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alors là !(Gruß an monnemer!)
qu'est ce qui lui a pris ?
peut etre la pire de ses chansons!
Où est le soleil?
Dans la tête.
Travaillez!
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(Fortsetzung)
"Hier ist Deutschland! Hier wird mit D-Mark bezahlt!"
Einerseits faktenorientiert und durchaus wahrheitsgetreu, war die Antwort des Kassierers an jener Autobahntankstelle, die ich mit den fünf Litern aus dem ADAC-Kanister knapp erreicht hatte, andererseits doch niederschmetternd. Mein Wedeln mit Guldenscheinen, meine wortreichen Erklärungen, dass der Wechselkurs doch festgeschrieben sei und ich selbstredend einen ordentlichen Aufschlag zu zahlen bereit etc., all dies wurde mit einem Achselzucken quittiert, so dass ich mich erst ein Weilchen in den Schatten setzte und dann noch einmal das Automobil aufs Gründlichste durchsuchte. Irgendwo musste doch mal ein Markstück hinter den Sitz gefallen, eine Münze ins Handschuhfach gerutscht sein? Oder gab es evtl. sogar einen geheimen Notgroschen?
Während ich schwitzend und mit rotem Kopf, auch ein Sonnenstich schien sich anzudeuten, Matratzen anhob und Schrankböden herausnahm, wurde ich von einem Menschen, für den die Bezeichnung Tippelbruder hätte erfunden werden müssen, freundlich angesprochen: Ob ich, wie mein Kennzeichen nahelege, nach Göttingen führe? Dann könne ich ihn ja sehr gut bis Kassel mitnehmen! Schon hatte er seine fleckige, große Tasche durch die offene Seitentür ins Auto geworfen.
Obschon dem Anhaltertum generell nicht abgeneigt, war meine Reaktion diesmal wenig enthusiastisch. Ja, eigentlich sei das kein Problem, erklärte ich, allerdings hätte ich Kopfschmerzen und übrigens kein Benzin und kaum Geld (einen geringen, einstelligen D-Mark-Betrag hatte ich inzwischen zusammengeklaubt). "Ich habe noch drei Mark sechzig, die will ich dir gern geben!", sprach der selbsternannte Fahrgast, wodurch ich mich summa summarum in die Lage versetzt sah, die Tanknadel um ein bis zwei Millimeter nach oben zu bewegen und mutig die nächste Etappe anzutreten.
Langsam und gleichmäßig fuhr ich, um jeden Tropfen Benzin bestmöglich zu nutzen, während der Passagier mir aus seinem Leben erzählte. Er sei Koch, meinte er, habe aber schon länger keine Arbeit und schlage sich "so durch". Als Kind einer armen Familie mit vielen hungrigen Mündern sei das Essen für ihn immer zu knapp gewesen, so dass sein Berufswunsch früh festgestanden habe. "In der Küche gibt es immer was zu essen" - das waren seine vorerst letzten Worte, bevor er schlagartig einschlief und laut zu schnarchen begann.
Mein dehydrierter Kopf fand das alles anstrengend. Ich fuhr ängstlich auf der rechten Spur, malte mir aus, wie es wohl wäre, noch einmal liegenzubleiben, diesmal mit dem Fahrgast, der mir trotz allem nicht ganz geheuer war, außerdem hatte man mich ja gewarnt: Spritmangel auf der Autobahn ist bei Strafe verboten!
Die Tanknadel lag wieder in Ruhestellung und die Stadt Kassel vor mir. Ich fasste einen Entschluss: Bis Göttingen käme ich auf keinen Fall, also runter von der Autobahn, den Fahrgast absetzen und dann zu Oma und Opa fahren. Ja - die wohnten in der Umgebung dieser nordhessischen Metropole! Und mit Glück würde ich den steilen Berg hinauf noch schaffen, andernfalls eben mit dem Fahrrad hinfahren und um Beistand in Form eines Kanisters Benzin bitten.
Es war nicht leicht, den Schnarcher aufzuwecken, der mich desorientiert ansah und mir dann erklärte, er habe Diabetes und falle manchmal abrupt in so einen Tiefschlaf. Dann dankte er mir fürs Mitnehmen, stieg aus, ich atmete auf und fuhr weiter. Zunächst versuchte ich einen weiteren Tankwart davon zu überzeugen, mir doch bitte wenigstens für zehn Mark, und ich könne auch meinen Ausweis als Pfand dalassen usw., hätte mir das aber selbstverständlich sparen können. Nun, es war inzwischen früher Abend, musste nur noch die Strecke zu den Großeltern gefunden und bewältigt werden, die sich zwar bestimmt wundern, vor allem aber freuen würden, wenn ich käme, ich würde dort in Ruhe etwas trinken, mich frisch machen, ein wenig ausruhen, vielleicht gar übernachten, denn so richtig frisch fühlte ich mich nicht mehr.
Das letzte, besonders steile Stück fuhr ich mit dem sicheren Gefühl, nun müsse der Sprit aber wirklich aufgebraucht sein. Verhaltensforscher mögen bitte einmal herausfinden, welchen evolutionären Vorteil in einer solchen Situation das In-den-Nacken-Ziehen des Kopfes bietet, speziell auf Bahngleisen etc., ich jedenfalls sah darin überhaupt keinen Sinn und tat es doch. Rätsel Darwin.
Entgegen allen physikalischen Gesetzen wurde auch dann noch, als ich in die kleine Straße einbog, die mein vorläufiges Ziel war, ein Luft-Benzin-Gemisch ausreichender Menge und Güte produziert, um die Kolben des Boxermotors (als würde ich mich mit sowas auskennen!) in ihre Auf- und Abwärtsbewegung zu zwingen, die ja erst in eine Drehbewegung umgewandelt werden muss. All das spielte in meinen Gedanken zu dem Zeitpunkt jedoch kaum eine Rolle, ich gierte nach Wasser und Kühle und Ruhe - und bald, gar bald wäre ich endlich erlöst. Erwartungsfroh ging ich zur Tür, klingelte, freute mich auf die erstaunten Gesichter, klingelte noch einmal, legte mir die erklärenden Worte ("ich muss erst mal dringend ins Bad!") schon zurecht, klingelte wieder. Sie waren nicht da.
Bis dahin hatte ich mir nicht vorstellen können, dass meine Großeltern mal "nicht da" wären. Gut, auch sie hatten von Urlauben und Unternehmungen berichtet, aber immer, wenn ich mit meinen Eltern hingefahren war, waren sie dagewesen, mein ganzes Leben lang, und die bis dahin rein abstrakte Möglichkeit, dass sie einmal nicht zu Hause sein könnten, wurde erst an diesem Tag zu einem akzeptierten Bestandteil meines Weltbildes.
Das Grundstück, auf dem ihr Haus steht, hat einen großen, abschüssigen Garten, von dem aus man den Kasseler Herkules, jedenfalls bei klarer Sicht, mit bloßem Auge gut erkennen kann. Es ist ein schöner Garten, der immer auch zum Anbau von Obst und Gemüse gedient hat: Rhabarber, schwarze und rote Johannisbeeren, Sommeräpfel, Süß- und Sauerkirschen, Stachelbeeren, Erdbeeren, Mirabellen - ich habe mich immer daran gefreut, alleine an diesem Tag wollte mir das nicht uneingeschränkt gelingen. Die Sonne ging unter, ich wusste nicht, wo sie waren, hatte nicht einmal zwanzig Pfennig, um aus einer Telefonzelle heraus jemanden anrufen zu können - schließlich hatte ich sämtliches Geld in Benzin investiert. Warten wollte ich nicht, denn es wurde bei Sonnenuntergang plötzlich empfindlich kühl - und wenn die Großeltern länger weg wären, im Urlaub etwa?
Na ja, und dann bin ich die 52 km nach Hause über die Kasseler Berge eben mit dem Fahrrad gefahren.
"Hier ist Deutschland! Hier wird mit D-Mark bezahlt!"
Einerseits faktenorientiert und durchaus wahrheitsgetreu, war die Antwort des Kassierers an jener Autobahntankstelle, die ich mit den fünf Litern aus dem ADAC-Kanister knapp erreicht hatte, andererseits doch niederschmetternd. Mein Wedeln mit Guldenscheinen, meine wortreichen Erklärungen, dass der Wechselkurs doch festgeschrieben sei und ich selbstredend einen ordentlichen Aufschlag zu zahlen bereit etc., all dies wurde mit einem Achselzucken quittiert, so dass ich mich erst ein Weilchen in den Schatten setzte und dann noch einmal das Automobil aufs Gründlichste durchsuchte. Irgendwo musste doch mal ein Markstück hinter den Sitz gefallen, eine Münze ins Handschuhfach gerutscht sein? Oder gab es evtl. sogar einen geheimen Notgroschen?
Während ich schwitzend und mit rotem Kopf, auch ein Sonnenstich schien sich anzudeuten, Matratzen anhob und Schrankböden herausnahm, wurde ich von einem Menschen, für den die Bezeichnung Tippelbruder hätte erfunden werden müssen, freundlich angesprochen: Ob ich, wie mein Kennzeichen nahelege, nach Göttingen führe? Dann könne ich ihn ja sehr gut bis Kassel mitnehmen! Schon hatte er seine fleckige, große Tasche durch die offene Seitentür ins Auto geworfen.
Obschon dem Anhaltertum generell nicht abgeneigt, war meine Reaktion diesmal wenig enthusiastisch. Ja, eigentlich sei das kein Problem, erklärte ich, allerdings hätte ich Kopfschmerzen und übrigens kein Benzin und kaum Geld (einen geringen, einstelligen D-Mark-Betrag hatte ich inzwischen zusammengeklaubt). "Ich habe noch drei Mark sechzig, die will ich dir gern geben!", sprach der selbsternannte Fahrgast, wodurch ich mich summa summarum in die Lage versetzt sah, die Tanknadel um ein bis zwei Millimeter nach oben zu bewegen und mutig die nächste Etappe anzutreten.
Langsam und gleichmäßig fuhr ich, um jeden Tropfen Benzin bestmöglich zu nutzen, während der Passagier mir aus seinem Leben erzählte. Er sei Koch, meinte er, habe aber schon länger keine Arbeit und schlage sich "so durch". Als Kind einer armen Familie mit vielen hungrigen Mündern sei das Essen für ihn immer zu knapp gewesen, so dass sein Berufswunsch früh festgestanden habe. "In der Küche gibt es immer was zu essen" - das waren seine vorerst letzten Worte, bevor er schlagartig einschlief und laut zu schnarchen begann.
Mein dehydrierter Kopf fand das alles anstrengend. Ich fuhr ängstlich auf der rechten Spur, malte mir aus, wie es wohl wäre, noch einmal liegenzubleiben, diesmal mit dem Fahrgast, der mir trotz allem nicht ganz geheuer war, außerdem hatte man mich ja gewarnt: Spritmangel auf der Autobahn ist bei Strafe verboten!
Die Tanknadel lag wieder in Ruhestellung und die Stadt Kassel vor mir. Ich fasste einen Entschluss: Bis Göttingen käme ich auf keinen Fall, also runter von der Autobahn, den Fahrgast absetzen und dann zu Oma und Opa fahren. Ja - die wohnten in der Umgebung dieser nordhessischen Metropole! Und mit Glück würde ich den steilen Berg hinauf noch schaffen, andernfalls eben mit dem Fahrrad hinfahren und um Beistand in Form eines Kanisters Benzin bitten.
Es war nicht leicht, den Schnarcher aufzuwecken, der mich desorientiert ansah und mir dann erklärte, er habe Diabetes und falle manchmal abrupt in so einen Tiefschlaf. Dann dankte er mir fürs Mitnehmen, stieg aus, ich atmete auf und fuhr weiter. Zunächst versuchte ich einen weiteren Tankwart davon zu überzeugen, mir doch bitte wenigstens für zehn Mark, und ich könne auch meinen Ausweis als Pfand dalassen usw., hätte mir das aber selbstverständlich sparen können. Nun, es war inzwischen früher Abend, musste nur noch die Strecke zu den Großeltern gefunden und bewältigt werden, die sich zwar bestimmt wundern, vor allem aber freuen würden, wenn ich käme, ich würde dort in Ruhe etwas trinken, mich frisch machen, ein wenig ausruhen, vielleicht gar übernachten, denn so richtig frisch fühlte ich mich nicht mehr.
Das letzte, besonders steile Stück fuhr ich mit dem sicheren Gefühl, nun müsse der Sprit aber wirklich aufgebraucht sein. Verhaltensforscher mögen bitte einmal herausfinden, welchen evolutionären Vorteil in einer solchen Situation das In-den-Nacken-Ziehen des Kopfes bietet, speziell auf Bahngleisen etc., ich jedenfalls sah darin überhaupt keinen Sinn und tat es doch. Rätsel Darwin.
Entgegen allen physikalischen Gesetzen wurde auch dann noch, als ich in die kleine Straße einbog, die mein vorläufiges Ziel war, ein Luft-Benzin-Gemisch ausreichender Menge und Güte produziert, um die Kolben des Boxermotors (als würde ich mich mit sowas auskennen!) in ihre Auf- und Abwärtsbewegung zu zwingen, die ja erst in eine Drehbewegung umgewandelt werden muss. All das spielte in meinen Gedanken zu dem Zeitpunkt jedoch kaum eine Rolle, ich gierte nach Wasser und Kühle und Ruhe - und bald, gar bald wäre ich endlich erlöst. Erwartungsfroh ging ich zur Tür, klingelte, freute mich auf die erstaunten Gesichter, klingelte noch einmal, legte mir die erklärenden Worte ("ich muss erst mal dringend ins Bad!") schon zurecht, klingelte wieder. Sie waren nicht da.
Bis dahin hatte ich mir nicht vorstellen können, dass meine Großeltern mal "nicht da" wären. Gut, auch sie hatten von Urlauben und Unternehmungen berichtet, aber immer, wenn ich mit meinen Eltern hingefahren war, waren sie dagewesen, mein ganzes Leben lang, und die bis dahin rein abstrakte Möglichkeit, dass sie einmal nicht zu Hause sein könnten, wurde erst an diesem Tag zu einem akzeptierten Bestandteil meines Weltbildes.
Das Grundstück, auf dem ihr Haus steht, hat einen großen, abschüssigen Garten, von dem aus man den Kasseler Herkules, jedenfalls bei klarer Sicht, mit bloßem Auge gut erkennen kann. Es ist ein schöner Garten, der immer auch zum Anbau von Obst und Gemüse gedient hat: Rhabarber, schwarze und rote Johannisbeeren, Sommeräpfel, Süß- und Sauerkirschen, Stachelbeeren, Erdbeeren, Mirabellen - ich habe mich immer daran gefreut, alleine an diesem Tag wollte mir das nicht uneingeschränkt gelingen. Die Sonne ging unter, ich wusste nicht, wo sie waren, hatte nicht einmal zwanzig Pfennig, um aus einer Telefonzelle heraus jemanden anrufen zu können - schließlich hatte ich sämtliches Geld in Benzin investiert. Warten wollte ich nicht, denn es wurde bei Sonnenuntergang plötzlich empfindlich kühl - und wenn die Großeltern länger weg wären, im Urlaub etwa?
Na ja, und dann bin ich die 52 km nach Hause über die Kasseler Berge eben mit dem Fahrrad gefahren.
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Als Jüngling lieh ich mir gelegentlich den elterlichen VW-Bus, um damit Ausflüge zu unternehmen. Gar praktisch war das Wägelchen eingerichtet und ausgestattet: Man konnte darin kochen, hatte eine Spüle und fließendes Wasser sowie eine bequeme Schlafgelegenheit.
Als ich ankündigte, nach Amsterdam fahren zu wollen, wurde ich von den Freunden vielsagend angegrinst. Aber nicht in die Koffieshops zog es mich, nein, ich hatte das Städtchen zuvor schon einmal besucht und fand es gar zauberhaft. Nichts anderes als ein paar freie Tage dort verbringen wollte ich, herumspazieren oder -fahren, die Gegend erkunden, Flohmärkte besuchen und in den tollen "Half-Price"-Buchläden nach Beatlesbüchern stöbern. Da das Gefährt auch über einen Fahrradhalter verfügte, befestigte ich meinen grauen Raleigh-Rennflitzer darauf - ja, den mit den elliptischen Rohren aus kalt gezogenem Stahl, und fuhr frohgemut los. (Das Zweirad hatte ich für einen äußerst günstigen Preis gebraucht erstanden, und erst heute weiß ich, welchen Kultstatus diese Dinger haben.)
Es war Anfang Mai. Ich hatte auf Straßenkarten verzichtet, da Holland ja ein kleines Land ist und ich sicher war, auf den dortigen Autobahnen bald Schilder zu entdecken, die mir den Weg in die Grachtenstadt weisen würden. Gulden genug hatte ich eingetauscht, der Tank war voll, irgendwann ließ ich Krefeld hinter mir und überfuhr die Grenze.
Das mit den Schildern war allerdings nicht ganz so, wie ich mir vorgestellt hatte. Auch nach stundenlanger Fahrt kein "Amsterdam", und als geographische Vollniete konnte ich mich an den anderen Orten auch nicht orientieren. Den Haag? Den Helder? Utrecht? Rotterdam? Ja, was weiß ich denn! Nun, der Tank war ohnehin fast leer, ich fuhr eine Tankstelle an, ließ ein Vermögen dort und fragte nach dem Weg. Abends erreichte ich dann endlich die Stadt, steuerte das Rijksmuseum an, parkte gegenüber, fuhr mit dem Fahrrad herum, trank Kaffee, ging schlafen.
Auch den nächsten Vormittag verbrachte ich mit Radeln, kaufte eine Lederjacke und diese tollen Socken mit Comicmotiven auf dem Flohmarkt, während sich die Straßen mehr und mehr zu füllen begannen. Wahre Menschenmassen waren unterwegs, überall wurden Dinge verkauft, Essen, Trinken, Kleidung, und immer mehr orangefarbene T-Shirts waren zu sehen. Es war ein riesiges Volksfest - das Königinnenfest, wie ich später erfuhr, abgehalten zu Ehren der Beatrix, die zwar Ende Januar Geburtstag hat, aber da ist das Wetter nicht so schön. Nun, im Frühling, bei bestem Wetter, ließ sich ausgelassen feiern und ich mich treiben. Zugleich war die ganze Stadt ein Flohmarkt, irgendwann erstand ich ein weißes T-Shirt mit dem orangefarbenen Konterfei der Königin und der Aufschrift "Hiep Hiep".

Nach zwei Tagen inmitten dieser ausgelassenen Feierei trat ich an einem heißen Vormittag den Rückweg an, tauschte meine letzten D-Mark-Scheine bei einer Wechselstube in Gulden um, um noch einmal volltanken zu können, fuhr stundenlang durch Holland, kam irgendwann zufällig an die Grenze und war ernsthaft froh, das deutsche Vaterland doch noch wiedergefunden zu haben. Nicht lange darauf machte ein Blick auf die Tankanzeige meine Freude zunichte. Ich fuhr auf Reserve. Und hatte das Tanken in Holland vergesssen. Spritsparend tuckerte ich mit 90 weiter, immer hoffend, noch eine Tankstelle zu erreichen, doch irgendwann war Schluss und ich ließ den Wagen auf dem Standstreifen ausrollen.
Nachdem ich das Warndreieck aufgestellt hatte, lief ich zu einer der orangefarbenen Sprechsäulen, erklärte meine Lage und man versprach mir, jemanden zu schicken. Auf dem Rückweg zum Auto geriet ich ins Schwitzen, denn es war ungewöhnlich heiß. Dann wartete ich. Und wartete.
Ohne Schatten und mit einem kläglichen Rest Wasser im Kanister vergingen die Stunden eher quälend. Mir schien es mit der Zeit, als schmelze der Asphalt, und weder der vollkommen aufgeheizte VW-Bus noch die pralle Sonne draußen taten auf die Dauer besonders gut.

Als der ADAC-Mann endlich kam, es waren gut vier Stunden vergangen, begrüßte er mich mit den Worten: "Warum haben Sie denn vorhin kein Zeichen mit der Lichthupe gegeben! Ich war doch direkt vor Ihnen, als Sie auf den Standstreifen gefahren sind!" und klärte mich dann darüber auf, dass ich "Glück gehabt" hätte, da man von der Polizei empfindlich bestraft werde, wenn man wegen Spritmangels auf der Autobahn liegen bleibe. Dann befüllte er den Tank aus einem Fünfliterkanister, ich musste bar bezahlen und suchte Handschuhfach, Klappen und Behälter erfolglos nach D-Mark ab, bis ich den Gelben Engel dazu überreden konnte, Gulden zu nehmen, die ich ja noch reichlich hatte. Halbwegs erleichtert fuhr ich weiter, um erst einmal eine Tankstelle aufzusuchen und dann weiterzusehen.
(To be contd.)

Als ich ankündigte, nach Amsterdam fahren zu wollen, wurde ich von den Freunden vielsagend angegrinst. Aber nicht in die Koffieshops zog es mich, nein, ich hatte das Städtchen zuvor schon einmal besucht und fand es gar zauberhaft. Nichts anderes als ein paar freie Tage dort verbringen wollte ich, herumspazieren oder -fahren, die Gegend erkunden, Flohmärkte besuchen und in den tollen "Half-Price"-Buchläden nach Beatlesbüchern stöbern. Da das Gefährt auch über einen Fahrradhalter verfügte, befestigte ich meinen grauen Raleigh-Rennflitzer darauf - ja, den mit den elliptischen Rohren aus kalt gezogenem Stahl, und fuhr frohgemut los. (Das Zweirad hatte ich für einen äußerst günstigen Preis gebraucht erstanden, und erst heute weiß ich, welchen Kultstatus diese Dinger haben.)

Es war Anfang Mai. Ich hatte auf Straßenkarten verzichtet, da Holland ja ein kleines Land ist und ich sicher war, auf den dortigen Autobahnen bald Schilder zu entdecken, die mir den Weg in die Grachtenstadt weisen würden. Gulden genug hatte ich eingetauscht, der Tank war voll, irgendwann ließ ich Krefeld hinter mir und überfuhr die Grenze.

Das mit den Schildern war allerdings nicht ganz so, wie ich mir vorgestellt hatte. Auch nach stundenlanger Fahrt kein "Amsterdam", und als geographische Vollniete konnte ich mich an den anderen Orten auch nicht orientieren. Den Haag? Den Helder? Utrecht? Rotterdam? Ja, was weiß ich denn! Nun, der Tank war ohnehin fast leer, ich fuhr eine Tankstelle an, ließ ein Vermögen dort und fragte nach dem Weg. Abends erreichte ich dann endlich die Stadt, steuerte das Rijksmuseum an, parkte gegenüber, fuhr mit dem Fahrrad herum, trank Kaffee, ging schlafen.

Auch den nächsten Vormittag verbrachte ich mit Radeln, kaufte eine Lederjacke und diese tollen Socken mit Comicmotiven auf dem Flohmarkt, während sich die Straßen mehr und mehr zu füllen begannen. Wahre Menschenmassen waren unterwegs, überall wurden Dinge verkauft, Essen, Trinken, Kleidung, und immer mehr orangefarbene T-Shirts waren zu sehen. Es war ein riesiges Volksfest - das Königinnenfest, wie ich später erfuhr, abgehalten zu Ehren der Beatrix, die zwar Ende Januar Geburtstag hat, aber da ist das Wetter nicht so schön. Nun, im Frühling, bei bestem Wetter, ließ sich ausgelassen feiern und ich mich treiben. Zugleich war die ganze Stadt ein Flohmarkt, irgendwann erstand ich ein weißes T-Shirt mit dem orangefarbenen Konterfei der Königin und der Aufschrift "Hiep Hiep".

Nach zwei Tagen inmitten dieser ausgelassenen Feierei trat ich an einem heißen Vormittag den Rückweg an, tauschte meine letzten D-Mark-Scheine bei einer Wechselstube in Gulden um, um noch einmal volltanken zu können, fuhr stundenlang durch Holland, kam irgendwann zufällig an die Grenze und war ernsthaft froh, das deutsche Vaterland doch noch wiedergefunden zu haben. Nicht lange darauf machte ein Blick auf die Tankanzeige meine Freude zunichte. Ich fuhr auf Reserve. Und hatte das Tanken in Holland vergesssen. Spritsparend tuckerte ich mit 90 weiter, immer hoffend, noch eine Tankstelle zu erreichen, doch irgendwann war Schluss und ich ließ den Wagen auf dem Standstreifen ausrollen.

Nachdem ich das Warndreieck aufgestellt hatte, lief ich zu einer der orangefarbenen Sprechsäulen, erklärte meine Lage und man versprach mir, jemanden zu schicken. Auf dem Rückweg zum Auto geriet ich ins Schwitzen, denn es war ungewöhnlich heiß. Dann wartete ich. Und wartete.

Ohne Schatten und mit einem kläglichen Rest Wasser im Kanister vergingen die Stunden eher quälend. Mir schien es mit der Zeit, als schmelze der Asphalt, und weder der vollkommen aufgeheizte VW-Bus noch die pralle Sonne draußen taten auf die Dauer besonders gut.

Als der ADAC-Mann endlich kam, es waren gut vier Stunden vergangen, begrüßte er mich mit den Worten: "Warum haben Sie denn vorhin kein Zeichen mit der Lichthupe gegeben! Ich war doch direkt vor Ihnen, als Sie auf den Standstreifen gefahren sind!" und klärte mich dann darüber auf, dass ich "Glück gehabt" hätte, da man von der Polizei empfindlich bestraft werde, wenn man wegen Spritmangels auf der Autobahn liegen bleibe. Dann befüllte er den Tank aus einem Fünfliterkanister, ich musste bar bezahlen und suchte Handschuhfach, Klappen und Behälter erfolglos nach D-Mark ab, bis ich den Gelben Engel dazu überreden konnte, Gulden zu nehmen, die ich ja noch reichlich hatte. Halbwegs erleichtert fuhr ich weiter, um erst einmal eine Tankstelle aufzusuchen und dann weiterzusehen.
(To be contd.)
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Sogleich schwang ich mich aufs Fahrrad, prächtiger Sonnenschein ließ die frühlingshaften Farben aufs Schönste zur Geltung kommen, und steuerte mal wieder einen Stadtteil an, den man kaum so nennen mag. Vorbei an Autoverwertern und Tierheim, auch die MVA lässt man bald hinter sich, und schon kurz nach Unterquerung der Autobahn zeigt sich ein immer ländlicher werdendes Idyll. Längs eines kilometerlangen Wassergrabens erstreckt sich eine Kleingartenkolonie, die ersten Gärten haben akustisch noch ordentlich etwas von der Autobahn, so wie auch die vereinzelten Wohnhäuser auf großen Grundstücken, an deren Begrenzungen grundsätzlich vor dem "freilaufenden Hund" gewarnt wird. Es ist eine merkwürdige Welt, in der man nicht immer ganz genau zu unterscheiden vermag, was Gewerbe- und was Wohnbebauung ist; die wunderschönen Hügel, die ganz unvermutet das ansonsten flache Landschaftsbild bereichern und über die ich mich als Neubremer mal schwer begeistert äußerte, sind zwar, wie ich dann erfuhr, künstlich ("Ach - die Mülldeponie meinst du!"), allerdings sind darauf immer ein paar Bagger unterwegs, um eine neue Schicht Erde zu verteilen.


Mitten am Vormittag passiert man Kleingarten nach Kleingarten (in Bremen nennt man sie übrigens "Parzellen"), einzeln nacheinander wie an einer Perlenschnur aufgereiht längs der Kleinen Wümme; mancher hat seinen Bootsanleger direkt am Garten, man möchte einsteigen und losfahren.


Rechts liegen quadratkilometerweise Felder brach, oder sind es Weiden? Riesige, leere Wiesen, so weit das Auge reicht. Und während die Vögel fröhlich zwitschern, sieht man vereinzelte Laubenbewohner in bequemer Freizeitkleidung ihr Frühstück einnehmen, Thermoskannen auf dem Tisch, draußen an der frischen Luft. Man ist gerade mal ein paar Kilometer von der Innenstadt entfernt - und doch weit, weit weg von allem.


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"Was Sie da haben, ist lästig, aber nicht schlimm", sagte der freundliche Orthopäde. Und klärte mich über den Zustand meiner Kniescheibe, dessen Ursache sowie die angezeigte Therapie auf. Die Verordnung lautet: Eine Stunde Fahrradfahren, täglich, drei Wochen lang. ("Schonen? Wenn Sie Ihr Knie kaputtmachen wollen, dann lassen Sie es eingipsen! Oder machen Sie Kniebeugen mit Gewicht auf dem Rücken. Beides wäre ganz falsch!")
Ich war zuvor einer anderen orthopädischen Praxis weit über ein Jahrzehnt lang trotz mancher Zweifel in fatalistischer Treue verbunden, bis ein allzu brutales, langandauerndes Halswirbeleinrenken, von Kasernenhoftönen begleitet ("Was stöhnen Sie denn so herum!" - "Weil's so schön ist!"), hernach war ich übrigens eine Woche lang praktisch bewegungsunfähig, mich endgültig dazu brachte, mir etwas Neues zu suchen. Und verglichen mit seinen Vorgängern, die gerne mal zwei oder drei Patienten gleichzeitig behandelten und einem beim Reden nicht in die Augen sahen, sondern auf Bildschirme mit den Befunden anderer Patienten starrten, ist mir dieser Arzt von Anfang an sympathisch. Er fragt, hört zu, drückt sich verständlich aus und wirkt umfassend gebildet; so erzählte er mir heute von einem schweizer Bergvolk, dessen Bewohner - aufgrund ewiger Inzucht - "alle die gleiche Kniescheibe" gehabt hätten, und von denen es ein altes Foto gebe, auf dem man sie allesamt mit keilförmigen Unterbauten unter dem Schuhwerk sehe. So glichen sie das Gefälle beim Bergabgehen, welches im übrigen das Problem sei, aus und verhinderten die übermäßige Belastung jener wohl etwas speziellen Kniescheiben, welchen meine, obgleich ich von etwaigen schweizer Inzuchtsvorfahren nichts weiß, offenbar ähneln.
Erleichtert nahm ich also zur Kenntnis, dass es noch keine Verschleißerscheinungen oder andere Todesboten sind, die mich in den letzten Tagen so belästigen. Drei Wochen Fahrradfahren - bitte, gerne, bei dem Wetter!
Ich war zuvor einer anderen orthopädischen Praxis weit über ein Jahrzehnt lang trotz mancher Zweifel in fatalistischer Treue verbunden, bis ein allzu brutales, langandauerndes Halswirbeleinrenken, von Kasernenhoftönen begleitet ("Was stöhnen Sie denn so herum!" - "Weil's so schön ist!"), hernach war ich übrigens eine Woche lang praktisch bewegungsunfähig, mich endgültig dazu brachte, mir etwas Neues zu suchen. Und verglichen mit seinen Vorgängern, die gerne mal zwei oder drei Patienten gleichzeitig behandelten und einem beim Reden nicht in die Augen sahen, sondern auf Bildschirme mit den Befunden anderer Patienten starrten, ist mir dieser Arzt von Anfang an sympathisch. Er fragt, hört zu, drückt sich verständlich aus und wirkt umfassend gebildet; so erzählte er mir heute von einem schweizer Bergvolk, dessen Bewohner - aufgrund ewiger Inzucht - "alle die gleiche Kniescheibe" gehabt hätten, und von denen es ein altes Foto gebe, auf dem man sie allesamt mit keilförmigen Unterbauten unter dem Schuhwerk sehe. So glichen sie das Gefälle beim Bergabgehen, welches im übrigen das Problem sei, aus und verhinderten die übermäßige Belastung jener wohl etwas speziellen Kniescheiben, welchen meine, obgleich ich von etwaigen schweizer Inzuchtsvorfahren nichts weiß, offenbar ähneln.
Erleichtert nahm ich also zur Kenntnis, dass es noch keine Verschleißerscheinungen oder andere Todesboten sind, die mich in den letzten Tagen so belästigen. Drei Wochen Fahrradfahren - bitte, gerne, bei dem Wetter!
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Einmal, ich war noch neu, ging die Tür des Raucherbüros auf, das ich zu jener Zeit mit meinem guten Kollegen bewohnte. Ein mir noch unbekannter Kollege kam hinein, steckte sich eine Zigarette an und begann ansatzlos zu sprechen:
"Weiß nicht! Ich dachte, du kennst den!"
Ja, nee, nicht schlecht! Wir waren da auch mal auf dieser Messe, mussten da alle hin. Da haben die aber auch für gute Kleidung gesorgt! Da konntest du nicht irgendwas anziehen, nicht einfach das eigene Zeug. Wir bekamen da diese gelben Joop-Hemden, astrein, die knittern gar nicht. Und die konnten wir dann behalten. Ich habe mir davon fünf Stück besorgt. Nicht schlecht! Die kannst du so in den Schrank hängen. Na ja,an dieser Stelle drückte er seine Zigarette aus,
ich muss dann mal wieder. Haut rein!Als die Tür geschlossen war, sah ich ihm entgeistert nach und fragte meinen Kollegen: "Wer war das denn?"
"Weiß nicht! Ich dachte, du kennst den!"
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... deshalb setzte ich zuerst fünf Liter Sauce an. Während die Pampe aufkochte, rührte ich in einer großen Schüssel das Pulver für die Cremesauce, Milch und Zucker ineinander, wobei ich darauf achtete, die Bestandteile nicht zu gut zu vermengen, weil sonst die Klumpenbildung beeinträchtigt wird, wenn man die heiße Milch hinzugibt.Als ich noch ein wenig jünger war, säbelten sie mir mal den Appendix weg. Das war noch in der Zeit, als man dazu aufgeschnitten wurde (Endoskopie? Ha!), so dass ich eine gut erkennbare, reißverschlussförmige Narbe davongetragen habe.
Luigi kam herein und legte Mantel, Socken und Schuhe ab. "Muss mir unbedingt wasche die Fuße in Spulbecke", sagte er, wobei er auf die Abtropffläche kletterte. "Habe ich, wie sagt man, Fußepilz."
(Sue Townsend: Die Cappuccino-Jahre)*
Ich erinnere mich noch gut an die Vollnarkose: "Dir zeige ich's!", dachte ich, als das Gas strömte, und nahm mir vor, einfach wach zu bleiben. Aber mehr als drei, vier Zahlen bekam ich nicht mit, dann war ich weg und dann war er weg, der Wurmfortsatz, ich erwachte irgendwann, schlief wieder ein, wurde erneut wach, so ging das tagelang, bis ich meine Mutter erblickte, die neben mir saß, und ich fragte sie: "Wieviele Tage bin ich denn schon hier?", worauf sie antwortete: "Du wurdest vor drei Stunden operiert!"
Ich musste mich also darauf einstellen, noch ein wenig zu bleiben. Und so wurde ich in jenen Raum gerollt, in dem ich die nächsten Tage verbringen würde. Einer der Zimmernachbarn, J. hieß er, ein paar Jährchen älter als ich und definitiv ein Freak, das war trotz des komischen, hinten zu öffnenden Kittels, wie auch ich einen trug, klar zu erkennen (lange Haare und so!), war aus demselben Grund dort wie ich. Allerdings hatte seine Operation etwa zwölf Stunden vor meiner stattgefunden, eine Tatsache, die noch bedeutsam werden sollte.
Man darf ja ewig nichts essen. Und man verbringt viel Zeit damit, ans Essen zu denken. Und man beginnt darüber zu sprechen. Selten habe ich so ausführlich über Kartoffelbrei, Schwarzbrot mit ganz dick Butter drauf, über Wirsinggemüse und andere Köstlichkeiten gesprochen, und selten hörte ich so gerne jemanden von der tollen Bratensoße erzählen, die es bei seiner Oma immer gibt.
Kurzum: Wir waren ausgehungert, verzweifelt, schalteten in neurotischer Zwangshandlung fünfhundertmal das Licht an und aus, lasen Spiegelartikel über verrückte Vornamen (jemand wollte seinen Sohn Grammophon nennen - meine Narbe wäre deshalb fast wieder aufgebrochen) und fantasierten uns Fünfgängemenüs zusammen.
Eines abends bekam J. zur langsamen Wiedereingewöhnung eine Schale mit sogenanntem Wasserhafer. Die graue Pampe sah, nun ja, irgendwie aus, und doch war ich krank vor Neid auf meinen glücklichen Zimmernachbarn, der endlich wieder etwas zu Essen bekam, während ich noch bis zum nächsten Morgen hungern musste - die erwähnten zwölf Stunden. J. nahm gierig den ersten Löffel, verzog angewidert das Gesicht, schob das Schälchen weg und rief: "Bäh! Das ist ja ekelhaft!", während ich schwor, ich würde alles essen, wenn man mich nur ließe.
An diesem Abend bekam J. Besuch von einer Gruppe Punks, die ihn aus dem Bett hoben, seinen Kittel hinten zubanden und mit ihm im Krankenhaus spazierengingen. Er lief barfuß. Ich versuchte, mein Bett zu bewegen, um an den Hafer zu kommen; es klappte nicht.
Nach schlaflos durchgehungerter Nacht war es morgens endlich so weit: Ich bekam mein Schälchen Wasserhafer! Bebend nahm ich den Löffel, schob mir eine Portion in den Mund, verzog angewidert das Gesicht, schob das Schälchen weg und rief: "Bäh! Das ist ja ekelhaft!"
J. hingegen bekam ein Schälchen mit halb und halb, Hafer mit Wasser und Milch. Den konnte man nach seiner Aussage halbwegs ertragen, und so ging es, ich immer einen halben Tag verzögert, weiter über Milchhafer hin zu Toastbrot mit Frischkäse und dann irgendwann nach Hause. Wo ich langsam wieder an normale Kost herangeführt wurde.
Meine frische Narbe zeigte ich einem Freund, der sein T-Shirt mit den beruhigenden Worten seitlich hochzog: "Bei mir sieht man die kaum noch!", und tatsächlich, es war buchstäblich nichts zu sehen. Was ich ihm auch sagte. "Na ja, man sieht schon noch was." - "Nein, ehrlich, da ist nichts!"
Er begann plötzlich zu lachen. Minutenlang rang er nach Luft, bis er wieder sprechen konnte: "Es ist ja die andere Seite!"
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*Auf der Titelseite heißt es blöd: "Die Cappuccino Jahre", deshalb hätte ich das Buch fast liegenlassen. Und das wäre schade gewesen, denn es liest sich ganz vergnüglich.
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