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Ich kenne mich ja mit diesen technischen Sachen nicht so aus. Aber statt Sie alle zum Super-8-Abend bei mir zu Hause einzuladen, habe ich mir erlaubt, meine Urlaubsfilmchen bei einem Anbieter, der solches ermöglicht, zu speichern. Den ganz großen wollte ich nicht nehmen. Also wurde es ein anderer. Und der scheint nun immer langsamer zu werden. Oder ist das nur bei mir so?
Ich mag es nicht, wenn dauernd angehalten und zwischengepuffert wird. (Sie können natürlich versuchen, sich vorzustellen, dass statt dessen der Film reißt, die Spule beschleunigt, das Zelluloid zappelt, der Vorführer das Licht einschaltet, und, Moment!, das haben wir gleich!, mal eben eine Viertelstunde lang schneidet und klebt, während Sie sich an die Käsehäppchen mit Silberzwiebeln halten.)
Dieser Beitrag hat übrigens eine gar nicht so subtile Verbindung zum vorangegangenen. Gute Nacht.
Ich mag es nicht, wenn dauernd angehalten und zwischengepuffert wird. (Sie können natürlich versuchen, sich vorzustellen, dass statt dessen der Film reißt, die Spule beschleunigt, das Zelluloid zappelt, der Vorführer das Licht einschaltet, und, Moment!, das haben wir gleich!, mal eben eine Viertelstunde lang schneidet und klebt, während Sie sich an die Käsehäppchen mit Silberzwiebeln halten.)
Dieser Beitrag hat übrigens eine gar nicht so subtile Verbindung zum vorangegangenen. Gute Nacht.
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Erst vor kurzem musste ich an die Sendung Aktenzeichen XY denken, und nun ist also Eduard Zimmermann gestorben.
Jahrelang sah ich am Freitagabend gerne den Freitagskrimi, also Derrick, Der Alte und peinlicherweise besonders gerne Ein Fall für Zwei. Es war für mich dann eine große Enttäuschung, wenn ich beim Blick auf die Fersehseite der Tageszeitung (denn eine Programmzeitschrift hatten wir nicht) feststellen musste, dass "nur XY" kommen würde.
In diesen Zeiten, als das ZDF so unglaublich braun-beige-olivgrün daherkam, dass man sich fragt, wozu eigentlich alle Farbfernseher haben wollten, gab es aber auch keine brauchbaren Alternativen, und außerdem bot die Sendung auf eine verrückte Weise einen ganz speziellen, gruselig-lustvollen Kitzel. Denn es waren ja reale Fälle, über die dort berichtet wurde und die von dermaßen hölzernen Darstellern nachgespielt wurden, wie man sie bis zum Dammbruch durch täglichen Privatsenderschund wie Gute Zeiten, schlechte Zeiten nur selten zu sehen bekam.
Trotzdem konnte einen das Grauen befallen. Nachdem Eduard Zimmermann, den man meiner Erinnerung zufolge in all den Jahren nicht eine Zehntelsekunde lang lächeln sah, mit todernstem Gesichtsausdruck die Sendung eröffnet hatte,
Nachwort von Max Gelbwurstbrod: Dieses unvollendete Werk erlaubt einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise des Autors, der den Beitrag am Vorabend begonnen und gegen Mitternacht zur Seite gelegt hat. Er mache das gelegentlich so, äußert der gegenüber den Medien stets zurückhaltende Schreiber, wenn er merke, dass er "müde" werde. Vermutlich hätte er die Arbeit am Folgetag wie üblich wieder aufgenommen und dabei das bereits Geschriebene noch einmal kritisch durchgelesen, womöglich stilistisch geglättet oder auch, wie er selbst wohl sagen würde, "komplett in die Tonne getreten." Eine schmerzhafte Schulterzerrung, die wirklich "asig weh" tue, unterbrach dann jedoch den gewohnten Prozess, wodurch hier wohl erstmalig die Rohfassung eines Textes - Herrgottsakra, das tut dermaßen weh, ich gehe jetzt ins Bett!
Jahrelang sah ich am Freitagabend gerne den Freitagskrimi, also Derrick, Der Alte und peinlicherweise besonders gerne Ein Fall für Zwei. Es war für mich dann eine große Enttäuschung, wenn ich beim Blick auf die Fersehseite der Tageszeitung (denn eine Programmzeitschrift hatten wir nicht) feststellen musste, dass "nur XY" kommen würde.
In diesen Zeiten, als das ZDF so unglaublich braun-beige-olivgrün daherkam, dass man sich fragt, wozu eigentlich alle Farbfernseher haben wollten, gab es aber auch keine brauchbaren Alternativen, und außerdem bot die Sendung auf eine verrückte Weise einen ganz speziellen, gruselig-lustvollen Kitzel. Denn es waren ja reale Fälle, über die dort berichtet wurde und die von dermaßen hölzernen Darstellern nachgespielt wurden, wie man sie bis zum Dammbruch durch täglichen Privatsenderschund wie Gute Zeiten, schlechte Zeiten nur selten zu sehen bekam.
Trotzdem konnte einen das Grauen befallen. Nachdem Eduard Zimmermann, den man meiner Erinnerung zufolge in all den Jahren nicht eine Zehntelsekunde lang lächeln sah, mit todernstem Gesichtsausdruck die Sendung eröffnet hatte,
Nachwort von Max Gelbwurstbrod: Dieses unvollendete Werk erlaubt einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise des Autors, der den Beitrag am Vorabend begonnen und gegen Mitternacht zur Seite gelegt hat. Er mache das gelegentlich so, äußert der gegenüber den Medien stets zurückhaltende Schreiber, wenn er merke, dass er "müde" werde. Vermutlich hätte er die Arbeit am Folgetag wie üblich wieder aufgenommen und dabei das bereits Geschriebene noch einmal kritisch durchgelesen, womöglich stilistisch geglättet oder auch, wie er selbst wohl sagen würde, "komplett in die Tonne getreten." Eine schmerzhafte Schulterzerrung, die wirklich "asig weh" tue, unterbrach dann jedoch den gewohnten Prozess, wodurch hier wohl erstmalig die Rohfassung eines Textes - Herrgottsakra, das tut dermaßen weh, ich gehe jetzt ins Bett!
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Es gibt in meiner Nähe einen Wochenmarkt, der über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und wirklich nicht schlecht ist. Eines aber habe ich all die Jahre vermisst: Die Grüne Soße.
Wer in Norddeutschland aufgewachsen ist, kann sich darunter vielleicht nichts vorstellen. Die Rede ist von der bekannten Frankfurter Grie Soß, einem sehr reichhaltigen Kaltgericht, das im wesentlichen aus saurer Sahne sowie mindestens sieben feingehackten, frischen Kräutersorten besteht, angedickt mit zerhacktem, hartgekochtem Ei und besonders gut mit Pellkartoffeln zu genießen.
Man kann weiter südlich, z.B. schon in Göttingen, auf dem Markt "Grüne Soße" verlangen, bekommt dann die sieben Kräuter fertig gebündelt in einer Papiertüte und kann sich zu Hause direkt ans Schnippeln machen. Versucht man dergleichen in Bremen, wird man blöd angeglotzt: "Soße verkaufen wir nicht, hier ist ein Gemüsestand."
So darbte ich ein gutes Jahrzehnt vor mich hin, bis letzte Woche an einem Stand gänzlich unverhofft ein handgeschriebenes Schildchen "Grüne Sauce" anpries, und tatsächlich stand in einer unscheinbaren Plastikschüssel ein dickes Bündel diverser Kräuter, die ich natürlich sofort kaufte, verarbeitete und nach Rezept würzte, zudem fragte ich telefonisch nach Tipps und Tricks (etwas Senf! Nicht nur Essig!), pellte die hartgekochten Eier, ließ sie erkalten, hackte sie klein, rührte sie unter die schon perfekt durchgezogene Soße, die Pellkartoffeln waren auf den Punkt gar, und zwei Tage lang aß nicht nur ich dümm- und glücklich grinsend von der frischen, duftenden, sämigen Masse.
Ich gehe nicht gerne auf dem Markt einkaufen, mir ist da zuviel Geschiebe, ich überlasse es gerne anderen Menschen, die guten Sachen dort zu erstehen, doch heute musste es sein. Obwohl ich schon zum Frühstück Aspirin verspeist und genug Todos auf dem Tagesplan hatte, radelte ich zum Markt, nur um an dem Stand zu erfahren, dass man "die Kräuter" nicht mehr habe.
So fixiert, wie ich auf die Wiederholung des Genusses war, weinte ich nur kurz und fragte dann, ob man denn wisse, welche Kräuter hineingehörten. "Sicher! Basilikum, Thymian, und, äh, Oregano, und, äh."
Auch wenn ich mir selbst nicht ganz sicher war: das klang falsch. Hätte ich nur meinerseits besser aufgepasst, als die sieben Kräuter letzte Woche vor mir lagen! Aber da war ich so glücklich, dass ich einfach alles kleingeschnitten habe. Und ein echter Pflanzenkenner bin ich nun mal nicht. So orderte ich zunächst die Bestandteile, bei denen ich mir sicher war (Petersilie, Schnittlauch, Dill) und nahm, weil's so schön grün aussah, auch noch Bohnenkraut und Rauke mit.
Zu Hause schnitt ich gleich alles klein, ich wollte kein Rezept lesen, es würde schon irgendwie gehen, ich mischte die saure Sahne mit dem Salz und dem Pfeffer, dem Essig und dem Senf, aber schon als ein gewaltiger Spritzer Senf aus der blauen Tube auf meinen Wildlederschuhen landete, hätte ich innehalten und noch einmal in Ruhe nachdenken sollen. Leider war ich etwas in Eile, und das sollte doch noch fertigwerden, also, eine Prise Zucker, einfach direkt aus dem Glas -
(wir haben ja diese praktischen Gläser, es sind eigentlich Honiggläser, 2 kg, und wenn die leer sind, es sind zwar Pfandgläser, aber die kann man gut für Müsli und Mehl und, ja, Zucker verwenden) -
und, zack!, löste sich eine verharschte Zuckerscholle und es knallte ein halbes Pfund in die Schüssel zu den Kräutern und der sauren Sahne.
Ich habe so viel wie möglich oben abgelöffelt. Dann habe ich aufgehört; in eine Plastikschüssel damit, Deckel drauf, ab in den Kühlschrank! Und komm erst wieder, wenn du klar im Kopf bist!
Inzwischen habe ich nachgelesen: Es gehört kein Bohnenkraut rein. Auch keine Rauke. Aber Kerbel. Sauerampfer. Kresse. Estragon. Liebstöckel. Zitronenmelisse.
Inzwischen habe ich probiert: Es ist zu süß, und die Kräuter schmecken einfach nicht richtig. Trotzdem werde ich morgen vormittag versuchen zu retten, was zu retten ist, mit Essig und Senf und Salz herumprobieren, und die fünf hartgekochten Eier, die werde ich auch noch reinschnippeln - und dann esse ich das!
Oder wenigstens diese Champagnertrüffeln.
Wer in Norddeutschland aufgewachsen ist, kann sich darunter vielleicht nichts vorstellen. Die Rede ist von der bekannten Frankfurter Grie Soß, einem sehr reichhaltigen Kaltgericht, das im wesentlichen aus saurer Sahne sowie mindestens sieben feingehackten, frischen Kräutersorten besteht, angedickt mit zerhacktem, hartgekochtem Ei und besonders gut mit Pellkartoffeln zu genießen.
Man kann weiter südlich, z.B. schon in Göttingen, auf dem Markt "Grüne Soße" verlangen, bekommt dann die sieben Kräuter fertig gebündelt in einer Papiertüte und kann sich zu Hause direkt ans Schnippeln machen. Versucht man dergleichen in Bremen, wird man blöd angeglotzt: "Soße verkaufen wir nicht, hier ist ein Gemüsestand."
So darbte ich ein gutes Jahrzehnt vor mich hin, bis letzte Woche an einem Stand gänzlich unverhofft ein handgeschriebenes Schildchen "Grüne Sauce" anpries, und tatsächlich stand in einer unscheinbaren Plastikschüssel ein dickes Bündel diverser Kräuter, die ich natürlich sofort kaufte, verarbeitete und nach Rezept würzte, zudem fragte ich telefonisch nach Tipps und Tricks (etwas Senf! Nicht nur Essig!), pellte die hartgekochten Eier, ließ sie erkalten, hackte sie klein, rührte sie unter die schon perfekt durchgezogene Soße, die Pellkartoffeln waren auf den Punkt gar, und zwei Tage lang aß nicht nur ich dümm- und glücklich grinsend von der frischen, duftenden, sämigen Masse.
Ich gehe nicht gerne auf dem Markt einkaufen, mir ist da zuviel Geschiebe, ich überlasse es gerne anderen Menschen, die guten Sachen dort zu erstehen, doch heute musste es sein. Obwohl ich schon zum Frühstück Aspirin verspeist und genug Todos auf dem Tagesplan hatte, radelte ich zum Markt, nur um an dem Stand zu erfahren, dass man "die Kräuter" nicht mehr habe.
So fixiert, wie ich auf die Wiederholung des Genusses war, weinte ich nur kurz und fragte dann, ob man denn wisse, welche Kräuter hineingehörten. "Sicher! Basilikum, Thymian, und, äh, Oregano, und, äh."
Auch wenn ich mir selbst nicht ganz sicher war: das klang falsch. Hätte ich nur meinerseits besser aufgepasst, als die sieben Kräuter letzte Woche vor mir lagen! Aber da war ich so glücklich, dass ich einfach alles kleingeschnitten habe. Und ein echter Pflanzenkenner bin ich nun mal nicht. So orderte ich zunächst die Bestandteile, bei denen ich mir sicher war (Petersilie, Schnittlauch, Dill) und nahm, weil's so schön grün aussah, auch noch Bohnenkraut und Rauke mit.
Zu Hause schnitt ich gleich alles klein, ich wollte kein Rezept lesen, es würde schon irgendwie gehen, ich mischte die saure Sahne mit dem Salz und dem Pfeffer, dem Essig und dem Senf, aber schon als ein gewaltiger Spritzer Senf aus der blauen Tube auf meinen Wildlederschuhen landete, hätte ich innehalten und noch einmal in Ruhe nachdenken sollen. Leider war ich etwas in Eile, und das sollte doch noch fertigwerden, also, eine Prise Zucker, einfach direkt aus dem Glas -
(wir haben ja diese praktischen Gläser, es sind eigentlich Honiggläser, 2 kg, und wenn die leer sind, es sind zwar Pfandgläser, aber die kann man gut für Müsli und Mehl und, ja, Zucker verwenden) -
und, zack!, löste sich eine verharschte Zuckerscholle und es knallte ein halbes Pfund in die Schüssel zu den Kräutern und der sauren Sahne.
Ich habe so viel wie möglich oben abgelöffelt. Dann habe ich aufgehört; in eine Plastikschüssel damit, Deckel drauf, ab in den Kühlschrank! Und komm erst wieder, wenn du klar im Kopf bist!
Inzwischen habe ich nachgelesen: Es gehört kein Bohnenkraut rein. Auch keine Rauke. Aber Kerbel. Sauerampfer. Kresse. Estragon. Liebstöckel. Zitronenmelisse.
Inzwischen habe ich probiert: Es ist zu süß, und die Kräuter schmecken einfach nicht richtig. Trotzdem werde ich morgen vormittag versuchen zu retten, was zu retten ist, mit Essig und Senf und Salz herumprobieren, und die fünf hartgekochten Eier, die werde ich auch noch reinschnippeln - und dann esse ich das!
Oder wenigstens diese Champagnertrüffeln.
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Bei den Konzerten in Deutschland war ich immer im Inneraum gewesen, hatte mich möglichst weit in Richtung Bühne geschummelt und dann dicht gedrängt zwischen lauter enthusiastischen Menschen gestanden, die ihr Glück ebensowenig fassen konnten wie ich. Man hatte ja stundenlang gewartet, sich den roten Vorhang auf der Bühne angesehen, war dehydriert und halb gelähmt, es war voller und voller geworden, instrumentale Musik hatte aus den Lautsprecherboxen geklungen, jeder Bühnentechniker war bejubelt worden, es wurde endlich dunkel, der Vorhang öffnete sich, ein Film wurde gezeigt, an dessen Ende die Buchstaben N-O-W standen, und dann war es wirklich so weit, und auch nach dem fünften Mal konnte ich es einfach nicht fassen, wer dann auf die Bühne kam, und dass ich auch da war. Aber das habe ich wahrscheinlich schon mal erwähnt.
Ernüchtert hatte ich festgestellt, dass die vier Tickets, die ich zum Glück doch noch in den Händen halten konnte, numerierte Platzkarten waren. Schmerzlich malte ich mir die Vorstellung aus, irgendwo am Rand der Arena zu sitzen, während im Innenraum begeistert getobt würde - nun, ich wollte nicht undankbar sein und betrat die Halle, nicht ohne mich über die gesitteten Engländer zu wundern, die auch nach dem Betreten des Innenraums nicht losrannten, sondern in aller Ruhe weiterschlenderten.
Den Grund sollte ich bald erkennen: Auch im Inneraum gab es nur Sitzplätze. Und als ob das nicht irritierend genug wäre - so in etwa hatte ich mir einen Opernsaal vorgestellt - standen einige Menschen bei Konzertbeginn natürlich auf und gaben ihrer Freude Ausdruck, wurden aber sofort, "Sit down!", von ihren Sitznachbarn zurechtgewiesen und saßen deshalb bald mit eingezogenen Schultern ebenso still wie diese.
Ich beobachtete das Schauspiel fassungslos: Die Menschen saßen da wie im Kino, ein Lied wurde gespielt, man applaudierte höflich, das nächste Lied wurde gespielt, man applaudierte. Was für ein Stimmungskiller! Und was für ein Unterschied zu den Konzerten in Deutschland.
Die beiden Schwarzen draußen vor der Halle, die keine Tickets hatten (ich hatte für den Tag auch keins), diese begeisterten Beatles-Fans, mit denen ich über dieses und jenes und vor allem über die Lieder sprach, die leise aus der Halle drangen, erklärten mir, dass die Londoner nun mal so seien. "I mean, the Beatles were it", sagte der eine schulterzuckend, und da hatte er vermutlich recht.
Ging man nach dem Konzert mit den Menschenmassen zur U-Bahn, war es auf dem Weg dorthin ebenso still wie beim Warten in der Station oder im vollen Zug. "How did you like it", fragte in die Stille hinein ein Mann seine Frau. "I think it was excellent. It was brilliant", sprach sie kühl mit unbewegtem Gesicht, und ich hätte sie schütteln wollen.
Und sie haben doch ein Herz. Ich weiß es seit dem letzen Konzert. Auf dem Platz neben mir saß ein junges, braunhaariges Mädchen. Bis zum Schluss saß sie ganz still da, und als der Zugabenteil fast beendet war, stand sie auf, und in den Schlussapplaus hinein rief sie: "Paul! I love you! I love you!", immer wieder, und ich sah sie an und musste lächeln.
Ernüchtert hatte ich festgestellt, dass die vier Tickets, die ich zum Glück doch noch in den Händen halten konnte, numerierte Platzkarten waren. Schmerzlich malte ich mir die Vorstellung aus, irgendwo am Rand der Arena zu sitzen, während im Innenraum begeistert getobt würde - nun, ich wollte nicht undankbar sein und betrat die Halle, nicht ohne mich über die gesitteten Engländer zu wundern, die auch nach dem Betreten des Innenraums nicht losrannten, sondern in aller Ruhe weiterschlenderten.
Den Grund sollte ich bald erkennen: Auch im Inneraum gab es nur Sitzplätze. Und als ob das nicht irritierend genug wäre - so in etwa hatte ich mir einen Opernsaal vorgestellt - standen einige Menschen bei Konzertbeginn natürlich auf und gaben ihrer Freude Ausdruck, wurden aber sofort, "Sit down!", von ihren Sitznachbarn zurechtgewiesen und saßen deshalb bald mit eingezogenen Schultern ebenso still wie diese.
Ich beobachtete das Schauspiel fassungslos: Die Menschen saßen da wie im Kino, ein Lied wurde gespielt, man applaudierte höflich, das nächste Lied wurde gespielt, man applaudierte. Was für ein Stimmungskiller! Und was für ein Unterschied zu den Konzerten in Deutschland.
Die beiden Schwarzen draußen vor der Halle, die keine Tickets hatten (ich hatte für den Tag auch keins), diese begeisterten Beatles-Fans, mit denen ich über dieses und jenes und vor allem über die Lieder sprach, die leise aus der Halle drangen, erklärten mir, dass die Londoner nun mal so seien. "I mean, the Beatles were it", sagte der eine schulterzuckend, und da hatte er vermutlich recht.
Ging man nach dem Konzert mit den Menschenmassen zur U-Bahn, war es auf dem Weg dorthin ebenso still wie beim Warten in der Station oder im vollen Zug. "How did you like it", fragte in die Stille hinein ein Mann seine Frau. "I think it was excellent. It was brilliant", sprach sie kühl mit unbewegtem Gesicht, und ich hätte sie schütteln wollen.
Und sie haben doch ein Herz. Ich weiß es seit dem letzen Konzert. Auf dem Platz neben mir saß ein junges, braunhaariges Mädchen. Bis zum Schluss saß sie ganz still da, und als der Zugabenteil fast beendet war, stand sie auf, und in den Schlussapplaus hinein rief sie: "Paul! I love you! I love you!", immer wieder, und ich sah sie an und musste lächeln.
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Kennt irgend jemand noch Dan-Air? Nicht? Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass diese Fluglinie so hieß, einen Moment mal bitte - ja, da haben wir's, hier, sehen Sie:
Mit den überwältigenden Ereignissen im Herbst 1989, die sich nun bald zum zwanzigsten Mal jähren, hatte sich die Welt auch für mich fundamental geändert. So vieles, das noch Monate vorher undenkbar gewesen war, schien plötzlich zum Greifen nahe! Und ich bekenne freimütig, auch ich hätte wohl zu jenen gehört, die von "Phantastereien", "Wunschdenken" und so weiter gesprochen hätten, hätte im Sommer 1989 jemand über die Möglichkeit auch nur spekuliert, dass Paul McCartney jemals wieder auf Tournee gehen könnte. Und doch war plötzlich wahr geworden, was niemand zu hoffen gewagt hatte, alles schien freudig zu vibrieren, und wenn ich durch das Land fuhr, um die Konzerte zu besuchen, dann grüßten die Autofahrer mit der Lichthupe und ich grüßte freudig zurück.
Doch ewig konnte es nicht so weitergehen, und als ich nach dem letzten Konzert aus München zurückgekehrt war, kam ich im Alltag nicht mehr zurecht. Dass meine Zivildienstkollegen über mich flüsterten, bekam ich kaum mit - man unterstellte mir, ich müsse "jemanden kennengelernt" haben, das sei der Grund für meine häufigen Kurzurlaube - was für eine lächerliche Idee! - und immer öfter saß ich grübelnd im Aufenthaltsraum, bewegte tonlos die Lippen, es arbeitete in mir, bis ich eines Tages entschlossen aufstand und mit den Worten "Ich muss im Januar noch ne Woche Urlaub haben" ins Zimmer meines Vorgesetzten stapfte, der mich erschrocken ansah und den Urlaubsantrag sofort unterschrieb.
Mit dem Zug fuhr ich nach Hannover zum Flughafen, bestieg die Dan-Air-Maschine, ich war aufgeregt, denn ich war noch nie geflogen, wenn ich keinen Keuchhusten hatte, ein Steward löste eine Klappe, die mit lautem Knall gegen die Hinterköpfe zweier Passagiere schlug, er lächelte professionell, die Maschine hob ab, ich sah die Wolken von oben, neben mir die Tragfläche, daran die Düse, aus welcher, wie ich bemerkte, beständig Flüssigkeit entwich, sie trat vorne aus einer Rille aus und lief gut sichtbar auf der Düse entlang, ich winkte dem Steward, zeigte ihm, was ich sah, er lächelte professionell und hob die Schultern, ich aß ein dreieckiges Käsesandwich und trank Tomatensaft und kam irgendwann in Heathrow an.
Dan-Air (Dan Air Services Limited) is a defunct airline in the United Kingdom. It started in 1953 and was absorbed into British Airways in 1992.Einmal hatte ich Keuchhusten, und der Arzt verschrieb mir Sturzflüge. Ich fuhr mit meiner Mutter zu einem kleinen Sportflughafen bei Hannover, wir gaben dem Piloten das Rezept, 3000 Meter stand drauf, wir stiegen ein und schnallten uns an, schon hob die Propellermaschine ab, das da unten ist Hannover, das die Leine, aber wir sind hier ja nicht zum Vergnügen, also bitte festhalten - und runter ging's, ich sollte Schleim abhusten auf das Handtuch, das auf meinen Knien lag, und das war das einzige Mal, dass ich geflogen bin, und wir waren ganz normal in der Barmer Ersatzkasse.
Mit den überwältigenden Ereignissen im Herbst 1989, die sich nun bald zum zwanzigsten Mal jähren, hatte sich die Welt auch für mich fundamental geändert. So vieles, das noch Monate vorher undenkbar gewesen war, schien plötzlich zum Greifen nahe! Und ich bekenne freimütig, auch ich hätte wohl zu jenen gehört, die von "Phantastereien", "Wunschdenken" und so weiter gesprochen hätten, hätte im Sommer 1989 jemand über die Möglichkeit auch nur spekuliert, dass Paul McCartney jemals wieder auf Tournee gehen könnte. Und doch war plötzlich wahr geworden, was niemand zu hoffen gewagt hatte, alles schien freudig zu vibrieren, und wenn ich durch das Land fuhr, um die Konzerte zu besuchen, dann grüßten die Autofahrer mit der Lichthupe und ich grüßte freudig zurück.
Doch ewig konnte es nicht so weitergehen, und als ich nach dem letzten Konzert aus München zurückgekehrt war, kam ich im Alltag nicht mehr zurecht. Dass meine Zivildienstkollegen über mich flüsterten, bekam ich kaum mit - man unterstellte mir, ich müsse "jemanden kennengelernt" haben, das sei der Grund für meine häufigen Kurzurlaube - was für eine lächerliche Idee! - und immer öfter saß ich grübelnd im Aufenthaltsraum, bewegte tonlos die Lippen, es arbeitete in mir, bis ich eines Tages entschlossen aufstand und mit den Worten "Ich muss im Januar noch ne Woche Urlaub haben" ins Zimmer meines Vorgesetzten stapfte, der mich erschrocken ansah und den Urlaubsantrag sofort unterschrieb.
Mit dem Zug fuhr ich nach Hannover zum Flughafen, bestieg die Dan-Air-Maschine, ich war aufgeregt, denn ich war noch nie geflogen, wenn ich keinen Keuchhusten hatte, ein Steward löste eine Klappe, die mit lautem Knall gegen die Hinterköpfe zweier Passagiere schlug, er lächelte professionell, die Maschine hob ab, ich sah die Wolken von oben, neben mir die Tragfläche, daran die Düse, aus welcher, wie ich bemerkte, beständig Flüssigkeit entwich, sie trat vorne aus einer Rille aus und lief gut sichtbar auf der Düse entlang, ich winkte dem Steward, zeigte ihm, was ich sah, er lächelte professionell und hob die Schultern, ich aß ein dreieckiges Käsesandwich und trank Tomatensaft und kam irgendwann in Heathrow an.
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