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Da war mal dieser Urlaub in Südfrankreich. Ich war mit einem guten Freund unterwegs, die Sonne ging langsam unter, am Straßenrand wurden einem für ganz wenige Francs die kurz vor der Überreife stehenden Melonen hinterhergeworfen, die wir dann auf dem Campingplatz halbierten und gierig auslöffelten. In diesem Urlaub schmeckte alles toll, das Baguette mit den reifen Tomaten, die Blätterteigdinger, auch der billige rote Landwein, und auf dem Rückweg, die rote Sonne stand wieder ganz tief da, hielt ich noch ein letztes Mal an einem dieser Stände am Straßenrand, wollte noch ein Fläschchen Wein kaufen oder zwei, als Mitbringsel oder für mich selbst.

Ich bin kein Weintrinker, auch wenn's mir im Blut liegen müsste - der Schoppen zum Mittagessen, die mit etwas bitzelndem Mineralwasser versetzte Weinschorle, das habe ich schon als Kind gerne mal probiert, im süddeutschen Urlaub bei der Verwandtschaft, und sicher stammt daher meine Toleranz gegenüber allem Sauren, bei dem die Weinkenner immer ganz indigniert sagen: Das heißt trocken!, viele Menschen sprachen diesen fränkischen Wald- und Wiesenweinen ja jede Trinkbarkeit ab, mir aber schmeckte es. In der Schorle und im Urlaub.

Ein Winzer aus jener Gegend sprach im letzten Jahr zu mir: Wir holen auf, wir haben jetzt richtig gute Weine - vor 20, 30 Jahren das Zeug, das hättst du niemandem zu trinken geben dürfen!, ich aber sagte, dass mir der schon damals geschmeckt habe und wurde erstaunt angesehen.
Trotzdem bin ich nie ein Weintrinker geworden - es steht allerdings immer welcher da: Erstens, weil ich dann doch manchmal welchen trinke, mit Besuch z.B., und zweitens, weil ich grundsätzlich immer damit koche. In die Hackfleischsoße zu Spaghetti oder Lasagne kommt ein ebenso gut bemessener Schuss Wein wie in die Erbsen-, Hühner- und Kartoffelsuppe, das schweinische oder geflügelige Geschnetzelte oder in den beliebig befüllten Römertopf.

Was genau ich da hineinkippe, ist relativ egal, solange zwei Kriterien erfüllt sind: Der Wein muss weiß sein, und er muss gut säuerlich sein. Notfalls tut es auch mal übriggebliebener Sekt, im Regelfall aber eine preislich knapp oberhalb des Rebenschoppen-Tetrapacks liegende Flasche Irgendwas, das bloß nicht lieblich oder fruchtig sein darf und gerne Riesling oder Silvaner auf dem Etikett stehen haben darf, so weit kann ich's mir merken.

In diesem Urlaub damals probierte ich erst den einen Wein und dann den anderen, beide schmeckten hervorragend süßlich, fast likörartig, und diese Abendrotstimmung, und diese freundliche Frau, und wenigstens den einen musste ich dann auch noch probieren und dann unbedingt noch diesen hier, einen ganz feinen Tropfen.
Ich kaufte am Ende eine ganze Kiste, und auch wenn mir eine Freundin kurz darauf erzählte, soviel bezahle ihr Vater auch mal für eine einzelne Flasche, waren die knapp hundert Mark für meine Verhältnisse richtig viel Geld, so dass ich mit großer Vorfreude bei einem Abendessen eben jener Bekannten mal eine zufällig ausgewählte Flasche aus der Kiste kredenzte.

Das Zeug war süß, likörhaft und passte kein bisschen zum Essen. Ich hätte schwören können, dass jedes einzelne Probeschlückchen geradezu himmlisch gut geschmeckt hatte, öffnete leicht verunsichert eine andere Sorte und dann eine dritte. Es war zum Heulen. Nichts schmeckte.
"Vielleicht war das im Urlaub einfach anders, mit dem Wetter da und der Freiheit und den Melonen", überlegte ich mit meinem Mitreisenden, den ich einige Tage darauf auch noch mal probieren ließ, und er zuckte die Schultern. Die restlichen Flaschen habe ich irgendwann noch geöffnet und dann allesamt weggeschüttet. Nicht mal zum Kochen waren sie geeignet.

Vor einigen Monaten aber brachte man mir aus Frankreich eine Flasche mit, deren Aufschrift ich mühsam mit "Rosinensaft" übersetzte, mein Französisch ist ganz eingeschrumpelt, vielleicht heißt es auch Traubensaft, überlegte ich später - und plötzlich wusste ich wieder, wie glücklich ich damals bei diesem Sonnenuntergang war. Es befand sich in dieser komischen Flasche mit dem "Slurp"-Etikett nämlich ein solches Extrakt aus Süße und Sonne, dass ich innerlich ganz ergriffen wurde. Und das kann ich Ihnen sagen: Wenn ich die jemals irgendwo finde, dann kaufe ich eine ganze Kiste!

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Liebe ... Genossinnen .... und ... Genossen! (Langanhaltender Applaus)
So ging das damals, der Marktplatz war voll, manchmal war es der 1. Mai und manchmal der Auftritt eines mittelmäßig prominenten Politikers im Wahlkampf. Ein Gewerkschafter redete im Zeitlupentempo, forderte gerechtere Löhne oder mehr Urlaub, die Sonne schien, es gab Musik, und der Marktplatz war voll. Landesminister X trat auf und der Marktplatz war voll. Ganz selten, wenn ein Bundespromi kam, wusste man das Wochen vorher - und der Marktplatz war gerammelt voll.
Gut, das war eine andere Stadt, dennoch war ich überrascht, dass ich gestern nur zufällig dem SPD-Vorsitzenden über den Weg geradelt bin, der da gerade vor einer sehr überschaubaren Zuschauermenge eine Wahlkampfabschlusskundgebung abhielt. Man musste überhaupt nicht drängeln, man verstand sogar jedes Wort, und auch wenn ich von Genossinnen und Genossen nichts gehört habe, waren die Themen durchaus bekannt: Es muss ein Mindestlohn her, das ist nicht nur wichtig für die Arbeitnehmer, sondern auch für diejenigen Arbeitgeber, meine Damen und Herren, die anständige Löhne bezahlen, die sogar Tariflöhne bezahlen, und der SPD-Vorsitzende hörte sich so richtig wütend an, wie er da gegen die privaten Krankenversicherungen wetterte, die sich die jungen und gesunden Versicherten herauspicken, während die gesetzlichen Kassen, so wie der Herr Rösler das wollte, jetzt Zusatzbeiträge nehmen und pleite gehen, meine Damen und Herren, und er regte sich offenbar mächtig auf über einen solchen Egoismus. Das war fast wie früher, aber der Applaus, der war wirklich dünn, selbst bei den vollkommen unstrittigen Applausstellen, und noch etwas war ganz anders als früher: Ich hatte das Gefühl, dass ihm diese Wut kaum jemand geglaubt hat.
Noch einer hat nicht vorher bescheid gesagt, dass er in Bremen ist, gestern, das hat mich dann richtig geärgert.


So ging das damals, der Marktplatz war voll, manchmal war es der 1. Mai und manchmal der Auftritt eines mittelmäßig prominenten Politikers im Wahlkampf. Ein Gewerkschafter redete im Zeitlupentempo, forderte gerechtere Löhne oder mehr Urlaub, die Sonne schien, es gab Musik, und der Marktplatz war voll. Landesminister X trat auf und der Marktplatz war voll. Ganz selten, wenn ein Bundespromi kam, wusste man das Wochen vorher - und der Marktplatz war gerammelt voll.

Gut, das war eine andere Stadt, dennoch war ich überrascht, dass ich gestern nur zufällig dem SPD-Vorsitzenden über den Weg geradelt bin, der da gerade vor einer sehr überschaubaren Zuschauermenge eine Wahlkampfabschlusskundgebung abhielt. Man musste überhaupt nicht drängeln, man verstand sogar jedes Wort, und auch wenn ich von Genossinnen und Genossen nichts gehört habe, waren die Themen durchaus bekannt: Es muss ein Mindestlohn her, das ist nicht nur wichtig für die Arbeitnehmer, sondern auch für diejenigen Arbeitgeber, meine Damen und Herren, die anständige Löhne bezahlen, die sogar Tariflöhne bezahlen, und der SPD-Vorsitzende hörte sich so richtig wütend an, wie er da gegen die privaten Krankenversicherungen wetterte, die sich die jungen und gesunden Versicherten herauspicken, während die gesetzlichen Kassen, so wie der Herr Rösler das wollte, jetzt Zusatzbeiträge nehmen und pleite gehen, meine Damen und Herren, und er regte sich offenbar mächtig auf über einen solchen Egoismus. Das war fast wie früher, aber der Applaus, der war wirklich dünn, selbst bei den vollkommen unstrittigen Applausstellen, und noch etwas war ganz anders als früher: Ich hatte das Gefühl, dass ihm diese Wut kaum jemand geglaubt hat.

Noch einer hat nicht vorher bescheid gesagt, dass er in Bremen ist, gestern, das hat mich dann richtig geärgert.

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Oder: Fickfleisch in Budapest. Aber selbstverständlich wurde auf der Incentive-Reise alles genau abgerechnet:
"Die Damen wurden nach jedem solcher Treffen mit einem Stempel auf ihrem Unterarm abgestempelt. So wurde festgehalten, welche Dame wie oft frequentiert wurde."
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Nu(r)mme(h)r(ei)nschild(kröten)hal(loLeuteWieGehts)ter of Death!
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Dieses Buch ist eins von den besten Büchern die je geschrieben wurden, geschrieben sind und geschrieben werden sein.Ja, komisch - aber als die dann alle damit angekommen sind, dass der Eurovision Song Contest stattfindet, bekam ich plötzlich Lust, mir diese Sendung, genauer gesagt: ihren Kern, ihre Essenz, nämlich die Punktvergabe, nach all den Jahren wieder einmal anzuschauen. Ich werde Sie nun nicht mit meinen persönlichen Reminiszenzen an Dschörmäny Duse Poäng behelligen, ich habe da zu wenig Kerkelinghaftes in mir, zudem musste ich gestern überhaupt erst einmal das letztjährige Siegerstückchen Satellite im Internet heraussuchen - aha, so klingen also Siegertitel im neuen Jahrtausend, nun, da gefiel mir das neue Stück besser, trotz dieser Spermien, die da im Hintergrund herumtanzen, trotz des merkwürdigen Englischs, aber das Lied an sich hat immerhin was, würde ich sagen - ist aber auch schon wieder egal, und ich schaltete dieses kleine TV-Gerät ein und sah mir die im Vergleich zu früher enorm beschleunigte Punktevergabe an, dazwischen Anke Engelke, Judith Rakers und die Dualseele von Petra Raab. Es handelt sich dabei um ein batteriebetriebenes, flaches Ding in schwarzem Gehäuse mit augenzerstörendem Miniaturbildschirm, für das ich als Kind vermutlich meine Seele verkauft hätte - ein eigener, kleiner Fernseher, den man sogar mitnehmen kann! -, und den ich vor meinen eigenen Kindern verborgen halte, seit er mir vor etwa einem Jahr aus Gründen, die Sie nicht interessieren werden, geschenkt wurde. Wenn man am späten Samstagabend auf die Idee kommt, sich die Punktevergabe des ESC anzuschauen, kann man ein solches Gerät jedenfalls ganz einfach unter dem Handtuchstapel hervorziehen und mit schnell ermüdenden Augen dem Geplapper lauschen, Anke Engelke steht da im Zentrum und lässt sich die Punkte übermitteln, Judith Rakers ist irgendwo an der Peripherie unterwegs und wiederholt manchmal - wie früher! Wie früher! - bestimmte Ländernamen und Punktzahlen auf Französisch, und irgendwofür ist auch Dualseele Raab dabei, den ich bisher für einen ziemlich humorlosen Menschen gehalten habe, aber ich habe mich mal wieder geirrt.
Falls sie noch nichts von ihm gehört haben liegt es
daran, dass es seiner Zeit weit voraus ist.
Wenn sie weiterhin ihrem Ego frönen wollen und
Angst vor der Liebe haben, dann lassen sie die
Finger davon und lesen weiter Kinderbücher die ihrem
Stand gerecht werden.
Während die Praktikanten bei Spiegel Online nämlich den Liveticker befüllen dürfen ("[22.04 Uhr] Kollegin M., redaktionsinterner Modenazi, findet das Kleid der Schweizerin nicht so gut. tdo"), man das Geholper also immerhin mit Zeitdruck und diesem Krach da in der Halle erklären kann, staunt man am nächsten Tag schon ein wenig über die Rumpeleien eines sogenannten Grand-Prix-Experten ("Nur mit der einstigen Schülerin aus Hannover wird diese Show endgültig von Traditionsbeständen entsorgt."; "... dass Deutschland dies mit Lena gelingen würde, war krass unwahrscheinlich. Worauf es ankam, war, den einst als Grand Prix Eurovision verhämten Schlager- und Chansonabend zu entrümpeln ..."; "Lena [...] war reichlich als Opposition zur Schlagerkultur des Ralph Siegel aufgebaut worden."; "Zur Glaubwürdigkeit trug nicht gering bei, dass [...]"; "Sie hat einen ziemlich prima Job gemacht.")
Richtig interessant wird's dann aber erst im Forum zum Artikel, in das man einen kurzen Blick wirft, dort platzt man nämlich mitten in eine philosophische Diskussion, lauschen wir doch mal kurz:
Weder ein Herr Raab noch eine Lena bringen dieser WeltOha! Mitten im Thema Elend vs. Entertainment ist man da! Was die Schreiberin denn ihrerseits gegen das Elend der Welt getan habe, wird sie nun gefragt, und die Antwort lautet:
irgendetwas, wenn sie diese wieder verlassen haben,
außer, dass sie weitaus mehr Ressourcen für ihr Überleben
hier in Anspruch genommen haben als der große Rest.
Dafür lassen sie sich anständig feiern. Haben sie es
ja kurz geschafft, die Menschen von ihren Problemen
abzulenken, die sie ohne diese Ablenkung gar nicht hätten. [Q]
Mal davon abgesehen, dass ich kostenlos 6700 BeiträgeUnd so weiter ("Wenn sie einmal vor ihren Schöpfer treten, wird der so einige Hühner mit ihnen zu rupfen haben"), aber das klingt ja doch interessant, was für Bücher mögen das denn sein, fragt man sich, und (Achtung: Links führen zu Kommerzplattform) bei Titeln wie Der gehörnte Weg, Viva la Matriarchat und Durch die Habgier ein paar Weniger kann man durchaus neugierig werden. Sehen wir uns zunächst Die wahrhafte Ehe an, Klappentext: "Der Verstand ist der Abfall des Geistes, sowie die Emotionen der Abfall der Seele sind. Das Ego verkörpert beides, weil es eine schmerzhafte verminderte Kopie des Originals ist.", das klingt doch nicht uninteressant, was sagen denn die Rezensenten - eine gewisse Petra Raab z.B. ist ganz angetan:
verfasst habe, einen aufklärenden youtube-Kanal
unterhalte, Bücher geschrieben
habe, welche die Menschen über sich selbst aufklären, so
dass durch deren Informationsgehalt an den ich selbst nur
gekommen bin, indem ich durch tagtägliche schmerzhafte
Reinigungen und Selbstanalysen in den letzten 11 Jahren die
Illusionen der Materie niederreißen konnte, die Menschen
somit wieder schneller zu sich selbst zurückfinden können
und das ganze Leid auf diesem Planeten schneller ein Ende
hat, eigentlich sonst nichts. [Q]
Dieses Buch ist eins von den besten Büchern die je geschrieben wurden, geschrieben sind und geschrieben werden sein.Hui! Und wie sieht es mit Die 44 Masken des Egos aus? Rezensentin Petra Raab schreibt begeistert:
Falls sie noch nichts von ihm gehört haben liegt es
daran, dass es seiner Zeit weit voraus ist.
Wenn sie weiterhin ihrem Ego frönen wollen und
Angst vor der Liebe haben, dann lassen sie die
Finger davon und lesen weiter Kinderbücher die ihrem
Stand gerecht werden.
Dieses Buch ist eins von den besten Büchern die je geschrieben wurden, geschrieben sind und geschrieben werden sein.Oder nehmen wir Die traurige Prinzessin, diesen Titel der Autorin Petra Raab feiert Rezensentin Petra Raab wie folgt:
Falls sie noch nichts von ihm gehört haben liegt es
daran, dass es seiner Zeit weit voraus ist.
Wenn sie weiterhin ihrem Ego frönen wollen und
Angst vor der Liebe haben, dann lassen sie die
Finger davon und lesen weiter Kinderbücher die ihrem
Stand gerecht werden.
Dieses Buch ist eins von den besten Büchern die je geschrieben wurden, geschrieben sind und geschrieben werden sein.Und wenn man weiterstöbert und schließlich auf das hier stößt:
Falls sie noch nichts von ihm gehört haben liegt es
daran, dass es seiner Zeit weit voraus ist.
Wenn sie weiterhin ihrem Ego frönen wollen und
Angst vor der Liebe haben, dann lassen sie die
Finger davon und lesen weiter Kinderbücher die ihrem
Stand gerecht werden.
Da ich selbst meiner Dualseele begegnet bin, welche sich im Moderator- dann muss man zugeben, dass man Stefan Raab und seiner Firma Brainpool einen so subtilen Scherz tatsächlich nicht zugetraut hätte.
"Stefan Raab" verkörpert, weiß ich, dass Catherine
wirklich über das Zusammentreffen mit ihrer Dualseele berichtet.
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