Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Mittwoch, 29. Juli 2015
You will want to
nnier | 29. Juli 2015 | Topic In echt
The school dress code for shorts, skirts and dresses is, the length must reach the tips of your thumbs when your arms are down at your side.
Mein mutiges Mädchen wird auf Reisen gehen, ein ganzes Jahr lang, und es ist nicht mehr lange hin. Wie ich mich mit dir freue, und wie schön es ist, das alles mit dir vorzubereiten, da wische ich mir höchstens mal heimlich den Augenwinkel. Deine liebste Freundin ist schon los, und ich staune, wie ihr das macht: Zielstrebig und selbstbewusst, auch wenn das alles mörderaufregend ist. Ich hätte mir in die Hose gemacht, damals, bei der Vorstellung, von zu Hause wegzugehen, so weit, so lange.

"You will want to pack shorts, skirts and dresses for the hot months", das ist eine Superformulierung, die wir mal semantisch abklopfen müssen: Ist das eine freundliche Empfehlung, eine schlichte Vorhersage, eine klare Aufforderung? Das kannst du mir dann alles erzählen, und es hat mir immer Spaß gemacht, mit dir über Sprache zu sprechen: Wie lustig, dass einer "battle" und "that'll" reimt! Und wie seltsam, dass die Amerikaner selber mit ihrem "their" und "there" genauso durcheinanderkommen wie mit "your" und "you're".

Ich habe euch eben noch zum Flöten gefahren und mit euch Hariboschlümpfe gegessen, ich habe euch gerade noch Gutenachtgeschichten vorgelesen, und jetzt fliegt die eine nach Süd- und die andere nach Nordamerika, kaum zu glauben, mit großen Koffern und blauen Blazern.

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Montag, 20. Juli 2015
Sie hätte geschwiegen
nnier | 20. Juli 2015 | Topic Ja nee
Dass sie ehrlich war, spielt keine Rolle. Das hätte sie auch im Privaten sein können. [Q]
Mich stört der Schicksalsboulevard ohnehin, und als vor einigen Jahren die tapfere Rückkehr der Moderatorin nach Aneurysma und monatelangem Koma inszeniert wurde, ging mir das durchaus auf die Nerven: Triumph des Willens, bzw.: Seht ihr, es geht doch, so der Subtext all der Auftritte, Berichte und Interviews damals. Dann noch das Ärgernis eines zu hoch dotierten Werbevertrages für eine Fernsehlotterie und ein unpassender Heiratsantrag vor laufender Kamera - bei aller Sympathie für ihr Schicksal und ihren Kampfeswillen, ich hätte nicht gedacht, dass ich mich mal mit Monica Lierhaus solidarisieren würde.

Da stolpere ich in der Boulevardabteilung meines E-Mail-Anbieters über das Interview mit zwei Vertretern von Behindertenverbänden: "Aussage kommt einem GAU gleich", schallt es mir in der Überschrift entgegen, und ich reibe mir die Augen: Da hat die Frau also gesagt, dass ihr ohne die Hirnoperation "vieles erspart geblieben" wäre - und das ist ein GAU, ein Größter Anzunehmender Unfall?
Auf die Bemerkung, dass sie ohne die Operation tot wäre, entgegnete Lierhaus: "Egal. Dann wäre mir vieles erspart geblieben." [Q]
"Denn die Botschaft, die ankam, ist: Ein Leben mit einer solchen Behinderung ist nicht lebenswert", heißt es natürlich sogleich in dem Interview, und ich bin relativ fassungslos. Jemand sagt: Es geht mir schlecht, jemand sagt: Ich bin unglücklich, ich wäre lieber tot, jemand sagt: Ich würde die Entscheidung heute anders treffen - und es "kommt an", dass "ein Leben mit einer Behinderung nicht lebenswert" sei!?

Mal kurz nachdenken: Was "ankommt", liegt nicht nur beim Absender, es liegt ebenso beim Empfänger - eine Binsenweisheit, doch frage ich mich, ob der Zwang zum "positiven Denken" inzwischen die öffentliche Kommunikation dermaßen beherrscht, dass eine schlichte und subjektive Aussage wie "Es geht mir beschissen" kaum noch getätigt werden kann, ohne sich dem Vorwurf des Defätismus auszusetzen. Denn alles stürzt sich allein auf die (vermeintliche) Wirkung einer solchen Aussage: "Jetzt sieht alles wieder nach Aussichtslosigkeit und ewigem Leid aus. Darum wäre es besser gewesen, sie hätte geschwiegen", heißt es in dem Interview - und Aussichtslosigkeit und langes Leiden darf es nicht geben, die darf man nicht empfinden, vor allem aber nicht äußern. Denn dann verlieren ja alle anderen sofort ihren Mut: "Sie hat aber mit ihrem Interview die Arbeit von vielen zunichte gemacht, die zeigen, dass auch ein Leben mit Behinderung lebenswert ist."

Ganz ehrlich: Ist das so einfach? Tickt ihr so einfach? Wenn jemand sagt: Alles scheiße bei mir, dann gebt ihr auf? Wenn jemand sagt: Alles super trotz Lähmung, dann bringt euch das gut drauf? Muss denn wirklich immer alles Propaganda sein, und sei es gut gemeinte? Fühlt sich das nicht manchmal etwas hohl an?

Ich hoffe, mir passiert so etwas nie. Und ich hoffe, wenn mir so etwas doch passiert, dass ich dann trotzdem unheimlich positiv drauf bin und von allen Seiten ganz doll unterstützt und ermutigt werde. Ich hoffe aber auch, dass ich verzweifelt sein und mein Schicksal verfluchen darf, ohne dass mir jemand vorwirft, dass ich meine Lebenssituation nicht annähme:
Für mich belegen Frau Lierhaus' Aussagen, dass sie ihre jetzige Lebenssituation nicht annimmt, sondern einem immerwährenden Vorher-Nachher-Vergleich unterwirft. Das ist nach einem solchen Einschnitt wie bei ihr normal. Aber nach fünf Jahren sollte diese Sichtweise nicht mehr dominieren.
Schicksalsschläge also bitte normgerecht innerhalb von max. fünf Jahren annehmen und vor allem nicht so laut schreien, das macht die Arbeit von ganz vielen Leuten zunichte. Danke für die Info.

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Sonntag, 12. Juli 2015
Mein Parkhotel
nnier | 12. Juli 2015 | Topic In echt


Ich muss noch das Bad fertigmachen, das ist die Sache: Das Kind geht für ein Jahr weg, da muss ich stark sein, und es kommen Gastkinder. Die sollen in Mexiko und Brasilien dann nicht herumerzählen, dass man in Bremen zwar annehmbare Hotels (sagt auch Bryan Ferry), aber keine funktionierenden Nasszellen habe.

Impfungen, Kreditkarte, Visum, Flugticket, Führungszeugnisse, eines hängt vom anderen ab und reichlich ist zu tun: Also bin ich nach Portugal geflogen, vor allem ist es da auch nicht so heiß.



Ihnen kann ich es ja erzählen: Wenn Sie in Portugal ein Appartement mieten und bekommen den Vermieternamen mitgeteilt, dann würden Sie doch auch denken, dass Elfrun ein portugiesischer Männername ist, richtig? Bom dia, Senhor Elfrun! Macht Ihnen dann eine blonde Frau die Tür auf und sagt: Hallo, ich bin Elfrun, dann fallen Ihnen auch Gudrun und Sigrun wieder ein und das Kinn herunter. Sie brauchen ein paar Sekunden, in denen Sie den blöden Witz mit Zehnrun und Zwölfrun nicht machen, sondern lieber den Mund wieder zu. Nachts bellen verrostete Hunde, spülen atlantische Wellen ans Ufer, kostet der Kaffee keinen Euro und schmeckt auch am Tage fantastisch: Ein brauchbares Land, dieses Portugal, und nach einer guten Woche war ich beinahe in Urlaubsstimmung. Also Rückflug.



Doch - da kann man was draus machen, eine internationale Jugendherberge z.B.! Als wenn man aber aus süßem Traum erwache und sich auf dem Rücken eines Pferdes wiederfinde: Ansatzlos zurück ins Rodeo, und die Krankenversicherung!, und die Schulanmeldung!, und ich sollte echt mal mit dem Bad weitermachen, da muss das mit dem gebrauchten Hotel leider noch etwas warten. Dann aber, diesmal wirklich.

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Mittwoch, 8. Juli 2015
Hap-pap-py
nnier | 08. Juli 2015 | Topic Ja nee
Dee-dee dee-dee dee
Da doo da-da da
Yeah, we're hap-pap-py
Da da da
Dee da doo dee da doo da doo da
Da doo da-da da
Dee da da dee da da

(Mungo Jerry, In the Summertime)

Eine der niedrigeren Existenzformen ist definitiv der Surflehrer. Schlimm auch das ewige Geschmiere mit der Sonnencreme. Schweiß und Sand. Wie sie auf ihren Strandmatten liegen. Postkoital grunzen. Sich träge umdrehen. Sonnenbrillen lupfen, Bikinis öffnen, mit dem Eis tropfen. Körpern hinterherglotzen, Plastikbälle schmeißen und noch blöd am Wasser entlangjoggen: Wie ich den Sommer gehasst habe, und wollte bloß in Ruhe den Untergang des Hauses Usher weiterlesen.

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Donnerstag, 18. Juni 2015
Shake it don't break it @73
nnier | 18. Juni 2015 | Topic Musiq
Es wird alles nicht einfacher, ich merke es selber, mal bricht die Stimme weg und mal das Standbein.



Und trotzdem immer wieder: Yeeeeaaaaaaaahhhh, und danke! Danke! We're gonna have a good time / Happy birthday to you!

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