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Auf der Windschutzscheibe des Reisebusses prangte diese merkwürdige Aufschrift, und ich wusste mal wieder nicht, was das heißen soll - ob der Fahrer einen speziellen Vorstadtakzent spricht, während er per Mikrofon die Sehenswürdigkeiten links und rechts der Straße erläutert oder die Reisenden ermahnt, ihre DÄMLICHEN KÄSEBROTE MIT REMOULADE GEFÄLLIGST DRAUSSEN ZU VERSPEISEN, EINE BESCHISSENE KLECKEREI IST DAS IMMER, DA STEHST DU FREITAGNACHMITTAG NOCH STUNDENLANG AUF DEM BETRIEBSHOF UND SCHRUBBST DEN SEICH AUS DEN SITZPOLSTERN, DAS ZAHLT DIR KEIN MENSCH, ABER DIE NÄCHSTE HORDE FAHRGÄSTE HEULT DANN WIEDER ÜBER JEDEN KRÜMEL UND JEDEN FLECK RUM UND BESCHWERT SICH BEIM VERANSTALTER, BEVOR SIE IHRE EIGENEN EKELHAFTEN HARTGEKOCHTEN EIER IN DIESE TIEFE RILLE ZWISCHEN DEN BEIDEN SITZEN RUBBELN UND DANN STINKTS WIE IM PUMAKÄFIG, "Suburban Male Voice", vielleicht können Sie mir ja weiterhelfen, und genauso rätsele ich über oben abgebildete Titelgrafik des angekündigten Megasellers einer sehr bekannten Bloggerin, deren Blog ich ziemlich regelmäßig lese, auch wenn ich gar nicht richtig sagen kann, warum, schließlich gibt es auch anderswo Kochrezepte und Buchkritiken, außerdem bin ich gar nicht so selten anderer Ansicht als sie - und dabei heißt es doch, man sucht sich immer diejenigen Lesestücke, die die eigene Weltsicht bestätigen, das wurde sogar experimentell nachgewiesen: Legt man irgendwo einen Stapel Fachzeitschriften ins Wartezimmer, und auf der einen steht ganz groß: Warum die FDP trotzdem total toll ist, und auf der anderen steht: Diese ganzen Zimmermädchen sind solche Luder und müssen mal so richtig gefickt werden, und dann setzt man z.B. einen FDP-Vorsitzenden und einen vom Währungsfonds zufällig verteilt hin, dann ist der Erwartungswert p(WahrscheinlichkeitDassDasSoIstWieManVermutenKönnte) statistisch signifikant! Und weil ich gehört habe, dass es Frauen gibt, die dauernd überlegen, ob sie vielleicht einen dicken Hintern haben "und aber auch" (Berti Vogts, 2001) gerne hören wollen, dass das entweder gar nicht so ist oder wenn doch, dann in Ordnung ist, du kannst es mir ruhig sagen, nein, ich finde dich total in Ordnung so, los, sag es, es macht mir nichts aus, was denn, ich finde dich wirklich toll, so wie du bist, sei ehrlich, du brauchst mir nichts vorzumachen, ich will nur wissen, ob ich zu dick bin, nein, ich finde nicht, dass du zu dick bist, sag die Wahrheit, auch nicht am Po, nein, ich finde deinen Po toll, das sagst du nur so, und meine Arme, sag die Wahrheit, sind die nicht ein wenig stark, na gut, meinetwegen, deine Arme sind vielleicht nicht so superdünn wie bei Angelina Jolie, aber das gefällt DU BIST SO EIN SCHWEIN! DU BIST SO GEMEIN!, solche Sachen, und deshalb stehen meiner Ansicht nach die Chancen schon mal nicht schlecht, dass dieses Buch seine Käuferinnen findet, und vielleicht ist es darüberhinaus auch noch gut geschrieben und interessant, nämlich das ist auch der Grund dafür, warum ich dieses Blog regelmäßig lese, bloß eins irritiert mich: Was soll denn das sein, da, auf dem Titelbild? Eine Hinterntrockenrubbelmaschine mit auswechselbarem Handtuch? Eine Waage ohne Skala und dafür mit riesigem Zeiger, der gegen den Uhrzeigersinn funktioniert? Eine Farbwalze, die schwarze Badeanzüge bodypaintet? Vorstädter aller Länder, helft mir auf die Sprünge!
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Da war mal dieser Urlaub in Südfrankreich. Ich war mit einem guten Freund unterwegs, die Sonne ging langsam unter, am Straßenrand wurden einem für ganz wenige Francs die kurz vor der Überreife stehenden Melonen hinterhergeworfen, die wir dann auf dem Campingplatz halbierten und gierig auslöffelten. In diesem Urlaub schmeckte alles toll, das Baguette mit den reifen Tomaten, die Blätterteigdinger, auch der billige rote Landwein, und auf dem Rückweg, die rote Sonne stand wieder ganz tief da, hielt ich noch ein letztes Mal an einem dieser Stände am Straßenrand, wollte noch ein Fläschchen Wein kaufen oder zwei, als Mitbringsel oder für mich selbst.

Ich bin kein Weintrinker, auch wenn's mir im Blut liegen müsste - der Schoppen zum Mittagessen, die mit etwas bitzelndem Mineralwasser versetzte Weinschorle, das habe ich schon als Kind gerne mal probiert, im süddeutschen Urlaub bei der Verwandtschaft, und sicher stammt daher meine Toleranz gegenüber allem Sauren, bei dem die Weinkenner immer ganz indigniert sagen: Das heißt trocken!, viele Menschen sprachen diesen fränkischen Wald- und Wiesenweinen ja jede Trinkbarkeit ab, mir aber schmeckte es. In der Schorle und im Urlaub.

Ein Winzer aus jener Gegend sprach im letzten Jahr zu mir: Wir holen auf, wir haben jetzt richtig gute Weine - vor 20, 30 Jahren das Zeug, das hättst du niemandem zu trinken geben dürfen!, ich aber sagte, dass mir der schon damals geschmeckt habe und wurde erstaunt angesehen.
Trotzdem bin ich nie ein Weintrinker geworden - es steht allerdings immer welcher da: Erstens, weil ich dann doch manchmal welchen trinke, mit Besuch z.B., und zweitens, weil ich grundsätzlich immer damit koche. In die Hackfleischsoße zu Spaghetti oder Lasagne kommt ein ebenso gut bemessener Schuss Wein wie in die Erbsen-, Hühner- und Kartoffelsuppe, das schweinische oder geflügelige Geschnetzelte oder in den beliebig befüllten Römertopf.

Was genau ich da hineinkippe, ist relativ egal, solange zwei Kriterien erfüllt sind: Der Wein muss weiß sein, und er muss gut säuerlich sein. Notfalls tut es auch mal übriggebliebener Sekt, im Regelfall aber eine preislich knapp oberhalb des Rebenschoppen-Tetrapacks liegende Flasche Irgendwas, das bloß nicht lieblich oder fruchtig sein darf und gerne Riesling oder Silvaner auf dem Etikett stehen haben darf, so weit kann ich's mir merken.

In diesem Urlaub damals probierte ich erst den einen Wein und dann den anderen, beide schmeckten hervorragend süßlich, fast likörartig, und diese Abendrotstimmung, und diese freundliche Frau, und wenigstens den einen musste ich dann auch noch probieren und dann unbedingt noch diesen hier, einen ganz feinen Tropfen.
Ich kaufte am Ende eine ganze Kiste, und auch wenn mir eine Freundin kurz darauf erzählte, soviel bezahle ihr Vater auch mal für eine einzelne Flasche, waren die knapp hundert Mark für meine Verhältnisse richtig viel Geld, so dass ich mit großer Vorfreude bei einem Abendessen eben jener Bekannten mal eine zufällig ausgewählte Flasche aus der Kiste kredenzte.

Das Zeug war süß, likörhaft und passte kein bisschen zum Essen. Ich hätte schwören können, dass jedes einzelne Probeschlückchen geradezu himmlisch gut geschmeckt hatte, öffnete leicht verunsichert eine andere Sorte und dann eine dritte. Es war zum Heulen. Nichts schmeckte.
"Vielleicht war das im Urlaub einfach anders, mit dem Wetter da und der Freiheit und den Melonen", überlegte ich mit meinem Mitreisenden, den ich einige Tage darauf auch noch mal probieren ließ, und er zuckte die Schultern. Die restlichen Flaschen habe ich irgendwann noch geöffnet und dann allesamt weggeschüttet. Nicht mal zum Kochen waren sie geeignet.

Vor einigen Monaten aber brachte man mir aus Frankreich eine Flasche mit, deren Aufschrift ich mühsam mit "Rosinensaft" übersetzte, mein Französisch ist ganz eingeschrumpelt, vielleicht heißt es auch Traubensaft, überlegte ich später - und plötzlich wusste ich wieder, wie glücklich ich damals bei diesem Sonnenuntergang war. Es befand sich in dieser komischen Flasche mit dem "Slurp"-Etikett nämlich ein solches Extrakt aus Süße und Sonne, dass ich innerlich ganz ergriffen wurde. Und das kann ich Ihnen sagen: Wenn ich die jemals irgendwo finde, dann kaufe ich eine ganze Kiste!

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Liebe ... Genossinnen .... und ... Genossen! (Langanhaltender Applaus)
So ging das damals, der Marktplatz war voll, manchmal war es der 1. Mai und manchmal der Auftritt eines mittelmäßig prominenten Politikers im Wahlkampf. Ein Gewerkschafter redete im Zeitlupentempo, forderte gerechtere Löhne oder mehr Urlaub, die Sonne schien, es gab Musik, und der Marktplatz war voll. Landesminister X trat auf und der Marktplatz war voll. Ganz selten, wenn ein Bundespromi kam, wusste man das Wochen vorher - und der Marktplatz war gerammelt voll.
Gut, das war eine andere Stadt, dennoch war ich überrascht, dass ich gestern nur zufällig dem SPD-Vorsitzenden über den Weg geradelt bin, der da gerade vor einer sehr überschaubaren Zuschauermenge eine Wahlkampfabschlusskundgebung abhielt. Man musste überhaupt nicht drängeln, man verstand sogar jedes Wort, und auch wenn ich von Genossinnen und Genossen nichts gehört habe, waren die Themen durchaus bekannt: Es muss ein Mindestlohn her, das ist nicht nur wichtig für die Arbeitnehmer, sondern auch für diejenigen Arbeitgeber, meine Damen und Herren, die anständige Löhne bezahlen, die sogar Tariflöhne bezahlen, und der SPD-Vorsitzende hörte sich so richtig wütend an, wie er da gegen die privaten Krankenversicherungen wetterte, die sich die jungen und gesunden Versicherten herauspicken, während die gesetzlichen Kassen, so wie der Herr Rösler das wollte, jetzt Zusatzbeiträge nehmen und pleite gehen, meine Damen und Herren, und er regte sich offenbar mächtig auf über einen solchen Egoismus. Das war fast wie früher, aber der Applaus, der war wirklich dünn, selbst bei den vollkommen unstrittigen Applausstellen, und noch etwas war ganz anders als früher: Ich hatte das Gefühl, dass ihm diese Wut kaum jemand geglaubt hat.
Noch einer hat nicht vorher bescheid gesagt, dass er in Bremen ist, gestern, das hat mich dann richtig geärgert.


So ging das damals, der Marktplatz war voll, manchmal war es der 1. Mai und manchmal der Auftritt eines mittelmäßig prominenten Politikers im Wahlkampf. Ein Gewerkschafter redete im Zeitlupentempo, forderte gerechtere Löhne oder mehr Urlaub, die Sonne schien, es gab Musik, und der Marktplatz war voll. Landesminister X trat auf und der Marktplatz war voll. Ganz selten, wenn ein Bundespromi kam, wusste man das Wochen vorher - und der Marktplatz war gerammelt voll.

Gut, das war eine andere Stadt, dennoch war ich überrascht, dass ich gestern nur zufällig dem SPD-Vorsitzenden über den Weg geradelt bin, der da gerade vor einer sehr überschaubaren Zuschauermenge eine Wahlkampfabschlusskundgebung abhielt. Man musste überhaupt nicht drängeln, man verstand sogar jedes Wort, und auch wenn ich von Genossinnen und Genossen nichts gehört habe, waren die Themen durchaus bekannt: Es muss ein Mindestlohn her, das ist nicht nur wichtig für die Arbeitnehmer, sondern auch für diejenigen Arbeitgeber, meine Damen und Herren, die anständige Löhne bezahlen, die sogar Tariflöhne bezahlen, und der SPD-Vorsitzende hörte sich so richtig wütend an, wie er da gegen die privaten Krankenversicherungen wetterte, die sich die jungen und gesunden Versicherten herauspicken, während die gesetzlichen Kassen, so wie der Herr Rösler das wollte, jetzt Zusatzbeiträge nehmen und pleite gehen, meine Damen und Herren, und er regte sich offenbar mächtig auf über einen solchen Egoismus. Das war fast wie früher, aber der Applaus, der war wirklich dünn, selbst bei den vollkommen unstrittigen Applausstellen, und noch etwas war ganz anders als früher: Ich hatte das Gefühl, dass ihm diese Wut kaum jemand geglaubt hat.

Noch einer hat nicht vorher bescheid gesagt, dass er in Bremen ist, gestern, das hat mich dann richtig geärgert.

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Oder: Fickfleisch in Budapest. Aber selbstverständlich wurde auf der Incentive-Reise alles genau abgerechnet:
"Die Damen wurden nach jedem solcher Treffen mit einem Stempel auf ihrem Unterarm abgestempelt. So wurde festgehalten, welche Dame wie oft frequentiert wurde."
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Nu(r)mme(h)r(ei)nschild(kröten)hal(loLeuteWieGehts)ter of Death!
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