Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Dienstag, 21. September 2010
Es ist meine Zeit
nnier | 21. September 2010 | Topic In echt
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Sie haben eine Frage zu / zum:
Mobilfunkvertrag
C*llYa
DSL / Vod*f*ne Zuhause
Unternehmen

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Themengebiet Ihrer Anfrage:
Vertrag

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Grund Ihrer Anfrage:
Vertrag

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Ihre Mitteilung:
Zu Auftrag: ARC69........

Sie hatten mich kontaktiert, dass auf meinem Auftrag noch eine Unterschrift fehlt. Nach 15 Minuten in der Warteschleife und einem unerfreulichen Gespräch mit Ihrer desinteressierten Mitarbeiterin verzichte ich gerne darauf, bei Ihnen Kunde zu werden und widerrufe meinen Auftrag. Bitte bestätigen Sie mir dies.

Mit freundlichem Gruß
nnier

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Samstag, 18. September 2010
Preußische und andere Ärsche
nnier | 18. September 2010 | Topic Gelesn
Mozarts Witwe Constanze ...?

a) erhielt einen Nobelpreis
b) saß Picasso Modell
c) hatte den Pilotenschein
d) ist auf einem Foto zu sehen
(Wer wird Millionär, September 2010)

Es gab mal, das gebe ich gerne zu, eine Zeit, in der ich die Ratesendung mit Günter Jauch gerne angesehen habe. Mit meinem Freund und Kollegen M. besprach ich morgens regelmäßig die Performance der Kandidaten des Vorabends, und ganz besonders freute ich mich, als er eines Tages sprach: Gestern war so ein richtig unsympathisches Arschloch dabei.

Ich wusste sofort, wer gemeint war, denn einige Stunden zuvor, auf dem heimischen Sofa, hatte ich immer fassungsloser einem unangenehm selbstgewiss auftretenden Jüngling dabei zusehen müssen, wie er breitbeinig auf dem Kandidatenstuhl lümmelte, sich in raumgreifenden Siegergesten gefiel und dabei dermaßen selbstgefällig grimassierte, dass ich ausrief: "In die Fresse! Ansatzlos in die Fresse!"

Erschrocken wurde ich von der Seite angesehen, was denn sei, ich sei doch sonst nicht so, und der sei bestimmt nur aufgeregt, doch wischte ich diese Einwände, ganz gegen meine Art, einfach beiseite und beharrte: "Ein ganz widerlicher Mensch! Solche kenne ich. Gitt ih gitt. Wenn der noch einmal die Zunge so unter die Unterlippe schiebt und sich beifallheischend umsieht, zack!, einfach vom Sessel prügeln und direkt raus aus dem Studio."

Wenigstens unter uns Kollegen bestand also wieder einmal Einigkeit bezüglich der Grenzen eines sozial akzeptablen Auftretens, was mich dazu ermunterte, gleich noch davon zu berichten, dass ich kurz zuvor einem Kitesurfer dabei zugesehen hatte, wie er sein seltsames Geschäft verrichtete, indem er stundenlang parallel zum Strand auf und ab kitesurfte, sich in die Luft erhob, Salti schlug und allerlei tolle Tricks vorführte, den Blick dabei stets gen Küste gerichtet. "Was für ein Arschloch!", sagte ich zu meiner Strandbegleitung, die mich erstaunt ansah, "kann der nicht zu Hause onanieren wie alle anderen auch!", woraufhin sich eine Diskussion darüber entwickelte, welche Faktoren es denn seien, die eine theoretisch ja auch mögliche andere Reaktion (z.B: "Boah! Toll!") bei mir so effektiv unterbunden hatten. Es könne natürlich an meinem menschenfeindlichen und neidzerfressenen Charakter liegen, schlug ich vor, andererseits sei ich schon oft an sporttreibenden Menschen vorübergegangen, ohne diese zu hassen - gut, es gebe da gerade unter Marathonläufern so ganz unangenehme Charaktere, die sich an ihrer eigenen Askese aufgeilen, und wenn man den fanatisch leuchtenden Blick dieser Fernostkampfsportler oder Yogamenschen sehe, brr, da sei ja jeder einzelne Tresensitzer angenehmer, Surfer seien natürlich insgesamt indiskutabel, ob mit oder ohne Drachen, und dann noch diese unangenehmen Snowboarder oder Leute, die "klettern" - eigentlich aber sollten die Menschen ruhig machen, was sie wollen, leben und leben lassen, das sei meine Devise, und was könne schließlich der Berg dafür, dass der Messner ihn besteigt. Treffen sich zwei Yetis, sagt der eine: Du, ich habe den Messner gesehen, sagt der andere: Geh mir weg mit dem, der hat so ein Ego!

Andererseits muss man auch differenzieren. Rein zufällig stolperte ich heute über zwei Buchrezensionen, die mit dem Thema überdimensionierter Egos in einem Zusammenhang stehen. Eine davon wird beim immer öfter unangenehm zickig herüberkommenden, doch, diese Tendenz beobachte ich nun schon seit einer Weile, Perlentaucher folgendermaßen zusammengefasst (Verlinkungen wie im Original):
In der Leitglosse mokiert sich Frank Schmiechen über den Blogger Sascha Lobo (Inhaber einer gutgehenden Frisur, so seine ironische Selbstbeschreibung), der es gewagt hat, einen Roman über den Internethype vor zehn Jahren vorzulegen.
"Gewagt hat", "ironische Selbstbeschreibung", das wird mir langsam doch zu seilschaftlich, vielleicht schreibt in 20 Jahren mal jemand einen Schlüsselroman über das Hinter-den-Kulissen der Perlentaucher-Loboschmobo-Connection und die Innereien von Spiegel Online, und wissen Sie was, ich bin bei der Leseprobe vor ein paar Tagen ebensowenig aus dem Staunen herausgekommen wie der Rezensent: Was, bitteschön, soll das denn sein? Und kann bitte jemand den ekelhaften Satz "Wir gerieten ins Vögeln" wieder aus meinem Gedächtnis lobotomieren? Aber immerhin merken auch noch andere Menschen etwas.

Wie unterhaltsam eitle Menschen mit großen Egos aber auch schreiben können, merkt man erst wieder, wenn man bei denen nachliest, die etwas zu erzählen haben:
Ohne Vorwarnung (jedenfalls nach außen wahrnehmbare) hat der Herr von Holtzbrinck den Chefredakteur Roger de Weck gefeuert, die Alt-Herausgeber Dönhoff & Schmidt nicht mal informiert, geschweige denn sich mit ihnen beraten – was beide ohne Murren hinnehmen, mit ihren dürren Preußenärschen an ihren Sesseln sich festklammernd, weil’s ja so angenehm, Büro, Sekretärin und Reisespesen ohne Obergrenze zu haben…
Dieses Zitat stammt aus einer Besprechung in der Frankfurter Rundschau, und es gefällt mir. Übrigens auch folgende Einschätzung des Rezensenten:
Raddatz ist nicht ausgewogen. Er schüttet alle Kinder mit allen Bädern aus. Wenn sie dann schreien, wundert er sich.
Ich lese nun schon seit Jahren die Zeit, allerdings ist mir der Herr Raddatz immer nur als Verfasser einzelner Feuilletonartikel der selbstverliebteren Art aufgefallen, so in der Art von "In den internationalen Salons, aber die Hanseaten, und diese Krawatte hat ja nun gar nicht gepasst", und dass sie ihn als Feuilletonchef mal rausgeschmissen haben, als er mit Goethe und dem Bahnhof durcheinandergekommen war, wusste ich auch - weiter hat's mich nicht interessiert. Bisher. Aber nun würde ich gerne mehr wissen, z.B. ob Herr Raddatz eigentlich kitesurfen kann. Gab's bei Mozart eigentlich schon Flugzeuge?

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Mittwoch, 15. September 2010
Lennon war nun wirklich nicht der Größte
nnier | 15. September 2010 | Topic Brainphuq
Schon gestern mittag standen die schwarzen Sicherheitsdienstler rund ums Weserstadion, und ich möchte Ihre Aufmerksamkeit für einen Moment auf die Tatsache lenken, dass im Jahre 2010 n. Chr. das Weserstadion Weserstadion heißt.

Ja und, sagen Sie, wie originell! Steht nicht in Stuttgart das Neckar- ebenso wie in Freiburg das Dreisam-, in Bochum das Ruhr- wie in Düsseldorf das Rheinstadion? Flussbenamsung, pff! Ähnlich naheliegend wie andere geografische Marker, nehmen wir das Dortmunder Westfalenstadion, das Nürnberger Frankenstadion - oder meinetwegen das Frankfurter Waldstadion, das Hamburger Volksparkstadion ...

Ha ha ha ha ha ha ha ha! Es geht mir übrigens fürchterlich auf die Nerven, dass ich dauernd hören und lesen muss, wir befänden uns im Jahre 2010 "nach Christi", auch wenn ich kein Latein kann, denn dass der gute Mann Jesus Christus hieß und nicht Jesum Christum oder Jesu Christi, das kann man schon wissen, herrje, und wussten Sie eigentlich, dass "Herrje" eine Abk. für "Herr Jesus" ist, so wie "Oje" auch nicht wirklich, wie ich zeit meines Lebens vermutete, "Ohjemineh" abkürzt, sondern auf diesen (im spanischen Sprachraum übrigens auch heute noch verbreiteten) Vornamen bezug nimmt, weshalb dem Übersetzer von Asterix mal tierisch reinredigiert wurde, als er einen der Gallier "Oje!" rufen lassen wollte, welches im Jahre 50 v.Chr., als ganz Gallien (ganz Gallien?) von den Römern besetzt war, einen unverzeihlichen Anachronismus gebildet hätte und was mir, bis ich (ca. 2009 n. Chr.) davon las, gar nicht bewusst war, aber ich bin ja auch in der Diaspora aufgewachsen und habe mich über süddeutsche Interjektionen wie wie "Sapperlot!" bloß gewundert, weil sie für meine Ohren kurios klangen, wurde aber erst etwa 2008 n. Chr. darüber aufgeklärt, dass es sich dabei um eine Verballhornung von "Sapperment" handelt, welches wiederum aus "Sakrament" hervorgeht.

Als ich dann nach meinem Tipp für das Fuss-Ball-Spiel des Sport-Vereins Werder von 1899 e. V. Bremen gegen die Spurs, deren Vereinsname, wie ja jeder weiß, auf Harry Hotspur, einer Shakespeare-Figur aus dem Stück "Harry IV", basiert, dessen feuriges Temperament sich nicht zuletzt darin äußerte, dass er beim Reiten dermaßen die Sporen einsetzte, herrje, hätte ich beinahe gesagt, aber jetzt muss ich kurz nachsehen, ob Shakespeare vor oder nach Jesu Christi gelebt hat, falls er überhaupt gelebt hat, darüber gibt es ja unterschiedliche Ansichten, die einen sagen so und die anderen sagen so. Ich meine, ich bin da skeptisch, wenn man sich z.B. klarmacht, dass die Spurs erst 1882 (n. Chr.) gegründet worden sind und dieser Shakespeare schon 1564 (n. Chr.) geboren worden sein soll - da passt doch was nicht zusammen, und in der Bibel steht dann auch noch, dass er "wahrscheinlich am 23. April" geboren worden sein soll, ich meine, hey, erst geht es stundenlang "Und Set lebte 105 Jahre und zeugte Enosch. Und Set lebte, nachdem er Enosch gezeugt hatte, 807 Jahre und zeugte Soehne und Toechter. Und alle Tage Sets betrugen 912 Jahre, dann starb er. Und Enosch lebte 90 Jahre und zeugte Kenan" usw. usf. - und dann wahrscheinlich am 23. April? Das ist doch alles gescriptet, Tine Wittler my Ass.

Ich antwortete in dem Sinne, dass meines Erachtens, und bitte beachten Sie: allem Gruppenzwang trotzend schreibe ich auch im Jahre 2010 n. Chr. weiterhin "meines Erachtens", die reine Genitivnummer, schlank und rank, der hiesige Fuss-Ball-Verein einen knappen Sieg davontragen werde, und was soll das eigentlich sein, "meines Erachtens nach". Als ich dann den Liveticker einschaltete, stand es allerdings schon 2:0 für die Heißsporne, was ja, ich meine: Werder, gar nichts heißt, aber wie ich dann entdeckte, spielt nicht nur der Mann von Sylvie van der Vaart jetzt bei diesem Londoner Vorortverein, wie sprechen die den da eigentlich aus, und auch nicht nur Elvis Aaron Lennon, der solo nie wieder an seine frühen Erfolge anknüpfen konnte und 36 cm kleiner ist als Peter Crouch, der nämlich auch anwesend war und der, wie man weiß, alles kann.

Falls Sie mir bis hierher gefolgt sind, muss ich Ihnen nun leider mitteilen: Hier geht es nicht weiter.

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Montag, 13. September 2010
Ethik Popethik
nnier | 13. September 2010 | Topic Gelesn
All das spiegelt unsere Ethik heute noch nicht wieder. Aber ich sehe gute Chancen, dass die Streetviewhausverpixeler nach der Einführung in Deutschland als Vandalen, Bilderstürmer und Egoisten gelten.
Einführung wessen, mag man sich da in Ermangelung eines Genitivobjekts im zweiten Satz fragen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass, wenn die neue Ethik erst mal eingeführt ist, die Streetviewhausverpixeler als Vandalen, Bilderstürmer und Egoisten gelten. Jedenfalls wenn sie aus folgenden Legosteinen zusammengebastelt wird:
Dass wir in Deutschland über Gehälter nicht reden, leistet der Ausbeutung Vorschub. Woher soll ein Berufsanfänger wissen, wie viel er fordern kann?

Wenn ich eine Krankheit habe, wird es immer Menschen geben, die davon profitieren würden, wenn ich darüber öffentlich spreche. [...]

Das öffentliche Bekenntnis zur eigenen speziellen Sexualität hilft im Zweifel hunderten von anderen, die wegen der sozialen Kontrolle und dem mangelnden Austausch in ihrem Kaff sich selbst für pervers halten.
"Aber das sind doch völlig willkürlich zusammengesuchte und dann auch noch total aus dem Zusammenhang gerissene Beispiele dafür, dass es in einzelnen Fällen unter gewissen Voraussetzungen für bestimmte Menschen sinnvoll oder hilfreich sein kann, wenn sie irgendwoher Informationen bekommen können", sagen Sie jetzt, "daraus wird ja wohl niemand gleich eine allgemeine Regel machen wollen!"

In diesem Zusammenhang sei an den Entwicklungspsychologen Jean Piaget (1896-1980) erinnert, der sich mit der kognitiven Entwicklung von Kindern beschäftigt und diese in bestimmte Stufen eingeteilt hat. Charakteristisch für das Stadium des voroperatorischen bzw. anschaulichen Denkens (2-7 Jahre) ist u.a. der Vorgang des transduktiven Schließens, d.h. es wird weder induktiv (vom Speziellen aufs Allgemeine) noch deduktiv (vom Allgemeinen auf den Einzelfall) geschlossen, sondern vom Einzelfall auf den Einzelfall. Und wie süß das bei Kindern ist! Sie kennen das doch:

- Ein Wauwau!
- Nein, das ist ein Hase!
- Das ist ein Wauwau!
- Nein, schau, hier, das ist kein Hund, das ist ein Hase!
- Wohl ist das ein Wauwau. Gucke. Das hat Fell.
- Äh, ja, aber ...
- Ein Wauwau hat immer Fell. Also ist das WOHL ein Wauwau. Blödi.
- Elfriede! Dein Kind denkt ja transduktiv!

Niedlich, gell! Und wenn du den kleinen Rackern mal die Kiste mit den Duplosteinen ausschüttest, was die daraus alles bauen können - enorm! Guck, hier, aus drei, vier so Steinchen wird ein "Haus", he he, ja, ein schönes Haus hast du da gebaut, ei, da wohnt der Wauwau, ja, ein lieber Wauwau ist das, mit seinen zwei Schneidezähnen, und so eine schöne Ethik hast du da gebaut:
Egal was wir tun, was wir sind, wer wir sind: wenn wir persönliche Informationen veröffentlichen, helfen wir anderen.
(Alle Zitate - klar - daher.)

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Freitag, 10. September 2010
Ich werde später darüber lachen
nnier | 10. September 2010 | Topic Fernseh
Zunächst hieß es, der Junge muss Talent haben. Aber ich meinte: Der Junge muss überhaupt kein Talent haben, sondern muss über 120 Drehtage am Set sein, ohne dass ihm die Lust vergeht.
Ich muss meine Ergriffenheit kompensieren. Zugegebenermaßen ist es nämlich so, dass ich beim Ansehen der Serie Timm Thaler überhaupt nicht über das klaffende Loch in der Handlung nachdenke und mich auch nicht über die aus heutiger Sicht hölzern, umständlich und übertrieben ernsthaft artikulierten Worte des Erzählers zu Beginn jeder Folge amüsiere ("Timm Thaler, die Hauptperson unserer Geschichte, ..."). Mir geht auch nicht durch den Kopf, ob Tommi Ohrner eigentlich jemals ein guter Schauspieler war oder ob er, wie es jemand doch sehr böse ausdrückte, hauptsächlich dafür ausgesucht wurde, dass er "stur 120 Tage drehen konnte".

Irgendwie war ich, möglicherweise durch die Lektüre der Kinder­fernseh­zeitschrift Siehste, die ich zwar blöd fand, aber manchmal kaufte, weil sie deutlich billiger als ein Mickymausheft war, auf die Serie aufmerksam geworden und konnte den Start kaum erwarten. Man lernt in der ersten Folge einen hübschen, lustigen Jungen kennen, der mit dem Skateboard Omas über den Haufen fährt und sehr viel, dabei manchmal ganz schön künstlich, lacht. Es ist mir schon beim ersten Ansehen damals ein wenig auf die Nerven gegangen, wie dick hier aufgetragen wird: Geradezu aufdringlich wird immer wieder gezeigt, dass man dem Timmi einfach nicht böse sein kann, weil er ja so herzlich lacht, und dass er bei allen aber sowas von beliebt ist. Und was für ein dufter Kumpel sein Vater ist, auch so ein Luftikus, hat man auch bald verstanden, so dass man innerlich langsam mit den Fingern zu trommeln beginnt, wenn er - genau wie der Sohn! - die Schuhe achtlos in die Ecke feuert.

Der finstere Baron! Ist es nicht lächerlich, wie Horst Frank im schwarzen Bademantel herumläuft? Albern und übertrieben, dass er mit einer schwarzen Gangsterlimousine vorfährt? Eine schwarze Nelke im Knopfloch hat? Mit Anatol über den typischen bösen und manchmal tollpatschigen Sidekick verfügt? Auf einer Vulkaninsel wohnt? Wo sich die Türen automatisch öffnen wie bei Star Trek? Von wo aus er "die ganze Welt" auf einem riesigen Bildschirm überwacht? Und irgendwie beeinflusst? Und ist es nicht geradezu holzhammerhaft, wie immer wieder gezeigt wird, dass die ehrbaren Kaufleute sich trotzdem nicht auf ihn einlassen? Weil er nie lacht? So dass ihm also nur ein sympathisches Lachen fehlt? Wodurch er endlich auch mit den "guten" Menschen ins Geschäft käme?

Und sieht man nicht nach so vielen Jahren vollkommen distanziert auf die späten 70er zurück, in denen die Kinder noch wie richtige Kinder aussahen? Und zwar auch die, die in Fernsehserien mitspielten? Timm Thalers Mitschüler! Die Kinder auf dem Rummelplatz! Mit ihren dicken Brillen und Zahnlücken! Mit stumpfem Haar im Topfschnitt! Mit engen T-shirts über dicken Bäuchen! Achtet man da mit seinem Museumsblick nicht vor allem auf die Jugendzimmereinrichtung, auf Autos und Klamotten? Da! Ein Poster von Wum! Schau mal! Ein Cassettenrecorder, so riesig waren die! Und so einen Schulranzen hatte ich auch! Und solche Turnschuhe hätte ich gerne gehabt! Diese Blumen klebten auch bei uns in der Küche! Die übrigens auch orange war! Schau! Die wetten um Schlümpfe! Schlümpfe waren damals das Größte! Und jetzt bestellt er sich eine "Limo", das sagte man damals so! Guck mal - die Mutter geht um den Tisch herum und bedient alle, zuerst gibt sie natürlich dem Vater! Ja, sicher, das ist das Mittagessen - ach, weil da eine Flasche Bier steht, hm? Damals war das ganz normal!



So könnte man endlos weitermachen. Man könnte aber auch bekennen, dass man doch wieder diesen Kloß im Hals hat, wenn der Vater mit seinem Flugzeug abstürzt und zum ersten Mal die traurige Titelmelodie ertönt, damals haben sie die zweite Folge direkt im Anschluss gezeigt, damit man besser darüber hinwegkommt, und man könnte feststellen, dass kaum jemals bessere Musik für eine TV-Serie komponiert wurde, nein, eben nicht nur die Titelmelodie, sondern einfach alles, und dass man die schon wieder dauernd summt, Ehre sei Christian Bruhn, dass Horst Frank ein grandioser Schauspieler war und Richard Lauffen gleich noch einer, und dass man sich vor dem Bildschirm doch ziemlich zusammenreißen muss, nicht alle Dialoge mitzusprechen, die Cassetten waren irgendwann ja total abgenudelt, denn schließlich will man auch die nächsten Folgen noch mit seinem Kind ansehen dürfen.

Das folgende dient also, das sei hiermit offen eingestanden, nur der Kompensation meiner Ergriffenheit.



"Ich habe generell den Eindruck, er versäumt einen anderen Beruf", lästert der Drehbuchautor, und bevor ich über diese bedenkenswerten Worte zu lange nachdenke, rufe ich lieber: "Sänger jedenfalls nicht!"

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