Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Give Me Your Heart Tonight
nnier | 31. Dezember 2009 | Topic In echt


Ganz so viel hat sich eigentlich nicht verändert. Er hier z.B. ist immer noch da, am Fuße der Kirche, die gerade eingerüstet ist und von deren Dach sie im vergangenen Jahr irgendwas Goldenes gestohlen haben. Dann hat's jemand gemerkt, nach ein paar Wochen, und hoppla, wir dachten, dass ihr die abgeschraubt habt!? Nein, warum sollten wir? Das ist doch eure ...? Na, und dann stand es in der Zeitung, und dann haben Scherzbolde zugegeben, dass sie es waren, in einer trunkenen Nacht.



Ein paar Jahre zuvor, an einer anderen Kirche in der Stadt, haben Jugendliche gezündelt. Der Turm war gerade renoviert worden, das Gerüst stand noch da, sie haben das wohl nicht ganz richtig eingeschätzt mit ihren Feuerzeugen, und ich musste mir immer vorstellen, wie es so ist, wenn man ankommen muss: Papa, mir ist da was ganz Blödes ...



Mir wäre ja auch mal fast was ganz Blödes. Die ganze Sache fing damit an, dass ich auf den Gedanken verfiel, mit den Knallkörpern nicht immer nur akustische, sondern auch mal ballistische Experimente zu veranstalten. Ich überlegte also, womit bzw. worin man den nötigen Druck erzeugen könnte, und welches Projektil sinnvoll zu verwenden wäre.



Eine alte Fußballpumpe erwies sich dann als brauchbar. Man stopfte den Böller hinein, und dort, wo sonst der Metallstab heraustrat, fummelte man die Zündschnur hindurch. Ein dicker Korken, mit Kreppband umwickelt, verschloss das Rohr von der anderen Seite. Das metallene Pumpengehäuse hatten wir noch schnell auf eine Holzplatte geschraubt, bevor die Zündung erfolgte und all unsere Erwartungen übertraf.



Wohin das alles im weiteren führte, können Sie sich ja denken. Trotzdem muss ich sagen, dass ich recht froh über den geistigen Impuls war, der mich eines Sylvesterabends durchzuckte. Denn eine Sache ist es, eine leere Sektflasche mit gezündetem Böller zu bestücken, schnell den Plastikkorken draufzuprügeln und sich über die erreichte Flughöhe des Objekts zu freuen, das eine Minute später wieder den Boden erreicht. Eine weitere Sache ist es, das alles immer souveräner und quasi mit links abzuhandeln, Böller anzünden, reinfallen lassen, Korken abschießen. Aber eine ganz andere Sache ist es, die Flasche in die Hand zu nehmen, um damit eine ballistisch besonders beeindruckende Flugbahn hinzulegen. Die Zündschnur brannte, ich freute mich auf den Abschuss, doch irgendwas, irgendwas flüsterte in mir: Stell sie doch lieber noch mal hin. Und so kommt es, dass ich zwei Hände habe und sehen kann.

Also, passen Sie auf sich auf, kommen Sie gut ins neue Jahr, und wir alle müssen vielleicht nur ein wenig Geduld aufbringen, dann klappt das schon und es kommt jemand, der unsere Shakin-Stevens-Buttons kauft.

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monopixel, Donnerstag, 31. Dezember 2009, 18:52
Schön wäre, wenn von brennenden Kirchen und auch sonstiger Gebäude abgesehen wird, dann kann man um 12 auch mit Pink Champagne anstoßen.

Ihnen alles Gute für 2010.

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nnier, Donnerstag, 31. Dezember 2009, 21:37
Für die guten Wünsche vielen Dank - und Ihnen ebensolches! Das Lied vom Schüttelstefan (sorry; musste sein; bin mit Werner Reinke sozialisiert) klingt für meine Ohren ungefähr so, als habe man es in den 80ern aufgenommen, eine Weile liegen lassen und irgendwann doch veröffentlicht; so wie auch manch späteres Werk von Foreigner oder Human League. Weisen denn die Kommentare unter dem Video womöglich darauf hin, dass er inzwischen eine osteuropäische Spätkarriere verfolgt?

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venice_wolf, Freitag, 1. Januar 2010, 05:43
Jaja, die Knallerei, und was sie so attraktiv macht... da koennte ich ein Buch darueber schreiben, angefangen von den Minicracker und Pfeifraketen mit denen man im jungen Alter Kuhfladen in die luft sprengte, ueber 100er Box Raudi und Pirat und groeberen Sachen die ich schon monatelang vor Sylvester bei skrupellosen Trafiken erstand (oder durch gewiefte Freunde an dessen ex Kinderzimmer ich heute mit Horror zurueckdenke, was da los war an Schiesspulver)

Interessant war es z.B. im genauen Minutentakt unzaehlige Knaller vom Balkon werfen bis soviel Besenversehene Leute hochschauten das man lieber was essen ging... ich weiss eigentlich gar nicht mehr, ob ich dann Sylvester noch was da hatte, wahrscheinlicher war es aber dass ich in dieser Nacht nix verschwenden wollte und ab 1/1 ohne Eile wieder auf den Balkon ging... solange der Vorrat reicht.

Auf einem entlegenen Kaerntner Bauernhof spielte ich mit dem Bauernsohn mit einer Metalldose, die man mit etwas Karbid und Wasser fuellen musste und schnell den Deckel rauf... weiss Gott wo er das Zeug herhatte... nach kurzer Zeit reichte es kraeftig auf die Dose zu steigen (seitlich) und ein brennenedes Streichholz an das kleine Loch im Dosenboden halten....WUUUMS und der Deckel war gleich 100 Meter entfernt. Zum Glueck habe ich nicht hybride Test veranstaltet, das haette man ueber alle Berge gehoert...

Doch zurueck zu Sylvester, das feiern wir gerade:
damals gab's diese Sachen nicht,
http://www.oe24.at/oesterreich/chronik/wien/Eltern-verbieten-Silvester-Nacktlauf-0607580.ece
sonst haette ich vielleicht die Kracher gar nicht gekauft


ALLES LIEBE UND GUTE FUER 2010 !!!

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nnier, Freitag, 1. Januar 2010, 14:47
Solche Vorräte, um irgendwie übers Jahr zu kommen, hatte ich auch immer. Und dann doch ausreichend Restvernunft bzw. manchmal pures Glück, um ohne bleibende Schäden davonzukommen. (Kuhfladen gab's in unserer Gegend zwar weniger, aber auch im Uferschlamm lassen sich ja interessante Effekte erzielen.)

Zum verlinkten Artikel: Glücklicherweise gibt es auch in Österreich noch ein paar verantwortungsbewusste Erziehungsberechtigte, die ihre jugendlichen Töchter daran hindern, solche Dinge zu tun, ohne an die Folgen zu denken - angesichts der Erkältungsgefahr um diese Jahreszeit.

Und auch dir und den deinigen die besten Wünsche fürs neue Jahr!

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monolog, Freitag, 1. Januar 2010, 16:23
Na, Sie waren ja ein Halunke ;)
Glücklicherweise brauchte es für meine Heilung vom Böllern nur einen Zisselmann in meinen eigenen Haaren, dem eine Menge selbiger zum Opfer fielen.
Shakin Stevens war mir schon damals suspekt - ich werde also leider keiner sein, der Sie zu unerwartetem Reichtum bringt ;) Ein gutes 2010 wünsche ich natürlich trotzdem.

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nnier, Freitag, 1. Januar 2010, 16:25
Ach, was soll ich sagen. Zisselmann, genau.



Aber er hört ja nich.

Ihnen auch die besten Wünsche!

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monolog, Samstag, 2. Januar 2010, 17:37
Ich hoffe ja mal, das ist keine neue Wunde.

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nnier, Samstag, 2. Januar 2010, 18:12
Na ja. Anfang des Jahres.

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hora sexta, Samstag, 2. Januar 2010, 18:22
Was für schönes Augenblau, Augengrau! Ihres?

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nnier, Samstag, 2. Januar 2010, 23:35
Die Apothekerin suchte mir dazu eine Salbe in kräftigem Jod-Orange heraus, als Lidschatten bildet sie einen interessanten Komplementärkontrast, fast hätte ich gesagt: Komplimentär-, ach, ich werde ja ganz rot.

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hora sexta, Samstag, 2. Januar 2010, 23:47
 Foto! Ein Foto!  Wie, sie gab Ihnen Jod, wo Sie doch um ihr heart tonight gebeten hatten? Da müssen Sie aber nochmal hin!

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nnier, Sonntag, 3. Januar 2010, 00:14
Sie! Aber es ist Winter. Es geht nur mit Blitzlicht.



Sie wissen nicht zufällig, ob Augenbrauen ... nachwachsen?

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hora sexta, Sonntag, 3. Januar 2010, 00:25
Doch, das tun sie. Das weiß ich sicher. Dauert nur ein wenig. Gute Besserung!

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monolog, Sonntag, 3. Januar 2010, 15:36
Jedenfalls kleidet das Jodgelb Sie wirklich, äh, gut.

Ich spar mir jetzt den Witz, dass das hätte ins Auge gehen können (mir wurde er neulich nicht erspart, als der kleine Kater mir mal aus Schreck das Oberlid mit seiner reizenden Kralle aufritzte).
Gut jedenfalls, dass das Ding da oben sitzt und nicht was tiefer.

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nnier, Sonntag, 3. Januar 2010, 20:50
Zeit, endlich eine New-Romantics-Band zu gründen.

Maunz! Ein Hoch auf die Reflexe, bzw.: Ein Wimpernschlag später, und ...!

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vert, Sonntag, 3. Januar 2010, 23:10
jetzt sagen sie mir doch mal eins: wie kommt der - wie nannten sie ihn - zisselmann dahin?

gute besserung und gutes neues jahr, trotz aller shakin'-stevens-zeitreisen.

(und wie heißt es dort oben?: "ABRÜSTUNG im Kinderzimmer!")

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nnier, Sonntag, 3. Januar 2010, 23:45
Es war eine Hölle. Die Abschussrampe war umgefallen. "Die Lunte brennt, verdammt, Jerry!", schrie Decker mit verzerrtem Gesicht. Und fiebernd bemerkte er, dass die Rakete auf eine Ansammlung unschuldiger, minderjähriger Zivilisten zeigte. Immer wieder eingeübte, längst in sein Unbewusstes hinabgesunkene Bewegungsabläufe geschahen nun mit ihm, sein Denken gab die Kontrolle bereitwillig ab, und er beobachtete sich selbst dabei, wie er mechanisch auf diese Doomsday-Maschine zurannte, mit dem Fuß weit ausholte, dem Ding einen Tritt versetzte, das dann feuerspeiend über den Boden raste und dort einen wilden, todbringenden Tanz aufführte. Hektisch sah er sich um, die Kinder waren in Sicherheit, doch noch war nichts gerettet, denn die Höllenmaschine begann, bunte Sternchen zu werfen, er warf sich zur Seite, er spürte den Einschlag nicht, es roch nach Verbranntem und dann gab es lecker Sekt und jemand kam mit diesen Glückskeksen.

Auch Ihnen ein gutes neues Jahr! Und dass Sie ein genauer Leser sind, weiß man ja.

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jean stubenzweig, Montag, 4. Januar 2010, 01:50
Was bitte ist hier mit «Zisselmann» gemeint? Hat das etwas mit der Silvesterknallerei und der Vorphase zu Aspirin zu tun?

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vert, Montag, 4. Januar 2010, 01:53
kleinste knaller - durchschlagende wirkung (man muss sie nur nah genug am körper tragen)

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nnier, Montag, 4. Januar 2010, 10:46
"Zisselmann" ist nicht meine Wortschöpfung; ich interpretiere es im Sinne von "Brutzler".

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monolog, Montag, 4. Januar 2010, 11:55
ad Zisselmann: Ich kann doch auch nichts dafür, dass man die Dinger in meiner Heimatregion so nannte :)

Nach einer eiligen Suche im Netz kann ich mich ggf. dahingehend berichtigen, dass jemand sie mit einem "s" schrieb - insgesamt taucht der Ausdruck aber verdächtig wenig auf. Egal, wurde ja verstanden. Brutzler wiederum kenne ich nicht.

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monnemer, Freitag, 1. Januar 2010, 16:53
Huhu!

Bleigießen hätte wohl ein unförmiges Jahr prognostiziert, deswegen hab ich´s gleich gelassen.

Ich wünsche Ihnen viele schöne Beiträge hier!

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nnier, Freitag, 1. Januar 2010, 17:41
Bei mir wären Shakin-Stevens-Plaketten daraus geworden, da bin ich mir ziemlich sicher. Möglicherweise hätte sich zudem ein Tropfen auf die andere Braue verirrt - und ich mich zum frühzeitigen Jahressieger in der Kategorie Thompson-Twin-Number-Three-Lookalikes küren lassen können; und das ist ja immerhin etwasTM (ich überlege, das neue Jahr unter dieses Motto zu stellen).

Dank für Ihre Wünsche, denen ich mich anschließe. Schließlich bin ich selbst ganz gespannt, wie es hier weitergeht.

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venice_wolf, Freitag, 1. Januar 2010, 18:13
Bin ich froh das es auch heuer mit diesem Blog weitergeht. Die weihnachliche Sendepause gab mir zu denken dass alle Shakin' Stevens buttons teuer an den Mann gebracht wurden und das sich so der Bloginhaber mit der Kohle nach Gran Canaria absetzte.

Ich entschuldige mich auch heuer im vorhinein fuer etwaige Schraibfeller aber
1) sollte ich nicht am 7" Netbook ohne Brille werkeln (herumspielen)
2) als venice_wolf kann schon mal ein Patzer passieren
3) nach einer auf Facebook (mit Netbook) verbrachten Sylvesternacht, als Moderator fuer Staedteimpressionen aus der Welt sollte man auch nicht ran - das betrifft Logik, Satzbildung und Denkplattformen.
4) so ich muss die Popeye DVD wieder ankurbeln

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nnier, Freitag, 1. Januar 2010, 21:51
Die weihnachtliche Sendepause war mir das Gegenteil von Denken. Ich habe vor mich hingestarrt, mich auf die Seite gedreht, gegessen, den Himmel betrachtet, mich wieder umgedreht. Ich bin spazierengegangen, habe gegessen, geschlafen, mich umgedreht, in den Himmel geschaut. Bin ein wenig umhergelaufen, habe mich gestreckt, umgedreht und nach einem Blick in den Himmel die Augen geschlossen. Dann essen, herumspazieren, Schnee ansehen, vor mich hin starren. Umdrehen. Hinausschauen.

Ich hätte, so scheint es mir, noch eine Weile so weitermachen können, im Kopf diese angenehme Leere, friedlich existieren, wenig denken.

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venice_wolf, Samstag, 2. Januar 2010, 06:47
Ich habe das Jahresende (das schon was bedeutet) auch ziemlich flat ausklingen lassen. Den Weihnachtsfummel und Stress aus einer hoeren Ebene ueberhoert, die paar Sachen die zu tun waren so lange herumgetroedelt bis es dann zu spaet war (ach jetzt habe ich es doch nicht geschafft !), allen anstrengenden Einladungen und Essen entkommen, mich auf die wesentlichen Sachen u. Personen konzentriert, die wirklich wichtig, sind und vor allem nicht tonnenweise mail u sms in die Welt gedonnert...
"Reset" taste gedrueckt, "clean files", und da ich schon dabei war auch "scandisk"

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