- Ich dachte, wir sind da so richtig viele Schüler in allen Kursen, aber bei dem einen sind wir nur 24, OK, zwei haben wohl gefehlt. Bei den meisten Kursen sind wir locker 30. Es sind viel zu wenige Tische und noch weniger Stühle da. Die Stühle, die da sind, wurden irgendwie vom Dachboden geholt. Die Behörde hat vergessen, Tische und Stühle zu bestellen. Die machen das jetzt aber.(In Bremen ist die Schule ist wieder losgegangen. Bericht über den ersten Tag in der Oberstufe.)
- Aber wie habt ihr denn dann, wenn da zu wenige ... ?
- Na, manche sitzen dann halt auf dem Tisch oder auf dem Boden.
Aber auch bei den jüngeren Kindern ist auf manche Dinge Verlass, dazu gehört die musikalische Untermalung bei den Auftritten des Schulzirkus oder der Dance'n'Move AG. Ich will nicht lästern. Aber muss es immer, immer der Baumwollaugenjoseph sein? Aus Schweden ist doch wahrlich genug musikalisches Unglück über die Welt gebracht worden. Und irritierend ist es auch, wenn die elfjährigen Mädchen von Rhythm & Dance lasziv die Hüften kreisen lassen und sich mit den Händen irgendwo entlangfahren, diese industrielle und stereotype Musikvideoerotik verstört mich umso mehr, wenn Kindergesichter beteiligt sind - Vorschlag, baut doch künftig gleich so eine Stange auf die Bühne, oder warum gibt's eigentlich für die neuen fünften Klassen gar keine Lapdance AG? Alles hat seine Zeit, dachte ich! Wozu muss eine Sechstklässlerin auftreten und ein altes Gospellied zersingen, mit dieser immer gleichen und plastikhaften technischen Perfektion, die man mit Sarah Connor und Céline Dion usw. verbindet - kein Millimeter Ausdruck, alles vom Reißbrett, jede scheinbar individuelle Verzögerung oder Tonhöhenschwankung tausendmal geübt, nur ist es eben eine Elf- oder Zwölfjährige, die da für hunderte offene Münder sorgt, weil sie so eine "tolle Stimme" hat, und mir jagt es nichts als einen Grusel über den Rücken.
Zum Glück gibt's auch einen Chor, in dem fröhliche Kinder schöne Lieder singen. Und weil das die gute Nachricht ist, setze ich noch einen drauf und verrate Ihnen, dass dieses schöne Lied zur Zeit in sehr guter Qualität (320 kBit/s) als Download verschenkt wird.
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ein nachbar,
Dienstag, 11. August 2009, 12:42
Leider konnte ich der Premiere nicht beiwohnen und bei der darauf folgenden Aufführung fehlte die von Ihnen beschriebene Solistin. Stimmbandzerrung oder vom Fleck weg engagiert?
Neben dem wirklich schwer erträglichen "Cotton Eye Joe" ist mir allerdings noch etwas anderes aufgestoßen:
Die Theater-AG brachte eine Szene aus ihrem nächsten Stück ("Trailer"). Der Inhalt kurz: Eine Prinzessin soll verheiratet werden, hat aber ihren eigenen Kopf, die Prinzen sind alle doof, ... und wie es weitergeht erfahren wir bei der Aufführung bzw. will ich eigentlich gar nicht wissen.
Das Stück erinnert mich stark an das Theaterstück, das bei der Verabschiedung der 4. Klassen an der Grundschule meines Sohnes aufgeführt wurde. Der Inhalt kurz: Eine Prinzessin soll verheiratet werden, hat aber ihren eigenen Kopf, die Prinzen sind alle doof und sie heiratet den lustigen Spielmann.
1979 war das Motiv vielleicht ein Hit: mutig, aufklärerisch, emanzipatorisch, ... aber 2009? Es wirkt oft peinlich, wenn mit rebellischem Gestus offene Scheunentore eingerannt werden.
Oder ich habe eine verzerrte Wahrnehmung und die weibliche Hälfte der Jugend droht wirklich zwischen Zwangsheirat und Prinzessin Lillifee-isierung zerrieben zu werden? Dann habe ich nichts gesagt.
Neben dem wirklich schwer erträglichen "Cotton Eye Joe" ist mir allerdings noch etwas anderes aufgestoßen:
Die Theater-AG brachte eine Szene aus ihrem nächsten Stück ("Trailer"). Der Inhalt kurz: Eine Prinzessin soll verheiratet werden, hat aber ihren eigenen Kopf, die Prinzen sind alle doof, ... und wie es weitergeht erfahren wir bei der Aufführung bzw. will ich eigentlich gar nicht wissen.
Das Stück erinnert mich stark an das Theaterstück, das bei der Verabschiedung der 4. Klassen an der Grundschule meines Sohnes aufgeführt wurde. Der Inhalt kurz: Eine Prinzessin soll verheiratet werden, hat aber ihren eigenen Kopf, die Prinzen sind alle doof und sie heiratet den lustigen Spielmann.
1979 war das Motiv vielleicht ein Hit: mutig, aufklärerisch, emanzipatorisch, ... aber 2009? Es wirkt oft peinlich, wenn mit rebellischem Gestus offene Scheunentore eingerannt werden.
Oder ich habe eine verzerrte Wahrnehmung und die weibliche Hälfte der Jugend droht wirklich zwischen Zwangsheirat und Prinzessin Lillifee-isierung zerrieben zu werden? Dann habe ich nichts gesagt.
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nnier,
Dienstag, 11. August 2009, 13:11
Oder der Voice-Chip war defekt. Womöglich gibt es so etwas in irgendwelchen Kindercastingshows auch im TV, mich jedenfalls hat die Diskrepanz zwischen Kindsperson und künstlich überzuckertem Baumwollpflückergesang ordentlich erschreckt.
Die andere Thematik rennt bei mir offene Scheunentore ein. Ohne die Geschlechter gegeneinander ausspielen zu wollen - seit Jahren sehe ich insgesamt gut selbstbewusste Mädchen, die die Sonderpreise in Musik und Physik abräumen, und heftig taumelnde Jungen, die um den Schulverbleib kämpfen. Mädchen, die mit ihrem Lillifee-Schulranzen zum Karate gehen, Fußball spielen und sich gegenseitig Zöpfe flechten - während bei den Jungs zwischen Computervereinsamung und aggressivem Gangsta-Gehabe zeitweise nicht viel zu gehen scheint. Ich gönne das den Mädchen von Herzen, würde mir aber eben nicht nur Frauen- und Mädchenbeauftragte sowie "Computerkurs für Mädchen", "Selbstverteidigung für Mädchen" etc. wünschen, sondern entsprechende Angebote auch für Jungen, die es auf ihre Weise ganz schön schwer haben. "Zwangsheirat und Prinzessin Lillifee-isierung" gibt es sicherlich, "mutig" sind diese ewigen Grips-Theater-Szenarien tatsächlich nicht.
Die andere Thematik rennt bei mir offene Scheunentore ein. Ohne die Geschlechter gegeneinander ausspielen zu wollen - seit Jahren sehe ich insgesamt gut selbstbewusste Mädchen, die die Sonderpreise in Musik und Physik abräumen, und heftig taumelnde Jungen, die um den Schulverbleib kämpfen. Mädchen, die mit ihrem Lillifee-Schulranzen zum Karate gehen, Fußball spielen und sich gegenseitig Zöpfe flechten - während bei den Jungs zwischen Computervereinsamung und aggressivem Gangsta-Gehabe zeitweise nicht viel zu gehen scheint. Ich gönne das den Mädchen von Herzen, würde mir aber eben nicht nur Frauen- und Mädchenbeauftragte sowie "Computerkurs für Mädchen", "Selbstverteidigung für Mädchen" etc. wünschen, sondern entsprechende Angebote auch für Jungen, die es auf ihre Weise ganz schön schwer haben. "Zwangsheirat und Prinzessin Lillifee-isierung" gibt es sicherlich, "mutig" sind diese ewigen Grips-Theater-Szenarien tatsächlich nicht.
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