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Es war mein erster Urlaub in dieser Firma, da hätte ich es schon merken müssen, denn ich fuhr mit meiner kleinen Tochter auf der Rückbank der untergehenden Sonne entgegen und fühlte mich leichter und freier mit jedem Kilometer, nach einigen Stunden dann dachte ich diesen Satz, den ich immer bespöttelt hatte: Jetzt einfach weiterfahren, immer weiter, und nicht zurückkommen. Ich hätte es merken müssen, als ich dann doch wieder zurückfahren musste, dieser Kloß im Hals wurde immer dicker und die Schwerkraft stärker. Die Treppe da hoch habe ich damals schon gehasst.
Ich hätte es am ersten Tag merken müssen, als man gemeinsam zum Frühstück nach unten ging und alle eine Viertelstunde schwiegen, dann ging man wieder hoch. Als ich ins hässliche Hochhaus fahren musste und die da alle waren und jünger waren als ich und trotzdem so richtige Erwachsene. Als man mir was von Travel Arrangements erzählte und mir plötzlich so schlecht wurde, dass ich mich auf dem Klo einsperrte und zehn Minuten durchatmete.
Ich hätte es an dem Tag merken müssen, als wir nur zu zweit in der Firma waren und mit einer leeren Plastikflasche fußballspielten, die schossen wir durch den Flur wie die Bescheuerten, stundenlang, und wie mir klar war, dass ich mich zum ersten Mal wohlfühlte und dass das auch das einzige Mal bleiben würde.
Unterdrückte, beklemmende Scheiße, Kick-Off-Meetings und Verkaufsclients, und die Fluchten ins Raucherbüro, und der nnier macht aber lange Mittagspause, Satan!, aber manchmal konnte ich einfach nicht zurückgehen an meinen Platz, und wie ich punkt 17 Uhr den Hammer fallenließ, gegen jede soziale Erwünschtheit, keine Minute zuviel da drin, und dieses Kotzgefühl und die Treppe da jeden Morgen, diese Scheißtreppe.
An einem der ersten Tage im neuen Protzgebäude lief ich durchs Treppenhaus. Jemand hatte gut sichtbar auf den Marmor gekackt. Die Beratertypen waren da, jemand sprach von "Team Leads" und der Innenminister schaute vorbei, den Plastikflaschenkollegen hatte man eines Tages rausgeworfen, einfach so, ich lief danach nur noch in meiner Plexiglaskugel herum und kotzte mich selber an, weil ich trotzdem noch hinging, dann wurden die unangenehmen Businesstypen durch Soziopathen ersetzt, die sich auf ihre Macht einen abwichsten und zum Spaß Leute demütigten, manche davon wurden krank und manche heulten, andere brüllten nach unten weiter, dann saß ich bei dem Durchgeknallten im Büro und er fragte, ob ich an ihn glaube, starrte mich dabei so intensiv an, ich schrieb dann meine Kündigung, und als ich neulich die Todesanzeige für eine ehemalige Kollegin las, war mein erster Gedanke: Jetzt hat sich eine umgebracht. Das stimmte nicht, und vielleicht sehe ich das alles viel zu negativ.
Ich hätte es am ersten Tag merken müssen, als man gemeinsam zum Frühstück nach unten ging und alle eine Viertelstunde schwiegen, dann ging man wieder hoch. Als ich ins hässliche Hochhaus fahren musste und die da alle waren und jünger waren als ich und trotzdem so richtige Erwachsene. Als man mir was von Travel Arrangements erzählte und mir plötzlich so schlecht wurde, dass ich mich auf dem Klo einsperrte und zehn Minuten durchatmete.
Ich hätte es an dem Tag merken müssen, als wir nur zu zweit in der Firma waren und mit einer leeren Plastikflasche fußballspielten, die schossen wir durch den Flur wie die Bescheuerten, stundenlang, und wie mir klar war, dass ich mich zum ersten Mal wohlfühlte und dass das auch das einzige Mal bleiben würde.
Unterdrückte, beklemmende Scheiße, Kick-Off-Meetings und Verkaufsclients, und die Fluchten ins Raucherbüro, und der nnier macht aber lange Mittagspause, Satan!, aber manchmal konnte ich einfach nicht zurückgehen an meinen Platz, und wie ich punkt 17 Uhr den Hammer fallenließ, gegen jede soziale Erwünschtheit, keine Minute zuviel da drin, und dieses Kotzgefühl und die Treppe da jeden Morgen, diese Scheißtreppe.
An einem der ersten Tage im neuen Protzgebäude lief ich durchs Treppenhaus. Jemand hatte gut sichtbar auf den Marmor gekackt. Die Beratertypen waren da, jemand sprach von "Team Leads" und der Innenminister schaute vorbei, den Plastikflaschenkollegen hatte man eines Tages rausgeworfen, einfach so, ich lief danach nur noch in meiner Plexiglaskugel herum und kotzte mich selber an, weil ich trotzdem noch hinging, dann wurden die unangenehmen Businesstypen durch Soziopathen ersetzt, die sich auf ihre Macht einen abwichsten und zum Spaß Leute demütigten, manche davon wurden krank und manche heulten, andere brüllten nach unten weiter, dann saß ich bei dem Durchgeknallten im Büro und er fragte, ob ich an ihn glaube, starrte mich dabei so intensiv an, ich schrieb dann meine Kündigung, und als ich neulich die Todesanzeige für eine ehemalige Kollegin las, war mein erster Gedanke: Jetzt hat sich eine umgebracht. Das stimmte nicht, und vielleicht sehe ich das alles viel zu negativ.
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Helmut Schmidt. Helmut Kohl. Helmut Genscher. Helmut Strauß. Helmut Matthöfer. Helmut Apel. Helmut Lahnstein. Helmut Lambsdorff. Helmut Blüm. Helmut Waigel. Helmut Stoltenberg. Helmut Vogel. Helmut Börner. Helmut Barschel. Helmut Rau. Helmut Späth. Helmut Schwarz-Schilling. Helmut Möllemann. Helmut Albrecht. Helmut Voscherau. Helmut von Weizsäcker. Helmut Herzog. Helmut Matthäus-Maier. Helmut Verheugen. Helmut Schröder. Helmut Kiechle. Helmut Stoiber. Helmut Lafontaine. Helmut Geissler. Helmut Ditfurth. Helmut Scharping. Helmut Beck. Helmut Engholm. Helmut-Renate Laurien. Helmut Wallmann. Helmut Töpfer. Helmut Wehner. Helmut Dregger. Helmut Adam-Schwaetzer. Helmut Süssmuth. Helmut Klose. Helmut Trampert. Helmut Bastian. Helmut Kelly. Helmut Schäuble. Helmut Kinkel. Helmut Bangemann.
(Dieser Vorname ist seit den 70er Jahren völlig aus der Mode.)
(Dieser Vorname ist seit den 70er Jahren völlig aus der Mode.)
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Es ist ja ganz normal, dass jemand jemanden nicht kennt und auch nicht vorher fragt, sondern halt mal einen Spendenaufruf zu des Ungefragten Gunsten in die Welt kräht wie auch sonst so vieles, und dann die Ansichten desjenigen, den er da so ungefragt in die Position gebracht hat, sich lieber mal erklären zu wollen, als "Zukreuzekriechen" vor sogenannten Neidern wertet - bloß eines verstehe ich nicht: Was soll an diesen Tweets eigentlich so toll sein?
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Sagt mal, von wo kommt ihr denn her?
Ihre Frage grenzt aus. Sie impliziert, dass wir nicht hierhergehören.
Sehen alle da so aus wie ihr?
So wie alle Europäer gleich aussehen. Für Asiaten. Sie konstruieren die Differenz, nach der Sie fragen.
Soll ich euch ein Lied beibringen?
Es handelt sich vermutlich um eine rhetorische Frage.
Ich kenn ein Lied mit nem tollen Chor.
Den appellativen Charakter dieser scheinbaren Selbstkundgabe betrachten wir als unangemessen.
Der Flötenschlumpf fängt an.
Na bitte: Da haben wir's! Und wenn nicht, hm!?
Warum seid Ihr Schlümpfe klein?
Es gibt eine erhebliche interindividuelle Varianz auch in Bezug auf die Körpergröße.
Nehmt ihr die Mützen mit ins Bett?
Ich möchte Ihr folkloristisches Weltbild ungern ins Wanken bringen.
Habt ihr auch Schulen in Schlumpfhausen?
Sie tun hier ganz naiv und wollen Ihre Ignoranz als Neugier tarnen.
Was mögt ihr am liebsten tun?
La la lallalallalallalalla, la la lallalallalallalalla.
Ihre Frage grenzt aus. Sie impliziert, dass wir nicht hierhergehören.
Sehen alle da so aus wie ihr?
So wie alle Europäer gleich aussehen. Für Asiaten. Sie konstruieren die Differenz, nach der Sie fragen.
Soll ich euch ein Lied beibringen?
Es handelt sich vermutlich um eine rhetorische Frage.
Ich kenn ein Lied mit nem tollen Chor.
Den appellativen Charakter dieser scheinbaren Selbstkundgabe betrachten wir als unangemessen.
Der Flötenschlumpf fängt an.
Na bitte: Da haben wir's! Und wenn nicht, hm!?
Warum seid Ihr Schlümpfe klein?
Es gibt eine erhebliche interindividuelle Varianz auch in Bezug auf die Körpergröße.
Nehmt ihr die Mützen mit ins Bett?
Ich möchte Ihr folkloristisches Weltbild ungern ins Wanken bringen.
Habt ihr auch Schulen in Schlumpfhausen?
Sie tun hier ganz naiv und wollen Ihre Ignoranz als Neugier tarnen.
Was mögt ihr am liebsten tun?
La la lallalallalallalalla, la la lallalallalallalalla.
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Einmal, als mir langweilig war, fotografierte ich aus dem Fenster die Autos unserer Nachbarn mit meiner Pocketkamera. Die Bilder kleben in meinem ersten Fotoalbum. Auf einem sieht man einen gelben Ford Fiesta, erstes Modell. Dieses Auto war mir immer unsympathisch.
Es war schon nicht allzugut losgegangen. Wir waren umgezogen, kurz bevor ich in die Schule kam, es war also Sommer, und an einem der ersten Tage im neuen Garten hatte meine Mutter eine Wassermelone aufgeschnitten und uns einen großen Teller hingestellt. Wir probierten die Schaukel aus und aßen von der Melone, und immer, wenn von einem Stück nur noch die Schale übrig war, warfen wir diese über den Zaun in den angrenzenden Garten. Nach einer Weile gingen wir zurück ins Haus.
Später, als ich noch einmal nach draußen ging, bemerkte ich im Nachbargarten eine auffallend kleine Frau mittleren Alters, die etwas aufsammelte. Ich schaute hinüber, unsere Blicke trafen sich kurz, die Brille war groß und eckig, dann schleuderte sie die abgeknabberten Melonenschalen mit hasserfülltem Gesicht in meine Richtung und drehte wortlos um.
Sie hatten einen Hund, einen Boxer namens Aldo, der Mann betrieb ein kleines Geschäft für Anglerbedarf, die Frau arbeite auch irgendwo, er fuhr mit dem Fiesta, sie mit dem Klapprad, ich sah sie mittags oft nach Hause kommen, wenn ich von der Schule kam, es waren diese altmodischen Satteltaschen dran und einmal fiel das Fahrrad um, sie hatte es kurz ans Gartentor gelehnt und schloss die Haustür auf, da kullerten ganz viele Flaschen heraus, die sammelte sie schnell ein und schaute mich nicht an.
Wir hatten ein Aquarium, mein Vater sagte: Frag doch mal den Herrn S., der hat im Keller ganz viele Fische, ich mochte nicht recht und zierte mich, schließlich ging ich doch hin und musste warten, bis sie mit dem Abendessen fertig waren. Ich erinnere mich noch gut an das glänzende Stück Butter im Mundwinkel von Frau S. und wie ich die Übelkeit unterdrücken musste. Im Keller standen knapp zwanzig Aquarien, Herr S. gab mir verschiedene Fische, mir war das entsetzlich unangenehm, dann musste ich fragen, was die denn kosten, mein Vater hatte das gesagt, und Herr S. wollte kein Geld und sagte, das sei doch selbstverständlich und nicht der Rede wert.
Ich vermied die beiden, wie ich nur konnte, wechselte Straßenseiten und ging Umwege, einmal aber kam ich zufällig an seinem Geschäft vorbei, er sah mich, kam heraus und redete lange auf mich ein. Wie alt meine Schwester eigentlich inzwischen sei, wollte er wissen und vieles mehr, das dauerte endlos und ich nahm mir vor, nie wieder diesen Weg in die Stadt zu nehmen. Dass er meiner Schwester viel zu oft und viel zu aufdringlich über die langen Haare strich, erfuhr ich erst später.
Das muss doch einen Grund haben, dass die Frau so trinkt, sagte eine Nachbarin zu meiner Mutter, Frau S. war wieder mit dem Fahrrad hingefallen und hatte eine Wunde an der Stirn davongetragen. Sie sei ja nun schon lange so still und scheu, nur neulich, bei einer Geburtstagsfeier, da sei es fast wie früher gewesen, da sei sie mal ein bisschen lustig geworden, aber da habe sie auch ganz schön, nicht wahr, und die Geste mit dem zurückgelegten Kopf und dem unsichtbaren Glas an den Lippen verstand auch ich, 's Hantje nenne man sie dann, die Frau S., und er soll sie sogar mit der Hundeleine schlagen.
Mir war der Fiesta gruselig und der Hund und der frische Pansen, mir war der Hut gruselig und die Brille und der kurze Bart, mich grauste vor dem kleinen Fahrrad und den karierten Satteltaschen, ich schauderte vor den großen Augen der kleinen Frau S. und davor, dass sie manchmal so einen engen, schwarzen Lederblouson trug.
Es war schon nicht allzugut losgegangen. Wir waren umgezogen, kurz bevor ich in die Schule kam, es war also Sommer, und an einem der ersten Tage im neuen Garten hatte meine Mutter eine Wassermelone aufgeschnitten und uns einen großen Teller hingestellt. Wir probierten die Schaukel aus und aßen von der Melone, und immer, wenn von einem Stück nur noch die Schale übrig war, warfen wir diese über den Zaun in den angrenzenden Garten. Nach einer Weile gingen wir zurück ins Haus.
Später, als ich noch einmal nach draußen ging, bemerkte ich im Nachbargarten eine auffallend kleine Frau mittleren Alters, die etwas aufsammelte. Ich schaute hinüber, unsere Blicke trafen sich kurz, die Brille war groß und eckig, dann schleuderte sie die abgeknabberten Melonenschalen mit hasserfülltem Gesicht in meine Richtung und drehte wortlos um.
Sie hatten einen Hund, einen Boxer namens Aldo, der Mann betrieb ein kleines Geschäft für Anglerbedarf, die Frau arbeite auch irgendwo, er fuhr mit dem Fiesta, sie mit dem Klapprad, ich sah sie mittags oft nach Hause kommen, wenn ich von der Schule kam, es waren diese altmodischen Satteltaschen dran und einmal fiel das Fahrrad um, sie hatte es kurz ans Gartentor gelehnt und schloss die Haustür auf, da kullerten ganz viele Flaschen heraus, die sammelte sie schnell ein und schaute mich nicht an.
Wir hatten ein Aquarium, mein Vater sagte: Frag doch mal den Herrn S., der hat im Keller ganz viele Fische, ich mochte nicht recht und zierte mich, schließlich ging ich doch hin und musste warten, bis sie mit dem Abendessen fertig waren. Ich erinnere mich noch gut an das glänzende Stück Butter im Mundwinkel von Frau S. und wie ich die Übelkeit unterdrücken musste. Im Keller standen knapp zwanzig Aquarien, Herr S. gab mir verschiedene Fische, mir war das entsetzlich unangenehm, dann musste ich fragen, was die denn kosten, mein Vater hatte das gesagt, und Herr S. wollte kein Geld und sagte, das sei doch selbstverständlich und nicht der Rede wert.
Ich vermied die beiden, wie ich nur konnte, wechselte Straßenseiten und ging Umwege, einmal aber kam ich zufällig an seinem Geschäft vorbei, er sah mich, kam heraus und redete lange auf mich ein. Wie alt meine Schwester eigentlich inzwischen sei, wollte er wissen und vieles mehr, das dauerte endlos und ich nahm mir vor, nie wieder diesen Weg in die Stadt zu nehmen. Dass er meiner Schwester viel zu oft und viel zu aufdringlich über die langen Haare strich, erfuhr ich erst später.
Das muss doch einen Grund haben, dass die Frau so trinkt, sagte eine Nachbarin zu meiner Mutter, Frau S. war wieder mit dem Fahrrad hingefallen und hatte eine Wunde an der Stirn davongetragen. Sie sei ja nun schon lange so still und scheu, nur neulich, bei einer Geburtstagsfeier, da sei es fast wie früher gewesen, da sei sie mal ein bisschen lustig geworden, aber da habe sie auch ganz schön, nicht wahr, und die Geste mit dem zurückgelegten Kopf und dem unsichtbaren Glas an den Lippen verstand auch ich, 's Hantje nenne man sie dann, die Frau S., und er soll sie sogar mit der Hundeleine schlagen.
Mir war der Fiesta gruselig und der Hund und der frische Pansen, mir war der Hut gruselig und die Brille und der kurze Bart, mich grauste vor dem kleinen Fahrrad und den karierten Satteltaschen, ich schauderte vor den großen Augen der kleinen Frau S. und davor, dass sie manchmal so einen engen, schwarzen Lederblouson trug.
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