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Manchmal wünsche ich mir die Telefonbank auf dem Flur zurück. Ein schnurgebundenes Telefon, das da steht und zu dem man hingeht.

Man müsste eine Theorie der Verklumpung aufstellen, rein rechnerisch sollten sechs schnurlose Apparate für den Hausanschluss ja genügen. Aber egal, wo ich gerade bin: Wenn das Telefon vielstimmig drauflospiept, renne ich verzweifelt von Zimmer zu Zimmer, quer durch die Etagen, reiße Türen auf und hebe Bettdecken hoch, man kann diese elektronischen Klänge ja sehr schlecht orten, manchmal bin ich schon ganz nahe - und dann springt der Anrufbeantworter an.
Eine Normalverteilung will sich da einfach nicht einstellen, und auch wenn ich regelmäßig alle Handapparate auf die entsprechenden Ladeschalen verteile, muss ich nur mal kurz aus dem Haus gehen, schon ist keines mehr zu finden.
Es ist mir deshalb wichtig, diese Telefone alle am Leben zu erhalten, denn noch weniger dürfen es auf keinen Fall werden. Es handelt sich um zwei Dreierensembles: Eine Billigvariante und ein Modell des bekannten Herstellers, der früher mal schöne orange Wählscheibenapparate für die Deutsche Bundespost produziert hat.
Neulich musste ich drei Akkus nachbestellen. Es war zu wiederholten Gesprächsabbrüchen gekommen. Zwei konnte ich ersetzen, das dritte Gerät aber blieb verschwunden, es musste spannungslos irgendwo liegen und konnte deshalb auch nicht über die akustische Suchfunktion geortet werden.
Wie froh war ich deshalb, als gestern jemand das schwarze Handteil doch noch in einer Schublade fand! Nun musste ich nur noch den Akku austauschen. Dann aber erkannte ich, warum es jemand beiseitegelegt hatte: Einer der beiden Stiftkontakte an der Unterseite war abgebrochen, so dass das Gerät beim Einsetzen in die Ladeschale gar keinen Kontakt bekam.
Es ist ja so: Der normale Billighersteller versieht seine Schnurlostelefone mit zwei Kontaktflächen, die auf entsprechenden Gegenstücken aufliegen, wenn man das Gerät zum Laden in die Station stellt. Nur Tante Siemens muss ankommen und sich etwas Umständliches ausdenken: Machen wir Stiftkontakte, die in geringem Abstand von einem Plastikrand umfasst sind. In die Ladeschale jedoch bauen wir gefederte Kontakflächen, die sich wiederum in einer kleinen Öffnung befinden, so dass der Stift genau in diese Führung gesteckt wird, wo er sich den begehrten Saft ziehen kann. Toll!
Vielleicht telefonieren manche Menschen temperamentvoller als ich, jedenfalls legen sie so auf: Schon oft musste ich die blöden Stiftkontakte wieder senkrecht ausrichten, denn sobald sie auch nur leicht verbogen sind, treffen sie nicht mehr ihren Gegenkontakt, ganz im Gegenteil neigten sie zu noch viel stärkerem Verbiegen, wenn man meint, das Telefon mit Gewalt dennoch so weit in die Schale quetschen zu müssen, bis das kleine Bestätigungsgeräusch ("Bleep") erklingt. Meine Appelle ("Ihr müsst das Gerät exakt senkrecht aufsetzen, herrgottnochmal, das kann doch nicht so schwer sein!") blieben selbstverständlich ohne Wirkung. Und nun war ich mit einem gänzlich abgebrochenen Stiftkontakt konfrontiert!
Sie werden lachen, aber ich habe tatsächlich probiert, den Apparat auseinanderzubauen. Natürlich war er komplett verschweißt, so dass er nicht zerstörungsfrei zu öffnen gewesen wäre. Dann aber sah ich mir die Stelle mit dem fehlenden Stift noch einmal genauer an: Schimmerte es da drinnen nicht metallisch? Ich suchte also einen Nagel mit passendem Durchmesser, kniff mit der Zange den Kopf ab und schob ihn ins Gerät. Schnell noch auf Länge gebracht, schon konnte ich den originalen Nachkriegs-Ersatzstiftkontakt testen und das Telefon erwartungsfroh auf die Ladeschale setzen: Bleep!
Nun dachte ich an den rauhen Alltag dieser armen Geräte. Es war völlig klar: Der Nagel würde von unsensiblen Zeitgenossen beim gedankenlosen Auflegen irgendwann nach innen gedrückt werden, außerdem mangelte es an seitlicher Führung, so dass er bald wieder den winzigen Federkontakt verfehlt hätte.
Zwei eingetrocknete Tuben Sekundenkleber später fand ich doch noch ein Fläschchen Super Glue Gel, das ich äußerst vorsichtig um den Nagel herum applizierte, um ihn an seiner Position zu halten und ihm zugleich mehr seitliche Stabilität zu verleihen. Eine Stunde ließ ich das Zeug trocknen, prüfte noch einmal den Sitz des Nagels, setzte das Gerät vorsichtig in die Ladeschale und freute mich über das "Bleep". Das hatte geklappt! Zufrieden ging ich schlafen.

Heute früh klingelte das Telefon, still freute ich mich an seinem Klingeln. Dann rief jemand: Hey! Was ist das denn!? Ich kann das Telefon gar nicht abnehmen!

Man müsste eine Theorie der Verklumpung aufstellen, rein rechnerisch sollten sechs schnurlose Apparate für den Hausanschluss ja genügen. Aber egal, wo ich gerade bin: Wenn das Telefon vielstimmig drauflospiept, renne ich verzweifelt von Zimmer zu Zimmer, quer durch die Etagen, reiße Türen auf und hebe Bettdecken hoch, man kann diese elektronischen Klänge ja sehr schlecht orten, manchmal bin ich schon ganz nahe - und dann springt der Anrufbeantworter an.
Eine Normalverteilung will sich da einfach nicht einstellen, und auch wenn ich regelmäßig alle Handapparate auf die entsprechenden Ladeschalen verteile, muss ich nur mal kurz aus dem Haus gehen, schon ist keines mehr zu finden.
Es ist mir deshalb wichtig, diese Telefone alle am Leben zu erhalten, denn noch weniger dürfen es auf keinen Fall werden. Es handelt sich um zwei Dreierensembles: Eine Billigvariante und ein Modell des bekannten Herstellers, der früher mal schöne orange Wählscheibenapparate für die Deutsche Bundespost produziert hat.
Neulich musste ich drei Akkus nachbestellen. Es war zu wiederholten Gesprächsabbrüchen gekommen. Zwei konnte ich ersetzen, das dritte Gerät aber blieb verschwunden, es musste spannungslos irgendwo liegen und konnte deshalb auch nicht über die akustische Suchfunktion geortet werden.
Wie froh war ich deshalb, als gestern jemand das schwarze Handteil doch noch in einer Schublade fand! Nun musste ich nur noch den Akku austauschen. Dann aber erkannte ich, warum es jemand beiseitegelegt hatte: Einer der beiden Stiftkontakte an der Unterseite war abgebrochen, so dass das Gerät beim Einsetzen in die Ladeschale gar keinen Kontakt bekam.
Es ist ja so: Der normale Billighersteller versieht seine Schnurlostelefone mit zwei Kontaktflächen, die auf entsprechenden Gegenstücken aufliegen, wenn man das Gerät zum Laden in die Station stellt. Nur Tante Siemens muss ankommen und sich etwas Umständliches ausdenken: Machen wir Stiftkontakte, die in geringem Abstand von einem Plastikrand umfasst sind. In die Ladeschale jedoch bauen wir gefederte Kontakflächen, die sich wiederum in einer kleinen Öffnung befinden, so dass der Stift genau in diese Führung gesteckt wird, wo er sich den begehrten Saft ziehen kann. Toll!
Vielleicht telefonieren manche Menschen temperamentvoller als ich, jedenfalls legen sie so auf: Schon oft musste ich die blöden Stiftkontakte wieder senkrecht ausrichten, denn sobald sie auch nur leicht verbogen sind, treffen sie nicht mehr ihren Gegenkontakt, ganz im Gegenteil neigten sie zu noch viel stärkerem Verbiegen, wenn man meint, das Telefon mit Gewalt dennoch so weit in die Schale quetschen zu müssen, bis das kleine Bestätigungsgeräusch ("Bleep") erklingt. Meine Appelle ("Ihr müsst das Gerät exakt senkrecht aufsetzen, herrgottnochmal, das kann doch nicht so schwer sein!") blieben selbstverständlich ohne Wirkung. Und nun war ich mit einem gänzlich abgebrochenen Stiftkontakt konfrontiert!
Sie werden lachen, aber ich habe tatsächlich probiert, den Apparat auseinanderzubauen. Natürlich war er komplett verschweißt, so dass er nicht zerstörungsfrei zu öffnen gewesen wäre. Dann aber sah ich mir die Stelle mit dem fehlenden Stift noch einmal genauer an: Schimmerte es da drinnen nicht metallisch? Ich suchte also einen Nagel mit passendem Durchmesser, kniff mit der Zange den Kopf ab und schob ihn ins Gerät. Schnell noch auf Länge gebracht, schon konnte ich den originalen Nachkriegs-Ersatzstiftkontakt testen und das Telefon erwartungsfroh auf die Ladeschale setzen: Bleep!
Nun dachte ich an den rauhen Alltag dieser armen Geräte. Es war völlig klar: Der Nagel würde von unsensiblen Zeitgenossen beim gedankenlosen Auflegen irgendwann nach innen gedrückt werden, außerdem mangelte es an seitlicher Führung, so dass er bald wieder den winzigen Federkontakt verfehlt hätte.
Zwei eingetrocknete Tuben Sekundenkleber später fand ich doch noch ein Fläschchen Super Glue Gel, das ich äußerst vorsichtig um den Nagel herum applizierte, um ihn an seiner Position zu halten und ihm zugleich mehr seitliche Stabilität zu verleihen. Eine Stunde ließ ich das Zeug trocknen, prüfte noch einmal den Sitz des Nagels, setzte das Gerät vorsichtig in die Ladeschale und freute mich über das "Bleep". Das hatte geklappt! Zufrieden ging ich schlafen.

Heute früh klingelte das Telefon, still freute ich mich an seinem Klingeln. Dann rief jemand: Hey! Was ist das denn!? Ich kann das Telefon gar nicht abnehmen!
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Irgendwie erinnert mich das schon wieder an die Beatles.
Jedenfalls gibt es Leute, die bei einem Spaziergang 48 Steinpilze finden. Zu denen gehöre ich nicht. Einmal suche ich und finde gar nichts, und wenn dann am nächsten Tag hier ein Pilz steht und da noch einer, denke ich: Pff, die paar!, jetzt können sie mich mal, das lohnt sich ja doch nicht.
Aber dann steht schon wieder so ein Butterpilz mitten auf dem Weg, da hinten gleich noch einer - und da oben eine ganze Ansammlung!, also habe ich den Rucksack geholt und ein Messer und bin noch mal los.
"Butterpilze lasse ich meist stehen, die haben nicht so einen besonderen Geschmack, die nehme ich nur mit, wenn's unbedingt Masse sein soll", hatte ich gerade noch aus der Steinpilzfraktion gehört, und ich kann mir das schon vorstellen, so ein Steinpilz gehört einfach zum Feinsten, das man essen kann, und getrocknet adelt er jede Soße und jedes Fleischgericht. Eine Ladung Pfifferlinge: Herrlich! Eine Krause Glucke: Ganz was Besonderes, etwas eigen, aber ein Genuss!
Dagegen fällt der gemeine Butterpilz tatsächlich ab, er schmeckt vor allem als Jüngling, dann hat er auch etwas mehr Aroma als etwa der Champignon, doch ich nahm natürlich alles mit, auch die großen mit der breiten Krempe, die nicht mehr so knackig glänzten, schließlich wollte ich meine Pfanne vollkriegen.

Das war dann eine ziemliche Fummelei, draußen wurde es schon dunkel, im Kerzenlicht prüfte, reinigte und schnitt ich meine Beute, die Stiele mussten weg und die schwammigen Röhren, da blieb netto gar nicht so viel übrig, also schmiss ich eine Gemüsezwiebel in die stirnlampenbeleuchtete Pfanne auf dem Holzfeuer und ließ alles zusammen schmurgeln.

Ein paar Steinpilze hätten sicher nicht geschadet, und nicht mal Pfifferlinge waren dabei. So blieb es beim reinen Butterpilz, kein übler Kerl, sehr basic, sehr down-to-earth, nur etwas Gesellschaft kann er durchaus gebrauchen.

Im Gegensatz zu mir.



Jedenfalls gibt es Leute, die bei einem Spaziergang 48 Steinpilze finden. Zu denen gehöre ich nicht. Einmal suche ich und finde gar nichts, und wenn dann am nächsten Tag hier ein Pilz steht und da noch einer, denke ich: Pff, die paar!, jetzt können sie mich mal, das lohnt sich ja doch nicht.


Aber dann steht schon wieder so ein Butterpilz mitten auf dem Weg, da hinten gleich noch einer - und da oben eine ganze Ansammlung!, also habe ich den Rucksack geholt und ein Messer und bin noch mal los.


"Butterpilze lasse ich meist stehen, die haben nicht so einen besonderen Geschmack, die nehme ich nur mit, wenn's unbedingt Masse sein soll", hatte ich gerade noch aus der Steinpilzfraktion gehört, und ich kann mir das schon vorstellen, so ein Steinpilz gehört einfach zum Feinsten, das man essen kann, und getrocknet adelt er jede Soße und jedes Fleischgericht. Eine Ladung Pfifferlinge: Herrlich! Eine Krause Glucke: Ganz was Besonderes, etwas eigen, aber ein Genuss!


Dagegen fällt der gemeine Butterpilz tatsächlich ab, er schmeckt vor allem als Jüngling, dann hat er auch etwas mehr Aroma als etwa der Champignon, doch ich nahm natürlich alles mit, auch die großen mit der breiten Krempe, die nicht mehr so knackig glänzten, schließlich wollte ich meine Pfanne vollkriegen.

Das war dann eine ziemliche Fummelei, draußen wurde es schon dunkel, im Kerzenlicht prüfte, reinigte und schnitt ich meine Beute, die Stiele mussten weg und die schwammigen Röhren, da blieb netto gar nicht so viel übrig, also schmiss ich eine Gemüsezwiebel in die stirnlampenbeleuchtete Pfanne auf dem Holzfeuer und ließ alles zusammen schmurgeln.

Ein paar Steinpilze hätten sicher nicht geschadet, und nicht mal Pfifferlinge waren dabei. So blieb es beim reinen Butterpilz, kein übler Kerl, sehr basic, sehr down-to-earth, nur etwas Gesellschaft kann er durchaus gebrauchen.

Im Gegensatz zu mir.
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Is it better to love one another
Than to go for a walk in the dark?
Es ist schon etwas seltsam, dass man so wenig von den Musikern der ehemaligen Livebands hört. Keine gekränkten Eitelkeiten werden öffentlich, kein Skandalbuch wird geschrieben. Fast scheint es, als gebe es da irgendwelche Schweigeklauseln.
Ein Schlagzeuger, ein Keyboarder und zwei Gitarristen begleiteten das große Live-Comeback 1989/90. Ach, richtig - und Linda! Übriggeblieben ist nur der Mann am Tasteninstrument, er soll inzwischen die Rolle eines Musical Directors in der aktuellen Liveband einnehmen, von den anderen hört und sieht man nichts mehr.
Jemand analysierte kürzlich in einem Fanforum das Live-Album zur 1989/90er Tour. Zum Eröffungsstück schrieb er etwas verwundert:
Figure of Eight- A strange choice for an opener, for sure. Paul’s voice has a beautiful rawness about it.
Auf Nachfrage verdeutlicht er:
Well it is! Of his entire catalog, he embarks on his first solo tour, and he picks "Figure of Eight" to kick it off? Seems like a strange choice to me!
Das kann man als junger Mensch so sehen, und von heute aus mag es wirklich seltsam erscheinen: Der Mann kann aus fast unendlicher Fülle schöpfen - und beginnt seine Comeback-Welttournee mit diesem Lied!? Genauer gesagt: Er beginnt mit diesem unbekannten Stück von seinem aktuellen Album, spielt dann einen Wings-Hit, es folgt ein weiterer aktueller Titel, den wieder keiner kennt, erst dann ein Beatles-Stück - und danach gleich noch mehr Wings und Solo!?
Ihr seid das alles gewohnt, Kinder, ihr seid so aufgewachsen: McCartney, klar, das ist der ehemalige Beatle, bzw. eigentlich ist er heute noch einer, und der ist immer irgendwo auf Tour oder eröffnet die Olympischen Spiele! Chr-hrr-hrr, guck mal, was der in den 80ern für 'ne Matte hatte, fast so 'ne Frisur wie seine Frau! Und diese coolen 80-er-Sounds, mein Vater hat auch so 'ne CD, die Keyboards hatten damals alle diesen Sound, musst mal drauf achten! Ey, krass, guck mal: Der hat mit diesem Lied damals seine Konzerte eröffnet! Hö. Kanntest du das? Nö. Ich auch nicht.
Wie auch immer man dazu steht, mit dieser Tour hat er sich dem Beatles-Erbe zugewandt und begonnen, es sich anzueignen. Vielleicht hat er sich in sein Schicksal gefügt. Vielleicht wollte er seinen Beitrag zur Musikgeschichte herausstellen. Und natürlich ist er von heute aus diese legendäre, mindestens respektierte, meist aber verehrte Figur. Das war aber nicht immer so.
Paul McCartney komme ihm vor wie jemand, der ein paar Jahre im Weltraum gewesen sei, schrieb mal jemand irgendwo, und nach dieser Erfahrung einfach wieder seinem normalen Beruf nachgehe. So war das in den 70ern und 80ern: Hier mal ein Hit und da ein Flop, die Kritiken lau, trotzdem jährlich eine Platte. Und da hätte es auch böse nach hinten losgehen können, nach einer Reihe von der Kritik zerpflückter Alben nun plötzlich mit Beatles-Stücken auf Tour zu gehen: Seht, nun muss er selber zugestehen, dass sein Solowerk nichts wert ist, nun fleddert er das Beatles-Erbe, jetzt kommt Las Vegas!
Die 80er waren hart, da gab's am Anfang einmal Applaus für das Album Tug of War, dann Haue für Pipes of Peace und schwere Dresche für Give My Regards to Broad Street. Mit Press to Play setzte er sich gleich zwischen alle Stühle, die Hits blieben aus, trotzdem: Weiter!, ein Album mit alten Rock-Standards in der UdSSR veröffentlichen und mit Elvis Costello ein paar Songs komponieren, die kommen aufs neue Album und damit geht's auf Tour.
Auf dieser Tour wurden sechs Stücke von diesem Album gespielt, zwei davon hätten normale Menschen vielleicht schon mal im Radio gehört haben können, große Hits waren sie - natürlich - trotzdem nicht. Bei meinem ersten Konzert kannte ich das aktuelle Album selber noch nicht.
Er hat einfach weitergemacht, das rechne ich ihm hoch an, er hat es immer wieder versucht, und damals war er gerade noch ein "aktueller" Künstler, dessen Songs zwar keine Numer Eins mehr hergaben, aber eine Nummer 20, und nach oben schien noch manches möglich. Deshalb, junger Mann, begannen die Konzerte 1989 nicht mit Hello Goodbye.
Dann ging es los. Ja, mit ausgerechnet diesem Stück, vielleicht liegt es mir deshalb besonders am Herzen, aber es ist auch ein schönes Stück Poprock, ich mag den unpolierten Gesang und Bass, und die Keyboards, die sind vielleicht ein wenig dick aufgetragen, aber so war das, damals in den 80ern.
Than to go for a walk in the dark?
Es ist schon etwas seltsam, dass man so wenig von den Musikern der ehemaligen Livebands hört. Keine gekränkten Eitelkeiten werden öffentlich, kein Skandalbuch wird geschrieben. Fast scheint es, als gebe es da irgendwelche Schweigeklauseln.
Ein Schlagzeuger, ein Keyboarder und zwei Gitarristen begleiteten das große Live-Comeback 1989/90. Ach, richtig - und Linda! Übriggeblieben ist nur der Mann am Tasteninstrument, er soll inzwischen die Rolle eines Musical Directors in der aktuellen Liveband einnehmen, von den anderen hört und sieht man nichts mehr.
Jemand analysierte kürzlich in einem Fanforum das Live-Album zur 1989/90er Tour. Zum Eröffungsstück schrieb er etwas verwundert:
Figure of Eight- A strange choice for an opener, for sure. Paul’s voice has a beautiful rawness about it.
Auf Nachfrage verdeutlicht er:
Well it is! Of his entire catalog, he embarks on his first solo tour, and he picks "Figure of Eight" to kick it off? Seems like a strange choice to me!
Das kann man als junger Mensch so sehen, und von heute aus mag es wirklich seltsam erscheinen: Der Mann kann aus fast unendlicher Fülle schöpfen - und beginnt seine Comeback-Welttournee mit diesem Lied!? Genauer gesagt: Er beginnt mit diesem unbekannten Stück von seinem aktuellen Album, spielt dann einen Wings-Hit, es folgt ein weiterer aktueller Titel, den wieder keiner kennt, erst dann ein Beatles-Stück - und danach gleich noch mehr Wings und Solo!?
Ihr seid das alles gewohnt, Kinder, ihr seid so aufgewachsen: McCartney, klar, das ist der ehemalige Beatle, bzw. eigentlich ist er heute noch einer, und der ist immer irgendwo auf Tour oder eröffnet die Olympischen Spiele! Chr-hrr-hrr, guck mal, was der in den 80ern für 'ne Matte hatte, fast so 'ne Frisur wie seine Frau! Und diese coolen 80-er-Sounds, mein Vater hat auch so 'ne CD, die Keyboards hatten damals alle diesen Sound, musst mal drauf achten! Ey, krass, guck mal: Der hat mit diesem Lied damals seine Konzerte eröffnet! Hö. Kanntest du das? Nö. Ich auch nicht.
Wie auch immer man dazu steht, mit dieser Tour hat er sich dem Beatles-Erbe zugewandt und begonnen, es sich anzueignen. Vielleicht hat er sich in sein Schicksal gefügt. Vielleicht wollte er seinen Beitrag zur Musikgeschichte herausstellen. Und natürlich ist er von heute aus diese legendäre, mindestens respektierte, meist aber verehrte Figur. Das war aber nicht immer so.
Paul McCartney komme ihm vor wie jemand, der ein paar Jahre im Weltraum gewesen sei, schrieb mal jemand irgendwo, und nach dieser Erfahrung einfach wieder seinem normalen Beruf nachgehe. So war das in den 70ern und 80ern: Hier mal ein Hit und da ein Flop, die Kritiken lau, trotzdem jährlich eine Platte. Und da hätte es auch böse nach hinten losgehen können, nach einer Reihe von der Kritik zerpflückter Alben nun plötzlich mit Beatles-Stücken auf Tour zu gehen: Seht, nun muss er selber zugestehen, dass sein Solowerk nichts wert ist, nun fleddert er das Beatles-Erbe, jetzt kommt Las Vegas!
Die 80er waren hart, da gab's am Anfang einmal Applaus für das Album Tug of War, dann Haue für Pipes of Peace und schwere Dresche für Give My Regards to Broad Street. Mit Press to Play setzte er sich gleich zwischen alle Stühle, die Hits blieben aus, trotzdem: Weiter!, ein Album mit alten Rock-Standards in der UdSSR veröffentlichen und mit Elvis Costello ein paar Songs komponieren, die kommen aufs neue Album und damit geht's auf Tour.
Auf dieser Tour wurden sechs Stücke von diesem Album gespielt, zwei davon hätten normale Menschen vielleicht schon mal im Radio gehört haben können, große Hits waren sie - natürlich - trotzdem nicht. Bei meinem ersten Konzert kannte ich das aktuelle Album selber noch nicht.
Er hat einfach weitergemacht, das rechne ich ihm hoch an, er hat es immer wieder versucht, und damals war er gerade noch ein "aktueller" Künstler, dessen Songs zwar keine Numer Eins mehr hergaben, aber eine Nummer 20, und nach oben schien noch manches möglich. Deshalb, junger Mann, begannen die Konzerte 1989 nicht mit Hello Goodbye.
Dann ging es los. Ja, mit ausgerechnet diesem Stück, vielleicht liegt es mir deshalb besonders am Herzen, aber es ist auch ein schönes Stück Poprock, ich mag den unpolierten Gesang und Bass, und die Keyboards, die sind vielleicht ein wenig dick aufgetragen, aber so war das, damals in den 80ern.
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Ich bin am letzten Tag da oben früh und friedlich aufgewacht, musste gar nicht weinen, zündete noch mal ein Feuer an, räumte auf und packte zusammen und spülte ab und fegte durch. Dann schloss ich ab, sah mich um und stieg hinab. Das dauerte ein paar Stunden und ging schön langsam. Es kamen ein paar Autos vorbei, einmal wurde ich per Handzeichen gefragt, ob ich mitfahren wolle, danke, nein!, rief ich, ich laufe!, aber danke!, und manchmal setzte ich den Rucksack ab und trank einen Schluck.

Am Ende wird es flacher, dann zieht es sich länger hin, als man denkt, aber es fühlt sich völlig richtig an, und ich hatte ja Zeit.

Diesmal war der Lärm ein echter Schock, der Verkehr da unten, die vielen Leute, da brauchte ich fast zwei Tage.

Ich erspare Ihnen das ganze Pathos. Aber schön war's schon.

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nnier | 07. Oktober 2012
02.10.2012 um 13:35 Uhr:
Hallo, die Bücher sind heute angekommen.Warum musste ich € 1,80 für den Versand bezahlen, wenn beide Bücher zus. nur 220 Gramm wiegen, die Sie mit € 0,85 Büchersendung versandt haben?
Erbitte freundlicherweise Ihre zeitnahe Rückäußerung.
MfG XYZ
--
03.10.2012 um 17:17 Uhr:
Hallo, unter der Prämisse, dass Sie viell. in einem Kurzurlaub sind, werde ich den 08.10.2012 noch abwarten und mich danach an den Plattform-Betreiber wenden. Es kann nicht sein, dass Sie für diese beiden Bücher mehr als das Doppelte an Versand verlangen. Ich wollte die Bücher haben und partizipiere nicht an den Postgebühren. Ich habe im Übrigen auch nicht die € 1,80 in irgendeiner Form akzeptiert.
Ich darf Sie bitten, Ihre Handlungsweise noch einmal zu überdenken. Ich bin von vornherein davon ausgegangen, dass Sie ein fairer Handelspartner sind, und sich nicht an den Postgebühren bereichern wollen.
MfG XYZ
--
07.10.2012 um 12:42
Sehr geehrte Frau XYZ,
uff, da habe ich aber noch mal Glück gehabt, dass ich so kurz vor Ablauf Ihres Ultimatums aus meinem Kurzurlaub zurückgekehrt bin. Denn ich kann alles erklären! Und zwar führte mich dieser Kurzurlaub in die Karibik, wo ich mal wieder die Ländereien überfliegen musste, die ich mir von den über die Jahre erschlichenen Portogebühren angeschafft habe. Die Schweiz ist einfach nicht mehr sicher! Oder, halt, in Wirklichkeit war es so:
Ich habe noch kurz vor meinem Urlaub Ihre Mail erhalten, dass Sie das Geld überwiesen haben. Ohne den Zahlungseingang abzuwarten, eilte ich mit den beiden Büchern im Umschlag in den Postshop, wo ich mit Schrecken erfahren musste, dass Wladimir Kaminer nicht nur literarisch ein Leichtgewicht ist. BEIDE Bücher ZUSAMMEN wogen UNTER 500 Gramm MIT UMSCHLAG! Und das, wo die automatisch befüllten Produktdaten aus dem booklooker-Katalog mir etwas anderes weismachen wollten!
Ich war verzweifelt: Nur 85 Cent Porto! Was also sollte ich tun? Einfach trotzdem mehr Porto draufkleben? Oder den Umschlag noch mal aufmachen und die Differenz in Briefmarken hineinlegen? Dann wieder: Die Schlange! Direkt hinter mir! Und außerdem: Die Messingklammern! Die Kosten etwa 10 Cent PRO STÜCK!!! Und der Umschlag! Der war gebraucht! Kostete aber trotzdem was! Ich zahle nämlich selber bei anderen auch Versandkosten!!! Und hinter mir die Leute! Und dann war ich schon weg! Und dann musste ich los! In den Urlaub!
Im Ernst: Haben Sie es nicht eine Nummer kleiner? "Partizipieren"? "Plattform-Betreiber"? "Mehr als das Doppelte"? "Handlungsweise überdenken"? Teilen Sie mir doch bitte mit, auf welchem Wege ich Ihnen eine Erstattung zukommen lassen kann. Briefklammern, Umschlag, Tesafilm, Klebestift und Abnutzung des Kugelschreibers gehen auf mich, auf die Portodifferenz lege ich noch einen Cent für Zinsverlust obendrauf, das ist doch ein Wort und zusammen fast ein Euro!
Freundliche Grüße
nnier
Hallo, die Bücher sind heute angekommen.Warum musste ich € 1,80 für den Versand bezahlen, wenn beide Bücher zus. nur 220 Gramm wiegen, die Sie mit € 0,85 Büchersendung versandt haben?
Erbitte freundlicherweise Ihre zeitnahe Rückäußerung.
MfG XYZ
--
03.10.2012 um 17:17 Uhr:
Hallo, unter der Prämisse, dass Sie viell. in einem Kurzurlaub sind, werde ich den 08.10.2012 noch abwarten und mich danach an den Plattform-Betreiber wenden. Es kann nicht sein, dass Sie für diese beiden Bücher mehr als das Doppelte an Versand verlangen. Ich wollte die Bücher haben und partizipiere nicht an den Postgebühren. Ich habe im Übrigen auch nicht die € 1,80 in irgendeiner Form akzeptiert.
Ich darf Sie bitten, Ihre Handlungsweise noch einmal zu überdenken. Ich bin von vornherein davon ausgegangen, dass Sie ein fairer Handelspartner sind, und sich nicht an den Postgebühren bereichern wollen.
MfG XYZ
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07.10.2012 um 12:42
Sehr geehrte Frau XYZ,
uff, da habe ich aber noch mal Glück gehabt, dass ich so kurz vor Ablauf Ihres Ultimatums aus meinem Kurzurlaub zurückgekehrt bin. Denn ich kann alles erklären! Und zwar führte mich dieser Kurzurlaub in die Karibik, wo ich mal wieder die Ländereien überfliegen musste, die ich mir von den über die Jahre erschlichenen Portogebühren angeschafft habe. Die Schweiz ist einfach nicht mehr sicher! Oder, halt, in Wirklichkeit war es so:
Ich habe noch kurz vor meinem Urlaub Ihre Mail erhalten, dass Sie das Geld überwiesen haben. Ohne den Zahlungseingang abzuwarten, eilte ich mit den beiden Büchern im Umschlag in den Postshop, wo ich mit Schrecken erfahren musste, dass Wladimir Kaminer nicht nur literarisch ein Leichtgewicht ist. BEIDE Bücher ZUSAMMEN wogen UNTER 500 Gramm MIT UMSCHLAG! Und das, wo die automatisch befüllten Produktdaten aus dem booklooker-Katalog mir etwas anderes weismachen wollten!
Ich war verzweifelt: Nur 85 Cent Porto! Was also sollte ich tun? Einfach trotzdem mehr Porto draufkleben? Oder den Umschlag noch mal aufmachen und die Differenz in Briefmarken hineinlegen? Dann wieder: Die Schlange! Direkt hinter mir! Und außerdem: Die Messingklammern! Die Kosten etwa 10 Cent PRO STÜCK!!! Und der Umschlag! Der war gebraucht! Kostete aber trotzdem was! Ich zahle nämlich selber bei anderen auch Versandkosten!!! Und hinter mir die Leute! Und dann war ich schon weg! Und dann musste ich los! In den Urlaub!
Im Ernst: Haben Sie es nicht eine Nummer kleiner? "Partizipieren"? "Plattform-Betreiber"? "Mehr als das Doppelte"? "Handlungsweise überdenken"? Teilen Sie mir doch bitte mit, auf welchem Wege ich Ihnen eine Erstattung zukommen lassen kann. Briefklammern, Umschlag, Tesafilm, Klebestift und Abnutzung des Kugelschreibers gehen auf mich, auf die Portodifferenz lege ich noch einen Cent für Zinsverlust obendrauf, das ist doch ein Wort und zusammen fast ein Euro!
Freundliche Grüße
nnier
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