Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Mittwoch, 9. März 2011
Sprack die Wanten, Schlabbekiggä!
nnier | 09. März 2011 | Topic Brainphuq
Keine Ahnung, was Sie so in Ihrer Freizeit tun - ich jedenfalls rede gerne mal vor mich hin, am liebsten im Dialekt. Problem: Ich kann gar keinen Dialekt. Lösung: Trotzdem.

a) I sog I hob das am Oidn dabrozn dabfozn.
b) Ei du - isch sachsda mannagadesdena!
c) Sipp dschi gehanib dsche prrröü nis je bange, prrringje havenslöüf!
d) Kupp sipp dje nopp, ne schnüss fallsje bemm.


Ordnen Sie diese jahrelang erprobten Pseudo-Dialektfetzen von Nord nach Süd - oder ganz wie Sie wollen!

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Sonntag, 6. März 2011
Als ich mal der Arsch vom Kamel war
nnier | 06. März 2011 | Topic In echt
Und zwar musste ich neulich wieder einmal darüber nachdenken, als mir jemand berichtete, in diesen bürgerlichen und wohlhabenden Stadtteilen sei es für die Kinder und Jugendlichen ein echtes Problem, wenn sie jemandem etwas ersetzen müssten, das sie ihm gestohlen oder kaputtgemacht haben: Das müssten die nämlich von ihrem (oft gar nicht mal so üppigen) Taschengeld selber aufbringen, während andernorts der Konfliktvermittler oftmals auf ein abfälliges "Pff! Die hundert Euro gibt mir meine Mutter" stoße. Über die möglichen erzieherischen Effekte und so weiter möchte ich jetzt gar nicht reden, sondern nur festhalten, dass das mit dem Geld ganz unterschiedlich gehandhabt wird, was mir erst im Laufe des jugendlichen Erwachens mit dem Verlust der Unschuld so richtig klar wurde.

Klar hatte ich schon vorher mitbekommen, dass manche Leute weniger und andere mehr Geld hatten als wir, und die Frage "Wieviel Taschengeld kriegstn du?" war immer eine wichtige gewesen. Manche Kinder konnten sich täglich eine Dose Cola leisten, andere bekamen gar kein festes Taschengeld, dafür aber von der Oma unregelmäßig etwas zugesteckt, zumeist blieb das aber in einem sehr überschau- und vergleichbaren Rahmen; das Geld langte für ein paar Süßigkeiten und gelegentliche Comics oder kleine Plastikspielsachen.

In der Schule hatten sie gefragt, wer Lust dazu hätte, bei einem Theaterstück mitzuspielen. Das Stück wurde am "richtigen" Theater gegeben, es ging um einen Zirkus, und einige Kinder wurden für Nebenrollen und als Statisten benötigt. Es wurde viel und lange geprobt, man wurde aufwendig geschminkt und bekam bunte Klamotten geschneidert, und meine Rolle bestand hauptsächlich darin, am Eingang der Zirkusmanege als Zirkusdiener herumzustehen und manchmal auf die richtige Weise den Vorhang zur Seite zu ziehen. Dieses Herumstehen war übrigens schwieriger als gedacht - für meine Darbietung wurde ich dann auch gelobt, da ich offenbar als einer von wenigen in der Lage war, ohne viel Herumgehampel einigermaßen gerade dazustehen und vor lauter Langeweile nicht die wenigen Momente zu verpassen, in denen man dann doch einmal etwas tun musste - nämlich den Vorhang öffnen oder mal den Direktor anschauen.

Im Urlaub hatte ich meine ersten zwei Jerry-Cotton-Hefte ("Der Tod stand neben uns" und "Der Tod gibt eine Party") gelesen. Ich war vollkommen hingerissen und erzählte zu Hause meinen Freunden in allen Einzelheiten, wie Jerry in der Papierfabrik in den Reißwolf gerät und wie er schon die Messer spürt, die seine Schulter aufschlitzen. Mir war vollkommen unverständlich, dass sie trotz meiner stundenlangen Schilderungen nicht augenblicklich zu ebensolchen Jerry-Cotton-Fans wurden, wie ich jetzt einer war, denn ich hatte sofort angefangen, mir diese Bastei-Hefte in größeren Mengen zu besorgen und las sie in jeder freien Stunde. Allerdings kaufte ich nie eines neu am Kiosk, das war viel zu teuer - sondern ich ging auf den Flohmarkt, wo ich diese großen Stapel schon oft bemerkt, mich aber bisher nicht dafür interessiert hatte.

Eine weitere Bezugsquelle war die Bücherbox, ein seltsamer Laden, der zum Teil vom An- und Verkauf solcher Groschenromane lebte und über den es bei Gelegenheit noch zu berichten geben wird. Für heute soll genügen, dass die Ankaufpreise lächerlich und die Verkaufpreise reichlich überhöht waren, so dass ich nur dann ein paar Hefte kaufte, wenn ich auf dem Flohmarkt keine bekommen hatte und dringend Nachschub brauchte. Konnte man bei gutem Handel auf dem Flohmarkt auch mal 10 Hefte für 2.- DM ergattern, kosteten diese in der Bücherbox einzeln 60 Pfennig, obwohl sie mitten auf der Titelseite mit einem dicken Bücherbox-Stempel versehen waren, und Mengenrabatt gab es kaum.

Nachdem es am Anfang gar kein Thema gewesen war, wurde irgendwann eine Vergütung für unsere Theaterauftritte in Aussicht gestellt: Von unglaublichen 12.- oder 15.- DM Gage pro Auftritt war die Rede, die dann aber aus irgendwelchen Gründen auf einen krummen Betrag um die 8.- DM reduziert wurde, wogegen wir gewohnheitsgemäß protestierten - allerdings tat ich das nur sehr halbherzig, da ich erstens mit keinem Geld gerechnet hatte und mir zweitens die Summe, verglichen mit meinen Taschengeldmaßstäben, immer noch sehr hoch vorkam. Was da am Ende herauskommen musste - bestimmt über hundert Mark!

Ein wenig zusätzliches Geld zum Ausgeben konnte ich mir dadurch verdienen, dass ich mit meinem Kostüm in den Pausen und nach den Vorstellungen noch mit einem Bauchladen herumlief und "Süßigkeiten! Erfrischungen!" verkaufte. Von den Einnahmen durfte ich 10% behalten, was dann auch gerne mal drei oder vier Mark Klimpergeld in der Hosentasche bedeuten konnte. Dass die große Gage, auszuzahlen in einer Gesamtsumme nach Abschluss der Spielzeit, dagegen nicht in meiner Hosentasche landen würde, sondern auf dem Sparkonto, war selbstverständlich, auch wenn ich wirklich gerne so eine Digitaluhr gehabt hätte.

"John Sinclair ist viel besser", hatten meine Freunde beschlossen, kauften und sammelten diese Geisterjägerhefte, während ich vom New Yorker FBI-Agenten nicht genug bekommen konnte, wir führten somit eine friedliche Koexistenz beim Wühlen auf dem Flohmarkt und in der Bücherbox, und bei der großen Tiernummer in der Manege lief mein John-Sinclair-Freund vor mir und hielt den Kamelkopf an einer Holzstange in die Höhe, während ich unter dem gemeinsamen Kostüm in gebückter Haltung blind hinterherlief, mich an seinen Hüften festhielt und an der richtigen Stelle des Musikstücks rücklings zum Publikum auf den Manegenrand stieg, um dort im Takt der Musik mit dem Hintern zu wackeln.

Es soll also niemand behaupten, dass es leicht verdientes Geld gewesen wäre, das uns zum Abschluss nach einer kleinen Feier übergeben wurde, es waren große Geldscheine und ein paar Münzen, ich trug sie nach Hause und legte sie ins "Sparportemonnaie", setzte mich in mein Zimmer und las in meinem Jerry-Cotton-Heft, als es klingelte. Unten an der Tür stand meine vordere Kamelhälfte. Er grinste und kam mit zwei großen Plastiktüten die Treppe hinauf. "Ich sammel jetzt auch Jerry Cotton", sagte er. "Mhm", antwortete ich, nichts Gutes ahnend. Dann schüttete er die beiden Tüten aus. Auf meinem Boden lagen mehrere hundert Hefte, es waren mehr, als ich in all der Zeit gesammelt hatte. Sie alle trugen einen Bücherbox-Stempel auf der Titelseite, und er war direkt vom Theater in den Laden gegangen.

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Mittwoch, 2. März 2011
Homogeiler Brückenpfeiler
nnier | 02. März 2011 | Topic Brainphuq
When I was born you know
I couldn't speak and go
My mother worked each day
And she learned me to say
(The Lords)
Das ging ganz schön wild zur Sache damals, und fast jeder hat ja in seiner Verwandtschaft eine, die den Ulli Lord pasönlisch jejenüberjenstanden hat und die sisch nisch mehr jewaschn hat an die Stelle wo der sein Autogramm hinjeschriem jehabt hat. Aber zurück zum Thema.

Ich war überrascht - und aber auch erfreut1, als ich jüngst den Suchbegriff Homogeiler Brückenpfeiler in diverse Suchmaschinen eingab und dabei keinen einzigen Treffer erzielte:
Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage - Homogeiler Brückenpfeiler - übereinstimmenden Dokumente gefunden.

Vorschläge:

* Vergewissern Sie sich, dass alle Wörter richtig geschrieben sind.
* Probieren Sie andere Suchbegriffe.
* Probieren Sie allgemeinere Suchbegriffe.
* Probieren Sie weniger Suchbegriffe.
Ich vergewisserte mich, dass alle Wörter richtig geschrieben waren. Dann probierte ich andere Suchbegriffe (z.B. "Helmut Kohl" und "Dünndarm") - tatsächlich, diesmal gab es einige Treffer, und auch mit allgemeineren ("Irgend so ein Zeug") und weniger ("Spreddelrationem­siliuumscnarera­reorationes­cumxilareum­licurdere") Such­begriffen wurde ich fündig, wobei mir dies nicht unmittelbar weiterhalf, denn schließlich war ich auf der Suche nach dem Ursprung dieses wunderschönen Paarreims bzw. Reimpaars, das ich zwischen 1980 und 1986 geschätzte fünftausendmal gehört habe, manchmal geflüstert, meistens gegröhlt, und das mir in jener Zeit ebensooft in schriftlicher Form begegnete, mit Kreide an der Tafel, mit Edding an der Tür, auf jedem Kolleg-Block natürlich sowie immer direkt unter "Dummer Titten Verein" vorne in diesen DTV-Lexika (ja, ich finde das auch geschmacklos, dieses überflüssige Leerzeichen), und als ich nun kürzlich mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, schlich sich eine Melodie in mein inneres Gehör:
When I was born you know
I couldn't speak and go
My mother worked each day
And she learned me to say

Mother and father and son
Sister and uncle have fun
And she learned me to say
Life is so hard each day
Sister and uncle have fun - das würde heute wohl nicht mehr durchgehen, dachte ich noch, schon wurde ich vom Refrain überrollt:
HOMOGEILER BRÜCKENPFEILER!
HOMOGEILER BRÜCKENPFEILER!
- und, achten Sie mal darauf, das passt von der Metrik her fast perfekt:
Poor boy you must know
Poor boy the life is hard to go
Man muss nur mit den Hebungen und Senkungen ein wenig spielen ("know-ow-ow" etc.), hören Sie sich das Liedchen doch einfach noch mal an.

--
1 Vgl. Vogts, Hans-Hubert (2001)

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Montag, 28. Februar 2011
Vorsichtige bis direkte Kritik
nnier | 28. Februar 2011 | Topic Sprak
Andererseits wird das für so Redakteure halt auch zunehmend weniger leicht, offenbare Formulierungen für anscheinende Aussagen von Politkern zu finden. Nehmen wir doch nur mal aus einem einzigen Spiegel-Artikel von heute, einen Moment bitte -



da fragt man sich natürlich schon, ob es ein einmaliges Verhalten gibt, menschlich oder nicht, und ob zu einem einmaligen Verhalten auch die siebenjährige Anfertigung einer Doktorarbeit samt deren zuerster Verteidigung und schließlicher Fürblödsinnerklärung zählt, und ob man eine Sache eigentlich aus etwas heraus beurteilt - dann steckt man doch selber drin!? - oder vielleicht eher auf dessen Grundlage, wurscht! Ist doch klar, wie der das meint, und Frau Schavan dann gleich so:



Auf sich genommen hat er sie doch aber gerade nicht, die Schuld, so habe ich ihn verstanden, sondern zuerst jeglichen Vorwurf für abstrus erklärt und bis dato immer noch behauptet, nicht bewusst getäuscht und höchstens den Überblick über die Quellen ein wenig verloren zu haben - sie meint womöglich, er habe Schuld auf sich geladen, ist aber auch egal, jedenfalls was mit Schuld und dass er aber trotzdem ein guter Politiker sein kann, schreiben wir mal lieber den Artikel weiter:



Unter Aussichten angefasst, und die Diskussion um den Mann an der Spitze wird einer anderen Sache nicht gerecht - aus sowas soll man dann Artikel machen, ist doch kein Wunder, wenn man dann auch selber so Zeug schreibt:



Weil ist ja klar, der Lammert so als langweiliger Bundestagspräsi, der gönnt dem Gutti nicht das Schwarze unter den Fingernägeln und so einen hübschen Skandal erst recht nicht. Menschlich verständlich, aus einem einmaligen Verhalten heraus, sage ich dann mal und verabschiede mich für heute aus der Reihe Die leservertreibendsten Beiträge sind noch immer diese Sprachkritteleien.

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Sonntag, 27. Februar 2011
Man weiß, faz gemeint ist
nnier | 27. Februar 2011 | Topic Sprak




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