktwechsel, vor allem aber dieses übergreifende Albengefühl, unter anderem dadurch, dass Melodiefragmente und Klänge aus früheren Stücken an späterer Stelle wieder aufgenommen werden.
Steve Hackett war der prototypische Prog-Gitarrist, sitzend über die Gitarre gebeugt, das Kassengestell im Gesicht, einen größeren habituellen Abstand zu den extrovertierten, phallischen E-Gitarrenhelden der Hard- und Glamrocker konnte man sich schwerlich vorstellen. Noch heute wird er von Kennern als einer der am meisten unterschätzten Rockmusiker überhaupt gepriesen - u.a. für bestimmte, von ihm wohl erfundene, Spieltechniken wie das sogenannte Sweeping und Tapping. Kann sein, ich bin da auf der technischen Seite nicht so bewandert, mag aber seine Gitarrenarbeit auf den insgesamt sechs Genesis-Alben, an denen er beteiligt war, sehr gerne.
Als erstes Mitglied der Band brachte er ein Soloalbum heraus, frustriert von den Begrenzungen der stocksteifen Privatschülercombo, und nach seinem Ausstieg 1978 sein zweites, für mich bestes Album mit dem Titel Please Don't Touch. Danach kam nicht mehr viel, das mich interessiert hat, es sind zahllose Alben und er hat seine Kultgefolgschaft, die jedes kurze Genesis-Zitat auf seinen Konzerten bejubelt, aber das besagte Album erschien jüngst auf meiner inneren Playlist. Man weiß ja nie, woran es liegt, dass nach einer Latenzzeit von 10 oder 20 oder 30 Jahren plötzlich und sehr intensiv das Verlangen nach genau diesem einen, bestimmten Stück Musik aufkommt und sich dann wochenlang nicht stillen lässt. Nun also Please Don't Touch auf Heavy Rotation.
Schon die erste Seite ist erfreulich, da sind unerwartet flotte Liedchen wie zum Einstieg mit dem Gastsänger Steve Walsh von Kansas oder von Hackett selbst mit Stimmverzerrer gesungen, und da geht's eben schon los, am Ende dieses Liedes ist so etwas wie eine Jahrmarktsorgel zu hören, auf die man später zurückkommen wird.
Eine durchgängige Suite, und das ist nun mal das eigentlich Schöne am Prog, ist dann die zweite Seite: Vollkommen unerwartet geht es mit einem angejazzten Song mit der damals noch unbekannten Gastsängerin Randy Crawford los, normalerweise nichts für mich, hier passt aber alles und es werden zwischendurch klangliche Vorbereitungen getroffen, die für das zentrale Stück dieser Seite, Please Don't Touch noch wichtig werden, das nach einem instrumentalen Übergangsstück folgt. Und kaum fragt man sich, was danach noch kommen soll, wird ein weiterer sehr schöner Übergang angefügt, der zum unerwarteten Ende hinleitet.
Richie Havens ist so ein Name, den man kennen kann, aber vielleicht nicht unbedingt sofort zuzuordnen weiß. Hier freue ich mich seit Tagen wieder über seine großartige und absolut zu dem opulenten Icarus Ascending passende Stimme, mit allen "Hmmmms" und "Ooooohs", natürlich könnte das ein konventionelles Lied bleiben, aber es gibt jede Menge Bombast, ein falsches Ende und Rückgriffe auf Sounds und Akkorde der vorangegangenen Stücke, alles wie es sein muss.
Und selbstverständlich interessiert das 45 Jahre alte Zeug keine Sau. Aber mir gefällt's.
Manchmal verstehe ich die Leute nicht. Ganz eindeutig kamen mit A Trick Of The Tail (1976) und Wind And Wuthering (1977) noch zwei kristallklare Exemplare aus dem Genre Progressive, da spielt der Sängerwechsel keine Rolle, und schon mit Peter Gabriel hatte man sich auf The Lamb Lies Down On Broadway hin zu einer Abfolge von kürzeren, konventioneller strukturierten Songs mit Refrain entwickelt, die teilweise auch außerhalb des Albumkontextes funktionieren - und dennoch sind genügend Prog-Elemente zu finden, wie längere Instrumentalpassagen, verstiegene Texte, komplexe Rhythmen und überraschende Taktwechsel, vor allem aber dieses übergreifende Albengefühl, unter anderem dadurch, dass Melodiefragmente und Klänge aus früheren Stücken an späterer Stelle wieder aufgenommen werden.
Steve Hackett war der prototypische Prog-Gitarrist, sitzend über die Gitarre gebeugt, das Kassengestell im Gesicht, einen größeren habituellen Abstand zu den extrovertierten, phallischen E-Gitarrenhelden der Hard- und Glamrocker konnte man sich schwerlich vorstellen. Noch heute wird er von Kennern als einer der am meisten unterschätzten Rockmusiker überhaupt gepriesen - u.a. für bestimmte, von ihm wohl erfundene, Spieltechniken wie das sogenannte Sweeping und Tapping. Kann sein, ich bin da auf der technischen Seite nicht so bewandert, mag aber seine Gitarrenarbeit auf den insgesamt sechs Genesis-Alben, an denen er beteiligt war, sehr gerne.
Als erstes Mitglied der Band brachte er ein Soloalbum heraus, frustriert von den Begrenzungen der stocksteifen Privatschülercombo, und nach seinem Ausstieg 1978 sein zweites, für mich bestes Album mit dem Titel Please Don't Touch. Danach kam nicht mehr viel, das mich interessiert hat, es sind zahllose Alben und er hat seine Kultgefolgschaft, die jedes kurze Genesis-Zitat auf seinen Konzerten bejubelt, aber das besagte Album erschien jüngst auf meiner inneren Playlist. Man weiß ja nie, woran es liegt, dass nach einer Latenzzeit von 10 oder 20 oder 30 Jahren plötzlich und sehr intensiv das Verlangen nach genau diesem einen, bestimmten Stück Musik aufkommt und sich dann wochenlang nicht stillen lässt. Nun also Please Don't Touch auf Heavy Rotation.
Schon die erste Seite ist erfreulich, da sind unerwartet flotte Liedchen wie zum Einstieg mit dem Gastsänger Steve Walsh von Kansas oder von Hackett selbst mit Stimmverzerrer gesungen, und da geht's eben schon los, am Ende dieses Liedes ist so etwas wie eine Jahrmarktsorgel zu hören, auf die man später zurückkommen wird.
Eine durchgängige Suite, und das ist nun mal das eigentlich Schöne am Prog, ist dann die zweite Seite: Vollkommen unerwartet geht es mit einem angejazzten Song mit der damals noch unbekannten Gastsängerin Randy Crawford los, normalerweise nichts für mich, hier passt aber alles und es werden zwischendurch klangliche Vorbereitungen getroffen, die für das zentrale Stück dieser Seite, Please Don't Touch noch wichtig werden, das nach einem instrumentalen Übergangsstück folgt. Und kaum fragt man sich, was danach noch kommen soll, wird ein weiterer sehr schöner Übergang angefügt, der zum unerwarteten Ende hinleitet.
Richie Havens ist so ein Name, den man kennen kann, aber vielleicht nicht unbedingt sofort zuzuordnen weiß. Hier freue ich mich seit Tagen wieder über seine großartige und absolut zu dem opulenten Icarus Ascending passende Stimme, mit allen "Hmmmms" und "Ooooohs", natürlich könnte das ein konventionelles Lied bleiben, aber es gibt jede Menge Bombast, ein falsches Ende und Rückgriffe auf Sounds und Akkorde der vorangegangenen Stücke, alles wie es sein muss.
Und selbstverständlich interessiert das 45 Jahre alte Zeug keine Sau. Aber mir gefällt's.
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Nach Adelaide habe ich es nicht geschafft, und das schmerzt, wenn man die Konzertberichte liest, aber doch nach Neuenkirchen-Vörden. Downscaling, nicht ganz freiwillig, aber vielleicht eine gute Übung: Eines Tages sitzt du in deinem Kämmerlein und hast nur noch deine Erinnerungen.
Vorbei die Zeiten, in denen du spontan ins Auto gehüpft bist, um ohne Ticket auf Verdacht zu so einem Geheimkonzert zu fahren, in Stockholm, oder - halt! - war es doch Kopenhagen, bieg erst mal hier ab, ich bin gerade nicht mehr ganz sicher (Kids: Das war lange vor dem Internet).
Es reicht aber noch dafür, an einem gemütlichen Wärmflaschensamstagnachmittag irgendwann unter seiner Decke hervorzukriechen, sich mit Kaffee und Dusche in die Vertikale zu dopen und den Namen eines unbekannten niedersächsischen Provinzorts ins Navigationssystem zu tippen.
Mit etwas Fantasie ist es wie damals im Cavern, klein und heimelig, Eintritt ("AK 22.- EUR") und Getränkepreise inflationsfreundlich, dafür kannst du in Adelaide nicht mal parken, und man lernt die Kulturbahnhöfe und Dorfgemeinschaftshäuser des Landes kennen: Gnadenlos unterschätzt!
Die sympathische Tribute-Band gehört schon lange zu den festen Posten im Jahreslauf. Einmal jährlich sind sie in Bremen, dazwischen passt die eine oder andere Landpartie, es ist ein wenig wie Weihnachten, da gibt's auch keine großen Überraschungen, aber man freut sich doch wieder drauf.
Das Publikum ältere Herrschaften, und komisch: Ich soll genauso alt sein wie die! Auf der Bühne ein neues Gesicht, an das man sich gewöhnen muss - aber das haben wir schon mal geschafft, damals im Cavern mit Pete Best. Und jetzt einen ruhigen Sonntag, Erinnerungen einsortieren.
Vorbei die Zeiten, in denen du spontan ins Auto gehüpft bist, um ohne Ticket auf Verdacht zu so einem Geheimkonzert zu fahren, in Stockholm, oder - halt! - war es doch Kopenhagen, bieg erst mal hier ab, ich bin gerade nicht mehr ganz sicher (Kids: Das war lange vor dem Internet).
Es reicht aber noch dafür, an einem gemütlichen Wärmflaschensamstagnachmittag irgendwann unter seiner Decke hervorzukriechen, sich mit Kaffee und Dusche in die Vertikale zu dopen und den Namen eines unbekannten niedersächsischen Provinzorts ins Navigationssystem zu tippen.
Mit etwas Fantasie ist es wie damals im Cavern, klein und heimelig, Eintritt ("AK 22.- EUR") und Getränkepreise inflationsfreundlich, dafür kannst du in Adelaide nicht mal parken, und man lernt die Kulturbahnhöfe und Dorfgemeinschaftshäuser des Landes kennen: Gnadenlos unterschätzt!
Die sympathische Tribute-Band gehört schon lange zu den festen Posten im Jahreslauf. Einmal jährlich sind sie in Bremen, dazwischen passt die eine oder andere Landpartie, es ist ein wenig wie Weihnachten, da gibt's auch keine großen Überraschungen, aber man freut sich doch wieder drauf.
Das Publikum ältere Herrschaften, und komisch: Ich soll genauso alt sein wie die! Auf der Bühne ein neues Gesicht, an das man sich gewöhnen muss - aber das haben wir schon mal geschafft, damals im Cavern mit Pete Best. Und jetzt einen ruhigen Sonntag, Erinnerungen einsortieren.
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Jetzt ist es einige Tage her, ich kann wieder atmen, und es ist diesmal wahnsinnig schnell gegangen: Die Phase der Neugier, dann eine der Verarbeitung, in der ich die ständige Frage "UND?" noch mit abgewogenen Worten ("Schön, nicht weltbewegend, war auch klar, aber dennoch") beantworten konnte. Dann der Moment, in dem es mich erwischt: Ja, es ist unerwartet schön, John noch mal so kristallklar zu lauschen - aber wenn an dieser einen, subtilen Stelle Paul einsetzt, "of you", knackt es mich, später noch mal, "will love you". Es steckt exakt alles darin, der Zusammenklang dieser beiden Stimmen öffnet die Schleusen, der Himmel ist ganz nah. Mehr will ich nicht, mehr brauche ich nicht, danke, Gott!
Zu der Frage, ob das ein Beatleslied ist, gibt es unterschiedliche, wohlbegründete Ansichten. Ich schließe mich dem Rolling Stone an:
“Now and Then” could have been cheap or cloying or overblown, but instead, it’s a pained, intimate adult confession. You can hear why Paul never forgot this song over the years, and why he couldn’t let it go. You can also hear why he knew this needed to be a Beatles song, and how right he was to pursue his mad quest to the end. In other words, it’s a real Beatles song, adding one more classic to the world’s greatest musical love story.
Tatsächlich habe ich das Lied erstaunlich schnell in meinen inneren Kanon aufgenommen (während z.B. "Real Love" für mich klipp und klar nach einem aufgeplusterten Demo klingt und ein angestückelter Fremdkörper bleibt). Warum ich bei aller Künstlichkeit und Ingenieurskunst, die dem neuen Stück innewohnt (an einer Stelle im Making-Of-Video sagt Ringo so etwas wie: "Paul sent me the files, I played the drums" - nicht mal diese beiden waren also in einem Raum), ein solches Beatles-Gefühl erlebe, erklärt sich aber am besten hierdurch:
Es ist eine Beatles-Melodie, ganz eindeutig, und Paul hat ein paar kluge künstlerische Entscheidungen getroffen, so z.B. den Teil "I don't want to lose you ..." aus Johns Demo komplett wegzulassen oder die Geschwindigkeit des Songs etwas zu erhöhen. Er weiß, was einen guten Song ausmacht, und dass dazu neben Inspiration auch Handwerk gehört, dafür war er sich nie zu schade. Zum großen Glück.
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Ihr sagt dann wieder, es ginge ums Geld. Dazu sage ich nur, man kann das gar nicht zurückzahlen.
Im November 1995 lief alles auf die groß angekündigte Anthology zu, und ich glaubte, den sechs Jahre zurückliegenden, lebensverändernden Schock inzwischen halbwegs verarbeitet zu haben.
Außerdem: Jeff Lynne, und ich kannte Johns verrauschte Skizze von irgendwelchen Bootlegs. Das konnte ja nach all dem Hype vorab nur enttäuschen, also besser nichts erwarten!
Abends endlich alleine, legte ich die frisch gekaufte CD ein. Natürlich klangen die eröffnenden Schläge auf der Snaredrum genau so, wie man es bei einer Jeff-Lynne-Produktion erwartet hat. Georges Slide-Gitarre setzt ein, dann der dünne Geistergesang des seit 15 Jahren toten John, bald begleitet vom ebenso dünnen Falsett der mittelalten Herren Harrison und McCartney: Ich weiß noch, wie sich ganz leise die Vorahnung einer kleinen Enttäuschung einstellen wollte.
Es hat mich umso voller erwischt, genau an dieser Stelle. Wenn der älter gewordene Paul einsetzt und die Bridge singt, trifft mich das ins Mark, das hat sich bis heute nicht verändert. Ja, es ist ein mittelmäßiges Lied, und ich bin zutiefst dankbar, dass sie es zu Ende gebracht haben.
Später singt George eine abgekürzte Version derselben Bridge, und bevor man sich fragen kann, ob es davor schon ein Lied gegeben hat, in dem alle drei, John, Paul und George, jeweils einzeln zu hören sind, setzt die Gitarre von George zum weinenden Solo an, und im Hintergrund ist wieder 1967, das hört man ganz deutlich.
Ich habe buchstäblich Tage gebraucht, um mich davon zu erholen.
So war das, ihr Zyniker, bald ist wieder November, und ich sollte mir wohl ab Donnerstag besser freinehmen.
Im November 1995 lief alles auf die groß angekündigte Anthology zu, und ich glaubte, den sechs Jahre zurückliegenden, lebensverändernden Schock inzwischen halbwegs verarbeitet zu haben.
Außerdem: Jeff Lynne, und ich kannte Johns verrauschte Skizze von irgendwelchen Bootlegs. Das konnte ja nach all dem Hype vorab nur enttäuschen, also besser nichts erwarten!
Abends endlich alleine, legte ich die frisch gekaufte CD ein. Natürlich klangen die eröffnenden Schläge auf der Snaredrum genau so, wie man es bei einer Jeff-Lynne-Produktion erwartet hat. Georges Slide-Gitarre setzt ein, dann der dünne Geistergesang des seit 15 Jahren toten John, bald begleitet vom ebenso dünnen Falsett der mittelalten Herren Harrison und McCartney: Ich weiß noch, wie sich ganz leise die Vorahnung einer kleinen Enttäuschung einstellen wollte.
Es hat mich umso voller erwischt, genau an dieser Stelle. Wenn der älter gewordene Paul einsetzt und die Bridge singt, trifft mich das ins Mark, das hat sich bis heute nicht verändert. Ja, es ist ein mittelmäßiges Lied, und ich bin zutiefst dankbar, dass sie es zu Ende gebracht haben.
Später singt George eine abgekürzte Version derselben Bridge, und bevor man sich fragen kann, ob es davor schon ein Lied gegeben hat, in dem alle drei, John, Paul und George, jeweils einzeln zu hören sind, setzt die Gitarre von George zum weinenden Solo an, und im Hintergrund ist wieder 1967, das hört man ganz deutlich.
Ich habe buchstäblich Tage gebraucht, um mich davon zu erholen.
So war das, ihr Zyniker, bald ist wieder November, und ich sollte mir wohl ab Donnerstag besser freinehmen.
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