... neuere Einträge

Ich bin ja ziemlich einfach gestrickt, und wenn ich mir jahrelang ein Lied aufgespart habe, obwohl es im Internet ja immer alles überall gibt, und ich höre das dann zum ersten Mal, und ich bin dann ganz ergriffen und höre es gleich noch sechs-, siebenmal, und ich bin dann ganz fassungslos, dass es so etwas nicht mal aufs Album geschafft hat, sondern gerade mal auf die B-Seite einer ohnehin komplett unbeachteten Single, und mal wieder darüber nachdenke, dass es gerade bei seinen Solowerken eben nicht die Hits sind, die mir besonders viel bedeuten, sondern solche kleinen Nebenprodukte, und dass mich die gealterte Stimme noch mal ganz besonders berührt, und wenn mich der Herbst dann so richtig erwischen will,
We were lying down in the shadedann suche ich einfach gleich noch ein Lied raus, das ich mir aufgespart habe und das es gerade mal auf die B-Seite einer ohnehin komplett unbeachteten Single geschafft hat, und dann ist das so ein hingerotztes und eigentlich gar nicht originelles Lied, wahrscheinlich an einem Vormittag geschrieben und am Abend eingespielt, wozu braucht man eigentlich andere Musiker, spielt er eben alles alleine, die Akkorde sind ja eh klar, und die Rockgitarre weiß genau, was sie zu tun hat, und mit etwas Kopfstimme "oohoo - oohoo, oohoo - oohoo" dem Klavier gefolgt (ab 2:18), danke!, dann weiß ich, dass ich morgen fröhlich und beschwingt wieder aufstehen kann.
I remember the love we made
We were lying down on the bed
I remember the tears we shared
We were laughing too, we were sad
I remember the fun we had
We were crying loud with the pain
We will never be here again
There once was a time when I thought if I had a house, I'd be happy
There once was a time when I thought if I had a car, I'd be made
One by one I achieved my ambitions
But it didn't feel like I wanted to feel
It didn't feel like I wanted it to feel
I didn't feel like I wanted to feel

Link zu diesem Beitrag (2 Kommentare) | Kommentieren [?]
Einmal bekam ich Lust zum Kuchenbacken, und auch wenn ich mich schon damals imstande sah, aus dem Vorhandenen notfalls auch ohne Anleitung etwas Essbares zu fabrizieren, überlegte ich, diesmal ruhig ein Rezept herauszusuchen. Man kennt ja nicht nur aus dem Kinderreim die Grundrezeptur ("Eier und Salz, Butter und Schmalz, Milch und Mehl"), wobei ich an dieser schon meine Zweifel hatte, bevor ich das Wort Coh Cholesterin buchstabieren konnte, denn nicht nur das Übermaß an tierischem Fett irritierte mich, auch die im Kuchenbereich geradezu himmelschreiende Abwesenheit eines Süßungsmittels ließ mich nächtelang darüber nachdenken, ob man hier der Versuchung nachgegeben habe, zugunsten eines wohltemperierten Versmaßes mal eben jeden Realismus beiseite zu lassen. Im Geiste sortierte ich, angeregt durch diesen Gedanken, den Inhalt meines Kinderbuchregals bereits in die Abteilungen Lyrik und Sachbuch ein, wurde bei dieser Tätigkeit aber unterbrochen durch einen Jungen namens Safran, der rasch vorbeischaute und den Kuchen "gel" machte. Was genau er da tat, war mir nicht bekannt, ich vertraute ihm blind und war froh, dass er sich so zuverlässig darum kümmerte, alle Kuchen "gel" zu machen.
Heute war übrigens Leberwursttag mit Gürkchen "Polnischer Art" von der Firma H*ngst*nb*rg, die ich wärmstens empfehlen kann, und die andere Attacke, die mich gelegentlich überkommt und ebenfalls deutlich archaische, in die Kindheit zurück verweisende Züge trägt, hat mit dem Goldsaft zu tun. Ich weiß ja nicht, ob Sie auch mal in der Schule Rüben gekocht und durch Mullbinden gequetscht haben. Aber wir damals, wir mussten das tun, Unterrichtseinheit "Zucker", es roch unangenehm und mich ekelten Farbe und Konsistenz des Halbfertig- wie auch des Endprodukts, so dass ich nichts davon aß, wieder so eine Geschichte, denn schon auf dem Nachhauseweg bekam ich doch Appetit und habe mein Leben lang bereut, trotz der Mundwinkel meiner Lehrerin, deren butterbeschmierter Anblick mir zusätzlich den Appetit verdorben hatte, nicht wenigstens probiert zu haben.
Ein wenig lindern kann ich meine Pein wenigstens im nachhinein dadurch, dass ich ab und an einen Bottich des nicht zu unrecht so heißenden Grafschafter Goldsaftes erwerbe. Auf grobem, saftigem Schwarzbrot, großzügig gebuttert, entfaltet der Zuckerrübensirup - wie übrigens auch die Leberwurst mit den polnischen Gürkchen - seinen unkompliziert-bodenständigen Urgeschmack am besten, mjam, ich könnte glatt schon wieder, aber jetzt schreibe ich erst mal zu ende, und man möchte sich geradezu noch einen Becher Malzkaffee kochen, um den jugendherbergshaften Genuss zu vervollständigen, der nach keiner Verfeinerung verlangt, es gibt hier keine Geschmacksfeuerwerke, eine vordergründig-herbe Süße und einen hintergründig-metallischen Abgang, das war's, und einen kleinen Löffel pur kann man auch gut vertragen.
Die hätten das in dem Reim tatsächlich nicht so gut unterbringen können - ich überlegte gerade, ob man mit dem Zuckerrübensirup evtl. doch noch ein brauchbares Rezept zustandebrächte, nehmen wir mal den Schmalz raus, wer hält sich heute denn noch Schweine, hm, "Eier und Salz, Butter und Zuckerrübensirup", nein, das geht nicht. Ich habe dann noch kurz über die DDR nachgedacht, denn eine Freundin hatte mal einen Apfelkuchen mitgebracht, der wirklich ganz fein schmeckte, und wir waren ja noch jung, höchstens 20, ich dachte an dem Abend nur an das Eine und fragte sie nach dem Rezept, das kam von ihrer sog. "DDR-Oma" und ging so: Ein Drittel Mehl, ein Drittel Zucker, ein Drittel Fett, na, und dann eben die Äpfel. Der Trick war, dass die Äpfel z.T. von dem Teig überkrümelt waren, es war kein wirklich gedeckter Apfelkuchen, eher eine Art Apfel-Streusel-Kuchen, und die hatten in der DDR ja praktisch nichts, da nahmen die dann den Teig auch gleich für Boden und Streusel, so ähnlich wie bei den Trabbis eigentlich oder bei dem Zitronat aus unreifen Tomaten.
Apfelkuchen allerdings sollte es nicht werden, mir schwebte so ein ganz normaler Kuchen vor, so einer aus so einer Form, so ein eckiger oder runder, einfach ein Kuchen, und so schlug ich das Kochbuch auf und wunderte mich noch lange, warum unter "K" wie "Kuchen" kein einziges Rezept stand.
Heute war übrigens Leberwursttag mit Gürkchen "Polnischer Art" von der Firma H*ngst*nb*rg, die ich wärmstens empfehlen kann, und die andere Attacke, die mich gelegentlich überkommt und ebenfalls deutlich archaische, in die Kindheit zurück verweisende Züge trägt, hat mit dem Goldsaft zu tun. Ich weiß ja nicht, ob Sie auch mal in der Schule Rüben gekocht und durch Mullbinden gequetscht haben. Aber wir damals, wir mussten das tun, Unterrichtseinheit "Zucker", es roch unangenehm und mich ekelten Farbe und Konsistenz des Halbfertig- wie auch des Endprodukts, so dass ich nichts davon aß, wieder so eine Geschichte, denn schon auf dem Nachhauseweg bekam ich doch Appetit und habe mein Leben lang bereut, trotz der Mundwinkel meiner Lehrerin, deren butterbeschmierter Anblick mir zusätzlich den Appetit verdorben hatte, nicht wenigstens probiert zu haben.
Ein wenig lindern kann ich meine Pein wenigstens im nachhinein dadurch, dass ich ab und an einen Bottich des nicht zu unrecht so heißenden Grafschafter Goldsaftes erwerbe. Auf grobem, saftigem Schwarzbrot, großzügig gebuttert, entfaltet der Zuckerrübensirup - wie übrigens auch die Leberwurst mit den polnischen Gürkchen - seinen unkompliziert-bodenständigen Urgeschmack am besten, mjam, ich könnte glatt schon wieder, aber jetzt schreibe ich erst mal zu ende, und man möchte sich geradezu noch einen Becher Malzkaffee kochen, um den jugendherbergshaften Genuss zu vervollständigen, der nach keiner Verfeinerung verlangt, es gibt hier keine Geschmacksfeuerwerke, eine vordergründig-herbe Süße und einen hintergründig-metallischen Abgang, das war's, und einen kleinen Löffel pur kann man auch gut vertragen.
Die hätten das in dem Reim tatsächlich nicht so gut unterbringen können - ich überlegte gerade, ob man mit dem Zuckerrübensirup evtl. doch noch ein brauchbares Rezept zustandebrächte, nehmen wir mal den Schmalz raus, wer hält sich heute denn noch Schweine, hm, "Eier und Salz, Butter und Zuckerrübensirup", nein, das geht nicht. Ich habe dann noch kurz über die DDR nachgedacht, denn eine Freundin hatte mal einen Apfelkuchen mitgebracht, der wirklich ganz fein schmeckte, und wir waren ja noch jung, höchstens 20, ich dachte an dem Abend nur an das Eine und fragte sie nach dem Rezept, das kam von ihrer sog. "DDR-Oma" und ging so: Ein Drittel Mehl, ein Drittel Zucker, ein Drittel Fett, na, und dann eben die Äpfel. Der Trick war, dass die Äpfel z.T. von dem Teig überkrümelt waren, es war kein wirklich gedeckter Apfelkuchen, eher eine Art Apfel-Streusel-Kuchen, und die hatten in der DDR ja praktisch nichts, da nahmen die dann den Teig auch gleich für Boden und Streusel, so ähnlich wie bei den Trabbis eigentlich oder bei dem Zitronat aus unreifen Tomaten.
Apfelkuchen allerdings sollte es nicht werden, mir schwebte so ein ganz normaler Kuchen vor, so einer aus so einer Form, so ein eckiger oder runder, einfach ein Kuchen, und so schlug ich das Kochbuch auf und wunderte mich noch lange, warum unter "K" wie "Kuchen" kein einziges Rezept stand.
Link zu diesem Beitrag (0 Kommentare) | Kommentieren [?]
Wenn du lachen musst, weil der Zahnarzt so jung aussieht, dass du an seiner Volljährigkeit zweifelst.
Link zu diesem Beitrag (5 Kommentare) | Kommentieren [?]
Wie schnell man doch seine Ernährungsgewohnheiten umstellen kann! Ich zum Bsp. behaupte seit Jahr und Tag, dass ich morgens keine feste Nahrung zu mir nehmen kann. "Morgens" im Sinne von "morgens", d.h. also vor dem Verlassen des eigenen Wohnraums und dem Betreten der Arbeitsstelle. Zu Hause: Erster Kaffee, duschen, anziehen, zweiter Kaffee, evtl. ein Löffelchen Brei, los geht's. Die eigentliche Nahrungsaufnahme erfolgt dann im Laufe des Vormittags.
Im Hotel geht so etwas nicht. Entweder steht da ein appetitanregendes Frühstücksbuffet zur Verfügung und man hat sehr viel Zeit – dann wundert man sich, wie viel Toastbrot, Rührei, Croissants, Müsli, Obstsalat, Früchtequark usw. man mit dem ganzen Multivitaminsaft und becherweise frischem Kaffee hinunterspülen kann. Oder man stellt entsetzt fest, dass man 10.- EUR Aufpreis fürs Frühstück gezahlt hat, die man ja ungern nur für einen Kaffee und eine Scheibe Toastbrot hinlegt, weshalb man ganz viel Toastbrot, Rührei, Croissants, Müsli, Obstsalat, Früchtequark usw. mit Kaffee und Multivitaminsaft hinunterspült. Und schließlich soll es bis zum Mittag halten.
Es gibt natürlich genügend abschreckende Beispiele, so etwa die beiden Russen, denen ich einmal dabei zusah, wie sie knapp zwei Stunden lang, es war in England, immer wieder zum gebratenen Speck gingen, sich die großen Teller damit vollhäuften, etwas Alibi-Rührei sowie zweidrei Würstchen obendrauflegten und zu ihrem Tisch zurückkehrten. Sie verschlangen, ohne mit der Wimper zu zucken, derartige Mengen an reinem, triefendem Fleisch, dass ich mich über ihre gelben Augen nicht weiter wunderte. Das war ebenso unschön mit anzusehen wie die vollkommen überladenen Teller derjenigen, die erst mal alles nehmen und dann unnötig viel stehenlassen. Das sind i.d.R. dieselben Leute, die "Moggään!" durch den Saal rufen und sich in übertriebener Lautstärke über Produktionsanlagen unterhalten, während man selbst noch damit kämpft, wieder einmal schutzlos in die Welt geworfen zu sein.
Dennoch habe ich diese Woche für meine Verhältnisse ungewöhnlich reichhaltig gefrühstückt. Ich könnte mich daran gewöhnen.
Nicht gewöhnen kann ich mich an den Hotelgeruch. Mein Verdacht war jahrelang, dass der zur Corporate Identity der großen Hotelkette gehört. Denn neben der immer gleichen Zimmerausstattung, der immer gleichen Nasszelle, den immer gleichen Teppichböden und Fahrstühlen und Treppenhäusern und Kleiderbügeln ist auch der Geruch immer der gleiche. Es ist ein Geruch, den man auch nach drei Tagen Fensteraufreißen nicht herausbekommt. Vermutlich hat ein Duftdesigner einen Corporate Scent entworfen, man weiß ja, dass das heutzutage gemacht wird, dass bspw. die Duftnoten "Zimt" und "Orange" vom Konsumenten zwar unbewusst, aber äußerst positiv wahrgenommen werden und er, entsprechend beduftet, länger bleibt und mehr Geld ausgibt. Bei besagter Hotelkette hat sich der Duftdesigner offensichtlich für "Käse" und "Fuß" entschieden.
Allerdings kann es auch sein, dass das am Fernsehapparat liegt. Ich habe nun einige Abende immer wieder versucht, mir etwas anzusehen. Das war nicht möglich. Aus dem Gerät kam nur Erbrochenes.
Im Hotel geht so etwas nicht. Entweder steht da ein appetitanregendes Frühstücksbuffet zur Verfügung und man hat sehr viel Zeit – dann wundert man sich, wie viel Toastbrot, Rührei, Croissants, Müsli, Obstsalat, Früchtequark usw. man mit dem ganzen Multivitaminsaft und becherweise frischem Kaffee hinunterspülen kann. Oder man stellt entsetzt fest, dass man 10.- EUR Aufpreis fürs Frühstück gezahlt hat, die man ja ungern nur für einen Kaffee und eine Scheibe Toastbrot hinlegt, weshalb man ganz viel Toastbrot, Rührei, Croissants, Müsli, Obstsalat, Früchtequark usw. mit Kaffee und Multivitaminsaft hinunterspült. Und schließlich soll es bis zum Mittag halten.
Es gibt natürlich genügend abschreckende Beispiele, so etwa die beiden Russen, denen ich einmal dabei zusah, wie sie knapp zwei Stunden lang, es war in England, immer wieder zum gebratenen Speck gingen, sich die großen Teller damit vollhäuften, etwas Alibi-Rührei sowie zweidrei Würstchen obendrauflegten und zu ihrem Tisch zurückkehrten. Sie verschlangen, ohne mit der Wimper zu zucken, derartige Mengen an reinem, triefendem Fleisch, dass ich mich über ihre gelben Augen nicht weiter wunderte. Das war ebenso unschön mit anzusehen wie die vollkommen überladenen Teller derjenigen, die erst mal alles nehmen und dann unnötig viel stehenlassen. Das sind i.d.R. dieselben Leute, die "Moggään!" durch den Saal rufen und sich in übertriebener Lautstärke über Produktionsanlagen unterhalten, während man selbst noch damit kämpft, wieder einmal schutzlos in die Welt geworfen zu sein.
Dennoch habe ich diese Woche für meine Verhältnisse ungewöhnlich reichhaltig gefrühstückt. Ich könnte mich daran gewöhnen.
Nicht gewöhnen kann ich mich an den Hotelgeruch. Mein Verdacht war jahrelang, dass der zur Corporate Identity der großen Hotelkette gehört. Denn neben der immer gleichen Zimmerausstattung, der immer gleichen Nasszelle, den immer gleichen Teppichböden und Fahrstühlen und Treppenhäusern und Kleiderbügeln ist auch der Geruch immer der gleiche. Es ist ein Geruch, den man auch nach drei Tagen Fensteraufreißen nicht herausbekommt. Vermutlich hat ein Duftdesigner einen Corporate Scent entworfen, man weiß ja, dass das heutzutage gemacht wird, dass bspw. die Duftnoten "Zimt" und "Orange" vom Konsumenten zwar unbewusst, aber äußerst positiv wahrgenommen werden und er, entsprechend beduftet, länger bleibt und mehr Geld ausgibt. Bei besagter Hotelkette hat sich der Duftdesigner offensichtlich für "Käse" und "Fuß" entschieden.
Allerdings kann es auch sein, dass das am Fernsehapparat liegt. Ich habe nun einige Abende immer wieder versucht, mir etwas anzusehen. Das war nicht möglich. Aus dem Gerät kam nur Erbrochenes.
Link zu diesem Beitrag (16 Kommentare) | Kommentieren [?]
Bestattungen / FuhrunternehmenIch bin mir der Gefahr durchaus bewusst, einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum zu verursachen. Das Licht von der Sonne braucht, so meine ich, immerhin acht Minuten, bis es die Erde erreicht hat. Die ja nicht, so wie Sie sich das vorstellen, schön gleichmäßig eingereiht nach Merkur und Venus, vor Mars und Jupiter sowie den noch entfernteren Mitgliedern der hiesigen Planetengemeinde um das Zentralgestirn kreist, jedes Planetchen schön brav etwas weiter weg als das vorige, der eine mal etwas kleiner und der andere mal etwas größer - nein, da liegen Sie leider völlig falsch. Was mir mal die Augen öffnete, war folgender Vergleich: Wäre die Sonne eine Orange, dann wäre unser Heimatplanet eine Erbse, die sich um die lebensspendende Zitrusfrucht dreht - in elf Metern Abstand. Und nach außen wachsen die Abstände noch drastischer! Leider fehlen mir als derzeit von Internet und Literatur (Ausnahme: Die aktuelle HörZu) abgeschnittener Mensch jegliche Recherchemöglichkeiten, deshalb nageln Sie mich bitte nicht fest. Aber ungefähr ist es so, dass schon die Gasriesen sehr weit entfernt sind, und dann ist es noch mal ein echter Fußmarsch bis zum Uranus – dann denkt man so, puh!, jetzt bin ich zum Glück fast da, ich habe immerhin schon acht von den neun Planeten erwandert, doch da täuschen Sie sich mal besser nicht! Von dort bis zum Pluto läuft man sich echt noch mal die Sohlen ab. Wenn Sie ihn überhaupt antreffen. Denn er ist ja im Verhältnis kleiner als eine Fruchtfliege (Drosophila Melanogaster, das Lieblingstier der Genetiker) – und vor allem: Wer sagt denn, dass die alle schön auf einer Linie liegen? Sie beschreiben auf ihrer Reise ja elliptische Bahnen, in deren Zentrum die Apfelsine pulst! Und da kann es schon mal vorkommen, wenn du bspw. in Richtung Alpha Centauri loswanderst, dass du den einen auch in dieser Richtung antriffst, und der andere aber so: Nee, ich bin gerade genau auf der anderen Seite - komm doch in 4000 Jahren noch mal vorbei.
(Werbeschild, das ich leider nicht fotografieren konnte)
Acht Minuten also, so alt ist das Sonnenlicht, wenn wir es sehen, und wenn dann mal was ist, kann man sagen: Ein irrer Effekt, diese Eruption da oben, Wahnsinn! Schade nur, dass das nicht live ist, das macht es irgendwie ... unauthentisch. So wie damals, als die Griechen Europameister wurden. Da ging das nämlich los mit dem DVBT, und während ich die Flanke noch in Richtung Strafraum segeln sah, brüllten sie bei Mykonos schon wie die Wahnsinnigen. Ich gönnte das den Hellenen ja von Herzen, denn auch wenn ich schon lange kein Bifteki mehr gegessen habe, lecker ist es doch, und den Weißkrautsalat können sie einfach wirklich gut, und wir grüßen uns immer freundlich, zudem fand ich es einfach schön, dass Otto Rehhagel, nachdem er schon mit Kaiserslautern im ersten Saisonspiel (als Aufsteiger! Auswärts!) bei den Bayern, die ihn zuvor geschasst hatten, gewonnen hatte und dann (als Aufsteiger!) Meister geworden war, nun auch noch mit den Griechen die Europameisterschaft holen sollte mit seiner antiquierten Spielweise, und mit seinen Allüren muss man da einfach leben – nur, dachte ich, was jubelt ihr denn, der ist doch noch gar nicht drin!
An diesem Tag begriff ich, wie fragmentiert die Welt ist, und dass jeder in seiner eigenen Realität lebt. Denn während mein DVBT-Receiver noch die Signale des MPEG-Streams entschlüsselte*, konnten die Griechen bereits den Siegtreffer des heute erfolglos beim 1. FC Nürnberg kickenden und damaligen Werder-Spielers Angelos Charisteas bejubeln. Noch krasser ist das natürlich für die Marsbewohner, wenn die total aufgeregt ankommen: "Ey, wisst ihr was?? Die Sonne ist gerade explodiert!" Und wir dann so: "Gähn, das wissen wir längst! Aber erzähl’s denen vom Jupiter, denen verkaufen wir übrigens auch immer unsere alten Zeitungen."
Ich muss sagen, dass man an den Hanseaten in der Hansestadt durchaus mögen kann, dass die so hanseatisch-zurückhaltend sind. In München z.B., oder Dortmund, Gelsenkirchen, Köln, da wäre so etwas doch gar nicht denkbar. In Bremen dagegen: kein Problem. Thomas Schaaf hat nach der Meisterschaft von 2004 erst mal mit der Korbballmannschaft seiner Tochter Korbball gespielt, Eltern gegen Korbballerinnen, und niemand hat hysterisch gekreischt. Ich saß an dem Tag im Bürgerpark, da lief Klaus Allofs spazieren und wurde auch nicht belästigt. Eine Zeitlang konnte man Andreas Herzog und andere Werderspieler mittags in einem ganz normalen Restaurant antreffen, wo sie genauso in Ruhe gelassen wurden wie Herr Rehhagel, der dort gerne die Zeitung las. Später, in München, half ihm nicht mal mehr das falsche Klingelschild ("Rubens") gegen die investigativen Klatschreporter. In Bremen hingegen, als er mal an einer Tankstelle neben der Waschanlage stand und auf seinen Sportwagen wartete, der dort gerade gereinigt wurde, hätte ihm fast mal jemand seinen Autoschlüssel in die Hand gedrückt mit den Worten: "Einmal das volle Programm, Meister, und bitte mit 1-A-Felgenreinigung!" Ich habe mich dann aber doch nicht getraut.
Das mit dem Riss im Raum-Zeit-usw. wollte ich ja noch erklären. Es handelt sich um folgendes. Was Sie jetzt lesen, werde ich längst geschrieben haben. Anders gesagt: Was ich "jetzt" schreibe, findet für Sie erst in der Zukunft statt – die Sie aber subjektiv als "Gegenwart" erleben. Erleben werden.
Ich kann mir vorstellen, dass das auf sie befremdlich wirkt. Wirken wird. Lassen Sie es mich ganz einfach ausdrücken: Neben mir steht ein Funkwecker, gesteuert durch das Signal der atomphysiologischen Quartzgesellschaft in Braunschweig, deren absolut zuverlässiges Signal maximal 1 Sekunde auf 1 mio. Jahre von der wirklichen** Zeit abweicht. Gut, höre ich Sie sagen (werde ich Sie sagen hören), das läppert sich auch irgendwann, aber darum geht es jetzt gar nicht. Soll ich Ihnen sagen, was der gerade anzeigt:
Dienstag, 29. September 2009, 22:01:43. Und nun schauen Sie mal auf das Veröffentlichungsdatum dieses Beitrags.
--
*Was für ein entsetzlicher Satz.
**Hö hö.
Link zu diesem Beitrag (7 Kommentare) | Kommentieren [?]
... hier geht's zu den --> älteren Einträgen *
* Ausgereift und gut abgehangen, blättern Sie zurück!
* Ausgereift und gut abgehangen, blättern Sie zurück!