Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Dienstag, 10. Februar 2015
71@71:#36
nnier | 10. Februar 2015 | Topic Musiq


Zu Hause im Plattenschrank stand eine Scheibe von Tom Jones, und einmal, an Silvester, sangen die Erwachsenen laut Delilah und jemand zerschmiss ein Glas Rotwein, darüber erschrak ich. Es war für mich schon als Kind eine merkwürdig zeit- und ortlose Musik, ähnlich manchen Stücken von Neil Diamond: Man spürte nicht, woher das kam, es hätte beinahe neu, aber auch schon Jahrzehnte alt sein können. Das war kein Rock, das war aber auch nicht James Last. Hätte ich damals schon einen Begriff von Las Vegas gehabt, wäre mir viel Grübelei erspart geblieben.

I saw the flickering shadows of love on her blind, dieser dramatische Beginn, spannungsgeladenes Bassdammdammdamm, dann plötzliches Schmachten und Kieksen im Refrain - und vor allem die banale Trompete, why, why, why, Delilah, trölölölölölölölölö - was für eine seltsame Mischung aus Opernpathos und Trinklied.

[Zwischentext Tiger, Witzfigur, Schlüpferschmeißen, Sex Bomb, Art of Noise - kennt eh jeder auswendig]

Ach mensch, das ist ja gar nicht Tom Jones da oben! Der wollte vor ein paar Jahren auch mal so eine wertige Altersplatte aufzunehmen, die Zutaten sind ja seit Johnny Cash bekannt: Spartanische Instrumentierung, aufs Wesentliche reduziertes Arrangement, edelreife Altersstimme. Vorgestellt wurde die Scheibe in einer Radiosendung, und ich war nicht übermäßig beeindruckt, zumal ich ständig Angst vor einem lauten und tigerhaften "Yeah!" hatte, dieser Bariton kann einem ja wirklich auf den Zahn gehen.

Bis diese Melodie erklang, denn es ist ein schöner Song, den Paul McCartney da zu einem bereits vergessenenen Familienfilm auftragskomponiert hat: Getragen, gemächlich und so delikat, dass sie sich ganz unmerklich ins Ohr setzt - und dableibt.

"Mir fehlt da noch ein Intro", soll der Filmregisseur gesagt haben, na dann schreiben wir halt eins, ist doch nix dabei. Mit diesen paar feinen Klaviernoten sammelt er mich schon ein, und dann kommt die große Produktion mit Streichorchester: Reichlich aufgetragen, aber er kann's, der Franz. Oder, kurz gesagt: Yet another overlooked late McCartney song.

Platz 36: I Want To Come Home (2009)

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