(Fortsetzung)
Neulich wollte ich mal nachdenken, das mache ich manchmal und suche dafür das nächstliegende Mittelgebirge auf. Das zerfallende Herzberg hinter mir lassend steuerte ich also St. Andreasberg an, da es laut meiner Erinnerung außenrum Schnee und dunklen Tannenwald, innendrin schmucke, auf spießige Weise gediegene Touristencafés gibt. Man passiert auf dem Weg dorthin die engen Dörfchen, man gruselt sich vor den dunklen Schieferhäusern, man freut sich, wenn man schließlich die kleinste niedersächsische Stadt erreicht. Hier oben, etwa 700 m über NN, muss doch die Welt noch in Ordnung sein! Und vielleicht kommt man ja auf Gedanken?
Ein erster Rundgang offenbart: Neblige Kälte ist in ausreichender Menge verfügbar, gefrorene Substanz findet sich unter den Füßen - genau das richtige Ambiente, um sich erst mal in einem Biergarten zu stärken. Auf der Piste fährt jemand Ski. Das ist ja toll, wie viel Platz der hat!
Nach einigen Gläsern Schierker Feuerstein beginnt man, sich richtig wohlzufühlen und über ein anderes, ein besseres Leben nachzudenken. Will man auf ewig Flachländer bleiben? Nein, der Anfang ist gemacht, nun gilt es, sich eine neue Zukunft aufzubauen. Warum nicht hier oben? Natürlich muss man sich an seine Umgebung anpassen; würde man bspw. einen Skiverleih eröffnen, so müsste sich dieser stilistisch halbwegs in die historisch gewachsene Umgebung einpassen.
Aber vielleicht muss es ja kein Skiverleih sein. Denn was entdecken wir da auf unserem Rundgang - das sieht doch vielversprechend aus!
"Zu verkaufen", ich kann meine Erregung nur mühsam kontrollieren. Gut, etwas außerhalb gelegen, klar, da kommt nicht groß jemand vorbei, O.K., da muss man ein bisschen was dran machen - aber mit etwas Übergangsgeld und einem Kredit ... ? Schauen wir mal rein: Das gibt's doch nicht! Das ist ja komplett ausgestattet! Da müsste man ja nicht mal die Baumscheibensinnsprüche neu beschaffen: Alles da!
Bevor ich den Blankokaufvertrag in den Briefkasten schmeiße, kommt mir ein kühner Gedanke: Wenn es nun anderswo noch mehr ... ? Am Ende gar mitten im Ort? Schauen wir lieber noch mal nach, kaufen können wir immer noch. Oha! Dieses Objekt für den handwerklich begabten Käufer bietet ja noch ganz andere Perspektiven:
Die Türen gehören im Harz wahrscheinlich so. Trotzdem zögere ich noch. Denn nun stellt sich die Frage: So schön St. Andreasberg ist - wer sagt, dass es nicht anderswo noch schöner ist? Zum Beispiel in diesen namenlosen, dunklen, geduckten Orten, die man auf dem Hinweg achtlos durchfahren hat? Halten wir doch mal die Augen auf! Und tatsächlich:
Dass ich daran vorhin achtlos vorbeigefahren bin, kann ich nun nicht mehr verstehen. Das hat doch nun wirklich Perspektive! Man könnte ein Café darin eröffnen, einen Kindergarten, eine Sauna evtl. oder vielleicht einen gut besuchten und angesagten Club ("Disko")? Aber vielleicht liegt das Glück noch näher: Hier z.B. müsste man nur mal ein wenig aufräumen. Ich sehe die Touristen direkt vor mir!
Oder hier: Einmal durchfeudeln, Kaffee kochen, da geht was, ich sag's euch! Und das Schild ("Ferienwohnung ab 10.- Euro") ist auch noch gut. Einmal drüberwischen und den Preis anpassen (nach unten), denn wenn man so hoch rangeht, ist es ja auch kein Wunder, dass die Gäste ausbleiben.
Beschwingt fahre ich zurück, stelle Finanzierungspläne auf, layoute im Geiste die Speisekarte (Comic Sans MS / "Bier 1,60", "Korn 1,20", "Jägerschnitzel mit Pommes 4,50" / Grafiker fragen wg. Rübezahl), rechne aus, dass ich bei angenommen 300 Besuchern am Tag, die je fünf Herrengedecke verzehren, wohl doch noch an die zehn Jahre arbeiten muss, bis ich genug Geld an die Seite geschafft habe, um von den Zinsen zu leben, aber man muss auch mal hart zu sich sein - doch da! Was war das da eben? Dieses einsame, kilometerweit von aller Ziviliation gelegene Schmuckstück? Wir bremsen, wir setzen zurück, wir reiben uns die Augen: Das schlägt ja nun alles.
Ich habe gefunden, was ich immer gesucht habe. Sie werden von mir evtl. weniger hören in nächster Zeit. Ich eröffne im Harz ein Hotel.
[Wird garantiert nicht fortgesetzt.]
Neulich wollte ich mal nachdenken, das mache ich manchmal und suche dafür das nächstliegende Mittelgebirge auf. Das zerfallende Herzberg hinter mir lassend steuerte ich also St. Andreasberg an, da es laut meiner Erinnerung außenrum Schnee und dunklen Tannenwald, innendrin schmucke, auf spießige Weise gediegene Touristencafés gibt. Man passiert auf dem Weg dorthin die engen Dörfchen, man gruselt sich vor den dunklen Schieferhäusern, man freut sich, wenn man schließlich die kleinste niedersächsische Stadt erreicht. Hier oben, etwa 700 m über NN, muss doch die Welt noch in Ordnung sein! Und vielleicht kommt man ja auf Gedanken?
Ein erster Rundgang offenbart: Neblige Kälte ist in ausreichender Menge verfügbar, gefrorene Substanz findet sich unter den Füßen - genau das richtige Ambiente, um sich erst mal in einem Biergarten zu stärken. Auf der Piste fährt jemand Ski. Das ist ja toll, wie viel Platz der hat!
Nach einigen Gläsern Schierker Feuerstein beginnt man, sich richtig wohlzufühlen und über ein anderes, ein besseres Leben nachzudenken. Will man auf ewig Flachländer bleiben? Nein, der Anfang ist gemacht, nun gilt es, sich eine neue Zukunft aufzubauen. Warum nicht hier oben? Natürlich muss man sich an seine Umgebung anpassen; würde man bspw. einen Skiverleih eröffnen, so müsste sich dieser stilistisch halbwegs in die historisch gewachsene Umgebung einpassen.
Aber vielleicht muss es ja kein Skiverleih sein. Denn was entdecken wir da auf unserem Rundgang - das sieht doch vielversprechend aus!
"Zu verkaufen", ich kann meine Erregung nur mühsam kontrollieren. Gut, etwas außerhalb gelegen, klar, da kommt nicht groß jemand vorbei, O.K., da muss man ein bisschen was dran machen - aber mit etwas Übergangsgeld und einem Kredit ... ? Schauen wir mal rein: Das gibt's doch nicht! Das ist ja komplett ausgestattet! Da müsste man ja nicht mal die Baumscheibensinnsprüche neu beschaffen: Alles da!
Bevor ich den Blankokaufvertrag in den Briefkasten schmeiße, kommt mir ein kühner Gedanke: Wenn es nun anderswo noch mehr ... ? Am Ende gar mitten im Ort? Schauen wir lieber noch mal nach, kaufen können wir immer noch. Oha! Dieses Objekt für den handwerklich begabten Käufer bietet ja noch ganz andere Perspektiven:
Die Türen gehören im Harz wahrscheinlich so. Trotzdem zögere ich noch. Denn nun stellt sich die Frage: So schön St. Andreasberg ist - wer sagt, dass es nicht anderswo noch schöner ist? Zum Beispiel in diesen namenlosen, dunklen, geduckten Orten, die man auf dem Hinweg achtlos durchfahren hat? Halten wir doch mal die Augen auf! Und tatsächlich:
Dass ich daran vorhin achtlos vorbeigefahren bin, kann ich nun nicht mehr verstehen. Das hat doch nun wirklich Perspektive! Man könnte ein Café darin eröffnen, einen Kindergarten, eine Sauna evtl. oder vielleicht einen gut besuchten und angesagten Club ("Disko")? Aber vielleicht liegt das Glück noch näher: Hier z.B. müsste man nur mal ein wenig aufräumen. Ich sehe die Touristen direkt vor mir!
Oder hier: Einmal durchfeudeln, Kaffee kochen, da geht was, ich sag's euch! Und das Schild ("Ferienwohnung ab 10.- Euro") ist auch noch gut. Einmal drüberwischen und den Preis anpassen (nach unten), denn wenn man so hoch rangeht, ist es ja auch kein Wunder, dass die Gäste ausbleiben.
Beschwingt fahre ich zurück, stelle Finanzierungspläne auf, layoute im Geiste die Speisekarte (Comic Sans MS / "Bier 1,60", "Korn 1,20", "Jägerschnitzel mit Pommes 4,50" / Grafiker fragen wg. Rübezahl), rechne aus, dass ich bei angenommen 300 Besuchern am Tag, die je fünf Herrengedecke verzehren, wohl doch noch an die zehn Jahre arbeiten muss, bis ich genug Geld an die Seite geschafft habe, um von den Zinsen zu leben, aber man muss auch mal hart zu sich sein - doch da! Was war das da eben? Dieses einsame, kilometerweit von aller Ziviliation gelegene Schmuckstück? Wir bremsen, wir setzen zurück, wir reiben uns die Augen: Das schlägt ja nun alles.
Ich habe gefunden, was ich immer gesucht habe. Sie werden von mir evtl. weniger hören in nächster Zeit. Ich eröffne im Harz ein Hotel.
[Wird garantiert nicht fortgesetzt.]
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jean stubenzweig,
Montag, 5. Januar 2009, 14:50
Bier und Korn müssen einen Preis haben, sagen wir mal 1,30 (Deutshmark). Das lädt ein zur Disziplin Deckelrundtrinken, da passen dann ganz viele Striche drauf. Ich kenne das auch als Ostfriesische Olympiade (ich war schonmal Sieger; ein paar Tage ist das allerdings her, ich müßte das Training wieder aufnehmen).
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nnier,
Montag, 5. Januar 2009, 19:02
- Entsprechende Deckel gestalten lassen (Grafiker fragen wg. Leuchtturm u. Rübezahl)
- Sieger (wöchentl.?) im lokalen Vereinsblattmit Bild präsentieren
- Getränkepreise neu kalkulieren (Gabiko / Oettinger?)
- Sieger (wöchentl.?) im lokalen Vereinsblatt
- Getränkepreise neu kalkulieren (Gabiko / Oettinger?)
salamikakao,
Dienstag, 6. Januar 2009, 02:28
Natürlich mit Bild! Und ein überdimensioniertes Bierglas haltend. Da fahren Männer unglaublich drauf ab.
(Danke noch für den Kommentar und ein Frohes Jahr mit neuer Zahl!>/font>
(Danke noch für den Kommentar und ein Frohes Jahr mit neuer Zahl!>/font>
jean stubenzweig,
Dienstag, 6. Januar 2009, 06:33
Gabiko, na ja. Sie wollen mich vergiften, meine Leber erblinden lassen? Gut, ich werd's verkraften. Aber was, bitteschön, ist Oettinger? Stellt der Baden-Württembergische jetzt auch schon ganz billigen Schnaps her (für die Zeit danach, als Altersversorgung)?
nnier,
Dienstag, 6. Januar 2009, 08:42
"Ein Bier für Hartz IV" nennt es der Spiegel. Ich mag das Pils nicht so, aber das Malzbier kann man gut trinken, dann habe ich eine dunkle Sorte probiert, die auch ganz gut war, und angeblich sind auch die Weizen brauchbar, letzteres behaupten zumindest die Weizen-Trinker, zu denen ich nicht zähle. Und alles an Verschnitt (Radler/Alster) geht sowieso, da übertönt die Limonade ja jedes Bier.
Es hat natürlich das Billig-Image, aber ich finde es ganz interessant, wie so etwas mal ganz ohne Werbung funktionieren kann. Denn die goldene Kragenfolie macht den Unterschied ja nun nicht, wie sich in den Blindtests immer wieder beweist, wenn die Vorstände von W*rsteiner, Kr*mbacher etc. ihr eigenes, unverwechselbares "Premium"-Bier nicht von der Konkurrenz und auch nicht beliebiger Billigplörre unterscheiden können. Wohl bekomm's!
Es hat natürlich das Billig-Image, aber ich finde es ganz interessant, wie so etwas mal ganz ohne Werbung funktionieren kann. Denn die goldene Kragenfolie macht den Unterschied ja nun nicht, wie sich in den Blindtests immer wieder beweist, wenn die Vorstände von W*rsteiner, Kr*mbacher etc. ihr eigenes, unverwechselbares "Premium"-Bier nicht von der Konkurrenz und auch nicht beliebiger Billigplörre unterscheiden können. Wohl bekomm's!
nnier,
Dienstag, 6. Januar 2009, 09:34
@salamikakao: Die Menschen, die man auf diesen interessanten Fotos zu sehen bekommt, sind ja allesamt in der Lage, ein solches Gefäß noch zu halten. Für den Sieger eines Deckelrundtrinkens, fürchte ich, wird das nicht mehr so ohne Weiteres möglich sein. Natürlich geht man in bestimmten Gegenden reichlich unbefangen mit so etwas um; so besuchte ich mal eine Kneipe im Umland und entdeckte beim Toilettengang ein sanitäres Etwas, das mir bis dahin unbekannt war: Etwa auf Waschbeckenhöhe, von der Form her aber eher wie ein urinal, doch rund und mit robusten seitlichen Metallgriffen. "Na, ein Kotzbecken!", war die Antwort der Einheimischen auf meine Frage, was das denn bitteschön sei. Aber wie die im Harz so "drauf" sind (wie wir heute sagen), weiß ich noch nicht genau einzuschätzen.
vert,
Dienstag, 6. Januar 2009, 20:53
in studentischen verbindungshäusern obligatorisch und etwas feiner als "papst" bezeichnet. kommt aber aufs gleiche raus. oder eben das gleiche rein. (selbsternannte elitenkotze dürfte nicht deutlich anders...ach lassen wir das.)
vert,
Donnerstag, 8. Januar 2009, 00:19
da fragen sie am besten mal einen...
von den burschen zum beispiel.
(g. oettinger zum beispiel, um im thema zu bleiben!)
die kennen sich schließlich sehr gut mit ihrer geschichte aus, besonders interpretationen der zeit um '34 ringen mir immer wieder respekt ab.
von den burschen zum beispiel.
(g. oettinger zum beispiel, um im thema zu bleiben!)
die kennen sich schließlich sehr gut mit ihrer geschichte aus, besonders interpretationen der zeit um '34 ringen mir immer wieder respekt ab.
nnier,
Donnerstag, 8. Januar 2009, 13:15
Ich kenne zwar Burschen, auch Buben, Buam, Knaben und Jünglinge, aber keine solchen -schaftler, die wo immer so heimliche Duelle auf Dachböden machen und da wo einer dann plötzlich tot ist und alle schweigen und der Kommissar seinen alten Lehrer trifft, den mit dem Schmiss auf der Wange, der dann so ewiggestrig ist, und die Doppelmoral der Konservativen, und die Schärpen, und das Saufen, und das Frauenbild. Lustig, dass das dann von der Realität oft noch übertroffen wird! Saufbefehl, Stiefeltrinken, ich bin ja selbst G. Oettinger (Spaß muss sein!) und kenne da so Verbindungshäuser und Geschichten ... das mit dem Papst, das ist mir allerdings neu.
"Zeit um 34" ist gut!
"Zeit um 34" ist gut!
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