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Bītoruzumashin-san
nnier | 11. Dezember 2022 | Topic Ja nee


Penīrēn, Osaka, ca. 1968

Ein weniger bekanntes Sammelgebiet sind die Bītoruzu-ki. Es handelt sich dabei um zumeist vierfarbig bedruckte Apparate (Buriki nô hako) aus gestanztem Blech. Japanische Väter erwarben diese in den 60er Jahren zumeist als Bausatz, da fertige Modelle für Normalverdiener kaum zu bezahlen waren, und saßen nach zwölfstündiger Arbeit abends monatelang über niedrige Tische gebeugt, um ihren Kindern eines Tages die ersehnte Bītoruzumashin überreichen zu können.



Kanojo wa anata o aishite iru, Sendai, ca. 1965

Der Mechanismus war durchaus verzwickt, und wenn überhaupt eine Bauanleitung beilag, so war diese winzig auf ein einziges Blatt aus grobem Papier gedruckt.



Sutekina rita, Sapporo, 1969

Es gibt deswegen mehr unvollendete als tatsächlich in Betrieb genommene Exemplare. Was funktionierte, wurde von japanischen Kindern begeistert jahrelang benutzt, worunter naturgemäß die Mechanik litt, abends auch mal im Sandkasten vergessen oder in der Judotasche achtlos auf den Boden der Umkleidekabine geschleudert.



Misutāmasutādo, Sendai, ca. 1970

Heute noch ein funktionierendes Modell zu finden, ist deshalb quasi unmöglich. Jedoch existiert eine rührige, weltweite Sammlerszene, die sich gegenseitig mit Tipps und Ersatzteilen aushilft.



Kuroi tori, Tokyo, 1969

Wenn es tatsächlich jemandem gelingt, eine unbekannte Bītoruzumashin aufzutreiben und in funktionsfähigen Zustand zu versetzen, feiert man gemeinsam in speziellen Foren und wünscht einander Jukuren shita handa gote ("geschickte Lötkolben").



Watashi to watashi no saru o nozoite, daremoga nanika o kakushite iru, Fukuoka, ca. 1968

Die Ursprünge der Bītoruzu-ki sind wenig erforscht. In Sammlerkreisen herrscht Einigkeit darüber, dass die von ihnen salopp "Blechkästen" genannten Apparate unabhängig voneinander in verschiedenen Regionen Japans etwa Mitte der 1960er Jahre entwickelt worden sein müssen. Zu unterschiedlich der Aufbau, zu verschieden die verwendete Technik, um von einem großen nationalen Hersteller ausgehen zu können. Vermutet wird vielmehr, dass unterschiedliche lokale Blechspielzeughersteller mit der Bītorumania in Kontakt kamen und dazu eine Geschäftsidee entwickelten.



Gunsō peppā, Tokyo, 1968

So gibt es Bītoruzu-ki mit Schwungrädern wie das oben abgebildete Modell, das zusätzlich durch einen Kreiselmechanismus stabilisiert wird.



Watashi wa anata no te o nigitte itai, Fukuoka, 1965

Einfachere Varianten, wie man sie häufig in und um Fukuoka finden konnte, werden durch ein Uhrwerk angetrieben und sind an ihrem besonders blechernen Klang zu erkennen.



Watashi no kuruma de unten shite kudasai, Fukuoka, ca. 1966

Später wurden hier zumindest Stopp- und Wiederholfunktionen hinzugefügt. Dieses Modell hat zusätzlich eine rudimentäre Lautstärkeregelung verbaut, indem die Schallöffnung mechanisch mehr oder weniger verschlossen werden kann.



Dōro de yatte mimasen ka, Sendai, ca. 1970

Einen ganz anderen, elektromagnetischen Ansatz wählte man von Anfang an in Sendai. Nur die Oberklasse konnte es sich leisten, ihren Kindern eine solche Bītoruzumashin ins Zimmer zu stellen. Sie gehören heute zu den gesuchtesten Modellen, zugleich sind sie kaum noch verwendbar, da die eingebauten Magnetbänder sich zersetzen und Batterien mit japanischer Spannung praktisch nicht mehr zu bekommen sind.

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