Was mich zu Tode langweilen kann, sind Berichte von Leuten über irgendwelche Computerprobleme.
Ich z.B. habe seit Jahren einen Firmenlaptop, den ich zu Hause und am Arbeitsplatz nutze. Um nicht täglich Netzteil, Tastatur, Maus, Netzwerk, Monitor, Kamera, Headset und weitere Peripherie an- und abstöpseln zu müssen, verwende ich im Büro eine Dockingstation: Nicht so ein plumpes Ding wie früher, in das man den Laptop mechanisch eingerastet hat - nein, ein schlankes Kästlein liegt da, welches über ein einziges USB-C-Kabel den Laptop mit Strom versorgt und zugleich sämtliche Daten all dieser anderen Anschlüsse hin- und herschickt. Da habe ich anfangs schon gestaunt, ernsthaft: So ein schlankes Kabelchen mit solch einem winzigen Stecker schleust den gesamten Netzwerkverkehr durch, auch wenn große Dateien gestreamt werden, beschickt die zahlreichen Monitorpixel mit ihren Grafikdaten und überträgt in umgekehrter Richtung noch das eigene Kamerabild in eine Videokonferenz. Bemerkenswert! Und dass man höllisch aufpassen muss, damit sich dieser DÄMLICHE Stecker nicht auch nur einen Mikrometer in seiner Buchse bewegt und somit sämtliche Verbindungen unterbricht, z.B. weil man seine Kaffetasse vorsichtig am anderen Ende des Schreibtisches abstellt, oder ans Telefon geht, oder hustet, oder sich irgendwie im Stuhl bewegt, daran gewöhnt man sich.
Mich interessieren derlei Geschichten nicht die Bohne. Dieses Lamentieren, als hätte man das alles nicht schon tausendmal gehört! "Bei mir im Büro hat was nicht funktioniert! Und dann hat es der Support nicht hinbekommen!" Ja, Wahnsinn. Auf Partys unbedingt das Weite suchen, wenn jemand so anfängt. Mein Tipp.
Jahrein, jahraus tippe ich also zufrieden vor mich hin, wechsele zwischen den verschiedenen Programmen und Fenstern routiniert mit Alt+Tab, habe meine Taskleiste voll im Griff und nutze gerne den größeren Desktop auf dem flachen Bildschirm im Büro, komme aber auch mit dem geringeren Platzangebot zurecht, wenn ich das Gerät tatsächlich als Laptop nutze. Lediglich im Hinterkopf stellt sich manchmal die Frage, ob so ein zweiter Monitor nicht doch von Nutzen wäre, aber früher hatten wir sowas auch nicht.
Kaum sind ein paar Jahre vergangen und alle anderen Kollegen haben längst zwei oder drei Monitore, ordert man also auch einen zusätzlichen Bildschirm und gewöhnt sich so schnell daran, dass man sich nach wenigen Tagen fragt, wie man jemals mit nur einem Monitor arbeiten konnte, schau!, wie viel angenehmer ist es doch, diese Exceltabelle zu sehen, während du in dem anderen Programm arbeitest! Und das Copypasten ist so viel schöner, wenn du direkt vergleichen kannst und nicht noch mal hin- und zurückwechseln musst, weil du doch nie ganz sicher sein kannst, ob du den letzten oder den vorletzten Wert in der Zwischenablage hattest.
Aber da geht es auch schon los, ein Monitor geht aus und dann der andere, erst nur für Sekunden, dann auch mal Minuten, dann beide zugleich, dann ist wieder alles in Ordnung, dann passiert es öfter und länger und eines Tages stehst du lachend da, holst die anderen und zeigst ihnen das Geflacker: Uuuuund Obacht!, hier, diese Sekunde muss ich erwischen, um den Rechner wenigstens noch geordnet herunterzufahren.
Nur wenige Monate später, in denen du dein Nervenkostüm ruinierst, täglich eine halbe Stunde Arbeitszeit vergeudest, permanent unter deinem Schreibtisch herumkletterst und Kabel umsteckst, andere Dockingstationen ausprobierst, immer wieder alles stromlos machst, neu startest, Monitore tauschst und versuchst, auch nur irgendeine Logik zu finden, regelmäßigen Besuch vom technischen Support bekommst, der wiederum Kabel, Monitore und Dockingstationen über Kreuz tauscht, dabei am Ende nur noch etwas von "schlechtem Karma in diesen Räumen" murmelt, wird beschlossen, dass es Zeit für einen neuen Laptop ist: Der alte kann wohl auf Dauer doch nicht so viele Pixel gleichzeitig beschicken, oder ist es die Dockingstation, oder sind es die Monitore, weil drüben an dem anderen Platz ging es doch, oder?
Ich mag mein neues Gerät, es ist ein schöner und robuster Laptop, und wenn man ihn an die neue Dockingstation anschließt und ein wenig wartet, zeigt oft einer der Monitore irgendwann ein Bild, bzw. manchmal auch der zweite, nur dass dann das Bild vom ersten total unscharf wird, und der technische Support sich das nicht erklären kann, schlechtes Karma!, aber lass uns mal willkürlich alle Tasten an den Monitoren ein paarmal drücken und die beiden Monitorkabel vertauschen, guck mal, jetzt geht es, aber frag mich nicht warum.
Auf eine Art ist ja beruhigend, dass diese durchrationalisierte Welt ihre letzten Geheimnisse nicht preisgeben will, und ich bin durchaus hoffnungsvoll, nur dass dieser VERDAMMTE Stecker genauso wacklig in seiner Buchse steckt wie eh und je, ich meine, halloooo, vielleicht auch mal zuhören!? Hallooo!? Ich bin doch noch gar nicht bei der Stelle mit den Updates angekommen, weil Windows 11 hat, hallloooo? Jemand zu Hause? Ich erzähle sonst gerne noch mal von vorne!
Pff. Manche Leute. Da fällt mir ein, damals auf Klassenfahrt
Ich z.B. habe seit Jahren einen Firmenlaptop, den ich zu Hause und am Arbeitsplatz nutze. Um nicht täglich Netzteil, Tastatur, Maus, Netzwerk, Monitor, Kamera, Headset und weitere Peripherie an- und abstöpseln zu müssen, verwende ich im Büro eine Dockingstation: Nicht so ein plumpes Ding wie früher, in das man den Laptop mechanisch eingerastet hat - nein, ein schlankes Kästlein liegt da, welches über ein einziges USB-C-Kabel den Laptop mit Strom versorgt und zugleich sämtliche Daten all dieser anderen Anschlüsse hin- und herschickt. Da habe ich anfangs schon gestaunt, ernsthaft: So ein schlankes Kabelchen mit solch einem winzigen Stecker schleust den gesamten Netzwerkverkehr durch, auch wenn große Dateien gestreamt werden, beschickt die zahlreichen Monitorpixel mit ihren Grafikdaten und überträgt in umgekehrter Richtung noch das eigene Kamerabild in eine Videokonferenz. Bemerkenswert! Und dass man höllisch aufpassen muss, damit sich dieser DÄMLICHE Stecker nicht auch nur einen Mikrometer in seiner Buchse bewegt und somit sämtliche Verbindungen unterbricht, z.B. weil man seine Kaffetasse vorsichtig am anderen Ende des Schreibtisches abstellt, oder ans Telefon geht, oder hustet, oder sich irgendwie im Stuhl bewegt, daran gewöhnt man sich.
Mich interessieren derlei Geschichten nicht die Bohne. Dieses Lamentieren, als hätte man das alles nicht schon tausendmal gehört! "Bei mir im Büro hat was nicht funktioniert! Und dann hat es der Support nicht hinbekommen!" Ja, Wahnsinn. Auf Partys unbedingt das Weite suchen, wenn jemand so anfängt. Mein Tipp.
Jahrein, jahraus tippe ich also zufrieden vor mich hin, wechsele zwischen den verschiedenen Programmen und Fenstern routiniert mit Alt+Tab, habe meine Taskleiste voll im Griff und nutze gerne den größeren Desktop auf dem flachen Bildschirm im Büro, komme aber auch mit dem geringeren Platzangebot zurecht, wenn ich das Gerät tatsächlich als Laptop nutze. Lediglich im Hinterkopf stellt sich manchmal die Frage, ob so ein zweiter Monitor nicht doch von Nutzen wäre, aber früher hatten wir sowas auch nicht.
Kaum sind ein paar Jahre vergangen und alle anderen Kollegen haben längst zwei oder drei Monitore, ordert man also auch einen zusätzlichen Bildschirm und gewöhnt sich so schnell daran, dass man sich nach wenigen Tagen fragt, wie man jemals mit nur einem Monitor arbeiten konnte, schau!, wie viel angenehmer ist es doch, diese Exceltabelle zu sehen, während du in dem anderen Programm arbeitest! Und das Copypasten ist so viel schöner, wenn du direkt vergleichen kannst und nicht noch mal hin- und zurückwechseln musst, weil du doch nie ganz sicher sein kannst, ob du den letzten oder den vorletzten Wert in der Zwischenablage hattest.
Aber da geht es auch schon los, ein Monitor geht aus und dann der andere, erst nur für Sekunden, dann auch mal Minuten, dann beide zugleich, dann ist wieder alles in Ordnung, dann passiert es öfter und länger und eines Tages stehst du lachend da, holst die anderen und zeigst ihnen das Geflacker: Uuuuund Obacht!, hier, diese Sekunde muss ich erwischen, um den Rechner wenigstens noch geordnet herunterzufahren.
Nur wenige Monate später, in denen du dein Nervenkostüm ruinierst, täglich eine halbe Stunde Arbeitszeit vergeudest, permanent unter deinem Schreibtisch herumkletterst und Kabel umsteckst, andere Dockingstationen ausprobierst, immer wieder alles stromlos machst, neu startest, Monitore tauschst und versuchst, auch nur irgendeine Logik zu finden, regelmäßigen Besuch vom technischen Support bekommst, der wiederum Kabel, Monitore und Dockingstationen über Kreuz tauscht, dabei am Ende nur noch etwas von "schlechtem Karma in diesen Räumen" murmelt, wird beschlossen, dass es Zeit für einen neuen Laptop ist: Der alte kann wohl auf Dauer doch nicht so viele Pixel gleichzeitig beschicken, oder ist es die Dockingstation, oder sind es die Monitore, weil drüben an dem anderen Platz ging es doch, oder?
Ich mag mein neues Gerät, es ist ein schöner und robuster Laptop, und wenn man ihn an die neue Dockingstation anschließt und ein wenig wartet, zeigt oft einer der Monitore irgendwann ein Bild, bzw. manchmal auch der zweite, nur dass dann das Bild vom ersten total unscharf wird, und der technische Support sich das nicht erklären kann, schlechtes Karma!, aber lass uns mal willkürlich alle Tasten an den Monitoren ein paarmal drücken und die beiden Monitorkabel vertauschen, guck mal, jetzt geht es, aber frag mich nicht warum.
Auf eine Art ist ja beruhigend, dass diese durchrationalisierte Welt ihre letzten Geheimnisse nicht preisgeben will, und ich bin durchaus hoffnungsvoll, nur dass dieser VERDAMMTE Stecker genauso wacklig in seiner Buchse steckt wie eh und je, ich meine, halloooo, vielleicht auch mal zuhören!? Hallooo!? Ich bin doch noch gar nicht bei der Stelle mit den Updates angekommen, weil Windows 11 hat, hallloooo? Jemand zu Hause? Ich erzähle sonst gerne noch mal von vorne!
Pff. Manche Leute. Da fällt mir ein, damals auf Klassenfahrt
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Als ich ein Kind war, hast du mit mir Spatzen gefangen. Der Vogelkäfig ohne Boden, der Holzstab, die Körner, die lange Schnur: So aufregend konnte das Leben sein, die Spatzen im Käfig waren langweilig, wir ließen sie schnell wieder frei, aber das Fangen!
Einmal bautest du mir eine Schaukel aus dem, was gerade da war: Irgendein Brett, ein paar alte Kabel. Ich schaukelte gerne am großen Kirschbaum. Noch toller war, dass du einfach so eine Schaukel bauen konntest.
Hundert wolltest du werden, hast du in den letzten Jahren oft gesagt: Weil dir zweimal zehn Jahre genommen wurden, so hast du erklärt, erst Krieg und Gefangenschaft, dann die Pflege deiner Frau nach ihrem Schlaganfall.
In der Gefangenschaft habt ihr euch Radios gebaut, die keinen Strom brauchten: Eine Rasierklinge, eine Bleistiftmine, das hat mich endlos fasziniert und ich habe gebettelt, dass wir zusammen auch eins bauen. Es hat dann nur gerauscht, doch für mich war es ein Wunder.
Als du aus der Gefangenschaft zurückkamst, lebtest du in einem Dachgeschoss. In Frankreich hattest du das Tischlern gelernt, und als Mietzahlung bautest du den Eigentümern ein Fenster. "Es ist noch da, ich könnte es dir zeigen", sagtest du 50 Jahre später, und ich hätte es gerne gesehen.
Mäuse hat es da oben gegeben, sie kamen durch die Ritzen, da hast du Konservendosen aufgeschnitten und flachgeklopft auf den Boden genagelt.
Als Bergmann hast du Deputatkohle bekommen und Kernseife. Ein Rest lag noch in der Garage, als wir das Haus ausräumten.
Oma hatte zehn Geschwister, und ihr wart die einzigen, die irgendwann ein eigenes Haus hatten. Oben am Hang, ein abschüssiges Grundstück, die Siedlung der Bergleute. 80 Pfennig der Quadratmeter. Ein eigenes Gemüsebeet, am Anfang Hühner, später ein Taubenhaus, das ich bestimmt mal erben würde, dachte ich als Kind.
Nach der Arbeit im Bergwerk also ausschachten und Fundament gießen, dafür Kies aus dem Fluss holen und mit der Schubkarre den Berg hochschieben, zusammen mit einem Schwager, der im Steinbruch arbeitete.
In dem kleinen Haus wohnten neben- und nacheinander alle möglichen Verwandten, und später fanden darin und im Garten die großen Familienfeiern statt, irgendein runder Geburtstag war immer. Die Musik hast du selbst gespielt, mit deiner Ziehharmonika. (Zerrwanst, Quetschkommode).
Und plötzlich maltest du mit Ölfarben, ich erinnere mich an die sechs oder acht aufgehängten Bilder. Auf einem stand jemand am Fluss und angelte, und ich stellte mir immer vor, dass du das bist. "Das war nur ein Jahr", erfuhr ich auf der Beerdigung, "wir haben ihn immer ermuntert, weiterzumalen, aber er hat es nie wieder gemacht."
Die letzten Jahre, im Altenheim, waren für dich nur vorübergehend. Oft sagtest du, jetzt geht es aber bald nach Hause. Und dass du demnächst Geburtstag hast und hundert wirst.
Mit dem Sprechen wurde es schwierig, und einmal, als ich nach langer Pause wieder zu Besuch war, hieß es, er erkennt uns nicht mehr und verwechselt vieles. Wie ich mich gefreut habe, als ich ins Zimmer kam, und du sagtest auf Anhieb meinen Namen!
Manchmal saß man dann einfach da, hat nicht viel geredet, hat auch nicht mehr viel verstanden, und plötzlich sagtest du klar und deutlich: Also das mit dem Fenster, das gefällt mir nicht!
Es hatte Luftzug gegeben, und Kälte konntest du nicht leiden. Bei uns war dir schnell zu kalt, in eurem Haus hattet ihr endlich eine Ölheizung, ich erinnere mich an den Geruch und wie du über die Tanks und den Brenner ganz genau Bescheid wusstest.
Für die Handwerker warst du kein angenehmer Kunde, standest daneben, schautest genau zu und stelltest viele Fragen. In der Kunststofffirma nannten die Kollegen dich "Vati", wurde mir erzählt, nicht veralbernd, sondern aus Respekt.
Aus Frankreich hattest du Stoff mitgebracht und dir zwei Anzüge genäht. "So einen Feinen hast du", haben die Freundinnen zu Oma gesagt, oder die Schwestern.
Urlaube habt ihr gemacht, sobald ihr konntet, und uns jeden Tag gründlich nacherzählt. Du hast gerne fotografiert und mir später deine Praktica geschenkt, auch die hatte einen ganz besonderen Geruch in ihrer Lederhülle, und drei Schraubobjektive.
Man konnte bei gutem Wetter mit dem Fernglas vom Balkon bis zum Herkules gucken. Den Anbau mit dem Balkon hast du selbst gemauert. Im Spieleschrank Reversi, Roulette, Fang-den-Hut.
Es war einer meiner letzten Besuche, da sagtest du noch mal, dass du ja bald Geburtstag hättest, den hundertsten. Ich habe dir vom Spatzenfangen erzählt, und du hast mit mir gelacht.
Vor ein paar Monaten war ich zuletzt an deinem Grab, du bist 98 Jahre alt geworden. Aber innendrin, für dich selbst, hast du die 100 geschafft, das hat mich gefreut.
Einmal bautest du mir eine Schaukel aus dem, was gerade da war: Irgendein Brett, ein paar alte Kabel. Ich schaukelte gerne am großen Kirschbaum. Noch toller war, dass du einfach so eine Schaukel bauen konntest.
Hundert wolltest du werden, hast du in den letzten Jahren oft gesagt: Weil dir zweimal zehn Jahre genommen wurden, so hast du erklärt, erst Krieg und Gefangenschaft, dann die Pflege deiner Frau nach ihrem Schlaganfall.
In der Gefangenschaft habt ihr euch Radios gebaut, die keinen Strom brauchten: Eine Rasierklinge, eine Bleistiftmine, das hat mich endlos fasziniert und ich habe gebettelt, dass wir zusammen auch eins bauen. Es hat dann nur gerauscht, doch für mich war es ein Wunder.
Als du aus der Gefangenschaft zurückkamst, lebtest du in einem Dachgeschoss. In Frankreich hattest du das Tischlern gelernt, und als Mietzahlung bautest du den Eigentümern ein Fenster. "Es ist noch da, ich könnte es dir zeigen", sagtest du 50 Jahre später, und ich hätte es gerne gesehen.
Mäuse hat es da oben gegeben, sie kamen durch die Ritzen, da hast du Konservendosen aufgeschnitten und flachgeklopft auf den Boden genagelt.
Als Bergmann hast du Deputatkohle bekommen und Kernseife. Ein Rest lag noch in der Garage, als wir das Haus ausräumten.
Oma hatte zehn Geschwister, und ihr wart die einzigen, die irgendwann ein eigenes Haus hatten. Oben am Hang, ein abschüssiges Grundstück, die Siedlung der Bergleute. 80 Pfennig der Quadratmeter. Ein eigenes Gemüsebeet, am Anfang Hühner, später ein Taubenhaus, das ich bestimmt mal erben würde, dachte ich als Kind.
Nach der Arbeit im Bergwerk also ausschachten und Fundament gießen, dafür Kies aus dem Fluss holen und mit der Schubkarre den Berg hochschieben, zusammen mit einem Schwager, der im Steinbruch arbeitete.
In dem kleinen Haus wohnten neben- und nacheinander alle möglichen Verwandten, und später fanden darin und im Garten die großen Familienfeiern statt, irgendein runder Geburtstag war immer. Die Musik hast du selbst gespielt, mit deiner Ziehharmonika. (Zerrwanst, Quetschkommode).
Und plötzlich maltest du mit Ölfarben, ich erinnere mich an die sechs oder acht aufgehängten Bilder. Auf einem stand jemand am Fluss und angelte, und ich stellte mir immer vor, dass du das bist. "Das war nur ein Jahr", erfuhr ich auf der Beerdigung, "wir haben ihn immer ermuntert, weiterzumalen, aber er hat es nie wieder gemacht."
Die letzten Jahre, im Altenheim, waren für dich nur vorübergehend. Oft sagtest du, jetzt geht es aber bald nach Hause. Und dass du demnächst Geburtstag hast und hundert wirst.
Mit dem Sprechen wurde es schwierig, und einmal, als ich nach langer Pause wieder zu Besuch war, hieß es, er erkennt uns nicht mehr und verwechselt vieles. Wie ich mich gefreut habe, als ich ins Zimmer kam, und du sagtest auf Anhieb meinen Namen!
Manchmal saß man dann einfach da, hat nicht viel geredet, hat auch nicht mehr viel verstanden, und plötzlich sagtest du klar und deutlich: Also das mit dem Fenster, das gefällt mir nicht!
Es hatte Luftzug gegeben, und Kälte konntest du nicht leiden. Bei uns war dir schnell zu kalt, in eurem Haus hattet ihr endlich eine Ölheizung, ich erinnere mich an den Geruch und wie du über die Tanks und den Brenner ganz genau Bescheid wusstest.
Für die Handwerker warst du kein angenehmer Kunde, standest daneben, schautest genau zu und stelltest viele Fragen. In der Kunststofffirma nannten die Kollegen dich "Vati", wurde mir erzählt, nicht veralbernd, sondern aus Respekt.
Aus Frankreich hattest du Stoff mitgebracht und dir zwei Anzüge genäht. "So einen Feinen hast du", haben die Freundinnen zu Oma gesagt, oder die Schwestern.
Urlaube habt ihr gemacht, sobald ihr konntet, und uns jeden Tag gründlich nacherzählt. Du hast gerne fotografiert und mir später deine Praktica geschenkt, auch die hatte einen ganz besonderen Geruch in ihrer Lederhülle, und drei Schraubobjektive.
Man konnte bei gutem Wetter mit dem Fernglas vom Balkon bis zum Herkules gucken. Den Anbau mit dem Balkon hast du selbst gemauert. Im Spieleschrank Reversi, Roulette, Fang-den-Hut.
Es war einer meiner letzten Besuche, da sagtest du noch mal, dass du ja bald Geburtstag hättest, den hundertsten. Ich habe dir vom Spatzenfangen erzählt, und du hast mit mir gelacht.
Vor ein paar Monaten war ich zuletzt an deinem Grab, du bist 98 Jahre alt geworden. Aber innendrin, für dich selbst, hast du die 100 geschafft, das hat mich gefreut.
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Eine Woche ziellos herumgefahren, dabei drei belanglose Erfahrungen gemacht, von denen dennoch kurz berichtet sei. Ich habe ja sonst nichts!
Erfahrung 1: Schwimmbad.
Nach vielen Jahren mal wieder ein Schwimmbad aufgesucht, vornehmlich zum Duschen (denn ich war mit einem eher einfach ausgestatteten Campinggefährt unterwegs). Zeug in Ikeatasche gepackt, Ticketautomat bedient ("1 Erwachsener 5,20 EUR"), Münzen eingeworfen, kein Ticket bekommen. Es gibt in diesem Hallenbad kein Kassenpersonal, aber eine Sprechtaste, die offenbar zum Bademeister im Inneren durchstellt. "Fassen Sie mal ganz tief in den Schacht, nein, noch tiefer! Die bleiben manchmal hängen!" - "Oh, tatsächlich, danke!")
Die Umkleide betreten, erfolgreich in die alte Badehose steigen, am Schließfach feststellen: Es werden dafür 2-Euro-Münzen benötigt! Natürlich keine solche am Mann; wo ich wohne, wird für den Schließvorgang seit Jahren das Ticket selbst verwendet. Hier benötigt man es dafür nicht - also weg damit in den Papierkorb! Ikeatasche notgedrungen mit in die Dusche und dann in die Schwimmhalle nehmen, dort ein wenig "schwimmen" (ihr dürftet mich nicht sehen, mit euren tausenden von Metern; vielleicht sollte ich eher schreiben: Im Wasser sein). Zurück in die Umkleiden. Erfolgreich umgezogen, wird am Ausgang plötzlich noch einmal das Ticket verlangt: Wieder eine Sprechtaste, ähm, ich habe kein, ich wusste nicht - man betätigte einen Summer und entließ mich.
Beim nächsten Mal war ich gewappnet: Am allerwichtigsten ist das 2-Euro-Stück! Das steckst du direkt in die Hosentasche! Zahlen, eintreten, in die Kabine - wunderbar, Wechselklamotten und alles sind in der Ikeatasche, jedoch, wo ist die Badehose? Sprechtaste: Ähm, ich müsste noch mal, habe was vergessen, kann ich vielleicht kurz. Summer. Badehose holen, Sprechtaste, ich bins wieder, ähm, müsste jetzt sozusagen wieder rein. Summer. Umkleide. Badehose. Schließfach. Aber: Kein 2-Euro-Stück. Es muss mir aus der Tasche gefallen sein, ich habe es auch später nicht mehr gefunden. Diesmal dann nur geduscht, ich war mental zu weiteren Kontaktaufnahmen per Sprechtaste einfach nicht mehr in der Lage. Vielleicht gehe ich nächstes Jahr noch mal schwimmen.
Erfahrung 2: Auto.
Irgendwann gestikuliert einer wild, du hältst an: "Sie bremsen die ganze Zeit, jedenfalls leuchten das mittlere und das linke Bremslicht durchgehend! Rechts hinten hingegen leuchtet gar nichts, auch keine Rückleuchte!" Du bedankst dich für den Hinweis und ärgerst dich: Der war doch neulich beim TÜV und davor in der Werkstatt, haben die was mit den Kabeln gemacht? Grübelst, fährst, hältst und tauschst wenigstens das Lämpchen hinten rechts aus. Schaltest zur Prüfung das Licht an, Rücklicht leuchtet, alles richtig! Aber was ist mit dem Bremslicht, warum leuchtet das permanent? Sogar das mittlere? Die Werkstatt muss ... ach, nein, jetzt erinnerst du dich! Du selbst hast kurz nach dem TÜV das Lämpchen hinten links gewechselt, weil es kaputt war, dir dabei die Finger genauso zerschunden und beinahe gebrochen wie jetzt bei der rechten Seite! Und bist dann monatelang kaum gefahren!
Und wie du so nachdenkst, fragst du dich: Welche von den Lämpchen im Rücklichtgehäuse sind eigentlich die Bremslichter? Es sind jeweils 4 Birnchen: Oben das Rücklicht, dann der Blinker, dann der Rückfahrscheinwerfer, dann die Nebelschlussleuchte ... und war es nicht so, dass du mal hinter dem Auto hergefahren bist, und beim Bremsen wurden die Rücklichter einfach deutlich heller? Aber wie funktioniert das, es wird doch nicht plötzlich irgendwie die Spannung erhöht? Das wäre doch auch nicht gut für die Glühfäden?
Und aus dem hintersten Winkel fällt dir plötzlich ein: 2 Glühfäden in einer Lampe! 2 Kontakte am Lampenfuß statt nur einem! Darauf hast du nicht geachtet und normale Birnchen mit einem Kontakt eingesetzt! Dann musst du schon lachen, weil dir klar ist, wie die Schaltung jetzt aussieht: Rücklichter an, beide Kontakte in der Fassung werden von der Lampe miteinander verbunden, leiten dabei natürlich auch durch zum mittleren Bremslicht! Also zum Baumarkt, die richtigen Birnchen kaufen. Aber besser die Lichter ausmachen, es ist noch hell genug, sonst sind die Leute hinter dir irritiert vom Dauerbremsen.
An der Ampel hältst du hinter jemandem an, trittst auf die Bremse und musst noch mehr lachen: Deine Abblendlichter leuchten plötzlich auf! Klar- hinten leuchten jetzt die Bremslichter, leiten durch auf die Rückleuchten, diese sind mit den Abblendlichtern zusammengeschaltet. Eigentlich ganz logisch alles, du freust dich diesmal sogar auf das Gefummel mit den Schrauben, weil du beim letzten Mal alles gut mit WD40 eingesprüht hast, tauschst in ein paar Minuten beide Birnchen und prüfst an einem spiegelnden Schaufenster noch mal alles.
Oder anders ausgedrückt: P21W ist nicht P21/5W, auch wenn sie fast gleich aussehen und mechanisch passen. Aber ihr wusstet das bestimmt.
Erfahrung 3: Fahrrad.
Klar, dass du das mitnimmst und auf dem Heckträger befestigst, dann aber nicht benutzt. Schließlich ruhst du dich die ganze Zeit aus - Essen, Schlafen, Lesen, Schlafen, Essen, das füllt die Tage richtig gut aus. Aber um an diese Lämpchen zu kommen, musst du die Heckklappe öffnen, mithin das Fahrrad runternehmen und bei deinen temporären Gastgebern in den Keller stellen. Aber dran denken, wenn du weiterfährst! Klar, auch nachts beim Aufwachen der erste Gedanke: Morgen das Fahrrad mitnehmen! Und beim Frühstück noch mal: Nachher ans Fahrad denken! Dann in Ruhe packen, wirklich auch alles mitnehmen, winken, losfahren. Und nur 20 Minuten später an die Bremslichter denken, dann an die Heckklappe, und gar nicht erst nach hinten schauen, sondern direkt an den Rand fahren und anrufen: Ich komme gleich noch mal, hab was Kleines bei euch vergessen.
Erfahrung 1: Schwimmbad.
Nach vielen Jahren mal wieder ein Schwimmbad aufgesucht, vornehmlich zum Duschen (denn ich war mit einem eher einfach ausgestatteten Campinggefährt unterwegs). Zeug in Ikeatasche gepackt, Ticketautomat bedient ("1 Erwachsener 5,20 EUR"), Münzen eingeworfen, kein Ticket bekommen. Es gibt in diesem Hallenbad kein Kassenpersonal, aber eine Sprechtaste, die offenbar zum Bademeister im Inneren durchstellt. "Fassen Sie mal ganz tief in den Schacht, nein, noch tiefer! Die bleiben manchmal hängen!" - "Oh, tatsächlich, danke!")
Die Umkleide betreten, erfolgreich in die alte Badehose steigen, am Schließfach feststellen: Es werden dafür 2-Euro-Münzen benötigt! Natürlich keine solche am Mann; wo ich wohne, wird für den Schließvorgang seit Jahren das Ticket selbst verwendet. Hier benötigt man es dafür nicht - also weg damit in den Papierkorb! Ikeatasche notgedrungen mit in die Dusche und dann in die Schwimmhalle nehmen, dort ein wenig "schwimmen" (ihr dürftet mich nicht sehen, mit euren tausenden von Metern; vielleicht sollte ich eher schreiben: Im Wasser sein). Zurück in die Umkleiden. Erfolgreich umgezogen, wird am Ausgang plötzlich noch einmal das Ticket verlangt: Wieder eine Sprechtaste, ähm, ich habe kein, ich wusste nicht - man betätigte einen Summer und entließ mich.
Beim nächsten Mal war ich gewappnet: Am allerwichtigsten ist das 2-Euro-Stück! Das steckst du direkt in die Hosentasche! Zahlen, eintreten, in die Kabine - wunderbar, Wechselklamotten und alles sind in der Ikeatasche, jedoch, wo ist die Badehose? Sprechtaste: Ähm, ich müsste noch mal, habe was vergessen, kann ich vielleicht kurz. Summer. Badehose holen, Sprechtaste, ich bins wieder, ähm, müsste jetzt sozusagen wieder rein. Summer. Umkleide. Badehose. Schließfach. Aber: Kein 2-Euro-Stück. Es muss mir aus der Tasche gefallen sein, ich habe es auch später nicht mehr gefunden. Diesmal dann nur geduscht, ich war mental zu weiteren Kontaktaufnahmen per Sprechtaste einfach nicht mehr in der Lage. Vielleicht gehe ich nächstes Jahr noch mal schwimmen.
Erfahrung 2: Auto.
Irgendwann gestikuliert einer wild, du hältst an: "Sie bremsen die ganze Zeit, jedenfalls leuchten das mittlere und das linke Bremslicht durchgehend! Rechts hinten hingegen leuchtet gar nichts, auch keine Rückleuchte!" Du bedankst dich für den Hinweis und ärgerst dich: Der war doch neulich beim TÜV und davor in der Werkstatt, haben die was mit den Kabeln gemacht? Grübelst, fährst, hältst und tauschst wenigstens das Lämpchen hinten rechts aus. Schaltest zur Prüfung das Licht an, Rücklicht leuchtet, alles richtig! Aber was ist mit dem Bremslicht, warum leuchtet das permanent? Sogar das mittlere? Die Werkstatt muss ... ach, nein, jetzt erinnerst du dich! Du selbst hast kurz nach dem TÜV das Lämpchen hinten links gewechselt, weil es kaputt war, dir dabei die Finger genauso zerschunden und beinahe gebrochen wie jetzt bei der rechten Seite! Und bist dann monatelang kaum gefahren!
Und wie du so nachdenkst, fragst du dich: Welche von den Lämpchen im Rücklichtgehäuse sind eigentlich die Bremslichter? Es sind jeweils 4 Birnchen: Oben das Rücklicht, dann der Blinker, dann der Rückfahrscheinwerfer, dann die Nebelschlussleuchte ... und war es nicht so, dass du mal hinter dem Auto hergefahren bist, und beim Bremsen wurden die Rücklichter einfach deutlich heller? Aber wie funktioniert das, es wird doch nicht plötzlich irgendwie die Spannung erhöht? Das wäre doch auch nicht gut für die Glühfäden?
Und aus dem hintersten Winkel fällt dir plötzlich ein: 2 Glühfäden in einer Lampe! 2 Kontakte am Lampenfuß statt nur einem! Darauf hast du nicht geachtet und normale Birnchen mit einem Kontakt eingesetzt! Dann musst du schon lachen, weil dir klar ist, wie die Schaltung jetzt aussieht: Rücklichter an, beide Kontakte in der Fassung werden von der Lampe miteinander verbunden, leiten dabei natürlich auch durch zum mittleren Bremslicht! Also zum Baumarkt, die richtigen Birnchen kaufen. Aber besser die Lichter ausmachen, es ist noch hell genug, sonst sind die Leute hinter dir irritiert vom Dauerbremsen.
An der Ampel hältst du hinter jemandem an, trittst auf die Bremse und musst noch mehr lachen: Deine Abblendlichter leuchten plötzlich auf! Klar- hinten leuchten jetzt die Bremslichter, leiten durch auf die Rückleuchten, diese sind mit den Abblendlichtern zusammengeschaltet. Eigentlich ganz logisch alles, du freust dich diesmal sogar auf das Gefummel mit den Schrauben, weil du beim letzten Mal alles gut mit WD40 eingesprüht hast, tauschst in ein paar Minuten beide Birnchen und prüfst an einem spiegelnden Schaufenster noch mal alles.
Oder anders ausgedrückt: P21W ist nicht P21/5W, auch wenn sie fast gleich aussehen und mechanisch passen. Aber ihr wusstet das bestimmt.
Erfahrung 3: Fahrrad.
Klar, dass du das mitnimmst und auf dem Heckträger befestigst, dann aber nicht benutzt. Schließlich ruhst du dich die ganze Zeit aus - Essen, Schlafen, Lesen, Schlafen, Essen, das füllt die Tage richtig gut aus. Aber um an diese Lämpchen zu kommen, musst du die Heckklappe öffnen, mithin das Fahrrad runternehmen und bei deinen temporären Gastgebern in den Keller stellen. Aber dran denken, wenn du weiterfährst! Klar, auch nachts beim Aufwachen der erste Gedanke: Morgen das Fahrrad mitnehmen! Und beim Frühstück noch mal: Nachher ans Fahrad denken! Dann in Ruhe packen, wirklich auch alles mitnehmen, winken, losfahren. Und nur 20 Minuten später an die Bremslichter denken, dann an die Heckklappe, und gar nicht erst nach hinten schauen, sondern direkt an den Rand fahren und anrufen: Ich komme gleich noch mal, hab was Kleines bei euch vergessen.
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Wir hatten das Thema neulich erst, aber ich muss noch mal mit Handtüchern kommen.
Die Optik war mir nie besonders wichtig, das galt übrigens auch für Bettwäsche, bevor ich mir im letzten Jahr gleich mehrere neue Garnituren gönnte und merkte, wie angenehm mir der Anblick plötzlich war. Sogar das Beziehen macht mir seither nichts mehr aus, ich schlüpfe abends noch einen Tick lieber hinein und denke morgens, doch, richtig schön so!
Handtücher sollten mich gut abtrocknen, nicht muffig oder fleckig sein, weitere Ansprüche hatte ich nicht. So bildete sich über die Jahrzehnte eine wilde Ansammlung heraus. Wurde z.B. eine 70er-Jahre-Wohnung aufgelöst und es fanden sich ganz unten im Wäscheschrank originalverpackte Handtücher, war ich derjenige, der den Finger hob. Und schimpften später andere Haushaltsmitglieder, dass man davon Augenkrebs bekäme, war meine Antwort: Ihr müsst sie ja nicht benutzen.
Ich bestellte also eine Auswahl unterschiedlicher, jedoch für meine Begriffe zueinander passender Handtücher aus den Farbwelten Blau und Grau. Zweidreimal durchwaschen, bis die anfängliche, nervige Weichheit nachlässt - und auf einmal stapele ich sie im Bad an prominenter Stelle, lege Wert auf einheitliche Faltung und beschließe, nun Nägel mit Köpfen zu machen und auch noch die Waschlappen auszutauschen. (Ja, ich gehöre zu dieser Generation, und ein Waschlappen ist zu vielem Nütze.)
Sie ahnen, wohin das führt: Bei den Geschirrtüchern sieht die Lage nicht besser aus, hier haben die tapfersten Exemplare weit über 20 Jahre mitgearbeitet, und das sieht man ihnen an. Was für eine Erleichterung für das Auge, welche Freude beim Abtrocknen, wenn nun einheitliche, neue Tücher Ruhe und Verlässlichkeit ausstrahlen!
Ach - wegen "Butt", das ist deutsch ausgesprochen, Sie kennen doch die Geschichte vom Fischer und seiner Frau. Weil eines ist klar, man darf auch nicht übertreiben. Einmal auf dem Trip, meint man, nun auch fürs winzige Gästebad eine Ladung einheitlicher Hand-, Seif- und Gästetücher besorgen zu müssen und bestellt aus budgetären Gründen eine petrolfarbene Ladung der etwas günstigeren Art, die, einmal durchgewaschen und akkurat zusammengelegt, in ihren Fächern auch sehr schick aussieht.
Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
mine Fru, de Ilsebill,
will nich so, as ik wol will.
Bis man zu Vergleichszwecken mal einen solchen Waschlappen verwendet und schon beim ersten Auswringen das dunkelgrüne Wasser im Waschbecken bemerkt, dann seine dunkelgrünen Hände anschaut und denkt: Oh, besser noch mal waschen, die färben ja noch.
[Hier folgt ein textlicher Einschub mit 5 Waschgängen, einer innen komplett grün verfärbten Waschmaschine, die man aufwendig reinigen muss, testweise beigelegten aussortierten, weißen oder rosa Handtüchern, die danach intensiv durchgefärbt und nicht wiederzuerkennen sind, sowie zu spät bemerkten petrolfarbenen Flecken auf dem hellen Lieblingshoodie.]
Also immer schön langsam, ihr wisst ja, wie das sonst endet:
Da war die See ganz schwarz und dick und fing an, so von unten herauf zu schäumen, dass sie Blasen warf, und es ging so ein Wirbelwind über die See hin, dass sie sich nur so drehte. Und den Mann ergriff ein Grauen.
Die Optik war mir nie besonders wichtig, das galt übrigens auch für Bettwäsche, bevor ich mir im letzten Jahr gleich mehrere neue Garnituren gönnte und merkte, wie angenehm mir der Anblick plötzlich war. Sogar das Beziehen macht mir seither nichts mehr aus, ich schlüpfe abends noch einen Tick lieber hinein und denke morgens, doch, richtig schön so!
Handtücher sollten mich gut abtrocknen, nicht muffig oder fleckig sein, weitere Ansprüche hatte ich nicht. So bildete sich über die Jahrzehnte eine wilde Ansammlung heraus. Wurde z.B. eine 70er-Jahre-Wohnung aufgelöst und es fanden sich ganz unten im Wäscheschrank originalverpackte Handtücher, war ich derjenige, der den Finger hob. Und schimpften später andere Haushaltsmitglieder, dass man davon Augenkrebs bekäme, war meine Antwort: Ihr müsst sie ja nicht benutzen.
Ich bestellte also eine Auswahl unterschiedlicher, jedoch für meine Begriffe zueinander passender Handtücher aus den Farbwelten Blau und Grau. Zweidreimal durchwaschen, bis die anfängliche, nervige Weichheit nachlässt - und auf einmal stapele ich sie im Bad an prominenter Stelle, lege Wert auf einheitliche Faltung und beschließe, nun Nägel mit Köpfen zu machen und auch noch die Waschlappen auszutauschen. (Ja, ich gehöre zu dieser Generation, und ein Waschlappen ist zu vielem Nütze.)
Sie ahnen, wohin das führt: Bei den Geschirrtüchern sieht die Lage nicht besser aus, hier haben die tapfersten Exemplare weit über 20 Jahre mitgearbeitet, und das sieht man ihnen an. Was für eine Erleichterung für das Auge, welche Freude beim Abtrocknen, wenn nun einheitliche, neue Tücher Ruhe und Verlässlichkeit ausstrahlen!
Ach - wegen "Butt", das ist deutsch ausgesprochen, Sie kennen doch die Geschichte vom Fischer und seiner Frau. Weil eines ist klar, man darf auch nicht übertreiben. Einmal auf dem Trip, meint man, nun auch fürs winzige Gästebad eine Ladung einheitlicher Hand-, Seif- und Gästetücher besorgen zu müssen und bestellt aus budgetären Gründen eine petrolfarbene Ladung der etwas günstigeren Art, die, einmal durchgewaschen und akkurat zusammengelegt, in ihren Fächern auch sehr schick aussieht.
Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
mine Fru, de Ilsebill,
will nich so, as ik wol will.
Bis man zu Vergleichszwecken mal einen solchen Waschlappen verwendet und schon beim ersten Auswringen das dunkelgrüne Wasser im Waschbecken bemerkt, dann seine dunkelgrünen Hände anschaut und denkt: Oh, besser noch mal waschen, die färben ja noch.
[Hier folgt ein textlicher Einschub mit 5 Waschgängen, einer innen komplett grün verfärbten Waschmaschine, die man aufwendig reinigen muss, testweise beigelegten aussortierten, weißen oder rosa Handtüchern, die danach intensiv durchgefärbt und nicht wiederzuerkennen sind, sowie zu spät bemerkten petrolfarbenen Flecken auf dem hellen Lieblingshoodie.]
Also immer schön langsam, ihr wisst ja, wie das sonst endet:
Da war die See ganz schwarz und dick und fing an, so von unten herauf zu schäumen, dass sie Blasen warf, und es ging so ein Wirbelwind über die See hin, dass sie sich nur so drehte. Und den Mann ergriff ein Grauen.
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Ihnen allen ein gutes neues Jahr!
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Das muss mit der Retrowelle zu tun haben, inzwischen fährt ja jedes dritte Auto mit "H"-Kennzeichen und die jungen Männer sehen aus wie früher auf den durchgekreuzten Terroristenplakaten in der Post. Und ich muss sagen, dass mir die analoge Technik von damals überaus sympathisch ist, was hier niemanden überraschen wird: Aber je penetranter sich jeder Kleinwagen schon beim Einsteigen beklagt, dass er keine Bluetoothverbindung zu meinem Telefon aufbauen kann, umso größer wird meine Sehnsucht nach einem Lada mit vier Gängen und vier Rädern. Und einer Kurbel.
Immer wird alles weggeschmissen, die Schmalfilme, die Videocassetten, die Projektoren, die Abspielgeräte, da nehme ich mich selber nicht aus: Rausch- und knacksfrei, farbtreu und gestochen scharf passt eine ganze Videothek auf die Festplatte, und meine Schallplattensammlung überstieg das Fassungsvermögen meiner Hosentasche natürlich um ein Vielfaches.
Was die Menschen sich alles ausgedacht haben, bin ich trotzdem oft gerührt, diese ausgefuchsten Mechanismen beim Filmtransport, das Schrägspurverfahren, die Hinterbandkontrolle. Und was für ein Wahnsinn, wie schnell und zielsicher so ein Elektronenstrahl über die Mattscheibe flimmert, und überträgt dabei punktgenau Farb- und Helligkeitsinformationen, 50 mal pro Sekunde in 625 analog codierten Zeilen, wobei das nur die halbe Wahrheit ist, da abwechselnd die geraden und die ungeraden Zeilen neu aufgebaut werden: Tatsächlich also 25 mal pro Sekunde ein neues Vollbild, durch diesen Trick aber erheblich weniger Flimmern, und auch darauf muss erst einmal jemand kommen.
50 * 625 = 31250
31250 / 2 = 15625
15625 mal pro Sekunde muss der Zeilentransformator handeln, das versetzt ihn natürlich in eine gewisse Eigenschwingung und die ganzen Kondensatoren gleich dazu, die nach seiner Pfeife tanzen müssen. Wobei, Stichwort Pfeife, Sie erinnern sich gewiss an dieses hohe Fernsehgeräusch damals: Das waren die 15625 Hertz, und das menschliche Gehör kann im Jugendalter Frequenzen etwa zwischen 20 und 20000 Hertz wahrnehmen, habe ich mal im Biologieunterricht gehört. Gehört habe ich dann auch als Erwachsener dieses vertraute Geräusch, wenngleich das Hörvermögen mit zunehmendem Lebensalter von oben her abnimmt: Hört ihr das nicht, fragte ich meine Altersgenossen, dieses Fernsehgeräusch, die 15625 Hertz, sie schauten ratlos, und irgendwann hatten sie dann auch recht, denn die analogen Röhrenfernseher verschwanden rapide und wurden durch seelenlose, flache HD-Monitore ersetzt.
Bis jetzt diese Retrowelle eingesetzt hat, das ist Ihnen bestimmt auch aufgefallen, dieses Fiiiiiiii überall, zwei Wochen lang geht das schon so und ich freue mich, dass die alte Technik wiederentdeckt und wertgeschätzt wird. So sehr, dass die Leute ihre Geräte anscheinend gar nicht mehr ausschalten, nachts nicht und am See draußen nicht.
Kann natürlich auch sein, dass die Auslaufrille von Sgt. Pepper gerade in den Charts ist.
Immer wird alles weggeschmissen, die Schmalfilme, die Videocassetten, die Projektoren, die Abspielgeräte, da nehme ich mich selber nicht aus: Rausch- und knacksfrei, farbtreu und gestochen scharf passt eine ganze Videothek auf die Festplatte, und meine Schallplattensammlung überstieg das Fassungsvermögen meiner Hosentasche natürlich um ein Vielfaches.
Was die Menschen sich alles ausgedacht haben, bin ich trotzdem oft gerührt, diese ausgefuchsten Mechanismen beim Filmtransport, das Schrägspurverfahren, die Hinterbandkontrolle. Und was für ein Wahnsinn, wie schnell und zielsicher so ein Elektronenstrahl über die Mattscheibe flimmert, und überträgt dabei punktgenau Farb- und Helligkeitsinformationen, 50 mal pro Sekunde in 625 analog codierten Zeilen, wobei das nur die halbe Wahrheit ist, da abwechselnd die geraden und die ungeraden Zeilen neu aufgebaut werden: Tatsächlich also 25 mal pro Sekunde ein neues Vollbild, durch diesen Trick aber erheblich weniger Flimmern, und auch darauf muss erst einmal jemand kommen.
50 * 625 = 31250
31250 / 2 = 15625
15625 mal pro Sekunde muss der Zeilentransformator handeln, das versetzt ihn natürlich in eine gewisse Eigenschwingung und die ganzen Kondensatoren gleich dazu, die nach seiner Pfeife tanzen müssen. Wobei, Stichwort Pfeife, Sie erinnern sich gewiss an dieses hohe Fernsehgeräusch damals: Das waren die 15625 Hertz, und das menschliche Gehör kann im Jugendalter Frequenzen etwa zwischen 20 und 20000 Hertz wahrnehmen, habe ich mal im Biologieunterricht gehört. Gehört habe ich dann auch als Erwachsener dieses vertraute Geräusch, wenngleich das Hörvermögen mit zunehmendem Lebensalter von oben her abnimmt: Hört ihr das nicht, fragte ich meine Altersgenossen, dieses Fernsehgeräusch, die 15625 Hertz, sie schauten ratlos, und irgendwann hatten sie dann auch recht, denn die analogen Röhrenfernseher verschwanden rapide und wurden durch seelenlose, flache HD-Monitore ersetzt.
Bis jetzt diese Retrowelle eingesetzt hat, das ist Ihnen bestimmt auch aufgefallen, dieses Fiiiiiiii überall, zwei Wochen lang geht das schon so und ich freue mich, dass die alte Technik wiederentdeckt und wertgeschätzt wird. So sehr, dass die Leute ihre Geräte anscheinend gar nicht mehr ausschalten, nachts nicht und am See draußen nicht.
Kann natürlich auch sein, dass die Auslaufrille von Sgt. Pepper gerade in den Charts ist.
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Leute sagen, ich sei in den Urlaub gefahren, noch gar nicht lange her soll das sein. Und manchmal kommt es mir tatsächlich so vor, als sei da etwas gewesen: Vage Erinnerungen an Kuhglocken und Motorsägenduft stellen sich dann ein, an Brettljausen und Bergwanderluft, und auch das Körpergedächtnis meldet sich bisweilen - drei Wochen Dauergrinsen schreiben sich hirnphysiologisch ein, da kannst du noch so griesgrämig in den Alltag schauen, das wirkt nach.
Zurück nach Hause also, bei dieser Hitze fühlt sich ohnehin alles flimmrig-fiebrig an, und je näher alles rückte, desto unwirklicher wurde es. Emotionale Amplituden, unsen letzten Gast verabschieden, einen unglaublich lieben Kerl aus Mexiko, der zum Schluss mütterlichen Abholbesuch bekommen hatte: Abends noch einmal Essen gehen am Fluss, frühmorgens Tränen weglächeln am Flughafen, dann arbeiten gehen. Zu Hause gründlich durchlüften, viel mehr Zeit blieb ja nicht, und das Bett frisch beziehen. Sich dabei nicht vorstellen können, dass sie nun bald wieder da sein wird, und zwischendurch abrupt begreifen: Das schnürt dir die Luft ab, da musst du dich hinsetzen, irgendwann gehst du ins Bett und träumst ganz intensiv.
Leute behaupten, ich hätte Urlaub gehabt, neulich erst und gar nicht mal so kurz. Es stimmt, ich war unterwegs, mir ging es gut, dann kam ich wieder und alles wurde irreal, dazu die Hitze und dieses fiebrige Flimmern: Mein tolles, liebes Kind ist wieder da, unglaublich, ich bin überglücklich. Und total erledigt.
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Uns trennten ein paar Jahre, das merkte man manchmal bei Kneipengesprächen über ZDF-Vierteiler oder Musik: Da wussten wir meist genau, wovon der andere sprach, aber wenn es zu früh in die 70er oder zu spät in die 80er ging, sagte man: Ja, doch, schon mal gehört, aber ...
Er kam aus dem Norden des einen Bundeslandes, ich aus dem Süden des anderen: Luftlinie ist das keine Strecke, und meist wussten wir genau, wovon der andere sprach, nur manchmal hatte man zwar schon mal gehört, aber ...
Wir stellten irgendwann fest, dass wir so gut wie Nachbarn waren, gerade mal ein Sträßchen auseinander. Das war, als ich das Programmieren lernte, und ab und zu, vor Klausuren, verabredeten wir uns zum Üben.
Noch öfter verabredeten wir uns nach den Klausuren. An diese Abende erinnere mich gerne, ein gemischter Weiterbildungshaufen mit ihm als informellem Klassensprecher: Vollkommen unerwartet waren das keine blutleeren IT-Nerds, sondern Menschen mit einem Leben, und wir haben viel gelacht damals.
Wir blieben in Kontakt, hatten gleichaltrige Kinder, und vor zehn Jahren sah ich in seinem Garten dabei zu, wie Deutschland bei der WM gegen Italien ausschied, das ist mir gestern wieder eingefallen. Manchmal luden wir uns gegenseitig zum Geburtstag ein.
Es gab nicht genügend Schulplätze im Stadtteil, da hängten wir uns beide rein, er aber hatte diese natürliche Art, den Organisator und Kohortenführer zu geben: Termine und Treffen und Telefonate, das lief alles über ihn, und ich habe sein Engagement bewundert. Schulelternsprecher, Stadtteilbeirat, so brachte er sich ein, und ich schätze Menschen, denen so etwas wichtig ist, ohne dass sie sich selber wichtig tun.
Die Kinder wollten ins Ausland, da setzten wir uns zusammen und besprachen die Möglichkeiten. Sein Sohn war ein Jahr früher dran, jetzt ist mein Mädchen unterwegs. Wenn wir uns trafen, sprachen wir darüber. Er hatte eine riesige Comicsammlung und lieh mir Watchmen, als es noch keiner kannte; ich schenkte ihm Didi & Stulle und begeisterte ihn für Fil, bei dessen Auftritten wir uns seither immer begegneten.
Sie kennen das ja, man nimmt sich vor: Den rufe ich bald mal wieder an, oder man trifft sich auf der Straße: Lass uns doch mal wieder!, und immerhin, das haben wir nie abreißen lassen. Trotzdem musste ich überlegen: Wann haben wir uns eigentlich zuletzt gesehen?
Das war, als mir jemand sagte, dem geht es nicht gut, und ich habe dann noch eine Zeit gebraucht, bis ich mich gemeldet habe. Dann holte ich ihn ab und wir gingen zur Kneipe, blieben stundenlang und rauchten viel. Das Leben ist nicht fair, sagte er, nachdem er fertig erzählt hatte, und du brauchst nichts zu sagen, man kann eh nichts dazu sagen. Von seinen letzten Konzertbesuchen erzählte er und dass er bald zu Fil nach Hamburg fährt, denn in Bremen tritt der erst im Herbst wieder auf. Sudoku konnte er immer gut, sagte er, und jetzt sitzt er stundenlang an einem, über dem steht: "Leicht", und bekommt es nicht hin. Oder eine Excel-Tabelle sortieren: Keine Chance, sagte er, und das als Programmierer.
Da arbeitete er schon nicht mehr, und wir liefen durch die Nacht nach Hause, man musste nebenbei ein wenig auf ihn aufpassen, da ihm das Geradeauslaufen Probleme machte, und trotzdem vergrub er sich nicht zu Hause: Konzertbesuche, Zugreisen und Kneipenabende wollte er sich anscheinend nicht nehmen lassen, das fand ich unglaublich stark, und wir redeten noch über Filme und Musik und dass wir uns bald wieder verabreden wollten.
Beim Markt kamen wir uns entgegen und unterhielten uns ein paar Minuten, da musste ich weiter und sagte, ich melde mich noch vor meinem Urlaub, er ging mit Stock und sagte: Ja, besser du meldest dich, für mich ist das etwas schwer gerade. Ich bin dann in den Urlaub gefahren, schrieb noch eine Mail: "... und melde mich danach", aber das wird nicht mehr passieren.
Er hat hier gerne mitgelesen, das sagte er mir regelmäßig, und ich winkte ab: Doch, meinte er, ist immer eine angenehme Atmosphäre, freundliche Menschen, und als solchen werde ich ihn in Erinnerung behalten.
Er kam aus dem Norden des einen Bundeslandes, ich aus dem Süden des anderen: Luftlinie ist das keine Strecke, und meist wussten wir genau, wovon der andere sprach, nur manchmal hatte man zwar schon mal gehört, aber ...
Wir stellten irgendwann fest, dass wir so gut wie Nachbarn waren, gerade mal ein Sträßchen auseinander. Das war, als ich das Programmieren lernte, und ab und zu, vor Klausuren, verabredeten wir uns zum Üben.
Noch öfter verabredeten wir uns nach den Klausuren. An diese Abende erinnere mich gerne, ein gemischter Weiterbildungshaufen mit ihm als informellem Klassensprecher: Vollkommen unerwartet waren das keine blutleeren IT-Nerds, sondern Menschen mit einem Leben, und wir haben viel gelacht damals.
Wir blieben in Kontakt, hatten gleichaltrige Kinder, und vor zehn Jahren sah ich in seinem Garten dabei zu, wie Deutschland bei der WM gegen Italien ausschied, das ist mir gestern wieder eingefallen. Manchmal luden wir uns gegenseitig zum Geburtstag ein.
Es gab nicht genügend Schulplätze im Stadtteil, da hängten wir uns beide rein, er aber hatte diese natürliche Art, den Organisator und Kohortenführer zu geben: Termine und Treffen und Telefonate, das lief alles über ihn, und ich habe sein Engagement bewundert. Schulelternsprecher, Stadtteilbeirat, so brachte er sich ein, und ich schätze Menschen, denen so etwas wichtig ist, ohne dass sie sich selber wichtig tun.
Die Kinder wollten ins Ausland, da setzten wir uns zusammen und besprachen die Möglichkeiten. Sein Sohn war ein Jahr früher dran, jetzt ist mein Mädchen unterwegs. Wenn wir uns trafen, sprachen wir darüber. Er hatte eine riesige Comicsammlung und lieh mir Watchmen, als es noch keiner kannte; ich schenkte ihm Didi & Stulle und begeisterte ihn für Fil, bei dessen Auftritten wir uns seither immer begegneten.
Sie kennen das ja, man nimmt sich vor: Den rufe ich bald mal wieder an, oder man trifft sich auf der Straße: Lass uns doch mal wieder!, und immerhin, das haben wir nie abreißen lassen. Trotzdem musste ich überlegen: Wann haben wir uns eigentlich zuletzt gesehen?
Das war, als mir jemand sagte, dem geht es nicht gut, und ich habe dann noch eine Zeit gebraucht, bis ich mich gemeldet habe. Dann holte ich ihn ab und wir gingen zur Kneipe, blieben stundenlang und rauchten viel. Das Leben ist nicht fair, sagte er, nachdem er fertig erzählt hatte, und du brauchst nichts zu sagen, man kann eh nichts dazu sagen. Von seinen letzten Konzertbesuchen erzählte er und dass er bald zu Fil nach Hamburg fährt, denn in Bremen tritt der erst im Herbst wieder auf. Sudoku konnte er immer gut, sagte er, und jetzt sitzt er stundenlang an einem, über dem steht: "Leicht", und bekommt es nicht hin. Oder eine Excel-Tabelle sortieren: Keine Chance, sagte er, und das als Programmierer.
Da arbeitete er schon nicht mehr, und wir liefen durch die Nacht nach Hause, man musste nebenbei ein wenig auf ihn aufpassen, da ihm das Geradeauslaufen Probleme machte, und trotzdem vergrub er sich nicht zu Hause: Konzertbesuche, Zugreisen und Kneipenabende wollte er sich anscheinend nicht nehmen lassen, das fand ich unglaublich stark, und wir redeten noch über Filme und Musik und dass wir uns bald wieder verabreden wollten.
Beim Markt kamen wir uns entgegen und unterhielten uns ein paar Minuten, da musste ich weiter und sagte, ich melde mich noch vor meinem Urlaub, er ging mit Stock und sagte: Ja, besser du meldest dich, für mich ist das etwas schwer gerade. Ich bin dann in den Urlaub gefahren, schrieb noch eine Mail: "... und melde mich danach", aber das wird nicht mehr passieren.
Er hat hier gerne mitgelesen, das sagte er mir regelmäßig, und ich winkte ab: Doch, meinte er, ist immer eine angenehme Atmosphäre, freundliche Menschen, und als solchen werde ich ihn in Erinnerung behalten.
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Sie kennen das ja: Bei der wöchentlichen Rasur trägt man die Stoppeln nicht einfach ab, sondern lässt bis zum Schluss einen albernen Kinnbart stehen. Oder man schert nur eine Seite und tut völlig normal, wenn der Paketzusteller eine Unterschrift möchte. Oder man kommt mit einem Lemmy-Kilmister-Sadistenbart zum Frühstück.
"Du musst doch aber auch Rücksicht auf deine Mitmenschen nehmen", sprach vor Jahrzehnten die Mitbewohnerin, als ich mich eines morgens mühsam auf Sportlehrer getrimmt hatte und mit meinem Schimanski-Schnauzer darauf bestand, dass ich so endlich auch Biologie auf Lehramt studieren könne. Und geben Sie's doch zu, als Letztes bleibt immer ein Quadrat unter der Nase und man will irgendwas ausrradierrren. So jedenfalls gestern bei mir, ich bin dann erst mal zum Frühstück gegangen und die kennen das ja, die sagen schon nichts mehr, nur dass ich auf dem Markt an den Salat denken soll.
Alle waren sehr freundlich zu mir, dauernd dachte ich: Da schimpft man immer über seine griesgrämigen und verbitterten Mitbürger, aber schau nur, wie sie lächeln, auch der gute Bekannte, den du noch getroffen hast, und später im Supermarkt die Leute und vor allem die Frau an der Kasse, richtig nett alle!
"Warst du so einkaufen?", und ich dachte: Ist ja Samstag, ist ja schönes Wetter, da kann man doch mal eine kurze Hose anziehen, bei der Arbeit würde ich das ja nicht machen, aber doof ist das schon, dass es für Frauen so schöne Sommersachen gibt, die ganzen Kleidchen jetzt wieder, und Männer können entweder aussehen wie ganz große Grundschüler oder halt schwitzen, also klar war ich so einkaufen, und ich habe gerade noch einen schönen Kopf Salat bekommen.
Abends dann zu Gast bei guten Freunden, da bringt jeder eine Kleinigkeit zu Essen mit und es ist immer zu viel, aber lecker: Suppe, Hirseschnitten, Salate, Hefeteigdinger mit Pilzfüllung, und das hier ist die Lisa und das sind Helga und Klaus, und das ist der nnier, hallo, angenehm. Nach je zwei Partien Mystery oder wie das heißt und Codenames hängt nachts im Bad so ein Spiegel und man schaut rein und lacht, weil keiner was sagt, erst auf dem Heimweg erfährt man, dass die eine gefragt hat, sag mal, hat der eigentlich schon immer einen Bart?
Nachdem ich neulich schon den ganzen Tag eine Primark-Tüte durch die Firma getragen habe, steht mir der Sinn nach weiteren sozialen Experimenten:
- Im Meeting ein T-Shirt "Bier rein / Bier raus" (Pfeil nach oben / Pfeil nach unten) tragen
- Mit einem Hummer zur Arbeit fahren
- Dabei den Chef vom Fahrrad hupen
- Einen "SPD"-Button anstecken
- Samantha Fox als Bildschirmhintergrund einrichten
- Das Lied "Hallo, guten Morgen, Deutschland" von Willy Astor als Klingelton einstellen
Der Rasierer ist vorhin runtergefallen, gleich beim Einschalten, aber ich habe sofort ein neues Scherblatt bestellt, das kommt schon in wenigen Tagen.
"Du musst doch aber auch Rücksicht auf deine Mitmenschen nehmen", sprach vor Jahrzehnten die Mitbewohnerin, als ich mich eines morgens mühsam auf Sportlehrer getrimmt hatte und mit meinem Schimanski-Schnauzer darauf bestand, dass ich so endlich auch Biologie auf Lehramt studieren könne. Und geben Sie's doch zu, als Letztes bleibt immer ein Quadrat unter der Nase und man will irgendwas ausrradierrren. So jedenfalls gestern bei mir, ich bin dann erst mal zum Frühstück gegangen und die kennen das ja, die sagen schon nichts mehr, nur dass ich auf dem Markt an den Salat denken soll.
Alle waren sehr freundlich zu mir, dauernd dachte ich: Da schimpft man immer über seine griesgrämigen und verbitterten Mitbürger, aber schau nur, wie sie lächeln, auch der gute Bekannte, den du noch getroffen hast, und später im Supermarkt die Leute und vor allem die Frau an der Kasse, richtig nett alle!
"Warst du so einkaufen?", und ich dachte: Ist ja Samstag, ist ja schönes Wetter, da kann man doch mal eine kurze Hose anziehen, bei der Arbeit würde ich das ja nicht machen, aber doof ist das schon, dass es für Frauen so schöne Sommersachen gibt, die ganzen Kleidchen jetzt wieder, und Männer können entweder aussehen wie ganz große Grundschüler oder halt schwitzen, also klar war ich so einkaufen, und ich habe gerade noch einen schönen Kopf Salat bekommen.
Abends dann zu Gast bei guten Freunden, da bringt jeder eine Kleinigkeit zu Essen mit und es ist immer zu viel, aber lecker: Suppe, Hirseschnitten, Salate, Hefeteigdinger mit Pilzfüllung, und das hier ist die Lisa und das sind Helga und Klaus, und das ist der nnier, hallo, angenehm. Nach je zwei Partien Mystery oder wie das heißt und Codenames hängt nachts im Bad so ein Spiegel und man schaut rein und lacht, weil keiner was sagt, erst auf dem Heimweg erfährt man, dass die eine gefragt hat, sag mal, hat der eigentlich schon immer einen Bart?
Nachdem ich neulich schon den ganzen Tag eine Primark-Tüte durch die Firma getragen habe, steht mir der Sinn nach weiteren sozialen Experimenten:
- Im Meeting ein T-Shirt "Bier rein / Bier raus" (Pfeil nach oben / Pfeil nach unten) tragen
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- Dabei den Chef vom Fahrrad hupen
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Der Rasierer ist vorhin runtergefallen, gleich beim Einschalten, aber ich habe sofort ein neues Scherblatt bestellt, das kommt schon in wenigen Tagen.
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Es geht so einfach: Ein paar Esslöffel Essig, ein paar Esslöffel Öl, etwas Salz, etwas mehr Zucker miteinander verrühren. Über kleingeraspelte Möhren oder Sellerie schütten, durchmischen und eine Nacht lang im Kühlschrank einwirken lassen. Man kann dann morgens, mittags und abends davon essen, vor allem, wenn auch noch jemand was Feines aus Roter Bete und richtig schmackigen Kartoffelsalat gebastelt hat.
Mjamski. Warum mache ich das nicht öfter?
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