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Ich pack sie / in ein Taxi
(Udo Lindenberg)
Man muss sich nur mal die ersten vier Singles anhören. Los geht es mit dem wenig dynamischen Love Me Do, klobig und grobgestrickt: So plee-eee-ee-eeeze - (plunk plunk) - Love me doho. Deutlich flotter kommt schon Please Please Me zur Sache, come on, whoa yeah, like I please you-hoo-hoo-hoo-hoo, jubilierend, unschuldig und ungestüm. Routiniert und zurückgenommen dann From Me To You, man beherrscht also sein Handwerk und hätte einfach so weitermachen können. Jedoch: Was kurz darauf mit She Loves You geschieht, ist ein Quantensprung, die Drumrolls und -breaks, der Harmoniegesang, das Gitarrenspiel um Kilometer weiterentwickelt, aus der Kreisklasse an die Bundesligaspitze in nur zehn Monaten.
Mein Leben wird erhellt durch diese Lieder. Ich neige meist den späteren Beatles zu, kann mich über all diese Brillanten nicht wieder einkriegen, das geht mit Revolver los und erreicht mit dem Finale von Abbey Road einen solchen Reinheitsgrad, dass die Kernschmelze drohte, da kam die Trennung gerade noch rechtzeitig. Und doch geht mir das Herz auf, wenn ich dieses zittrige Mundharmonika-Intro höre: Love, love me do ...
Ich muss manchmal Taxi fahren: Charakterstudien, sage ich Ihnen. Es ist inzwischen völlig normal, dass die Fahrer ohne zu fragen Musik anschalten, die Fenster nach eigenem Gusto hoch- und herunterfahren oder während der Fahrt ausgiebig telefonieren. Übelgelaunt preschen sie auf den Fahrgast zu, der beim Einsteigen freundlich einen guten Tag wünscht, starren schweigend hinaus, während man sich anschnallt und das Ziel nennt, brausen abrupt los und wählen exakt die Route, die mit großer Sicherheit in einen quälenden Stau führt. In diesem regen sie sich auf und beginnen auf die Welt zu schimpfen. Das Taxameter tickt, man beginnt eine kleine Trance und schaut von oben auf die werktätige Welt, in der man unterwegs ist, Ameise unter Ameisen. Wie da jeder über Wasser bleiben will. Wie die Männer auf die Frauen schimpfen. Wie die Radfahrer die Autofahrer hassen. Wie der eine sich vor der Arbeit drückt. Wie der andere heimlich trinkt. Wie man sich streiten muss. Wie man innerlich wegschaltet. Wie man seine Freunde vergisst. Wie man abends immer müde ist. Wie man erschrickt, wie alt man ist.
Der erste Ton reicht, leise nur, das ist der Mundharmonikaton, da muss ich unwillkürlich lächeln und freue mich wie ein Kind. Hoffentlich lässt der das an, denke ich, hoffentlich redet und schimpft er jetzt nicht weiter, das ist so ein schönes Lied, und seine Hand schnellt zum Radio, ganz laut dreht er die Musik, ich trommle schon im Takt gegen das Türblech, kann einfach nicht anders, er schaut plötzlich zu mir, strahlt, schnippst, "Das ist Musik, was!", ich kann nur grinsen, dann stehen wir im Stau und draußen ist Baustelle und er lässt die Scheibe runter und brummt mit glücklichem Gesicht: Love, love me do! You know, I love you! I'll always be true! So pleee-eee-ee-eeeze!
(Udo Lindenberg)
Man muss sich nur mal die ersten vier Singles anhören. Los geht es mit dem wenig dynamischen Love Me Do, klobig und grobgestrickt: So plee-eee-ee-eeeze - (plunk plunk) - Love me doho. Deutlich flotter kommt schon Please Please Me zur Sache, come on, whoa yeah, like I please you-hoo-hoo-hoo-hoo, jubilierend, unschuldig und ungestüm. Routiniert und zurückgenommen dann From Me To You, man beherrscht also sein Handwerk und hätte einfach so weitermachen können. Jedoch: Was kurz darauf mit She Loves You geschieht, ist ein Quantensprung, die Drumrolls und -breaks, der Harmoniegesang, das Gitarrenspiel um Kilometer weiterentwickelt, aus der Kreisklasse an die Bundesligaspitze in nur zehn Monaten.
Mein Leben wird erhellt durch diese Lieder. Ich neige meist den späteren Beatles zu, kann mich über all diese Brillanten nicht wieder einkriegen, das geht mit Revolver los und erreicht mit dem Finale von Abbey Road einen solchen Reinheitsgrad, dass die Kernschmelze drohte, da kam die Trennung gerade noch rechtzeitig. Und doch geht mir das Herz auf, wenn ich dieses zittrige Mundharmonika-Intro höre: Love, love me do ...
Ich muss manchmal Taxi fahren: Charakterstudien, sage ich Ihnen. Es ist inzwischen völlig normal, dass die Fahrer ohne zu fragen Musik anschalten, die Fenster nach eigenem Gusto hoch- und herunterfahren oder während der Fahrt ausgiebig telefonieren. Übelgelaunt preschen sie auf den Fahrgast zu, der beim Einsteigen freundlich einen guten Tag wünscht, starren schweigend hinaus, während man sich anschnallt und das Ziel nennt, brausen abrupt los und wählen exakt die Route, die mit großer Sicherheit in einen quälenden Stau führt. In diesem regen sie sich auf und beginnen auf die Welt zu schimpfen. Das Taxameter tickt, man beginnt eine kleine Trance und schaut von oben auf die werktätige Welt, in der man unterwegs ist, Ameise unter Ameisen. Wie da jeder über Wasser bleiben will. Wie die Männer auf die Frauen schimpfen. Wie die Radfahrer die Autofahrer hassen. Wie der eine sich vor der Arbeit drückt. Wie der andere heimlich trinkt. Wie man sich streiten muss. Wie man innerlich wegschaltet. Wie man seine Freunde vergisst. Wie man abends immer müde ist. Wie man erschrickt, wie alt man ist.
Der erste Ton reicht, leise nur, das ist der Mundharmonikaton, da muss ich unwillkürlich lächeln und freue mich wie ein Kind. Hoffentlich lässt der das an, denke ich, hoffentlich redet und schimpft er jetzt nicht weiter, das ist so ein schönes Lied, und seine Hand schnellt zum Radio, ganz laut dreht er die Musik, ich trommle schon im Takt gegen das Türblech, kann einfach nicht anders, er schaut plötzlich zu mir, strahlt, schnippst, "Das ist Musik, was!", ich kann nur grinsen, dann stehen wir im Stau und draußen ist Baustelle und er lässt die Scheibe runter und brummt mit glücklichem Gesicht: Love, love me do! You know, I love you! I'll always be true! So pleee-eee-ee-eeeze!
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nnier | 20. Mai 2014 | Topic Todesbiest
Ja, nee, danke, alles OK - bloß ich hab jetzt ein Hobby, nicht, früher habe ich ja manchmal gebloggt, sowas ist inzwischen natürlich schwierig.
Es ist ja nicht so, dass man einen Haufen Geld in die Hand nimmt und sagt, ich kauf mir jetzt mal n paar Uhren, ne, und dann bin ich fertig. Man fängt ganz langsam an und sagt sich, die da ist ganz hübsch und der Preis ist OK, und ich kann sie ja jederzeit weiterverkaufen. Und die da auch und die da auch. Und man verkauft dann wirklich auch mal eine weiter und macht sogar n kleinen Gewinn damit, dann denkt man: Läuft!, Ich hab's raus!, Ich kaufe und verkaufe und finanziere mir so die Sammlung!
Dann kauft man allen möglichen Quatsch, auch mal ne Damenuhr, auch mal eine, wo man schon sagt, nee, Gold ist nicht mein Ding, aber der Preis ist gut, und probier sie einfach aus, sonst verkaufst du sie einfach wieder.
Dann brauchst du bestimmtes Material und ne Ladung Batterien auf Vorrat. Kaufst dazu ein Konvolut altes Uhrmacherwerkzeug, das sind z.T. ja wirklich schöne Feinwerkzeuge, aber vieles kennst du gar nicht und verstehst nicht, wofür man es benutzt - aber sehr schön anzusehen teilweise, muss ich schon sagen.
Klar, es geht nicht immer alles glatt, du musst natürlich ehrlich rechnen, also wenn du kaufst: Brutto mit allen Versandkosten, wenn du verkaufst: Netto abzüglich aller Gebühren. Und du verschätzt dich auch mal, denkst erst noch: Die habe ich so richtig günstig bekommen und noch supergründlich gereinigt und alles, jetzt mache ich mal ein paar tolle Fotos und schreibe einen schönen Text dazu, das wird ein Reibach, und dann geht sie mit Verlust weg. Da denkst du, wie jetzt, jetzt habe ich mich richtig vertan.
Also ich reinige die immer zuerst, ne, ich mach erst mal das Armband ab, hab auch so n Ultraschallreiniger besorgt, schrubbe dann das Armband und lege es ein paar Mal in dieses Gerät: Was da rauskommt! Other people's gunk nannte das einer in so einem amerikanischen Uhrenforum, und der Begriff passt absolut. Übrigens das ist auch so eine Sache, da kann man sich wirklich stundenlang festlesen in diesen Foren.
Ich kann inzwischen Gehäuse öffnen, ne Batterie wechseln sowieso, aber hab neulich auch mal ne Krone gezogen und so ein kleines Uhrwerk vorsichtig rausgeholt: Das Glas ließ sich ganz einfach rausdrücken, aber da war auch noch so ein Ring, da muss ich erst noch rauskriegen, wofür der ist und wohin er gehört, und wie herum man ihn einsetzt. Aber zuerst muss ich mir ein Einpresswerkzeug besorgen, denn man kann so ein Glas nicht einfach mit dem Daumen wieder reindrücken.
Dann saß ich natürlich ein paar Stunden im Polizeireivier, denn sowas geht mir doch auf den Sack: Geld überweisen und nix bekommen. Der Typ hat sich noch ganz schlau gefühlt und was von "im Krankenhaus" erzählt, und dass er deshalb nicht antworten und nichts verschicken kann. Bloß dass er auf Anfragen zu seinen anderen Kleinanzeigen innerhalb von Minuten geantwortet hat. Da dachte ich: Mit mir nicht, Freundchen. Ich meine, das Geld ist eh weg, das hat mir auch der Polizist gesagt, das ist momentan die Masche, und ich noch so: Aber mit einer Überweisung, da kommt man doch an die Person ran, das ist ja nicht Western Union oder so ein anonymer Dienst! Und er so, ja, das denken alle, und es klappt auch zehnmal, aber das elfte Mal kommt halt auch, und dann ist man sein Geld los. Und da hat er recht gehabt, denn das war auch ungefähr das elfte Mal. Jedenfalls meinte er, trotzdem ist die Anzeige richtig, sonst wird das denen immer noch leichter gemacht, wenn nie was kommt.
Ich habe alles in Excel eingetragen und bin zusammengezuckt. Dann dieses gebeugte Sitzen da und das ewige Gefummel, der Frust, wenn sich das Schnäppchen als Schrott entpuppt, die Dreistigkeit mancher Verkäufer: Wie gesagt, ich habe jetzt ein Hobby.
Es ist ja nicht so, dass man einen Haufen Geld in die Hand nimmt und sagt, ich kauf mir jetzt mal n paar Uhren, ne, und dann bin ich fertig. Man fängt ganz langsam an und sagt sich, die da ist ganz hübsch und der Preis ist OK, und ich kann sie ja jederzeit weiterverkaufen. Und die da auch und die da auch. Und man verkauft dann wirklich auch mal eine weiter und macht sogar n kleinen Gewinn damit, dann denkt man: Läuft!, Ich hab's raus!, Ich kaufe und verkaufe und finanziere mir so die Sammlung!
Dann kauft man allen möglichen Quatsch, auch mal ne Damenuhr, auch mal eine, wo man schon sagt, nee, Gold ist nicht mein Ding, aber der Preis ist gut, und probier sie einfach aus, sonst verkaufst du sie einfach wieder.
Dann brauchst du bestimmtes Material und ne Ladung Batterien auf Vorrat. Kaufst dazu ein Konvolut altes Uhrmacherwerkzeug, das sind z.T. ja wirklich schöne Feinwerkzeuge, aber vieles kennst du gar nicht und verstehst nicht, wofür man es benutzt - aber sehr schön anzusehen teilweise, muss ich schon sagen.
Klar, es geht nicht immer alles glatt, du musst natürlich ehrlich rechnen, also wenn du kaufst: Brutto mit allen Versandkosten, wenn du verkaufst: Netto abzüglich aller Gebühren. Und du verschätzt dich auch mal, denkst erst noch: Die habe ich so richtig günstig bekommen und noch supergründlich gereinigt und alles, jetzt mache ich mal ein paar tolle Fotos und schreibe einen schönen Text dazu, das wird ein Reibach, und dann geht sie mit Verlust weg. Da denkst du, wie jetzt, jetzt habe ich mich richtig vertan.
Also ich reinige die immer zuerst, ne, ich mach erst mal das Armband ab, hab auch so n Ultraschallreiniger besorgt, schrubbe dann das Armband und lege es ein paar Mal in dieses Gerät: Was da rauskommt! Other people's gunk nannte das einer in so einem amerikanischen Uhrenforum, und der Begriff passt absolut. Übrigens das ist auch so eine Sache, da kann man sich wirklich stundenlang festlesen in diesen Foren.
Ich kann inzwischen Gehäuse öffnen, ne Batterie wechseln sowieso, aber hab neulich auch mal ne Krone gezogen und so ein kleines Uhrwerk vorsichtig rausgeholt: Das Glas ließ sich ganz einfach rausdrücken, aber da war auch noch so ein Ring, da muss ich erst noch rauskriegen, wofür der ist und wohin er gehört, und wie herum man ihn einsetzt. Aber zuerst muss ich mir ein Einpresswerkzeug besorgen, denn man kann so ein Glas nicht einfach mit dem Daumen wieder reindrücken.
Dann saß ich natürlich ein paar Stunden im Polizeireivier, denn sowas geht mir doch auf den Sack: Geld überweisen und nix bekommen. Der Typ hat sich noch ganz schlau gefühlt und was von "im Krankenhaus" erzählt, und dass er deshalb nicht antworten und nichts verschicken kann. Bloß dass er auf Anfragen zu seinen anderen Kleinanzeigen innerhalb von Minuten geantwortet hat. Da dachte ich: Mit mir nicht, Freundchen. Ich meine, das Geld ist eh weg, das hat mir auch der Polizist gesagt, das ist momentan die Masche, und ich noch so: Aber mit einer Überweisung, da kommt man doch an die Person ran, das ist ja nicht Western Union oder so ein anonymer Dienst! Und er so, ja, das denken alle, und es klappt auch zehnmal, aber das elfte Mal kommt halt auch, und dann ist man sein Geld los. Und da hat er recht gehabt, denn das war auch ungefähr das elfte Mal. Jedenfalls meinte er, trotzdem ist die Anzeige richtig, sonst wird das denen immer noch leichter gemacht, wenn nie was kommt.
Ich habe alles in Excel eingetragen und bin zusammengezuckt. Dann dieses gebeugte Sitzen da und das ewige Gefummel, der Frust, wenn sich das Schnäppchen als Schrott entpuppt, die Dreistigkeit mancher Verkäufer: Wie gesagt, ich habe jetzt ein Hobby.
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You took me up so high
It felt like a paradise
Breathing you and breathing you out
We fell like shooting stars
Like we were not too far
Nowhere to go but down
(Oder so)
Heute früh wurde ich von diesen Schülerbandlyrics enerviert, gesungen zu einem nichtssagenden Stück Industriemusik. Erfuhr, dass dies die aktuelle Nummer Eins sei und von einer Band aus meiner Heimat stamme, kotzte ganz lokalpatriotisch an den Straßenrand und schaltete mit letzter Luft auf den Rettungssender, der dem Schmonzens oft genug Paroli bietet: Wohltat, wenn auch da jemand übers Atmen singt, bloß ganz anders.
I'm breathing but I'm wheezing
Feel like I’m emphysem-in'
My throat feels like a funnel
Filled with Weet Bix and kerosene
oder, ach, hier:
Puh, das war gerade noch rechtzeitig. Ich danke Ihnen, da lohnt sich das Atmen wenigstens.
It felt like a paradise
Breathing you and breathing you out
We fell like shooting stars
Like we were not too far
Nowhere to go but down
(Oder so)
Heute früh wurde ich von diesen Schülerbandlyrics enerviert, gesungen zu einem nichtssagenden Stück Industriemusik. Erfuhr, dass dies die aktuelle Nummer Eins sei und von einer Band aus meiner Heimat stamme, kotzte ganz lokalpatriotisch an den Straßenrand und schaltete mit letzter Luft auf den Rettungssender, der dem Schmonzens oft genug Paroli bietet: Wohltat, wenn auch da jemand übers Atmen singt, bloß ganz anders.
I'm breathing but I'm wheezing
Feel like I’m emphysem-in'
My throat feels like a funnel
Filled with Weet Bix and kerosene
oder, ach, hier:
Puh, das war gerade noch rechtzeitig. Ich danke Ihnen, da lohnt sich das Atmen wenigstens.
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Dass ich derzeit kaum zu den wichtigen Dingen (Bloggen) komme, liegt daran, dass ich ständig Türverkleidungsclips verkaufen muss, Asterixfigürchen und Schwanenhalslampen. Es ist nämlich so, dass ich kürzlich einmal wieder zu der Erkenntnis gelangt bin, "nun aber wirklich" mal einen radikalen Schnitt zu machen und endlich zu entrümpeln, auszumisten, wegzubringen, fortzuschmeißen: Man kann sich ja kaum bewegen!
Damit das nicht zu schnell geht, fotografiere ich kleine bis mittlere Gegenstände, stecke meine lyrische Kraft in die Auktionsbeschreibung und lade die Bilder hoch zum Auktionshaus, das inzwischen satte 10% Provision nimmt und der angeschlossene Zahlungsdienstleister gleich noch was obendrauf: Was waren wir damals empört, als die mit vorsichtigen 3% anfingen! Skandal! Im Internet ist doch alles umsonst!
Aber ich habe meinen alten Account reaktiviert, will das Zeug endlich loswerden und mein Taschengeld aufbessern. Versandtaschen und -kartons stetige Begleiter, Klebestift und Flachkopfklemmen gute Bekannte: Abend für Abend knülle ich Zeitungen, wickle Blasenfolie, stopfe Päckchen und verschließe mit Paketband.
Kleine Brief- und Warensendungen werden übrigens nach wie vor mit Briefmarken frankiert, und das mit z.T. erstaunlich krummen Beträgen. Und immer fehlen die Ergänzungswerte! Investieren wir also den bisherigen Erlös und kaufen mal ein paar Marken mehr, dachte ich heute, "Hundert Zwanziger und Zweihundert Zehner, bitte", sprach ich unbefangen am Schalter und gebe die nachfolgenden Ereignisse nur deshalb nicht 1:1 wieder, weil Postgeschichten grundsätzlich langweilen. Eine wichtige Rolle (hö hö) spielte jedenfalls die Tatsache, dass es diese Werte nur auf Rollen gibt: Der Kampf des Schalterbeamten mit dieser komplexen Anforderung bestand dann u.a. aus mehrfachem Ausrechnen, Rausziehen, Aufeinanderlegen, Zusammenknicken und Abzählen, und während ich in eine zwanzigminütige Meditation verfiel, steigert er seine Versuche, die sich immer wieder aufrollenden Streifen irgendwie zu bändigen und mir die korrekte Anzahl einzutüten, ins Absurde. Am Ende verließ ich die Post mit einem vollgestopften A4-Umschlag völlig verdrehter und verhedderter Postwertzeichen, hinter dem Tresen ein nervliches Wrack.
Noch in Gedanken über Anachronismen wie Briefmarkenrollen zum Abschlecken erhielt ich die Nachricht über den nächsten Verkauf: Weitere zwei Euro waren gesichert, na ja: abzüglich PayPal-Gebühren, und freudig nutzte ich das Feature "Versandschein drucken" direkt aus der beendeten Auktion heraus. Irre praktisch finde ich das, denn die Daten sind ja alle vorhanden, meine Absenderadresse und die des Empfängers, online bezahlen kann man auch, und flupp!, hat man einen fertigen Paketschein, den man nur noch aufs Packerl kleben muss. Das ist mal ein Fortschritt, finde ich, und vor allem: Kein blödes Schlangestehen in der Post mit einem Paket unterm Arm, nur weil da vorne so ein Idiot hunderte von Briefmarken kauft! Man kannes nämlich einfch zur Packstation bringen.
Denkt man also und macht einen Abendspaziergang, "Scannen Sie den Barcode", verlangt das Gerät, Piep!, "Scannen Sie den zweiten Barcode", aber da ist keiner, und nach mehreren Versuchen bricht man frustriert ab und geht nach Hause.
Prüft den Auftrag. Sucht die pdf-Datei mit dem Paketschein. Kontrolliert alles genau: Doch, es ist dieser Schein und der kam da so raus.
Kundenservice DHL, und wussten Sie schon dies, und übrigens können Sie auch das, und wir haben SIE ausgewählt, um an unserer Umfrage zur Qualität des Kundenservice teilzunehmen. Legen Sie also am Ende des Gesprächs nicht auf, Sie werden dann umgehend zur Umfrage geleitet! Ihre Meinung ist uns wichtig! La la, wart wart, Verbinde hier, verbinde da, la la, wart wart, ja guten Abend. Ah, dann haben Sie bei der Eingabe was falsch gemacht, haben Sie mal die Auftragsnummer, ah, da sieht mans schon: Lüttingen ist ein Ortsteil von Xanten, die Postleitzahl ist aber von Xanten, da dürfen Sie nicht Xanten-Lüttingen schreiben, sonst kann er natürlich keinen Leitcode generieren!
Ah, und wenn ich das falsch mache, also wenn ich da die richtige Postleitzahl hinschreibe und den richtigen Ort und den richtigen Ortsteil, dann generiert "er" mir halt trotzdem einen Paketschein, und den bezahle ich auch, und dann merke ich an der Packstation, dass der nicht funktioniert?
Ja, also das hätte Ihnen schon auffallen müssen, dass da nur ein Barcode ist, das müssen ja zwei sein. Und er weist Sie bei der Eingabe auch schon drauf hin, dass mit der Schreibweise was nicht stimmt.
Ah, und wenn das alles schön automatisch aus dem ebay-System übertragen wird und aber der Empfänger seine Adresse nicht in der Form hinterlegt hat, die die Post gerne hätte, dann generiert "er" mir einen Paketschein, und den bezahle ich auch, und dann merke ich an der Packstation, dass der nicht funktioniert?
Ja, dann nennen Sie mir nur mal die Daten X und Y und ich lasse den neu generieren und sende Ihnen einen Link, damit können Sie den Schein neu drucken. Sie müssen den alten Paketschein aber vorher RÜCKSTANDSLOS ENTFERNEN.
Ja, und jetzt mache ich mir natürlich Sorgen, was passiert, wenn die merken, dass ich den neuen Schein einfach nur drübergeklebt habe, und heute Nacht träume ich von Krakenarmen aus Briefmarken, und die haben mich dann gar nicht zu der Umfrage mit der Kundenzufriedenheit weitergeleitet.
Damit das nicht zu schnell geht, fotografiere ich kleine bis mittlere Gegenstände, stecke meine lyrische Kraft in die Auktionsbeschreibung und lade die Bilder hoch zum Auktionshaus, das inzwischen satte 10% Provision nimmt und der angeschlossene Zahlungsdienstleister gleich noch was obendrauf: Was waren wir damals empört, als die mit vorsichtigen 3% anfingen! Skandal! Im Internet ist doch alles umsonst!
Aber ich habe meinen alten Account reaktiviert, will das Zeug endlich loswerden und mein Taschengeld aufbessern. Versandtaschen und -kartons stetige Begleiter, Klebestift und Flachkopfklemmen gute Bekannte: Abend für Abend knülle ich Zeitungen, wickle Blasenfolie, stopfe Päckchen und verschließe mit Paketband.
Kleine Brief- und Warensendungen werden übrigens nach wie vor mit Briefmarken frankiert, und das mit z.T. erstaunlich krummen Beträgen. Und immer fehlen die Ergänzungswerte! Investieren wir also den bisherigen Erlös und kaufen mal ein paar Marken mehr, dachte ich heute, "Hundert Zwanziger und Zweihundert Zehner, bitte", sprach ich unbefangen am Schalter und gebe die nachfolgenden Ereignisse nur deshalb nicht 1:1 wieder, weil Postgeschichten grundsätzlich langweilen. Eine wichtige Rolle (hö hö) spielte jedenfalls die Tatsache, dass es diese Werte nur auf Rollen gibt: Der Kampf des Schalterbeamten mit dieser komplexen Anforderung bestand dann u.a. aus mehrfachem Ausrechnen, Rausziehen, Aufeinanderlegen, Zusammenknicken und Abzählen, und während ich in eine zwanzigminütige Meditation verfiel, steigert er seine Versuche, die sich immer wieder aufrollenden Streifen irgendwie zu bändigen und mir die korrekte Anzahl einzutüten, ins Absurde. Am Ende verließ ich die Post mit einem vollgestopften A4-Umschlag völlig verdrehter und verhedderter Postwertzeichen, hinter dem Tresen ein nervliches Wrack.
Noch in Gedanken über Anachronismen wie Briefmarkenrollen zum Abschlecken erhielt ich die Nachricht über den nächsten Verkauf: Weitere zwei Euro waren gesichert, na ja: abzüglich PayPal-Gebühren, und freudig nutzte ich das Feature "Versandschein drucken" direkt aus der beendeten Auktion heraus. Irre praktisch finde ich das, denn die Daten sind ja alle vorhanden, meine Absenderadresse und die des Empfängers, online bezahlen kann man auch, und flupp!, hat man einen fertigen Paketschein, den man nur noch aufs Packerl kleben muss. Das ist mal ein Fortschritt, finde ich, und vor allem: Kein blödes Schlangestehen in der Post mit einem Paket unterm Arm, nur weil da vorne so ein Idiot hunderte von Briefmarken kauft! Man kannes nämlich einfch zur Packstation bringen.
Denkt man also und macht einen Abendspaziergang, "Scannen Sie den Barcode", verlangt das Gerät, Piep!, "Scannen Sie den zweiten Barcode", aber da ist keiner, und nach mehreren Versuchen bricht man frustriert ab und geht nach Hause.
Prüft den Auftrag. Sucht die pdf-Datei mit dem Paketschein. Kontrolliert alles genau: Doch, es ist dieser Schein und der kam da so raus.
Kundenservice DHL, und wussten Sie schon dies, und übrigens können Sie auch das, und wir haben SIE ausgewählt, um an unserer Umfrage zur Qualität des Kundenservice teilzunehmen. Legen Sie also am Ende des Gesprächs nicht auf, Sie werden dann umgehend zur Umfrage geleitet! Ihre Meinung ist uns wichtig! La la, wart wart, Verbinde hier, verbinde da, la la, wart wart, ja guten Abend. Ah, dann haben Sie bei der Eingabe was falsch gemacht, haben Sie mal die Auftragsnummer, ah, da sieht mans schon: Lüttingen ist ein Ortsteil von Xanten, die Postleitzahl ist aber von Xanten, da dürfen Sie nicht Xanten-Lüttingen schreiben, sonst kann er natürlich keinen Leitcode generieren!
Ah, und wenn ich das falsch mache, also wenn ich da die richtige Postleitzahl hinschreibe und den richtigen Ort und den richtigen Ortsteil, dann generiert "er" mir halt trotzdem einen Paketschein, und den bezahle ich auch, und dann merke ich an der Packstation, dass der nicht funktioniert?
Ja, also das hätte Ihnen schon auffallen müssen, dass da nur ein Barcode ist, das müssen ja zwei sein. Und er weist Sie bei der Eingabe auch schon drauf hin, dass mit der Schreibweise was nicht stimmt.
Ah, und wenn das alles schön automatisch aus dem ebay-System übertragen wird und aber der Empfänger seine Adresse nicht in der Form hinterlegt hat, die die Post gerne hätte, dann generiert "er" mir einen Paketschein, und den bezahle ich auch, und dann merke ich an der Packstation, dass der nicht funktioniert?
Ja, dann nennen Sie mir nur mal die Daten X und Y und ich lasse den neu generieren und sende Ihnen einen Link, damit können Sie den Schein neu drucken. Sie müssen den alten Paketschein aber vorher RÜCKSTANDSLOS ENTFERNEN.
Ja, und jetzt mache ich mir natürlich Sorgen, was passiert, wenn die merken, dass ich den neuen Schein einfach nur drübergeklebt habe, und heute Nacht träume ich von Krakenarmen aus Briefmarken, und die haben mich dann gar nicht zu der Umfrage mit der Kundenzufriedenheit weitergeleitet.
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Bei besserem Wetter sei er ganz sicher nicht aus der Kurve geflogen, äußerte der Fahrer, nachdem man ihn aus dem Wrack geschnitten hatte.
Wenn der Hund nicht geschissen habe, so ein Regierungssprecher, so habe er den Hasen gekriegt.
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