Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Samstag, 26. November 2011
Demnächst vorerst erscheinend gescheitert
nnier | 26. November 2011 | Topic Gelesn
- Pass auf, die von der FAZ ham da grad einen an der Marmel, die haben ja damals schon am lautesten rumgetönt von wegen wissenschaftliche Ehre oder was, rabla, und die kommen aus der Nummer anscheinend auch nicht mehr raus, und da dachten wir, ich meine: Eigentlich wäre die FAZ der natürliche Verbündete, aber was ist heute schon noch sicher!? Gut: Die BILD ist klar, da brauchen wir auch nicht erst hingehen, die kommen von selber, die wollen das von sich aus, ne. Aber für die Gebüldeten, ne, für die Bürger, ne, man muss das Boulevarddingens ja irgendwie hinterfüttern, da sitzen wir so zusammen und grübeln und da sag ich: Eigentlich müsste man mal die ZEIT, und die anderen erst so: Nee, was'n das für ne Idee, die sind doch voll etepetete da, preußischer Kulturadel, na, du weißt ja, wie die Leute denken, und dann noch das Feuilleton, haach, das sind so Hundertprozentige, verstehst du, haach, die Redlichkeit und haach, der Ruf der Wissenschaft und so, das wird nie was, ne, sagen meine Leute so, ne, und ich dann so zu denen: Überlegt doch mal, wer damals schon gesagt hat, dass das soo wild ja nun auch wieder nicht ist mit diesem Plagiat, ne, und überhaupt ist das viel besser, als wenn das aus dem eigenen Schützengraben kommt, sozusagen, na ja, und dann dachte ich mir, rufste einfach mal an, kleiner Dienstweg, fragen kost' nichts, also mal ganz direkt gefragt: Wär da was zu machen?

- Er nu wieder. Nur Nixon konnte nach China, was!? Mann! Ich wart hier schon die ganze Zeit, sind ja nun fast schon acht Monate, nech, hier wollte mir das keiner glauben, ich hab denen immer gesagt: Das machen die nicht über die FAZ, das machen die über uns. Bingo! Was glaubste, wen ich euch zufällig freigehalten habe für drei Tage? Exakt! Pass auf: Das muss in London sein, da muss er sowieso hin, also treffen die sich in dem Hotel, ich geb' dir nachher noch die genauen Daten durch, und es kommt unser Fotograf, nicht euer, dass das klar ist, ist ja zum Glück kein Schachbrett in der Nähe, harhar, ich mein - mal unter uns: Das kommt jetzt etwas knapp nach dieser Kandidatenausrufung, außerdem hat Chefe noch dieses andere Buch laufen, mit dem Hacke von der Süddeutschen, "Wofür wir stehen" oder wie das heißt, es geht um irgendwas mit Werten und läuft ganz gut, aber das werd ich ihm schon irgendwie schmackhaft machen. Ich sage immer: Seinen Chef muss man sich gut erziehen, der Trick ist: Er muss denken, dass er selbst auf die Idee gekommen ist, und dann sagst du noch: Tolle Idee, Chef, und denkst: Und zwar von mir, harhar. Vorschlag: Wenn schon, denn schon - gleich mit Buch und allem, das macht es meinem Chef auch leichter, ich werde da mal ein wenig insiniueren, nech. Motto: Was sind schon drei Tage im Hotel, Sie sind doch eh in London, Chef, und das würde bestimmt viele interessieren, so ein wirklich kritisches Gespräch, das würden die Leute bestimmt gerne lesen, gerade jetzt vor Weihnachten. Ich brauch dann nur an den Fingern rückwärts zu zählen, dann kommt er in mein Büro und sagt: Meier, ich habe gerade eine Eingebung. Und ich spreche leise mit: Knallhartes Gespräch, den lassen wir nicht von der Angel, wir gehen dahin, wo es weh tut, diesen Plagiator werde ich rösten, à propos: In diesem Hotel gibt's einen exzellenten Kalbsbraten, der hat eine Kruste!, also wann ist das noch mal, aber bitte nicht mehr als vier Stunden am Tag, Sie suchen mir bis morgen bitte diese ganzen Vorwürfe zusammen, die ihm damals gemacht worden sind, unter uns: Wir sind alle nur Menschen, Minister hätte er ruhig bleiben können - und, Meier: Rufen Sie den Verlag an, sagen Sie denen, da kommt vor Weihnachten noch was Dickes, Vorabdruck bei uns inklusive, ich drück das auf die Titelseite.

- Hö hö. Kennste einen, kennste alle. Wusste ich doch, dass wir uns verstehen! Jetzt pass auf, eins noch. Die Sache damals, also, ähm, weißt schon, das mit diesen nicht ganz selbst ausgedachten, ähm, jedenfalls - worüber ich mir hier den Kopf zerbreche, wie äußert er sich dazu, wie erklärt er das, da bin ich immer noch ein wenig am Suchen, hast du da eine Idee?

- Harte Nuss. Ihr könnt ja schlecht einfach alles zugeben. Abstreiten geht auch nicht, dafür ist das Ding zu offensichtlich, die haben das ja alles dokumentiert. Hmm. Hmmm. Also ich würde sagen: Überarbeitet, Übersicht verloren, Überblick verloren, junge Familie, beginnende Karriere in der Politik, immer unterwegs, so die Linie.

- Sowieso! Das haben wir ja auch von Anfang an, also ziemlich schnell damals gebracht, wir wollen das noch etwas ausbauen, dass die Leute sich was drunter vorstellen können: Gaaanz viele Disketten, und mehrere Computer, und teilweise im Ausland, das soll er schön plastisch erzählen, bloß ich hätt' da trotzdem gerne noch was Neues, ist auch fürs Interview vielleicht besser. Hmm.

- Hm. Mir fällt da grad was ein. Da war mal dieser Fahrraddieb in Bremen, der hat in aller Ruhe ein Fahrrad geknackt, mitten in der Stadt, mitten am Tag, und dann kam die Polizei und fragte ihn, was er da macht.

- Kenn ich! Der sagt dann, na was wohl, ich knacke ein Fahrrad, dann sagt er: Leute, ich würde doch wohl nicht am hellichten Tag hier vor aller Welt ein Fahrrad klauen, so stumpf kann man doch nicht sein, das ist mein eigenes, und dann ist es am Ende aber doch nicht seins und sie verhaften ihn. Aber was hat das mit ...?

- Tja - denk mal in Ruhe drüber nach.

- ...

- Hm?

- Du bist eine abgewichste Sau, aber echt. "So stumpf kann man doch nicht sein", chrr-hrr-hrr, das ist genial. Echt genial! So: Also, hören Sie mal, ich würde ja wohl nicht eine komplette Einleitung abschreiben, wenn ich plagiieren wollte! So dumm kann man sich doch gar nicht anstellen! Chr-hrr-hrr! Bzw.: "Wer die ersten Zeilen seiner Einleitung komplett aus einem Zeitungsartikel abschreibt, dann aber gleichzeitig so doof ist, die Autorin dieses Textes im Literaturverzeichnis zu benennen, der handelt nicht absichtlich, sondern aus Überforderung und weil er den Überblick verloren hat!", ich seh's direkt vor mir! Chr-hrr-hrr! Das machen wir! Geh'n wir mal wieder auf ein Bier?

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Freitag, 25. November 2011
Awkward
nnier | 25. November 2011 | Topic Musiq
Sie sah wirklich gut aus, diese junge Mutter mit dem kleinen Mädchen heute früh an der Bushaltestelle, mit rötlichen Haaren unter beiger Mütze und mit derben Stiefeln, vielleicht habe ich deswegen hingeschaut und vielleicht wegen des geblümten Kinderrucksacks auf ihrer Schulter, ich musste dann lächeln, als ich die Kippe im Mundwinkel sah und wollte nicht starren, bloß aus dem Augenwinkel habe ich manchmal hinübergeschaut, wie sie ihr Kind auf dem dünnen Metallzaun balancieren ließ und zwischendurch an ihrer Kippe zog. Ich zwang mich also, in die andere Richtung zu schauen, zu diesem Paar mit dem kleinen Kind, wie sie leise redeten und dabei ab und zu aus dem Augenwinkel zu der Mützenmutter hinübersahen, die Mundwinkel nach unten gezogen und frei von jeder Kippe, wie sie gequält passivrauchten und mordsmäßig erschraken, als das Mädchen auf dem Zaun ins Wanken geriet und sauber absprang ins Gebüsch. Man sah sich bedeutungsvoll an, der Bus kam, das Mädchen galoppierte hinein, und endlich, endlich passte sich meine Stimmung diesem Dabadapdap-dabadadah an, das sich gestern in meinem Hirn festgesetzt hat.

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Dienstag, 22. November 2011
Mobisodes
nnier | 22. November 2011 | Topic Fernseh
Bild hatte über den Selbstmord einer Frau derart hämisch berichtet (Aus Angst vor Frühjahrsputz: Hausfrau erschlug sich mit Hammer), dass ihr Mann sich wenige Tage später ebenfalls das Leben nahm. [Q]

Ich kann da auch kein Mitleid empfinden. Jeder, der bei solchen Sendungen mitmacht hat auf irgendeine Weise einen am Bembel. [Q #5]

Tut mir leid, aber solange es Leute gibt die sich dafür hergeben sollten die einem nicht leid tun. [Q #10]

Ich wollte das nicht. Ich musste das tun. [...] Oh mein Gott ... Was soll ich nur tun? Ich muss ja da bleiben, wo ich lebe. Was mache ich jetzt bloß? [Q]

Aber wenn die Gäste das so wollen? [Q]
Erinnert sich noch jemand an Killt von Staeck und Wallraff? Darauf stand ein Satz, der sich mir als Kind eingeprägt hat: "Wer etwas Ehrgefühl im Leib hat, sollte dieses Lügenblatt nicht kaufen."

Einmal wäre ich den Medienverbrechern beinahe selbst zu nahe gekommen: Als das Internet noch jung und ich naiv genug war, meine Vita und mein frisches Uni-Zeugnis einfach so hineinzuhängen, klingelte eines Tages das Telefon. Eine TV-Firma rief an, es war zu Beginn der ersten Container-Staffel, Sladdi und Jürgen waren gerade noch keine "Stars", aber der konkurrierende Sender wollte dem Format dringend etwas entgegensetzen, denn darin waren sich alle einig: Reality wird das Ding!

Schon saß ich in der Medienhauptstadt und ließ mich sozusagen für einen Job casten, eine junge Dame und ein cooler Produzent saßen da, die mich nach meiner Bereitschaft fragten, in die Karibik zu fliegen und meine Nase als Experte ins TV zu halten. Meine Rückfragen, die sich u.a. darauf bezogen, wie stabil die Kandidaten seelisch eigentlich seien und ob man auf Krisensituationen irgendwie vorbereitet sei, wurden achselzuckend abgetan, man warf sich vielsagende Blicke zu und es war dann auch schnell klar, dass wir nicht zueinanderfinden würden, wofür ich heute noch zutiefst dankbar bin.

Man kann derzeit nachlesen, was man für die Preisgabe sämtlicher Persönlichkeitsrechte auf dem freien Markt bekommt. Es sind 700.- EUR. Dafür räumt man Mobbern und Schlägertypen das zeitlich unbeschränkte Recht auf Demütigung, seelische Grausamkeit und Wirklichkeitsverbiegung ein, stellt sich unentgeltlich für Nacharbeiten und Pressetermine zur Verfügung und wird natürlich auch global durch den Kakao, nein: durch die tiefste Scheiße gezogen und verhöhnt. Klar: Das muss man doch wissen, was das für Konsequenzen hat! Wer sowas mitmacht, ist doch selber schuld! Der Sender reagiert routinemäßig völlig verwundert, seiner Sprecherin soll bitte der Mund verfaulen, und wer etwas Ehrgefühl im Leib hat, sollte denen nie wieder auch nur irgendwas abkaufen, sondern ganz entschieden an ihrer gesellschaftlichen Ächtung mitarbeiten.

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Dienstag, 22. November 2011
Lieber Morgen
nnier | 22. November 2011 | Topic In echt
Normalerweise mache ich sowas mit Links, erst den Termin verpennen, dann eine Ladung Eintrittskarten ersteigern, daraufhin fragen, wer überhaupt mitkommen will, die überzähligen Tickets weiterverkaufen - wenn allerdings morgens auf rätselhafte Weise die Digitalkamera verschwindet und man also im Lauf des Tages die infragekommenden Orte abklappert, schließlich hat man doch gerade eben noch fotografiert, das Ding aber einfach nicht findet, dafür unterwegs bemerkt, dass man die Unterlagen vergessen hat, noch mal umdreht und diese eilig holt, dafür das Mobiltelefon liegen lässt und in immer hektischer werdenden rekursiven Schleifen seinen bereits getätigten Wegen folgt, bis man schweißgebadet das kleine Ding tatsächlich wiederfindet und nun nicht mehr weiß, was man wo schon erledigt hat bzw. noch tun muss, wenn zudem gewisse Zweifel ob der Seriosität einer Bieterin, die sich auf der Plattform gerade erst angemeldet und gleich das Höchstgebot abgegeben, danach aber einfach nicht gemeldet hat, sich durch unerwarteten Zahlungseingang doch noch in Luft auflösen, sollte man bei aller Freude noch mal sehr genau überprüfen, in welchem Umschlag man welches Ticket an wen schickt, und dass für einen selber auch noch welche übrigbleiben, am besten nebeneinander, vor allem an einem solchen Tag sollte man das tun, an dem man abends merkt, dass man den Laptop gar nicht dabeihat und sich fragt, wo der denn bloß.

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Sonntag, 20. November 2011
Kümmellos
nnier | 20. November 2011 | Topic In echt


Da lag dieser Weißkohl rum, schon lange, den habe ich mir vorgenommen, und ich kann mir das schon vorstellen, dass der Kohl jahrzehntlang einen so schlechten Ruf hatte, er riecht beim Kochen und sättigt kaum, hat keinen rechten Nährwert und ist wässrig, bah!, wenn ich mir so ein hungriges Fünfzigerjahrekind vorstelle!, wie es durchs Treppenhaus nach oben läuft, mit seinen kurzen Hosen, mit seinem Fassonschnitt, überall riecht es nach Kohl und der Hunger treibt's rein, angedickt das Zeug mit etwas Mehlschwitze, an guten Tagen ist ein halber Löffel Schweineschmalz drin oder es wurde eine Schwarte mitgekocht, für die Kalorien, denn ganz ohne Fett ist es nur noch grausam, hoffentlich gibt's ein paar anständige Kartoffeln dazu und nicht bloß Graupen.



Was für dekadente Säue wir geworden sind, wenn wir die welken äußeren Blätter abnehmen, alles Strunkige entfernen, auch diese dicken Rippen da, dann die Kohlblätter in Streifen schneiden und den gewässerten Römertopf erst mal mit Butter auskleiden, das war die Wochenration für einen Erwachsenen damals, noch schnell eine Gemüsezwiebel in Scheiben schneiden und sie auf den Boden schichten, und da wir zufälllig gerade ein Pfund Rinderhack in der Pfanne angebraten haben, schichten wir also den Kohl da rein und salzen immer kräftig, dazwischen das gut gepfefferte Hackfleisch, Schicht um Schicht, hach, was könnten wir denn noch reintun, es soll ja ein einfaches Gericht werden, gießen wir also lediglich etwas Wein hinzu und Brühe und etwas Sojasauce, mehr muss gar nicht sein, wir sind ja so anspruchslos!, oder zur Sicherheit grad noch einen Becher Sahne. Mehr brauche ich nicht, mehr will ich gar nicht, ich mag die einfachen Dinge, nachher kommt was mit Ruth Leuwerik.

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