Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Montag, 11. März 2013
20 Wollsockentage
nnier | 11. März 2013 | Topic Brainphuq
Kümmelpest mit schartigem Grind
Geschlagenheit
Schwitzewallungen
Kübelkeit
Frostulsionen
Hustenwurf
Ausfluenza
Zuckbeschwerden
Intubationszeit
Bader-Meinhof-Wanne
Blutdruckmesse
Mutti Vitamin
Ritalin C
Frisch erpresst
Zwei Arztermin und viel Betruhe
Pimpfausweis
Kropfweh
Erkältungsbart
Heißausbruch
Zylonentee

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Freitag, 4. Januar 2013
Merkel und der Fotzenbonus
nnier | 04. Januar 2013 | Topic Brainphuq
Das ist ja nicht von mir, das hat ja der seltsame Mann gesagt, der da seit ein paar Monaten durch die Gegend rennt und sagt: Ist doch meine Sache, womit ich mein Geld verdiene, ihr Loser, und ich will Helmut Schmidt sein, und als Kanzler verdienst du ja praktisch kaum was, und der Kubicki z.B. ist eine coole Sau trotz rosa Hemden und disst ständig seine Partei und der verdient aber hallo, und wenn ich jetzt trotzdem nicht gewählt werde: Ich kann mir schließlich keine Titten wachsen lassen, selber Schuld, werde ich eben Sparkassendirektor. Mir ist übrigens soziale Gerechtigkeit sehr wichtig und speziell die Rechte der Frauen.

Manchmal erinnere ich mich an die Zeit, in der Franz Josef Strauß in Gestalt eines Fernsehers in der Bonner Runde saß. In dieser beigebraunen Umgebung saßen Vertreter der drei Parteien und aus München zugeschaltet FJS, man hätte den Fernseher eigentlich noch auf eine Puppe montieren können, aber auch so war es eindrucksvoll genug. Ich habe mir das immer sehr gerne angesehen. Meine Freunde fanden Politik langweilig, ich aber schaute mir jede Wahlberichterstattung an und fieberte bei den Prognosen mit und bei den Hochrechnungen und Gewinnen und Verlusten und Mandatsverteilungen und vorläufigen Endergebnissen und erdrutschartigen Verlusten und Wählerwanderungen und alten und wohl auch neuen Ministerpräsidenten, die dann Blumen überreicht bekamen und das ist eine bittere Stunde für die Sozialdemokratie.

Das alles ist natürlich passé, und ich weiß nie so richtig, ob mein Kinderkopf die Welt damals bloß einfacher gestrickt hat oder ob wirklich alles komplizierter geworden ist. Vielleicht sind es ja nur rückblickende Vereindeutigungen: Aber es schien tatsächlich um sozialkulturelle Richtungs­entscheidungen zu gehen, das machte die Wahlen ja so spannend, Dregger erzählt vom Krieg, Börner muss mit den Grünen, Lambsdorff schwingt die Wirtschaftspeitsche, die Gewerkschaften sind entsetzt, da boten sich bei allem Geheule über "die Politiker" und bei allem Frust über die Grenzen der repräsentativen Demokratie doch deutlich unterschiedliche Ideen, Ziele und Gesellschaftsentwürfe zur Wahl.

Kann natürlich sein, dass ich im Lauf des Lebens schlicht abstumpfe: Fußball interessiert mich schließlich auch nicht mehr. Und so laufen junge Herren in bunten Hosen hin und her, und so findet auch auf der politischen Bühne eine Castingshow statt: Schon lustig, wie die Merkel den adligen Blender losgeworden ist, und wie die Schavan so triumphierend auf das Handy geschaut hat, und nun zerlegt es sie selber, und wie sie den Röttgen abgesäbelt hat: Respekt, und wie sie sich das Lachen verbeißt, wenn die anderen mit einem "Kanzlerkandidaten" ankommen, chrr-hrr-hrr, und wie sie ihre Zweit- und Drittkarrieren vorbereiten, man will ja schließlich Heu einfahren und einen Beraterposten ergattern oder Vortragsreisender werden. Entscheidungen werden anderswo getroffen, verstehen kann man sie eh kaum noch, also bin ich hauptsächlich gespannt, ob sie diese junge Familienministerin drinlassen oder rausschreiben, die kommt immer so ein bisschen different rüber, aber ich stehe ja auf sowas.

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Samstag, 10. November 2012
Laptop und Lederhosen
nnier | 10. November 2012 | Topic Brainphuq
Bauernregel:
Verliert im Augustn der Bauer die Hose
War gewiss schon im Juli das Gummiband lose

(MAD wie es tönt und stöhnt, 1981)

Neulich, auf dem Rückweg, hatte ich schon ein ganzes Weilchen im Zug gesessen. Die Grenze nach Deutschland war noch nicht lange überschritten, da formte sich im Unbewussten ganz langsam eine Erinnerung. Ich war ja innerlich noch weit weg, ich hing dem allen ja noch ein wenig nach.



Zwar hatte ich bereits eine Nacht in der Zivilisation verbracht und mich mehr schlecht als recht an die Gegenwart anderer Menschen gewöhnt. Etwas aber irritierte mich zusehends, und das war nur zum Teil die Geräuschkulisse. Je länger ich in diesem Zug saß, je näher ich der großen Stadt kam, desto aufdringlicher wurden die Erinerungsfetzen. Woran lag das bloß?

"Alles voller Titten!", erkannte ich plötzlich, hatte es hoffentlich nur halblaut ausgesprochen und kam mit den Gedanken kaum hinterher.

Ich war zuvor noch nicht oft in München gewesen. Einmal 1989, im Oktober, da hatte ich zwar keine Tickets, war aber jung und hoffnungsvoll. Das andere Mal war ebenfalls kalt und grau. Ein paar Jahre waren vergangen, die Hoffnung auch. Wir waren innerdeutsch per Flugzeug angereist, ein Schwachsinn, dann fuhren wir mit U-Bahn oder Taxi nach Neuperlach und zogen unsere albernen Rollkoffer hinter uns her, deren Rädchen auf dem vereisten und mit Split gestreuten Bürgersteig ständig blockierten. All das war völlig hoffnungslos, und wir betraten ein riesiges Zweckgebäude, bekamen Zugangskärtchen und fuhren hoch, schlossen unsere Laptops an und warteten, bis die Zeit verging.

Meist fuhren wir gar nicht in diese, sondern in eine andere Stadt, aber die geklonten Businessmenschen aus Neuperlach waren trotzdem immer dabei, und zwischen allem Kick-Off und Code Walk-Through und Hot Spot Compiler begann ich mich an der Vorstellung zu wärmen, dass die smarten Softwareentwickler und Projektmanager mit ihren Anzügen und Mobiltelefonen plötzlich zur Brotzeit riefen. In diesen deprimierenden Momenten mit Telkos und Travel Arrangements zog ich immer öfter die Phantasie heran, dass der dynamische Dr. Sowieso mit dem stahlgrauen Maßanzug und den gelaserten Koteletten einen Tirolerhut aufsetzt, mit den Händen vor den Knien hin- und herwischt oder im Besprechungsraum um eine kurze Pause zum Platteln bittet.

Zur Chiffre für diese bis zum Exzess ausgereizten Szenarien wurde ein ganz bestimmtes Melodiefragment, und zwar dieses:

Ta - ta - ta - taaaaaa, ta - ta, ta-ta-ta-ta-ta, ta-ta-ta-ta-ta-ta, ta-ta-ta-ta-ta-ta, taaaaaa ta - ta, ta-ta-ta-ta-ta, ta-ta-ta-ta-ta-ta ta,

das kennen Sie bestimmt auch.

Wenn die Zeit nicht vergehen wollte, oder im Taxi, oder im Aufzug, oder auf dem Weg ins Meeting, linderte es zuverlässig den Schmerz, die ersten Töne dieses wunderbaren Liedchens so leise wie möglich zu summen, so dass bloß der Leidensgenosse es hören sollte: Ta - ta - ta - taaaaa ...

Das reichte ja schon, denn der tröstende Film im Kopf lief sofort an, wenn sie einen ins distinguierte Whisky-Lokal führten, damit man nicht mal abends seine Ruhe hatte: Guten Abend, Herr Sowieso, darf ich Ihren Mantel nehmen, der Clubbereich ist selbstverständlich reserviert, zum Einstieg empfehle ich den 98er Ardbeg, und für Ihre Gäste mach ma zerst amoi a zünftige Musi, nehmen'S Ihre Tuba bittschön, oans, zwoa: Ta - ta - ta - taaa ...

"Was man nicht alles mit ansehen muss!", empörte ich mich in meinem Bahnsitz, als das nächste erschütternde Dekolleté an mir vorbeigetragen wurde und mich aus meinen Erinnerungen riss. Und immer stieß ich mir den Kopf! Die Dirndl-Dichte nahm zu, das ließ sich nicht leugnen und wirkte durchaus seltsam im ICE zwischen all den Laptops und Anzügen - und dazu drängte sich immer stärker dieses Ta - ta - ta - taaa in mein Bewusstsein, fast unwiderstehlich.

Ich musste mich regelrecht zur Ordnung rufen: Nein, das versteht die junge Frau mit dem zu engen Oberteil vermutlich nicht auf Anhieb, wenn du jetzt aufstehst und dieses Lied anstimmst. Sie kennt womöglich nicht einmal die MAD-Cassette! Außerdem ist der Gang zwischen den Sitzen viel zu eng, um die Knie gegeneinander­zuschlagen und mit den Händen darauf hin- und herzufahren. Und ihr Gefährte mit dem kurzen Hals, dieser Stämmige, mit den Kniestrümpfen und der Lederhose, der so ein rotes Gesicht hat, ob der ein kompatibles Humorverständnis aufweist, wenn du in Pseudobayerisch deine "Bauernregeln" aufsagst? All das ist im übrigen ein dummes Klischee, schau dich um, das sind ein paar Prozent!, wahrscheinlich Zufall!, die meisten hier sehen doch völlig normal aus.

Ich verdrängte also die albernen, kindischen und klischeehaften Gedanken, räusperte mich innerlich mehrmals kräftig und nahm mir vor, die zwei Stunden Umsteigezeit zu nutzen, um ein wenig die Stadt zu erkunden. Ich hatte sie ja kaum noch in Erinnerung, und was sollte ich im Bahnhof, und jetzt benimmst du dich gefälligst erwachsen und gehst ein paar Eindrücke sammeln, gerade um den Bahnhof herum kann man eine Stadt ja sehr gut kennenlernen.

Dann stieg ich aus.











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Montag, 5. November 2012
Fanta sien
nnier | 05. November 2012 | Topic Brainphuq


Nehmen wir das mit der Fanta: Da entdeckte ich eines Tages, wie unglaublich gut mir diese süße Orangenlimonade aus der braungeringelten Glasflasche schmeckte, schon phantasierte ich davon, in meinem Kinderzimmer drei Wasserhähne zu haben: Einen für Fanta, einen für Cola, einen für Sprite. Ich quatschte begeistert drauflos und erzählte in allen Einzelheiten, wie ich mir das vorstellte. In der folgenden Nacht hatte ich einen intensiven Traum: Ich saß in einem (meinem?) Zimmer, das bis zur Decke mit Fanta gefüllt war, konnte hemmungslos trinken und pinkeln und dabei friedlich durch die orangefarbene Unterwasserwelt gleiten.



Die elektrische Eisenbahn fuhr in meiner Phantasie nicht auf dem Fußboden im Kreis herum. Sie schraubte sich in einer Ecke meines Zimmers in Wendelschleifen bis knapp unter die Decke, wo schmale Regalbretter an der Wand befestigt waren, auf denen die Bahn entlangratterte bis zur nächsten Ecke, dort spiralig wieder herunter bis auf den Schreibtisch, wo sie ein paar Kurven nahm, um dann über den Kleiderschrank und unter dem Bett hindurch mein Zimmer durch einen (noch zu schlagenden) Durchbruch in der Wand zu verlassen und im Flur über die Bücherregale hin zum Sockel der Treppe und von dort in die andere Etage weiterzufahren, wo das Ganze erst richtig losgehen sollte.



Vor langer Zeit betrat ich das Haus eines Herrn, der per Annonce irgendwelches Aquarien­zubehör angeboten hatte. In seinem Wohnzimmer stand ein riesiges Becken, bestückt mit aufwendigster Technik und voller Schmetterlings­buntbarsche, die sich in einem riesigen, durchlöcherten Stein verbargen und hervorgeschossen kamen, als es Futter gab. In anderen Teilen der Wohnung gab es weitere Becken, ich zählte insgeamt sechs Stück und fragte nach Kosten und Arbeitsaufwand. "Das ist nun mal mein Hobby, ich find's einfach total geil, und jetzt zeig ich dir mal was", meinte der Herr, führte mich zum Badezimmer und wies auf eine achteckige Spezialanfertigung direkt neben dem WC, ein hohes, schlankes Becken, in dem exotische Fische durch eine bemerkenswert algenfreie Pflanzenwelt glitten.



Einen Hang zur Übertreibung kann ich nicht ganz leugnen, es ging ja so weiter: Wenn mir etwas gefiel, z.B. die Musik einer Band, konnte ich mich ziemlich schwer beherrschen. Da überspielte ich mir natürlich keine Platten auf Cassette, sondern kaufte alle LPs und danach die Singles und dann die ausländischen Pressungen und dann die Kompilation, auf der kein einziges neues Lied war.



Und noch heute, wenn ich im Urlaub bin, ruft es in mir: Hier will ich auch eine Hütte haben! Und dann für immer hierbleiben! Alles andere will ich gar nicht mehr haben! Ich würde das sofort alles eintauschen!



Es gibt inzwischen eine zweite Bewusstseinsschicht in mir, die sich gelegentlich meldet und sagt: Man muss nicht alles gleich haben. Sei doch froh, dass du ab und zu hinfahren kannst. Schau, du musst dich um nichts kümmern, kein Dach abdichten, keinen Zaun herrichten, dir nicht einmal Gedanken darum machen - du bist hier ein Fremder und nur Gast, das hat auch große Vorteile, denn es erwartet niemand etwas von dir. Wer hier wem etwas gönnt oder übelnimmt oder mit wem warum verfeindet ist, bekommst du gar nicht mit und muss dich auch nicht interessieren, denn du bist ein Fremder und bald wieder weg.



Ich lese ab und zu die begeisterten Berichte der Hobbyisten: Ganze Häuser werden da statisch an ihre Grenzen gebracht, es fließen minütlich hunderte Liter Wasser durch irgendwelche Rohre, sie werden von der Zentralheizung mit erwärmt, all das ist völlig ausgeklügelt, und irgendwo ist ein ganzes Zimmer mit dicken Plexiglaswänden abgedichtet, darin schwimmen ein paar Fische.



So gesehen kann ich froh sein, dass ich nicht als junger Facharbeiter über Tarif bezahlt worden bin, sonst hätte ich vielleicht einen Golf GTI mit einer High-End-Anlage ausgestattet und den Motorraum von innen verchromt.



Oder ein eigenes Fantazimmer.



Aber so eine Hütte da oben

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Donnerstag, 1. November 2012
Yield the Blasenfilter
nnier | 01. November 2012 | Topic Brainphuq
Manchmal stelle ich mir das noch so wie früher vor - zum Beispiel, wenn man mit der Bahn fahren will: Man befragt eine (meinetwegen elektronische) Auskunft, bekommt die passenden Angebote angezeigt, wählt eines aus und bezahlt. Falls man im Besitz einer Bahncard ist, zahlt man entsprechend weniger.

Hahahahaha! Es ist natürlich ganz anders. Man wird nämlich zuerst gefragt, ob man so eine Bahncard hat, und dann zeigt einem das System nur die Angebote, die es einem zeigen möchte. Hat sich jemand überlegt: Ich fahre viel mit der Bahn, leiste mir eine Bahncard 50 und muss also für jede Fahrt nur die Hälfte zahlen - dann kann es sein, dass ihm bestimmte Angebote vorenthalten werden. Irgendwo spielt ein Algorithmus mit hinein, der sagt: Lass den mal seine 50% vom Normalpreis zahlen, wenn er übernächste Woche von Flensburg nach Freiburg fahren will, und zeige ihm nicht das Kontingent an Sparpreistickets für genau diesen Zug! Die bietest du nur anderen Leuten an.

Ein erfahrener Bahnkunde berichtete mir davon, dass er dieses ausgiebig durchgetestet habe. In seinen Kreisen ist man derzeit der Ansicht, dass eine bestimmte Bahncard ("25er, 1. Klasse") momentan die besten Ergebnisse erbringe. Und natürlich sind wir immernoch in einer frühen, eher primitiven Phase der Realitätsdifferenzierung.

Mein Informant jedenfalls musste lediglich mehrmals dieselbe Verbindung abfragen, bezüglich der Bahncard gab er dabei einmal dieses, einmal jenes an - und bekam reproduzierbar die unterschiedlichen Angebotslisten. Die Filterblase ist demnach noch sehr undicht und kann mit simplen Tricks getestet (und bei genügend Wissen auch überlistet) werden. Dennoch merke ich immer wieder, dass ich noch zu oft in dieser naiven, längst überholten "Auskunft"-Metapher denke: Als liefere eine Suchmaschine wie g**gle auf dieselbe Anfrage von Person A und Person B ein identisches Ergebnis!

Gibt man bei der Suche nach Flügen, so las ich kürzlich irgendwo, einen unscharfen Zeitraum ein, so geht die dahinterliegende Logik davon aus, dass man ein flexibler Reisender ist, dem der genaue Termin nicht so wichtig ist. Man muss ihm folglich günstige Preise bieten, damit er nicht woanders bucht (oder ein anderes Reiseziel wählt) und zeigt also bestimmte, günstige Flüge an. Sucht jemand dagegen exakt einen dieser Flüge, wird dieser für einen wesentlich höheren Preis angeboten: Der Suchende ist ja offenbar auf die Verbindung angewiesen und kann entsprechend besser abgemolken werden.

Wie gesagt sind das noch Anfänge. Yieldmanger und andere Gehirnmanipulatoren bekommen aber heute schon Erektionen, wenn sie sich die künftigen Möglichkeiten bewusst machen: Da brauchen wir gar nicht erst von den Eintrittskarten für Konzerte zu sprechen, die so verkauft werden sollen, dass der beinharte Fan so viel wie möglich zahlt, während zur selben Zeit Tickets bei Gr*upon verramscht werden. Das alles findet ja längst statt.

Aber man muss ja nicht jedem dieselbe Information in seine erweiterte Realität einblenden, da lotsen die Navigationssysteme in der Windschutzscheibe mal so und mal anders, da wissen sie längst, wie du tickst und wo deine Grenze verläuft, und wenn du meinst, dass du nur ein neues Browsertab öffnen und etwas anderes eingeben musst, erkennen sie dich und schmunzeln: Netter Versuch! Gleich nimmt er das Handy seiner Freundin und probiert's noch mal, wetten? Ah, da isser schon.

Dich aber kann keiner austricksen. Du weißt, dass sie dich am Rhythmus deiner Tastatureingaben erkennen, du unterläufst die Stimmerkennung mit Helium und suchst regelmäßig nach zufälligen Begriffen aus dem Wörterbuch. Sehr gut! Und dir ist völlig klar, dass nur dir dieser Beitrag angezeigt wird. Die anderen lesen gerade was über den "Teint", da dachte der nnier früher immer, das sei ein Körperteil: "Sie hatte einen wunderschönen Teint", und er wusste damit nichts anzufangen, davon erzählt er gerade, und wie sein Freund A. mal was vom "Teng" gesagt hat. Das übliche Blabla halt. Du musst dir dieses Blog mal mit einem Android-Smartphone aus dem D2-Netz angucken, wenn du nicht bei Faceb**k eingeloggt bist - du glaubst nicht, was da für ein Zeug steht manchmal!

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Sonntag, 12. August 2012
Sofort reich in Rente
nnier | 12. August 2012 | Topic Brainphuq
Dieses wird mir regelmäßig per E-Mail von wohlmeinenden Anbietern vorgeschlagen; und ich frage mich gelegentlich, warum ich noch nicht darauf eingegangen bin.

Neulich z.B. hatte ich irgendwas am Ohr, hörte mit dem einen Ohr nicht ganz so gut wie mit dem anderen, also ließ ich das mal lieber checken und lag schon kurz darauf teilentkleidet auf einer dieser fahrbaren Liegen unter einem frischen, weißen Laken. Der freundliche Arzt erläuterte anhand einer Zeichnung, die er schnell aufs Blatt strichelte, die zirkuläre Schnittführung rund um beide Ohrmuscheln, die man dann im ganzen abnehmen und durch haltbare Kunststoffexemplare ersetzen würde.

Wohl hatte ich unterschrieben und der verbindliche Herr war als Kieferchirurg meiner Tochter bislang auch nicht negativ aufgefallen, doch war mir der Gedanke an gefühllose Gummimuscheln in Graubeige dermaßen unbehaglich, dass ich mich räusperte und gegen großen inneren Widerstand zu sprechen begann:

"Ich mache so etwas normalerweise nicht, das müssen Sie mir glauben. Die Schwester vorne beim Unterschreiben hielt es wohl auch nicht für nötig, auf dieses hinzuweisen. Doch war mir bislang nicht bekannt, dass bei dieser Art des Eingriffs das Außenohr komplett geopfert werden muss. Ich würde deshalb gerne auf die Operation verzichten, wenn das möglich ist."

Leicht erstaunt, aber nachsichtig lächelte der Mediziner, "Wir zwingen hier keinen!", und unterschrieben hatte ich ja, das wusste er und das wusste ich, das Geld hatte er demnach sicher und schlurfte vorwurfslos in den Gang, durch den ich gleich darauf hinwegrannte, teilbekleidet, in entgegengesetzter Richtung.

Solche Träume haben vielleicht damit zu tun, dass man im täglichen Rattenrennen immer versucht, mit der Nase über Wasser zu bleiben: Man verliert auf dem Markt einen frisch gezogenen Geldschein und kauft zum Ausgleich 18 Flaschen Flüssigwaschmittel "Black" für die nächsten Jahre im Sonderangebot. Ich meine, die wollen dir die Ohren abschneiden - und du denkst über Geld nach! Bzw.: Sogar im Traum ist dir sehr bewusst, dass du nur deshalb noch von der Liege hüpfen kannst, weil du sowieso bezahlst.

Ich gönne mir gelegentlich eine individuelle Gesundheitsleistung und habe für die nächsten Jahre einen monatlichen Posten auf dem Kontoauszug, der damit zu tun hat, dass eine kieferorthopädische Behandlung im Familienkreis mit besonders guten Materialien und Methoden erfolgen soll. Grundsätzlich sehe ich ein, dass nicht alle von allem alles haben können, ich habe kein Problem mit einer Praxisgebühr, auch wenn die existierende Regelung lächerlich ist und nur Aufwand erzeugt.

Aber jetzt werden die ganzen alten Gruselvisionen wahr, jetzt handeln sie mit Organen und sind clever und führen Angebot und Nachfrage zusammen, sie kommen billig an ihre Rohstoffe und fliegen mit einer Niere im Koffer zum solventen Kunden, warum sollte es auch anders sein, Naturgesetz, die einen nennen es Yin und Yang, die anderen Angebot und Nachfrage, und das mit den Träumen ist ja nur nachts.

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Mittwoch, 2. Mai 2012
Memento Lamento
nnier | 02. Mai 2012 | Topic Brainphuq
Heute ist Mittwoch, nicht Montag. Heute
ist Mittwoch, nicht Montag. Heute ist
Mittwoch, nicht Montag. Heute ist Mittwoch,
nicht Montag. Heute ist Mittwoch, nicht
Montag. Heute ist Mittwoch, nicht Montag.

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Mittwoch, 29. Februar 2012
Du wirkst immer so ausgeglichen
nnier | 29. Februar 2012 | Topic Brainphuq


Du strahlst so eine innere Ruhe aus.
Du kommst echt entspannt rüber.
Du scheinst dich gut erholt zu haben.

Du lässt dich nicht so schnell provozieren.
Du redest respektvoll mit den Leuten.
Du hast dich nicht aus der Ruhe bringen lassen.

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Dienstag, 13. Dezember 2011
Überstumpfes Dreieck
nnier | 13. Dezember 2011 | Topic Brainphuq
Auf meinem Taschenrechner gab es diese merkwürdigen Tasten: sin | cos | tan. Ich drückte drauf und freute mich über die lustigen Ergebnisse, die mir so zufällig erschienen, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Es ist der blinde Fleck, der Bruch in meiner Mathebiografie, ich weiß nicht, ob es das Halbjahr war, in dem mir der Blinddarm rausgenommen wurde und ich insgesamt viel fehlte, aber auch später hat keine dieser schönen Visualisierungen mit dem rotierenden Radius mir dauerhaft geholfen, den nagenden Komplex gegenüber diesen fucking Winkelverhältnissen zu überwinden.

Es ist ein seltsames Gefühl von Eingeschränktheit, manchmal geradezu von geistiger Behinderung, und eine Zeitlang meinte ich, das habe mit meiner generell nur schwach ausgeprägten Begeisterung für Geometrie zu tun. Mit dem Zirkel so Dinge konstruieren, das Geodreieck exakt anlegen und dann doch damit kämpfen müssen, dass der Zirkel während einer Umdrehung die Schenkel langsam spreizt oder der Druckbleistift ein Loch ins Millimeterpapier knackt - nein, danke, dieses hoffnungslose Gewische mit dem abgebrochenen Radiergummi auf knüllig werdendem Untergrund war meine Sache nicht, ein Reinzeichner war ich sowieso nie und fühlte mich in der Zahlenwelt viel wohler.

Ja, ich weiß, und ich spüre es beim Fahrradfahren, ich kann mir diese Sinuskurve auch wunderbar vorstellen, schon klar!, bloß welche Seite da mit welcher in Beziehung gesetzt wird und wann 1 rauskommt und wann 0, und dass der cos bloß ein phasenverschobener sin ist, all das muss ich mir jedes Mal mühevoll herleiten und bin dann trotzdem noch so unsicher, dass ich lieber nachschaue, so als hätte ich nie das Einmaleins gelernt und müsste jede kleine Multiplikation immer neu durchführen. Ein Graus.

Es war ein schlimmes Gefühl, damals, als ich so viel verpasst hatte und wiederkam und unser eigentlicher Mathelehrer für längere Zeit ausfiel: Da stand die Deutschlehrerin und wollte die Grundlagen für Gleichungen und Umformungen vermitteln, ich saß da wie in einem fremden Universum, in dem gewohnte Regeln nicht mehr galten, da waren plötzlich so senkrechte Striche neben den Gleichungen, daneben stand "-3" oder ":2", ich fragte dann immer wieder: Ist das so was wie Plus und Minus, und mit herablassendem Lächeln erzählte sie mir zum fünften Mal von der Waage, bei der man auch rechts drei Äpfel herunternehmen muss, wenn man man das links getan hat. Ich hätte verzweifeln können und merkte zum ersten Mal, wie es ist, wenn man ein ganzes Thema nicht versteht, bei Mathe ist das schlimm, denn es kommt alles wieder, alles baut ja aufeinander auf, und das Gefühl, dass plötzlich ein Zug ohne mich abfährt, quälte mich lange, bis endlich der Mathelehrer wiederkam und mir sagte: Na, das ist doch einfach das, was du auf beiden Seiten der Gleichung machst, so etwas Einfaches!, ich hätte laut auflachen können.

Der zauberhafte Thaleskreis, Onkel Pythagoras, Innenkreise, Außenkreise, Schwerpunkte: Ich kann das runterrattern, ich sehe das vor mir, ich plaudere charmant über Mittelsenkrechte, Winkel- und Seitenhalbierende, kaum dass eine Zwölfjährige "Dreieck" sagt, BLOSS DASS ICH TRIGONOMETRIE VOLL BLÖD FINDE, WEILS HALT EBEN BLÖD IST, UND WOZU SOLL DAS ÜBERHAUPT GUT SEIN, und ich habe mir fest vorgenommen: Diesmal will ich gut aufpassen, wenn sie das Thema bekommen.

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Donnerstag, 10. November 2011
Blauenbeauftragter
nnier | 10. November 2011 | Topic Brainphuq
Sagt mal, von wo kommt ihr denn her?
Ihre Frage grenzt aus. Sie impliziert, dass wir nicht hierhergehören.
Sehen alle da so aus wie ihr?
So wie alle Europäer gleich aussehen. Für Asiaten. Sie konstruieren die Differenz, nach der Sie fragen.
Soll ich euch ein Lied beibringen?
Es handelt sich vermutlich um eine rhetorische Frage.
Ich kenn ein Lied mit nem tollen Chor.
Den appellativen Charakter dieser scheinbaren Selbstkundgabe betrachten wir als unangemessen.
Der Flötenschlumpf fängt an.
Na bitte: Da haben wir's! Und wenn nicht, hm!?

Warum seid Ihr Schlümpfe klein?
Es gibt eine erhebliche interindividuelle Varianz auch in Bezug auf die Körpergröße.
Nehmt ihr die Mützen mit ins Bett?
Ich möchte Ihr folkloristisches Weltbild ungern ins Wanken bringen.
Habt ihr auch Schulen in Schlumpfhausen?
Sie tun hier ganz naiv und wollen Ihre Ignoranz als Neugier tarnen.
Was mögt ihr am liebsten tun?
La la lallalallalallalalla, la la lallalallalallalalla.

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