Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Dienstag, 17. Februar 2009
Im Westen nichts Neues
nnier | 17. Februar 2009 | Topic Brainphuq
Mme yetused stellt Überlegungen zum "digitalen Vergessen" an. Mich bringt das unter anderem zum Thema der Produktzyklen. Es ist ja nicht nur so, dass man einen Höllenritt mitmachen muss, wenn man ernsthaft seine flüchtigen Daten dauerhaft machen will - sie alle paar Jahre auf den jeweils aktuellen Datenträger übertragen, dabei ggf. ins jeweils aktuelle Format konvertieren und dennoch mit einem ständigen Verlustrisiko leben. Sondern auch die physischen Produkte sind von vornherein auf kurze Lebensdauer ausgelegt. Schon die Magnetbänder waren, so komfortabel sie zunächst schienen, in diesem Sinne ein Rückschritt gegenüber den Schallplatten, die man bei halbwegs anständiger Pflege sicherlich hundert Jahre verwenden kann. Zerbrechen können sie, haben aber kein eingebautes Verfallsdatum wie Audio- oder Videocassetten. Und so weiter. Die schon damals alte Spiegelreflexkamera, die ich von meinem Opa geschenkt bekam, funktioniert immer noch. Die Digitalkamera wird in ein paar Jahren hinüber sein.

Nehmen wir Spielsachen: Bauklotz, Legostein, Playmobilfigur werden viel benutzt und dann weitervererbt. Dagegen gibt es immer mehr Dinge, die von Anfang an nur dafür gedacht sind, eine Zeitlang zu funktionieren - angefangen bei den piepsenden Plastiktieren in der Juniortüte bei McD, Knopfzelle inklusive, die nach kurzer Zeit im Müll landen, hin zu sog. Lerncomputern, "digitalen Bilderrahmen" oder Tagebüchern mit einem elektronischen Mechanismus, der angeblich die Stimme erkennt und das alberne Plastikschloss dann öffnet. Nichts davon ist dazu geeignet oder überhaupt dafür gedacht, in ein paar Jahren noch zu funktionieren, weitergegeben oder aufgehoben zu werden. (Was das den Kindern übrigens vermittelt, ist noch mal ein eigenes Thema.)

Das ist doch Mist. Und jetzt fange ich an. Moralinsauer und man weiß das ja eh alles. Aber ich stelle mir in letzter Zeit immer wieder vor, wie es wohl auf Menschen vor, sagen wir, fünfzig oder hundert Jahren gewirkt hätte, hätte man ihnen erzählt: Also, man geht einkaufen, da gibt es dann so praktische Tüten aus Plastik, die werden extra hergestellt, man bekommt sie geschenkt, sie sind ganz leicht und stabil, echt toll, gut geeignet zum Transport, man muss keine schweren oder unhandlichen Körbe schleppen, zu Hause wirft man die Tüten dann übrigens weg und bekommt am nächsten Tag neue. Wenn man verschiedene Obstsorten oder Brot oder solche Sachen kauft, kommen die dann immer noch in so Extratüten. Die anderen Lebensmittel sind alle einzeln verpackt, die Verpackungen werden immer extra hergestellt, z.B. für einen Liter Milch, das ist so eine praktische Verpackung, extra mit Schraubverschluss, ja, die wirft man dann weg. Oder Joghurt, der ist in so einem kleinen Becher, den löffelt man leer und wirft ihn weg. Es gibt billige und teure Kleidung, die kauft man ständig nach und man wirft die dann nach einer Weile weg. Und Uhren und Kugelschreiber und Feuerzeuge. Wasserflaschen übrigens, die sind so leicht, ganz toll, man trägt fast nur das Wasser. Wie bitte? Ja, klar, das ist ein ganz schöner Aufwand, so was herzustellen. Wie? Nein, die werden dann immer weggeworfen! Man trinkt die leer und kauft immer neue.

Mann oh Mann. Damals die Idioten, die haben Obstbäume gepflanzt für ihre Enkel.

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