Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Montag, 27. Oktober 2008
Potze
nnier | 27. Oktober 2008 | Topic Fernseh
Der Messias der Saison 2007/2008 hat einen Namen: Paul Potts. Wer noch nie von ihm gehört hat, besitzt entweder keinen Fernseher und keinen Computer - oder keinen Sinn für moderne Märchen.
(Schreibt der Spiegel und erzählt dann noch was über den.)

Ich kenn' den nicht, allerdings: Computer hab' ich, Fernie auch, letzteren allerdings seit nun schon einigen Jahren in Kombination mit einem Festplattenrecorder, der sich als eine meiner sinnvollsten technischen Anschaffungen überhaupt entpuppt hat. Zwar ist er softwaremäßig wohl mit der heißen Nadel gestrickt worden, anders kann ich mir die gelegentlichen Komplettausfälle nicht erklären, dann tut er gar nix mehr, dann muss man ihm den Strom hart abklemmen und ihn später wieder ins Leben zurückholen; zwar hat die inzwischen dritte Ersatzfernbedienung auch schon wieder Ausfallerscheinungen. Aber was ist das gegen die Erleichterung, ganze Werbeblöcke mit einem Hüpfer zu überspringen! Was gegen die Möglichkeit, Sendungen auf Vorrat aufzunehmen und sie nur, wenn man dann noch Lust hat, später auch anzusehen! (Tatsächlich sehe ich seit einem halben Jahr fast gar nicht mehr fern, einmal die Woche vielleicht). Na, und dass ich nicht an moderne Märchen glaube, kann mir keiner erzählen! Auch wenn ich darunter vielleicht etwas anderes verstehe als eine Laientenorkarriere.

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Stapel
nnier | 27. Oktober 2008 | Topic 'umor & more
Nach zwei Wochen Urlaub hat sich an der Arbeit natürlich so einiges angestaut; so musste ich z.B., bis ich alles nachgeholt hatte, ganz schön weit in der Titanic zurückblättern. Dort fand ich unter der liebenswerten Überschrift "Wenig bekannte Fakten" folgenden Eintrag* vom 18.10.08:
Wenn man die Instruktionen in Mike Krügers Song "Der Nippel" tatsächlich befolgt, öffnet sich ein kleiner Riß im Raum-Zeit-Kontinuum
Und schon lässt sich so ein Montag wieder ertragen!


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* Den ich normalerweise verlinken würde, worauf ich aufgrund der vielen Sonderzeichen und der damit derzeit verbundenen Probleme bei blogger.de aber verzichte.

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Samstag, 25. Oktober 2008
"C-a-f-f-e-e, ...
nnier | 25. Oktober 2008 | Topic In echt
trink nicht so viel Kaffee!" (Carl Gottlieb Hering*, 1766-1853)

Mancher ordnet seine Plattensammlung nicht alphabetisch oder chronologisch, sondern biographisch. Und mancher könnte sein Leben in Kaffeephasen einteilen.

Die Erkenntnis, dass Kaffee vom Luxus- zum Billigtrunk verkommen ist, ist ja keine neue. Und während man einerseits am geheimnis- und verheißungsvollen Klang des Wortes "Bohnenkaffee", welches ältere Menschen noch selbstverständlich verwendeten, sowie an der prominenten Position des vakuumverpackten Filterkaffees in den Vorschlagslisten zur vorweihnachtlichen Spendensammlung für DDR-Pakete, welche zu meiner Grundschulzeit alljährlich und selbstverständlich durchgeführt wurde, und nicht zuletzt anhand beeindruckender Szenen in der Literatur (so wird in dem Jugendbuch Damals war es Friedrich geschildert, wie der echte Kaffee nur für den strengen Großvater kräftig aufgebrüht und serviert wird) bemerken konnte und musste, dass es damit etwas ganz Besonderes auf sich hatte, war doch parallel und im Widerspruch dazu schon früh ein verschwenderischer und vor allem geringschätziger Umgang mit dem Schwarzen Gold zu beobachten; da konnten Frau Sommer und Roger Whittaker in der Werbung erzählen und säuseln, was und wie sie wollten.

Auch wenn die Kaffeepreise durchaus noch beliebtes Gesprächsthema waren und es einmal fast zu einer Revolution gekommen wäre, als einige Hersteller die 500- durch eine 400-Gramm-Packung zu ersetzen versuchten und dabei noch dummdreist von "höherer Ergiebigkeit" fabulierten, bis es hieß: "Egal, wie dick das Pfund sich bläht - entscheidend bleibt die Qualität!", gab es doch schon vor zwanzig, dreißig Jahren eher einen Kaffee umsonst als ein Glas Wasser. Überall standen tagsüber die Kannen auf den Warmhalteplatten, überall wurden abends großzügig die Reste weggekippt, jedenfalls bevor es Mikrowellengeräte gab, die dann ja vorrangig dazu verwendet wurden, kalten Kaffee wieder zu erhitzen.

Instantpulver hatte damals, vermutlich zu Recht, einen schlechteren Ruf als jeder Zichorie-Ersatzkaffee; und noch in den 90ern habe ich das Zeug nicht angerührt, dafür aber eine interessante Entdeckung gemacht: Wenn man das kochende Wasser statt in den Kaffeefilter direkt in die volle Blechdose mit dem gemahlenen Kaffeepulver schüttet (was morgens mit müdem Kopf nun mal passieren kann), lässt sich daraus ein Konzentrat bilden, das man bis zu zwei Wochen im Kühlschrank aufbewahren und dann im Verhältnis 1:3 mit kochendem Wasser aufgießen kann, wenn's mal schnell gehen muss. Das muss ungefähr zu jener Zeit gewesen sein, als im WG-Plenum beschlossen wurde, trotz ständiger Budgetknappheit ab sofort und ausschließlich den fair gehandelten Magenkiller aus dem "Welt-Laden" zu kaufen und zu trinken; meine Petition mit dem Anliegen, neben der Sandino Dröhnung auch eine kleine Reserve konventioneller Ware vorhalten zu dürfen, wurde abschlägig beschieden (und nur knapp konnte ich die sofortige Vernichtung der restlichen Vorräte abwenden, indem ich so etwas wie "hat auch keiner mehr was von" vorbrachte).

Natürlich ist klar, was folgt: Einmal solcher Kollektivknechtung entkommen, stand der Rückzug ins Private an und neben der obligatorischen Bodum-Drückerkanne bald eine Espressomaschine, und zwar eines jener Modelle, die auf den Aufbau von Dampfdruck gänzlich verzichten, deshalb konstruktiv wesentlich weniger aufwändig sind und sich folgenden Tricks bedienen: Das Wasser für 1-2 Tassen wird zunächst erhitzt, und wenn das Anzeigelämpchen erlischt, will ein Drucktaster betätigt werden, wodurch der Espressopulverbehälter in schnelle Rotation versetzt wird, auf dass zentrifugale Kräfte wirken und das heiße Wasser durch das Pulver treiben, bis es Farbe und Geschmack annimmt und in die Tassen tröpfelt. 20.- Mark musste ich für das fast neue Gerät inklusive zweier Tässchen hinlegen, da, wie mir die ältere Dame mitteilte, sie diesen "Expresso" nicht vertrage und sie habe ihren Kindern doch gesagt, dass sie nur normalen Filterkaffee trinke, und nun stehe das Geschenk einfach herum, 20.- Mark sind doch nicht zuviel, junger Mann?

Bald darauf musste es auch noch eines jener damaligen Topmodelle für den herkömmlichen Kaffee sein: Eine Maschine, die das Aufbrühen per Hand simulierte und dabei auch noch gut aussah. Ein gläserner Wasserbehälter befand sich über dem Filter und dieser wiederum über der Kanne. Ein schlankes, rundes Design, das so gar nichts mit der konventionellen Kaffeemaschine gemein hatte und vor allem wirklich besseren Kaffee produzierte, da das Wasser zunächst tatsächlich zum Kochen gebracht wurde, statt handwarm und von röchelnden Geräuschen begleitet über das Pulver getropft zu werden, und dann das schwall-artige Aufgießen samt Quellphase, wie man es von Hand vollziehen sollte, recht wirkungsvoll simulierte.

Die Jahre gingen vorüber, eines im Zeichen des Milchkaffees, ein anderes in dem des Cappuccino, die Maschinen gingen kaputt, und da sie wertvollen Küchenarbeitsplatz blockiert hatten, stand eine Abrüstungsrunde an: Eine gläserne Drückerkanne, eine Espressokanne für aufm Herd, eine stählerne Kanne mit Sieb zum Erzeugen des Milchschaums, mehr braucht's nicht mehr.

Und dann Instantkaffee.


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* Der übrigens, wie ich gerade lerne, auch "Morgen, Kinder, wird's was geben" und "Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp!" vertont hat.

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Freitag, 24. Oktober 2008
Bitte nach Ihnen
nnier | 24. Oktober 2008 | Topic In echt
Während ich nicht nur als Kind, sondern auch noch als Jugendlicher wenig Verständnis dafür aufbringen konnte, dass Menschen freiwillig eine bittere, schwarze Brühe trinken, kann ich mir heute nur noch schwer vorstellen, wie man ohne dieses Getränk auskommen mag. Einerseits ist Kaffee für mich immer noch ein Genussmittel, andererseits aber auch der Treibsatz, der das morgendliche Aufstehen überhaupt erst erträglich, manchmal gar möglich macht (darin höchstens noch mit der heißkalten Dusche vergleichbar) und dann über den Tag noch mehrmals gezündet werden muss. Aktuell tut's zu Hause meist das billige Instantpulver vom Discounter, von dem ich auch an der Arbeitsstelle ein Glas für den Fall bereitstehen habe, dass ich nicht auf das Gesöff aus der silbernenen Melittamaschine zurückgreifen möchte, welche nach Einwurf spezieller Kaffe-"Coins", die man beim "Concierge" für 0,15€ pro Stück erwerben kann, je nach Einstellung sogenannten "Espresso", "Cappuccino", "Latte Macchiato" oder gar "Kaffee" ausspeit, den ich zumeist mit entsetzlich süßer "Heißer Schokolade" in einem großen Glas zusammenführe, auf dass die Kombination aus Koffein und Kalorien irgendwas bewirken möge.

Außer Instantkaffee besitzen wir aber auch eine der typischen Steigrohrmaschinen, mit denen man angeblich keinen richtigen Espreso kochen kann, wir aber tun's und er schmeckt. Als typischer Hybridkonsument habe ich da plötzlich Ansprüche: Kein Lavazza, kein Tchibo, sondern dieser spezielle Espresso Classico muss es sein, frisch gemahlen in espressokannengemäß grober Körnung, den's in diesem einen Teeladen gibt. Und da das Zeug auch in Plastiktüte in Tupperdose in Kühlschrank zum Verduften neigt, kann man davon keine richtigen Vorräte anlegen, sondern muss es regelmäßig und frisch kaufen, und eben dies zu tun hatte ich heute geplant, als ich direkt gegenüber des kleinen Ladens, in dem es stets stark, aber nie unangenehm duftet und wo man noch alte Waagen mit Zeigerskala verwendet, eine Parklücke erblickte, an dieser vorbeifuhr und den Blinker setzte, um rückwärts hineinzustoßen, mich noch nach potentiell zu gefährdenden Radfahrern umsah und vorsichtig zurücksetzen wollte, mir jedoch ein junger Mensch zuvorkam, der mit seinem Auto von weiter hinten vorwärts in jene Lücke schoss, triumphierend grinsend ausstieg und breitbeinig zum Dönerladen stapfte, woran ich heute abend wieder erinnert wurde, als ich mich an einer Runde Ligretto beteiligte. Dieses Spiel appelliert an niedere Instinkte, denn im Unterschied zu den meisten anderen Kartenspielen wird nicht der Reihe nach abgelegt, sondern jeder Spieler versucht, seine Karten nach bestimmten Regeln so schnell es geht auf immer neuen Stapeln abzulegen. Es geschieht alles gleichzeitig, so dass gelegentlich gleich zwei Spieler etwa die gelbe "6" auf den Stapel mit der gelben "5" legen möchten, aber nur die Karte zählt, die zuerst liegt. Zu welchem Spielverhalten dies führt, mag sich jeder ausmalen. Und einen Adrenalinpegel wie nach einigen Ligretto-Spielen erreiche ich sonst nur nach dem fünften Kaffee.

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Mittwoch, 22. Oktober 2008
Nutten sind die Neger Bulgariens
nnier | 22. Oktober 2008 | Topic Tanztee
Es hat etwas Irritierendes an sich, wenn in einer Straße, zu deren Bewohnern man selbst, und sei es auch nicht sehr lange und schon vor einer ganzen Zeit gewesen, mal zählte, sich eine Veranstaltungsstätte befindet, von deren Vorhandensein man nichts ahnte. Gut, seit ich auf der rich anderen Weserseite wohne, verschlägt's mich nur noch recht selten in die Neustadt, und gerade im Buntentor habe ich tatsächlich äußerst selten zu tun; dennoch war ich, nachdem ich erfahren hatte, dass die gestrige Veranstaltung kurzfristig aus der Überseestadt in die mir bis dato unbekannte "Schwankhalle" verlegt worden war und dann nach deren Standort geschaut hatte, äußerst verwundert darüber, dass dieser sich sogar unweit meiner ehemaligen Wohnstätte befindet. Nun laufe ich sicher manchmal mit verklebten Augen durch die Gegend; dass ich aber gleich ein ganzes Jahr lang nahe eines Kulturtempels gelebt haben sollte, ohne mir dessen bewusst zu sein, befremdete mich dann doch genug, um heute mal Wikipedia aufzuschlagen:
Ehemals das Gelände der Remmer-Brauerei [...]. 1992 begann die schrittweise Sanierung, durch die bereits erste Künstler einen Ausstellungs- und Präsentationsort fanden. Nach Abschluss der Sanierung finden hier seit dem Herbst 2003 Theater-, Tanz- und Musikveranstaltungen statt.
- Hast du das da eben gelesen?
- Ja, und?
- Wie, und? Ist dir da eben nichts aufgefallen?
- Nein. Was denn?
- Ich will hier über Heinz Strunk schreiben, dass der gestern ganz charmant und wohlgelaunt aufgetreten ist, nachdem ich ihn auch schon mit übler Stirnfalte erlebt habe, und dass die Passagen, die er aus seinem neuen Buch vorgelesen hat, so gut ausgewählt waren, dass ich mein verhaltenes Urteil über Die Zunge Europas eventuell noch etwas ins Positive nachjustieren werde, dass andererseits diese Textstellen eben auch eindeutig durch die Art des Vortrags dazugewonnen haben, und dass die Stühle im Saal aber wirklich gar zu eng gestellt waren, so dass man ständig "Ryanair" und "Landshut" denken musste, und dass es mich sehr traurig stimmt, wenn Herr Strunk in den Interviews zum Buch so nebenbei verkündet, er werde keine Kurzhörspiele mehr machen, und dann steht da bei Wikipedia plötzlich "schrittweise Sanierung"! Das bringt mich total ins Stolpern!
- Warum denn?
- Es gibt keine schrittweise Sanierung!



(Der Titel dieses Beitrags ist ein Zitat aus dem Buch, und ich frage mich, ob Herr Strunk die Idee wohl diesem Songtitel verdankt?)

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Montag, 20. Oktober 2008
Antipodistinnen
nnier | 20. Oktober 2008 | Topic Tanztee


Es ist über 25 Jahre her, dass ich zuletzt in diesem Zirkus war.



(Wahrscheinlich war ich danach auch in keinem anderen mehr.)



Schade eigentlich! Denn das hat einfach Spaß gemacht, da, am Freitagabend in Hamburg. (Und was die Zwillingsschwestern aus Minsk Unfassbares mit ihren Händen, Füßen und ein paar Tüchern anstellen, ist in einem so geschmackvollen Zirkusprogramm doch wesentlich schöner anzusehen als im Filmchen).

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