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Es ist ewig her, ich weiß nicht mal mehr, wo es war, dass ich einen Ring kaufte. Für mich selbst. Er ist schlicht silbern, hat ein interessantes, eingelassenes Muster, ist nicht ganz schmal (das sieht bei Männern mickrig aus) und nicht ganz breit (das wirkt so protzig wie die übergroße Gürtelschnalle an der Hose eines hier schon mal erwähnten Fieslings, auf der I am the BOSS stand, wobei das großgeschriebene Wort dem Logo einer bekannten Kleidungsmarke nachempfunden war).
Es war und blieb auch der einzige Ring, den ich mir im Leben gekauft habe, und der Grund war, dass er auf Anhieb passte, an meinen Finger passte, zu mir passte, mir gefiel, sich gut anfühlte, so dass ich ihn kaum je ablegte, einige Jahre lang.
Natürlich nahm ich ihn manchmal dann doch ab, und trotz der unmittelbaren Wertschätzung, die ich ihm entgegenbrachte, tat ich dies oft auf eine recht achtlose Weise, so dass ich ihn gelegentlich suchen musste. Das konnte auch mal ein paar Stunden oder Tage dauern, aber richtig nervös brauchte ich nie zu werden, denn ich fand ihn immer irgendwann wieder, im Bad unter Bergen von Handtüchern z.B. oder im Keller auf der Werkbank.
Als ich ihn, es mag zehn Jahre her sein, eines Herbsttages zu vermissen begann und dann erst in Ruhe, später unruhig werdend, nach Tagen nervös und nach Wochen verzweifelt suchte, war ich dennoch im Inneren hoffnungsfroh: Der Ring war bisher immer wieder aufgetaucht, und es gibt so viele Stellen im Haus, nun musste ich halt auf die Zeit hoffen und auf fleißige Helfer, weshalb ich alle Hausbewohner und auch Besucher eindringlich bat, doch bitte die Augen offenzuhalten und nach jenem Ring zu sehen, den ich so vermisste. Manchmal, so erzählte ich, sieht man selber einfach nicht richtig hin, und der müsse doch irgendwo sein, und ich fühlte mich so nackt, und man würde mir eine große Freude machen.
Nichts geschah jedoch, und ich gewöhnte mir ein lautes Wehklagen an. Am Telefon, auf Besuch in anderen Städten, der lieben Verwandtschaft unterm Weihnachtsbaum - ich erzählte jedem, der sich nicht schnell genug in Sicherheit brachte, von meinem schweren Schicksal und beschrieb ausführlich den Ring, silbern, nicht zu dünn und nicht zu breit, mit einem einfachen, geprägten Muster, so Bögen so, so schwarz so. Man hörte sich das an, man versprach mir, klar!, sehr aufmerksam zu sein, doch mit den Monaten schwand meine Hoffnung und ich gewöhnte mich ganz langsam an ein Leben ohne ihn. Gelegentlich, eher selten, ohne viel Hoffnung, schaute ich nach eventuellem Ersatz, beim Schmuckstand oder im Schaufenster, aber das war alles nicht meine Welt. Weder die gebürsteten Edelstahlringe am Sonderstand bei Karstadt noch die teuren, zisseligen beim Juwelier gefielen mir.
Die Jahre vergingen, Kinder kamen auf die Welt, ich wurde Onkel, das Ende der Geschichte wurde verkündet und ging wieder vorbei, was ist das Leben, und wie froh ich bin, dass sich, was für ein irrwitziges Glück!, meine Erdenszeit ausgerechnet mit der von Paul McCartney überschneidet, alles vergeht so schnell, nur dort nicht, wo ich ganz selten mal übernachtete, alle paar Jahre, und noch seltener jemand anders, z.B. ein kleines Mädchen, das durch die Ecken krabbelte und irgendwann zu seiner Mama sprach: "Schau mal! Eine Playmobil-Krone", ein Glück, dass ich Onkel geworden war!, und wie gut, dass alle Zahnräder ineinandergriffen, die angesprochene Mama also nicht nur "hmm, ja, ja" murmelte, sondern aufschaute, genau hinsah, begriff, sich schließlich erinnerte, dass, da war doch was!, vor Jahren jemand so übertrieben rumgeheult hatte - und nur einige Wochen später konnte die Übergabe stattfinden, und er passte, ich war glücklich und ich wollte ihn nie wieder abnehmen, und wenn, dann nur ganz bewusst und sorgsam verwahrt.
Es geht wieder los. Dreimal in den letzten paar Wochen - achtlos abgenommen, irgendwo hingelegt, panisch gesucht, glücklich wiedergefunden, aber für alle Fälle: So sieht er aus, und falls Sie ihn mal irgendwo liegen sehen, man kann ihn bestimmt sehr gut als Playmobilkrone verwenden, aber bitte, bitte, senden Sie ihn an mich zurück.
Es war und blieb auch der einzige Ring, den ich mir im Leben gekauft habe, und der Grund war, dass er auf Anhieb passte, an meinen Finger passte, zu mir passte, mir gefiel, sich gut anfühlte, so dass ich ihn kaum je ablegte, einige Jahre lang.
Natürlich nahm ich ihn manchmal dann doch ab, und trotz der unmittelbaren Wertschätzung, die ich ihm entgegenbrachte, tat ich dies oft auf eine recht achtlose Weise, so dass ich ihn gelegentlich suchen musste. Das konnte auch mal ein paar Stunden oder Tage dauern, aber richtig nervös brauchte ich nie zu werden, denn ich fand ihn immer irgendwann wieder, im Bad unter Bergen von Handtüchern z.B. oder im Keller auf der Werkbank.
Als ich ihn, es mag zehn Jahre her sein, eines Herbsttages zu vermissen begann und dann erst in Ruhe, später unruhig werdend, nach Tagen nervös und nach Wochen verzweifelt suchte, war ich dennoch im Inneren hoffnungsfroh: Der Ring war bisher immer wieder aufgetaucht, und es gibt so viele Stellen im Haus, nun musste ich halt auf die Zeit hoffen und auf fleißige Helfer, weshalb ich alle Hausbewohner und auch Besucher eindringlich bat, doch bitte die Augen offenzuhalten und nach jenem Ring zu sehen, den ich so vermisste. Manchmal, so erzählte ich, sieht man selber einfach nicht richtig hin, und der müsse doch irgendwo sein, und ich fühlte mich so nackt, und man würde mir eine große Freude machen.
Nichts geschah jedoch, und ich gewöhnte mir ein lautes Wehklagen an. Am Telefon, auf Besuch in anderen Städten, der lieben Verwandtschaft unterm Weihnachtsbaum - ich erzählte jedem, der sich nicht schnell genug in Sicherheit brachte, von meinem schweren Schicksal und beschrieb ausführlich den Ring, silbern, nicht zu dünn und nicht zu breit, mit einem einfachen, geprägten Muster, so Bögen so, so schwarz so. Man hörte sich das an, man versprach mir, klar!, sehr aufmerksam zu sein, doch mit den Monaten schwand meine Hoffnung und ich gewöhnte mich ganz langsam an ein Leben ohne ihn. Gelegentlich, eher selten, ohne viel Hoffnung, schaute ich nach eventuellem Ersatz, beim Schmuckstand oder im Schaufenster, aber das war alles nicht meine Welt. Weder die gebürsteten Edelstahlringe am Sonderstand bei Karstadt noch die teuren, zisseligen beim Juwelier gefielen mir.
Die Jahre vergingen, Kinder kamen auf die Welt, ich wurde Onkel, das Ende der Geschichte wurde verkündet und ging wieder vorbei, was ist das Leben, und wie froh ich bin, dass sich, was für ein irrwitziges Glück!, meine Erdenszeit ausgerechnet mit der von Paul McCartney überschneidet, alles vergeht so schnell, nur dort nicht, wo ich ganz selten mal übernachtete, alle paar Jahre, und noch seltener jemand anders, z.B. ein kleines Mädchen, das durch die Ecken krabbelte und irgendwann zu seiner Mama sprach: "Schau mal! Eine Playmobil-Krone", ein Glück, dass ich Onkel geworden war!, und wie gut, dass alle Zahnräder ineinandergriffen, die angesprochene Mama also nicht nur "hmm, ja, ja" murmelte, sondern aufschaute, genau hinsah, begriff, sich schließlich erinnerte, dass, da war doch was!, vor Jahren jemand so übertrieben rumgeheult hatte - und nur einige Wochen später konnte die Übergabe stattfinden, und er passte, ich war glücklich und ich wollte ihn nie wieder abnehmen, und wenn, dann nur ganz bewusst und sorgsam verwahrt.
Es geht wieder los. Dreimal in den letzten paar Wochen - achtlos abgenommen, irgendwo hingelegt, panisch gesucht, glücklich wiedergefunden, aber für alle Fälle: So sieht er aus, und falls Sie ihn mal irgendwo liegen sehen, man kann ihn bestimmt sehr gut als Playmobilkrone verwenden, aber bitte, bitte, senden Sie ihn an mich zurück.
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