... neuere Einträge
Das war bei Ihnen doch bestimmt auch so, damals, '83, '84, dass Sie als Gerade-Mal-So-Teenager abends plötzlich "weggegangen" sind und in unterkühlten Bars mit gespielter Selbstverständlichkeit ein alkoholisches Getränk bestellten, das dann möglichst lange halten musste, während Sie am Billardtisch mit Kennermiene den Qeueuee Kö diesen Billardstock auf exaktes Fluchten untersuchten und ihn dann an der Spitze mit Kreide versahen, indem Sie das gegenüberliegende Ende am Boden zwischen den Schuhen hin- und herbewegten, bevor Sie die Kugeln exakt im Dreieck ausrichteten, die schwarze in Rotation versetzten und gleich mit dem ersten Stoß die weiße schräg über den Rand des Tischs quer durch die Kneipe schossen.
Sie haben das Lied natürlich gleich erkannt. In dieser Zeit der schwarzen HiFi-Racks mit Rauchglastür erschien nämlich neben dem vorherrschenden New-Romantics-Synthpop plötzlich die Sängerin Sade Adu auf der Bildfläche, und wir fühlten uns mit unserem Blue Curaçao gleich noch weltläufiger, großstädtisch angejazzt und dabei zeitlos existentialistisch verloren wie in diesem Gemälde von Edward Hopper, das als Kunstdruck bei jemandem zu Hause an der Wand hing. Natürlich lief ich zum Musikhaus Hack und kaufte mir die Cassette*. Smooth Operator war der Überhit, und ich habe ihn mir überhört, wie auch den Rest des Albums nach einiger Zeit. Sade trat noch mal bei Live Aid auf, drehte sich auf der Bühne um sich selbst und zeigte ihren freien Rücken, danach habe ich nichts Interessantes mehr von ihr mitbekommen.
Und kaum sind 40 Jahre vorbei, schleicht sich von der Seite der Refrain eines viel besseren Liedes ins Unterbewusste. Der Einstieg mit dem Bass, das penetrant wiederkehrende, verfremdete E-Gitarrenriff mit Echo, der Strophengesang mit fester Stimme, dann der Übergang in den Refrain: Gotta find out what I meant to you/ You′re the one who broke my heart in two/ Gotta find out what I meant to you, oh boy, das alles beim Wiederhören Ton für Ton und exakt so phrasiert wie in meinem Gedächtnis, es würde mich wirklich mal interessieren, wie dieser hochauflösende innere Speicher funktioniert. Und wie es kommt, dass man wie bei einem intensiven Juckreiz gar nicht anders kann, als sich das Lied zwei Wochen lang immer und immer wieder anzuhören, wie es sich gegen Ende in diesen mehrstimmigen Gesang hochsteigert, Baa doo doo doo doo (doo doo), baa doo doo doo. Sweet as Cherry Pie.
Meine deutlich männlich dominierte Musikbox wurde fast zeitgleich durch eine weitere Frau aufgewertet, musikalisch und gesanglich vollkommen anders, und doch gibt es Parallelen wie den einen Überhit, den ich mir genauso überhört habe wie den Rest des Albums, und das eine Lied, das nun plötzlich wieder anklopft und mein Hirn seither in gestreamter Dauerschleife auf Sättigung warten lässt. Auch diese Cassette kaufte ich mir damals bei Hack, ich sehe die beiden Hüllen noch Seite an Seite in der hölzernen Aufbewahrung an der Wand meines Jugenzimmers stecken, vielleicht muss es dehalb so sein, dass Cyndi Lauper kurz nach Sade an der Reihe ist, und sie fetzt diese auf Dauer doch etwas selbstgefällige Jazzerei mit der ASMR-Stimme sowas von an die Seite: Money Changes Everything, damit startet das Album, und wenn man die Aufnahme mit dem dumpfen Original von The Brains vergleicht, kann man nur sagen: Was für eine fantastische Produktion, vom ersten Ton an reine Power, und wenn auch ihre Stimme nicht dauerhaft mein Fall ist, hier passt sie voll und ganz, und wie sie sich am Ende traut, richtig zu shouten und den einen Ton über mehrere Takte hält - großartig, das hilft mir morgens sehr beim Aufstehen.
(Mein persönliches Highlight aber ist das schräge Solo in der Mitte, das klingt wie mit zuviel Kraft in so eine Melodika geblasen. Vielleicht sollte ich doch noch ein Instrument lernen.)
--
*Kein eigener Plattenspieler
Sie haben das Lied natürlich gleich erkannt. In dieser Zeit der schwarzen HiFi-Racks mit Rauchglastür erschien nämlich neben dem vorherrschenden New-Romantics-Synthpop plötzlich die Sängerin Sade Adu auf der Bildfläche, und wir fühlten uns mit unserem Blue Curaçao gleich noch weltläufiger, großstädtisch angejazzt und dabei zeitlos existentialistisch verloren wie in diesem Gemälde von Edward Hopper, das als Kunstdruck bei jemandem zu Hause an der Wand hing. Natürlich lief ich zum Musikhaus Hack und kaufte mir die Cassette*. Smooth Operator war der Überhit, und ich habe ihn mir überhört, wie auch den Rest des Albums nach einiger Zeit. Sade trat noch mal bei Live Aid auf, drehte sich auf der Bühne um sich selbst und zeigte ihren freien Rücken, danach habe ich nichts Interessantes mehr von ihr mitbekommen.
Und kaum sind 40 Jahre vorbei, schleicht sich von der Seite der Refrain eines viel besseren Liedes ins Unterbewusste. Der Einstieg mit dem Bass, das penetrant wiederkehrende, verfremdete E-Gitarrenriff mit Echo, der Strophengesang mit fester Stimme, dann der Übergang in den Refrain: Gotta find out what I meant to you/ You′re the one who broke my heart in two/ Gotta find out what I meant to you, oh boy, das alles beim Wiederhören Ton für Ton und exakt so phrasiert wie in meinem Gedächtnis, es würde mich wirklich mal interessieren, wie dieser hochauflösende innere Speicher funktioniert. Und wie es kommt, dass man wie bei einem intensiven Juckreiz gar nicht anders kann, als sich das Lied zwei Wochen lang immer und immer wieder anzuhören, wie es sich gegen Ende in diesen mehrstimmigen Gesang hochsteigert, Baa doo doo doo doo (doo doo), baa doo doo doo. Sweet as Cherry Pie.
Meine deutlich männlich dominierte Musikbox wurde fast zeitgleich durch eine weitere Frau aufgewertet, musikalisch und gesanglich vollkommen anders, und doch gibt es Parallelen wie den einen Überhit, den ich mir genauso überhört habe wie den Rest des Albums, und das eine Lied, das nun plötzlich wieder anklopft und mein Hirn seither in gestreamter Dauerschleife auf Sättigung warten lässt. Auch diese Cassette kaufte ich mir damals bei Hack, ich sehe die beiden Hüllen noch Seite an Seite in der hölzernen Aufbewahrung an der Wand meines Jugenzimmers stecken, vielleicht muss es dehalb so sein, dass Cyndi Lauper kurz nach Sade an der Reihe ist, und sie fetzt diese auf Dauer doch etwas selbstgefällige Jazzerei mit der ASMR-Stimme sowas von an die Seite: Money Changes Everything, damit startet das Album, und wenn man die Aufnahme mit dem dumpfen Original von The Brains vergleicht, kann man nur sagen: Was für eine fantastische Produktion, vom ersten Ton an reine Power, und wenn auch ihre Stimme nicht dauerhaft mein Fall ist, hier passt sie voll und ganz, und wie sie sich am Ende traut, richtig zu shouten und den einen Ton über mehrere Takte hält - großartig, das hilft mir morgens sehr beim Aufstehen.
(Mein persönliches Highlight aber ist das schräge Solo in der Mitte, das klingt wie mit zuviel Kraft in so eine Melodika geblasen. Vielleicht sollte ich doch noch ein Instrument lernen.)
--
*Kein eigener Plattenspieler
Link zu diesem Beitrag (2 Kommentare) | Kommentieren [?]
... hier geht's zu den --> älteren Einträgen *
* Ausgereift und gut abgehangen, blättern Sie zurück!
* Ausgereift und gut abgehangen, blättern Sie zurück!