Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Freitag, 25. Dezember 2015
Der mit den zwei ^
nnier | 25. Dezember 2015 | Topic Gulp


Ach, so ist das! Wenn man Côtes du Rhône heißt, dann besteht man automatisch aus "aus mindestens 40 % Grenache Noir und mind. 15 % Syrah und/oder Mourvèdre" [Q]. Nicht, dass mir das besonders viel sagen würde, aber immerhin klärt das teilweise meine Frage, warum auf den Flaschen oft keine Rebsorten angegeben sind. Ich dachte immer, schön und gut, wenn man weiß, woher der Wein kommt - aber woraus er besteht, das würde einen doch auch interessieren!? Verschnitt also, mhm, und wenn man die geschützten Gegenden kennt, dann weiß man zumindest grob, was drin ist. Mhm.

Natürlich kann man das dann noch bis zum einzelnen Weingut und zur Bodenbeschaffenheit und zum Jahrgang herunterbrechen, das ist klar, und dieser hier ist also mehr so allgemein, mhm, aus dem Rhonetal und mit mindestens soundsoviel Prozent von irgendwas, mhm.

Schmeckt nicht schlecht - auf Anhieb sogar sehr entgegenkommend, trocken mit ordentlich Frucht, so dass man sich schon freuen will und die Flasche sehr schnell leer ist. Allerdings fehlt für die langfristige Begeisterung ein wenig Widerstand, etwas zum dran Kauen, die kleine Irritation in Mund oder Rachen: So ist er nicht mehr und nicht weniger als ein nettes Tröpfchen, das man gut trinken kann, ohne dass er bleibende Spuren im Gedächtnis hinterlässt.



Côtes du Rhône von 2011, 13,5%. Irgendwas mit Bio, vermutlich von Aldi, Preis unbekannt. Die Richtung stimmt, ganz nett, aber eher harmlos.

Ihnen allen frohe Weihnachten, übrigens!

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Samstag, 19. Dezember 2015
Throat Gagger
nnier | 19. Dezember 2015 | Topic Gulp


Oha. Ich bin alleine zu Hause, wollte den bloß mal probieren und aus rein wissenschaftlicher Neugier den Effekt des zweiten Tages prüfen. Also gestern abend notgedrungen a Glaserl vorab, und erst wollte ich gleich wieder abwinken: Gute Ansätze, aber zu dünn, zu körperlos! Über die Rebensorte Primitivo hatte ich einmal gelesen, dass sie genetisch dem Zinfandel gleicht, Italiener der eine, Amerikaner der andere, beide mit kroatischem Urahn. Denn eines der wenigen Dinge, die ich mir im Zusmmenhang mit Wein bisher merken konnte, war, dass mir ein Primitivo irgendwo und irgendwann nicht schlecht geschmeckt hat.

Trocken ist dieser hier sicherlich, was schon mal ein guter Anfang ist, aber von reifen Kirschen, Waldbeeren, Schokoaromen (wie die Anbieter behaupten) war erst mal gar nichts zu merken: Kein schlechter Stoff, aber doch etwas vordergründig, wollte ich noch sagen, und das mit der Schokolade brachte mich auf die Idee, mal mit einem Stück Edelbitter zu kontern: Oi! Das erweitert ja schon mal extrem das Spektrum, da ist ja plötzlich ein Resonanzraum, die beiden stärken sich wechselseitig, dranbleiben also.

Gegenüber so mancher anderen Flasche hat dieser hier den Vorteil, dass ich ihn erst vor wenigen Wochen gekauft habe, beim Discounter. Primitivo, dachte ich, kann nicht ganz verkehrt sein, dachte ich, und interessante Flasche, dachte ich: Zum Weinladen kannst du ja gehen, wenn du ein wenig herumgeschmeckt und schon mal so zwei, drei grundlegende Erfahrungswerte zur Verfügung hast, sonst quatschen die dich tot.

Das alles hat viel mit Vertrauen zu tun, man lässt ja sonst auch nicht gleich jeden ran: Erst Kino, Kaffeetrinken, die ganze Nummer. Die ersten vorsichtigen Küsse: Ganz toll, und auch Händchenhalten kann wunderschön sein, keine Frage! Ob und wann man seine ungeschützte Kehle präsentiert und genug Vertrauen hat, sich hinzugeben, gehört zu den Dingen, die man alleine entscheiden muss, sagt das den Kindern, und tut nichts, was ihr nicht tun wollt: Den Primitivo direkt ins Geschmackszentrum vordringen zu lassen, umweglos in den Rachen, wo er sich rücksichtslos ausbreitet, das muss man erst mal aushalten und ist eine intensive Erfahrung, zu der man bereit sein muss. Vergesst, was im vorderen Mundraum stattfindet, kippt ihn an der Zunge vorbei Richtung Larynx und Pharynx, ihr werdet es nicht bereuen.

Es ist mitten am Tag, der schmeckt mit jedem Glas besser, ist ja sonst nicht meine Art, so etwas, aber der geht direkt auf die Zwölf und den kleinen Rest brauche ich jetzt auch nicht mehr in der Flasche zu lassen, hicks.



Masseria Metrano Primitivo Salento von 2013, 14,5%, Lidl, ca. 8.- EUR. Sehr gut, mit Bitterschokolade oder kräftigem Käse noch besser.

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Donnerstag, 17. Dezember 2015
71@71:#28
nnier | 17. Dezember 2015 | Topic musiq


Ich habe zwei liebe Kinder, und so seltsam das ist, sie mochten von je her meine Musik.

Ich will gar nicht leugnen, dass mich das rührt. Denn auch wenn ich mir einbilde, ich wäre gegenüber japanischem Punkrock natürlich wahnsinnig tolerant gewesen, muss ich doch zugeben, dass die gemeinsame Freude an den schönen Liedern mein Herz weitet. Weihnachten diesmal ohne die Tochter: Kannst du mir einen USB-Stick mit Beatlesliedern schicken, ich will die endlich mal wieder in Ruhe hören? Da muss ich mir den Augenwinkel wischen, so freut mich das.

Es kommt ein neues McCartney-Album, erklärte ich mein mehrtägiges Lächeln vor nun auch schon wieder acht Jahren, und sie lächelten mit mir. Das erste Lied auf dem Album hat etwas Kindliches an sich, und ich meine nicht kindisch: Das ist der typische "No Fuss" - McCartney, der mir oft so viel näher ist als der perfektionierte und überproduzierte. Er ist es wieder mal alleine, hat also Spur für Spur selber eingespielt, und es klingt so, als habe er das nach dem Frühstück mit der jüngsten Tochter angefangen und abends fertig gehabt: Spaß am Klang der Mandoline, im Text keine großen Experimente, zwischendurch wird ein paar Takte gepfiffen, der seltsame Akkord* bringt ein wenig Textur, und das "Solo", drei Töne auf der E-Gitarre, ist auf eine Art und Weise unverschämt, die mich immer wieder grinsen lässt.

Bis dahin ein nett geklampftes Liedchen, das ich so schön mögen würde. Er wäre aber nicht der Paul, würde er sich nicht ans Schlagzeug setzen und zum Schluss noch etwas Dampf machen: Warte mal kurz, Kleine, das waren schon mal die Drums, jetzt legt der Papa grad noch ein paar Akkorde mit Bass und E-Gitarre unter das Ende, dann hab ich wieder Zeit für dich!

Spaß am Neuen, immer noch: Mandoline habe ich noch nie gespielt, mal ausprobieren - und dann einfach drauf los, statt sich von der eigenen Bedeutsamkeit lähmen zu lassen. Trivial? Harmlos? Ganz bestimmt, und ich freue mich, dass er's macht,

Platz 28: Dance Tonight (2007)

--
*Zu den Zeilen
You can come on to my place if you want to /
You can do anything you want to do"

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Sonntag, 13. Dezember 2015
Der frühe Stier
nnier | 13. Dezember 2015 | Topic Gulp


- Woher haben wir denn den hier?
- Zeig mal her
- Hier, so ne Literflasche
- Hab ich mal im Bioladen gekauft. Ist aber Jahre her.

Tja, und weil alles hoffnungslos ungerecht ist, kommen die Kandidaten hier unter den verschiedensten Voraussetzungen an: Lange falsch gelagert, dreimal weiterverschenkt, zum Kochen vom Discounter gekauft - ich habe bei den meisten einfach keine Ahnung mehr, wann und unter welchen Umständen sie den Weg zu mir gefunden haben. Und wenn vielleicht einer dabei ist, den man "jung" trinken muss, und plötzlich ist schon 2015: Pech, das ist hier wie beim ADAC, da gibt es nichts zu argumentieren!

Ich habe schon immer gerne mit Knallkörpern hantiert, und es war eine völlig normale Freizeitbeschäftigung, mitten im Sommer mit meinem Freund A. abends "noch eine Runde knallen" zu gehen. Im Keller kurz in den Jahresvorrat greifen, die Hosentaschen vollstopfen, durch die Straßen ziehen und es krachen lassen: Da konnte natürlich auch mal ein schnauzbärtiger Typ auftauchen, urplötzlich mit seiner schwarzen Plastiklederjacke vor einem stehen, und einen mit starken Worten auffordern, die "Munition" jetzt sofort in die große Pfütze da zu schmeißen; und völlig verdattert würde man die schönen Böller ins Wasser werfen, einen nach dem anderen, weil der da steht mit seiner Pilotensonnenbrille und den verschänkten Armen und beim Weggehen noch zischt, wir sollten das "ja nie wieder" machen, er warne uns, denn er sei vom ADAC.

Gesünder sterben, ganz mein Motto, und die Grünen setzen sich zu Recht dafür ein, dass deutsche Panzer nur noch mit Katalysator in den Krieg ziehen dürfen - warum also kein Biowein, Claim: Auch nicht viel schlechter als von richtigen Winzern, und wenn ich die Flasche öffne, mufft mir ein schlechter Käse entgegen. Im Glase dann ein Krätzer ohne Tiefe, alles bleibt oberhalb der Kehle, auch nach dem Schlucken. Dabei ist es doch so schön, wenn die Wärme durch den Körper schießt, das Wurzelchakra direkt mit dem geweiteten Schädel verbunden wird. Nix da, sagt der spanische Stier, ich trippel dir da vor dem Eingang der Speiseröre mal schön auf den Rezeptoren herum, bitter und nichtssagend, die Säure unangenehm, und kann sein, dass der in Spanien am Meer mit gegrilltem Fisch richtig gut schmeckt. Aber so würde ich sagen: Ab in die Pfütze damit, ich bin vom ADAC.



El Torito Tinto La Mancha von 2008, Tempranillo, 13,0%. Aus einem Bioladen, Preis unbekannt. Nicht so gut.

(Obwohl, nach dem dritten Glas, mit einem Stück Käse ...)

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Dienstag, 8. Dezember 2015
Red Nose Rohdaten
nnier | 08. Dezember 2015 | Topic Gulp
Sie kennen ja die Scherze über weiterverschenkte Rotweinflaschen, die irgendwann wieder bei einem selbst landen. Das Gleichgewicht fließt, manchmal stand ich im Laden und dachte, hmm, der sieht gut aus, kaufte eine Flasche, stellte sie zu den anderen, nahm sie Monate später (oder war es eine andere?) auf eine Party mit, bekam eine zum Geburtstag, stellte sie dazu, brauchte was für die Bratensoße, machte eine auf, trank einen Schluck, fand ihn gut oder nicht, wollte mir merken, vergaß doch wieder, war im Urlaub, probierte herum, fand Gefallen, kam nach Hause, war enttäuscht, und all das wird immer so weitergehen, wenn wir nicht langsam eine empirische Basis schaffen.



Man kann ja nicht ewig Sex haben, da muss was nachkommen, ich seh die doch da alle sitzen mit ihren geplatzten Adern in den seligen Gesichtern, die teilen ein Geheimnis, hinter das ich ("ein Beck's!") bislang nicht gekommen bin. Merlot Shmerlot, geh mir von der Hüfte, ich fange das ganz von vorne an, greife willkürlich in den Vorrat, und zu dokumentatorischen Sssswecken, hicks, gibt's dann immer Fotos und ein paar Daten, auf dass ich mich schpäter noch wieder an an den Schtoff erinnern kann oder paar Daten nachtragen. Weil ... Wenn man keine Ahnung hat, dann weiß man ja nichts. Verschteht ihr, dann kann man ja nur raten, ob Rioja jetzzz eine Sorte ist oder eine Landschaft. In Schpaaaanien, weiss do jeder.

Ist das normal, dass es einfach heißt: Rioja? Der gute Tropfen z.B. heißt Foronda Rioja Reserva 2008, bloß dass ich deswegen ja noch nicht weiß, welche Trauben das sind! Ist das normal? Weiß man das sowieso? Oder ist es nicht so wichtig? Kann ich mir nicht vorstellen. Aber bestimmt werde ich es noch herausbekommen.



Also öffnen wir mal eines dieser Verlegenheitsgeschenke, nichts für ungut, aber hast du doch selbst gesagt! Aufgeschraubt und dran geschnuppert, das riecht schon nach ein wenig Trockenheit und ein paar Waldbeeren, macht durchaus Hoffnung, interessiert Sie das überhaupt?, dieses ewige Weingequassel hat mich schon immer genervt: Ich rieche Brombeere! Im Abgang Thymian und Nelken!, wie diese Esoteriktypen, Ich spüre was! Und immer schön um den eigenen Bauchnabel kreisen!, und der erste Schluck enttäuscht gleich maßlos, ist wirklich nicht persönlich gemeint, aber über Geschmack lässt sich nicht streiten, das erinnert mich an diese eine Medizin, als ich Keuchhusten hatte. Da ist kein Körper, das ist vollkommen zweidimensional, von schnöder Bitterkeit geht's flach in Essigregionen, und kein doppelter Boden ist da und nichts folgt oder kontrapunktiert. Im Sommer geht so etwas vielleicht mit einem Stück Zucker und ein paar Eiswürfeln, aber für hier und jetzt ist das nichts. Was mich zu der Frage führt: Wohin mit all den angefangenen Flaschen?



Pfalz Pfalz Vier Jahreszeiten Blaufränkisch Rotwein halbtrocken von 2012, Deutscher Qualitätswein, 12,5%. Nicht so gut.

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