nnier | 13. Februar 2013 | Topic Margaretha
Es gibt ein paar Nachteile: Manchmal z.B. sitze ich zu Hause herum und verplempere sinnlos Zeit. Computerspiele, ich bitte Sie!
Aber der Kopf wird so schön leer. (Wie oft man ganz ernsthaft zu sich sagen kann: Nur noch ein Versuch.)
Etwas jedenfalls hat sich geändert, und das merke ich schon eine ganze Weile: Ich gehe gerne zur Arbeit.
Diesen unspektakulären Satz hätte ich in meinem bisherigen Leben nicht aussprechen können. Ich war zufrieden, wenn es irgendwie erträglich war, und oft war es das nicht. Ich ging mit größtmöglicher innerer Distanz da hin, war zu Tode gelangweilt und trotzdem erschöpft, wollte mir das alles vom Leibe halten, sah keinen Ausweg, konnte mich selbst nicht leiden, schaffte den Absprung nicht, da mussten die Umstände sich noch mal drastisch verschlimmern, bis ich endlich die Reißleine zog, deshalb: Danke, krankes Arschloch, sonst wäre ich heute noch da.
Fürs Bloggen war's ideal. Ab dem Moment, als ich mich innerlich verabschiedet hatte, staunte ich darüber, was man während der Arbeit alles machen kann. Gegenüber im Gebäude saß eine Frau, die spielte jeden Tag von früh bis spät dieses eingebaute Kartenspiel von Windows. Das konnte ich mir nicht erlauben; aber ein kleines Browserfenster unten am Bildrand, ein schnell in den Texteditor kopierter Blogartikel, die wertvolle Tastenkombination Alt+Tab, so ließen sich diese endlosen Vormittage irgendwie herumbringen, denn ich hatte schon auf halbtags reduziert. Einen Blogartikel vorformulieren, ihn sich selber per Mail senden, massenhaft andere Blogs lesen, kommentieren, ständig nachsehen, ob jemand geantwortet hat. Sich richtig Zeit lassen, über ein Thema meditieren, Formulierungen kommen und gehen lassen, Assoziationen abspulen, innere Listen erstellen, manchmal fügte sich der Artikel schon auf dem kurzen Fahrradweg nach Hause, schnell noch ein paar Fotos dazu, wieder einen schönen Beitrag verfasst.
Es gab eine Veränderung, der folgte eine langsame Entwicklung, es war OK, es nervte wenigstens nicht, man musste wenigstens nicht drüber nachdenken, es war wenigstens kein Kloß im Hals, was ist dagegen Geld. Ich habe ein weiches Bett, kann mir Pfannkuchen machen, habe eine Dusche und sauberes Trinkwasser. Dann eben so!
Inzwischen denke ich drüber nach, nehme die Dinge in die Hand, bleibe länger, mir fällt am Wochenende was ein, dieses ist wichtig und jenes muss noch schnell erledigt werden, und das nervt nicht, das macht sogar oft Spaß. Erfahrungen, die hätte ich mal vor 20 Jahren machen müssen.
Bloß dass ich manchmal den Kopf leermachen muss.
Ich gehe gerne zur Arbeit. Und Sie müssen's jetzt ausbaden.
Aber der Kopf wird so schön leer. (Wie oft man ganz ernsthaft zu sich sagen kann: Nur noch ein Versuch.)
Etwas jedenfalls hat sich geändert, und das merke ich schon eine ganze Weile: Ich gehe gerne zur Arbeit.
Diesen unspektakulären Satz hätte ich in meinem bisherigen Leben nicht aussprechen können. Ich war zufrieden, wenn es irgendwie erträglich war, und oft war es das nicht. Ich ging mit größtmöglicher innerer Distanz da hin, war zu Tode gelangweilt und trotzdem erschöpft, wollte mir das alles vom Leibe halten, sah keinen Ausweg, konnte mich selbst nicht leiden, schaffte den Absprung nicht, da mussten die Umstände sich noch mal drastisch verschlimmern, bis ich endlich die Reißleine zog, deshalb: Danke, krankes Arschloch, sonst wäre ich heute noch da.
Fürs Bloggen war's ideal. Ab dem Moment, als ich mich innerlich verabschiedet hatte, staunte ich darüber, was man während der Arbeit alles machen kann. Gegenüber im Gebäude saß eine Frau, die spielte jeden Tag von früh bis spät dieses eingebaute Kartenspiel von Windows. Das konnte ich mir nicht erlauben; aber ein kleines Browserfenster unten am Bildrand, ein schnell in den Texteditor kopierter Blogartikel, die wertvolle Tastenkombination Alt+Tab, so ließen sich diese endlosen Vormittage irgendwie herumbringen, denn ich hatte schon auf halbtags reduziert. Einen Blogartikel vorformulieren, ihn sich selber per Mail senden, massenhaft andere Blogs lesen, kommentieren, ständig nachsehen, ob jemand geantwortet hat. Sich richtig Zeit lassen, über ein Thema meditieren, Formulierungen kommen und gehen lassen, Assoziationen abspulen, innere Listen erstellen, manchmal fügte sich der Artikel schon auf dem kurzen Fahrradweg nach Hause, schnell noch ein paar Fotos dazu, wieder einen schönen Beitrag verfasst.
Es gab eine Veränderung, der folgte eine langsame Entwicklung, es war OK, es nervte wenigstens nicht, man musste wenigstens nicht drüber nachdenken, es war wenigstens kein Kloß im Hals, was ist dagegen Geld. Ich habe ein weiches Bett, kann mir Pfannkuchen machen, habe eine Dusche und sauberes Trinkwasser. Dann eben so!
Inzwischen denke ich drüber nach, nehme die Dinge in die Hand, bleibe länger, mir fällt am Wochenende was ein, dieses ist wichtig und jenes muss noch schnell erledigt werden, und das nervt nicht, das macht sogar oft Spaß. Erfahrungen, die hätte ich mal vor 20 Jahren machen müssen.
Bloß dass ich manchmal den Kopf leermachen muss.
Ich gehe gerne zur Arbeit. Und Sie müssen's jetzt ausbaden.
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venice_wolf,
Mittwoch, 13. Februar 2013, 21:01
Hier aus Istanbul, kann ich nur sagen: ich sage mir auch immer, es ist dal letzte Mal, dass ich scheinbar sinnlos auf dem Atlas auf und ab fliege, dann den ganzen Tag hermumrenne, verdammt viel spreche, verdammt viel gehe, verdammt viel in wilden Taxis durchgeschuettelt werde, spaet esse, spaet schlafen gehe, den naechsten Tag das gleiche und dann zuruek zu Punkt eins. Und dann passiert es wieder. und wieder. Das mag ein paar Mal lustig sein, vor allem wenn man jung ist, wird aber unendlich anstrengend im alter. Da muesste man nach ihren Berechnungen zum ausgleich 3 Tage lang Lady Bug spielen? Wo man doch so gerne einem Rohr zusieht, aus dem herrlich kaltes Quellwasser entspringt. Aber das kommt noch. Und ob es kommt.
Bestaetigen kann ich, das man beim Radfahren die besten, kuehnsten, klugsten Ideen bekommt. Und dann nur schnell stehenbleiben, und Stichwoerter aufschreiben, das macht sich schnell bezahlt.
Bestaetigen kann ich, das man beim Radfahren die besten, kuehnsten, klugsten Ideen bekommt. Und dann nur schnell stehenbleiben, und Stichwoerter aufschreiben, das macht sich schnell bezahlt.
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damals,
Freitag, 15. Februar 2013, 16:14
Meinen Glückwunsch! Natürlich hat das Leben jenseits von blogger.de Vorrang.
Trotzdem hoffe ich, dass wir ab und an noch einen Ihrer herrlich absurden Beiträge zu lesen bekommen (die jedenfalls mochte ich immer besonders) - immerhin bleiben Ihnen ja die Radwege zur Arbeit (da entstehen auch viele meiner Texte).
Trotzdem hoffe ich, dass wir ab und an noch einen Ihrer herrlich absurden Beiträge zu lesen bekommen (die jedenfalls mochte ich immer besonders) - immerhin bleiben Ihnen ja die Radwege zur Arbeit (da entstehen auch viele meiner Texte).
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nnier,
Sonntag, 17. Februar 2013, 19:38
Das eine will man, das andere hat man. Wir werden sehen, wohin das führt. Danke übrigens!
vert,
Dienstag, 19. Februar 2013, 18:46
Der Wechsel ist möglich!
wusst ichs doch.
(wie nett.)
wusst ichs doch.
(wie nett.)
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