Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Freitag, 9. Mai 2008
Musikalisch längst ausgestiegen. Rückwärtsgewandt.
nnier | 09. Mai 2008 | Topic Musiq
Das ist ja so, dass ich beim Thema Musik schon immer rückwärtsgewandt war. Als Kind in den 70ern lernte ich eines Abends die Beatles kennen (und damit war mein Leben dann auch in weiten Teilen vorgezeichnet). Die 80er verbrachte ich hauptsächlich mit dem Sammeln und Hören von sogenanntem "Progressive Rock" der 70er-Jahre (Genesis, Gabriel, Yes), wiederum ein Jahrzehnt, nachdem diese Musik entstanden war.

Die frühen 80er waren der einzige Zeitraum, in dem ich aktuelle Hits gerne gehört habe, und viele Songs von damals stimmen mich auch heute noch fröhlich. Aber schon 1984, 85 war wieder Schluss mit der aktuellen Musik und seitdem hat es kaum etwas gegeben, was aktuell war und mich positiv beeindruckt hätte. (Nirvana und Body Count ließen mal kurz aufhorchen, OK.)

Kenne ich irgendwelche aktuellen Bands? Nö. Nur die Namen, die liest man und vergisst sie wieder. Keine Ahnung, was die so spielen, und im Radio wird einem auch nicht mehr gesagt, wer den und den Song spielt.

Da hat mir die Kollegin heute verraten, dass dieses Lied 'Ruby' (das ich gar nicht so schlecht finde, aber bisher niemandem zuordnen konnte) von den Kaiser Chiefs ist. (Weil nämlich, ich gehe bald dahin, weil der da auftritt, und da sind jetzt die Kaiser Chiefs auch dabei, so erzählte ich, und dass ich die aber gar nicht kenne.)

OK, die sind das also, denkt man, kein schlechter Song, und man sollte eigentlich nicht so skeptisch allem Neuen gegenüber sein, meint man, und immer nur diese alten Sachen, hat man sich etwa längst eingerichtet in seiner inneren Gartenlaube*, lässt Neues gar nicht mehr rein, fragt man sich, bis dann aber plötzlich dieser andere Gedanke dazwischenkommt: "Seit Jahren wolltest du dich doch schon um The Who kümmern, und zwar The Who aus den 60ern", und man findet auf Anhieb dieses großartige Stück Musik, und da ist es dann auch gleich wieder vorbei mit den Kaiser Chiefs, sorry.

*So nannte es Ulf Erdmann Ziegler mal in einer saublöden Kritik in der taz, leider nur im Archiv abzurufen.

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Donnerstag, 8. Mai 2008
Frau Jelinek
nnier | 08. Mai 2008 | Topic Gelesn
hat über Amstetten geschrieben, wie wohl nur sie es kann. Durchlesen und vor dem allzu bekannten Bild am Ende erschrecken.

(Man sollte sich eigentlich mal genauer auf ihrer Homepage umsehen.)

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Die Bananen haben mich noch stärker gemacht
nnier | 08. Mai 2008 | Topic Sprak
Aus Oliver Kahns Buch heute in der Bild:

"Jaahh!" werden manche schreien, da ist er wieder, der alte Egoist, Egomane, Kotzbrocken.

Jaahh, da ist er wieder, der Oliver Kahn, der einige Fremdwörter beherrscht, mit blöden Motivationsvokabeln um sich schmeißt und sich einen besseren Ghostwriter hätte suchen sollen, so unbeholfen ist die Ausdrucksweise und so schief sind die Metaphern.

Nicht selten wurde ich beim Training von den älteren Spielern übel beschimpft. "Hau wieder ab wo du hergekommen bist" soll nur ein Platzhalter sein für alles das, was hier nicht gedruckt werden kann.

"Hau wieder ab wo du hergekommen bist" ist nur ein Platzhalter für alles, was hier nicht gedruckt werden kann, wie z.B. "Geh doch wieder zu Hause, du alte Scheiße" oder auch "Bleib wieder weg wo der Pfeffer wächst".

Erschrocken riss ich die Augen auf: Einer der Spieler hatte sich in die Dusche neben mich gestellt - und damit begonnen, mich im hohen Bogen anzupinkeln! Zwar wird es sich kaum vermeiden lassen, dass wir auf dem Weg zum Erfolg mit Schwierigkeiten konfrontiert werden - auch wenn Ihnen hoffentlich so drastische Erlebnisse erspart bleiben, wie ich sie gerade geschildert habe. Aber bildlich hat die Unmöglichkeit, die mir passiert ist, ja sogar Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. Sehr wohl kann es selbst im seriösen Businessleben passieren, dass jemand versucht, einen Kollegen "anzupinkeln".

Ja, auf dem Weg zum Erfolg werden wir mit Schwierigkeiten konfrontiert, aber die meisten Menschen werden wenigstens in einem ganz normalen stumpfen Winkel volluriniert und nicht gleich so drastisch in hohem Bogen. Die "Unmöglichkeit", die dennoch "passiert" ist, hat also "sogar" "Einzug" in den allgemeinen Sprachgebrauch "gefunden" (wenn auch nur "bildlich") - diese brandaktuelle Meldung hätte eigentlich auf die Titelseite gehört, und der schockierende Einblick in das "seriöse Businessleben" (ha ha) gleich dazu. Und die völlig unvermutete Analogie zwischen "Anpinkeln" und "Anpinkeln (aber nicht in echt)" wird auch noch aufgezeigt!

Mein Wettkampf-Ich besitzt alle Eigenschaften, die ich für meine Arbeit auf dem Spielfeld brauche. Hier sind diese Eigenschaften goldrichtig - manchmal sogar fast überlebensnotwendig.

Ja, "manchmal" "fast". Sind diese Eigenschaften anderswo nicht sogar noch ein bisschen mehr fast überlebensnotwendig, z.B. im Krieg oder im SAT-1-Dschungelcamp?

Die allerletzte Chance dieser Saison. Die endgültige Entscheidung über Meisterschaft oder alles Aus.

Über "alles Aus" sollte die endgültige Entscheidung wirklich mal fallen.

Vor dem Spiel hätte ich es nicht wollen, mittendrin auch nicht, gegen Ende des Spiels schon. Sekunden später dann wieder nicht. Und schließlich: Total!

Ja. Nein. Doch! Vielleicht. Kann sein. Kann total sein!

Die Leute haben mich sofort "erkannt" - sie haben gesehen, was sie sehen wollten. Sie haben die Gelegenheit ergriffen, sich an mir "zu rächen".

Diese Anführungszeichen lagen ungenutzt in der Schublade und mussten "weg".

Die Bananen flogen. Das hätten sie lieber nicht gemacht. Nicht meinetwegen, sondern in ihrem eigenen Interesse, im Interesse ihrer Mannschaft. Ignorieren hätten sie mich sollen. So aber haben sie mich stärker gemacht. Nicht mich selbst, nicht meinen Willen, nicht meine Leistung, dazu brauche ich keine Bananen. Aber sie haben dazu beigetragen, mich ins Bewusstsein ihrer eigenen Spieler zu graben.

Das hätten die Bananen lieber nicht gemacht, in ihrem eigenen Interesse. Sie haben "mich", bzw. "nicht mich" stärker gemacht. Dazu brauche ich aber keine Bananen. Die Bananen graben mich im Bewusstsein ihrer eigenen Spieler ein.

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Mittwoch, 7. Mai 2008
Verramscht
nnier | 07. Mai 2008 | Topic Musiq
Ich gehöre zu den Menschen, die noch CDs kaufen; so erstand ich im Sommer 2007 Paul McCartneys bislang letztes Soloalbum Memory Almost Full (erschienen im Juni). Schon dass McCartney von der EMI zum "Starbuck's"-Musiclabel gewechselt hatte, sah für mich nach unseriöser Kaffeefahrt-Verkaufe und einem eher verzweifelten Schritt aus. (Dennoch ist es ein gutes Album.)
Was aber richtig nervt: Der Versuch, ganz schnell noch möglichst viele Einheiten zu verkaufen (z.B. an Sammler, die alles haben "müssen"), und nach ein paar Monaten wird verramscht.
Es gab schon zum Erscheinen mehrere Ausgaben (ich habe eine 2-CD-Version mit drei Bonustracks gekauft). Dann wurde schon im November(!) eine weitere Version nachgeschoben, diesmal mit den Bonustracks und einer DVD. Und wie dramatisch kurz die Halbwertzeit einer CD inzwischen ist, wird heute endgültig klar: Da wird angekündigt, dass die komplette CD am 18. Mai kostenlos der "Mail on Sunday" beigelegt wird. Nicht mal ein Jahr nach der Erstveröffentlichung! (Und wohlgemerkt, es handelt sich nicht um eine unbekannte Band, die erst noch ihr Publikum finden muss, sondern um das aktuelle Album eines respektierten Künstlers).

Wäre ich mal gleich bei Vinyl geblieben. CDs, das sind eben nur Daten.

Chris Rea sagte übrigens neulich: "Das (Musik-)Geschäft, wie wir es bisher kannten, gibt es nicht mehr ... Ich habe kürzlich auf dem Flughafen gesehen, wie sie Paul-McCartney-CDs zu Ramsch-Preisen verkauften. Ich dachte: Er sollte aufhören. Selbst Paul McCartney, der immer so schlau war, weiss nicht, dass es vorbei ist. Das CD-Spiel ist vorbei."

Recht hat er, es ist vorbei - und Aktionen wie diese machen das endgültig klar.

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Aua.
nnier | 07. Mai 2008 | Topic Musiq
Ich werde bei Gelegenheit mal über Phil Collins schreiben. Ich verdamme ihn ja nicht so bedingungslos, wie es viele andere tun, trotz Disney-Soundtracks und "True Colours".

Aber das hier tut doch wirklich wieder weh:

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Montag, 5. Mai 2008
Aus der schlechten Zeit
nnier | 05. Mai 2008 | Topic Musiq
Man konnte ja durchaus den Eindruck haben, dass Paul McCartney nicht mehr richtig weiter wusste, damals, Mitte der 80er. Auf Tug of War (1982) war die schwache Pipes of Peace (1983) gefolgt, das war auch die Zeit der am Reißbrett entworfenen "Nummer-Sicher"-Duett-Hits wie Ebony & Ivory und Say Say Say. Und dann kam 1984 dieses merkwürdige "Soundtrack"-Album zum Kinofilm Give my Regards to Broad Street heraus. Und was war drauf? Neuaufnahmen von Beatles-Songs und einiger Solohits. Und wer spielte mit? Irgendwelche Musiker von Toto. Das sollte einen skeptisch machen.

Die Bilder auf der Hülle mit den seltsam geschminkten Menschen (Paul, Linda, Ringo, Tracey Ullmann usw.) haben mich damals abgeschreckt und tun es immer noch, so dass ich den Film noch nie gesehen habe. Er war künstlerisch und finanziell wohl ein Desaster (Wikipedia: "The film ... was savaged by critics ... and ... ended up as one of 1984's most notable cinematic flops"). Auch das Album wurde ganz übel verrissen und McCartney hatte nun endgültig den Ruf weg, nichts mehr zu "bringen" und nur noch von seiner Vergangenheit zu leben - bzw. diese auch noch zu schänden, indem er Beatleslieder als Solokünstler noch mal aufnahm. (Z.B. Rolling Stone: "... filled out with pointless Beatles remakes and even more meaningless reprises of some of McCartney's own solo fluff ... McCartney's contempt for his own talent marks one of the saddest declines in contemporary pop.")

Was kann man nicht alles an dieser Platte kritisieren, allein: Ich höre sie immer noch gerne. Kitschig? Klar. Steril? Jau. Redundant? Auf jeden Fall. Überflüssig? Kann schon sein: Es ist wirklich seltsam, wenn 1984 auf einer Platte kaum veränderte Neuaufnahmen von Songs der zwei Vorgängeralben von 1982 und 1983 enthalten sind. Und Silly Love Songs musste auch nicht noch mal sein. Und dann gleich zweimal No More Lonely Nights.* Und wenn man die enthaltenen Beatleslieder mit den Originalen vergleicht, ist das Original besser.

Ist alles klar. Dennoch ist das eine Platte, die ihren eigenen Charme hat und die ich regelmäßig gerne, immer mit einer gedoppelten Nostalgie, anhöre: Nicht nur waren die Lieder bereits an die 20 Jahre alt, als McCartney sie für dieses Album erneut aufnahm, sondern auch das ist schon wieder weit über 20 Jahre her.

(*) Eine dritte Version (wer sich erinnert: die mit dem "Hmmmmmm" am Anfang) gab's damals als "Extended Version"-Maxi und ist auf dem CD-Release von 1993 als Bonus enthalten. Die finde ich am besten. (Kurze Hörprobe)


---
Nebenbei:
Aus den Sessions oder Proben muss das folgende sehr schöne Filmchen stammen, in dem Paul so aussieht, wie man damals eben aussah. Er spielt For No One offensichtlich mal eben zur Probe dem Produzenten George Martin vor.

Das Räuspern am Anfang ("Your day breaks, HRRRM!, your mind aches, ...")! Das "French horn"-Solo!

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Dienstag, 29. April 2008
Ihr läuft, ihr schlägt, ihr wirft
nnier | 29. April 2008 | Topic Sprak
Hat eigentlich Bastian Supersick schon mal über die dauernde Verwechslung der Konjugationen 3. Singular und 2. Plural geschrieben?

Nach meiner Beobachtung nimmt das langsam überhand: Dass dort, wo die Konjugation für "ihr" erforderlich ist, die von "er/sie/es" verwendet wird.

Aus dem Sportunterricht/Sportverein meiner Kinder:

"Dann läuft ihr alle schnell zur Mitte."
"Achtet auf die anderen, wenn ihr schlägt."
"Ihr wirft den Ball, so weit ihr könnt."
"Ihr nimmt euch jeder ein Band."

Aber es ist keineswegs ein spezieller Sportlehrerjargon. Ich bekomme an der Arbeit E-Mails, in denen steht:

"Das bespricht ihr besser mit T."
"Und es steht auch explizit, worauf ihr euch einlässt."

Woran liegt das bloß? Meine Theorie: Es muss eine Übergeneralisierung sein. Oft stimmen die beiden Formen ja tatsächlich überein:

ErSieEs kocht / ihr kocht
ErSieEs geht / ihr geht
ErSieEs denkt / ihr denkt
ErSieEs spielt / ihr spielt
ErSieEs schreibt / ihr schreibt

Anscheinend wird das nun von manchen für eine Regel genommen und es wird generell "ihr" mit der 3. Singularform kombinert: Ihr fährt weg, ihr lädt ein, ihr fällt herunter.

Nicht schön.

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