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Say you don't love him / My salamander / Why do you need him? / Oh no, don't answer. Das sind so richtige Gebrauchslyrics in so richtiger Gebrauchsmusik. Denn es ist ja sonnenklar, dass ich hier keine überirdischen und außerhalb jeder Skala liegenden Werke behandele, wie sie McCartney in frühen Jahren gleich serienweise produziert hat. Ich meine, man höre sich nur mal For No One an und Eleanor Rigby und Got To Get You Into My Life, alle auf einem einzigen Album und mit 24 Jahren geschrieben - das kann ja keiner begreifen. Und da liegt der blöde Witz natürlich nahe: "Klar ist Paul tot - denn Hope of Deliverance und Yesterday kann nicht derselbe Mensch geschrieben haben, ha ha!"
Bloß dass ich gar nicht jeden Tag Trüffeln fressen kann, das würde ich seelisch auch gar nicht aushalten, und bei mir hat sich daraus eben kein erhöhter Anspruch ergeben (Bah, sowas Normales hat der auch gemacht, das fällt aber stark ab!), sondern komischerweise kann ich beides nebeneinander gelten lassen: Es kann nicht genug gute Gebrauchsmusik geben, es lebe der Werktag!
Schon wieder das letzte Wings-Album also, und nach einem instrumentalen Prolog geht die Platte mit diesem Lied erst richtig los. Die coole Gebrauchsgitarre rockt souverän, der routinierte Bass arbeitet fehlerlos, singen muss man auch irgendwas, Keeping ahead of the rain on the road / Watching my windscreen wipers / Radio play me a danceable ode / Cattle beware of snipers, und am Ende übernehmen unmerklich die Keyboards das Kommando, das ist wirklich ein tolles Finale, da kann ich solche Leute durchaus verstehen.
Platz 54: Getting Closer (1979)
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Und es ist nicht so, dass ich an diesem Wochenende nichts gemacht hätte. Bloß dass es auch schon wieder vorbei ist, und bevor ich morgen früh wieder da sitze und gefragt werde: Na, wie war dein Wochenende, und wieder sagen muss: Ja, äh ... weiß gar nicht, erinnere mich gar nicht, erst war ich noch hier und dann war ich wohl zu Hause - muss ich ja gewesen sein, bin ja gerade von irgendwoher gekommen, ach: Stimmt!, Jetzt weiß ich's wieder!, Ich habe den Müll rausgebracht!, stütze ich kurz mein Gedächtnis mit ein paar Bildern.
Das läuft vermutlich unter Wiederholungszwang, aber manchmal kann ich's einfach nicht lassen, Belana war die Grundlage, und bloß nicht an den Kalorien sparen: Diesmal habe ich den übrigen Raclettekäse genommen und jede Menge Frischkäse in die Soße gequirlt, dafür auf Hackfleisch verzichtet und bloß ein paar Schinkenwürfel eingestreut: Geht alles, duftet die Wohnung voll und schmeckt aufgewärmt am nächsten Tag noch besser.
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Keine Macht den Doofen!
Das T-Shirt musste ich mir kaufen, damals in den 80ern. Zwar war ich keiner von den coolen Kiffern, die da im Schulhof an der Ecke standen und wie Heroinabhängige aussehen wollten. Aber Keine Macht den Drogen! war dann doch zu sehr Kohl und ZDF, das stand in einer Linie, die über Ein Herz für Kinder und Gib AIDS keine Chance bis hin zu Du bist Deutschland führen sollte, und so etwas kitzelt extrem den Brechmuskel. Jeder bräsige Sportler hielt da den gedopten Kopf in die Kamera und sagte: Drogge nix gutt, gesund isse besser.
Da muss es irgendwann ein "Anti-Heroin-Album" gegeben haben, für das ein übriggebliebenes Lied verwendet wurde; auf dem eigenen Album hatte es jedenfalls keinen Platz gefunden. Und da kommt Familienvater Paul und singt schön mainstreamig: It's as simple as that / Would you rather be alive or dead - also, Kinder, nehmt keine Drogen, widersteht dem Gruppenzwang, bleibt lieber gesund: Wann je hat so ein Pädagogenpop eigentlich jemanden erreicht? Und wie war das noch mit Lucy* und Leutnant Pfeffer?
And if you love your life / Everybody will love you too.
Es stimmt ja alles nicht: Liebe ist nicht alles, was du brauchst. Und am Ende kriegt nicht jeder soviel Liebe, wie er gibt. Und es ist auch nicht so einfach: Willst du lieber lebendig oder tot sein? Zum Glück! Und da will ich gar nicht vom poetischen Potential des Drogenrauschs anfangen. Aber ganz so unterkomplex ist das Leben nun auch nicht, und so muss auch ich mit der kognitiven Dissonanz leben, dieses Stück als glattes Propagandahäppchen zu betrachten und es trotzdem zu mögen. Da werden offenste Türen eingerannt, das ist ungefähr so, wie sich als Promi "für Tiere" oder "für Kinder" einzusetzen - und genauso glatt klingt es auch mit diesen braven Hintergrundchören: Sing mit Heino!
Aber der Mann kann einfach nicht gegen sein Genie, der haut eine Pop-Perle raus und merkt es nicht mal. So einfach ist das.
Platz 55: Simple As That (1986)
--
*Ja, ja.
Das T-Shirt musste ich mir kaufen, damals in den 80ern. Zwar war ich keiner von den coolen Kiffern, die da im Schulhof an der Ecke standen und wie Heroinabhängige aussehen wollten. Aber Keine Macht den Drogen! war dann doch zu sehr Kohl und ZDF, das stand in einer Linie, die über Ein Herz für Kinder und Gib AIDS keine Chance bis hin zu Du bist Deutschland führen sollte, und so etwas kitzelt extrem den Brechmuskel. Jeder bräsige Sportler hielt da den gedopten Kopf in die Kamera und sagte: Drogge nix gutt, gesund isse besser.
Da muss es irgendwann ein "Anti-Heroin-Album" gegeben haben, für das ein übriggebliebenes Lied verwendet wurde; auf dem eigenen Album hatte es jedenfalls keinen Platz gefunden. Und da kommt Familienvater Paul und singt schön mainstreamig: It's as simple as that / Would you rather be alive or dead - also, Kinder, nehmt keine Drogen, widersteht dem Gruppenzwang, bleibt lieber gesund: Wann je hat so ein Pädagogenpop eigentlich jemanden erreicht? Und wie war das noch mit Lucy* und Leutnant Pfeffer?
And if you love your life / Everybody will love you too.
Es stimmt ja alles nicht: Liebe ist nicht alles, was du brauchst. Und am Ende kriegt nicht jeder soviel Liebe, wie er gibt. Und es ist auch nicht so einfach: Willst du lieber lebendig oder tot sein? Zum Glück! Und da will ich gar nicht vom poetischen Potential des Drogenrauschs anfangen. Aber ganz so unterkomplex ist das Leben nun auch nicht, und so muss auch ich mit der kognitiven Dissonanz leben, dieses Stück als glattes Propagandahäppchen zu betrachten und es trotzdem zu mögen. Da werden offenste Türen eingerannt, das ist ungefähr so, wie sich als Promi "für Tiere" oder "für Kinder" einzusetzen - und genauso glatt klingt es auch mit diesen braven Hintergrundchören: Sing mit Heino!
Aber der Mann kann einfach nicht gegen sein Genie, der haut eine Pop-Perle raus und merkt es nicht mal. So einfach ist das.
Platz 55: Simple As That (1986)
--
*Ja, ja.
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Ist ja andererseits besser, als wenn's die eigenen Teile wären. Trotzdem irgendwie ein ungutes Gefühl, wenn man präventiv einen Haufen Geld hinlegt, auf dass der Motor noch mal schön betüddelt werde, so wie man einen weidenen Teppichklopfer gefälligst auch hin und wieder in etwas Leinöl legt, damit er wieder zu Kräften kommt: Die sollen das Aggregat auseinanderbauen, prüfen und ein paar wichtige Teile ersetzen. Je tiefer man sich aber in die Foren wühlt, desto mehr heißt es: Aufpassen! Und an dieses denken! Und vor allem an jenes! Ob aber der freie Werkstattmeister das immer alles weiß? Für die vielen verschiedenen Autos dieser Welt? Und ob er noch mal losgefahren ist und die verbesserte Dichtung für 3,50 besorgt hat, die man unbedingt einsetzen soll, da der Hersteller bis zum Baujahr X nur eine aus Papier verwendet hat und die aber nie wieder dicht ist, wenn man sie einmal gelöst hat? Hm. Also der Satz da oben mit "Trotzdem irgendwie" sollte übrigens noch weitergehen, er sollte enden mit den Worten: ... und es ist kurz darauf ein Riesenproblem da, statt dass er die nächsten hunderttausend Kilometer fährt, und man hat selber zu wenig Ahnung: Das ist ein blödes Gefühl!
Es gibt da diese Schrauberszene, die sagen dann: Mach mal nen Kompressionstest oder Ich tippe auf die Ventilschäfte. Ich aber bin angewiesen und ausgeliefert, und wenn der Werkstattmann den Kopf schieflegt und sagt: Da werden Se aber n Haufen Geld los, das lohnt sich wohl nicht mehr, dann wäre man gerne Kalli oder Matze und würde auf seine Grube fahren oder beim Kumpel auf die Bühne, man würde gerne jemanden kennen, der noch einen liegen hat, der nachweislich erst 150000 gelaufen hat, denn das Problem am unkaputtbaren Schiffsdiesel ist, dass er als Ersatzteil kaum zu bekommen ist. Das wiederum liegt daran, dass er läuft und läuft und läuft. Und wenn das Auto drumherum einfach nicht wegrosten will und man auch keinen dämlichen elektronischen Fehlerspeicher oder irgendwelche hochgezüchteten Turbo-Spritzi-Elemente eingebaut hat, sondern einen brav und brummig saugenden Diesel gemächlich (und obendrein sparsam) fährt, dann kann der 20 oder 30 Jahre laufen und zehnmal um den Äquator fahren: Warum also sollte er seinen Motor freiwillig hergeben?
Vor Austauschmotoren unbekannter Provenienz wiederum wird meist abgeraten: Wer weiß, was die dir erzählen, und teuer ist es trotzdem. Wenn ich aber nun weiß, dass der vorhandene Treibling immer gut behandelt wurde und nur lächerliche fünf bis sechs Erdumrundungen hinter sich hat: Sollte man da nicht doch ...?
Wie ja jeder weiß: Wenn es die Kolbenringe sind, muss man die Zylinder honen - eigentlich eine schöne Arbeit für so Winterabende. Ich habe meinen Honer allerdings irgendwie verlegt, könnte aber anbieten, strömende Toilettenkästen zu befrieden, das ist gar nicht so schwierig und ich weiß wirklich nicht, wozu die Leute da immer einen Spezialisten brauchen: Füllventil habe ich bei Bedarf noch liegen, hat nachweislich erst 150000 Liter gelaufen.
Es gibt da diese Schrauberszene, die sagen dann: Mach mal nen Kompressionstest oder Ich tippe auf die Ventilschäfte. Ich aber bin angewiesen und ausgeliefert, und wenn der Werkstattmann den Kopf schieflegt und sagt: Da werden Se aber n Haufen Geld los, das lohnt sich wohl nicht mehr, dann wäre man gerne Kalli oder Matze und würde auf seine Grube fahren oder beim Kumpel auf die Bühne, man würde gerne jemanden kennen, der noch einen liegen hat, der nachweislich erst 150000 gelaufen hat, denn das Problem am unkaputtbaren Schiffsdiesel ist, dass er als Ersatzteil kaum zu bekommen ist. Das wiederum liegt daran, dass er läuft und läuft und läuft. Und wenn das Auto drumherum einfach nicht wegrosten will und man auch keinen dämlichen elektronischen Fehlerspeicher oder irgendwelche hochgezüchteten Turbo-Spritzi-Elemente eingebaut hat, sondern einen brav und brummig saugenden Diesel gemächlich (und obendrein sparsam) fährt, dann kann der 20 oder 30 Jahre laufen und zehnmal um den Äquator fahren: Warum also sollte er seinen Motor freiwillig hergeben?
Vor Austauschmotoren unbekannter Provenienz wiederum wird meist abgeraten: Wer weiß, was die dir erzählen, und teuer ist es trotzdem. Wenn ich aber nun weiß, dass der vorhandene Treibling immer gut behandelt wurde und nur lächerliche fünf bis sechs Erdumrundungen hinter sich hat: Sollte man da nicht doch ...?
Wie ja jeder weiß: Wenn es die Kolbenringe sind, muss man die Zylinder honen - eigentlich eine schöne Arbeit für so Winterabende. Ich habe meinen Honer allerdings irgendwie verlegt, könnte aber anbieten, strömende Toilettenkästen zu befrieden, das ist gar nicht so schwierig und ich weiß wirklich nicht, wozu die Leute da immer einen Spezialisten brauchen: Füllventil habe ich bei Bedarf noch liegen, hat nachweislich erst 150000 Liter gelaufen.
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Es gibt ein neues Luftbonbon
Nitroglycerin
Alle Kinder kennen es
Es schmeckt nach Benzin
Nitro, Nitro, Nitroglycerin
(Mein Freund A., ca. 1978)
Es war einer meiner größten Triumphe. Ich bastelte damals gerne mit Elektrokram, hatte Lämpchen und Drähtchen und Motoren, und einer dieser kleinen 4,5-Volt-Motoren war ein ganz spezieller. Ich weiß nicht mehr, aus welchem Gerät ich ihn ausgebaut hatte, aber er drehte sich ungewöhnlich schnell und lief dabei leicht unrund, so dass er stark vibrierte. Außerdem gab er schrille Quietschgeräusche von sich, so als ob er einen Tropfen Öl bräuchte. Das Beste aber fiel mir erst durch einen Zufall auf: Wenn ich das Ding in meinem Zimmer laufen ließ, brummte und heulte das Radio in der Küche wie verrückt.
Neulich bin ich wieder an dem alten Fabrikgebäude entlangspaziert, aber es gibt die Hausmeisterwohnung nicht mehr, und auch der "Bungalow" ist lange weggerissen. Das war ein kleiner Flachbau mit Dachpappe, ganz vorne im Hof, in dem manche der Arbeiter ihre Frühstückspause verbrachten. Den Schlüssel verwaltete der Hausmeister, Vater meines Freundes A., und an einem Wochenende feierte seine große Schwester B. ihren Geburtstag darin. Wir waren noch Grundschüler, sie ein paar Jahre älter, und wir schlichen um den Bungalow herum und nervten die Jugendlichen, die darin aus einem Cassettenradio Popmusik hörten.
"Haut ab!", rief der mit den gefährlichen Wildlederstiefeln, so ein Jeansjackenjugendlicher, der eine Zigarette in der Hand hielt. Wir rannten weg, kamen von hinten wieder, kletterten aufs Bungalowdach, lauschten, kicherten. Wieder kamen sie raus, B. bat uns, sie doch in Ruhe zu lassen, Jeansjacke bedrohte uns, wieder rannten wir weg.
Aber es juckte uns. Und so holten wir den kleinen Motor, knibbelten die Drähtchen an die winzigen Anschlüsse, nahmen den Batteriekasten vom Legomotor und verbargen uns hinter den Bäumen. Dann ließ ich den Motor laufen.
Wo eben noch Smokie geklungen hatte, heulte es schrill aus dem Henkelmann, drinnen wunderte man sich und drehte an den Knöpfen, wir wieherten vor Lachen und schalteten aus. Und wieder an. Und aus.
Dit-dit-dit. Diiiit. Dit-dit-dit. Diiiit. Wir pulsten und morsten und lachten uns schlapp, dann mussten wir rennen, bekamen Ärger mit A.s Mutter, bei der man sich beschwert hatte, und mussten versprechen, seine Schwester ihren Geburtstag nun in Ruhe weiterfeiern zu lassen. Also gingen wir wieder zu mir.
Kennen Sie den Batteriekasten von Lego? Das ist so ein schwarzes Ding, das über einen kleinen, weißen Hebel am oberen Rand an- und ausgeschaltet wird. Mit zwei kleinen Steckkontakten schließt man den heulenden Motor an, und die Drähtchen müssen so verlängert werden, dass sie bis in Ihre Hosentasche reichen. Also vom Hosenbund aus. Weil ja da vorne dieser Batteriekasten ist. Das ist ein ziemliches Gefummel, die Drähtchen müssen ja halten und sind aus mehreren Teilstücken verzwirbelt, dann diese notdürftige Befestigung an den kleinen Kontakten am Motor - und keine ruckartigen Bewegungen! Aber wenn Sie alles richtig machen, können Sie zum Bungalow gehen und klopfen und dem finster blickenden Jungen mit der Jeansjacke sagen: Wir lassen euch jetzt echt in Ruhe, wir wollen nur B. gratulieren, und dann kommt die und Sie sagen Herzlichen Glückwunsch und verbeugen sich, dann bewegt sich automatisch der Batteriekasten in Ihrer Hose und der Hebel wird umgelegt.
Wir mussten ziemlich rennen, und ich habe A. seit fast 20 Jahren nicht mehr gesehen, finde keine Spur von ihm, habe manchmal Angst, dass es ihm nicht gut ergangen ist, könnte versuchen, seine Schwester ausfindig zu machen, überlege das seit Jahren und tue es einfach nicht.
Nitroglycerin
Alle Kinder kennen es
Es schmeckt nach Benzin
Nitro, Nitro, Nitroglycerin
(Mein Freund A., ca. 1978)
Es war einer meiner größten Triumphe. Ich bastelte damals gerne mit Elektrokram, hatte Lämpchen und Drähtchen und Motoren, und einer dieser kleinen 4,5-Volt-Motoren war ein ganz spezieller. Ich weiß nicht mehr, aus welchem Gerät ich ihn ausgebaut hatte, aber er drehte sich ungewöhnlich schnell und lief dabei leicht unrund, so dass er stark vibrierte. Außerdem gab er schrille Quietschgeräusche von sich, so als ob er einen Tropfen Öl bräuchte. Das Beste aber fiel mir erst durch einen Zufall auf: Wenn ich das Ding in meinem Zimmer laufen ließ, brummte und heulte das Radio in der Küche wie verrückt.
Neulich bin ich wieder an dem alten Fabrikgebäude entlangspaziert, aber es gibt die Hausmeisterwohnung nicht mehr, und auch der "Bungalow" ist lange weggerissen. Das war ein kleiner Flachbau mit Dachpappe, ganz vorne im Hof, in dem manche der Arbeiter ihre Frühstückspause verbrachten. Den Schlüssel verwaltete der Hausmeister, Vater meines Freundes A., und an einem Wochenende feierte seine große Schwester B. ihren Geburtstag darin. Wir waren noch Grundschüler, sie ein paar Jahre älter, und wir schlichen um den Bungalow herum und nervten die Jugendlichen, die darin aus einem Cassettenradio Popmusik hörten.
"Haut ab!", rief der mit den gefährlichen Wildlederstiefeln, so ein Jeansjackenjugendlicher, der eine Zigarette in der Hand hielt. Wir rannten weg, kamen von hinten wieder, kletterten aufs Bungalowdach, lauschten, kicherten. Wieder kamen sie raus, B. bat uns, sie doch in Ruhe zu lassen, Jeansjacke bedrohte uns, wieder rannten wir weg.
Aber es juckte uns. Und so holten wir den kleinen Motor, knibbelten die Drähtchen an die winzigen Anschlüsse, nahmen den Batteriekasten vom Legomotor und verbargen uns hinter den Bäumen. Dann ließ ich den Motor laufen.
Wo eben noch Smokie geklungen hatte, heulte es schrill aus dem Henkelmann, drinnen wunderte man sich und drehte an den Knöpfen, wir wieherten vor Lachen und schalteten aus. Und wieder an. Und aus.
Dit-dit-dit. Diiiit. Dit-dit-dit. Diiiit. Wir pulsten und morsten und lachten uns schlapp, dann mussten wir rennen, bekamen Ärger mit A.s Mutter, bei der man sich beschwert hatte, und mussten versprechen, seine Schwester ihren Geburtstag nun in Ruhe weiterfeiern zu lassen. Also gingen wir wieder zu mir.
Kennen Sie den Batteriekasten von Lego? Das ist so ein schwarzes Ding, das über einen kleinen, weißen Hebel am oberen Rand an- und ausgeschaltet wird. Mit zwei kleinen Steckkontakten schließt man den heulenden Motor an, und die Drähtchen müssen so verlängert werden, dass sie bis in Ihre Hosentasche reichen. Also vom Hosenbund aus. Weil ja da vorne dieser Batteriekasten ist. Das ist ein ziemliches Gefummel, die Drähtchen müssen ja halten und sind aus mehreren Teilstücken verzwirbelt, dann diese notdürftige Befestigung an den kleinen Kontakten am Motor - und keine ruckartigen Bewegungen! Aber wenn Sie alles richtig machen, können Sie zum Bungalow gehen und klopfen und dem finster blickenden Jungen mit der Jeansjacke sagen: Wir lassen euch jetzt echt in Ruhe, wir wollen nur B. gratulieren, und dann kommt die und Sie sagen Herzlichen Glückwunsch und verbeugen sich, dann bewegt sich automatisch der Batteriekasten in Ihrer Hose und der Hebel wird umgelegt.
Wir mussten ziemlich rennen, und ich habe A. seit fast 20 Jahren nicht mehr gesehen, finde keine Spur von ihm, habe manchmal Angst, dass es ihm nicht gut ergangen ist, könnte versuchen, seine Schwester ausfindig zu machen, überlege das seit Jahren und tue es einfach nicht.
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