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Der Betrunkene war auch einer von denen, die "mit den Jungs großgeworden" sind. Von der Sorte habe ich im Lauf der Jahre schon einige kennengelernt: 1993 in Mannheim z.B., als einer, der mir tatsächlich ein paar Lebensjährchen voraus hatte, mir und allen Umstehenden immer und immer wieder triumphierend entgegenhielt: "Da lagt ihr noch in den Windeln, damals bei den Beatles!"
Was mich betrifft, hatte er damit absolut recht, was ich ihm dann auch freundlich zu verstehen gab, verbunden mit der Frage, ob das denn ein Problem für ihn sei. "Jahaa! Ihr lagt da alle in den Windeln!", triumphierte er abermals und brachte damit eine gewisse Redundanz in die Konversation.
Und immer wieder ist es erstaunlich, wer alles die Beatles live gesehen hat, damals, in Hamburg, im Star Club, im Kaiserkeller, es müssen da Abend für Abend hunderte von Menschen gewesen sein, und immer andere, das würde sonst schon rein logistisch gar nicht hinhauen. Und wenn man dann nachts nach dem Konzert auf einen besoffenen Berliner trifft, der mit den Jungs großgeworden ist, obwohl er ja erst letztes Jahr nach Hamburg gezogen und ansonsten "waschechter Westberliner" ist, dann überrascht einen das nicht wirklich, denn es kann ja sein, dass er insjeheim doch schon vorher mal in Hamburg war und da mit den Jungs großgeworden ist. Man sollte so etwas nicht in Frage stellen, einerseits aus Respekt vor den Menschen und andererseits auch wenn es späte Nacht ist und man nach dem Konzert an einer Ampel, die einfach nicht grün werden will, endlose Minuten verbringen muss mit einem absoluten Beatlesfan, der halt an dem Tag nebenan beim HSV war. Manchmal passt es eben gerade nicht, und weil niemand das besser versteht als ich, beantworte ich in solchen Fällen auch gerne und geduldig Fragen. Fragen wie: "Ich bin ja mit den Jungs großgeworden, ich habe die ja damals gesehen, aber ich sage auch: Minuspunkt, eindeutiger Minuspunkt, Herr McCartney, das ist Ihnen wohl zu Kopf gestiegen. Ich meine, Hamburg hat die Jungs großgemacht, und da hat der Herr McCartney keine Zeit für den Bürgermeister. Keine Zeit, mal ins Goldene Buch zu schreiben. Bricht dem denn da ein Zacken aus der Krone. Da sage ich: So nicht. Ohne Hamburg wäre er NICHTS. Da könnte er in London oder Manchester oder ... oder ... oder Liverpool spielen und KEINER würde ihn kennen, ich meine, ist doch so. Und was hat er denn gespielt. Und hat er das gut gespielt. Und seine Frau, die war wirklich gut, ich meine nicht die mit dem appen Bein, sondern die mit beide Beine, vaschtehste. Genau: Linda, sag ich doch. Und was zahlt man denn für so ein Ticket. Wie bitte. Und ihr wart da zu viert. Zahlen Kinder die Hälfte - nicht!? - zweiter Minuspunkt, Herr McCartney. Meister, für das Geld machst du ja zwei Wochen Urlaub auf Mallorca mit Flug. Und was hat er denn für eine Band, das sind doch die Wings."
Auf diese Frage antwortete ich: "Hm, ja, hm", dann wurde es grün.
Einige Stunden vorher machte ich mir Gedanken über die Verwesung. Und zwar bin ich prinzipiell der Ansicht, dass der Mensch ein Recht auf Verwesung hat. Ich möchte niemanden daran hindern, zu verwesen, und wenn ich mal beschließe, zu verwesen, dann möchte ich schon jetzt eindringlich darum bitten, dass das respektiert wird.
Problematisch wird das Thema für mich dann, wenn ich in einem Rockkonzert von Menschen umgeben bin, die beschlossen haben, genau hier und jetzt zu verwesen. Innenraum, Bühnennähe, also dort, wo eigentlich Stehplätze sein müssten, das Konzert beginnt, man springt auf, drückt seine Begeisterung aus, und dann verwesen um einen herum plötzlich Menschen - das ist an sich schon eine merkwürdige Erfahrung, allerdings ließe sich das im Sinne eines pluralistischen Gesellschaftsideals (jeder nach seiner Fassong) durchaus tolerieren. Nun tritt das Verwesen aber inzwischen als Massenerscheinung auf, unmerklich ist aus der Minderheiten- eine Mehrheitsposition geworden, und die einstmals marginalisierte und viel zu lange nicht ernstgenommene Gruppe der Verwesenden stellt plötzlich massive Ansprüche: "Hinsetzen da vorne!", man schickt die Stasi in Gestalt einer strengen Hostess, die die Lebenden darauf hinweist, dass die Verwesenden einen Anspruch auf Verwesung haben, der auch durchgesetzt werden wird, hämisch lachen und applaudieren dann die Verwesenden, wenn die Lebenden ebenfalls niedergedrückt werden, eine Armee von Zombies, die gehässig in ihren Sitz gedrückt nach links und rechts schauen, wir haben bezahlt und wir haben ein Recht auf ein ungestörtes Verwesen, aber eine kleine Gruppe von Widerständlern hält dagegen, und wenn einer aufgeben will, reißen ihn die anderen wieder hoch, und sie halten sich gegenseitig am Leben, und die Strukturen der Verwesenden sind viel zu erstarrt, und plötzlich entsteht eine oppositionelle Bewegung, und dann waren sie hinterher plötzlich alle nie Verwesende und waren eigentlich schon immer auf der Seite der Stehenden, innerlich wenigstens.
Was mich betrifft, hatte er damit absolut recht, was ich ihm dann auch freundlich zu verstehen gab, verbunden mit der Frage, ob das denn ein Problem für ihn sei. "Jahaa! Ihr lagt da alle in den Windeln!", triumphierte er abermals und brachte damit eine gewisse Redundanz in die Konversation.
Und immer wieder ist es erstaunlich, wer alles die Beatles live gesehen hat, damals, in Hamburg, im Star Club, im Kaiserkeller, es müssen da Abend für Abend hunderte von Menschen gewesen sein, und immer andere, das würde sonst schon rein logistisch gar nicht hinhauen. Und wenn man dann nachts nach dem Konzert auf einen besoffenen Berliner trifft, der mit den Jungs großgeworden ist, obwohl er ja erst letztes Jahr nach Hamburg gezogen und ansonsten "waschechter Westberliner" ist, dann überrascht einen das nicht wirklich, denn es kann ja sein, dass er insjeheim doch schon vorher mal in Hamburg war und da mit den Jungs großgeworden ist. Man sollte so etwas nicht in Frage stellen, einerseits aus Respekt vor den Menschen und andererseits auch wenn es späte Nacht ist und man nach dem Konzert an einer Ampel, die einfach nicht grün werden will, endlose Minuten verbringen muss mit einem absoluten Beatlesfan, der halt an dem Tag nebenan beim HSV war. Manchmal passt es eben gerade nicht, und weil niemand das besser versteht als ich, beantworte ich in solchen Fällen auch gerne und geduldig Fragen. Fragen wie: "Ich bin ja mit den Jungs großgeworden, ich habe die ja damals gesehen, aber ich sage auch: Minuspunkt, eindeutiger Minuspunkt, Herr McCartney, das ist Ihnen wohl zu Kopf gestiegen. Ich meine, Hamburg hat die Jungs großgemacht, und da hat der Herr McCartney keine Zeit für den Bürgermeister. Keine Zeit, mal ins Goldene Buch zu schreiben. Bricht dem denn da ein Zacken aus der Krone. Da sage ich: So nicht. Ohne Hamburg wäre er NICHTS. Da könnte er in London oder Manchester oder ... oder ... oder Liverpool spielen und KEINER würde ihn kennen, ich meine, ist doch so. Und was hat er denn gespielt. Und hat er das gut gespielt. Und seine Frau, die war wirklich gut, ich meine nicht die mit dem appen Bein, sondern die mit beide Beine, vaschtehste. Genau: Linda, sag ich doch. Und was zahlt man denn für so ein Ticket. Wie bitte. Und ihr wart da zu viert. Zahlen Kinder die Hälfte - nicht!? - zweiter Minuspunkt, Herr McCartney. Meister, für das Geld machst du ja zwei Wochen Urlaub auf Mallorca mit Flug. Und was hat er denn für eine Band, das sind doch die Wings."
Auf diese Frage antwortete ich: "Hm, ja, hm", dann wurde es grün.
Einige Stunden vorher machte ich mir Gedanken über die Verwesung. Und zwar bin ich prinzipiell der Ansicht, dass der Mensch ein Recht auf Verwesung hat. Ich möchte niemanden daran hindern, zu verwesen, und wenn ich mal beschließe, zu verwesen, dann möchte ich schon jetzt eindringlich darum bitten, dass das respektiert wird.
Problematisch wird das Thema für mich dann, wenn ich in einem Rockkonzert von Menschen umgeben bin, die beschlossen haben, genau hier und jetzt zu verwesen. Innenraum, Bühnennähe, also dort, wo eigentlich Stehplätze sein müssten, das Konzert beginnt, man springt auf, drückt seine Begeisterung aus, und dann verwesen um einen herum plötzlich Menschen - das ist an sich schon eine merkwürdige Erfahrung, allerdings ließe sich das im Sinne eines pluralistischen Gesellschaftsideals (jeder nach seiner Fassong) durchaus tolerieren. Nun tritt das Verwesen aber inzwischen als Massenerscheinung auf, unmerklich ist aus der Minderheiten- eine Mehrheitsposition geworden, und die einstmals marginalisierte und viel zu lange nicht ernstgenommene Gruppe der Verwesenden stellt plötzlich massive Ansprüche: "Hinsetzen da vorne!", man schickt die Stasi in Gestalt einer strengen Hostess, die die Lebenden darauf hinweist, dass die Verwesenden einen Anspruch auf Verwesung haben, der auch durchgesetzt werden wird, hämisch lachen und applaudieren dann die Verwesenden, wenn die Lebenden ebenfalls niedergedrückt werden, eine Armee von Zombies, die gehässig in ihren Sitz gedrückt nach links und rechts schauen, wir haben bezahlt und wir haben ein Recht auf ein ungestörtes Verwesen, aber eine kleine Gruppe von Widerständlern hält dagegen, und wenn einer aufgeben will, reißen ihn die anderen wieder hoch, und sie halten sich gegenseitig am Leben, und die Strukturen der Verwesenden sind viel zu erstarrt, und plötzlich entsteht eine oppositionelle Bewegung, und dann waren sie hinterher plötzlich alle nie Verwesende und waren eigentlich schon immer auf der Seite der Stehenden, innerlich wenigstens.
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Well, we thought about it a bit but it’s people walking out that I’m worried about!Neben all dem Unsinn hat sich auch mal wieder jemand informiert und ein paar Gedanken gemacht:
Paul McCartney wird unterschätzt. Das mag erstaunlich klingen bei einem Musiker, der als erfolgreichster und berühmtester Komponist der Popgeschichte gilt [...]"Museumsdirektor des Pop" ist dieser Artikel überschrieben. Und in der Tat gibt es diese Entwicklung seit den '89er-Konzerten, als man noch fassungslos dastand und erst mal begreifen musste, dass der Mann da wirklich auf der Bühne stand, als man einfach einige Songs am Anfang brauchte, um sich wieder in den Griff zu kriegen, bis dann ein erstes Beatles-Stück gespielt wurde (insgesamt waren es auch da schon ca. 50%). Bei der nächsten großen Tour, 1993, wurde direkt mit Drive My Car begonnen und der Beatles-Anteil hatte sich noch erhöht, bis hin zu den 3/4, die 2003/2004 gegeben wurden, so dass man übersättigt wie nach den Weihnachtstagen herauskam. Es geht dabei beileibe nicht nur um den Qualitätsunterschied zwischen Beatles- und Solomaterial, den es, insgesamt gesehen, natürlich doch gibt. Sondern eben auch um das Verhältnis von Bekanntem und weniger Bekanntem, von Früh- und Spätwerk, und es war für mich z.B. 2004 in Leipzig ein trauriger Moment, als das unglaublich schöne For No One einfach so unterging. Vielleicht sollte Paul sich mal mit einem guten Koch über Menüfolgen unterhalten.
McCartney ging in den 70er Jahren verkrampf mit der Bürde um, einer der zwei kreativen Köpfe in der besten Band der Welt gewesen zu sein. Bei Konzerten seiner Band Wings lehnte er es ab, Titel aus der großen alten Zeit zu spielen. Er war erst Ende 20 und wollte seine jeweils aktuelle Musik gewürdigt wissen. [...]
Erst allmählich akzeptierte McCartney, dass er die Schatten von John, Ringo und George nicht würde abschütteln können. [...]
Neben dem Kerngeschäft unterhält Sir Paul unbehelligt von der Öffentlichkeit eine Werkstatt, in der künstlerisch ambitionierte, klassische wie populäre Musik entsteht. [...]
Man darf sich McCartney also als glücklichen Künstler vorstellen, als Teil der musikalischen Gegenwart. Auf der Bühne repräsentiert er indes die alte Schule. [...]
Denn dass auch im Solowerk Perlen zu finden sind, damit nerve ich die geschätzte Leserschaft ja regelmäßig. Es wäre halt schön, wenn auch der Meister selber ein wenig mehr Zutrauen zu seinem Werk hätte. Und zu seinem Publikum. Das nicht nur auf Letitbeyesterdayheyjude wartet.
Ob U2 "mithalten können" - wen interessiert so ein Mist? Was die Fans wohl "hören wollen" - ja, bist du denn Joe Cocker?
(Herrje, und wie ich mich dann doch wieder freue auf heute abend, gute 20 Jahre danach ...)
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Stellen wir uns mal vor, es käme jemand angelaufen, so einer aus dem Marketing, und der sei ganz aufgeregt, und der sage: DÖDL will was mit uns machen!
Nur mal angenommen. Also die berühmte Ladenkette DÖDL, die es in echt ja gar nicht gibt, habe sich gemeldet, und die seien ganz versessen darauf, nach Bahnfahrkarten nun auch Konzerttickets zum unschlagbar günstigen Preis anzubieten.
Hm, würde man dann wahrscheinlich erst mal fragen, hm, wie soll das denn nach deren Meinung funktionieren? Denn bei den Zugtickets sei das doch einfach so ein Heft gewesen, blanko, man habe doch einfach vor Fahrtantritt seine Strecke eingetragen, und meinen die etwa ...? Ja - genau, würde dann der Marketingmensch sagen, so in der Art wollen die das auch, nur halt mit Konzerten. Man sei bei DÖDL im übrigen bereits in Verhandlungen mit diversen deutschen Top-Acts. Und das solle wirklich eine ganz große Nummer werden, 50 Konzerte, die ganz großen Hallen, das sei auch praktisch alles schon organisiert, und über den Preis!, über den Preis!, da bekomme man die Hallen schon irgendwie voll.
Sei denn folgendes denkbar, das müsse doch gehen, früge der Marketingmann, also: Die Kunden kaufen bei DÖDL diese Blanko-Tickets, kaufen die wie Hulle, rechnen wir mal kurz aus: 50 mal eine große Halle, vorsichtig geschätzt: 500000 bis 1 mio. Besucher, und dann rufen sie an, und dann sagen sie, in welches Konzert sie denn eigentlich gehen wollen, und dann muss das eben irgendwieTM gemacht werden, das müsse doch gehen?
Hm, würde man dann vermutlich sagen, so stelle ich es mir zumindest vor: Wie man da denn die Auslastung steuern wolle, Angebot und Nachfrage würden doch nicht zwangsläufig zueinanderfinden, da seien doch einerseits die 50 gebuchten Hallentermine und andererseits potentielle 1 mio. Besucher, die sich nicht unbedingt genau so zurechtrütteln, wie es zu den Orten und Terminen passe?
Gut, all das ist rein hypothetischer Quatsch und wahrscheinlich auch eine zu absurde Idee, als dass tatsächlich jemand auf sie käme. Aber tun wir einfach mal so. Die Gedahanken sind frei.
Zähneknirschend wären also, nehmen wir nun mal an, Softwareprogramme umgeschrieben und Geschäftsprozesse angepasst worden, denn das schiere Volumen der erwarteten Ticketmassen und darüber hinaus der interessante Kooperationspartner DÖDL wären in meiner Phantasie Grund genug für einige Entscheider, die absurde Idee umzusetzen.
Käme dann irgendwann die Nachricht, wer der deutsche Top-Act sei, für dessen 50 Konzerte man die billigen DÖDL-Tickets (40.- im Doppelpack) zuhauf an den Mann zu bringen plane, kratzte man sich womöglich kurz am Kopf und überschlüge das Kundenpotential für blonde Barden, mit denen man schon in den 70ern im Fernsehen gesungen hat, aber bevor man richtig nachdenken könnte, käme dann eine große Pressekonferenz, auf der eben jener Barde seine vollkommen überraschende Bühnenrückkehr verkünden täte, diese sei ja ein ganz "dickes Ding", würde er grinsen, und das mit DÖDL, das passe wie die Faust aufs Auge, und da habe er die Journalisten jetzt wohl echt mal überrascht, und übrigens gebe es bei diesen Megakonzerten auch noch was mit Charity und so Kindern, so krebskranken Kindern, denen man Wünsche erfüllen werde, oh!, würde man da doch denken, oh!, der geht auf Nummer sicher, der will die Hallen wirklich füllen!
Man würde dann vermutlich nach drei, vier Wochen mal vorsichtig nachfragen: Wie viele Blankotickets seien denn inzwischen so verkauft? Keine Ahnung, das sagt uns DÖDL nicht, wäre wahrscheinlich die Antwort, aber angerufen, mit Wunschtermin und -ort, um blanko- in reales Ticket umzuwandeln, angerufen haben bisher ein paar hundert Kunden, es seien "jeden Tag ein paar". Und, so würde der Kollege nebenbei womöglich anmerken, ich war neulich selber mal bei DÖDL, man sieht da gar nichts, keine Werbung oder so, aber als ich gefragt habe, und als ich darauf bestanden habe, und als ich nicht lockergelassen habe, da hat die Frau irgendwo hinten nachgesehen und gesagt, ja, stimmt, diese Tickets, die haben wir.
Als regelmäßiger Leser der Knallpresse bekäme man dann wohl auch mit, dass der Barde einige Monate später noch nachlegen würde: Es laufe alles super, und um die Fans noch glücklicher zu machen, kämen sogar noch weitere Top-Acts dazu, einer sogar aus den USA, das Lied kennen Sie bestimmt, es geht so: Hmm-hm-hmmm-hm-hmmm-hmmm, und dann noch die eine Schlagersängerin, wissen Sie doch, kennen Sie doch, die Schwester von dieser anderen, die hatte doch in den 70ern mal so einen halben Hit! Ja, dächte man, das ist dann wirklich schön für die mehreren hundert Zuhörer, die vermutlich ziemlich gleichmäßig auf 50 Hallen verteilt wären, allerdings stellt sich auf Dauer doch auch die Frage der Finan -
aber schon läse man voller Schrecken die Schlagzeile der großen Zeitung: Zusammenbruch, Mist!, war alles so schön geplant - und dann bricht der Barde zusammen. Und wäre so gerne auf Tournee gegangen! Welch ein Unglück.
Man läse dann wohl auch ziemlich sicher so Geschichten wie: Der Amerikaner sei ganz schön enttäuscht und wolle sein zugesagtes Geld, und man habe ihm so viel versprochen und nichts eingehalten, und irgendwann kämen dann bestimmt auch solche Meldungen wie: Die Versicherung sei gar nicht so scharf darauf, den gesamten Ausfall finanziell zu tragen, ich meine: 50 Hallenmieten und die ganzen Mitarbeiter und Vorschüsse, das wären bestimmt ein paar Millionen Verlust, und dann würden die am Ende noch anfangen, das anzuzweifeln mit dem Zusammenbruch und so.
Aber andererseits ist diese ausgedachte Geschichte dermaßen blöd, dass ich Sie damit jetzt lieber mal damit in Ruhe lasse, denn da draußen, da wartet die Realität, komm in meinen Wigwam, Polenmädchen!
Nur mal angenommen. Also die berühmte Ladenkette DÖDL, die es in echt ja gar nicht gibt, habe sich gemeldet, und die seien ganz versessen darauf, nach Bahnfahrkarten nun auch Konzerttickets zum unschlagbar günstigen Preis anzubieten.
Hm, würde man dann wahrscheinlich erst mal fragen, hm, wie soll das denn nach deren Meinung funktionieren? Denn bei den Zugtickets sei das doch einfach so ein Heft gewesen, blanko, man habe doch einfach vor Fahrtantritt seine Strecke eingetragen, und meinen die etwa ...? Ja - genau, würde dann der Marketingmensch sagen, so in der Art wollen die das auch, nur halt mit Konzerten. Man sei bei DÖDL im übrigen bereits in Verhandlungen mit diversen deutschen Top-Acts. Und das solle wirklich eine ganz große Nummer werden, 50 Konzerte, die ganz großen Hallen, das sei auch praktisch alles schon organisiert, und über den Preis!, über den Preis!, da bekomme man die Hallen schon irgendwie voll.
Sei denn folgendes denkbar, das müsse doch gehen, früge der Marketingmann, also: Die Kunden kaufen bei DÖDL diese Blanko-Tickets, kaufen die wie Hulle, rechnen wir mal kurz aus: 50 mal eine große Halle, vorsichtig geschätzt: 500000 bis 1 mio. Besucher, und dann rufen sie an, und dann sagen sie, in welches Konzert sie denn eigentlich gehen wollen, und dann muss das eben irgendwieTM gemacht werden, das müsse doch gehen?
Hm, würde man dann vermutlich sagen, so stelle ich es mir zumindest vor: Wie man da denn die Auslastung steuern wolle, Angebot und Nachfrage würden doch nicht zwangsläufig zueinanderfinden, da seien doch einerseits die 50 gebuchten Hallentermine und andererseits potentielle 1 mio. Besucher, die sich nicht unbedingt genau so zurechtrütteln, wie es zu den Orten und Terminen passe?
Gut, all das ist rein hypothetischer Quatsch und wahrscheinlich auch eine zu absurde Idee, als dass tatsächlich jemand auf sie käme. Aber tun wir einfach mal so. Die Gedahanken sind frei.
Zähneknirschend wären also, nehmen wir nun mal an, Softwareprogramme umgeschrieben und Geschäftsprozesse angepasst worden, denn das schiere Volumen der erwarteten Ticketmassen und darüber hinaus der interessante Kooperationspartner DÖDL wären in meiner Phantasie Grund genug für einige Entscheider, die absurde Idee umzusetzen.
Käme dann irgendwann die Nachricht, wer der deutsche Top-Act sei, für dessen 50 Konzerte man die billigen DÖDL-Tickets (40.- im Doppelpack) zuhauf an den Mann zu bringen plane, kratzte man sich womöglich kurz am Kopf und überschlüge das Kundenpotential für blonde Barden, mit denen man schon in den 70ern im Fernsehen gesungen hat, aber bevor man richtig nachdenken könnte, käme dann eine große Pressekonferenz, auf der eben jener Barde seine vollkommen überraschende Bühnenrückkehr verkünden täte, diese sei ja ein ganz "dickes Ding", würde er grinsen, und das mit DÖDL, das passe wie die Faust aufs Auge, und da habe er die Journalisten jetzt wohl echt mal überrascht, und übrigens gebe es bei diesen Megakonzerten auch noch was mit Charity und so Kindern, so krebskranken Kindern, denen man Wünsche erfüllen werde, oh!, würde man da doch denken, oh!, der geht auf Nummer sicher, der will die Hallen wirklich füllen!
Man würde dann vermutlich nach drei, vier Wochen mal vorsichtig nachfragen: Wie viele Blankotickets seien denn inzwischen so verkauft? Keine Ahnung, das sagt uns DÖDL nicht, wäre wahrscheinlich die Antwort, aber angerufen, mit Wunschtermin und -ort, um blanko- in reales Ticket umzuwandeln, angerufen haben bisher ein paar hundert Kunden, es seien "jeden Tag ein paar". Und, so würde der Kollege nebenbei womöglich anmerken, ich war neulich selber mal bei DÖDL, man sieht da gar nichts, keine Werbung oder so, aber als ich gefragt habe, und als ich darauf bestanden habe, und als ich nicht lockergelassen habe, da hat die Frau irgendwo hinten nachgesehen und gesagt, ja, stimmt, diese Tickets, die haben wir.
Als regelmäßiger Leser der Knallpresse bekäme man dann wohl auch mit, dass der Barde einige Monate später noch nachlegen würde: Es laufe alles super, und um die Fans noch glücklicher zu machen, kämen sogar noch weitere Top-Acts dazu, einer sogar aus den USA, das Lied kennen Sie bestimmt, es geht so: Hmm-hm-hmmm-hm-hmmm-hmmm, und dann noch die eine Schlagersängerin, wissen Sie doch, kennen Sie doch, die Schwester von dieser anderen, die hatte doch in den 70ern mal so einen halben Hit! Ja, dächte man, das ist dann wirklich schön für die mehreren hundert Zuhörer, die vermutlich ziemlich gleichmäßig auf 50 Hallen verteilt wären, allerdings stellt sich auf Dauer doch auch die Frage der Finan -
aber schon läse man voller Schrecken die Schlagzeile der großen Zeitung: Zusammenbruch, Mist!, war alles so schön geplant - und dann bricht der Barde zusammen. Und wäre so gerne auf Tournee gegangen! Welch ein Unglück.
Man läse dann wohl auch ziemlich sicher so Geschichten wie: Der Amerikaner sei ganz schön enttäuscht und wolle sein zugesagtes Geld, und man habe ihm so viel versprochen und nichts eingehalten, und irgendwann kämen dann bestimmt auch solche Meldungen wie: Die Versicherung sei gar nicht so scharf darauf, den gesamten Ausfall finanziell zu tragen, ich meine: 50 Hallenmieten und die ganzen Mitarbeiter und Vorschüsse, das wären bestimmt ein paar Millionen Verlust, und dann würden die am Ende noch anfangen, das anzuzweifeln mit dem Zusammenbruch und so.
Aber andererseits ist diese ausgedachte Geschichte dermaßen blöd, dass ich Sie damit jetzt lieber mal damit in Ruhe lasse, denn da draußen, da wartet die Realität, komm in meinen Wigwam, Polenmädchen!
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Je nach Blickwinkel. Rechts so. Vorne so.

Wieso eigentlich "2009". Streichen Sie das.
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Kaut man im grauen Alltag am immer gleichen Brot (Scheibengouda, Salami), dann ist es eine besondere Lust, mal richtig aufzutischen und plötzlich vor einer Auswahl feinen Käses, einem erlesenen Wurst-, Fisch- und Schinkenangebot sowie massenhaft süßen und pikanten Schweinereien zu sitzen. Hmm!, macht es dann, und: Hach, schade, dass ich gar nicht alles probieren kann - wie dumm, dass mein Magenvolumen endlich ist!
Kaum aber sind die Gäste weg, findet ein merkwürdiger Attributionswandel statt. Unaufhaltsam. Statt sich nämlich an der verbliebenen Hälfte der eilig von der durchgebogenen Tafel abgeräumten Esswaren fröhlich zu laben, beginnt ein hektischer Wettlauf mit der Zeit: Sind genug Tupperschüsseln da? Der Kühlschrank ist zu klein! Hält sich das Tiramisu auch abgedeckt auf dem Balkon?
Und statt sich freudig zu fragen, welche der zehn Käsesorten jetzt die perfekte wäre, flüstert ständig jemand davon, dass "der gute Frischkäse vom Markt" nicht mehr lange hält und "bald weg muss", und dass aus der großen Tupperschüssel nur noch das Stück Pfälzer Leberwurst "weg muss", dann kann die Schüssel in die Spülmaschine, jippieh!
Du blöde Psyche, du! Das machst du mit Absicht! Du weißt genau, wie etwas schmeckt, das "weg muss"! UND WARUM FRAGST DU AUSGERECHNET JETZT NACH SCHEIBENGOUDA!?
Kaum aber sind die Gäste weg, findet ein merkwürdiger Attributionswandel statt. Unaufhaltsam. Statt sich nämlich an der verbliebenen Hälfte der eilig von der durchgebogenen Tafel abgeräumten Esswaren fröhlich zu laben, beginnt ein hektischer Wettlauf mit der Zeit: Sind genug Tupperschüsseln da? Der Kühlschrank ist zu klein! Hält sich das Tiramisu auch abgedeckt auf dem Balkon?
Und statt sich freudig zu fragen, welche der zehn Käsesorten jetzt die perfekte wäre, flüstert ständig jemand davon, dass "der gute Frischkäse vom Markt" nicht mehr lange hält und "bald weg muss", und dass aus der großen Tupperschüssel nur noch das Stück Pfälzer Leberwurst "weg muss", dann kann die Schüssel in die Spülmaschine, jippieh!
Du blöde Psyche, du! Das machst du mit Absicht! Du weißt genau, wie etwas schmeckt, das "weg muss"! UND WARUM FRAGST DU AUSGERECHNET JETZT NACH SCHEIBENGOUDA!?
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